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Veröffentlicht am 18.03.2018

Libellenschwestern

Libellenschwestern
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Ein furchtbares Verbrechen spielt sich ganz legal in Memphis, Tennessee in den 1930er Jahren ab. Kinder werden ihren leiblichen Eltern weggenommen, diese werden getäuscht oder bedrängt Sorgerechtsabtretungen ...

Ein furchtbares Verbrechen spielt sich ganz legal in Memphis, Tennessee in den 1930er Jahren ab. Kinder werden ihren leiblichen Eltern weggenommen, diese werden getäuscht oder bedrängt Sorgerechtsabtretungen zu unterschreiben, so dass die Kinder für viel Geld an reiche und prominente Leute adoptiert werden können.

Genau das geschieht auch Rill und ihren Schwestern und ihrem kleinen Bruder, als sie in ihrem Hausboot auf die Rückkehr ihrer Eltern warten, die sich gerade für eine anstehende Geburt in ein Krankenhaus begeben haben. Das Kinderheim, in das sie gebracht werden, wird für sie zur Hölle und nach und nach werden sie auch noch voneinander getrennt. Rill hat nur einen Wunsch: sich und ihre Geschwister aus diesem Alptraum zu befreien.

Viele Jahre später sieht sich Avery hineingedrängt in ein Leben in der Öffentlichkeit. Sie soll die politische Arbeit ihres Vaters übernehmen. Auf einer Veranstaltung in einem Pflegeheim lernt sie May kennen, eine alte Dame die ihr Libellenarmband wiedererkennt. Avery begibt sich auf eine Spurensuche durch die Vergangenheit um herauszufinden, was es mit den Libellen auf sich hat und wieso ihre Großmutter und May sich kennen.

Die Kapitel springen zwischen Rill und Avery und damit auch den Zeitebenen hin und her. Rills Abschnitte sind geprägt von Angst, Verzweiflung aber auch Hoffnung. Der Schreibstil wirkt sehr eindringlich und übermittelt dem Leser so die Gefühle der Protagonisten genauestens. Averys Abschnitte sind hingegen spannend und aufregend, man kann es nicht erwarten bis sie die nächste Spur auf ihrer Suche findet. Durch die wechselnden Abschnitte fliegt jede Seite nur so dahin.

Fazit: Eine unglaublich spannende und erschütternde Geschichte über ein dunkles Geheimnis in der amerikanischen Geschichte.

Veröffentlicht am 02.03.2018

Die Tore der Welt

Die Tore der Welt
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Der zweite Teil der Kingsbridge-Saga steht dem ersten in nichts nach.

Charaktere, die kaum tiefgründiger und authentischer sein könnten, eingebettet in eine zeitliche Ebene, in der uns jeder Aspekt ausführlich ...

Der zweite Teil der Kingsbridge-Saga steht dem ersten in nichts nach.

Charaktere, die kaum tiefgründiger und authentischer sein könnten, eingebettet in eine zeitliche Ebene, in der uns jeder Aspekt ausführlich beschrieben wird. Wir wachsen zusammen mit den Protagonisten, die zu Beginn noch in den Kinderschuhen stecken, auf und erleben, was es heißt in Zeiten des Mittelalters erwachsen zu werden und nach seinen persönlichen Zielen zu streben. Der Schauplatz ist auch hier wieder Kingsbridge, das seit dem Wirken von Prior Philipp eine angesehene Priorei ist.

Mit seinem eindringlichen und ausführlichen Schreibstil beschreibt uns Ken Follett hier die neue Ära die in Kingsbridge anbricht, das Aufstreben der kleinen Leute, jedoch gebeutelt vom Wüten der Pest und der Mächtigen. Die Rolle der Frauen, ihr Streben nach Respekt und Gleichberechtigung, das Auflehnen gegen alte Bräuche, Verrat und Treue sind nur einige der vielen Themen, die diese Geschichte mitbestimmen. Ken Follett schafft es wie kein Zweiter die Worte so zu Papier zu bringen, dass sie einem Bilder im Kopf heraufbeschwören, als wäre man beim Geschehen live und in Farbe dabei.

Eine wunderbare und würdige Fortsetzung von „Die Säulen der Erde“, die Lust auf mehr von Ken Folletts Werten macht.

Veröffentlicht am 18.02.2018

Zwei gute Töchter

Die gute Tochter
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Das Leben von Samantha und Charlie wird von einem Drama bestimmt, das sich in ihrer Kindheit abgespielt hat. Zwei Männer, die eine offene Rechnung mit dem Vater der Mädchen haben, stürmen in sein Haus, ...

Das Leben von Samantha und Charlie wird von einem Drama bestimmt, das sich in ihrer Kindheit abgespielt hat. Zwei Männer, die eine offene Rechnung mit dem Vater der Mädchen haben, stürmen in sein Haus, töten ihre Mutter und sehen es dann auf die beiden Mädchen ab. Obwohl beide die schreckliche Tat überleben, ist danach nichts wie vorher. Charlie wird wie ihr Vater eine erfolgreiche Rechtsanwältin, doch ihre Ehe scheitert und das Trauma steckt noch tief in ihr. Sam schirmt sich nach einer langwierigen Rehabilitation weitestgehend ab und zieht nach New York wo sie Patentanwältin wird. Die bleibenden körperlichen Schäden belasten sie jeden Tag. Erst als eine weitere Bluttat in ihrer Heimatstadt angerichtet wird, sieht sie sich gezwungen sich wieder ihrer Familie zuzuwenden.

Eine achtzehnjährige Schülerin hat in ihrer Schule zwei Menschen erschossen und ihr Vater soll die Angeklagte vertreten. In der selben Nacht wird er niedergestochen und schwebt in Lebensgefahr.
Im weiteren Verlauf erfahren wir durch Zeitsprünge mehr und mehr über den Tathergang vor über dreißig Jahren und verstehen warum Charlie und Sam so wurden wie sie heute sind. Die neuerliche Bluttat gibt ihnen einige Rätsel auf, denn die Täterin kannte weder die Opfer, noch wirkt sie wie eine typische Amokläuferin. Darüber hinaus beginnen Charlie und Sam, das Trauma, dass seither ihr Leben bestimmt aufzuarbeiten.

Bei einem Thriller mit über 600 Seiten hatte ich Bedenken über mögliche langwierige Ausflüge in die Gefühlswelt der beiden Mädchen und viel Gerede und Erörterung über psychologische Hintergründe. Diese Ängste wurden hier aber nicht erfüllt. Im Gegenteil war jede Seite für sich gesehen schon spannend und mitreisend. Beide Frauen reagieren oft mit starken Emotionen aber durch den flüssigen Schreibstil wirken diese Handlungsstränge damit sehr abwechslungsreich und aufbrausend. Sie geben den Beiden außerdem eine Persönlichkeit die beide für sich einzigartig und authentisch machen.

Ich bin mir nicht sicher ob Karin Slaughter es so beabsichtigt hat, aber durch die Tiefgängigkeit der Charaktere, beginnt man sofort Seiten zu beziehen und die einen mehr und die anderen weniger sympathisch zu empfinden. Diese Seite hat mir sehr gut gefallen, denn in vielen Büchern wird jeder Charakter so beschrieben, dass es nur die „Guten“ und die „Bösen“ gibt und man jeden leicht einer der beiden Seiten zuschreiben kann. So ist es hier absolut nicht. Jeder hat seine Fehler, die einen schlimmer die anderen leichtere, doch jeder hat auch eine verletzliche und menschliche Seite, die die Handlungen nachvollziehbar machen.

Alles in allem ein Thriller, den ich sehr genossen habe und mir mit jeder Seite Spannung und Unterhaltung geboten hat.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Ein Universum in 48 Stunden

Die Säulen der Erde
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Wie soll man eine so große und überwältigende Geschichte knappt zusammenfassen? Um es in einem Satz zu sagen: In Kingsbridge soll eine Kathedrale gebaut werden. Darum geht es während der gesamten Geschichte, ...

Wie soll man eine so große und überwältigende Geschichte knappt zusammenfassen? Um es in einem Satz zu sagen: In Kingsbridge soll eine Kathedrale gebaut werden. Darum geht es während der gesamten Geschichte, gibt aber nicht mal ansatzweise wieder, was in diesem Buch alles passiert.

Ich habe noch nie eine Geschichte gelesen (oder besser gesagt gehört) die so vielschichtig ist und in der ein Thema aus so vielen unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wird. Wie soll die Kathedrale gebaut werden? Wer ist der Baumeister? Wie kommt besagter Baumeister überhaupt zu dem Auftrag diese Kathedrale zu entwerfen und zu bauen? Wie wird das ganze bezahlt? Wo kommen die Materialien her? Wie baut man überhaupt eine Kathedrale? Und wie verteidigt man diesen langwierigen und kostspieligen Bau vor Vorgesetzten und Widersachern?

All das und noch viel mehr wird hier Schritt für Schritt in die Geschichte mit eingearbeitet. Dabei kommen die persönlichen Schicksale der Protagonisten, die alle mehr oder weniger mit der Kathedrale verstrickt sind nicht zu kurz. Rivalitäten, Machtkämpfe, Liebe und Betrug. Die Geschichte wird über mehrere Jahrzehnte hinweg erzählt, so dass sich alle Charaktere sehr stark entwickeln und dem Leser immer vertrauter werden.

Bei einem solch großem Plan – dem Bau einer Kathedrale – kommt es immer und immer wieder zu Rückschlägen und aller Art von Problemen. Ein ständiges Vor und Zurück, dass die Geschichte einerseits spannend macht und Längen vermeidet.

Beschreibungen von Mensch und Natur sind ausführlich und ausschweifend, trotzdem wird die Geschichte zu keinem Zeitpunkt langweilig und verliert nie an Authentizität.

Vertont wird das Buch von Tobias Kluckert, der einen durch die Geschichte trägt und das erzählte Geschehen zu einem wahren Erlebnis werden lässt.

Ken Follett erzählt nicht nur eine Geschichte, er erschafft ein ganzes Universum.

Veröffentlicht am 09.01.2018

Ein eindrucksvoller historischer Roman

Der Lavendelgarten
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Emilie ist Französin adeliger Herkunft, hat aber mit Reichtum und Wohlstand wenig am Hut. Sie steht vor einer schweren Aufgabe, denn Ihre Eltern sind beide verstorben und sie muss als Alleinerbin entscheiden, ...

Emilie ist Französin adeliger Herkunft, hat aber mit Reichtum und Wohlstand wenig am Hut. Sie steht vor einer schweren Aufgabe, denn Ihre Eltern sind beide verstorben und sie muss als Alleinerbin entscheiden, was aus dem Erbe werden soll. Dieses besteht unter anderem aus einem verfallenen Chateau, dass aufwendig renoviert werden muss. Ihre neue Bekanntschaft Sebastian hilft ihr bei der schwierigen Aufgabe und eine Liebesgeschichte bahnt sich an.

Gleichzeitig bringt sie einiges über die Vergangenheit ihres Vaters in Erfahrung. Er wandelte als französischer Adeliger zur Zeit des zweiten Weltkriegs in den besten Kreisen und hatte ausgiebigen Kontakt zu hohen Nazi-Offizieren. Diese Verbindungen nutzte er allerdings dazu sich unter einem Decknamen für die französische Résistance einzusetzen. Doch dieses Doppelleben brachte viele Gefahren mit sich. Während dieser Zeit stößt die Britin Constance zu ihm, die als Agentin nach Frankreich geschickt wurde um den Sturz der Nazis voran zu treiben.

Lucinda Riley hat die Gabe zumindest mich schon von der ersten Seite an mit ihrem Schreibstil in den Bann zu ziehen. Er ist einprägsam und eindringlich, man hat fast das Gefühl zusammen mit den Protagonisten lebensgefährliche Situationen durchzustehen, die das Nazi Regime zum Einsturz bringen sollen. Mit kleinen Hinweisen und Andeutungen regt sie die Gedanken des Lesers an und leitet uns so von einem Geschehen zum nächsten durch eine spannende Geschichte.
Die Gefahren und Sorgen, denen die Protagonisten ausgesetzt sind werden auf spannende Art und sehr realistisch vermittelt.

Lucinda Riley hat mal wieder eine spannende und eindrucksvolle Geschichte mit historischem Hintergrund geschaffen.