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Veröffentlicht am 30.07.2018

Gleichnisse für unsere Zeit ?

Der Fremde im Zug
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„Der Fremde im Zug“ hat mich nicht begeistern können. Die Übertragung biblischer Gleichnisse ins Heute, die Attila Jo Ebersbach vornimmt, bleibt deutlich hinter meinen Erwartungen zurück. Es fehlt der ...

„Der Fremde im Zug“ hat mich nicht begeistern können. Die Übertragung biblischer Gleichnisse ins Heute, die Attila Jo Ebersbach vornimmt, bleibt deutlich hinter meinen Erwartungen zurück. Es fehlt der Pfiff, der Clou – sprich: die Überraschung, die einen zum Nachdenken bringt.
Attila Jo Ebersbach hat die Handlung biblischer Gleichnisse (wie auch einzelne biblische Verse, zumeist Aussagen Jesu) in ein anderes Setting gepackt, einen Deutungsansatz darauf, was die biblischen Gleichnisse und Texte heute aussagen können, bietet er jedoch nicht.
Was die Qualität der Geschichten angeht, fand ich manche interessant zu lesen, da sie einem die Handlung der Gleichnisse deutlicher vor Augen führten, andere jedoch fand ich sehr konstruiert, zu ausführlich und auch ist nicht immer prägnant die Pointe des Gleichnisses herausgehoben.
Dennoch bin ich der Meinung, dass einige der Geschichten in Bibelkreisen Verwendung finden könnten, kommt man doch recht schnell von ihnen zum biblischen Gleichnis und kann dann über den Sinn des Gleichnisses reden. Gleichnisse für unsere Zeit sind es freilich nicht.

Veröffentlicht am 15.04.2018

Bibelarbeit nach der lectio divina

Süßer als Honig, kostbarer als Gold
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40 Bibel-Meditationen sind in dem Band von Jan Johnson versammelt. Johnson bedient sich dabei der Methode der lectio divina. Sprich: sich erst mit dem Text auseinandersetzen, ihn verstehen, dann über ihn ...

40 Bibel-Meditationen sind in dem Band von Jan Johnson versammelt. Johnson bedient sich dabei der Methode der lectio divina. Sprich: sich erst mit dem Text auseinandersetzen, ihn verstehen, dann über ihn meditieren - das ist das Vorgehen.

Das ist bestimmt kein schlechter Ansatz, doch überzeugt hat mich das Buch dennoch nicht.

Da ist zum einen das immer gleichbleibende Vorgehen - was auch eine Stärke sein könnte. Doch die Texte im Buch zur Einstimmung und zur Frage nach dem, was man selbst vom Bibeltext mitnimmt - sie sind immer gleich formuliert. Heißt: Man liest es eben irgendwann nicht mehr und macht sich selbst seine Gedanken. Vorstellen könnte ich mir, dass die Bibeleinheiten bei Gruppen besser funktionieren. 

Zum Teil sind die Ideen, "Mäuschen" zu spielen, hilfreich, oft sind sie aber wenig bis gar nicht umsetzbar. Wer will sich schon den Gesichtsausdruck Jesu vorstellen? Oder Jakobus? Wie soll das gehen? Genauso die Aufforderung, sich Philippi vorzustellen, oder eine Synagoge zur Zeit Jesu - ohne Hintergrundinformationen ist das meines Erachtens nicht leistbar.

Zwar gelingt es der Autorin an einigen Stellen immer wieder, die Eintönigkeit der immer gleichen Art von Einführungen und Aufgaben zu durchbrechen, doch ist einfach zu viel Potenzial dadurch verloren. Es gibt keine Fokussierung auf eine Frage, auf ein Thema bei den ausgewählten - zumeist recht langen - Bibeltexten. Trotz aller Erklärungen wird man mit dem Text und der Frage, was er für einen selbst sagen kann, allein gelassen. Für die Meditation als solche ist man sich selbst überlassen. Das ist schade. Denn die Ansätze dieses Meditationsbuches sind eigentlich nicht verkehrt. Nur wird daraus nichts gemacht. 

Veröffentlicht am 18.03.2018

Zu viel Unwichtiges, zu wenig Wichtiges

Idaho
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Was ist geschehen, dass eine Mutter ihr eigenes Kind umbringt? Das ist die Leitfrage in Emily Ruskovichs verrätseltem Roman „Idaho“. Die eine Tochter ist tot, erschlagen, die andere verschwunden. Die Mutter: ...

Was ist geschehen, dass eine Mutter ihr eigenes Kind umbringt? Das ist die Leitfrage in Emily Ruskovichs verrätseltem Roman „Idaho“. Die eine Tochter ist tot, erschlagen, die andere verschwunden. Die Mutter: im Gefängnis. Der Vater: leidet an Demenz. All dies erfährt man bereits am Anfang des Buches.

Doch bald schon springt das Buch durch die unterschiedlichen Zeitebenen, erzählt vom ersten Kennenlernen des Liebespaares, der Heirat, dem Hausfehlkauf in einsamer Lage ohne Räumdienst, der Kindheit der beiden Töchter genauso wie von Jenny, der Mutter, die im Gefängnis sitzt.

Der Anfang des Buches klingt wie ein Detektivroman. Der Vater leidet inzwischen an Demenz. Ann, seine zweite Frau, will die Zeit, die noch bleibt, nutzen, um die Wahrheit festzuhalten. Was ist geschehen? Ein Unfall? Ein Mord? Ann begibt sich auf Spurensuche. Diese Spurensuche wird dem Leser nicht gerade leicht gemacht, denn Ann versetzt sich immer wieder in Personen hinein, schmückt mit viel Fantasie aus, was geschehen sein könnte. Doch fraglich ist, ob das alles so ist, denn Ann plagen selbst Schuldgefühle. Von anderen Personen wird derweil in dem Roman viel erzählt, nur nichts, was aufklären könnte, was geschehen ist. Als Leser muss man deshalb auf der Hut sein und immer wieder hinterfragen, was die Wahrheit sein könnte.

Und der Schluss? „Jetzt ist die Geschichte zu ihrem Ende gekommen, mehr wird nicht erzählt werden. Die Details seiner Vergangenheit sind so machtvoll wie schal. Zu viele, nicht genug.“ Dieses Zitat bringt es auf den Punkt, weshalb mich dieses Buch geärgert hat: Nichts ist am Schluss aufgeklärt. Vieles hat man erfahren, zu viel Unwichtiges, zu wenig Wichtiges. Viel Interessantes, Nachdenkenswertes, auch sprachlich Schönes ist in dem Buch finden. Doch was nützt es, wenn man sich über die fehlende Auflösung aufregen muss?

Doch ist dieser Ärger berechtigt? Man könnte „Idaho“ als postmodernen Roman lesen, dem es um die nicht existente einzige Wahrheit geht. Man könnte von den Lebenslegenden sprechen, die man sich erfindet und die man sich nicht nehmen lassen will. Darüber, wie Neuanfänge möglich sind. Doch all das ändert nichts daran, dass das Buch einen unbefriedigt zurücklässt. Wie bei einem mit schwarzem Wachsmalstift übermalten Bild, wo an manchen Stellen etwas weggekratzt ist, das Bild als Ganzes allerdings nicht sichtbar ist. Hätte Emily Ruskovich ähnlich wie in „Lola rennt“ wenigstens mehrere mögliche Enden erzählt – es würde mir mit dem Buch besser gehen.

Veröffentlicht am 27.01.2018

Ein Wohlfühlbuch...

Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie
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Ein Plattenladen im England der 1980er Jahre: hier spielt Rachel Joyces neues Buch „Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie„. Ein Buch, das mich sehr gespalten zurückgelassen hat. Auf der einen Seite ...

Ein Plattenladen im England der 1980er Jahre: hier spielt Rachel Joyces neues Buch „Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie„. Ein Buch, das mich sehr gespalten zurückgelassen hat. Auf der einen Seite ist da das Talent von „Mister Frank“, dem es gelingt, allen Menschen die Art von Musik zu empfehlen, die sie gerade brauchen. Und so gelingt es ihm, seine Mitmenschen zu verzaubern. Dabei lernt der Leser jede Menge Musik kennen. Und vor allem ihre Wirkung auf Menschen. Denn Musik kann man nicht analysieren, Musik berührt einen einfach. Sagt Mister Frank.

Aber: An einigen Stellen war mir dieses Talent zu fabel-haft, also: zu zauberhaft und viel zu wenig realistisch. Frank gelingt es mit seinen Musiktipps immer wieder, kleine Wunder zu vollbringen. Dagegen steht die recht realistische Handlung: ein großes Investmentunternehmen will die kleinen Läden der Unity Street weghaben, um etwas Großes aufzubauen. Frank hat zudem damit zu kämpfen, dass er den Siegeszug der CD nicht mitmachen will und weiterhin nur Schallplatten verkauft, was ihn an den finanziellen Ruin bringt. Eine Mischung aus nüchterner, deprimierender Realität und magischem Realismus, die für mich an einigen Stellen so gar nicht zusammengepasst hat.

Das zeigt sich auch in der Sprache des Romans. Da gibt es schöne, bildhafte Stellen. Etwa wenn über Frank – ein wenig überladen – gesagt wird: „Er steckte nicht mehr im Schleudergang der Liebes-Waschmaschine, sondern hing schon fröhlich zum Trocknen auf der Leine.“ Und dann kommen plötzlich Sätze, in denen in Comicsprache erzählt wird: „Strahl, strahl, strahl“ und „schnauf, schnauf“. Aha.

Ohne die Musik wäre es eine ziemlich lahme Geschichte, die da von Rachel Joyce erzählt wird: Frank verliebt sich hoffnungslos in eine Frau in Grün, traut sich kaum sie anzusprechen, hilft ihr mit seinem Talent für Musik aus einer Lebenskrise heraus, vorsichtig kommen sie sich Stück um Stück näher – und so weiter. Hinzu kommt, dass zum Schluss hin die Handlung im Schnellvorlauf erzählt wird inklusive einem Zeitsprung von 20 Jahren.

Liest man Rachel Joyces Buch „Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie“ als Wohlfühlbuch, das in die Magie der Musik einweiht, so kann man es mit großem Gewinn lesen. Darüber hinaus allerdings hat das Buch recht wenig zu bieten und wirkt recht unsolide zusammengekleistert.

Veröffentlicht am 07.08.2017

Sprunghafte Handlung

Spectrum
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„Spectrum“ heißt der erste Band der neuen Thriller-Reihe von Ethan Cross. Aufgefahren hat Cross ein ganzes Spektrum an Personen, ein ganzes Arsenal an Verbrechern, illustre Verbrecherjäger wie der Sohn ...

„Spectrum“ heißt der erste Band der neuen Thriller-Reihe von Ethan Cross. Aufgefahren hat Cross ein ganzes Spektrum an Personen, ein ganzes Arsenal an Verbrechern, illustre Verbrecherjäger wie der Sohn eines Mafia-Bosses oder ein Ermittler mit Asperger-Syndrom. Hinzu kommt ein breites Spektrum an Orten und Themen. Gepackt hat mich der Thriller allerdings nicht.

Im Gegenteil: Ich fand den Thriller am Anfang ziemlich verwirrend, da man im Stakkato-Stil zwischen den verschiedenen Handlungssträngen hin- und herspringt und gleich am Anfang eine Vielzahl an Personen kennenlernt, die man schwerlich unterscheiden kann noch ihre Wichtigkeit beurteilen. Kapitel, die kaum mehr als zwei Seiten haben, erleichtern den Lesefluss ebenfalls nicht. Die Figuren wirken zudem wenig überzeugend. Dabei hat Cross alle Mühe darauf verwendet, sie interessant zu gestalten. Ermittler Nic Juliano stammt aus der Familie eines Mafioso und sagt von sich: „Man fühlt sich irgendwie beschmutzt. Ich versuche immer noch, mich reinzuwaschen.“ Bei solchen Aussagen bleibt es dann allerdings auch, in die Tiefe geht es nicht. Genauso bei August Burke, dem (freischaffenden) Ermittler mit Asperger-Syndrom. Während es anfangs noch immer wieder unterschiedlich aufgegriffen wird, mutiert Burke am Schluss des Buches dann zum Superman, der durch seine Genialität alles löst, was es zu lösen gibt. Für mich war diese Wandlung zum deus ex machina so gar nicht überzeugend.

„Spectrum“ besteht aus zwei Handlungssträngen: Man befindet sich zunächst in einem Slum in Südafrika, wo mehrere hundert Tote bei einem Massaker zu beklagen sind und begibt sich auf die Spuren der Polizistin Isabel Price, die bei dem Massaker ihren Adoptivsohn verloren hat. Dann springt man in den mehr als brutalen Überfall auf einen Banktresor namens GoBox, bei dem es sich um weit mehr als nur um einen Banktresor handelt. Denn der Überfall ruft sofort FBI und CIA auf den Plan. Dass die zwei Handlungsstränge erst sehr spät zusammengeführt werden, erhöht zwar durchaus die Spannung, allerdings bringt der Sprung von Südafrika in die USA auch einen Bruch im Erzählen mit sich.

Der Task Force Spectrum, die am Ende des Thrillers eingerichtet wird, werde ich deshalb nicht weiter folgen.

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