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Veröffentlicht am 16.04.2018

Und über uns die Sterne

Und über uns die Sterne
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„Sie hat eine Rundreise durch Amerika gemacht, sie hat ein Internat in der Schweiz besucht, ist in den Alpen Ski gelaufen und hat Weihnachten in London gefeiert – aber sie hat keine Ahnung, wie die Welt ...

„Sie hat eine Rundreise durch Amerika gemacht, sie hat ein Internat in der Schweiz besucht, ist in den Alpen Ski gelaufen und hat Weihnachten in London gefeiert – aber sie hat keine Ahnung, wie die Welt aussieht, die keine fünfzehn Kilometer von ihrem Zuhause entfernt ist.“

Irma Joubert erzählt im vorliegenden Buch die Geschichte der Kate Woodroffe, die im Südafrika des Jahres 1932 ein wohlbehütetes und sorgenfreies Leben führt. Als ambitionierte Soziologiestudentin aus gutem Hause reift in ihr der Plan, für ihre Masterarbeit eine Feldforschung zu betreiben. Kate möchte ihre heile Welt erstmals verlassen und einige Wochen lang die Armut unter den Weißen Südafrikas erforschen. Ihr Vater John stellt ihr seinen Angestellten Bernard Neethling als Begleiter zur Verfügung. Aufgrund seiner Körpergröße, seines muskulösen Körpers und seiner Zuverlässigkeit erachtet Kates Vater den jungen Minenarbeiter als geeigneten Beschützer für seine Tochter. Kate erhält Einblicke in die Welt der armen Bevölkerung, lernt beeindruckende Persönlichkeiten kennen, die ihr Leben und ihr gesamtes Hab und Gut mit den Ärmsten teilen, und verändert dadurch ihren Blickwinkel. Nach Abschluss ihrer Forschungsarbeit ist die Verlobung mit dem Finanzchef eines großen Bergbauunternehmens namens Duncan Stafford geplant. Doch Kates Faszination für Bernard weicht bald tieferen Gefühlen für den jungen Mann und sie fühlt, dass sie sich entscheiden muss…

Ich habe dieses Buch aufgrund des Klappentextes und einigen Leseempfehlungen die Autorin Irma Joubert betreffend gelesen, muss aber gestehen, dass ich persönlich vom Inhalt enttäuscht war. Da mir die Tatsache bekannt war, dass hier eine etliche Monate währende Geschichte im Präsens wieder gegeben wird, habe ich dieses höchst störende Element bei meiner Bewertung außer Acht gelassen. Dennoch konnte ich dem Schreibstil in keiner Weise irgendetwas Positives abgewinnen. Die zum Teil abgehackten Sätze, vor allem aber die Tatsache, dass die Protagonistin ihre Mitmenschen (wie z.B. ihren Vater John, ihre Mutter Susan, Nanna usw.) sehr oft in der dritten Person anspricht, war für mich äußerst befremdlich und störte meinen Lesefluss immens. Ich habe diese eigenartige Art zu kommunizieren in bislang keinem einzigen Buch gelesen und mochte es überhaupt nicht. Dazu kamen handelnde Personen, von denen es keine schaffte, mich emotional einzubeziehen, ich empfand sie wenig glaubwürdig. Die Figuren dieses Buches wurden für meinen Geschmack eher oberflächlich skizziert und ich hatte nach der letzten Seite das Gefühl, viel zu wenig über sie erfahren zu haben. Dazu kam eine Handlung, die mein Interesse während der Lektüre nicht aufrechterhalten konnte, die keinerlei Spannungsfaktor für sich zu beanspruchen schien und streckenweise sogar äußerst langatmig war. Positiv empfand ich die Tatsache, dass man durch Kates Feldforschung einen kleinen Einblick in das Leben der armen weißen Bevölkerung Südafrikas erhielt.

Mag sein, dass bislang alle Rezensenten von diesem Buch begeistert waren, meinen persönlichen Lesegeschmack hat es jedoch leider überhaupt nicht getroffen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Eine Welt aus Illusionen und Träume

Drei Küsse für ein Halleluja
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Eine Welt aus Illusionen und Träumen

Im Klappentext wird im Grunde bereits der Inhalt dieses Buches angedeutet: eine ehemalige Nonne, die den Klosterwänden entflieht und in die Berufstätigkeit eintaucht, ...

Eine Welt aus Illusionen und Träumen

Im Klappentext wird im Grunde bereits der Inhalt dieses Buches angedeutet: eine ehemalige Nonne, die den Klosterwänden entflieht und in die Berufstätigkeit eintaucht, Haushälterin eines weltbekannten Schauspielers wird und in eine Welt aus Illusionen und Träumen gerät. Leider wird im Verlauf dieses Buches nicht mehr wirklich viel zu dieser groben Beschreibung hinzugefügt, der grundsätzliche Ablauf wurde bereits erzählt. Bei diesem Roman handelt es sich für meinen Geschmack um eine Lektüre, die keine große Tiefe aufweist und bei der an manchen Stellen Langeweile aufkam. Die Personen und deren Handlungen haben mich nicht überzeugt.

Der Schreibstil ist zwar flüssig, bleibt aber oberflächlich. Mich haben sowohl der Einsatz der Vulgärsprache, als auch die permanenten Wiederholungen gestört, wenn die Protagonistin immer wieder davon spricht, träumt, daran denkt oder es schließlich einfach tut: nämlich den schillernden Filmstar zu küssen. Zwar beinhaltet der Buchtitel das Wort „Küsse“, meiner Meinung nach wurde dessen Verwendung im Buch aber übertrieben. Die Autorin setzt kursive Schrift ein, um die Gedanken ihrer Darsteller hervorzuheben. Man findet in diesem Buch keinen Spannungsbogen, die Handlung plätschert völlig vorhersehbar dahin und endet genauso, wie man es angesichts des Klappentextes und des farbenfrohen Coverfotos mit dem tanzenden/küssenden Paar im Vordergrund erwartet.

Ella Wünsche konzentriert sich in diesem Buch vor allem auf die beiden Protagonisten Sarah und James, wobei ich beide nicht authentisch fand. Sarah, die ehemalige Nonne, kommt nach 13 Jahren im Kloster in die Großstadt. Es werden zwar permanent Sarahs Glaube, ihre Gebete und die Lektüre der Bibel erwähnt, Sarahs Verhalten spricht jedoch eine andere Sprache. Sie passt sich sehr rasch an die Glitzer-Glamour-Welt an, und spätestens als sie als neue Haushälterin splitterfasernackt im Pool ihres Arbeitgebers schwimmt, hatte sie für mich jegliche Glaubwürdigkeit verloren. Obgleich sie sich für etliche Jahre für ein Leben im Kloster entschieden hatte, kreisen ihre Gedanken nun nur noch darum, den gutaussehenden und erfolgreichen Filmstar zu küssen. Einerseits engagiert sie sich in der Gemeindearbeit ihrer neuen Wohnstätte, andererseits besucht sie in einem Fünftausend-Dollar-Kleid eine Jetset-Party mit James und liest in Klatschzeitschriften über das Liebesleben der Stars und Sternchen. Was James betrifft, ist auch dessen Verhalten konträr dargestellt. Die Menschen am Filmset scheinen Angst vor dem herrischen Verhalten und den cholerischen Ausbrüchen des von sich über alle Maßen überzeugten Perfektionisten zu haben. Als jedoch die züchtig gekleidete ehemalige Nonne in sein Leben tritt, serviert er seine aktuelle Gespielin kurzerhand ab und begnügt sich mit Küssen und Händchenhalten. Ein Großteil der Nebenfiguren blieb blass und farblos, während mir das Ehepaar Ellie und Dirk Brenner sympathisch erschien und durchaus Potenzial hatte. Doch auch hier wird der Ehekonflikt der beiden zwar erwähnt, das Thema dann im Verlauf des Buches jedoch für mein Empfinden nicht ausreichend behandelt.

Fazit: „Drei Küsse für ein Halleluja“ ist eine seichte Unterhaltung für ein paar gemütliche Lesestunden. Ich empfand es jedoch für meinen persönlichen Geschmack als zu oberflächlich und die Handlungen der Protagonisten als unglaubwürdig.

Eine Leseempfehlung kann ich hierfür nicht aussprechen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Der verschwundene Brief

Der verschwundene Brief
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Der verschwundene Brief

Schenkt man dem Klappentext Glauben, so fällt der 19jährigen Judith ein alter Brief in die Hände, der an ihren gefallenen Urgroßonkel adressiert war. Dieser Brief berichtet vom ...

Der verschwundene Brief

Schenkt man dem Klappentext Glauben, so fällt der 19jährigen Judith ein alter Brief in die Hände, der an ihren gefallenen Urgroßonkel adressiert war. Dieser Brief berichtet vom Versteck eines Familienschatzes aus der Nazi-Zeit und ist Anlass für ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel.

Zunächst möchte ich anmerken, dass ich das gesamte Buch über vergeblich nach einer handelnden Figur namens Judith Ausschau gehalten habe – es gibt sie schlichtweg nicht. Besagter Brief wurde auch nicht von Judith gefunden, sondern vielmehr vom Sohn der Familie, als dieser seine Mutter Annette Droste bei ihrer stillen Zwiesprache mit Gott auf dem Dachboden entdeckte. Laut Klappentext ist dieser Brief an den Urgroßonkel adressiert, gemäß Inhalt dieses Buches jedoch an den Großonkel. Es handelt sich zudem auch nicht um einen „verschwundenen Brief“, denn Annette Droste wusste sehr wohl, dass es dieses Schreiben gab, es wurde aus Rücksicht auf das Postgeheimnis ihrem gefallenen Verwandten gegenüber lediglich niemals geöffnet. Was den Familienschatz und das „gefährliche Katz-und-Maus-Spiel“ betrifft, erscheint die Erwähnung dieser Dinge im Klappentext weit aufregender, als es dann tatsächlich im Buch der Fall ist. Die Beteiligung von Profiteuren der Vertreibung der jüdischen Familie ließ mich vermuten, dass es sich hierbei um skrupellose Verbrecher handelt und man einen entsprechend hohen Spannungsfaktor erwarten darf. Diese Annahme stellte sich jedoch ebenfalls als Irrtum heraus.

Die handelnden Personen wirkten auf mich nicht authentisch… ich konnte mich einzig für den tiefen, unerschütterlichen Glauben von Annette und Hannah Droste erwärmen, der sowohl in deren Handeln, als auch in einzelnen Dialogen sehr schön im Buch veranschaulicht wurde. Die Wandlung bestimmter Nebenfiguren war für mich wiederum nur äußerst schwer nachvollziehbar – sie wirkte an manchen Stellen künstlich und nicht sehr glaubwürdig. Die Thematik der Ehrenmorde im Fall eines türkischen Mädchens, das von ihrer männlichen Verwandtschaft mit dem Tode bedroht wurde, empfand ich ebenfalls nicht überzeugend dargestellt. Generell würde ich manche im Buch beschriebenen Verhaltensweisen sogar als ein wenig realitätsfremd bezeichnen.

Ein weiterer Faktor, nämlich die Entschlüsselung der Geheimschrift bzw. des unbekannten Codes, in dem der Brief verfasst war, hat mein Lesevergnügen ebenfalls empfindlich eingeschränkt. Die starke Konzentration darauf und die komplizierten und meiner Meinung nach viel zu ausführlichen Erläuterungen zur Dechiffrierung führten dazu, dass ich diese Passagen irgendwann nur noch überlesen habe.

Fazit: Ich hatte mir von diesem Buch weit mehr erwartet. Die aussagekräftige Covergestaltung, der Klappentext und die Leseprobe ließen mich ein Eintauchen in die Vergangenheit vermuten, in der ein jüdischer Junge namens Daniel Grüntal mit knapper Not den Schergen der Nazi entkommt und dessen Geschichte im Buch nach und nach aufgerollt wird. Leider war von diesem jüdischen jungen Mann lediglich zu Beginn die Rede. Abgesehen von der Leseprobe erfährt man nichts mehr über die Lebensgeschichte und den Verbleib von Daniel Grüntal und dessen Familie, was ich sehr bedauerte.

Das Einzige, das mir an dieser Lektüre wirklich sehr gut gefallen hat, war der Stellenwert des christlichen Glaubens, der für die Frauen der Familie Droste eine zentrale Rolle in deren Leben spielt. Ansätze der Einsicht im „verlorenen Sohn“ Florian waren ebenfalls vorhanden, dessen Wandlung hat mich jedoch letztendlich ebenfalls nicht überzeugen können. Schade.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Der Himmel hat jetzt eine Stimme

Josiahs Stimme
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Der Himmel hat jetzt eine Stimme

„Keine bekannte Ursache. Keine bekannte Heilmethode. Lebenslang“

Die Diagnose Autismus ist für die Familie Cullen ein schwerer Schlag. Ihr fröhliches, aufgewecktes und ...

Der Himmel hat jetzt eine Stimme

„Keine bekannte Ursache. Keine bekannte Heilmethode. Lebenslang“

Die Diagnose Autismus ist für die Familie Cullen ein schwerer Schlag. Ihr fröhliches, aufgewecktes und an allem interessiertes Kind entwickelt Verhaltensweisen, die seine Großeltern argwöhnisch machen. Bald bemerken auch Tahni und Joe Cullen, dass ihr knapp zweijähriger Sohn sich anders zu verhalten beginnt und zu alledem auch noch seine Sprache verliert. Die ärztlichen Untersuchungen und Therapien kosten dem jungen Ehepaar nicht nur eine Menge Geld, sondern auch sehr viel Kraft. Ihre Ehe und Joes Glaube, werden auf eine harte Probe gestellt. Mit einem Intensiv-Programm der Rapid-Prompting-Methode offenbart sich erstmals die Möglichkeit, zu ihrem Sohn durchzudringen. Und plötzlich offenbart Josiah Fähigkeiten, die seine Eltern und sein gesamtes Umfeld sprachlos machen. Durch die Kommunikation über ein Tablet erfahren sie vom scharfen Verstand ihres Sohnes und dessen geistlichen Begegnungen. Josiah berichtet nämlich von seinen Erlebnissen mit Jesus und hat Kenntnis von Dingen, die er im Grunde unmöglich wissen kann. Josiah übermittelt Botschaften aus dem Himmel und bezeichnet sich selbst als „brillantes Sprachrohr Gottes“, das von dessen Feuer erleuchtet wird. Der Name Josiah bedeutet schließlich auch „Gottes Feuer“. Tahni ist Diakonin und glaubt fest daran, dass die Worte ihres Sohnes eine klare Botschaft von Gott darstellen.

Die Entwicklungsstörung „Autismus“ und die ganz besonderen Fähigkeiten der Betroffenen haben mich seit jeher fasziniert und auch bei dem vorliegenden Buch sofort mein Interesse geweckt. Leider hatte diese Lektüre jedoch einen etwas eigenartigen Beigeschmack für mich.

Achtung – Spoiler!
Da es mir nicht möglich ist, meine Bewertung zu begründen, ohne diese Gründe auch zu konkretisieren, möchte ich hiermit ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich nachfolgend relevante „störende“ Aspekte dieses Buches anführe, dadurch jedoch jemandem den Lesegenuss trüben könnte.

Was bei mir allergrößte Skepsis hervorrief waren die ganz konkreten Beschreibungen, in denen Josiah beispielsweise auf die äußere Erscheinung von Jesus Christus eingeht („er ist Bartträger, hat die Statur von Männern, die schwer trainieren, blaue Augen, trägt eine Krone und teure Königskleidung“). Zudem berichtet der Junge, dass er jede Nacht im Himmel ist, in einer Schulklasse von Jesus Christus persönlich unterrichtet wird, Renoir beim Malen zusieht und Abraham Lincoln „da oben trifft“. Er sagt, dass alle Verstorbenen eine Villa im Himmel bekommen und von ihren riesigen Terrassen aus die Erde betrachten. Er spricht von geliebten Tieren und Dingen wie Puppen, Möbel, Schuhen, Klaviere, Klettergerüste, die man auf Erden geliebt hat und auch im Himmel haben wird. Er erzählt von der „Apfel-Mutproben-Fabrik“ und den Positionen, die seine verstorbenen Familienmitglieder und Vorfahren dort inne haben.

Besonders in der zweiten Hälfte des Buches werden zunehmend längere Passagen von Josiahs Worten wiedergegeben. Angesichts des Inhalts und der Wortwahl kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass diese Aussagen von einem kleinen, autistischen Jungen kommen, der nicht sprechen kann und dem keine schulischen (oder gar theologischen) Lerninhalte vermittelt werden konnten.

Fazit: Dieses Buch zu beurteilen ist mir nicht leicht gefallen. Einerseits würde ich sehr gerne glauben, was dieser kleine Junge schreibt. Ich bin auch tief beeindruckt von dem Kampfgeist der Mutter, die ihr autistisches Kind nicht aufgegeben hat, sondern es mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützt. Ich war – und bin – ehrlich gesagt ein wenig verunsichert aufgrund der Tatsache, dass Autisten manchmal tatsächlich nachweislich außergewöhnliche Fähigkeiten entwickeln. Ich möchte mir auch nicht anmaßen zu beurteilen, ob dies bei Josiah Cullen zutrifft. Faszinierend fand ich jene Passagen, in denen Josiah Dinge erzählte, von denen er nichts wissen konnte. Angesichts der oben angeführten detaillierten Beschreibungen war es für mich dennoch äußerst schwer, dieser Geschichte Glauben zu schenken.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Für meinen lieben Jack

Der Schattendoktor
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Für meinen lieben Jack

„Für meinen lieben Jack…“ – so beginnt der letzte Brief der 90jährigen Alice Merton, den sie ihrem über alles geliebten Enkelsohn Jack hinterlassen hatte. Alice war das Licht in ...

Für meinen lieben Jack

„Für meinen lieben Jack…“ – so beginnt der letzte Brief der 90jährigen Alice Merton, den sie ihrem über alles geliebten Enkelsohn Jack hinterlassen hatte. Alice war das Licht in Jacks Leben, sie war freundlich, großzügig und scharfsinnig. Lediglich wenn es um das Thema „Glaube“ ging, gab es für Jack und Alice keine gemeinsame Gesprächsbasis – und so wurden diesbezügliche Unterhaltungen tunlichst vermieden. In ihrem Schreiben an Jack erwähnte Alice Dinge, die Jack nicht geahnt hatte und wies zudem auf eine prägende Begegnung mit einem älteren Mann namens „Doc“ hin, der ihr Leben veränderte. Jack kann der Versuchung nicht widerstehen und nimmt anhand der dem Brief beiliegenden Visitenkarte tatsächlich Kontakt mit dem mysteriösen Schattendoktor auf.

Bereits der Einstieg in dieses Buch gestaltete sich für mich etwas holprig. Die handelnden Personen dieses Buches sowie die Protagonisten Jack und Doc empfand ich als wenig authentisch, beide Charaktere blieben mir bis zur letzten Seite fremd. Die in Briefform und kursiver Schrift dargestellten Inhalte wirkten auf mich verschwommen, an manchen Stellen sogar ein wenig befremdlich. Zudem brachte ich dem mir bislang unbekannten Schreibstil dieses Autors wenig Sympathie entgegen. Bildhafte Beschreibungen wie beispielsweise „der Schattendoktor verzog seine Miene zu einer Art Faust“ oder die Aussage „wie eine Art wohlwollender Matador schien der Schattendoktor die Kunst zu beherrschen, jeden Angriff mit einem eleganten Wedeln seines verbalen Umhangs ins Leere laufen zu lassen“ entsprachen nicht meinem Lesegeschmack, ich persönlich empfand sie eher als eigenartig. Entgegen der anderslautenden Behauptung im Klappentext kann ich die Aussage, dass dieses Buch viel Humor enthält, nicht bestätigen. Der Glaube, das Gebet und die Existenz des Teufels werden in diesem Buch thematisiert, wobei ich einige Argumentationen des Schattendoktors gegen das Gebet ebenfalls nicht nachvollziehen kann.

„Ich bin gesegnet und belastet mit der Aufgabe, Menschen zu helfen, mit den Schatten fertigzuwerden, die ihnen das Leben vergällen. Wie das genau vor sich geht, kann ich im Moment einfach nicht analysieren und erklären. Aber ich kann Ihnen versichern, dass es geschieht – nicht immer, aber oft.“

Nach dieser Aussage des Schattendoktors hätte ich mir zumindest einen in die Tiefe gehenden und erhellenden Einblick in seine Arbeit erhofft, diese Hoffnung wurde jedoch für mich persönlich bis zur letzten Seite nicht erfüllt.

„Der Schattendoktor“ war mein erstes Buch von Adrian Plass und ich musste nach dieser Lektüre bedauernd feststellen, dass der Schreibstil dieses Autors meinen Lesegeschmack nicht trifft.

„Jack hatte das dringende Bedürfnis, sich zu vergewissern, ob er verstanden hatte, was sich in der stillen Aue des Wirbelsturms der Worte des Schattendoktors verbarg.“

Ob Jack dies gelungen ist, darf der interessierte Leser dieses Buches selber feststellen. Mir ist es jedenfalls nicht gelungen. Schade.