Profilbild von libri-amici

libri-amici

Lesejury Star
offline

libri-amici ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit libri-amici über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.04.2018

Gottes Plan für Jade McKinley

Eines Tages werden wir tanzen
1

Gottes Plan für Jade McKinley

Die dreiundzwanzigjährige Jade McKinley hatte ihrer Heimatstadt Chapel Springs den Rücken gekehrt und lebte in einer Wohngemeinschaft mit ihrer besten Freundin Izzy in Chicago. ...

Gottes Plan für Jade McKinley

Die dreiundzwanzigjährige Jade McKinley hatte ihrer Heimatstadt Chapel Springs den Rücken gekehrt und lebte in einer Wohngemeinschaft mit ihrer besten Freundin Izzy in Chicago. Sie arbeitete als Kellnerin in einem Café, komponierte Lieder und spielte in einem Bistro Gitarre. Eine unvorsichtige Einladung einer Zufallsbekanntschaft änderte das Leben der jungen, vertrauensseligen Frau grundlegend. Völlig am Boden zerstört beschloss sie, nach Hause zurück zu kehren und sich der Situation zu stellen. Ihr erster Besuch galt ihrem ältesten Freund und Vertrauten, Daniel Dawson, den sie als besten Freund ihres Bruders Ryan nun ebenfalls als Familienmitglied betrachtet. Daniel, inzwischen Bürgermeister von Chapel Springs, war bereits seit langem in Jade verliebt, hatte ihr seine Liebe jedoch bislang niemals gestanden. Es brach dem großzügigen und liebevollen Mann beinahe das Herz, als Jade ihn darum bat, einen Ehemann für sie auszusuchen. Jade wollte eine Zweckehe, einen Vater für ihre Kinder – aber keine Liebe. Das Dilemma, in welches Daniels sich nach und nach hinein manövrierte, schien ausweglos, doch Denise Hunter erdachte eine wundervolle Geschichte mit überraschenden Wendungen und einem romantischen Happy End für ihre Leserschaft.
Angesichts des Klappentextes und des Coverfotos fällt es wohl kaum unter den Begriff „Spoiler“, wenn ich verrate, dass diese Geschichte einen für alle Beteiligten zufriedenstellenden Ausgang nimmt. Interessant ist jedoch die Art und Weise, wie die Autorin es anstellt, das Verwirrspiel von Freundschaft, Familie und Liebe in die richtigen Bahnen zu lenken. Sie stellt zwei sehr gut gezeichnete Protagonisten ins Zentrum des Geschehens, umhüllt die beiden mit der familiären Zuneigung und dem unerschütterlichen Zusammenhalt der sympathischen Sippschaft der Dawsons, und lässt ihre Leserschaft regen Anteil am Geschehen nehmen. Man begegnet den Figuren aus dem ersten Teil wieder, kann die Geschichte aber meiner Meinung nach getrost auch ohne Kenntnis des Vorgängerbuches lesen. Ich hätte in diesem zweiten Band zu gerne noch ein wenig mehr über die Nebenfiguren der Handlung erfahren, nehme aber an, dass die Autorin diese bewusst ein wenig im Hintergrund hielt. Angesichts der Tatsache, dass diesem Band noch mindestens zwei weitere folgen werden, gehe ich davon aus, dass in diesen wohl jeweils abwechselnd andere Mitglieder der Dawson-Familie die Hauptrolle spielen werden.

Die Schilderungen von Denise Hunter wirken authentisch, manchmal sogar regelrecht mitreißend, der flüssige Schreibstil und eine kleine Prise Spannung runden das Ganze ab.

Dem Glauben wird in diesem Buch aus einem christlichen Verlag eher wenig Raum gegeben – Gottes Plan für Jade spielt darin jedoch eine Rolle.

Obgleich mit Sicherheit auch einige Klischees bedient werden, hat die Autorin mich vollends überzeugt und emotional mit auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle genommen.

„Eines Tages werden wir tanzen“ war ein wunderschönes Leseerlebnis, das ich keinesfalls missen möchte. Meines Erachtens hat dieses Buch seinen Vorgänger „Barfuß am See“ noch übertroffen. Ich freue mich bereits auf den nächsten Band!

Das Coverfoto dieses Buches erscheint mir zwar in seiner farblichen Gestaltung ein wenig blass und verwaschen, das abgebildete Paar drückt durch seine Haltung und Mimik jedoch innige Zuneigung aus und verspricht bereits vorab ein romantisches Leseabenteuer.

Veröffentlicht am 16.04.2018

MÖGE DER BESSERE GEWINNEN

Ein Schritt ins Ungewisse
0

MÖGE DER BESSERE GEWINNEN

„Ich habe immer schon gedacht, dass du und Trevor McDonough entweder auf Lebenszeit Erzfeinde oder die besten Freunde werdet. Ihr seid euch einfach viel zu ähnlich für irgendein ...

MÖGE DER BESSERE GEWINNEN

„Ich habe immer schon gedacht, dass du und Trevor McDonough entweder auf Lebenszeit Erzfeinde oder die besten Freunde werdet. Ihr seid euch einfach viel zu ähnlich für irgendein Mittelmaß.“ (Charlie Davis)

Katherine Norton, eine exzellente Schülerin mit wildem roten Haar und einem sonnigen Gemüt befindet sich in einem permanenten Konkurrenzkampf mit dem hoch intelligenten Trevor McDonough. Trevor stammt aus reichem Elternhaus, während Kate nach der Schule stets im Logierhaus ihrer Eltern mitarbeitet und das Geld stets knapp ist. In einem finalen Duell in Washington D.C. des Jahres 1879 geht es für Kate schließlich um ihre Zukunft. Jener Schüler mit den besten Testergebnissen dieses Tages darf nicht nur die Abschlussrede halten, sondern lukriert darüber hinaus ein Stipendium für das College. Als der Lehrer schließlich Trevor als Gewinner verkündet, zerplatzen Kates Träume wie Seifenblasen. Ihre einzige Chance zu studieren ist dahin, und ihre Enttäuschung ist grenzenlos.

Jahre später bewirbt die junge Witwe Katherine Livingston sich um eine Anstellung im Washington Memorial Hospital. Sie wird zu einem Vorstellungsgespräch geladen und mit der Tatsache konfrontiert, dass es sich bei dem berühmten Wissenschaftler und Arzt Dr. T. M. Kendall in Wahrheit um ihren ehemaligen Rivalen Trevor McDonough handelt. Auch Trevor hat Kate nie vergessen, und die Begründung für Kates Einstellung sagt einiges über Trevors Motivationen: „Ich brauche jemanden, der genauso versessen aufs Gewinnen ist wie ich. Deshalb habe ich dich ausgesucht.“ Trevor ist in seinem Bereich ein Genie und arbeitet penibel und hoch konzentriert. Sein größtes Bestreben gilt der Suche nach einem Heilmittel gegen Tuberkulose, während es hingegen aus menschlicher Sicht sehr schwer ist, mit ihm auszukommen. Er verhält sich distanziert, zugeknöpft, gilt wie bereits zu Schulzeiten als Sonderling, und legt eine unverblümte Härte an den Tag. Sein ungehobelter Umgangston, seine pedantische Hygiene und übermäßige Strenge machen Kate das Leben schwer. Doch die impulsive, emotionale und risikofreudige junge Frau lässt sich davon nicht beeindrucken und ihre anfängliche Abneigung wandelt sich sehr rasch in eine Faszination für den jungen Mediziner, und großen Respekt für seinen Einsatz für die Kranken. Trevor wird jedoch von der Presse verunglimpft und erhält zudem anonyme, hasserfüllte Drohbriefe, die auf geheimnisvolle Art und Weise mit seiner Vergangenheit zu tun haben. Kate versucht zwar, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, doch ihr ehemaliger Schulkollege ist verschlossen wie eine Auster, dunkle Schatten scheinen ihn zu quälen. Wird es Kate gelingen, zu diesem jungen Arzt durchzudringen?

Elizabeth Camden hat im vorliegenden Buch die große Plage Tuberkulose (früher: Schwindsucht) zu ihrem Hauptthema gemacht. In eindringlichen Worten und einnehmendem Schreibstil erzählt sie vom Krankheitsverlauf und den Umgang damit, von der Sorglosigkeit der Erkrankten und den oft haarsträubenden Versuchen der Ärzte, dieses Todesurteil abzuwenden. Trevor McDonoughs Arbeit im Washington Memorial Hospital erscheint teilweise wie ein Kampf gegen Windmühlen, wenn es um Genehmigungen, „gute Presse“ oder um die von Journalisten geschürte Angst der Bevölkerung geht. Konkurrenzkampf ist nicht nur zwischen Kate und Trevor ein Thema, sondern auch unter Ärztekollegen.

Neben den beiden Protagonisten erdachte die Autorin auch liebenswerte Nebenfiguren wie beispielsweise die gütige alte Hauswirtschafterin von Senator Campbell, Kates resolute Mutter Maude oder den feinfühligen Timothy Norton, ihren Bruder. Der Antagonist in diesem Buch tritt in der Figur des kaltherzigen Schotten Neill McDonough auf, der Trevor mit allen Mitteln zurück in seine Heimat holen möchte.

Anfangs hatte ich ein wenig Schwierigkeiten, mich mit dem Charakter des Trevor McDonough anzufreunden, doch nach und nach wichen meine Vorurteile einem tiefen Verständnis für den Mann… danke an dieser Stelle an die Autorin, die es schaffte, ihren Figuren nicht nur Leben einzuhauchen, sondern ihnen auch die Möglichkeit gab, sich weiter zu entwickeln. Es war wundervoll, tiefer ins Geschehen einzutauchen und diese Wandlung miterleben zu dürfen.

Obgleich es sich um ein Buch aus einem christlichen Verlag handelt, spielt der Glaube nur eine eher untergeordnete Rolle, was ich ein wenig bedauerte. Nichtsdestotrotz empfand ich dieses Buch als berührende und anregende Lektüre, die ich uneingeschränkt weiter empfehlen kann.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein neues Leben in einem neuen Land

Sehnsuchtsland
0

Ein neues Leben in einem neuen Land

Die Protagonistin Hildegard von Plötzke muss bereits als Kind erfahren, was es bedeutet, alles zurück lassen und ein neues Leben in einem fremden Land beginnen zu müssen. ...

Ein neues Leben in einem neuen Land

Die Protagonistin Hildegard von Plötzke muss bereits als Kind erfahren, was es bedeutet, alles zurück lassen und ein neues Leben in einem fremden Land beginnen zu müssen. Nach dem Petersburger Blutsonntag im Jahre 1905 flieht ihre Familie vor den Bolschewisten und lebt fortan in einem herrschaftlichen Haus in Ostpreußen, in der Nähe von Königsberg. Irma Joubert stellt ihren Lesern ein trauriges kleines Mädchen vor, deren Eltern eine lieblose Ehe führen, wo es auch keine Zärtlichkeit oder gar Liebe für ihre einzige Tochter gibt. Das einsame Kind wendet sich ihrer geliebten Nanny Miss Jones zu, die sie mit Wärme und mütterlicher Zuneigung überschüttet – Dinge, die sie bei ihren leiblichen Eltern nicht erfährt. Als es in Deutschland zum Krieg kommt, scheint sich der Schrecken der Flucht aus Russland zu wiederholen. Hildegard muss jedoch nicht nur den ersten, sondern auch den zweiten Weltkrieg überstehen, und aus dem verwöhnten, fremdbestimmten Mädchen aus adeligem Hause wird eine selbständige junge Frau, die gelernt hat, sich an die schlimmen Umstände anzupassen. Über kurz oder lang verliert sie geliebte Familienangehörige und Bekannte, aber trotz allen Entbehrungen und allem Leid findet auch Hildegard letztendlich ihr kleines, persönliches Glück.

Irma Joubert erzählt in diesem Buch vom Leben einer tapferen Frau, die unerschütterlich ihren Weg geht und es versteht, sich den Gegebenheiten anzupassen. Ihre Protagonistin macht im Verlauf des Buches eine enorme persönliche Wandlung durch und entwickelt sich zu einer charakterstarken und selbständigen Frau. Was diesen Roman auszeichnet, sind die exzellent recherchierten Schilderungen der historischen/politischen Ereignisse des Jahres 1905 bis hin zum Ende des zweiten Weltkrieges. Durch die Person der Protagonistin und etlicher, sehr gut ausgefeilter Nebenfiguren lässt die Autorin diese Zeitspanne für ihre Leserschaft lebendig erlebbar werden. Sowohl der Müßiggang und die Oberflächlichkeit des Adels, als auch die bittere Armut und die tristen Zustände der gesamten Bevölkerung in Kriegszeiten werden dermaßen lebhaft geschildert, dass man nicht umhin kann, ganz tief in diese Geschichte einzutauchen. So liest man von der Weltwirtschaftskrise der dreißiger Jahre und der damit verbundenen Arbeitslosigkeit von Millionen Menschen, vom Kampf um die Machtübernahme zwischen den Nationalsozialisten und den Kommunisten in Deutschland, den immer stärker ausartenden Antisemitismus, dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich und den Ausbruch des zweiten Weltkriegs, der Explosion des Zeppelins „Hindenburg“ und letztendlich den Überlebenskampf im ausgebombten Berlin, als die Invasion der Russen einmarschiert. Dieser Flut von Ereignissen wird auf beinahe fünfhundert Seiten Raum gegeben, wobei es der Autorin stets trefflich gelingt, sie kunstvoll mit der Geschichte ihrer Protagonistin zu verweben.

Den Schreibstil von Irma Joubert, der Emotionen, Spannung und christliche Werte mit dem Zeitgeschehen verwebt, kann ich nur als brillant bezeichnen. Leider hat die Autorin sich auch in diesem Buch dafür entschieden, ihre Geschichte im Präsens zu erzählen. Eine Schilderung von Ereignissen in der Gegenwartsform, die im Verlauf mehrerer Jahrzehnte stattgefunden haben, irritiert mich stets und behindert meinen Lesefluss erheblich. Bei dieser Neuerscheinung von Irma Joubert bin ich dennoch froh, mich trotz meiner Abneigung gegen den Erzählstil für die Lektüre dieses Buches entschieden zu haben. „Sehnsuchtsland“ war für mich ein gewaltiges Epos, ein Buch, das seine Leser fesselt und nachhaltig zu beeindrucken vermag. Mit diesem Roman ist Irma Joubert ein wahres Meisterwerk gelungen, das ich persönlich als eines meiner Lese-Highlights dieses Jahres bezeichne.


Veröffentlicht am 16.04.2018

Geschichten bleiben bestehen

Die Hüterin der Geschichten
0

Geschichten bleiben bestehen

„Wenn man den Ort, wo man aufgewachsen ist, verlässt, kann man die eigene Geschichte neu schreiben, ganze Seiten der Vergangenheit zerknüllen, wegwerfen und so tun, als hätte ...

Geschichten bleiben bestehen

„Wenn man den Ort, wo man aufgewachsen ist, verlässt, kann man die eigene Geschichte neu schreiben, ganze Seiten der Vergangenheit zerknüllen, wegwerfen und so tun, als hätte es sie nie gegeben.“

Die einunddreißigjährige Single-Frau Jennia Beth Gibbs hat ihre Vergangenheit tief in ihrem Inneren begraben und rührt niemals daran. Doch immer wieder versuchen die verdrängten Erinnerungen ihrer Kindheit, sich in ihren Alpträumen den Weg an die Oberfläche zu bahnen.

Nach dem Studium an der Universität von New York und einer anschließenden zehnjährigen Anstellung in der Sachbuchabteilung von „Stanislaus International“ erhält Jennia die Chance, als Lektorin für das Multimillionen-Unternehmen „Vida House“ zu arbeiten. George Vida, der Inhaber dieses Verlags, ist für sein Faible für alte, unverlangt eingesandte Manuskripte bekannt. Jennia hat ein Gespür für gute Geschichten, und als unvermutet ein altes Manuskript auf ihrem Schreibtisch landet, offenbart sich ihr die Liebesgeschichte von Sarra und Randolph – eine Geschichte, deren Faszination sie sich in Folge nicht mehr entziehen kann. Die junge Frau stellt Nachforschungen an und verfolgt die Spur des unbekannten Autors bis in ihre Heimat – einen Ort, den sie eigentlich aus ihrem Gedächtnis zu streichen versuchte. George Vida schickt seine neue Angestellte unverzüglich in die Blue Ridge Mountains, wo sie nicht nur den Autor dieses Manuskriptes ausfindig machen, sondern sich letztendlich auch ihrer Vergangenheit stellen muss.
Lisa Wingate arbeitet in ihrem aktuellen Buch mit zwei Zeitebenen. Zum einen erzählt sie die Geschichte von Jennia Beth Gibbs, deren Vergangenheitsbewältigung und ihrer beruflichen Tätigkeit. Zum anderen lässt sie ihre Leser in die romantische Liebesgeschichte zweier Menschen unterschiedlicher Herkunft eintauchen, die im Jahre 1890 in den Blue Ridge Mountains begann.

Mit Jennia Gibbs hat die Autorin eine äußerst sympathische Protagonistin geschaffen, die dem Leser sofort ans Herz wächst. Ihrer natürlichen, ungekünstelten Art, ihrer Verbundenheit mit der Natur und nicht zuletzt ihrer großen Liebe für Geschichten kann man sich nur schwer entziehen. Vergangenheitsbewältigung ist ein zentrales Thema, und je tiefer ich in Lisa Wingates Erzählung eindrang, umso mehr nahm sie mich gefangen. Im Zuge der Konfrontation mit Jennias Familie erhält man Einblick in die starren Regeln, die Lebensumstände der armen Landbevölkerung in den Blue Ridge Mountains, und zum Teil auch deren Hoffnungs- und Ausweglosigkeit. Der Glaube spielt in diesem Buch zwar eine bedeutende Rolle, die Religionsgemeinschaft von Jennias Familie hat jedoch mit echten christlichen Werten wenig gemein. Jennia fungiert als Figur, die zwischen zwei Welten wandelt, die den Absprung in die Großstadt zwar geschafft hat, sich aber dennoch nicht vollständig von ihrer Vergangenheit zu lösen vermochte.

Im zweiten Erzählstrang spielen das Mischlingsmädchen Sarra, eine so genannte Melungeon, und der wohlhabende Antropologiestudent namens Randolph Champlain die Hauptrollen. Lisa Wingate bedient sich in ihrem Roman vieler Nebenfiguren, die ebenso wie die Protagonisten sehr gut charakterisiert wurden. Eine kapriziöse Chihuahua-Kreuzung namens „Freitag“ macht der Protagonistin Jennia das Leben schwer und sorgt im Buch für etliche humorvolle Szenen.

Fazit: In diesem Roman aus der Feder Lisa Wingates war für meinen Geschmack einfach alles „stimmig“: die berührende Geschichte einer Liebe am Ende des 19. Jahrhunderts, die sich über alle gesellschaftlichen Regeln hinweg setzt, eng verflochten mit der Geschichte der Jennia Gibbs, die mit ihren Schatten aus der Vergangenheit zu kämpfen hat, und der christliche Glaube als Fundament und Basis für die Entscheidungen, das Denken und Handeln der Figuren dieses Buches. Der einnehmende Schreibstil der Autorin, die gut gezeichneten Akteure und die Tatsache, dass Lisa Wingate die zwei Erzählstränge niemals innerhalb eines Kapitels wechselt, machten das Lesen dieses Buches zu einem reinen Vergnügen.

Abschließend möchte ich noch die optische Aufmachung des Buches hervorheben, wo im Vordergrund des Coverfotos ein Waldboden mit Wurzelgeflecht mit der Silhouette einer lesenden Frau im Hintergrund dargestellt ist. Der äußeren Erscheinung zufolge handelt es sich hierbei um Jennia, die sich zweifellos in das geheimnisvolle alte Manuskript vertieft und dem Geheimnis um Sarra und Randolph auf der Spur ist.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Das Gebet des eingeschlossenen Bergmanns

Wie im Himmel, so auf Erden
0

Das Gebet des eingeschlossenen Bergmanns

„Bist du groß? Bist du da irgendwo? Gibt es dich wirklich? Bitte zeig es mir.“

Als Dee Santos erneut ihrem Hass auf das Kohlebergwerk in Eastriver, West Virginia, ...

Das Gebet des eingeschlossenen Bergmanns

„Bist du groß? Bist du da irgendwo? Gibt es dich wirklich? Bitte zeig es mir.“

Als Dee Santos erneut ihrem Hass auf das Kohlebergwerk in Eastriver, West Virginia, Ausdruck verleiht und ihren Ehemann Manny anfleht, an sie, ihren gemeinsamen dreijährigen Sohn Toby, und nicht zuletzt an seine eigene Sicherheit zu denken, stürmt dieser nach einem Disput aus dem Haus und knallt die Türe hinter sich zu. Kurz darauf gibt es im Inneren des Bergwerks eine Explosion und die Bergleute waren im Stollen begraben. Dunkelheit, Isolation, Kälte, Nässe, der Mangel an Wasser und Nahrung und vor allem die permanente Angst vor austretenden Gasen zermürben die Gruppe von fünf Männern, die im Berg eingeschlossen ihrer Rettung harren. Unbemerkt von den Überlebenden erreicht sie während der Bohrungen im Zuge der Such- und Rettungsaktion ein Mikrofon, welches das inbrünstige Gebet des Manny Santos aufnimmt. Sein beeindruckendes und emotionales Flehen zu Gott in Form des „Vater unser“ wird in Sekundenschnelle über die Radio- und Fernsehstationen verbreitet. Unzählige Menschen hören es, und sehr viele davon berührt es. Und es gibt Menschen, deren Leben die Worte von Manny Santos in diesem Augenblick verändern…
Betsy Duffey und Laurie Myers erzählen in diesem Buch nicht nur die Geschichte einer Rettung. Sie vermitteln vielmehr die Kraft des Gebets und die Kettenreaktion, die ein einziges gesprochenes Vaterunser in Menschen auszulösen vermag.

Im vorliegenden Buch skizzieren sie elf Schicksale, in denen die Worte des eingeschlossenen Bergmanns andere Menschen in verzweifelten oder scheinbar ausweglosen Situationen erreichen und ihnen neue Kraft und Hoffnung verleihen. Es sind dies Schicksale verschiedenster Art, wobei jedes auf seine Art und Weise einzigartig ist. Obgleich jedem dieser elf Geschichten lediglich ein einziges Kapitel von weniger als zehn Seiten gewidmet ist, vermag die Intensität dieser Erzählungen tief zu berühren.

Den einnehmenden Schreibstil der beiden Autorinnen durfte ich bereits im Buch „Das Lied des Hirten“ kennen lernen, und auch diesmal haben Betsy Duffey und Laurie Myers mich nicht enttäuscht. Die Aufteilung der Kapitel nach den einzelnen Lebensschicksalen fand ich wirklich gelungen. Die Autorinnen verstanden es auch, diese Schicksale zu kurzen, aber dennoch sehr emotionalen und aussagekräftigen Geschichten zusammen zu fassen. Einzelne Absätze im Buch werden oftmals durch die kleine Abbildung einer Grubenlampe gekennzeichnet – ein liebevolles Detail, das den Leser während der Lektüre immer wieder an die „Hauptgeschichte“, das Harren der eingeschlossenen Bergleute auf ihre Rettung, in Erinnerung ruft. Zudem findet man am Ende eines jeden Kapitels ein kurzes journalistisches Statement über den aktuellen Fortschritt der Rettungsarbeiten in kursiver Schrift.

Fazit: Ein wundervolles, zu Herzen gehendes und wertvolles Buch, das Hoffnung und Zuversicht vermittelt, und von Gottes Gegenwart, christlichem Glauben und Gebetserhörung erzählt. Ich habe jede einzelne Seite dieser Lektüre genossen.