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Veröffentlicht am 11.05.2018

Hügellandschaft

Tödliche Provence (Hannah Richter 2)
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Zum Inhalt:
Da sich Hannah - eine Polizistin aus Köln - bei ihrem letzten Aufenthalt in Land und Leute verliebt hat, ist sie wieder in der Provence, - dieses Mal auf Urlaub. Als der Nachbar ihrer Freundin ...

Zum Inhalt:
Da sich Hannah - eine Polizistin aus Köln - bei ihrem letzten Aufenthalt in Land und Leute verliebt hat, ist sie wieder in der Provence, - dieses Mal auf Urlaub. Als der Nachbar ihrer Freundin Penelope tödlich verunglückt, stellt sich der vermeintliche Unfall als Mord heraus, dessen Spuren in der Vergangenheit liegen. Gedrängt von Penelope schaltet sich Hannah in die Ermittlungen ein.

Mein Eindruck:
Dieser Krimi ist eine Hügellandschaft, er dümpelt zwischen gemäßigten Höhen und Tiefen hin und her. Die Höhen werden insbesondere dann erreicht, wenn die Liebe der Autorin zu der Provence sichtbar wird. Åslund vermag es, diese Zuneigung sehr anschaulich zu bebildern. Dafür setzt sie einige französische Vokabeln in ihre Unterhaltungen ein, was für einige Leser bestimmt inspirierend, für andere jedoch ärgerlich ist – abhängig davon, ob man über diese Vokabeln hinweg lesen kann oder sie in dem angehängten Glossar nachlesen müsste. Die Tiefen liegen für mich in dem verzweifelten Bemühen, politisch korrekt und auf der Höhe der Zeit zu schildern: Natürlich ist der gebotoxte, unsympathische Politiker von der Front National und die Damen im Polizeiapparat werden in hübscher „Me-Too“-Manie von ihren Vorgesetzten oder Kollegen herabgesetzt. Kurioserweise fügt die Autorin eine Passage mit einem höchst weiblich anmutenden Zickenkrieg ein, der die Intention der Gleichstellung völlig ad Absurdum führt.
Leider wird durch das Verzetteln in diesen unnötigen Rahmenbedingungen und vielem Privatgedöns (ja, ja – PROBLEME!!) der Platz für die Krimihandlung immer kleiner. Die Charaktere, die in diesen Bereich gehören, werden außerhalb von Äußerlichkeiten kaum beleuchtet, das Motiv der mordenden Person ist eher dürftig und die Lösung fällt fast vom Himmel. Der aber wenigstens das perfekte Farbenspiel liefert….

Mein Fazit:
Als Liebeserklärung an die Provence geeignet, als Krimi eher nicht

Veröffentlicht am 23.04.2018

Geld allein macht nicht glücklich....

Blumen des Todes
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... wie Archie nach seinem Millionengewinn merken muss.

Zum Inhalt:
Archie Wilson wird tot auf einem Friedhof aufgefunden, - mit einem Kreuz im Kopf und Blüten des Judasbaums in der Hand. Was war das ...

... wie Archie nach seinem Millionengewinn merken muss.

Zum Inhalt:
Archie Wilson wird tot auf einem Friedhof aufgefunden, - mit einem Kreuz im Kopf und Blüten des Judasbaums in der Hand. Was war das Motiv für den Mord: Das viele Geld oder doch etwas, das in Archies Vergangenheit zu suchen ist?

Mein Eindruck:
Es hätte so schön sein können. Lindsay hat eine gute Ausgangsposition für seinen Krimi geschaffen, die Beschreibungen von Plätzen und Stimmungen gelingen ihm und die Einführung der beiden Ermittler gestaltet er mit Wärme und Augenzwinkern. Doch nach einem wirklich fulminanten Beginn lässt die Güte des Romans immer weiter nach und nur an wenigen Stellen blitzt die Genialität des Beginns auf: Die Ermittlung gestaltet sich nicht zielgerichtet, sondern eher wie das Flügelschlagen auf dem Hühnerhof: Viel Getöse, großes Geschnatter, keinerlei Wirkung! Seine Figuren sind entweder schlecht gelaunt, unausstehlich, depressiv und/oder von der Situation überfordert - ein echter Sympathieträger ist an keiner Stelle zu finden. Insbesondere das Verhalten der Zeugen gegenüber den Ermittlern ist verstörend und unglaubwürdig: Alle erzählen Lügen und verhalten sich äußerst feindselig, obwohl bei den meisten keinerlei objektiver Grund für dieses Gebaren vorliegt.
Ein weiteres Manko ist das Augenmerk, das Lindsay auf sein Ermittler-Paar richtet: Wirkt die Aufschrift „Perreira und Bain“ noch gleichberechtigt, erfährt die Leserschaft über Bain so gut wie gar nichts, während Perreiras unkonventionelles Privatleben inklusive daraus resultierender Verwicklungen einen Raum einnimmt, der fast die Krimihandlung überstrahlt. Das sorgt für Verärgerung bei denjenigen, die sich eine spannende Mörderjagd versprochen haben und höchstens am Rande für die Sorgen und Nöte von Menschen Verständnis aufbringen, die diese sich höchst selbst eingebrockt haben.
Aber der Typ „Ermittler mit Problemen“ findet in vielen Büchern Verwendung, - warum stört das in „Blumen des Todes“ fast noch mehr als sonst? Weil es keinen roten Faden gibt, der die Kriminalgeschichte durchzieht. Es gibt viele Motive, viele Verdächtige, viele Spuren, die im Nichts versanden und – teilweise zu Unrecht - nicht mehr aufgegriffen werden; die Inkompetenz des Polizeiapparates schreit dabei zum Himmel… der grau ist… und wolkenverhangen…

Mein Fazit:
Guter Beginn mit schönen Ideen, die leider nicht weiterverfolgt werden

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Spannung
  • Stil
Veröffentlicht am 19.04.2018

Kein großer Wurf

Blutschatten
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Zum Inhalt:
Sunday Night lebt in einem selbst gewählten Exil, als sie die Bitte ihres Ziehvaters erreicht: Sie soll für eine sehr reiche alte Dame deren Enkelin suchen, welche vor einem Jahr spurlos verschwand, ...

Zum Inhalt:
Sunday Night lebt in einem selbst gewählten Exil, als sie die Bitte ihres Ziehvaters erreicht: Sie soll für eine sehr reiche alte Dame deren Enkelin suchen, welche vor einem Jahr spurlos verschwand, nachdem unter anderem ihre Mutter und ihr Bruder bei einem Bombenanschlag getötet wurden. Gestählt durch ihre Vergangenheit bei Militär und Polizei und mit ihrem Bruder an der Seite geht Sunday auf die Suche und sieht sich bald einem Netz von religiös motivierten Attentätern gegenüber, die vor nichts zurückschrecken, um ihr Ziel zu erreichen.

Mein Eindruck:
Unendlich cool oder unendlich blöd – Kathy Reichs ist keine Autorin für Zwischentöne, was ihre Figuren in diesem Krimi betrifft. Differenziert ist anders – hier fühlt man sich an einen Groschenroman erinnert. Mit einer sehr, sehr, sehr... also so etwas von gebrochener Heldin mit schwerer Kindheit, vernarbtem Gesicht und Seele, roten Haaren und perfekter Ausbildung als Killermaschine. Zwar absolut emotionslos gegenüber den Bösen, aber mit einem goldenen Herzen und immer einem Spruch auf den Lippen – den die Ich-Erzählerin Sunday in unnachahmlicher Weise den Lesern und ihren Gegenübern um die Ohren haut. Ansonsten wird viel observiert, geballert und geprügelt – und in aller Ausführlichkeit beschrieben; glücklicherweise hat unsere Heldin gutes Heilfleisch und eine noch bessere Kondition. Wenigstens verzichtet Frau Reich darauf, den Polizeiapparat als einen Haufen von Dumpfbacken darzustellen, - die Beamten müssen zwar natürlich von Sunday angeleitet werden, bestehen aber nicht aus drögen Paragraphenreitern, sondern sind offen für Hilfe von außen. Der einzige Pluspunkt des Buchs lässt sich in der Idee finden, die Anschläge vom 11. September für eine besondere Idee eines Privatkrieges zu verarbeiten.

Mein Fazit:
Der erste Thriller mit neuer Heldin – es darf auch gern der letzte sein.

Veröffentlicht am 26.12.2017

Biblisch

Totengrab
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Zum Inhalt:
Zehn Jahre, nachdem der Polizist Solomon seinen Sohn auf dem Jahrmarkt verloren hat, wird er zu einer männlichen Leiche gerufen: Aus einem Hochhaus gefallen, etwa im Alter seines vermissten ...

Zum Inhalt:
Zehn Jahre, nachdem der Polizist Solomon seinen Sohn auf dem Jahrmarkt verloren hat, wird er zu einer männlichen Leiche gerufen: Aus einem Hochhaus gefallen, etwa im Alter seines vermissten Sohnes und mit einem Handy, in dem die Nummer Solomons gespeichert ist.

Mein Eindruck:
Der Held trägt nicht umsonst einen biblisch anmutenden Namen. Fasst wie auf Hiob prasselt das Schicksal auf ihn ein - und das nicht nur in der Vergangenheit, auch die Gegenwart hält Einiges an Stress für ihn bereit. Zusätzlich wird er in seiner katholischen Umgebung mit nicht unbedingt wohlwollenden Kollegen, sehr gläubigen Bekannten und einem Priester mit Seelenqualen konfrontiert. Trotz der interessanten Eingangsthematik wendet sich der Leser irgendwann mit Grauen von der trostlosen Suppe ab und das auch deshalb, weil Toms Verschwinden bald nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Zwar wird die Thematik von Kindesmissbrauch angeschnitten, - verfolgt wird dieser Ansatz jedoch nur am Rande. Außerdem wird nicht klar, warum eigentlich jede Figur versucht, Solomon für sein Unglück nicht nur verantwortlich zu machen, sondern ihn noch zusätzlich damit zu quälen. Das führt zu dem ja immer wieder gerne genommenen Problem des Alkoholmissbrauchs und dementsprechenden negativen Ausfällen Solomons, - und das habe ich inzwischen dermaßen satt, dass alleine dieser Punkt schon zu Abzug in der B-Note führt.
Bei der Bewertung dieser Geschichte ist man hin- und hergerissen. Das vordergründige Thema ist wichtig, man möchte Solomon bedauern und in seinem Kampf unterstützen und deshalb das Buch gut finden. Aber dann kommt der Punkt, an dem die Schere zwischen angeblicher Thematik – von Klappentext und Cover suggeriert – und tatsächlicher Geschichte so weit auseinanderklafft, dass die Kluft nicht mehr zu ignorieren ist.
Ich habe letztendlich den Eindruck gewonnen, dass der Autor eine Serie anstrebt und deshalb viel zu viel im Unklaren lässt. Das mag bei anderen Lesern verfangen, mich verärgert es mehr.

Fazit:
Ein zu offenes Ende

2 Sterne

Veröffentlicht am 24.11.2017

Roman, kein Krimi

Der Fall Kallmann
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Zum Inhalt:
Kallmann ist tot - der Lehrer einer schwedischen Kleinstadt starb bei einem Sturz in einem unbewohnten Haus. Sein Nachfolger findet die Tagebücher Kallmanns, arbeitet sich mit zwei weiteren ...

Zum Inhalt:
Kallmann ist tot - der Lehrer einer schwedischen Kleinstadt starb bei einem Sturz in einem unbewohnten Haus. Sein Nachfolger findet die Tagebücher Kallmanns, arbeitet sich mit zwei weiteren Kollegen an den verschwurbelten Texten ab und versucht, das Rätsel um die Umstände dieses Todes zu lösen.

Mein Eindruck:
Ja, es steht Roman auf dem Titel und ja, warum sollte ein Schriftsteller, der sich normalerweise mit Krimis befasst, nicht einfach einmal in einem anderen Revier wildern? Trotzdem ergeben Autor und Klappentext eine gewisse Erwartungshaltung, die die Geschichte nicht erfüllt.

Im Original heißt das Buch „Kallmanns Augen“ und – dazu passend - aus der Sicht einiger Personen (immer gut in der Kapitelüberschrift zu lesen) schildert Nesser Begebenheiten, die mehr oder weniger mit Kallmanns Tod zu tun haben; zusätzlich gibt es Zeitsprünge und Einschübe durch Texte des Tagebuchs. Ein Aufbau, der für Dramatik und Unruhe sorgen und zum Weiterlesen verlocken könnte, wenn die Charaktere zu fesseln vermögen würden. Leider sind es zu viele Personen, um sich wirklich verbunden zu fühlen und dieses Personal ist zusätzlich mit so vielen anderen Problemen belastet, dass Kallmanns geschlossene Augen zur Nebensache werden. Ausschließlich kaputte Ehen und Familienprobleme, Krankheit, Tod und last but not least rechtsradikale Vollidioten, die anscheinend momentan in einem Buch dringend Erwähnung finden müssen, da es sonst kein gutes ist. Dieser Nebenstrang war nicht nur völlig unerheblich für die Story, sondern zeigte auch noch ein sprachliches Problem auf: Niemand sagte in den 80er Jahren politisch korrekt "Migrationshintergrund", das ist eine Vokabel heutiger Zeit.
Und so quält man sich durch endlose Seiten mit Kleinstadtmief und traurigen Gestalten, um endlich Gewissheit über ein paar Tote zu erhalten (der Mord, das Opfer und der Täter, den Kallmann an seinen Augen erkannte, waren sehr einfach zu erraten) und dann wird relativ lapidar ein Tod nach dem anderen der verantwortlichen Person zugeschrieben.
Die zwei Sterne vergebe ich für den Stil Nessers, welcher der Geschichte letztendlich eine gewisse Güte abringt.

Mein Fazit:
Langeweile pur