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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.05.2018

Vielversprechender Auftakt

Die Hexenholzkrone 1
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Mit „Die Hexenholzkrone“ beginnt Tad Williams‘ neuer Zyklus „Der letzte König von Osten Ard“, welcher nach dem Zwischenspiel „Das Herz der verlorenen Dinge“ an die Saga um das Geheimnis der Großen Schwerter ...

Mit „Die Hexenholzkrone“ beginnt Tad Williams‘ neuer Zyklus „Der letzte König von Osten Ard“, welcher nach dem Zwischenspiel „Das Herz der verlorenen Dinge“ an die Saga um das Geheimnis der Großen Schwerter anknüpft.
Dabei war „Die Hexenholzkrone“ mein Tor nach Osten Ard, doch auch ohne das entsprechende Vorwissen ist mir der Einstieg bestens gelungen. Musste ich mich stellenweise ob der Fülle an Völkern, Sprachen und Figuren etwas mehr konzentrieren, blieb dennoch alles verständlich.

Miriamel und Simon, das Hochkönigspaar von Osten Ard, stehen vor einigen Herausforderungen. Gerüchten zufolge soll die Nornenkönigin erwacht sein, und auch bei den Hernystiri und in Nabban kündigen sich Konflikte an. Zu allem Überfluss bereitet ihnen auch der königliche Enkelsohn große Sorgen, der seine Rolle als zukünftiger Thronfolger nicht mit der gebührenden Ernsthaftigkeit anzugehen scheint.
In mehreren zunächst voneinander unabhängigen Handlungssträngen schildert Tad Williams das Schicksal mehrerer Bewohner von Osten Ard, die unter den unterschiedlichsten Bedingungen leben – doch keinem von ihnen entgeht, dass sich ihre Welt im Wandel befindet.
Alle Figuren wirken bisher authentisch, doch erfährt man wegen der vielen Perspektivwechsel noch nicht allzu viel über einzelne Protagonisten.
William’s Schreibstil ist dabei sehr angenehm, detailverliebt und zieht den Leser schnell mitten ins Geschehen, allerdings dauert es ein wenig, bis dieses an Fahrt aufnimmt. Anfänglich plätschert die Geschichte so vor sich hin, ohne, dass es zu spannenderen Zwischenfällen käme, doch dies wird der Tatsache geschuldet sein, dass hier die Basis für weitere Bände gelegt wird. Diese versprechen allerdings, spannend zu werden!
Der Roman hat mich in seinen Bann gezogen und auch auf die Vorgeschichte bin ich sehr neugierig geworden.

Veröffentlicht am 03.10.2017

Großartiger Auftakt der Draconis-Memoria-Reihe

Das Erwachen des Feuers
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Schwere Zeiten für den Arradsianischen Kontinent: die Drachen verhalten sich immer rätselhafter. Außerdem kündigt sich ein Konflikt mit dem Corvantinischen Kaiserreich an. Aus dem Blut der Drachen wird ...

Schwere Zeiten für den Arradsianischen Kontinent: die Drachen verhalten sich immer rätselhafter. Außerdem kündigt sich ein Konflikt mit dem Corvantinischen Kaiserreich an. Aus dem Blut der Drachen wird ein Elixier hergestellt, welches den wenigen Blutgesegneten übermenschliche Kräfte verleiht. Doch es geht langsam zur Neige…

Zwei dieser Blutgesegneten sind Lizanne Lethridge- eine junge Spionin mit der Mission, eine geheimnisvolle Apparatur zu beschaffen – sowie Claydon Torcreek, ein Dieb aus dem Blinden Viertel, welcher auf eine Expedition ins gefährliche Inland Arradsias geschickt wird. Hilemore hingegen ist kein Blutgesegneter, sondern Leutnant auf einem der modernsten Schiffe seiner Zeit. Alle drei stehen im Auftrag der Eisenboot-Gesellschaft: Arradsia hat sich von den Fesseln des Kaisertums befreit, um sich ganz der Herrschaft der Konzerne, allen voran Eisenboot, zu unterwerfen.

So ist jedes Kapitel im Roman aus der Sicht eines dieser drei Protagonisten geschildert, und natürlich bietet das jede Menge Spielraum für Cliffhanger. War der Spannungsaufbau so schon überzeugend, hat diese Dreiteilung das Ganze noch verstärkt, denn natürlich wollte ich unbedingt erfahren, wie es in den anderen Handlungssträngen weiterging.

Dabei ist alles sehr kunstvoll miteinander verwoben, frühere Passagen ergeben plötzlich noch mehr Sinn, viele Andeutungen werden später erneut aufgegriffen. Zunächst mag es ein wenig dauern, sich in die feinsinnig erdachte Welt mit ihrer Fülle an Details, ihren Bevölkerungsgruppen und Strukturen hineinzufinden, die ganzen Informationen und Handlungssprünge erfordern Konzentration, aber man wird für die Ausdauer belohnt. Außerdem handelt es sich um den Auftakt der „Draconis Memoria“-Trilogie, welche vor diesem Hintergrund umso vielversprechender wirkt.

Gelegentlich blitzen Steampunk-Elemente auf, teilweise bleibt der technische Stand Arradsias hinter unserer Welt zurück, dafür gibt es viele liebevoll erdachte mechanische Gerätschaften. Ein großer Teil der Handlung findet auf Schiffen statt, man sollte nautischen Themen also nicht abgeneigt sein und sich von ein paar Seefahrtsbegriffen nicht abschrecken lassen. Auch gibt es etliche Gefechte und Schlachten, wovon ich sonst kein allzu großer Fan bin, aber hier lasen sich auch diese Szenen recht gut. Freunde von Agenten- und Spionageromanen kommen in Ms. Lethridges Kapiteln auf ihre Kosten. Positiv fiel mir ebenfalls auf, dass kleinere Liebeleien authentisch und unaufdringlich am Rande stattfinden, ohne ins Kitschige abzudriften.
Überhaupt hat Ryan überzeugende facettenreiche Figuren geschaffen, die auf den 720 Seiten jede für sich eine beachtliche Entwicklung durchleben und nicht den gängigen Klischees entsprechen. Insbesondere die zahlreichen starken Frauenfiguren haben mich positiv überrascht.

Auch sprachlich haben mich Ryan und die Übersetzung in ihren Bann gezogen.

Ein stimmiger, spannender Roman; ich freue mich auf die Nachfolger!

Veröffentlicht am 07.09.2017

Bewegende Suche nach Freiheit

Underground Railroad
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Cora, sie schätzt sich selbst auf 16 oder 17 Jahre, lebt als Sklavin auf einer Baumwollplantage, so wie ihre Mutter und ihre Großmutter vor ihr.
Als Ausgegrenzte, nicht nur vom Leben der freien Menschen, ...

Cora, sie schätzt sich selbst auf 16 oder 17 Jahre, lebt als Sklavin auf einer Baumwollplantage, so wie ihre Mutter und ihre Großmutter vor ihr.
Als Ausgegrenzte, nicht nur vom Leben der freien Menschen, sondern auch von der Gemeinschaft ihrer Mitgefangenen, bietet sich ihr die Möglichkeit zur Flucht.
Um der Plantage vollständig zu entkommen, ist allerdings viel mehr vonnöten als das Weglaufen an sich. Sklavenjäger, der allgegenwärtige Rassismus und die psychischen Nachwirkungen der Sklaverei sind nur einige der Übel, die den Entlaufenen ein Leben in Freiheit erschweren.
Auch, wer als Weißer das System der Sklaverei ablehnt und abzuschaffen versucht, tut dies oft unter Einsatz seines Lebens.
In diesem feindlichen, menschenverachtenden Klima versucht Cora, ihren Platz für ein unbehelligtes Leben zu finden.

Gefallen hat mir, dass das Leseexemplar eine historische Einordnung sowie ein Interview mit dem Autor beinhaltet. Allerdings wurde dort für meinen Geschmack etwas zu viel vorweggenommen, ich hätte es lieber später gelesen. Auch eine Karte wäre eine nette Zugabe gewesen, da ich nicht alle US-Bundesstaaten aus dem Gedächtnis verorten konnte, aber es ist ja kein Problem, das Ganze nachzuschlagen.

Der Roman wirkt auf mich sehr gut recherchiert, die offenkundigen absichtlichen Abweichungen natürlich ausgenommen. Das erfundene Element der Underground Railroad im wörtlichen Sinne- und ihre Möglichkeit zu operieren, ohne dass das Netz als Gesamtes auffliegt- hinzunehmen, fiel mir anfangs etwas schwer.
Stilistisch konnte Whitehead mich überzeugen, der Lesefluss war angenehm und auch die Übersetzung empfand ich als recht gelungen, aber manchmal hätte ich mir etwas weniger Betonung des Offensichtlichen gewünscht. Die ungeschönte Geschichte spricht für sich. Die handelnden Personen hingegen sind durchweg glaubwürdig und oft auch vielschichtig angelegt und in Cora sehe ich eine sympathische, enorm willensstarke Hauptfigur.
Sich komplett in die Gefühlswelt der Protagonisten hineinzuversetzen ist natürlich schier unmöglich, aber Whitehead schafft es bestens, dem Leser eine Ahnung davon zu verschaffen.
Ebenfalls anschaulich beschrieben waren die von Staat zu Staat enorm unterschiedlichen Arten des Umgangs mit Sklaverei und schwarzen Mitmenschen, auch die Gräueltaten an der indigenen Bevölkerung werden nicht ausgelassen. Auf wessen Rücken der Staat aufgebaut wurde, wird nicht vergessen; Widersprüche zwischen der Verfassung, dem Freiheitsstreben sowie den religiösen Überzeugungen eines Großteils der damaligen Bevölkerung einerseits und den traurigen Tatsachen andererseits werden evident.

Ein bewegender Roman, der hoffentlich noch etliche Leser erreichen kann.

Veröffentlicht am 01.05.2018

Williams hält die Spannung

Die Hexenholzkrone 2
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„Die Hexenholzkrone 2“ knüpft nahtlos an das Geschehen in „Die Hexenholzkrone 1“ an, da es sich im englischen Original um ein zusammenhängendes Werk handelt, welches nur für die deutsche Übersetzung auf ...

„Die Hexenholzkrone 2“ knüpft nahtlos an das Geschehen in „Die Hexenholzkrone 1“ an, da es sich im englischen Original um ein zusammenhängendes Werk handelt, welches nur für die deutsche Übersetzung auf zwei Bände aufgeteilt wurde.

So wird der Cliffhanger des ersten Teils schnell aufgegriffen und während dort eher etwas Vorgeplänkel stattfand, nimmt die Geschichte nun an Fahrt auf. Zwar gibt es auch hier ein paar Längen, aber auch sehr viele spannende Szenen, weshalb ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte. Langsam spitzt sich die Situation zu – ganz Osten Ard bereitet sich auf kriegerische Auseinandersetzungen vor, die unausweichlich scheinen; es entstehen Unruhen in der Bevölkerung. Gerüchte künden von einem dunklen, fast vergessenen Kult, der wieder neue, teils namhafte Anhänger gefunden haben soll. Vom Hochhorst aus werden mehrere Expeditionen entsandt, um alte Sithi-Verbündete und die Familie Josuas ausfindig zu machen.

Die Figuren bleiben nach wie vor komplex und glaubhaft. Wieder wechselt die Erzählung zwischen den Perspektiven verschiedener Protagonisten, von denen man zahlreiche neue Facetten kennenlernt.
Auch rekapituliert Williams viel von der Vorgeschichte um „Das Geheimnis der Großen Schwerter“, was mich als Osten-Ard-Neuling teilweise etwas erschlagen hat, für die Kenner aber bestimmt eine gute Auffrischung darstellt.
Was ich zum Schreibstil des ersten Teils anzumerken hatte, gilt auch für die zweite Hälfte – angenehm, mitreißend und detailverliebt.

Das Ende ist gewohnt spannend und lässt den Leser mit einigen Fragezeichen zurück – während ich auf die Fortsetzung warte, habe ich mir bereits „Den Drachenbeinthron“ zugelegt, um weiter in Osten Ard eintauchen zu können und mehr über seine Vergangenheit zu erfahren.

Veröffentlicht am 27.09.2022

Brüder des Windes

Brüder des Windes
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Mit „Brüder des Windes“ hat Tad Williams seine Osten-Ard-Reihe erneut ergänzt und ausgeschmückt. Diesmal handelt es sich, anders als bei den zuletzt erschienenen Romanen, allerdings nicht um eine Fortsetzung ...

Mit „Brüder des Windes“ hat Tad Williams seine Osten-Ard-Reihe erneut ergänzt und ausgeschmückt. Diesmal handelt es sich, anders als bei den zuletzt erschienenen Romanen, allerdings nicht um eine Fortsetzung des Epos um das „Geheimnis der Großen Schwerter“. Vielmehr werden hier die Ereignisse, die sich tausend Jahre vor diesem zugetragen haben, näher beleuchtet.
Im Fokus stehen hierbei die Brüder Hakatri und Ineluki, der aus den vorigen Romanen bereits als rachsüchtiger Sturmkönig bekannt sein dürfte.
Pamon Kes, der Waffenträger Hakatris und leiser Protagonist des Buches, beschreibt hier die jungen Jahre seines Herrn, der auf einer Drachenjagd schwere Verletzungen erlitt – der Anlass für eine lange Odyssee auf der Suche nach einem Heilmittel, auf der Pamon Kes stets an seiner Seite reiste.
Tad Williams gibt Einblick in die unterschiedlichen Wesen der beiden Brüder, den besonnenen, gutmütigen Hakatri, ganz im Kontrast zu seinem Bruder Ineluki, der - impulsiv und ichbezogen – bereits erahnen lässt, was die Jahre aufgestauten Zornes und Beeinflussung durch fragwürdige Ratgeber später einmal mit ihm anstellen würden.
Im Hintergrund werden immer wieder die Spannungen zwischen den Zida’ya, den konservativen Herrschenden, denen auch die Brüder angehören, den von ihnen versklavten Tinukeda’ya wie Pamon Kes und den Menschen thematisiert.
Auch wenn es sich bei „Brüder des Windes“ um ein Prequel zur Reihe um „Das Geheimnis der Großen Schwerter“ handelt, würde ich das Buch eher nicht als Einstieg empfehlen, sondern mit den Romanen in der Reihenfolge ihres Erscheinens beginnen.
Ohne das Hintergrundwissen um die späteren Ereignisse in Osten Ard stelle ich mir die Lektüre ein wenig zäh und möglicherweise etwas langatmig vor.
Für Fans der Reihe aber ein erneutes Abtauchen in eine vertraute, fantastische Welt, die in jedem Teil der Reihe immer wieder neue Facetten zeigt.

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