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Veröffentlicht am 04.07.2018

Herzerwärmende Geschichte über einen Neuanfang auf einer rauen Insel in Schottland mit Kulinarik, Natur und jeder Menge Charme

Die kleine Sommerküche am Meer
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Flora ist Mitte 20 und arbeitet als Rechtsanwaltsgehilfin in einer Kanzlei in London. Heimlich schwärmt sie für ihren Chef, den unnahbaren Amerikaner Joel. Ihre Heimat, der schottischen Insel Mure, hat ...

Flora ist Mitte 20 und arbeitet als Rechtsanwaltsgehilfin in einer Kanzlei in London. Heimlich schwärmt sie für ihren Chef, den unnahbaren Amerikaner Joel. Ihre Heimat, der schottischen Insel Mure, hat Flora mangels Zukunftsperspektiven schon länger den Rücken gekehrt. Zum letzten Mal war sie vor drei Jahren zur Beerdigung ihrer Mutter auf der Insel.
Als die Kanzlei vom Milliardär Colton Rogers beauftragt wird, ihn bei einem Projekt zu unterstützen, ist es Flora, die erstmalig von ihrem Chef wahrgenommen wird, da Rogers ausdrücklich jemanden mit schottischen Wurzeln sucht. Wie der Zufall es so will, baut Rogers ausgerechnet auf Mure ein Hotel, in dessen unmittelbare Nachbarschaft ein Windpark gebaut werden soll. Flora soll die Menschen auf der Insel dazu bewegen, für eine Verlagerung der Windkraftanlagen zu plädieren.
Floras Weggehen stieß bei der Inselbevölkerung und vor allem bei ihrem Vater und ihren drei Brüdern auf Unverständnis, weshalb sie selbst erst einmal neues Vertrauen aufbauen muss.

Mit einer Imagekampagne für Rogers und kulinarischem Geschick versucht Flora das Wohlwollen der Bewohner Mures zu gewinnen und merkt dabei, dass sie sich auf der Insel wohler fühlt, als gedacht. Und auch Joel beginnt bei seinen Aufenthalten auf der Insel aufzutauen und Flora mit einem anderen Blick zu betrachten.

"Die kleine Sommerküche am Meer" ist der Auftakt der neuen Bücherreihe von Jenny Colgan, die durch "Die kleine Bäckerei am Strandweg" bekannt geworden ist. Schauplatz ist die abgelegene, fiktive schottische Insel Mure mit ihren eigenbrötlerischen Bewohnern, dem unberechenbaren Wetter und den mythischen Erzählungen und gälischen Sagen.

Es ist eine herzerwärmende Geschichte über eine junge Frau, die ihren Weg im Leben noch nicht gefunden hat und nach dem Tod ihrer Mutter, die unbedingt wollte, dass diese sich ein Leben in London aufbaut, in Lethargie verfallen ist. Nur durch den Auftrag für die Kanzlei kehrt sie gezwungenermaßen auf Mure zurück und hat zurecht zunächst Angst davor, da sie nicht mit offenen Armen empfangen wird. Vor allem ihre Brüder, die dort den Bauernhof der Familie mehr schlecht als recht bewirtschaften, fühlten sich von ihr im Stich gelassen und sind eifersüchtig auf ihre Unabhängigkeit und Freiheit.

Als Leser spürt man bald nach Floras Ankunft, dass sie ein naturverbundener Familienmensch ist und damit viel besser nach Mure als in die Großstadt London passt. Auch der Umgang mit Lebensmitteln scheint ihr mehr zu liegen, als die trockene Arbeit in einem Büro.

Wie schon in "Die kleine Bäckerei am Strandweg" spielen auch in dieser Reihe ein Neuanfang, Selbstverwirklichung, Kulinarik, Natur und Tiere eine tragende Rolle. Der Roman vermittelt ein Gefühl von Heimat, eine Zugehörigkeit zur Familie und seinen Wurzeln, die man nicht verleugnen kann.
Schön ist es zu lesen, wie sich das Wir-Gefühl auf der gesamten Insel entwickelt und wie letztlich Milliardär Rogers als auch die Inselbewohner einsehen, dass sie aufeinander angewiesen sind und nur gemeinsam das millionenschwere Projekt des Luxus-Hotels stemmen können, das wiederum Vorteile für beide Seiten bringt.
Die "Sommerküche am Meer" dient auch der Trauerbewältigung und setzt Floras Mutter durch das Nachkochen ein kleines Denkmal auf der Insel.

Floras Liebesleben spielt deshalb nicht die tragende Rolle in der Geschichte, entwickelt sich gemächlich und damit auch sehr authentisch, ohne dass von Vornherein klar ist, ob die Schwärmerei für Joel eine Zukunft hat oder ob Flora nicht doch besser zu dem Naturburschen Charlie passt.

Ich mochte das Setting auf der Insel, Floras nicht ganz unproblematische Familiengeschichte, ihre persönliche Weiterentwicklung und die weiteren sympathischen Charaktere, so dass ich mich schon jetzt auf die Fortsetzung der Buchserie freue.

Veröffentlicht am 03.07.2018

Turbulenter Roman über zwei Schwestern, die sich entzweit haben - Roman mit Charme und Tiefgang

Inselschwestern
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Harper und Tabitha Frost sind eineiige Zwillingsschwestern. Als sie 14 Jahre alt sind, trennen sich ihre Eltern und entzweien damit auch die beiden Schwestern. Mit "Stein, Schere, Papier" handeln die Schwestern ...

Harper und Tabitha Frost sind eineiige Zwillingsschwestern. Als sie 14 Jahre alt sind, trennen sich ihre Eltern und entzweien damit auch die beiden Schwestern. Mit "Stein, Schere, Papier" handeln die Schwestern untereinander aus, wer bei welchem Elternteil verbleibt. Tabitha verliert und muss bei ihrer Mutter Eleanor in Nantucket bleiben, während Harper mit ihrem Vater auf die benachbarte Insel Martha's Vineyard ziehen darf. Tabitha hegt seitdem einen Groll auf ihre Schwester und da sie sich aufgrund der Scheidung der Eltern nicht mehr sehen, entfremden sie sich.
Nach über zehn Jahren sehen die beiden sich 2003 wieder, als Harper nach Nantucket zurückkehrt, um ihrer Schwester, die inzwischen Mutter von zwei Kindern ist und mit ihrem Lebenspartner Wyatt zusammenwohnt, mit dem neugeborenen Sohn Julian zu helfen, der ein Frühchen ist. Diese vier Tage werden die Schwestern erneut entzweien...
Erst nach dem Tod des Vaters kommen die beiden bei der Trauerfeier wieder zusammen, gehen sich aber bewusst aus dem Weg. Als Eleanor nach der Feier angetrunken stürzt und sich die Hüfte bricht und beide Schwestern aus unterschiedlichen Gründen auf der Flucht sind, tauschen sie die Rollen. Harper zieht nach Nantucket, wo sie sich um ihre 16-jährige Nichte Ainsley und die Eleanors Luxus-Boutique kümmert, während sich Tabitha die Sanierung von Billys Haus vornimmt, um dieses gewinnbringend veräußern zu können.

Selten habe ich einen Roman gelesen, in dem so viele bösartige Frauen - in allen Generationen - aufeinanderprallen. Aufgrund eines tragischen Unglücks sind die beiden Zwillingsschwestern Tabitha und Harper tief zerstritten und sprechen kein Wort miteinander. Mutter Eleanor war stets distanziert und hat ihre Zwillinge nicht sehr mütterlich behandelt. Tabitha hat diesen Erziehungsstil übernommen und Ainsley weniger wie eine Tochter, sondern vielmehr als Gleichaltrige behandelt. Ainsley kennt keine Grenzen und nutzt dies schamlos aus. Alkohol, Drogen, üble Streiche, Suspendierung von der Schule - Tabitha guckt einfach nur weg.
Harper bewegt sich gesellschaftlich in anderen Kreise, ist bodenständiger und wirkt weniger steif. Aber auch sie ist problembehaftet, nachdem sie mit dem verheirateten Arzt ihres Vaters eine Affäre eingegangen ist.
Beide Schwestern sind deshalb seltsam froh, ihre jeweiligen Inseln verlassen zu können. Sie wachsen an ihren neuen, ganz anderen Aufgaben und entwickeln sich auch persönlich weiter. Sie beginnen ihre Leben zu überdenken und die Ereignisse der Vergangenheit zu verarbeiten.

Der Roman ist abwechselnd aus der Perspektive von Tabitha bzw. Harper geschrieben, so dass man beiden Schwestern nahe kommt und sich in ihre Gefühlswelten hineinversetzen kann. Man spürt den Groll, der sich all die Jahre aufgestaut hat, wie nötig es beide mit knapp 40 Jahren haben, aus ihren jeweiligen Leben auszubrechen und etwas ganz Neues zu machen. Es ist ein Sommer der Vergangenheitsbewältigung, der Gewinnung neuer Einsichten und Erkenntnisse. Beide Schwestern stellen sich letztlich ihren Konflikten auf der Insel und kommen sich mit der Unterstützung Eleanors, die sich während ihrer Genesung selbst reflektiert und merkt, wie viel sie im Umgang mit ihren Töchtern falsch gemacht hat, endlich näher.

"Inselschwestern" ist ein turbulenter, sehr unterhaltsamer Roman über zwei Schwestern, die sich entzweit haben und nach einer Auszeit vom Alltag und einem Tapetenwechsel mit sich selbst ins Reine kommen müssen, um verzeihen zu können und das enge Band, das Zwillingsschwestern verbindet, wieder zu kitten.
Es ist eine tiefgängige Familiengeschichte voller Emotionen, die in Bezug auf die Entwicklung der beiden Schwestern packend geschrieben ist und durch Witz und Charme, aber auch traurige Momente, bestens unterhält.

Veröffentlicht am 27.06.2018

Spannender Psychothriller um die Aufklärung eines Verbrechens und unschöne, Geheimnisse der Vergangenheit, die zerstörerisch sein können

Missing - Niemand sagt die ganze Wahrheit
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Frankie und Sophie sind als Teenager beste Freundinnen. Da verschwindet Sophie eines Abends spurlos, nur ihr Turnschuh wird am Pier aufgefunden.

18 Jahre später werden ihre sterblichen Überreste aufgefunden ...

Frankie und Sophie sind als Teenager beste Freundinnen. Da verschwindet Sophie eines Abends spurlos, nur ihr Turnschuh wird am Pier aufgefunden.

18 Jahre später werden ihre sterblichen Überreste aufgefunden und Sophies Bruder Daniel bittet Frankie, die inzwischen in London lebt und die Leitung der Hotels ihrer Eltern übernommen hat, zurück nach Oldcliffe zu kommen. Daniel möchte endlich herausfinden, was in der Nacht tatsächlich geschah und drängt Frankie, ihm bei der Befragung alter Bekannter zu unterstützen. Er bringt sie in einem Apartmenthaus etwas abseits der Kleinstadt unter, wo Frankie nachts Geräusche hört und immer wieder Sophie vor sich sieht. Sie fürchtet sich, spürt auch eine seltsame Feindlichkeit der Bewohner Oldcliffes und möchte am liebsten wieder nach London abreisen. Gleichzeitig plagt sie ein schlechtes Gewissen aufgrund eines Ereignisses der Vergangenheit, ein Geheimnis, das sie nur mit Sophie und ihrem Vater teilte. Sie fragt sich, ob jemand dahinter gekommen ist und sie deshalb bedroht.

Der Thriller ist aus der Perspektive von Frankie geschrieben, die die Gegenwart beschreibt und in Tagebuchform aus Sophies Sicht aus dem Sommer 1997.
Er ist durchweg spannend geschrieben, weil man als Leser nicht nur wissen möchte, was mit Sophie geschehen ist, ob sie möglicherweise sogar noch leben könnte oder ob sich Frankie ihren "Geist" nur einbildet. Zudem fragt man sich, was Frankie und Sophie in der Vergangenheit getan haben und wer ihr gemeinsames Geheimnis gelüftet haben könnte, um Frankie nach all den Jahren zu quälen.
Frankie kann bald niemandem mehr trauen, nicht einmal Daniel, für den sie als Teenager wenig übrig hatte, aber für den sie nun Gefühle zu entwickeln scheint.

"Missing" handelt von der Aufklärung eines möglichen Verbrechens, das Jahre zurückliegt, aber auch um die Beziehungen der Bewohner Oldcliffes untereinander, um Freundschaften, Verrat und unschöne Geheimnisse der Vergangenheit, die zerstörerisch sein können.

Die bedrohliche Stimmung in Oldcliffe und die eigenwillige Protagonistin, die etwas unnahbar bleibt und schwer einzuschätzen ist, sind fesselnd und einzelne Puzzleteilchen lassen die Wahrheit über die Nacht, in der Sophie verschwand, langsam ans Licht rücken, bis auch klar ist, ohne dass lange klar ist, wer Frankie Böses will.

"Missing" ist ein spannender Psychothriller, der den Leser durch Sophies Tagebuch auf eine falsche Fährte führt und bis zum Schluss offen lasst, wer in das Verschwinden Sophies involviert war. Die Protagonisten wirken allesamt etwas verschlagen, so dass man wie Frankie aus als Leser niemandem trauen kann und nicht weiß, wer warum was zu verbergen hat. Neben dem durchgängigen Spannungsbogen ist zudem positiv zu bewerten, dass dieser Roman im Gegensatz zu vielen anderen Thrillern authentisch geschrieben ist und ohne Effekthascherei oder einen übertriebenen Showdown auskommt.

Veröffentlicht am 20.06.2018

Fantastische, unterhaltsame und anrührende Geschichte die zeigt, dass der Mensch kein Einzelkämpfe ist

Miss Gladys und ihr Astronaut
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Die British Space Agency hat die Vorbereitungen für die erste Marsmission abgeschlossen, als der für die Reise ausgebildete Astronaut an einem Herzinfarkt stirbt. Als Ersatz wird Thomas Major auserkoren, ...

Die British Space Agency hat die Vorbereitungen für die erste Marsmission abgeschlossen, als der für die Reise ausgebildete Astronaut an einem Herzinfarkt stirbt. Als Ersatz wird Thomas Major auserkoren, der aufgrund seiner Unzufriedenheit mit seinem Leben kein Problem mit der einsamen Reise ohne Wiederkehr hat.
Zwei Wochen vor Abflug sitzt er allein in seine Raumsonde, beschäftigt sich mit Kreuzworträtseln und hat nur noch Kontakt zur Bodenstation. Als er ein letztes Mal mit seiner Exfrau Janet sprechen möchte, hat diese bereits ihre Telefonnummer geändert, weshalb "Major Tom" versehentlich Miss Gladys anruft., Die ältere Frau leidet an Dement und lebt zusammen mit ihren minderjährigen Enkeln Ellie und James. Die 15-jährige Ellie trägt die Verantwortung für die Familie, nachdem der Vater seit einigen Monaten inhaftiert ist. Aus Angst davor, getrennt in Pflegeeinrichtungen untergebracht zu werden, bemühen sie sich nicht um staatliche Unterstützung, bis der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht. James, der davon träumt, Wissenschaftler zu werden und an einem Talentwettbewerb teilnehmen kann, bittet Major Tom aus der Entfernung um Hilfe. Zögerlich willigt der griesgrämige Astronaut, der die Welt eigentlich auf Abstand halten wollte ein, hat aber nicht mit der BriSpA gerechnet, die die Situation der Familie für die Aufbesserung von Thomas Majors Image ausnutzen möchte.

"Miss Gladys und ihr Astronaut" ist ein herrlich absurder Roman mit einer tragikomischen Geschichte und Skurrilen Charakteren. Die kurzen Kapitel wechseln von All zu Erde und von Gegenwart zu Rückblenden in die Vergangenheit, so dass der Roman temporeich und lebendig geschrieben ist. Die Handlung ist stellenweise ein wenig überzogen, was aber zu den eigenwilligen Protagonisten passt und dem Roman einen besonderen Charme gibt.

Gespannt verfolgt man wie Miss Gladys und ihre Enkel für den Zusammenhalt ihrer Familie kämpfen und welche Idee James zusammen mit Thomas entwickeln kann, um den mit 5.000 Pfund dotierten Wettbewerb für Nachwuchswissenschaftler zu gewinnen. Dabei ist interessant zu erfahren, mit welchen Geistern der Vergangenheit Thomas zu kämpfen hat und ob es für ihn einen versöhnlichen Abschied von der Erde gibt bzw. ob die Marsmission, für die er alles andere als geeignet erscheint, überhaupt erfolgreich sein wird.

Der Autor setzt ernste Themen wie Einsamkeit und Demenz in einen sehr humorvollen Kontext, ohne dass die - zugegebenermaßen sehr konstruierte - Geschichte zu sehr an Ernsthaftigkeit verliert oder albern wird.
Mir haben vor allem der trockene Humor von Thomas, aber auch der ambitionierte Einsatz der Geschwister für ihre Familie, der versehentlich immer wieder von den absurden Aktionen der dementen Großmutter torpediert wird, gut gefallen.

"Miss Gladys und ihr Astronaut" ist eine unterhaltsame und anrührende Geschichte die zeigt, dass der Mensch kein Einzelkämpfe ist, sondern dass man vor allem durch gegenseitige Unterstützung, Zusammenhalt und Freundschaft weiterkommt und selbst in ausweglosen Situationen nie das Ziel vor Augen verlieren darf und mit einer zündenden Idee noch über sich hinauswachsen kann.

Veröffentlicht am 16.05.2018

Roman über Liebe, Leidenschaft und Betrug, der mich emotional mitgenommen und bis zum Ende gefesselt hat

Alles Begehren
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Callum ist verheiratet, Vater von zwei Söhnen und seine Frau Belinda ist mit dem dritten Kind schwanger. Da lernt er im Pub seines Bruders, in der er gelegentlich aushilft, sie Studentin Kate kennen, mit ...

Callum ist verheiratet, Vater von zwei Söhnen und seine Frau Belinda ist mit dem dritten Kind schwanger. Da lernt er im Pub seines Bruders, in der er gelegentlich aushilft, sie Studentin Kate kennen, mit der er eine leidenschaftliche Affäre beginnt. Die Beziehung ist vor allem körperlich und trotz Gewissensbissen gegenüber seiner Ehefrau, um die er von anderen Männern beneidet wird, schafft er es nicht, von der 18 Jahre jüngeren Kate loszukommen, die ihn anhimmelt. Dann platzt die Affäre auf und die beiden gehen getrennte Wege.

17 Jahre später treffen sie wieder aufeinander und auch wenn Kate inzwischen verheiratet ist, Mutter einer fünfjährigen Tochter und erfolgreiche Schauspielerin ist, der es an nichts zu fehlen scheint, katapultiert sie die Begegnung in der Vergangenheit zurück. Kate hat das Trauma, dass sich Callum 1985 nicht für sie entschieden hat, nie überwunden und entwickelt wieder eine Obsession für ihn.


"Alles Begehren" erzählt die Geschichte von fünf Personen, die im Jahr 2002 so heftig aufeinander treffen, dass die Leben von zwei Familien auseinanderzubrechen drohen. Es geht um die Affäre des seriös und vernünftig wirkenden Lehrers Callum mit der impulsiven Schauspielerin Kate, die nach 17 Jahren ohne Kontakt wieder auflebt, aber auch um die Ehen der beiden und das Familienleben, das sie bisher - im Falle von Callum glücklich - geführt haben. Er erliegt den Verführungskünsten von Kate und kann seine Triebe nicht unterdrücken. Kopflos stürzt er sich erneut in die Affäre und verdrängt, was er Belinda 1985 geschworen hat. Matt, der Ehemann von Kate, entlarvt Kates Ausreden schon bald als Lügen, macht sich zunächst mehr Sorgen aufgrund ihrer Drogenvergangenheit und kommt nicht so bald darauf, was hinter ihren heimlichen Treffen steckt. Treu an seiner Seite ist seine langjährige beste Freundin Hetty, die selbst kein Glück in Beziehungen hat, da sie seit der Schulzeit einem Adam verfallen ist.

Der Roman ist wechselnd aus der Perspektive aller Beteiligten geschrieben, wobei die Übergänge so fließend sind, dass man nie innehalten muss, um zu überlegen, wo und mit wem es weitergeht. Auch die Rückblenden in die Vergangenheit stören den Lesefluss nicht. Die Charaktere wirken authentisch, haben Ecken und Kanten. Es gibt kein Schwarz-Weiß, keine ausschließlich bösen Ehebrecher oder arme Opfer. Jeder hat seine eigenen Fehler und Sehnsüchte, Stärken und Schwächen und auch wenn man als Leser das Verhalten von insbesondere Kate, aber auch von Callum, nicht unbedingt versteht oder gar gutheißen kann, ist es nachvollziehbar und mit all der Komplexität der Charaktere tiefgründig geschildert.

Mich hat das Debüt von Ruth Jones über Liebe, Leidenschaft und Betrug emotional mitgenommen und konnte mich bis zum Ende, das durch einen Blick in die Zukunft ins Jahr 2017 nichts offen lässt, fesseln.