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Veröffentlicht am 01.08.2022

Nicht überzeugend

Die versteckte Apotheke
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Der Klappentext dieses Buches klang so vielversprechend und genau nach einem Buch, das meine derzeitige Stimmung traf, dass ich sofort mit dem Lesen anfangen musste. Leider wurden bei mir viel zu hohe ...

Der Klappentext dieses Buches klang so vielversprechend und genau nach einem Buch, das meine derzeitige Stimmung traf, dass ich sofort mit dem Lesen anfangen musste. Leider wurden bei mir viel zu hohe Erwartungen geweckt, die die Geschichte letztlich nicht halten konnte.

Aus drei verschiedenen Perspektiven und Zeitebenen berichten die Apothekerin Nella, das Dienstmädchen Eliza und Caroline über ihr Leben und ihre Erlebnisse. Während Nella und Eliza im London des 18. Jahrhunderts lebten, lebt Caroline in der heutigen Zeit. Die Frauen könnten nicht unterschiedlicher sein, doch ein Fund von Caroline offenbart ihr dank ihrer Neugierde die Geschehnisse und Geheimnis aus Nellas Leben. Denn diese rettete und half Frauen durch ihr Geschick im Umgang mit Kräutern und Giften, um in einer von Männern dominierten und herrschenden Welt zu überleben.

Die Prämisse klang wirklich so spannend, da ich bin ein großer Fan der „His Fair Assassin“-Reihe von Robin LaFevers bin und immer wieder auf der Suche war nach einem neuen Buch über geheime Frauenbünde.
Leider konnte mich „Die versteckte Apotheke“ überhaupt nicht überzeugen, was unterschiedliche Gründe hat.

Zum einen wurde ich einfach nicht mit Caroline warm, die mehr oder weniger der Hauptcharakter der Geschichte ist. Schon auf den ersten zehn Seiten fand ich sie einfach unerträglich, denn Caroline ist natürlich nicht so wie andere Frauen. Während ihre Kommilitoninnen nur quatschend im Café saßen, saß sie vor alten Schriften und studierte diese. Um es mal so zu formulieren, wie in Tiktoks und Reels: Caroline ist der Inbegriff eines „pick me girls“.
Sobald dann ein Mann in ihr Leben tritt, vergisst sie all ihre Träume, Vorstellungen und Wünsche und ordnet ihr Leben komplett dem ihres Mannes unter. Vorbei der Traum eines Masterabschlusses, den sie unbedingt in Cambridge absolvieren wollte. Schließlich möchte ihr Mann Amerika nicht verlassen. Und Geldverdienen muss sie auch, nur mit einem Abschluss in Geschichte findet sie einfach keine Anstellung, weshalb sie eine Stelle im Familienbetrieb ihrer Eltern annehmen muss und darüber eigentlich todunglücklich ist. Es ist wirklich so schade, dass es in den Staaten einfach keine Unis gibt, an denen Caroline ihren Master hätte absolvieren können. Natürlich außer der Universitäten der Ivy League und anderer Universitäten…

Eigentlich ganz gut und gelungen fand ich die Verwendung der unterschiedlichen Perspektiven und Zeitebenen. Ich mag es immer sehr, wenn mit diesem Werkzeug gearbeitet wird, schließlich kann der Leser oder die Leserin somit deutlich bessere Einblicke in die Gefühlswelt der einzelnen Charaktere erlangen.
In der Hinsicht war Nellas Perspektive die spannendste, doch leider wurde ihr Erzählstrang viel zu häufig und viel zu schnell wieder unterbrochen. Carolines Erzählstrang nahm viel zu viel Raum ein, wodurch sich die Stränge von Nella und Eliza nur wenig entwickeln konnten. Eine deutliche Kürzung von Carolines Strang hätte der Entfaltung der Geschichte viel besser getan.

Anfangs fand ich es echt angenehm, dass die Autorin etliche Hinweise zum Plot hat fallen lassen, zum Beispiel warum Caroline alleine in London ist, welche relativ schnell aufgelöst wurden. Ich hatte etwas die Befürchtung, dass einige „Geheimnisse“ aus Carolines oder Nellas Leben erst am Ende des Buches aufgelöst werden würden. Aber wirklich sehr geschickt auf genau dem richtigen Höhepunkt der Neugierde löste die Autorin viele dieser Geheimnisse auf.
Leider galt dies jedoch für fast alle Dinge. So ist die titelgebende versteckte Apotheke nicht wirklich versteckt.
Auch waren mir etliche Handlungen und Auflösungen zu einfach dargestellt, zu simple, zu konstruiert und zu wenig durchdacht.

Ich habe das Buch von einer Freundin geliehen bekommen und bin darüber wirklich froh. Ich hätte mich sehr geärgert, wenn ich für diese Geschichte Geld ausgegeben hätte. Für Interessierte ohne Kaufabsicht gibt es die Möglichkeit, das Hörbuch über Spotify zu hören. Ich habe mal ins Hörbuch reingehört und fand die Sprecherin eigentlich ganz angenehm. Sie passt zumindest gut zur Geschichte.
Fast hätte ich das Buch abgebrochen, in gewisser Weise habe ich es auch getan. Ab der Hälfte habe ich nur noch quergelesen und wollte einfach nur noch, dass das Buch endlcih vorbei ist.
Empfehlen kann ich das Buch nicht, wer auf der Suche nach historischen Frauenbünden und Abenteuern, Freundschaft und Intrige ist, dem kann ich uneingeschränkt die „His Fair Assassin“-Reihe von Robin LaFevers empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.08.2019

Zu konstruiert mit zu flach wirkenden Charakteren

Perfectly Broken (Bedford-Reihe 1)
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Brooke und Thomas waren füreinander bestimmt, doch ein Tag reicht aus, um Brookes Welt für immer zu verändern. Ein Jahr später versucht sie, in Bedford ein neues Leben zu beginnen. Sie findet sogar eine ...

Brooke und Thomas waren füreinander bestimmt, doch ein Tag reicht aus, um Brookes Welt für immer zu verändern. Ein Jahr später versucht sie, in Bedford ein neues Leben zu beginnen. Sie findet sogar eine Wohnung für sich und ihren Hund Ghost, die jedoch einen Nachteil hat. Im Schlafzimmer befindet sich eine Tür, die in die Nachbarswohnung führt. Eine äußerst befremdliche Situation für Brooke. Doch ihr Nachbar Chase, den sie selber noch nie gesehen hat, führt bis in die Nach hinein Gespräche mit ihr durch diese Tür. Mehr und mehr merkt Brooke, wie sie seiner Stimme verfällt.

Ich ließ mich von dem Cover anlocken, war ich doch auf der Suche nach einer sehr lockeren Geschichte für Zwischendurch, bei der ich einfach abschalten und mich berieseln lassen wollte.
Die Leseprobe gefiel mir gut. Der Prolog ließ schon erahnen, dass etwas Schreckliches passiert sein musste und auch der Wechsel zur Handlung ein Jahr später konnte mich noch überzeugen. Doch leider änderte sich meine anfangs positive Haltung der Geschichte gegenüber sehr schnell.
Diese Geschichte hätte die tiefsten und ergreifendsten Emotionen in mir hervorrufen sollen. Leider war ich das gesamte Buch über einfach nur super gelangweilt. Die Charaktere waren so unglaublich flach und nichtssagend, eine Charakterentwicklung war nicht spürbar und ich hatte ein großes Problem mit der Art und Weise, wie die Frauen der Geschichte miteinander umgingen.
Relativ schnell schießen sich Brooke und Molly auf eine andere Frau ein, die als größte Zicke und absolutes Miststück dargestellt wird. Ist es im Jahr 2019 wirklich notwendig, ein solches Frauenbild zu entwerfen? Hätte man nicht solidarischer miteinander umgehen können, um sich dem Ton der Gesellschaft anzupassen und dieses klischeehafte, vollkommen überzogene Bild der Superzicke endlich mal in den Schrank zu sperren? Ich war angewidert davon, wie diese eine Frau in der Geschichte proträtiert wurde.
Sympathie für Brooke – die eigentlich auf Grund ihrer Geschichte in Massen hätte da sein sollen, hätte man sie nur nicht so furchtbar biestig dargestellt – sollte dann durch unendlich viele Anspielungen auf Bücher, Serien und Filme unserer Zeit aufgebaut werden, indem eben diese Werke als Indikator benutzt wurden. Die ersten zwei, drei fand ich noch ganz amüsant, doch bei der wiederholten Benutzung von „Insidern“ aus Game of Thrones war es selbst mir als Fan der Serie eindeutig zu viel.
All diese Anspielungen hätten deutlich besser als Platz für Charakterentwicklung genutzt werden können. Von den ganz großen Gefühlen war leider nichts zu spüren.
Dabei fand ich die Grundidee wirklich gut und bin auch nach Beenden des Buches angetan von dieser. Ich fand es zu Beginn sehr aufregend, den Gesprächen von Brooke und Chase durch die Wand zu lauschen. Doch was anfangs wirklich sehr harmonisch und gut aufbereitet war, wurde im Laufe der Geschichte leider immer schlimmer.
Mir war der Anteil an Dramen und künstlichen Problemen einfach viel zu hoch. Ein konstruiertes Unglück jagte das nächste und nicht eines von diesen wirkte in irgendeiner Art und Weise glaubhaft auf mich.
Nach einem solch starken Start ist eine solche Entwicklung ins negative wirklich sehr schade.

Veröffentlicht am 25.04.2019

Sehr konstruiert und wenig spannend

Abgeschlagen
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Als Paul Herzfeld die Leiche einer Frau obduziert, ist seinem Vorgesetzten Professor Schneider schnell klar, mit was für einer Waffe die Leiche zerstückelt worden sein muss: Einer Machete. Als dann auch ...

Als Paul Herzfeld die Leiche einer Frau obduziert, ist seinem Vorgesetzten Professor Schneider schnell klar, mit was für einer Waffe die Leiche zerstückelt worden sein muss: Einer Machete. Als dann auch noch bekannt wird, dass eine Machete aus der Asservatenkammer entwendet wurde, rückt das Institut mehr und mehr in den Fokus der Ermittlung.

Michael Tsokos ist Rechtsmediziner und schrieb bereits zusammen mit Sebastian Fitzek einen Thriller. Mit „Abgeschlagen“ publizierte er nun seinen ersten eigenen Thriller. Ich war sehr gespannt darauf, ein Buch eines Rechtsmediziners zu lesen, da dieser nun wirklich über das nötige fundierte Wissen verfügt. Ich ging mit relativ hohen Erwartungen an das Buch heran, vor allem deswegen, weil es auf den verschiedenen Plattformen durchweg sehr gute Bewertungen erhielt.
Die Passagen, in denen es um das theoretische Wissen und praktische Handeln in der Rechtsmedizin ging, gefielen mir deutlich am besten.
Leider war der Rest Drumherum nicht annährend so gut, wie diese Passagen, so dass meine Erwartungen an das Buch leider nicht erfüllt wurden.
Ein richtiger Spannungsbogen wollte sich auch partout nicht aufbauen, irgendwann las ich nur noch, um das Buch endlich zu beenden und ohne viel Freude an der Lektüre.
Nach dem wirklich starken Prolog nimmt die Spannung rapide ab, was an sich nicht weiter fatal gewesen wäre, wären die nachfolgenden Szenen interessant geschrieben. Doch so gab es nur Lichtblicke, wenn es um die Rechtsmedizin ging, abgelöst von Seite um Seite schleppender Handlung. Sehr spannend fand ich jedoch zu Anfang die Schilderungen der Fälle, die im Hintergrund liefen und so einen doch sehr realistischen und authentisch Einblick in den Alltag eines Rechtsmediziners gaben. Einer dieser Fälle wurde aber so geschmacklos und in gewisser Weise diffamierend beschrieben, dass mir für etliche Tage die Lust am Lesen absolut verging.
Das Ende war sehr vorhersehbar und wirkte kein bisschen stimmig, sondern sehr konstruiert. Vor allem eine Szene wirkte so unglaublich lächerlich und stümperhaft, in etwa so, als hätte jemand mit einem Bobby Car James Bond spielen wollen.
Mir hätte das Buch wirklich so gut gefallen, wenn der Autor sich rein auf sein Fachgebiet – die Rechtsmedizin – beschränkt hätte und sich nicht noch dieses Wirrwarr aus den Fingern gesogen hätte.
Im Nachhinein betrachtet wurden das gesamte Buch über auch immer wieder Situationen künstlich aufgebauscht, um dann in einem halben Nebensatz abgehandelt zu werden. Entweder, man erzeugt Spannung durch wirklich gut konstruierte Passagen oder glaubwürdige und sympathische Charaktere, aber diese Form beziehungsweise der Versuch eines Spannungsaufbaus war stellenweise einfach lächerlich.
Dennoch hat mir Herzfeld als Protagonist durchaus gut gefallen, vor allem in Interaktion mit Kollegen und Familie wirkte er auf mich sehr sympathisch.
Der Schreibstil war in Ordnung, mir hätte es gut gefallen, wenn die rechtsmedizinischen Passagen noch wissenschaftlicher gewesen wären. Um aber die breite Masse anzusprechen, wurde dies etwas abgemildert. Das ist vollkommen ok, persönlich hätte es andersrum etwas besser gefallen.
Kiel als Handlungsort gefiel mir wahnsinnig gut, hier fand ich die Beschreibungen auch wirklich gut. Über die Schleibrücke bin ich in meiner Kindheit immer gefahren, wenn wir Ferien hatten, so musste ich beim Lesen wirklich schmunzeln und schwelgte ein wenig in Erinnerungen.
Ob dies nun mein vorerst letztes Buch von Tsokos bleibt, werde ich bei seiner nächsten Publikation wissen. In Zukunft aber werde ich vermehrt abwägen, ob mir Bücher dieses Autors wirklich zusagen.

Veröffentlicht am 05.06.2018

Toller Ansatz, Thematik leider verfehlt, nervige Protagonistin

DUMPLIN'
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Die sechzehnjährige Willowdean aus Texas setzt es sich in den Kopf, am Schönheitswettbewerb ihrer Stadt mitzumachen. An sich ist dies nichts außergewöhnliches, gibt es doch so viele Schönheitswettbewerbe ...

Die sechzehnjährige Willowdean aus Texas setzt es sich in den Kopf, am Schönheitswettbewerb ihrer Stadt mitzumachen. An sich ist dies nichts außergewöhnliches, gibt es doch so viele Schönheitswettbewerbe in den USA. Doch Willowdean hat zwei Probleme. Das erste ist ihre Mutter, die selber Schönheitskönigin wurde und jedes Jahr den Wettbewerb mitgestaltet und moderiert. Das zweite ist ihr Gewicht. Mit ihrem Gewicht, dass eigentlich viel zu hoch ist, hat Willowdean an sich kein Problem. Sie ist nun einmal dick. Und genau deswegen nimmt sie teil. Doch irgendwie kriselt ihre langjährige Freundschaft zu El, der allerbesten Freundin der Welt.
Und dann ist da natürlich auch noch Bo, der sie in seinen Bann gezogen hat.

Um meine so negative Bewertung rechtfertigen zu können, muss ich leider auf Einzelheiten der Geschichte eingehen, die eventuell spoilern könnten. Ich werde diese Spoiler im Text durch [SPOILER!] versuchen zu kennzeichnen.
Ich hatte das ganze Buch über meine Schwierigkeiten mit Willowdean. Ich fand sie leider viel zu oft unsympathisch, nervig und egoistisch. Fast schon wie ein Kleinkind quengelte sie sehr oft rum und schlug um sich, wenn ihr etwas mal nicht in den Kram passte. Ich fand es furchtbar, wie sie sich ihrer besten Freundin El und vor allem El’s Arbeitskolleginnen gegenüber verhalten hat. Und auch wenn Willowdean und ich ähnliche Lebensumstände beziehungsweise fast die selbe Körperfülle teilen, so konnte ich mich leider deshalb einfach nicht mit ihr identifizieren.
Die Nebencharaktere hingegen gefielen mir eigentlich alle sehr gut. Sie waren toll ausgearbeitet, nicht farblos und hatten eine charakterliche Tiefe.
Sehr gut gefallen hat mir allen voran El, die ich mir auch als Freundin gewünscht hätte. Mit El an der Seite kann man wirklich alles bestehen. Millie, Amanda und Hannah, Willowdeans Mitstreiterin der Revolution im Schönheitswettbewerb fand ich alle toll ausgearbeitet und interessant.
Bo fand ich in Ordnung. Sonderlich aufregend oder besonders war er wirklich nicht. Ganz im Gegenteil, ich war teilweise wirklich gelangweilt von ihm. Nur seine Sicht auf das Leben, die Welt und unsere Gesellschaft gefiel mir ganz gut.
[SPOILER!] Es gibt ein Liebesdreieck. Und das treibt mich in den Wahnsinn. Muss jedes NA-/YA-/Jugendbuch gefühlt immer ein Liebesdreieck haben? Funktioniert es nicht endlich einmal wieder ohne? Und auch wenn ich ein absoluter Gegner von Liebesdreiecken bin, so stößt mir das Verhalten von Willowdean noch saurer auf. Denn Mitch ist ein wirklich toller Kerl und sie nutzt ihn nur aus, um nicht alleine zu sein, um Bo zu vergessen, um sich selbst etwas zu beweisen. Und wirklich niemand hat es verdient, so behandelt zu werden! In den meisten Geschichten mit Liebesdreiecken hat sich die Protagonistin bisher immer für den mir vorgezogenen entschieden, doch hier gefällt mir die Endpaarung, wenn auch absolut vorhersehbar, nicht. Schade.
[SPOLIER ENDE]
Aber mein größtes Problem mit der Geschichte ist, dass Willowdean als Dreh- und Angelpunkt der Geschichte nicht die Botschaft des Buches vermittelt: Sich selber zu lieben und zu akzeptieren.
Nein, diese Botschaft wird von den wirklich tollen Nebencharakteren übermittelt. Allen voran Millie, die mir im Laufe der Geschichte etwas ans Herz gewachsen ist. Doch auch wenn Bodypositivity im Zusammenhang mit diesem Buch immer wieder genannt wird, so kann ich dies nicht nachempfinden. Mir geht es ähnlich wie Willowdean, ich bringe viel zu viel auf die Waage. Es gibt durchaus Passagen und Szenen, in denen ich mich wiedergefunden habe, Bestätigung und phasenweise sogar Trost fand. Doch diese Szenen wurden vom Bodyshaming, das Willowdean in „umgekehrter Richtung“ betrieb, überschattet. Anstatt sich zu lieben, das nach außen zu tragen und mit ihrem Verhalten andere zu animieren, es ihr nachzutun, macht sie genau das, was sie so an anderen stört beziehungsweise wovor sie Angst hat. Denn auch Willowdean steckt Leute in Schubladen und kategorisiert die Mädels um sie herum (die Chormädchen, Zicken, u.a.) und äußert sich auch sehr kritisch – fast abfällig - über die noch fülligere Millie. Ihr kommt nicht einmal in den Sinn, dass auch dünnere Frauen sich in ihrem Körper nicht wohlfühlen. Oder dass es auch andere Merkmale außer der Körperfülle gibt, die in das Thema Bodypositivity fallen. Dass es eben egal ist, wie man aussieht. Nein, Willowdean ist es eben nicht egal, sie ist super unsicher und verletzlich. Was ich nicht schlimm finde. Im Gegenteil, ich kann das sehr gut nachvollziehen. Doch genau aus dem Grund ist und bleibt Willowdean für mich nicht die Übermittlerin von Bodypositivity. Von daher finde ich den Ansatz schon mal gut, doch an der Umsetzung muss noch deutlich gearbeitet werden. Lasst uns doch einfach alle Menschen akzeptieren und respektieren, egal, wie sie aussehen! (Wie zum Beispiel Millie es ganz toll macht, an der man sich wirklich ein Beispiel nehmen kann.)
Gut gefallen haben mir hingegen die verschiedenen Elemente, die dieses Buch auf eine ganz eigene Weise so wunderbar machen. Die Dolly Parton verehrende, übergewichtige Lucy, die als Tante für Willowdean fast wie eine Mutter war. Die Thematisierung von Sex, vor allem dem ersten Mal. Niemals wurde Sex verteufelt oder zu sehr romantisiert. Die Blockaden im Kopf, wenn man zu viel über das eigene Aussehen nachdenkt und was einem dabei alles entgeht. Die wirklich starke, wunderbare Freundschaft von Willowdean und El. Die komplizierte Beziehung von Mutter und Tochter, die nicht mehr ganz wissen, wie sie miteinander umzugehen haben. Da sie sich auf der Strecke verloren haben und beide verletzend sind. In den Kleinigkeiten und Nebensächlichkeiten steckte für mich so viel mehr Inhalt als in dem ganzen Gewese um Willowdean.
Der Schreibstil gefiel mir ganz gut, er passte mit seiner Lockerheit zum Tempo der Geschichte. Ich habe sowohl im Buch gelesen, als auch das Hörbuch gehört. Das Hörbuch kann ich nur in Grenzen empfehlen. Die Aussprache von englischen Originalnamen, -marken und -titeln war teilweise einfach grauenhaft.

Ich vergebe 1.5 Sterne. Auch wenn mir die Geschichte um Willowdean nicht gefiel, so werde ich auf jeden Fall den zweiten Teil lesen, der sich rund um Millie drehen wird. Ich bin ganz optimistisch gestimmt, dass meine hier geäußerte Kritik im zweiten Band hinfällig sein wird, hatte ich doch vor allem Probleme mit Willowdean als Protagonistin.

Veröffentlicht am 20.01.2018

Verschenktes Potential

Das Auge von Licentia
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Seit nun mehr fast zehn Jahren begeistert Licentia die Zuschauer vor dem Fernsehen zu hause. Denn mit Licentia schufen die Macher eine Mittelaltersiedlung irgendwo im Herzen tiefer Wälder. Die Zuschauer ...

Seit nun mehr fast zehn Jahren begeistert Licentia die Zuschauer vor dem Fernsehen zu hause. Denn mit Licentia schufen die Macher eine Mittelaltersiedlung irgendwo im Herzen tiefer Wälder. Die Zuschauer erhalten Einblicke in das Leben der dort wohnenden Menschen.
Denn vor zehn Jahren haben sich etliche Personen entschlossen, dem Leben in der realen Welt zu entsagen, dem Projekt beizuwohnen und wie im Mittelalter zu leben. Oft auch mit kleinen Kindern. Eines dieser Kinder, die fernab unserer Realität aufwachsen, ist Jonata.Die inzwischen Fünfzehnjährige liebt ihre Familie, fühlt sich sicher im Dorf, erledigt täglich ihre Pflichten und ist glücklich mit ihrem Leben.
Bis sie auf Tristan trifft. Der ausgerechnet zu den Wolfsbannern gehört. Jenem verrufenen Dorf, das sich schon vor Jahren von Licentia abspaltete. Und plötzlich ist alles anders.

Jonata ist ein nettes, junges Mädchen. Mehr leider auch nicht. Sie würde nirgendwo herausstechen, was natürlich auch mal sehr angenehm sein könnte, in diesem Fall jedoch leider eher langweilig ist.
Dies liegt meiner Meinung nach jedoch einfach daran, dass ich nicht zur Zielgruppe dieses Buches gehöre, liegen doch fast zehn Jahre zwischen Jonata und mir. Ein Ausschlusskriterium dieses Buch zu lesen ,sollte dies demnach nicht sein.
Mir blieb Jonata bis zum Schluss leider zu flach. Sie hatte kaum Tiefe, wirkte oftmals naiv und in Szenen, in denen sie mutig sein sollte, war sie mir leider zu gewollt mutig. Sie wurde manches Mal in Charakterzüge gezwängt, die nicht zu ihrem Gesamterscheinen passten.
Die Nebencharaktere waren größtenteils irrelevant und blieben vollkommen auf der Strecke. Es wurden für die Länge des Buches auch zu viele Nebencharaktere vorgestellt, die nur einen Zweck hatten. War dieser Zweck erfüllt, wurden sie mehr oder weniger nie wieder erwähnt. Schade, das hätte man vielleicht auch anders lösen können.
Einzig Tristan fand ich erfrischend mit seinem Wolfsrudel. Wenn auch phasenweise sehr blauäugig, war er wirklich mutig, entschlossen und vor allem sehr loyal. Die Szenen mit seinem Rudel fand ich allesamt interessant und hätte mir wirklich mehr von diesen gewünscht.
Die Liebesgeschichte war mir zu schnell, nicht authentisch, zu unrealistisch. Ich mag Geschichten mit einer Insta-Lovestory überhaupt nicht und wenn ich dann doch einmal über eine stolpere, so möchte ich, dass in mir Emotionen hervorgerufen werden, damit ich die Liebesgeschichte glauben kann.
Der Schreibstil war relativ einfach, was es mir ermöglichte, das Buch in einem rasanten Tempo zu lesen. Dies wurde nur durch die sehr vielen kurzen Sätze unterstützt.
Der Perspektivwechsel gefiel mir sehr, auch die eingeschobenen Kapitel in Form von Mails oder kurzen Dialogen der Fernsehleute gaben Einblicke in und um Licentia, die der Leser sonst nicht gehabt hätte. Das fand ich wirklich toll und erfrischend.
Das Setting wurde in meinen Augen überhaupt nicht genutzt und die in der Danksagung der Autorin mehrmals betonte Recherche war kaum bis überhaupt nicht zu spüren. Ich hätte mir hier definitiv mehr gewünscht, denn der Kontrast reale Welt gegen Mittelalter hat mich von Anfang an neugierig gemacht. Die Handlung hätte genau so gut in jedem x-beliebigen Setting ohne moderne Technik stattfinden können.
Ein Spannungsbogen war kaum vorhanden, der Plot wahrhaft vorhersehbar. Ich hätte mich sehr gerne einmal von der Autorin überraschen lassen.
Beinahe hätte ich das Buch abgebrochen, langweilte ich mich einfach zu sehr beim Lesen. Nun bin ich froh, dass ich es nicht getan habe, denn die letzten Kapitel konnten mich doch noch ein bisschen positiv überraschen.
Es gibt noch andere Dinge, weshalb mir das Buch nicht gefällt, doch die würden die gesamte Handlung spoilern. Von daher klammere ich diese aus dieser Rezension aus.


Ich vergebe 1.5 Sterne. Mir hat das Buch schlicht und ergreifend einfach nicht gefallen, zu viel Potential wurde an dieser Stelle verschenkt.