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Veröffentlicht am 24.06.2019

Interessant und spannend

Nordlicht - Die Tote am Strand
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„Der erste Fall für das deutsch-dänische Ermittlerteam Vibeke Boisen & Rasmus Nyborg
Zwei Kommissare so unterschiedlich wie Ebbe und Flut“

Diese Aussage auf dem rückwertigen Cover hat mich neugierig gemacht. ...

„Der erste Fall für das deutsch-dänische Ermittlerteam Vibeke Boisen & Rasmus Nyborg
Zwei Kommissare so unterschiedlich wie Ebbe und Flut“

Diese Aussage auf dem rückwertigen Cover hat mich neugierig gemacht. Es wurde nicht zu viel versprochen.

Am Strand von Kollund an der deutsch-dänischen Grenze wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Vibeke Boisen, gerade vom LKA Hamburg zur Leitung der Flensburger Mordkommission gewechselt, ermittelt in diesem grenznahen Fall gemeinsam mit ihrem dänischen Kollegen Rasmus Nyborg innerhalb einer zusammengewürfelten Sonderkommission.

Schnell stellt sich heraus, dass die erschossene Frau zwölf Jahre unter falschen Namen gelebt hat und ihr damaliges Verschwinden einem Serienmörder angelastet wurde.
Viel Arbeit für das neue Team, wo jeder auch noch sein eigenes Päckchen zu tragen hat.


Cover und Umschlag sind toll gestaltet. Das Cover lädt zum Sommer-Sonne-Strand-Lesen ein, aber Vorsicht, das Buch hat es in sich. Die übersichtliche Landkarte im Innenteil ermöglicht jederzeit eine Ortsbestimmung.

Interessant ist die Mischung des Ermittlerteams, die unterschiedlichen Ansprachen, der unterschiedliche Umgang miteinander. Es wäre sicherlich noch interessanter gewesen, wenn nicht ausgerechnet die deutsche Kommissarin so regelkonform und korrekt gewesen wäre. Ansonsten war natürlich Neues oder auch Anderes zu entdecken. Die Zusammenarbeit der Behörden und auch der Bevölkerung funktioniert tatsächlich reibungslos. Man hat das Gefühl, dass dieses Grenzgebiet in einem besonderen Kosmos lebt.

Der Kriminalfall ist speziell. Man bekommt eine Ahnung davon wie viele wahrscheinlich ungeklärte Vermissten/Mordfälle es gibt. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig und man wundert sich bei den vielen Sackgassen, dass die Kommissare immer noch eine Möglichkeit finden, weiter zu machen. Alles ist nachvollziehbar und logisch aufgebaut. Es hat Spaß gemacht mit zu rätseln und zu beobachten wie sich die Knoten lösen.

Wenn man dem Cover Glauben schenkt, können wir noch einig Fälle von Vibeke und Rasmus erwarten. Ich freue mich drauf.

Veröffentlicht am 03.05.2019

Schweigen und Lügen in verhängnisvoller Kombination

Lügenmeer
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Magnus Berg kehrt nach neunzehn Jahren in seine Heimatstadt Schwanbek zurück.
In Kiel ist er gescheitert, sowohl mit seiner Familie als auch in seinem Beruf als Anwalt. Das Jurastudium hatte er selbst ...

Magnus Berg kehrt nach neunzehn Jahren in seine Heimatstadt Schwanbek zurück.
In Kiel ist er gescheitert, sowohl mit seiner Familie als auch in seinem Beruf als Anwalt. Das Jurastudium hatte er selbst finanziert und versucht sich ein neues Leben aufzubauen. Er kann offensichtlich mit den Ereignissen vor neunzehn Jahren und der Schmach der Verurteilung durch seine Freunde und Nachbarn nicht zu Recht kommen.
Seiner Zeit verunglückte seine Freundin Milla tödlich durch einen Sturz vom Sprungturm während einer nächtlichen Schwimmbad-Party. Magnus wurde dafür verantwortlich gemacht und von seiner Umgebung als Mörder angesehen. Der Freispruch vor Gericht hat ihn vor der Vertreibung aus dem Ort nicht bewahren können.
Jetzt ist er zurück und will die Wahrheit herausfinden.

Dieser Roman entwickelt sich im Verlauf zum Psychothriller. Ein ruhig aufgebauter Thriller, der den Leser immer wieder nachdenklich inne halten lässt. Es gibt keine brutalen Täter. Niemand will morden oder auch nur verletzen, aber alle Beteiligten sind verletzt.
Sie sind verletzt und getrieben durch Ereignisse in ihrer Kindheit, die mit Lügen und Schweigen gedeckt und überspielt wurden.

Sensibel und doch gestochen scharf beleuchtet Susanne Kiem jeden einzelnen Protagonisten, so dass wir Leser die Veränderungen und Entwicklungen hautnah miterleben können.

Ziemlich schnell wird deutlich, dass die Beziehung zwischen Svenja, Milla und Magnus ungewöhnlich ist. Nachdem Svenja von Magnus’ Rückkehr gehört hat, verhält sich genau so seltsam wie vor neunzehn Jahren. Ihre psychischen Probleme und ungewöhnliche Verhaltensweise werden präzise, aber auch unspektakulär aufgezeigt. Der Leser kann seine eigenen Schlüsse daraus ziehen. Erst ganz allmählich wird das kranke Verhalten den anderen Protagonisten bewusst. Sie ziehen unterschiedliche Schlüsse daraus.

Frau Kliem zeigt hier auf herausragende Weise den Verlauf einer psychischen Erkrankung bis zur unausweichlichen Eskalation. Für den Leser war es schnell offensichtlich, für die nahe Umgebung nicht. Wie so oft im Leben.

Das Schweigen, Lügen und Wegsehen der Freunde und Nachbarn hatte fatale Folgen.

Ein Buch, das hochdramatisch und spannend zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 25.07.2018

Ein Thriller nach meinem Geschmack

A Stranger in the House
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Karen Krupp ist auf der Flucht. In Panik rast sie über etliche rote Ampeln bis dass sie die Gewalt über ihr Auto verliert und in einen Strommast fährt. Ohne Erinnerung erwacht sie im Krankenhaus. Als einige ...

Karen Krupp ist auf der Flucht. In Panik rast sie über etliche rote Ampeln bis dass sie die Gewalt über ihr Auto verliert und in einen Strommast fährt. Ohne Erinnerung erwacht sie im Krankenhaus. Als einige Tage später eine männliche Leiche in einem verlassenen Restaurant gefunden wird, sehen die beiden Detectives Rasbach und Jennings einen Zusammenhang mit Karens Verkehrsunfall. Der Mord geschah in einer Gegend, in der sich die unbescholtene Hausfrau nie aufhalten würde, aber genau aus dieser Gegend lässt sich ihre Flucht verfolgen. Karen kann sich nach wie vor an nichts erinnern und erkennt auch den Mann auf dem Foto von der Leiche nicht.
Detective Rasbach und Jennings beginnen mit den Ermittlungen und bringen Überraschendes zu Tage.

Das ist ein Thriller, wie ich ihn liebe. Kein Serienkiller, aber jede Menge Panik, Misstrauen, Angst, Zweifel und Missgunst hat er uns Lesern beschert. Ohne großen Aufwand wird von der Autorin eine aufreibende Thriller-Stimmung erzeugt. Jeder misstraut jedem. Alle verhalten sich verdächtig. Jedem würde man die Tat zutrauen, fast alle hätten ein Motiv.

Nach und nach wird die Vergangenheit aufgedeckt, teilweise durch die Ermittlungen der Detectives, teilweise aber auch durch die Preisgabe der Gedankenwelt der einzelnen Protagonisten. Die Detective geben dabei ein gutes Bild ab. Sie sind gründlich, ermitteln in verschiedene Richtungen, sind verständnisvoll und hören auf ihr Bauchgefühl.

Brigids Fixierung auf ihren Nachbarn Tom und Karens „anderes Leben“ aus ihrer Vergangenheit lassen den Leser immer wieder hin-und herschwenken.
Und dann war alles ganz anders, nachvollziehbar aber besonders gerissen von einer/einem Protagonisten beziehungsweise auch von der Autorin.

Einige Fragen, Rachefeldzüge und Folgen der Ereignisse sind noch offen. Wird es eine Fortsetzung geben? Lässt Shari Lapena die Geschichte von Karen, Brigid und Tom hier ausklingen?

Der Leser kann sich über den Fortgang seine eigenen Gedanken machen und sich noch einige Zeit mit dem Buch beschäftigen. Ist doch eine prima Idee! Danke

  • Einzelne Kategorien
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  • Figuren
  • Spannung
  • Psychologie
Veröffentlicht am 06.06.2018

Ermittlungen in eigener Sache

Und niemand soll dir vergeben
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Im Juni 2002 entgeht die 15-jährige eigenwillige Randi Rader nur knapp einer Vergewaltigung. Sie und ein ihr vorher unbekanntes Mädchen namens Kathy werden von einem jungen Mann entführt. Kathy wird mehrmals ...

Im Juni 2002 entgeht die 15-jährige eigenwillige Randi Rader nur knapp einer Vergewaltigung. Sie und ein ihr vorher unbekanntes Mädchen namens Kathy werden von einem jungen Mann entführt. Kathy wird mehrmals vergewaltigt. Randi kann entkommen und versucht Hilfe zu holen, aber niemand glaubt der mit Alkohol und Drogen vollgepumpten Jugendlichen.
Immerhin nimmt der Polizeichef Buddy Cadwell sie nach Verbüßung einer Jugendstrafe unter seine Fittiche. Sie wird Polizistin und entwickelt sich im Laufe der Jahre zu einem allseits respektieren Detective, den Cadwell bald als seine beste Ermittlerin bezeichnet.
Jahre später wird sie zu einer extrem verstümmelten männlichen Leiche gerufen. Dem Mann ist mehrmals in die Brust gestochen worden, man hat ihm die Kehle aufgeschlitzt und seinen abgetrennten Penis in den Mund gesteckt.
Im Zuge der Ermittlungen, die sich auch gegen sie selber richten, wird ihre ganze, verarbeitet geglaubte Vergangenheit wieder hochgespült.

Das ist ein Krimiplot, wie er einem Leser des Öfteren begegnet. Guter bis herausragender Ermittler sieht sich plötzlich einem Verbrechen gegenüber, dessen Tatortspuren in seine Richtung weisen. Die Folge ist, er wird vom Fall abgezogen. Er spürt keine Vertrauen oder Rückhalt von seinem Vorgesetzten und seinen Kollegen. Er ermittelt auf eigene Faust. Wird von einem einzigen Kollegen oder Partner unterstützt, aber auch immer wieder verunsichert, ob er diesem Partner trauen kann. Folglich löst er den Fall in Eigenregie.

So weit so gut, aber es kommt auf die Umsetzung an und da hat Frau Spindler einiges zu bieten. Sie hat die Hauptakteure ausführlich charakterisiert und durch Mirandas Reflektionen immer wieder hinterfragt, warum die Indizien plötzlich gegen Miranda sprechen. Wer die Täterin war, wurde von den meisten Lesern schon früh vermutet, aber auch schnell wieder verworfen. Mit zunehmenden Informationen wurde mal die eine mal die andere These denkbar. Die Spannung wurde hochgehalten und der Leser war immer mit Miranda auf gleicher Höhe.

Der Begriff Romantic Thriller ist mir vorher noch nicht untergekommen. Wahrscheinlich wird dabei auf die Beziehung zwischen Miranda und ihrem Partner Jake angespielt. Ich würde die Geschichte weder als „Romantic Thriller“ noch als Thriller bezeichnen. Für mich ist es einfach ein unterhaltsamer und spannender Krimi.

Das Cover habe ich auf meinem Kindle nur in schwarz/weiß sehen können. Ich weiß nicht, ob das im Original auch in schwarz/weiß sein wird, aber ich fand es passend zur Geschichte.

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Veröffentlicht am 10.05.2024

Leise und hintergründig

Das Leben meiner Schwester
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Für die sensible Lehrerin Mathilde bricht eine Welt zusammen. Etienne, von dem sie glaubte ihn in nächster Zukunft zu heiraten, verlässt sie, um zu seiner ersten großen Liebe zurückzukehren. Mathilde ist ...

Für die sensible Lehrerin Mathilde bricht eine Welt zusammen. Etienne, von dem sie glaubte ihn in nächster Zukunft zu heiraten, verlässt sie, um zu seiner ersten großen Liebe zurückzukehren. Mathilde ist also nicht nur verlassen worden, sie glaubt auch nur als Lückenbüßer missbraucht worden zu sein.
Sie verliert ihre Arbeit, verliert ihre Wohnung und driftet buchstäblich ab.
Nur ihre Schwester Agathe fängt sie auf, aber mit welchen Konsequenzen?

„David Foenkinos versteht es wie kein anderer, das Seelenporträt einer zurückgewiesenen Frau in einen psychologischen Thriller zu verwandeln. Atemberaubend.“ Version Femina
„Das Leben meiner Schwester“ würde ich nicht als atemberaubenden Psychothriller bezeichnen, dafür baut sich zu wenig Spannung zu langsam auf. Es ist eine sensible Charakterstudie von Mathilde, die von der Liebe ihres Lebens verlassen wurde.
Psychische Probleme hat sie allerdings schon vor der Trennung durch Etienne. Nach der Trennung verfängt sie sich zunehmend in Wahnvorstellungen und nimmt ihre Umgebung nur als Verliererin und Benachteiligte wahr. Der nicht aufzuhaltende Prozess bis zum vollkommenen Realitätsverlust beschreibt David Foenkinos auf beeindruckende Weise.
Hauptsächlich nehmen wir Leser an Mathildes Gedankenwelt teil. In unregelmäßigen Abständen, immer dann, wenn sich in ihrer Wahrnehmung etwas ändert, werden uns die Gedanken von Agathe und Federic zuteil, ihre Zweifel und Schuldeingeständnisse.
Abwechseln möchte man jeden einzelnen der Dreierwohngemeinschaft schütteln und zur Umkehr mahnen.
Der Roman ist einerseits bedrückend und andererseits führt er uns vor Augen, dass man kaum erahnen kann, was sich hinter der Stirn eines Gegenüber wirklich abspielt.

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