Profilbild von Buchwurm

Buchwurm

Lesejury Profi
offline

Buchwurm ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Buchwurm über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.09.2018

Leichte Krimiliteratur für entspannte Stunden

Die Toten von Paris
0

Worum geht es

1944, nach der Befreiung Paris durch die Alliierten tritt Inspektor Jean Ricolet seinen neuen Posten bei der Pariser Kriminalpolizei an. Kurz darauf muss er im Todesfall eines unbekannten ...

Worum geht es

1944, nach der Befreiung Paris durch die Alliierten tritt Inspektor Jean Ricolet seinen neuen Posten bei der Pariser Kriminalpolizei an. Kurz darauf muss er im Todesfall eines unbekannten Deutschen ermitteln. Gegen den Wunsch seines Chefs legt er den Fall nicht zu den Akten und sucht heimlich weiter nach Hinweisen. Die Spuren führen ihn zur schönen Pauline und einem verschwunden Gemälde. Eine Jagd nach dem Mörder und dem Bild durch ganz Paris beginnt.


Was ich über das Buch denke

Dieses Buch gehört zu der Sorte, wo man bereits auf der ersten Seite mitten in der Handlung steckt und es von da an durchgehend interessant bleibt. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Es kommen häufig kurze, relativ gängige französische Floskeln in den Sätzen vor. Da ich Französisch spreche, stört es mich nicht, im Gegenteil, es gibt der Geschichte den entsprechenden französischen Anklang. Für jemanden der kein Französisch spricht, könnte es eventuell den Lesefluss leicht stören.

Inspektor Jean Ricolet ist eine sympathische Figur. Er kommt vom Land und ist zum ersten Mal in seinem Leben in der französischen Hauptstadt. Ein wenig unsicher zu Anfang und etwas eingeschüchtert von Paris, gewinnt er bald ein gesundes Selbstbewusstsein. Er besitzt einen guten Menschenverstand und lässt sich nicht durch Vorurteile beeinflussen. Beruflich könnte man ihn fast als ein wenig übereifrig sehen, wenn er nicht gleichzeitig eine ausgeprägte Loyalität gegenüber seinen Kollegen und eine gewisse Bescheidenheit an den Tag legen würde. Ein guter Charakter ohne große Ecken und Kanten. Bis zum Ende des Buch hat er nur eine kleine Weiterentwicklung durchlaufen. Sollte es einen zweiten Fall für Monsieur Ricolet geben, würde ich mir noch ein wenig mehr Tiefe bei ihm wünschen.

Ricolet gegenüber steht die weibliche Hauptperson des Buches – Pauline Drucrat. Sie ist Kunststudentin und musste zuvor für die Deutschen als Expertin arbeiten, um wertvolle Kunst aus Frankreich heraus, nach Deutschland zu schaffen. Gleichzeitig war sie jedoch für die Resistance tätig. Bei ihrer Arbeit stößt sie auf ein wertvolles Gemälde von Raffael, das einst ihrer Familie gehörte. Mit der Befreiung Paris verliert sie die Spur des Bildes. Da der Mord scheinbar mit dem verschwundenen Raffael zu tun hat, bekommt sie die Möglichkeit über die polizeilichen Ermittlungen, das Gemälde weiter zu suchen. Sie gerät in einen Gewissenskonflikt zwischen ihren Gefühlen für Ricolet und ihrem persönlichen Interesse an dem Fall. Dies lässt ihre Figur facettenreicher erscheinen.Die Geschichte begleitet abwechselnd Pauline und Ricolet, was eine gute Erzähltechnik ist, um die Spannung zu steigern.

Das Buch ist für mich ein klassischer Kriminalroman mit einem guten Plot, aber auch nicht mehr. Manchmal war es ein wenig wie Räuber und Gendarme und ich musste teilweise sogar nachsichtig schmunzeln.

Was ich wiederum als sehr gut gelungen empfunden habe, ist das Einbetten der Handlung in die Zeit nach der Befreiung Paris. Die Autorin stellt sehr gut die Konflikte der französischen Bevölkerung nach dem Abzug der Deutschen heraus. Wer mit den Deutschen zusammen gearbeitet hat, ist jetzt ein Kollaborateur, egal ob diese Zusammenarbeit freiwillig stattgefunden hat oder nicht. Diejenigen, die noch zuvor mit dem Gutheißen der Vichy-Regierung Mitglieder der Resistance gejagt haben, müssen nun selber fliehen. Frankreich ist ohne Regierung und muss sich neu organisieren. Es zeigt ein wenig die zwei unterschiedlichen politischen Haltungen, die von Franzosen während des 2. Weltkrieges eingenommen wurden.


Mein Fazit

Die Toten von Paris ist ein unterhaltsamer Kriminalroman mit französischem Flair. Die Geschichte ist flüssig erzählt und hat ihren Reiz. Wer absolute Spannung und psychologische Ermittlungsarbeit sucht, ist hier jedoch falsch.
Eine gute Krimilektüre für entspannte Stunden.

Veröffentlicht am 07.06.2018

Ermittlerin unter Verdacht

Und niemand soll dir vergeben
0

Als Miranda Rader zum Schauplatz eines brutalen Mordes gerufen wird, ahnt sie noch nicht, dass dies ihr persönlichster Fall werden wird. Die Geschichte beginnt im Sommer 2002, wo die 15-jähriger Randy ...

Als Miranda Rader zum Schauplatz eines brutalen Mordes gerufen wird, ahnt sie noch nicht, dass dies ihr persönlichster Fall werden wird. Die Geschichte beginnt im Sommer 2002, wo die 15-jähriger Randy Opfer eines Verbrechens wird. Damals glaubt ihr niemand. In der Gegenwart ist Miranda eine kompetente Ermittlerin. Aber auf einmal tauchen Spuren von ihr am Tatort auf und sie gerät unter Verdacht. Ihre Vergangenheit und das Verbrechen von damals drohen sie einzuholen und wieder scheint ihr niemand zu glauben.

Miranda Rader steht im Mittelpunkt des Buches. Um sie dreht sich alles und der Leser bekommt einen Einblick in ihre Gefühle. Für mich ist Miranda ein sehr gelungener Charakter. Sie ist eine junge Frau mit einer starken Persönlichkeit. Nach Außen hin ist sie die organisierte, intelligente Polizisten. Aber schnell zeigt sie uns auch ihre gebrechliche Seite, die Selbstzweifel die sie seid ihrer Jugend plagen und das gespaltene Verhältnis zu ihrer Familie. Miranda war mir sofort sympathisch. Ich kann sogar sagen, dass ich regelrecht mit ihr mitgelitten habe, als alle angefangen habe, an ihr zu Zweifeln.
Sehr schön dargestellt war auch ihre Entwicklung von Randy, der Jugendlichen auf der schiefen Bahn zu Miranda, der anerkannten Polizistin. Die Rückblicke in Mirandas Jugend haben wunderbar den Kontrast wiedergegeben.

"Und niemand soll dir vergeben" ist ein sehr flüssig geschriebenes Buch mit gutem Unterhaltungswert. Es ist sehr schnell zu lesen und dadurch, dass die Kapitel recht kurz gehalten sind, scheint auch die Handlung sehr schnell vorangetrieben zu werden. Manchmal vielleicht sogar ein kleines bisschen zu schnell, da an einigen Stellen etwas mehr Tiefe schön gewesen wäre. Die Sprache ist bildlich und man wird als Leser von Anfang an von der Handlung gefesselt.
Das Einzige, was für mich persönlich bei diesem Buch nicht passte, war die Einordnung als Romantic Thriller. Das Buch tendiert durchaus in Richtung Thriller, aber meiner Meinung nach müsste es noch wesentlich spannender sein, um als waschechter Thriller durchzugehen. Der absolute Nervenkitzel fehlte. Man könnte es auch als guten Krimi bezeichnen.
Ich kann das Buch aber auf jeden Fall empfehlen und würde auch wieder zu einem Roman der Autorin greifen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Figuren
  • Spannung
  • Handlung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 27.02.2018

Eine gelungene Geschichte in wildromantischer Natur

Die Kamelien-Insel
0

Sylvia, eine tüchtige Geschäftsfrau, hat alles erreicht, was sie sich für ihr Leben wünscht. Erfolg im Beruf, finanzielle Sicherheit und die Beziehung mit Ehemann Holger sind die Stützpfeiler ihres Alltags. ...

Sylvia, eine tüchtige Geschäftsfrau, hat alles erreicht, was sie sich für ihr Leben wünscht. Erfolg im Beruf, finanzielle Sicherheit und die Beziehung mit Ehemann Holger sind die Stützpfeiler ihres Alltags. Alles scheint perfekt, bis sie eines Tages eine, laut ihrem Ehemann, heruntergekommene Gärtnerei in der Bretagne erbt. Von ihrer stressigen Arbeit komplett vereinnahmt, überlässt sie es Holger sich um den Verkauf ihres Erbes zu kümmern, ohne sich weiter darüber Gedanken zu machen. Der Zufall will es jedoch, dass Sylvia die Gelegenheit erhält sich auf die Reise in die Bretagne zu machen. Dort wartet ein kleines Paradies - die Kamelieninsel - auf sie. Was sie vor Ort entdeckt, lässt Sylvia bald darauf nicht nur an ihren Lebensinhalten, sondern auch an ihrem Mann zweifeln. Zusammen mit den Bewohnern der Insel versucht Sylvia die Gärtnerei und die Kamelieninsel vor der durch den Verkauf drohenden Zerstörung zu retten.

Wer das Cover des Buches sieht, muss es einfach in die Hand nehmen. Für mich ist es sehr gelungen. Sofort habe ich mich gefragt: "Wer ist diese junge Frau, die dort allein auf dem Klippenweg spazieren geht und gegen den Wind ankämpft?" Es hat meine Erwartungshaltung für den Roman geprägt. Eine starke Frau und ihre Geschichte in einer wildromantischen Natur. Diese Erwartung konnte das Buch auch eindeutig erfüllen.

Die Kamelien-Insel lebt vom Schreibstil der Autorin. Eine abwechslungsreiche und bildliche Sprache zieht den Leser sofort in die Handlung hinein und lässt ihn die Gefühle der Protagonisten hautnah miterleben. Die Landschaftsbeschreibungen sind so gut gelungen, dass man meint selbst dort auf dieser Insel vor der bretonischen Küste zu stehen und sich den Wind um die Ohren wehen zu lassen. Mit dem Effekt: es fällt schwer, das Buch aus der Hand zu legen.

Die Charaktere sind gut gezeichnet. Sylvia ist eine sehr sympathische Frau. Taff im Job aber oft unsicher in privaten Entscheidungen, zeigt sie sich sehr menschlich und nicht immer perfekt. Als Leser kann man sich mit ihr freuen oder leiden, sich aber auch manchmal fragen: "Ja bist du denn blind!". Die Rollen von Gut und Böse sind klar verteilt und schon von Beginn an sichtbar. Highlights gab es für mich besonders bei den Nebenrollen, die für mich mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet sind und dem Buch zu einer besonderen Note verhelfen.

Die Handlung ist interessant gestaltet und die Spannung steigert sich besonders ab der zweiten Hälfte des Buches. Manche Ereignisse wirkten leider etwas zu gewollt, beziehungsweise realitätsfern, was jedoch der Geschichte am Ende keinen Abbruch tut. Vor allem schafft es die Autorin die Lösung durch einige sehr kluge Ideen herbei zu führen.

Mein Fazit für die Kamelien-Insel: Ein sehr schöner Frauenroman zum wegschmökern. Auch wenn es für Vielleser vielleicht ein paar Vorhersehbarkeiten geben könnte, ist es das richtige Buch für entspannte Stunden an Regentagen oder für den Urlaub. Eine schöne Geschichte und eine Fortsetzung ist bereits in Arbeit. Ich, für meinen Teil, freue mich schon auf eine Rückkehr auf die Kamelien-Insel.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Gefühl
  • Geschichte
Veröffentlicht am 10.02.2018

Zwei starke Frauen vor der beeindruckenden Kulisse Spitzbergens

Insel der blauen Gletscher
0

Rezension "Insel der blauen Gletscher" von Christine Kabus

Hanna und Emilie, zwei Frauen aus Deutschland, die hundert Jahre getrennt voneinander Deutschland verlassen, um nach Spitzbergen zu reisen.
Hanna ...

Rezension "Insel der blauen Gletscher" von Christine Kabus

Hanna und Emilie, zwei Frauen aus Deutschland, die hundert Jahre getrennt voneinander Deutschland verlassen, um nach Spitzbergen zu reisen.
Hanna lebt im Jahr 2013. Von ihrem Mann verlassen, beschließt sie, ihre Arbeit als Reisejournalistin wieder aufzunehmen. Ihr erster Auftrag führt sie nach Spitzbergen, wo sie auf den Polarforscher Kåre Nybol trifft. Auf ihren gemeinsamen Exkursionen erlebt Hanna die atemberaubende Landschaft und lernt die Menschen, die auf diesem nördlichen Archipel leben, kennen. Bei ihren Nachforschungen stößt sie schließlich auf ein dunkles Geheimnis, dass über hundert Jahre in die Vergangenheit zurück reicht.

Um 1907 wünscht sich die junge Emilie nichts sehnlicheres als den Zwängen ihrer Zeit zu entfliehen und Abenteuer zu erleben. Die Chance hierfür ergibt sich, als sie als Mann verkleidet an einer Expedition in die Arktis teilnehmen kann. Von nun an muss sie sich in einer rauen Männerwelt behaupten, immer in der Angst, ihre Verkleidung könnte entdeckt werden. Dabei merkt Emilie, dass auch ihre Mitreisenden etwas zu verbergen haben. Die Situation spitzt sich zu, als die kleine Gruppe auf Spitzbergen ankommt.

"Insel der blauen Gletscher" ist das dritte Buch von Christine Kabus und steht im losen Zusammenhang mit den Vorgängern "Im Land der weiten Fjorde" und "Töchter des Nordlichts". Die Bücher können aber unabhängig voneinander gelesen werden, da Personen aus den vorangegangenen Büchern zwar genannt werden, aber nicht für den Handlungsverlauf von Bedeutung sind.

Schon das Cover des Buches stimmt durch seine ansprechende Illustration auf die wilde und eisige Landschaft Spitzbergens ein. Ein liebevolles Detail ist der Husky, der auch im Buch seine kleine Rolle hat.
Spitzbergen ist als Handlungsort eher ungewöhnlich. Für mich war es sehr interessant durch die Handlung des Romans auch mehr über dieses ungewöhnliche Eiland, so hoch im Norden zu erfahren. Man lernt einiges über die Geschichte Spitzbergens und die Lebensbedingungen auf der Insel.

Die Handlung ist in zwei Zeitschienen aufgeteilt, die sich mit jedem Kapitel abwechseln. Diese Einteilung schafft einen ganz eigenen Spannungsbogen, da die einzelnen Kapitel oftmals an einer interessanten Stelle enden und man so zum Weiterlesen animiert wird, um die weiteren Entwicklungen zu erfahren.
Mit ihrer bildlichen und reichen Sprache schafft es Christine Kabus die Geschichten der beiden Frauen anschaulich und fesselnd zu erzählen. Speziell die Handlung um 1907 erlaubt einen guten Einblick in die damaligen gesellschaftlichen Zustände.

Die Hauptpersonen sind gut gezeichnet. Besonders die sympathische, für ihre Zeit recht unkonventionelle, Emilie, mit ihrem Wissensdrang und ihrer Abenteuerlust, hat es mir angetan. Man kann mit ihr mitleiden, wenn sie wieder einmal durch Erwartungen und Benimmregeln eingeengt wird und man freut sich mit ihr, die Freiheit zu entdecken, als sie den Konventionen endlich entflieht. Während Emilie sich bis zum Ende des Buches charaktermäßig nicht groß verändert, kann man bei Hanna eine Entwicklung von einer eher unscheinbaren, oft an sich zweifelnden Mutter und Hausfrau in eine unternehmungslustige und selbstsichere Reisejournalistin erleben.

Ein kleiner Wehrmutstropfen war für mich die eigentlich Handlung des Buches. Obwohl es nicht langweilig wurde, die Geschichten der Figuren zu verfolgen, fehlten mir doch zeitweise Ereignisse, die die Handlung bereichert und vorangetrieben hätten. Man kann Emilie und Hanna in ihrem täglichen Leben verfolgen und so auch eine enge Beziehung zu ihnen aufbauen, aber es fehlen Momente, die die Protagonisten vor gefühlsmäßige Herausforderungen stellen und sie so über sich hinauswachsen lassen könnten. Erst ab dem letzten Drittel des Buches ist dies der Fall. So kann es kommen, dass man es zuerst noch schafft, das Buch auch mal zur Seite zu legen, es dann aber in einem Rutsch zu Ende liest und fast traurig ist, da man nun die einem so vertraut gewordenen Personen nicht mehr weiter in ihrem Leben begleiten kann.

"Insel der blauen Gletscher" ist ein gelungener Roman vor der Kulisse Spitzbergens. Der flüssige Schreibstil und die sympathischen Figuren lassen das Lesen zu einer angenehmen Zerstreuung werden. Es ist ein Buch, um sich damit in einen gemütlichen Sessel zu kuscheln und den Protagonisten auf ihrer Reise nach Spitzbergen zu folgen. Wenn auch die Handlung nicht immer so ereignisreich ist, wie man es sich wünschen würde, wachsen einem die Figuren doch ans Herz und ist die letzte Seite erst umgeblättert, würde man gerne noch mehr Zeit mit ihnen verbringen.

Veröffentlicht am 24.02.2021

(Zu)viele Familiengeheimnisse und ein sehr guter Schreibstil

Die vier Gezeiten
3

Vier Schwestern - vier Gezeiten, so stürmisch wie die Flut und so ruhig wie die Ebbe.

Die junge Helen sucht auf Juist nach ihren leiblichen Eltern. Ihr einziger Anhaltspunkt, ein altes Foto, führt sie ...

Vier Schwestern - vier Gezeiten, so stürmisch wie die Flut und so ruhig wie die Ebbe.

Die junge Helen sucht auf Juist nach ihren leiblichen Eltern. Ihr einziger Anhaltspunkt, ein altes Foto, führt sie zur Familie Kießling. Die Kießlings sind seit Jahren tief mit der Insel verbunden. Auf der Suche nach ihren Wurzeln tritt Helen eine Lawine los, die die Familie in vielerlei Hinsicht erschüttern wird.

Das Buch hat mich auf den ersten Seiten direkt mitgerissen. Anne Prettin schafft es, mit ihren wunderbaren Beschreibungen der Insel Juist einen direkt dorthin zu teleportieren. Die Geschichte beginnt interessant mit Helens Auftauchen und der Reaktionen der einzelnen Mitglieder der Familie Kießlings. Der Leser lernt Adda, ihren Mann, ihre Mutter Johanne und drei ihrer Töchter kennen und bereits hier wird klar, diese Familie ist speziell.

Die Handlung wechselt im weiteren Verlauf zwischen Rückblenden in Johannes und Addas Vergangenheit. Das hält die Spannung, aber ich musste mich als Leser teilweise ordentlich konzentrieren, um den roten Faden nicht zu verlieren. Im zweiten Teil des Buches kommen Tagebucheinträge der vierten Schwester als eine weitere Erzählform dazu.

Die von der Autorin gezeichneten Personen zu bewerten, fällt mir schwer. Ich habe keine Figur gefunden, die mich so sehr angesprochen hätte, dass ich ständig mit ihr mitfiebern oder mitleiden hätte können. Alle Figuren waren für mich als Leser distanziert, ihr Verhalten schwer bis oft gar nicht nachvollziehbar. Am wenigstens konnte ich Johanne einordnen. In Rückblenden wurde sie als junges Mädchen gezeigt und später dann als erwachsene Geschäftsfrau. Aber beide Personen waren so derart unterschiedlich in ihrem Verhalten, dass es für mich nicht deutlich geworden ist, wie jemand sich dermaßen verändern konnte. Es ging für mich auch nicht aus den Umständen der Geschichte hervor.

Adda, die wohl eigentliche Hauptfigur blieb mir bis zum Ende eher fremd. Nicht unbedingt, da ich ihre Handlungen nicht verstehen konnte. Hier hat die Autorin für meine Begriffe ein gutes Bild von einem Menschen geschaffen, der durch andere und deren Handlungen geformt wurde, sich nie gewehrt hat und ein eher passives Dasein führt. Ich persönlich kann mit solchen Personen wenig anfangen und daher blieb zwischen mir als Leser und Adda immer ein Graben.

Die Familie Kießling ist eine Familie voller vertuschter Geheimnisse, alte, wie neue. Es ist eine ganze Ansammlung, die mich am Ende des Buches fast überfordert hat. Es war einfach zu viel und stellenweise für mich zu weit hergeholt. Schade, denn die Geschichte hat dadurch für mich ein wenig verloren, obwohl ich sie sonst sehr spannend fand.

Trotzdem war es interessant zu sehen, wie eine Lüge, zur nächsten führt, dann noch ein Geheimnis und ein weiteres dazukommen, bis es eine komplette Familie total vergiften kann. Von diesem Gesichtspunkt aus, ist für mich die Aussage des Buches gelungen.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir das Buch gut gefallen hat. Die Spannung war allgegenwärtig, da ich zu jeder Zeit auf die Auflösung der Geheimnisse und der großen Frage, wer ist Helens Mutter, hingefiebert habe. Leider konnten mich die Personen nicht wirklich abholen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Story