Platzhalter für Profilbild

Gisel

Lesejury Star
offline

Gisel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Gisel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.07.2018

Über die kleinen Wehwehchen in der Meereswelt

Ein Pflaster für den Zackenbarsch
0

Der Doktorfisch und sein Assistent, der Kofferfisch, haben ganz schön viel zu tun im Meer: Da müssen beim Familienfest der Kraken die verknoteten Tentakel wieder auseinander gefieselt werden, dort klagt ...

Der Doktorfisch und sein Assistent, der Kofferfisch, haben ganz schön viel zu tun im Meer: Da müssen beim Familienfest der Kraken die verknoteten Tentakel wieder auseinander gefieselt werden, dort klagt der Wal über Bauchschmerzen, und sogar die Forelle möchte Hilfe von den beiden. Mit viel Lebensweisheit meistert der Doktorfisch die Anfragen und beantwortet souverän nebenher noch die neugierigen Fragen des Kofferfischs.

Neun kleine Geschichten versammelt der Autor Jens Rasmuss in diesem Buch über die Welt im Meer und über die kleineren und größeren Wehwehchen, die die Fische im Wasser plagen. Dabei spart er nicht mit humorvollen Einlagen, auch Erwachsene können sich freuen an der Idee, wie sich die vielen Krakenarme miteinander verknoten, wie geschickt der Kofferfisch den Hai in seine Grenzen zurückweisen kann oder wie es sich anfühlt, als Fisch die Nässe zu spüren. Die Zeichnungen zu den Geschichten ergänzen die Erzählung sehr gut. Lediglich die Geschichte mit dem Pflaster für den Zackenbarsch dürfte für Kinder nicht ganz nachvollziehbar sein, sie erscheint mir eher für die Erwachsenen geschrieben. Die Kinder finden sich wieder in einer Welt, die ihrer eigenen doch gar nicht so verschieden ist. Und das ist auch ganz gut so, denn so sind die Lösungen gut in den eigenen Alltag zu übertragen. Die Spannung ist genau dosiert für kleine Leseeinheiten, die sich anbieten für weitergehende Fragen der Kleinen.

Ein klares Vorlesevergnügen sowohl für die Großen wie auch für die Kleinen ab dem Kindergartenalter. Von mir gibt es dafür 4,5 von 5 Sternen sowie eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 19.07.2018

Wenn die Zeit nicht alle Wunden verheilt...

Wie man die Zeit anhält
0

Tom Hazard hat ein großes Geheimnis: Er sieht aus wie vierzig, ist aber in Wirklichkeit schon über 400 Jahre alt. Die Liebe seines Lebens starb schon im 17. Jahrhundert. Seine Tochter hat seine Veranlagung ...

Tom Hazard hat ein großes Geheimnis: Er sieht aus wie vierzig, ist aber in Wirklichkeit schon über 400 Jahre alt. Die Liebe seines Lebens starb schon im 17. Jahrhundert. Seine Tochter hat seine Veranlagung übernommen, ist aber verschwunden, und seit Jahrhunderten sucht er nach ihr. Seither ist er einsam, denn bis auf Menschen, die ähnlich verzögert altern wie er, kann er keine Kontakte knüpfen, viel zu gefährlich sind diese Bekanntschaften. Er weiß genau, dass er sich nicht verlieben darf. Doch nun tritt Camille in sein Leben. Mit ihr verändert sich alles.

Mit viel Einfühlungsvermögen erzählt der Autor Matt Haig von diesem Menschen, der sich nach Jahrhunderten der Einsamkeit so unendlich nach menschlicher Nähe sehnt. Die Geschichte verläuft in zwei Ebenen, so dass der Leser sowohl Toms Gegenwart kennenlernt wie auch seine Vergangenheit in den letzten Jahrhunderten. Man merkt sehr schnell, dass für Tom eine Veränderung ansteht, auch wenn lange unklar ist, wie eine solche denn aussehen könnte, denn seine Situation scheint ausweglos zu sein. Umso überraschender sind die Wendungen, die der Autor eingebaut hat, wie auch das Ende des Buches.

Die Frage nach den Folgen, die es hätte, wenn man jahrhundertelang leben könnte, als einer der wenigen in der Menschheit, und deshalb untertauchen müsste, fließt sehr überzeugend in die Geschichte hinein. Es entbehrt deshalb auch nicht der Komik, wenn Tom sich mit der Frage herumschlägt, wie er in der Menge untergehen könnte, obwohl er doch nach einiger Zeit eindeutig auffallen muss. Und es bleibt nachhaltig ein Nachdenken darüber, was Menschlichkeit bedeutet, wie wir diesen Begriff, jeder für sich, füllen möchte, und nach dem Sinn des Lebens.

Mich hat das Buch schnell in seinen Bann ziehen können. Die Mischung an Spannung und hintergründigem Humor finde ich sehr gelungen, so dass ich sehr gerne starke vier Sterne sowie eine unbedingte Leseempfehlung hinterlasse.

Veröffentlicht am 07.07.2018

Gekonntes Krisenmanagement

Riskante Manöver
0

Mats Holm und seine Kollegin Laura May werden zu einem Krisenfall bei der Pharma-Firma Wenner angefragt. Sie sind Experten für Krisen dieser Art und als „Master of Desaster“ für solche Fälle bekannt. Im ...

Mats Holm und seine Kollegin Laura May werden zu einem Krisenfall bei der Pharma-Firma Wenner angefragt. Sie sind Experten für Krisen dieser Art und als „Master of Desaster“ für solche Fälle bekannt. Im vorliegenden Fall soll ein Kind durch ein hochgelobtes Medikament der Pharma-Firma zu Tode gekommen sein, während aus Profitgier Nebenwirkungen des Medikaments verschwiegen wurden. In einem Wettkampf gegen die Zeit versuchen Mats und Laura, die Firma in ihrer Öffentlichkeitsarbeit zu begleiten und das Schlimmste abzuwenden, während sie sich über die Hintergründe zu diesen Vorkommnissen kundig machen.

Atmosphärisch dicht und in der Zeit von nur vier Tagen erzählt der Autor Birand Bingül eine Geschichte über eine PR-Angelegenheit, die sehr realistisch erscheint. Mats und Laura, ehemaliger Journalist und frühere Polizistin, lassen ihr gesamtes Können in diesen vier Tagen schillern, von anderweitig bestehenden Kontakten über eigene, manchmal äußerst wagemutigen Recherchen bis hin zu ihren hervorragenden Kenntnissen darüber, wie Medien und ihre Leser funktionieren. Sie sind den anderen immer einen Schritt voraus und müssen doch damit rechnen, dass manche ihrer Aktionen nicht rechtzeitig greifen. Damit entsteht ein straffer Spannungsbogen, der durch andere Perspektiven noch verstärkt wird, so dass die Seiten einfach nur dahinfliegen. Unvermutete Wendungen in der Erzählung heizen die Spannung zusätzlich auf. Der Autor dürfte die Hintergründe zur Pharmaindustrie wie auch zu PR-Angelegenheiten gut recherchiert haben, so dass der Leser einen guten Einblick in diese Hintergründe erhält. Das Ganze ist dabei so gut aufbereitet, dass man keine Vorkenntnisse zur Materie haben muss, um die Geschehnisse im Buch zu verstehen.

Für diese rasante Geschichte vergebe ich gerne eine klare Leseempfehlung und 4,5 von 5 Sternen. Gerne warte ich auf eine Fortsetzung um dieses Ermittlerpaar, sind doch einige Fragen aus dem privaten Umfeld der beiden noch offen geblieben und schreien nach einer Fortsetzung.

Veröffentlicht am 03.07.2018

Mitreißend und authentisch

Wenn wir wieder leben
0

Im vornehmen Ostseebad Zopot versuchen die vier Freunde Gundi, Lore, Julius und Erik in den 1920er Jahren als Band groß herauszukommen. Doch es dauert eine Weile, bis sie wirklich durchstarten können. ...

Im vornehmen Ostseebad Zopot versuchen die vier Freunde Gundi, Lore, Julius und Erik in den 1920er Jahren als Band groß herauszukommen. Doch es dauert eine Weile, bis sie wirklich durchstarten können. Gundi, die bereits als Kind ein Sonnenschein war, ist die Frontfrau der Band, und ein Lied, „Morgen am Meer“, bringt den Durchbruch. Bald werden sie angeheuert für das Kreuzfahrtschiff Wilhelm Gustloff. Doch dann kommen die Wirren des Krieges dazwischen und verändern ihre Lebenspläne. Auch wenn die Freunde als gefeierte Künstler lange begünstigt bleiben, wird die Realität sie bald einholen. - 40 Jahre später begibt sich Wanda auf die Spuren ihrer Familiengeschichte, fragt nach der Rolle ihrer Mutter während der Kriegstage.

Schmerzhaft wird Wandas Suche, sie ist emotional hoch belastet. Bedeutende Nazi-Prozesse stehen an, in Deutschland versuchen die Menschen nach den dramatischen Ereignissen im Krieg nach vorn zu sehen. Es gibt auch die anderen, die nach Aufarbeitung schreien, wie der jüdische Student Andras, der durch den Krieg seine Familie verloren hat und nun ganz verzweifelt versucht, die Schuldigen einer gerechten Strafe zuzuführen. Die beiden zeitlichen Ebenen hat die Autorin Charlotte Roth sehr gut und eindrücklich dargestellt, der Leser erhält einen guten Einblick in die damalige Zeit. Auch die örtlichen Eigenheiten in Danzig und in Zopot sind gut recherchiert.

Der Autorin gelingt es sehr gut, einen schwierigen Stoff in eine bewegende Geschichte mit viel Dramatik umzuwandeln. Man merkt, dass sie in diese Geschichte sehr viel Herzblut hineingesteckt hat. Sie wertet die Handlungen ihrer Protagonisten nicht, lässt deren Taten für sich selbst sprechen. Damit gelingt ihr eine sehr authentische Geschichte, die den Leser von Anfang an mitreißt. Manches hätte man vielleicht etwas straffen können, doch insgesamt bleibt der Spannungsbogen von Anfang bis Ende sehr hoch. Ich vergebe 4,5 von 5 Punkten und eine unbedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 12.06.2018

Einsames Uff sucht Gleichgesinnte

Das wilde Uff, Band 4: Das wilde Uff braucht einen Freund
0

Uff vermisst seinen Freund Lio, der so oft anderweitig unterwegs ist. Da quasslt das Urzeitwesen, was das Zeug hält, um sich selbst einen Freund zu finden. Und bald erhält es tatsächlich Signale – ob es ...

Uff vermisst seinen Freund Lio, der so oft anderweitig unterwegs ist. Da quasslt das Urzeitwesen, was das Zeug hält, um sich selbst einen Freund zu finden. Und bald erhält es tatsächlich Signale – ob es wohl wirklich noch ein weiteres überlebendes Uff gibt?

Dieses Buch ist bereits das vierte über das blaue Urzeitwesen Uff, das bei Familie Peppel gelandet ist und dort das Zusammenleben durcheinanderbringt. Auch wenn die Geschichte für sich allein gelesen werden kann, ist es dringend zu empfehlen, die Reihe chronologisch zu beginnen, das erhöht das Lesevergnügen ungemein. Uff ist es zu verdanken, dass wieder eine Reihe unvorhersehbarer Ereignisse voller Situationskomik entstehen, bei denen sich der Leser kringelt vor Lachen. Aber auch das Gefahrenmoment ist durchaus gegeben, denn nach wie vor gibt es einen bösen Gegenspieler. Die Illustrationen ergänzen auf wunderbare Weise die Geschichte, sie fangen den Charme der jeweiligen Situation gekonnt ein.

Ich habe dieses Buch meinen Kindern (7 und 10) vorgelesen, wie auch schon die Bände zuvor, und wir hatten einen großen Spaß dabei. Es macht sowohl beim Lesen wie auch beim Vorlesen eine große Freude, deshalb gibt es auch diesmal wieder ganz klar eine Leseempfehlung von uns allen.