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Veröffentlicht am 25.11.2018

Der falsche Geist an der Schlei

Die Schleifüchse und der falsche Geist
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Das neue Schuljahr im Internat am Ufer der Schlei, einem Meeresarm der Ostsee in Schleswig-Holstein, bringt ein paar Aufregungen in das Gleichmaß der Routine.

Da ist zum einen Tristan, der neue Schüler ...

Das neue Schuljahr im Internat am Ufer der Schlei, einem Meeresarm der Ostsee in Schleswig-Holstein, bringt ein paar Aufregungen in das Gleichmaß der Routine.

Da ist zum einen Tristan, der neue Schüler in der Klasse. Schwer einzuschätzen, und ein paar Geheimnisse hat er wohl auch. Irgendwie macht er (gerade deswegen?) Eindruck. Besonders Anna-Livia, die von ihrem Prinzen träumt, ist von ihm angetan, obwohl sie auch ein wenig in Falk verliebt ist. Der wiederum sieht seine selbsternannte Position als Anführer in Gefahr. Dana, Anna-Livias Freundin, zu guter Letzt, hofft darauf, dass endlich mal etwas los ist.

Und ihr Wunsch wird Realität.

Da stürzt ein fremder Mann vom Fahrrad, und kaum wird ihm geholfen, verschwindet er spurlos, um bei seinem erneuten Auftauchen zu erklären, dass er auf dem Friedhof wohne. Und was hat es mit dem Paket auf sich, das Tristan zur alten Fischerkate an der Schlei bringt? Werden im angrenzenden Schuppen wirklich Krebse gezüchtet, die so empfindlich sind, dass niemand sie sehen darf?

Bleibt noch die Frage, wie die grausige Geschichte vom „irren Momme“ einzuschätzen ist, von der der Koch des Internats berichtet. Treibt Momme wahrhaftig im Wald von Schobylund sein Unwesen? Zugegeben gespenstig ist es dort schon, und besonders Anna-Livia fattern eins um andere Mal die Nerven. Doch wie ihre Freunde will sie das Geheimnis lösen. Und so gründen die vier den Detektivclub „Die Schleifüchse“ und verfolgen vehement die Spuren, die ins nahe gelegene Schleswig und ins ferne Berlin führen...


Gea Nicolaisen gelingt es in „Die Schleifüchse und der falsche Geist“, eine packende Geschichte zu erzählen, die entspannt und friedlich beginnt, sich aber im Verlauf der Handlung mit kindgerechter Dramatik und Mystik zu steigern vermag. Mit feinem Gespür porträtiert sie ihre jugendlichen Protagonisten und wird dabei von der Illustratorin Isabel Kaboth unterstützt.

Anna-Livia, Dana, Falk und Tristan sind als Zwölfjährige reif für ihr Alter, weil sie ihre Probleme alleine lösen müssen. Ihre Eltern haben keine Zeit für sie, vieles im Alltag als Internatsschüler organisieren sie selbst.

Allesamt sind auf ihre eigene Art durchaus mutig, indes keine Superhelden, und sie lassen daher ebenso Ängste nicht vermissen. Denn was zunächst eher harmlos beginnt, erweist sich zunehmend als gefährliches Unterfangen. Ihre „Gegner“ kämpfen mit harten Mitteln. Sie wirken nicht nur bedrohlich, tatsächlich ist mit ihnen nicht zu spaßen.

Ein Zusammenfinden zu einer Gemeinschaft braucht seine Zeit. Immer wieder kommt es zu Spannungen innerhalb der Gruppe und zu verbalen Rangeleien, besonders zwischen Falk und Tristan, die sich gegenseitig für Angeber halten und jeweils Führungsansprüche geltend machen. Allerdings behaupten sich auch Anna-Livia und Dana. Sie erwarten nämlich Gleichberechtigung in einem Detektivclub. Sie sehen nicht ein, dass die Jungen die Anführer und die Mädchen die Chefsekretärinnen sind.

Manchmal tauchen angesichts dieser pubertären Verhaltensweisen Zweifel auf, ob die vier das Ruder noch herumreißen können. Jedoch wenn es darauf ankommt, treten sie an die Seite ihrer Freunde und stehen füreinander ein.


Gea Nicolaisen hat mit „Die Schleifüchse und der falsche Geist“ einen kurzweiligen und lebhaften Kinderkrimi geschrieben, der, ergänzt durch die ansprechenden Illustrationen von Isabel Kaboth, nicht nur die jungen Lesefreunde ab 10 Jahren, sondern auch Erwachsene gut unterhält.

Veröffentlicht am 11.09.2018

Die Saphirtür

Die Saphirtür
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England, 1957: Isla Hall, eine hübsche junge Frau ist bei dem reichen Ehepaar Alan und Victoria Austin auf dem exklusiven Landsitz Silverton House als Lehrerin für deren sechsjährige Tochter Ruby eingestellt. ...

England, 1957: Isla Hall, eine hübsche junge Frau ist bei dem reichen Ehepaar Alan und Victoria Austin auf dem exklusiven Landsitz Silverton House als Lehrerin für deren sechsjährige Tochter Ruby eingestellt. Schnell schließt sie das kleine Mädchen ins Herz und entdeckt, dass dieses sorgenfreie Leben für Ruby aus Regeln und Vorschriften besteht, denen sie ohne nennenswerten Widerspruch folgt, und welches mit Mauern aufwartet, die sie nicht zu durchbrechen versucht.

Aber das ist nicht das eigentliche Problem. Vielmehr ist Ruby in sich gekehrt und will nicht schlafen. Ihre Träume sind verschwunden, und Isla ist die einzige, der sie sich anvertraut, zumal das Interesse der Eltern, die mit Strenge agieren, auf ein Mindestmaß reduziert scheint. Nachdem Isla ihren Schützling beim Schlafen beobachtet hat, bestätigt sich deren Behauptung: Das Mädchen ist von geisterhafter Blässe und liegt wie leblos in ihrem Bett.

Hingegen sind Islas eigene Träume intensiv und verstörend, seit sie auf Silverton House lebt. Dazu kommen weitere rätselhafte und merkwürdige Ereignisse. In Rubys Zimmer taucht plötzlich eine in sanftem Blau schimmernde Tür auf, mit unzähligen Funken auf der Oberfläche, die an Saphire erinnern. Sie entpuppt sich als Zugang zu einer anderen Welt. Es ist eine magische Welt, in der Islas Träume real werden.

Als Isla bei Victoria Austin hinsichtlich der fehlenden Träume und der zu denken gebenden Entwicklung von Ruby auf taube Ohren stößt, versucht sie auf eigene Faust, das Geheimnis zu entschlüsseln, um Ruby zu helfen und um ihrem eigenen Seelenfrieden Genüge zu tun…


Mit ihrem Roman „Die Saphirtür“ führt Stefanie Lasthaus in das Jahr 1957, vermittelt ein anschauliches und reelles Bild dieser Zeit und verleiht dadurch der Handlung eine interessante Note. Denn ihre Protagonistin Isla, die mit mysteriösen Ereignissen konfrontiert wird, kann nicht mal eben im Internet nachlesen. Sondern sie muss in Büchern nachschlagen und auf die Hilfe ihres besten Freundes Andrew, eines Medizinstudenten, zurückgreifen, um sich das Geschehen erklären zu können. So erhält mit ihr auch der Leser einen Exkurs in das komplexe Thema Hypnose, Träume und Traummanifeste, muss hier jedoch konzentriert bei der Sache bleiben, um zumindest grundlegende Zusammenhänge zu begreifen.

Stefanie Lasthaus gelingt es, eine gespenstisch-unheimliche und teilweise bedrohliche Atmosphäre zu kreieren, die einen das eine oder andere Mal frösteln lässt. In der Düsternis der Traumwelt ist gut nachzuvollziehen, dass Isla sich beobachtet fühlt. Für sie ist das, was sie erlebt, zunächst nur ein Traum, und mit ihr tappt der Leser im Dunkeln, das sich im Verlauf lichtet...

Zum Gelingen der Geschichte tragen auch die hinsichtlich ihrer Bedeutung und Position unterschiedlich ausgestatteten Charaktere bei. Unbestreitbar steht Isla im Mittelpunkt. Und während es einigen Figuren – wie dem Ehepaar Austin – an Emotionen mangelt, hat Stefanie Lasthaus ihrer Heldin Isla eine Menge Gefühl verpasst.

Isla ist zunächst eher zurückhaltend und folgsam, sie beugt sich dem Druck der Austins. Allerdings nimmt sie von Anfang an ihre Fürsorgepflicht gegenüber Ruby sehr ernst. Mit der Zeit fällt es ihr immer schwerer, Abstand zu dem aufgeweckten und bezaubernden Mädchen zu wahren. Bedauerlicherweise mangelt es in Silverton Hall in hohem Maße an Zuneigung, vielmehr stehen Etikette und der Rosengarten mehr im Mittelpunkt. Das gesamte Leben des Ehepaars Austin ist ein einziger Plan. Sie reagieren allergisch auf Unregelmäßigkeiten, können mit den Gedanken, Wünschen und Träumen ihrer Tochter nichts anfangen und halten eine gewisse Distanz zu Ruby. Genau diese Distanz verbindet Isla mit dem kleinen Mädchen, denn in Bezug auf ihre Eltern teilen Ruby und Isla gewissermaßen dasselbe Schicksal.

Dagegen lehnt sich Isla zwar nicht offen auf, durch ihre Erlebnisse in der Traumwelt festigt sich indes ihr Charakter und sie reagiert selbstbewusster und weniger ängstlich.

Obwohl die Rollen von Gut und Böse auf den ersten Blick klar verteilt sind, verschwimmen die Grenzen durchaus. Vor allem mittels des Prologs ist es möglich, einer vermeintlich bösen Figur nahe zu kommen und die Handlungsweise ansatzweise zu verstehen.

Stefanie Lasthaus' Roman ist lebendig erzählt und mit ansprechender Dramatik ausgestattet, auch wenn zwischendurch der Spannungsfaktor abflacht. Sie verknüpft gelungen fantastische mit kriminalistischen Elementen. Sogar an eine Liebesgeschichte hat die Autorin gedacht, diese jedoch erfreulich zurückhaltend und divergierend von der Norm dargestellt. Hierzu passt das relativ offene Ende, das so manchen Leser unbefriedigt zurücklassen mag, gleichwohl aber einer eventuellen Fortsetzung Raum bietet.

Veröffentlicht am 22.07.2018

Die Gaben des Todes

Die Gaben des Todes
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Marie Winter lebt in Frankfurt am Main und ist alleinerziehende Mutter einer vierjährigen Tochter. Obwohl es auch in ihrem Leben bereits harte Einschnitte gegeben hat, geht sie in ihrem Beruf auf und übt ...

Marie Winter lebt in Frankfurt am Main und ist alleinerziehende Mutter einer vierjährigen Tochter. Obwohl es auch in ihrem Leben bereits harte Einschnitte gegeben hat, geht sie in ihrem Beruf auf und übt ihren Dienst als Oberkommissarin der Mordkommission mit Engagement aus.

Als in einem Kaufhausfenster eine in Szene gesetzte Leiche und die mit roter Schrift gemalte Aufforderung „Holt Daniel Parkov“ gefunden wird, ahnt Marie Winter, dass etwas Großes, ja etwas Ungewöhnliches geschieht. Und die junge Frau sieht sich bald ihrer bisher größten Herausforderung gegenüber, die sie nicht allein meistern kann. Ihr zur Seite steht der BKA-Ermittler Daniel Parkov, der seit dem Mord an seiner Frau zurückgezogen lebt und sich erst von Marie überzeugen lässt, sich an der Aufklärung des Verbrechens zu beteiligen...


Mit „Die Gaben des Todes“ offeriert Martin Krüger eine gut durchdachte, in sich schlüssige Geschichte, die unvorhersehbar ist und über ein enormes Potential an Spannungsmomenten verfügt und nur im geringen Maße ein wenig über das Ziel hinausschießt. Sprachlich fordert sie keine Höchstleistung, wenngleich Martin Krüger keineswegs vor deutlichen Beschreibungen Halt macht, und einige Wortwiederholungen seien ebenfalls verziehen. Insgesamt gelingt es dem Autor durchaus, den Leser in das Geschehen und damit in den Bann zu ziehen. So stehen die ganze Zeit die Fragen im Raum, wer hinter dem rätselhaften „Dezembermann“ und den Morden steckt und was dieser damit bezweckt. Wie eigentlich zu erwarten, belässt es auch Martin Krüger nicht bei einem Todesfall, den Marie, Daniel & Co. aufzuklären haben.

Mit Marie Winter und Daniel Parkov hat Martin Krüger ein ungewöhnliches, gleichwohl bemerkenswertes Ermittlerteam erschaffen, das nach dem Tod ihrer Partner ihr Päckchen zu tragen hat und wegen der jeweiligen Charakterzüge realistisch ist. Während beiden eine gewisse Eigenwiligkeit zu eigen ist, wirkt Marie daneben äußerst geradlinig und emotional. Sie versucht, sowohl ihrer an Leukämie erkrankten Tochter als auch ihrem Job gerecht zu werden, nicht immer funktioniert dies zu ihrer Zufriedenheit. Daneben zeigt sich Daniel charismatisch, aber auch ein wenig exaltiert und ist vor allem tief in seinem Inneren mit einer Dunkelheit versehen, die leicht an den Abgrund führen kann.

Im Verlauf des Geschehens müssen die beiden lernen, einander blind zu vertrauen. Denn dieser Fall verlangt beiden Figuren einiges ab, sie werden mit den Dämonen ihrer Vergangenheit konfrontiert. „Der Dezembermann“ scheint es darauf angelegt zu haben, das Leben von Marie und Daniel zu beeinflussen, mit ihnen zu spielen, ohne sich selbst in die Karten schauen zu lassen oder nur in dem Rahmen, den er sich vorstellt.

Mit einer spürbaren Ungeduld des Täters nimmt zum Ende hin auch das Tempo zu, als könne er es gar nicht erwarten, enttarnt zu werden. Und die Auflösung überrascht, wenngleich ein paar Fragen offen bleiben und die Vorfreude auf den Folgeband steigern. Von daher: Alles richtig gemacht!

Veröffentlicht am 02.07.2018

Now and Forever. Weil ich dich liebe

Now and Forever - Weil ich dich liebe
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„Sich zu binden, führte zu einem gebrochenen Herzen. Da war es eindeutig besser, sich ein einziges Mal fesseln zu lassen, und dann gute Nacht.“

Bisher hat die einundzwanzigjährige Jillian Nichols nach ...

„Sich zu binden, führte zu einem gebrochenen Herzen. Da war es eindeutig besser, sich ein einziges Mal fesseln zu lassen, und dann gute Nacht.“

Bisher hat die einundzwanzigjährige Jillian Nichols nach diesem Motto gelebt. Sie trifft einen Jungen, geht mit ihm aus und hat Sex. Danach geht jeder seiner Wege. Zeit für tiefer gehende Gefühle oder gar Liebesschwüre oder Herzschmerz hat Jillian nicht und will das auch nicht. Sie hasst Beziehungen, mit One-Night-Stands befindet sie sich ihrer Meinung nach auf der sicheren Seite.

Dann wacht sie eines Morgens auf, und ihr – zugegebenermaßen attraktives und heißes Date – ist immer noch da, steht nackt in ihrer Küche und backt Waffeln. Liam McAvoy, ein Schotte, der für ein Jahr an ihrer Uni studiert.

Und Jillian beginnt, gegen ihre Regel, nie eine zweite Nacht mit jemanden zu verbringen, zu verstoßen. Doch was geschieht, wenn Liams Studentenvisum endet und er nach Schottland zurückkehrt? Oder er gar hinter ihr Geheimnis kommt? Denn da gibt es noch die Tabletten, die sie einnimmt. Und eine kontrollierende Mutter, deren Fürsorge Jillian aber nicht als solche deutet und die sie ablehnt.


Geneva Lee lässt in „Now and Forever. Weil ich dich liebe“ die Romanze ihrer sympathischen Protagonisten im Grunde im Standardmodus ablaufen. Das ist allerdings einer kurzweiligen und mitreißenden Lektüre nicht abträglich. Höhen und Tiefen wechseln sich ab, aber zwischen Jillian und Liam stimmt die Chemie, und es macht Freude, ihr Geplänkel zu begleiten.

Vorteilhaft für die Geschichte ist, dass die Autorin der per se leichtfüßigen Handlung erfolgreich Substanz hinzufügen kann. Denn Jillian ist krank, und die für ihr Alter nicht alltägliche Krankheit stellt sie vor Probleme, auf die sie mit Distanz zu Menschen, die eine längerfristige Bindung aufbauen wollen, reagiert. Die Autorin findet hier ein gelungenes Maß, löst die Herausforderung ansprechend und vermeidet kitschige Gefühlsduselei.

Jillian ist eine intelligente junge Frau, stark und verletzlich zugleich, die zwar noch nicht genau weiß, wie ihre berufliche Zukunft aussehen soll, die jedoch keineswegs verzweifelt auf der Suche nach dem Mann fürs Leben ist, sondern eine eigenständige, selbstbewusste Persönlichkeit mit der Entscheidung für wilden Sex zu ihren Bedingungen zeigt, wofür sie sich nicht schämt. Wenn auch mit schweren gesundheitlichen Handicap, weswegen manchmal Sarkasmus bei ihr auftaucht. Ja, sie hat Probleme, aber sie will nicht bemitleidet werden und mit Macht die Kontrolle über ihre Gefühle behalten und kann es nicht.

Von Anfang an sieht Liam Jillian als Herausforderung. Er will nicht eine weitere Nummer auf Jillians Liste sein. Er ist aufrichtig interessiert an ihr. Seinerseits ist aus dem unverbindlichen Sex schnell „Liebe machen“ geworden. Und obwohl er Jillian einen in ihren Ohren unmöglichen Kosenamen verpasst, kann sie sich seinem offenen Wesen, geprägt von Charme, Humor und Optimismus, nicht entziehen.

Im Allgemeinen ist der Autorin auch die Gestaltung der Nebenfiguren gelungen. Mit Jessica und Cassie hat Jillian zwei großartige Freundinnen, die sie unterstützen und ihr zur Seite stehen. Sie sind da, wenn sie Hilfe benötigt. Lediglich die Beziehung zu Tara, Jillians Mutter, ist schwach und erschließt sich nicht immer. Die ständigen Wechsel zwischen einer ängstlichen, kontrollsüchtigen, sorgsamen und liebevollen Mutter wirken das eine oder andere Mal nicht nachvollziehbar.

Ansonsten besitzt „Now and Forever… Weil ich dich liebe“ alles, was eine gute Liebesgeschichte braucht. Sie ist mit ungezwungener Hand erzählt, zaubert einem mehr als ein Lächeln ins Gesicht, hat indes neben den heiteren auch ernsthafte Momente, dosiert Erotik in angenehmer Art und Weise. Es geht um das Wachsen in einer Beziehung, die Freundschaft, das Nachdenken über die Zukunft und daneben auch um das Akzeptieren, wer man ist, und darüber, wie man das in deinem Leben verändern kann, was man will.

"'Wenn jemand das hier versaut, dann werde ich das sein.'
'Das ist das Schöne an Beziehungen', sagte Liam.
'Was?'
'Es sind immer zwei Leute daran beteiligt. Wenn du es versaust, dann bin ich da, um das wieder hinzukriegen.'“

Veröffentlicht am 25.06.2018

Das Haus am Sunset Lake

Das Haus am Sunset Lake
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„Wer jemals einen Sommer in der Casa D'Dor verbracht hat, wird ihn nie vergessen, die Erinnerung bleibt für immer lebendig. Um sich den warmen Wind ins Gedächtnis zu rufen, den Duft der Azaleen und die ...

„Wer jemals einen Sommer in der Casa D'Dor verbracht hat, wird ihn nie vergessen, die Erinnerung bleibt für immer lebendig. Um sich den warmen Wind ins Gedächtnis zu rufen, den Duft der Azaleen und die feuchtwarme Luft, die auf der sonnenverwöhnten Haut haftet, braucht man noch nicht einmal die Augen schließen.“

Als Jim Johnson die Casa D'Or, eine Villa im Stile eines Plantagenhauses, gelegen am Sunset Lake in Savannah, dem tiefen Süden Amerikas, wiedersieht, ist von ihren glanzvolle Zeiten nichts mehr geblieben. Unbewohnt und heruntergekommen macht sie einen vernachlässigten Eindruck. Und doch verbinden Jim, der dieses Objekt für seinen Chef, den Besitzer einen weltweiten Hotelkette in Augenschein nimmt, viele Erinnerungen und extreme Gefühlszustände mit dem „Haus aus Gold“.

Zwanzig Jahre zuvor, 1994, ist es der Ort einer verheißungsvollen Liebe, überschäumender Freude und niederschmetternder Verzweiflung, ein Ort von Schmerz und Verlust.

Jim ist Student und nicht gerade begeistert darüber, dass er seine eigenen Pläne für einer unbeschwerten Zeit aufgeben und seine Eltern in ein Sommerhaus am Sunset Lake begleiten soll. Sein Vater Bryn, ein britischer Autor und nach seinem ersten Buch eher erfolglos, will und muss hier seine Inspiration wiederfinden und in der Abgeschiedenheit einen neuen Roman schreiben.

Erst als Jim die bezaubernde und wunderschöne Jennifer Wyatt, die gerade ihren Collegeabschluss gemacht hat und mit ihrer Familie in der Casa D'Or lebt, kennenlernt, ändert Jim seine Pläne. Denn die beiden verlieben sich ineinander. Und Jim ist bereit, alles für Jennifer aufzugeben: seine Familie, seine Freunde, sein Leben in England.

Doch dann geschieht etwas, das das gemeinsame Leben der beiden zerstört und auf ein getrennte Wege führt. Bis sie sich zwanzig Jahre später wiedersehen, die alten Erinnerungen wach werden und die Tür zur Vergangenheit geöffnet wird. Jim hat Jennifer nie vergessen. Sie ist die Frau, die sein Herz berührt und der immer noch seine Liebe gehört. Gibt es eine zweite Chance für das Paar?

Tasmina Perrys Roman "Das Haus am Sunset Lake" ist eine herzbewegende, romantische Liebesgeschichte voller dunkler Geheimnisse, die durch ihre Mischung aus Gefühl und Dramatik besticht und sich hauptsächlich vor der eindrucksvollen Kulisse, einer anschaulich beschriebenen prachtvollen Villa im heißen Süden, entfaltet.

Die Geschichte von Jim und Jennifer bietet an sich nichts Neues: Einfacher Junge trifft gutsituiertes Mädchen, und es funkt gewaltig zwischen den beiden. Jennifer ist zwar einerseits mit ihrem Jugendfreund Conor verbunden, andererseits ist eine arrangierte Verlobung kein Hindernis. Liebe überwindet schließlich alles, und deshalb will Jennifer Conor verlassen und mit Jim zusammen sein. Tragische Vorkommnisse reißen die beiden aber auseinander.

Der Roman wird in zwei Zeitsträngen erzählt. Obwohl der Zeitrahmen mit zwanzig Jahren relativ klein ist, funktionieren die Wechsel zwischen den Ereignissen in der Vergangenheit und in der Gegenwart gut. Es wird allerdings offensichtlich, dass zwar das Leben in der Gegenwart Bedeutung hat, indes das Verarbeiten und Abschließen mit der Vergangenheit im Mittelpunkt liegt.

Die Autorin treibt die Handlung zunächst maßvoll, dennoch konsequent und im Verlauf immer temporeicher voran, lässt keine Langeweile entstehen und den Leser mit an der Aufklärung der Geheimnisse teilhaben, warum es zur Trennung von Jennifer und Jim gekommen ist. Sie baut so beständig die Dramatik auf und vermag es letzten Endes auch, mit einigen Wendungen zu überraschen und zu erschüttern.

Lediglich wenige Szenen, wie die auf der karibischen Insel Baruda, sind unnötig, weil sie nicht zum Fortgang beitragen, sie stören hingegen auch nicht.

Im Großen und Ganzen behält Tasmina Perry im Verlauf des Geschehens einen ansprechenden leichten und zwanglosen Erzählton bei, passt ihn jedoch in dramatischen Abschnitten der Situation und Stimmung angemessen an, wodurch er dann etwas unterkühlt wirkt.

Neben dem Setting sind es die Haupt- und Nebenfiguren, die die Geschichte mit Leben füllen. Die Autorin nimmt sich Zeit, jede Figur zu entwickeln und zu charakterisieren, damit der Leser mit ihren Stärken und Schwächen, Beweggründen und Ängsten vertraut wird. So lernt er nicht nur die Protagonisten kennen, sondern kann ebenfalls daran teilhaben, wie sich Jim und Jennifer neu wahrnehmen. Denn Jennifer ist in den zwanzig Jahren zu einer atemberaubenden Frau gereift und mit Conor verheiratet. Jim hat eine florierende Karriere mit finanzieller Sicherheit aufgebaut, zögert aber, sich zu binden.

Ob die beiden es schaffen, alle Geheimnisse aufzudecken, sich über die Vergangenheit hinwegzusetzen und zueinander zu finden? Erhalten sie ihre zweite Chance? Die kurzweilige Lektüre von Tasmina Perrys "Das Haus am Sunset Lake" wird die Fragen beantworten. Vielleicht an einem wunderbaren Sommertag...