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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.09.2018

Durch die Lunge ins Herz

Der Bibelraucher
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Wilhelm Buntz hatte es schon als Kind nicht leicht: Ausgesetzt von der eigenen Mutter und anschließend bei seinem Vater aufgewachsen, wurde er schon früh in verschiedenste Heime gesteckt, weil niemand ...



Wilhelm Buntz hatte es schon als Kind nicht leicht: Ausgesetzt von der eigenen Mutter und anschließend bei seinem Vater aufgewachsen, wurde er schon früh in verschiedenste Heime gesteckt, weil niemand ihn bändigen konnte. Sein Leben wird zu einem Strudel, immer und immer weiter rutscht er ab und landet schließlich im Gefängnis – wo er nach vielen Jahren zum Glauben findet.


Der Schlüssel dazu war tatsächlich die Bibel, der einzige Gegenstand den Häftlinge mit in die Arrestzelle nehmen dürfen und dessen Papier sich hervorragend zum Zigarretten drehen eignet. Um sich die Zeit zu vertreiben, las Wilhelm die Seiten, bevor er sie rauchte und erkannte so, dass auch Leute wie er bei Gott willkommen sind.


Das Cover ist trotz seiner Schlichtheit sehr ansprechend – es strömt eine Art innere Anziehungskraft aus, die neugierig auf den Inhalt des Buchs macht. Gleichzeitig ist es haptisch sehr ansprechend, da die Schrift rau hervorgehorben ist, so dass man sie fühlen kann.


Sprachlich hat mir das Buch sehr gut gefallen. Auch wenn es keine literarische Extravaganza ist überrascht der Text doch immer wieder durch besonders schöne Formulierungen – auch wenn hier natürlich die Geschichte im Vordergrund steht.


Und die ist wirklich bewegend! Es ist verrückt, was manche Menschen alles erleben und was Gott für Wunder geschehen lassen kann. Für mich persönlich war auch die Beschreibung des Gefängnisses sehr interessant, da ich persönlich bisher noch überhaupt nichts über das Thema wusste und so einiges dazu lernen konnte.


Insgesamt kann ich das Buch nur absolut weiter empfehlen! Hat man einmal mit dem Lesen angefangen, kann man es kaum noch zur Seite legen, weil man unbedingt wissen möchte, wie es weiter geht! Es ist unglaublich bereichernd, miterleben zu dürfen, wie Gott im Leben anderer Menschen wirkt und ich hoffe, dass vielleicht auch der Eine oder Andere durch dieses Buch (zurück) zum Glauben findet.

Veröffentlicht am 15.08.2018

Eine ungewöhnliche Reise!

Helle Tage, helle Nächte
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Am 25. Juli bei Fischer Krüger erschienen hat "Helle Tage, helle Nächte" eine interessante Besonderheit: Es wurde von einer nach Lappland ausgewanderten Deutschen über eine ebensolche Frau geschrieben. ...

Am 25. Juli bei Fischer Krüger erschienen hat "Helle Tage, helle Nächte" eine interessante Besonderheit: Es wurde von einer nach Lappland ausgewanderten Deutschen über eine ebensolche Frau geschrieben. Der Text wirkt also von Anfang an authentisch und ist nicht aus dem Blauen herbei gezaubert.

Hauptfigur ist Frederike, Anfang 50, die sich aktuell von ihrem Mann scheiden lässt. Ihre 20 Jahre alte Tochter Paula verbringt aktuell ein Jahr in Australien und da ihre Eltern beide schon seit 40 Jahren Tod sind hat sie viel Zeit, die sie mit ihrer Tante Anna verbringen kann.

Anna wiederum ist Anfang 70, alleinstehend und schon seit Jahren Frederikes Mutterersatz. Allerdings hat sie, trotz der langen Zeit, die die beiden Frauen miteinander verbracht haben, noch einige Geheimnisse parat, von denen keiner weiß. Und die sind auch der Auslöser für Frederikes Lapplandreise, denn dort soll sie einem Samen einen Brief überbringen - warum, dass ist eines der vielen Dinge, über die Anna nicht gern redet.

Frederikes Reise nach Lappland ist gleichzeitig eine Reise zu sich selbst, in ihre Vergangenheit und gewissermaßen in eine reale Parallelwelt, die vielen von uns fremd ist.

Das Cover ist sehr schlicht und ansprechend gestaltet. Die hauchdünnen Streifen und die Beeren lassen es sehr nordisch wirken, einzig gestört hat mich das grelle Orange (obwohl es meine Lieblingsfarbe ist, aber an dieser Stelle passte es einfach nicht) - eine etwas gedecktere Farbe wäre schön gewesen, ein Rostrot zum Beispiel.

Die Sprache ist, wie auch das Cover, sehr schlicht gehalten aber ordentlich und liest sich gut. Zum Teil findet sich hier fantastisches "Show-don't-tell" sprich: Die Autorin sagt nicht einfach nur "Frederike fühlte sich traurig" sondern hinterlässt durch äußere Umstände etc. den Eindruck beim Leser, so dass der auch sofort mitfühlen kann.

Erzählt wird abwechselnd von Frederike und Anna, was sehr spannend ist, da sich so die vielen kleinen Puzzelteile zu einem Ganzen zusammenfügen.

Insgesamt fand ich das Buch sehr interessant und obwohl man sich zu Beginn bereits vieles denkt kommt dann doch alles ganz anders und man wird überrascht. Die Geschichte ist sehr gut durchdacht, hat einige verrückte Ecken und Kanten und ist voller liebevolle Details!

Deshalb und aus vielen anderen Gründen, die man dieser Rezension hoffentlich entnehmen konnte, würde ich das Buch sofort weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 21.07.2018

So nah und doch so fern!

Die Jahre der Leichtigkeit
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In ihrem Roman beschreibt Elisabeth Jane Howard sehr eindrücklich die Sommer der Jahre 1937/38 der Familie Cazalet. Dabei ist ihr Schreibstil sehr episodisch, man wandert mal von hier nach da, lernt unterschiedliche ...

In ihrem Roman beschreibt Elisabeth Jane Howard sehr eindrücklich die Sommer der Jahre 1937/38 der Familie Cazalet. Dabei ist ihr Schreibstil sehr episodisch, man wandert mal von hier nach da, lernt unterschiedliche Charaktere und unterschiedliche Blickwinkel kennen. Rhetorisch sehr gut gefallen hat mir der Wechsel der Perspektive innerhalb einer Szene, so dass man die Gedanken unterschiedlicher Figuren über die gleiche Situation kennenlernt.

Figuren allgemein - alle Mitglieder der Familie sind sehr eigen und wirken, zumindest auf mich, wie echte Menschen und nicht wie die platten Charaktere, die man in manch anderen Büchern trifft. Sie alle haben eine Geschichte, Geheimnisse und widersprüchliche Gefühle, die sich nur schwer unter einen Hut bringen lassen. Neben einigen absolut unsympathischen Figuren gibt es auch die, die einem sehr ans Herz wachsen, so dass am Ende die Frage nach dem Lieblingscharakter nur schwer zu beantworten ist.

Am Besten gefällt mir jedoch die inhaltliche Vielfalt - Taboothemen, über die sonst (selbst heute) nur selten gesprochen wird, die unterschiedlichen Einstellungen zum Krieg und so weiter und so fort. Auch wenn die knapp 600 Seiten zuerst ein wenig viel wirken mögen sind sie in keinster Weise langweilig und man möchte das Buch eigentlich gar nicht aus der Hand legen. Großes Kompliment an die Autorin und eine dicke Empfehlung an alle, die mit dem Gedanken spielen, dieses Buch selbst zu lesen!

Veröffentlicht am 21.07.2018

So nah und doch so fern!

Die Jahre der Leichtigkeit
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In ihrem Roman beschreibt Elisabeth Jane Howard sehr eindrücklich die Sommer der Jahre 1937/38 der Familie Cazalet. Dabei ist ihr Schreibstil sehr episodisch, man wandert mal von hier nach da, lernt unterschiedliche ...

In ihrem Roman beschreibt Elisabeth Jane Howard sehr eindrücklich die Sommer der Jahre 1937/38 der Familie Cazalet. Dabei ist ihr Schreibstil sehr episodisch, man wandert mal von hier nach da, lernt unterschiedliche Charaktere und unterschiedliche Blickwinkel kennen. Rhetorisch sehr gut gefallen hat mir der Wechsel der Perspektive innerhalb einer Szene, so dass man die Gedanken unterschiedlicher Figuren über die gleiche Situation kennenlernt.

Figuren allgemein - alle Mitglieder der Familie sind sehr eigen und wirken, zumindest auf mich, wie echte Menschen und nicht wie die platten Charaktere, die man in manch anderen Büchern trifft. Sie alle haben eine Geschichte, Geheimnisse und widersprüchliche Gefühle, die sich nur schwer unter einen Hut bringen lassen. Neben einigen absolut unsympathischen Figuren gibt es auch die, die einem sehr ans Herz wachsen, so dass am Ende die Frage nach dem Lieblingscharakter nur schwer zu beantworten ist.

Am Besten gefällt mir jedoch die inhaltliche Vielfalt - Taboothemen, über die sonst (selbst heute) nur selten gesprochen wird, die unterschiedlichen Einstellungen zum Krieg und so weiter und so fort. Auch wenn die knapp 600 Seiten zuerst ein wenig viel wirken mögen sind sie in keinster Weise langweilig und man möchte das Buch eigentlich gar nicht aus der Hand legen. Großes Kompliment an die Autorin und eine dicke Empfehlung an alle, die mit dem Gedanken spielen, dieses Buch selbst zu lesen!

Veröffentlicht am 24.06.2018

Ein Universum ohne fliegende Untertassen

Miss Gladys und ihr Astronaut
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Gladys ist eine ganz normale alte Dame. Gemeinsam mit ihren Enkeln Ellie und James lebt sie in einem gemütlichen kleinen Haus in Wigan und eigentlich ist alles gut – bis sie eines Tages einen mysteriösen ...

Gladys ist eine ganz normale alte Dame. Gemeinsam mit ihren Enkeln Ellie und James lebt sie in einem gemütlichen kleinen Haus in Wigan und eigentlich ist alles gut – bis sie eines Tages einen mysteriösen Anruf von einem Astronauten erhält, denn die Geschichte will ihr keiner glauben. Der Astronaut ist Tom Major und ausgerechnet der Mann, der soeben den ersten bemannten Flug zum Mars angetreten ist. Eigentlich hatte er nicht Gladys anrufen wollen, sondern seine Ex-Frau, Janet, deren Nummer jetzt Gladys gehört. Gegen seinen Willen verstrickt sich sein Schicksal immer mehr mit dem von Gladys Familie, denn tatsächlich stecken die ziemlich in Schwierigkeiten und Tom ist der Einzige, der ihnen aus der Patsche helfen kann.

Das Cover des Romans ist hübsch, hat allerdings ziemlich wenig mit der Geschichte zu tun um es freundlich auszudrücken. (Abgesehen davon, dass ein Astronaut und eine Tee in der Geschichte vorkommen, dabei spielen die Tassen selber jedoch eine absolute Nebenrolle.) Allerdings weckt es natürlich erst mal die Aufmerksamkeit der Leser und nach dem Klappentext kauft man das Buch dann sowieso. Die englischsprachigen Cover sind jedenfalls wesentlich besser gelungen.

Sprachlich gibt es an diesem Buch nichts auszusetzen, die Übersetzerin hat gute Arbeit geleistet und so konnte man sich wahrlich in den Zeilen verlieren. Besonders gut gefallen hat mir die Art und Weise, wie der Autor Erinnerungen eingearbeitet hat: Nicht durch Nacherzählungen sondern durch regelrechte Flash-Backs, die dann gleichwertig zur restlichen Geschichte in gesonderten Abschnitten standen.

Erzählt wird immer abwechselnd aus Glayds und Toms Welt, wobei jedoch auch Ellie und James zu Wort kommen, so dass man Einblicke in all ihre Gedanken gewinnt.

Mir ist die Geschichte bereits während des Lesens sehr ans Herz gewachsen, unter anderem auch wegen der fantastischen Hauptcharaktere. Alle haben sie ihre Besonderheiten und machen den Roman zu einem Juwel, den man nur weiter empfehlen kann. (Auch wenn ich als Autor an manchen Stellen den Spannungsbogen noch anders gesetzt hätte – so ist alles ein klein bisschen vorhersehbar.)

„Miss Gladys und ihr Astronaut“ hält (abgesehen von mystischen Kreaturen) für jeden Leser etwas parat und so kann ich nur jedem raten, zumindest einen Blick in die Leseprobe zu werfen.