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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.08.2018

Sehr amüsant

Die Hilfskräfte – Die wahren Herren des Dungeons
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14 Geschchten von 15 deutschen Autoren und Autorinnen findet der Leser in dieser Anthologie, die sich denjenigen widmet, die hinter den Kulissen eines Dungeons dafür sorgen, dass alles reibungslos läuft. ...

14 Geschchten von 15 deutschen Autoren und Autorinnen findet der Leser in dieser Anthologie, die sich denjenigen widmet, die hinter den Kulissen eines Dungeons dafür sorgen, dass alles reibungslos läuft. Exkrementatoren (ja, das bedeutet genau das, was man vermutet), Kreaturenzüchter, Fütter- und Putzpersonal, aber auch die Verwaltungsebene werden bedacht.

Humor steht an erster Stelle, aber es gibt auch Tragisches und Nachdenklichmachendes – und manche Geschichte weiß zu überraschen. Es gibt ausreichend Hintergrundinformationen, und alle Geschichten sind auf gewisse Weise miteinander verwoben. Rollenspieler jeglicher Couleur werden ihren Spaß an dieser Sammlung haben, ja, ich finde, sie ist sogar ein Muss für alle Rollenspieler, nach dem Lesen wird man manches mit anderen Augen sehen und der Besuch eines Dungeons wird nicht mehr sein wie zuvor.

Eine Anthologie ist immer auch eine Möglichkeit, Autoren kennen zu lernen, und so wird der Genrefan womöglich auch hier seine Wunschliste weiter bestücken können. Ich persönlich kannte und mochte bereits die/den eine/-n oder andere/-n Autorin/Autoren, bin aber auch neugierig auf die anderen geworden. Es gibt keine Geschichte, die mir gar nicht gefällt, nur eine, die mich etwas weniger begeistern konnte – das hat man selten.

Ich bin begeistert und kann diese Anthologie nur weiterempfehlen, und zwar nicht nur an Rollenspieler. Ich vergebe volle Punktzahl und hoffe sehr, einmal einen weiteren Band lesen zu können, Geschichten gäbe es sicher noch viele zu erzählen.

Veröffentlicht am 31.07.2018

Komplexer Roman, der mich faszinieren konnte

Unter der Mitternachtssonne
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1973 wird in Osaka ein Pfandleiher ermordet. Es gibt zwar einige Verdächtige, doch der Täter wird nicht gefunden.

Der Leser begleitet in den folgenden Jahren mehrere Personen durch ihren Alltag. Nicht ...

1973 wird in Osaka ein Pfandleiher ermordet. Es gibt zwar einige Verdächtige, doch der Täter wird nicht gefunden.

Der Leser begleitet in den folgenden Jahren mehrere Personen durch ihren Alltag. Nicht bei allen ist eine Verknüpfung mit der oben genannten Tat oder eine Verbundenheit untereinander offensichtlich. Erst nach und nach erkennt der Leser Zusammenhänge, ahnt Absichten oder Motive oder womöglich sogar Schuld. Der Roman ist sehr komplex und verlangt aufmerksames Lesen. Die japanischen Namen machen es zudem nicht immer leicht, Charaktere direkt früheren Szenen zuzuordnen. Bei meinem Ebook konnte ich leicht nach Namen suchen, und so gut erkennen, ob diese in früheren Kapiteln schon einmal eine Rolle spielten, wer den Roman in gedruckter Form liest, sollte sich vielleicht eine Liste anfertigen, um den Überblick zu behalten – es lohnt sich.

Im Laufe der Geschichte lernt man nicht nur die Charaktere immer besser kennen, wodurch diese zunehmend Tiefe erhalten, auch die Beziehungen untereinander und zur Geschichte an sich werden klarer. Wirkt das Geschehen zunächst wie einzelne Episoden, merkt man mit jedem Kapitel mehr, dass vieles enger zusammenhängt als zunächst gedacht. Schon die einzelnen Teile der Geschichte sind interessant zu lesen, ihre Verbindung macht am Ende aber die Faszination aus, die die Geschichte, zumindest auf mich, ausübt.

Mich hat die Geschichte sehr schnell gepackt, ich kann mir aber vorstellen, dass manch einer seine Zeit benötigt, um sich einzulesen. Es lohnt sich auf jeden Fall am Ball zu bleiben und nicht aufzugeben. Ich fand es ziemlich spannend zu sehen, wie sich nicht nur das Leben der Charaktere entwickelt, sondern dem Leser auch immer mehr offenbart wurde. Sehr gut haben mir auch die zeitlichen Hinweise gefallen, durch Angabe, was z. B. gerade im Kino läuft oder welches Buch momentan in ist, konnte man das Geschehen gut zeitlich einordnen, mir, der ich diese Zeiten selbst miterlebt habe, hat es auch die eine oder andere Erinnerung gebracht.

Auch mit dem Ende wird womöglich der eine oder andere Probleme haben, ich fand es aber perfekt und sehr passend.

Sehr viele japanische Autoren habe ich noch nicht gelesen, jedes Mal war ich aber positiv überrascht. So auch hier – der, übrigens bereits 1999 im Original erschienene, Roman hat mich gepackt, mich unterhalten und meine grauen Zellen arbeiten lassen. Ich empfehle ihn daher auch gerne weiter an jene, die komplexe Geschichten mögen und sich auch auf etwas andere Erzählstile einlassen können, und vergebe volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 22.07.2018

Gut verpackte Medizinhistorie

Die Charité: Hoffnung und Schicksal
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1831: Berlin leidet unter einer Choleraepidemie, vor allem die Menschen in den ärmeren Viertel sterben wie die Fliegen und in der Charité rätseln die Ärzte über den Ansteckungsweg der Krankheit. Auch in ...

1831: Berlin leidet unter einer Choleraepidemie, vor allem die Menschen in den ärmeren Viertel sterben wie die Fliegen und in der Charité rätseln die Ärzte über den Ansteckungsweg der Krankheit. Auch in den folgenden Jahren ist es für die Menschen, die in der Charité arbeiten, nicht immer leicht, ihren Patienten zu helfen.

Die Charité ist wohl das bekannteste Krankenhaus Deutschlands, jeder dürfte sie zumindest dem Namen nach kennen. In der Charité wurde mehr als einmal Medizingeschichte geschrieben, auch in diesem Roman darf der Leser bei neuartigen Methoden dabei sein und den Kampf mancher Ärzte begleiten, die zunächst noch von Standesgenossen verlacht werden. In den vergangene ca. 200 Jahren hat sich die Medizin sehr gewandelt, heutzutage kann man sich kaum noch vorstellen, unter welchen Bedingungen damals, noch ohne Narkose, operiert wurde oder wie die Zustände in den Krankensälen aussahen. Krankenschwestern kannte man 1831 noch nicht, die Arbeit in den Krankensälen übernahmen sogenannte Wärter und Wärterinnen, die oft aus schlechten Verhältnissen, zum Teil aus dem Gefängnis oder von der Straße kamen, denn die Arbeit war sehr schlecht bezahlt.

All das hat die Autorin in ihren, gut recherchierten, Roman eingearbeitet und als Leser ist man froh, so viel später geboren worden zu sein. Ihre Protagonisten hat sie gut ausgewählt, durch sie kann sie dem Leser vieles nahebringen. Da ist zum Beispiel Dr. Dieffenbach, Arzt an der Charité, aber auch Forscher und Pionier – und historische Persönlichkeit. Der Leser begleitet ihn nicht nur zu seinen Patienten und in den OP-Saal, sondern auch in sein Privatleben.

Neben diesem männlichen Protagonisten sind es vor allem drei Frauen, die den Roman tragen. Elisabeth Bergmann tritt 1831 ihre Stelle als Wärterin in der Charité an, und zeigt, dass man den Patienten auch mit Freundlichkeit und Verständnis entgegentreten kann, sie ist aufgeweckt und wissbegierig. Die Stadthebamme Martha Vogelsang muss ein paar Entscheidungen treffen, die ihr Leben auf den Kopf stellen und auch sie an die Charité führen werden. Gräfin Ludovica von Bredow gehört zwar der gehobenen Schicht an, doch als sie schwanger wird, sind die Prognosen eher schlecht und ihr hypochondrischer Gatte hat nur sich selbst im Kopf. Etwa zehn Jahre begleitet der Leser diese und weitere Menschen, die mit der Charité verbunden sind, im Epilog sogar noch darüber hinaus.

Mich hat der Roman von der ersten Seite an gepackt, der historische Hintergrund, nicht nur der medizinische, auch der soziale und politische, sind perfekt integriert. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, (Medizin)Historie und (zum Teil) fiktives Privatleben zu verbinden und einen sehr lesenswerten, spannenden Roman entstehen zu lassen.

Einen Kritikpunkt habe ich allerdings, dieser betrifft die Liebesgeschichte rund um Gräfin Ludovica, auf diese hätte ich sehr gut verzichten können, wirklich notwendig für die Geschichte scheint sie mir auch nicht zu sein. Im späteren Verlauf hat sie mich regelrecht sauer gemacht und Ludovica, die eigentlich eine interessante (fiktive) Figur ist, in meinen Augen immer unsympathischer werden lassen. Und wenn ich schon bei den Liebesgeschichten bin (es gibt im Roman noch eine zweite), diese waren manches Mal sehr nahe daran, übertrieben kitschig zu sein, auch durch die Wortwahl, die ich mir allerdings als in die Zeit passend erklärt habe und somit tolerieren konnte. Zum Glück nehmen die Liebesgeschichten nur einen relativ geringen Raum ein, so dass diese in den vielen interessanten Szenen untergehen und wenig ins Gewicht fallen.

Wie es sich für einen guten historischen Roman gehört, gibt es auch ein paar Extras, hier eine Karte des Charitégeländes und ein interessantes Nachwort der Autorin.

Insgesamt ist der Roman sehr lesenswert, vor allem, wenn einen Medizingeschichte interessiert. Von mir gibt es volle Punktzahl sowie eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 19.07.2018

Sehr spannender Roman

Das Gift der Wahrheit
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Als Alexis Hall zu einer Leiche gerufen wird, ahnt sie noch nicht, dass sie es mit einem perfiden Killer zu tun haben wird. Zeitgleich machen ihr private Schwierigkeiten das Leben schwer, nicht nur ihre ...

Als Alexis Hall zu einer Leiche gerufen wird, ahnt sie noch nicht, dass sie es mit einem perfiden Killer zu tun haben wird. Zeitgleich machen ihr private Schwierigkeiten das Leben schwer, nicht nur ihre Freundschaft zu Kriminalbiologin Karen Hellstern steht auf der Kippe, auch ihr Ruf könnte größten Schaden nehmen.

Nachdem ich vom ersten Band der Reihe begeistert war, war es klar für mich, dass ich auch Band 2 lesen wollte. Das Buch besticht schon vor dem Lesen mit seiner interessanten Haptik, die auch Leser, die sonst nicht dazu neigen, dazu bringen wird, das Buch hin und wieder zu „streicheln“.

Kaum mit dem Lesen begonnen hat mich der Roman schnell gepackt und mich von Anfang an miträtseln lassen, er hat mich aber auch erschreckt und mich hin und wieder gruseln lassen. Was Menschen Menschen antun können, kann man immer einmal wieder in der Zeitung lesen oder in den Nachrichten hören, wir Krimi – und Thrillerfans können es zudem in den Romanen unserer Lieblingsautoren lesen, aber hier nimmt das schon ziemlich extreme Ausmaße an, und, um nur ein wenig zu spoilern, Spinnenphobikern wird der Roman viel abverlangen.

Interessant sind auch die Zeitungsartikel über eine Mordserie in Kolumbien sowie rückblickende Szenen aus diesem Land, bei denen man sich fragen muss, was sie mit dem aktuellen Geschehen zu tun haben könnten.

Auch dieser Roman kann wieder mit interessanten Ermittlungen punkten, vor allem im wissenschaftlichen Bereich, wofür auch hier wieder Karen Hellstern verantwortlich zeichnet. Als Kriminalbiologin hat sie einen ganz anderen Zugang als man es gemeinhin von Ermittlern im Kriminalroman gewöhnt ist, und gerade in diesem Fall hat sie reichlich zu tun und trägt einige wesentliche Ergebnisse bei. Ihre Erlebnisse im Vorgängerband haben weder sie noch ihre Schwester ganz abschütteln können, alles andere wäre aber auch kaum glaubhaft.

Auch Alexis hat noch einiges aufzuarbeiten, und wird hier erneut mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Wer den Vorgänger noch nicht gelesen hat, wird „Das Gift der Wahrheit“ übrigens problemlos lesen können, und es gibt auch keine Spoiler, so dass man den ersten Band der Reihe noch mit Spannung wird lesen können.

Es gefällt mir gut, dass neben dem Fall auch das Privatleben der Ermittler eine Rolle spielt und durchaus auch Einfluss auf die Ermittlungen hat – ganz wie es im wahren Leben auch der Fall wäre. Man kann auch schon gespannt sein, wie sich die Ereignisse in diesem Band auf den nächsten auswirken werden.

Der Roman ist sehr spannend, ein regelrechter Pageturner, und lässt sich flüssig lesen. Als Leser ist man schnell emotional beteiligt, vor allem, weil uns Julia Corbin nicht nur in die Köpfe der Ermittler, sondern auch in die der Opfer blicken lässt – und auch der Täter erhält seine eigene Perspektive. Das macht das Geschehen manchmal kaum erträglich, und umso mehr hofft man, dass Alexis, Karen und ihre Kollegen bald auf die richtige Spur gelangen. Die Auflösung hat es in sich, ist aber auch zufriedenstellend.

Nach Band 1 hatte ich große Erwartungen an Band 2, diese wurden erfüllt. Julia Corbin ist wieder ein absolut spannender Roman gelungen, den ich jedem Thrillerfan empfehlen kann. Von mir gibt es volle Punktzahl!

Veröffentlicht am 10.07.2018

Unterhaltsame historische Lehrstunde - unbedingt lesenswert!

Das Jahrhundertversprechen (Jahrhundertsturm-Serie 3)
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Zwanziger Jahre: Der Krieg ist vorüber, doch Deutschland leidet, die hohen Reparationszahlungen sind kaum zu leisten, das Volk hungert, ein Regierungswechsel nach dem anderen, und extreme Parteien etablieren ...

Zwanziger Jahre: Der Krieg ist vorüber, doch Deutschland leidet, die hohen Reparationszahlungen sind kaum zu leisten, das Volk hungert, ein Regierungswechsel nach dem anderen, und extreme Parteien etablieren sich.

Auch die von Briests haben Probleme, die Detektei hat kaum Aufträge, die Schulden werden nicht weniger, die Familie weiß kaum, wie lange sie das Gut noch halten kann. Doch es gibt auch Gutes, Max Brandow, der Gassenjunge, wurde durch eine mutige Tat zum Familienmitglied, und der Zusammenhalt untereinander ist viel wert.

Abgesehen von den 1918 im Prolog stattfindenden Ereignissen, erzählt der Autor nicht nur vom Leben der Familie Briest in den Jahren 1921 bis 1928, sondern auch die politische, soziale und kulturelle Geschichte Deutschlands, und verzahnt dabei beides nahezu perfekt. Es ist interessant, nicht nur nebenbei etwas über z. B. die Regierung zu lesen, sondern einige wichtige Persönlichkeiten selbst im Roman zu treffen, wie z. B. Fritz Lang, Walther Rathenau oder Clärenore Stinnes (oder Ernst Gennat, auch wenn der hier unter anderem Namen firmiert). Gleichzeitig erschütternd ist es aber auch, wenn man gemeinsam mit den Briest erlebt, wie Antisemitismus und Rechtsradikalismus Fuß fassen, vor allem, wenn man weiß, dass das nur die Anfänge waren.

Für mich war das der erste Roman der Trilogie, bisher kannte ich nur „Der Jahrhundertwinter“, der eine Art Spinoff darstellt. Ganz sicher werde ich die beiden Vorgängerromane aber auch noch lesen, denn die Familie Briest hat Eindruck bei mir hinterlassen und mich neugierig gemacht, was ich dort über die historischen Hintergründe erfahren werde.

Gut gefallen haben mir die Charaktere, nicht nur die von Briests, sondern auch alle um sie herum. Ein interessanter Charakter ist dabei Max Brandow, der auf Grund seiner Herkunft auch Kontakte zum Berliner „Untergrund“ hat. Außerdem ist er ein begnadeter Autofahrer, und fährt beim ersten Autorennen auf der AVUS mit. Autorennen mag ich eigentlich nicht besonders, ich hätte nie gedacht, dass ich mit Spannung über eines (hier sogar mehrere) lesen werde – toll gemacht, Herr Dübell!

Nicht ganz so gut gefallen haben mir die Antagonisten, vor allem die aus der Familie von Cramm, die Familie, deren Fehde mit den von Briest schon länger anhält. Sigurd von Cramm und seine Mutter Magda wurden so ausschließlich negativ dargestellt, da wäre ein bisschen Ambivalenz nicht schlecht gewesen.

Erzählt wird sehr packend und emotional, teilweise sehr spannend, der Leser ist immer mit dem Herzen bei den Protagonisten und am Ende klappt man den Roman beinahe wehmütig zu, muss man sich doch nun trennen. Schön finde ich, dass der Autor im Epilog noch ein bisschen darüber erzählt, wie es einigen Charakteren weiterhin erging, man hätte sich sonst doch sehr viele Gedanken gemacht. Das hat mich auch ein bisschen darüber hinweg getröstet, dass das Buch kein Nachwort des Autors enthält, was für mich bei einem historischen Roman eigentlich Pflicht wäre. An Extras findet sich lediglich ein Quellenverzeichnis.

Mich hat „Das Jahrhundertversprechen“ sehr gut unterhalten, vor allem seine perfekte Verzahnung zwischen fiktivem Privatschicksal und historischem Hintergrund sowie das Auftreten zahlreicher historischer Persönlichkeiten konnte mich überzeugen. Von mir gibt es daher volle Punktzahl und eine uneingeschränkte Leseempfehlung – deutsche Geschichte in einem solchen Gewand ist unbedingt lesenswert.