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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.08.2018

Viel mehr als nur ein Cocktail-Rezepte-Buch!

Das ultimative Cocktail Manual
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Ja, ich liebe Cocktails! Zumindest die „sanfteren“. Und ich hab eine kleine Cocktailbuchsammlung. Aber was ist das Ende vom Lied? Eine Menge Spirituosen im Barschrank, aber nie das, was ich brauche. Oder ...

Ja, ich liebe Cocktails! Zumindest die „sanfteren“. Und ich hab eine kleine Cocktailbuchsammlung. Aber was ist das Ende vom Lied? Eine Menge Spirituosen im Barschrank, aber nie das, was ich brauche. Oder es ist total lang schon da und ich mag es nicht mehr benutzen. Das wird jetzt anders, denn dieses geniale Buch liefert zwar nicht alle Cocktail-Rezepte (mir fehlt hier z.B. der schlichte, aber optisch tolle und super leckere Tequila Sunrise – auch wenn ich den tatsächlich alleine hinbekomme), aber unendlich viele Informationen, die in keinem der anderen Cocktail-Bücher meiner Sammlung zu finden sind.

Statt Seitenzahlen gibt es hier für jedes Rezept und jede Information Nummern. Die einzelnen Spirituosen werden erklärt und so erhält man gleich eine Vorstellung davon, wie sie sich mit anderen Getränken (Fillern) und Alkoholika mixen lassen können. Das Barkeeper-Zubehör wird ebenso erklärt, wie das Herstellen von Sirup und Garnituren. Nichts wird vergessen, auch die Untersetzer finden ein Plätzchen. Sogar über Eiswürfel erfährt der Leser eine ganze Menge. Alle Fragen (auch die, welche man vorher gar nicht hatte!) werden beantwortet.

So ist das Buch insgesamt geballtes Wissen rund um Cocktails mit und ohne Alkohol und damit eigentlich schon eine kleine „Barkeeper-Ausbildung“. Die ungewöhnliche Einteilung ist einerseits ein wenig unpraktisch, andererseits aber in sich stimmig. Es führt immer ein Punkt zum anderen, das Wissen baut quasi so von ganz allein auf sich selbst auf. Somit ist das Buch nichts zum eben mal Nachschlagen, sondern bestens dazu geeignet, ganz in Ruhe darin zu versinken und zu lernen. Dazu muss man gar nicht die Ambition haben, ein toller Barkeeper zu werden. Man erfährt viel über seine Lieblingsgetränke und lernt zu unterscheiden, in welcher Bar besonders gut oder eben nicht gearbeitet wird.

Sehr gerne gebe ich diesem Manual die vollen fünf Sterne und sage: cheers!

Veröffentlicht am 16.08.2018

Noch eine Bucketlist? JA! Zum Glück!

Die Bucket List für Freunde
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Wohl dem, der einen wahren Freund hat, ein Leben lang! Echte Freunde sind selten. Manchmal hat das gar nichts mit Streit oder so zu tun, man lebt sich einfach auseinander, bewegt sich in unterschiedliche ...

Wohl dem, der einen wahren Freund hat, ein Leben lang! Echte Freunde sind selten. Manchmal hat das gar nichts mit Streit oder so zu tun, man lebt sich einfach auseinander, bewegt sich in unterschiedliche Richtungen vorwärts. Aber hin und wieder gibt es sie doch, die Freundschaft, die ein ganzes Leben lang hält. Und genau dafür ist diese Bucketlist einfach genial!

Ja, klar, die kann man auch selbst erstellen. Dazu wird man von Elise de Rijck sogar angeregt und aufgefordert. Sie liefert im Buch dazu Ideen und Möglichkeiten. Dennoch ist es schön, die „vorgefertigte“ Liste abzuarbeiten. Das eine oder andere hat man bereits miteinander erlebt, anderes kann man ins Auge fassen und für die Punkte, die man „unmöglich“ findet, legt man einfach eigene Punkte fest.

Mir gefallen die Bücher von Elise de Rijck super gut. Sie regen auch beim „Nur-Lesen“ dazu an, all die verrückten, ausgelassenen und doch so erfüllenden und lebenswerten Momente im Leben nicht zu vergessen und schon gar nicht zu übersehen. Ein wenig mutig sein, egal wie alt man ist. Ein wenig Spaß und Freude verbreiten und weitergeben. Das ist einfach wunderbar!

Ich hoffe wirklich sehr, dass möglichst viele Menschen eine passende Bucketlist für sich finden und die Reihe noch lange weiter geht. Von mir gibt es ganz ohne Frage die vollen fünf Sterne!

Veröffentlicht am 11.08.2018

Kettenreaktionen

Ed ist tot
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Jen Carter ist 33 Jahre jung und arbeitet seit Ewigkeiten als Buchhändlerin. Klingt langweilig. Hat auch abgefärbt. Eigentlich ist Jen eine tolle Person, hat viele Ideen, kann viel – aber dann verläuft ...

Jen Carter ist 33 Jahre jung und arbeitet seit Ewigkeiten als Buchhändlerin. Klingt langweilig. Hat auch abgefärbt. Eigentlich ist Jen eine tolle Person, hat viele Ideen, kann viel – aber dann verläuft doch wieder alles im Sande, weil sie sich einfach nicht aufraffen kann, ihrem Leben selbst eine positive Wendung zu geben. Das betrifft sogar ihre Beziehung mit Ed. Sie weiß, er ist ein nutzloser Tagedieb, aber irgendwie schafft sie die Trennung nicht. Tja, bis er ihr dann tatsächlich ganz dumm ins Messer fällt. Was nun tun? Dave, der Mitbewohner von Ed, hilft Jen, die Leiche zu beseitigen und die beiden Tüten aus dem Wandschrank zu verstecken. Und dann beginnt eine unaufhaltsame Kettenreaktion, die mehr Änderungen in Jens Leben bringen, als sie je geahnt hätte …

Wahnsinn! Dieses Buch liest sich so flott weg und bringt den Leser so oft und so überraschend an den unmöglichsten (und oft auch recht brutalen) Stellen zum Lachen, dass man es am besten nicht in der Öffentlichkeit liest. Auch fragt man sich immer wieder, wie morbide man eigentlich ist, dass man dies und jenes so lustig findet. Aber im Ernst, McLean schafft es so spielerisch, die schlimmsten Situationen so urkomisch zu schildern, dass man selbst Dingen, die man sonst verabscheut, eine gewisse Komik nicht abstreiten kann. Tiefschwarz und abstus ist dies ein Buch, wie kein anderes. Schusselig, rasant und doch trotz allem auch mit viel Herzenswärme, rast Jen durch die Ereignisse. Sie verliert irgendwann selbst den Überblick, woran sie nun tatsächlich schuld ist oder was eine Folge eines vorherigen Ereignisses war und wo nun für alle die beste Lösung liegen könnte. Wie sie auch aus den übelsten Situationen immer wieder herauskatapultiert wird, ist komplett verrückt, aber unbeschreiblich unterhaltsam.

Ganz klar – schon allein vom Cover her darf keiner einen „ernstzunehmenden“ Krimi erwarten. Spätestens nach dem Klappentext muss dem Leser klar sein, dass auf ihn etwas wartet, das sich von all den Krimis, die er kennt, ganz gewaltig unterscheidet. Ich finde das wunderbar erfrischend und in all der Absurdität auch noch logisch in sich. Selbst Jen erkennt, wie irre das alles ist, aber ihr bleibt sehr schnell nichts anderes mehr übrig, als sich einfach von den Ereignissen mitreißen zu lassen und gelegentlich ein wenig den Kurs zu beeinflussen. Das Ende ist für mich total überraschend aber auch wunderbar gelungen und geglückt.

Ich hatte unfassbar viel Spaß beim Lesen. Es war spannend, gruselig, teils eklig, immer wieder urkomisch – und nie langweilig! Keine abgedroschenen Witze, keine schon zigmal ähnlich gehabten Szenarien, alles frisch und neu und einfach anders. In Schottland ist was los!

Schwärzer geht kaum – ich bin begeistert und gebe deshalb die vollen fünf Sterne!

Veröffentlicht am 30.07.2018

In der Krise zeigt sich echte Freundschaft

Zurück auf Gestern
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Seit einem Jahr sind Claire und Lulu beste Freundinnen und „Herzenszwillinge“. Sie machen alles gemeinsam, haben sogar am selben Tag Geburtstag. Claire bekommt an ihrem 15. Geburtstag einen ganz besonderen ...

Seit einem Jahr sind Claire und Lulu beste Freundinnen und „Herzenszwillinge“. Sie machen alles gemeinsam, haben sogar am selben Tag Geburtstag. Claire bekommt an ihrem 15. Geburtstag einen ganz besonderen Schmuck von ihrer verstorbenen Omili. Was es damit auf sich hat, finden Claire und Lulu zufällig heraus, als sie sich auf der Schulparty wünschen, die Zeit zurückdrehen zu können. Die beiden Teenager nutzen das magische Schmuckstück von da an immer mal wieder – bis es zu einem großen Streit kommt …

Katrin Lankers hat die Art der Teenager sehr schön eingefangen und zeichnet ein realitätsnahes Bild von Schule, Familiensystemen, Freundschaft, erster Liebe, Verantwortung und Problemlösung. Während Claire in einer Patchwork-Familie lebt, wächst Lulu ohne Vater auf. Probleme haben beide, wie das bei Teenagern so ist. Zunächst war mir Lulu nicht so sympathisch, da ich den Eindruck hatte, sie ist zu sehr auf ihren Vorteil bedacht. Doch ich denke, auch das ist typisch für 15jährige. Noch dazu kommt die erste Verliebtheit, die sowieso das normale Denken ein wenig beeinflusst. Auch hat sie einen sehr netten Versuch unternommen, Claire aus einer schwierigen Lage zu helfen. Dass dies schief ging, war nicht allein ihre Schuld. Auch dass Claire ihr nicht alles erzählt hat, ist sowohl typisch, als auch eine Grundlage für weitere Probleme. So schließt sich hier der Kreis und niemand ist „Engel“ oder „Teufel“, beide sind eben Teenager.

Das Buch beginnt interessant, lustig und auch nicht unspannend. Ein typisches Jugendbuch, dachte ich. Doch dann verändert sich alles immer mehr und die Story ist plötzlich sehr viel tiefgründiger, nicht mehr so oberflächlich. Der Leser erkennt, was Claire und Lulu auch lernen werden: Freundschaft ist mehr, als eine schöne Zeit miteinander zu verbringen! So muss Claire zunächst eine harte Zeit durchleben, bis sie erkennt, dass andere auch leiden und man immer, auch wenn man selbst Probleme hat, andere achten und beachten muss, denn auch sie haben Probleme, die sie nicht unbedingt offen zeigen.

All das wird sehr in sich stimmig erzählt. Zwar habe ich manche Entwicklungen vorausgeahnt, aber ich denke, die Zielgruppe wird sich daran nicht stören. Zumal dann doch Wendungen kommen, mit denen auch ich nicht gerechnet hätte. Das Buch hat eine wunderbare Message, die ganz ohne moralischen Zeigefinger, dafür aber mit einer liebevollen Umarmung daherkommt. Es zeigt, wie wertvoll Freundschaft und wie wichtig Ehrlichkeit ist, dass ein Miteinander immer auch bedeutet, dass man Rücksicht und Verständnis für den anderen haben muss, auch wenn das nicht immer leicht sein mag.

Die Sprache im Buch ist jung,, aber nicht zwanghaft authentischer Jugendslang. So ist die Geschichte in gewisser Weise zeitlos und auch für Nichtmehr-Teenager geeignet. Das phantastische Element der Zeitreise durch den Zeitumkehrer ist gelungen, aber nicht zu abgehoben, sodass ich das Buch nicht im Bereich Fantasy ansiedeln würde.

Mir hat es sehr gefallen und ich habe kaum aufhören können zu lesen. So hätte ich mir die Jugendbücher in meiner Jugend auch gewünscht! Da macht das Lesen noch mal so viel Spaß. Ich gebe sehr gern die vollen fünf Sterne.

Veröffentlicht am 29.07.2018

bonfortionös

Weit weg von Verona
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Jessica Vye, eine „kleine Julia“, wie eine Frau in einem „Tearoom“ sie nennt, weil sie 13 Jahre alt ist, erlebt in den Kriegsjahren ihre Pubertät. Sie ist davon überzeugt, ihre Stärken und Schwächen zu ...

Jessica Vye, eine „kleine Julia“, wie eine Frau in einem „Tearoom“ sie nennt, weil sie 13 Jahre alt ist, erlebt in den Kriegsjahren ihre Pubertät. Sie ist davon überzeugt, ihre Stärken und Schwächen zu kennen. Doch vor allem eines steht für sie fest: sie wird Schriftstellerin werden.

Es ist erstaunlich, wie ähnlich sich pubertierende Mädchen von damals und heute doch sind. Wenn man sich nicht immer wieder ins Gedächtnis ruft, dass Jessicas Geschichte in den 1930ern spielt, könnte man sich dieses bezaubernde Mädchen mit der großen Phantasie in der eigenen Nachbarschaft vorstellen. All ihre Erfahrungen und Gefühle sind zeitlos und auch heute noch gültig. Das ist nicht groß verwunderlich, doch ist es zauberhaft, dass Jane Gardams Sprache heute noch so passend ist. Einzig technisches Spielzeug, wie Smartphones, fehlen.

Die erste kleine Romanze, die zum völlig falschen Zeitpunkt aus heiterem Himmel kommt und zahllose Fettnäpfchen, in die Jessica ständig tritt sind so typisch für Mädchen in ihrem Alter. Dazu kommt, dass sie polarisiert und das nicht verstehen kann. Dabei muss man sie als Leser oder Hörer einfach ins Herz schließen, denn Jessica mag vieles sein, aber böse, gemein oder arrogant kann man sie nicht nennen. Auch die anderen Figuren sind der Autorin perfekt gelungen. Ob nun sympathisch oder nicht, man hat sie direkt vor Augen.

Noch dazu setzt Vanessa Loibl den Text perfekt um. Sie liest das Buch mit einer Stärke ein, die sehr zu der Welt eines Teenagers passt und betont jede Figur eigenständig, ohne sich zu sehr zu verkünsteln. Keine Figur wirkt überspannt, alle sind sehr realitätsnah. Ein großer Teil von meiner Begeisterung ist ihrem Können zuzuschreiben.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass gerade Mädchen in Jessicas Alter in ihr eine große Hilfe sehen können, denn wer könnte sie besser verstehen? Mir hat das Hörbuch sehr gut gefallen – so gut, dass ich kaum aufhören konnte und es in sagenhaften zwei Tagen weggehört habe. Dabei ist mir egal, ob Jane Gardam hier ein wenig autobiografisch gearbeitet hat. Fakt ist für mich, dass sie sehr viel Herzblut in diesen Roman gelegt hat und man das auch spürt. Immer wieder musste ich ein Grinsen unterdrücken, doch gab es auch Momente, in denen ich Jessica sehr gerne tröstend in die Arme genommen hätte. Sie ist tatsächlich so verloren, wie Julia in Verona – aber ganz weit weg von diesem schönen Ort, da mitten im Krieg.

Jessica dabei zu begleiten, wenn sie in einer schwierigen Zeit eine extreme Veränderung durchlebt und ihre Kindheit hinter sich lässt, war sehr bereichernd. Da kann man einfach nicht anders: fünf Sterne!