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Veröffentlicht am 05.04.2021

Roman über ein fragwürdiges Vermächtnis

Enriettas Vermächtnis
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MEINE MEINUNG
Der Roman » Enriettas Vermächtnis« von der deutschen Autorin und Journalistin Sylvia Madsack erzählt von einer verhängnisvollen Erbschaft der berühmten überaus reichen Schriftstellerin Enrietta ...

MEINE MEINUNG
Der Roman » Enriettas Vermächtnis« von der deutschen Autorin und Journalistin Sylvia Madsack erzählt von einer verhängnisvollen Erbschaft der berühmten überaus reichen Schriftstellerin Enrietta da Silva, die die Erben mit unangenehmen Wahrheiten konfrontiert und diese ganz unerwartet in ein Gefühlschaos stürzt, denn mit dem Vermächtnis sind auch dunkle Geheimnisse und eine sorgsam gehütete Lebenslüge der alten Dame verknüpft.
Thematisch kreist der Roman um die Suche nach Lebensträumen, den prägenden Folgen von problematischen Familienkonstellationen und fehlender Mutterliebe sowie der Problematik von Vorurteilen und voreilig gefasster, falscher Menschenbilder.
Der sehr angenehme, lebendige und feinfühlige Schreibstil konnte mich sehr überzeugen und beweist, dass die Autorin mit Sprache umzugehen versteht. Die Ausgangskonstellation mit der Testamentseröffnung, die jede Menge Komplikationen nach sich zieht und allmählich verborgene Familiengeheimnisse ans Licht bringt, klingt nach einem sehr vielversprechenden und fesselnden Roman. Während ich anfangs rasch in die unterhaltsame Geschichte hineingezogen wurde, die sich hauptsächlich um die Schauspielern Jana aus Österreich, den Schönheitschirurgen Emilio aus Argentinien sowie Enriettas verheimlichten, unehelichen Sohn Armando da Silva dreht, war ich vom weiteren Verlauf der Handlung allerdings immer weniger angetan. Zum einen entwickelt sich diese zeitweise zu einer wenig überzeugenden Dreiecksgeschichte und schnulzigen Liebesgeschichte, zum anderen verlaufen die vielfach angedeuteten Enthüllungen zu den Familiengeheimnissen sehr spannungsarm und etwas langatmig. Enttäuschend finde ich vor allem, dass der Klappentext bereits viel zu viel von den Hintergründen preisgibt, sodass es im Grunde genommen kein Familiengeheimnis mehr zu enthüllen gibt und die Handlung unnötig in die Länge gezogen wird. Andere für meinen Geschmack sehr interessante Aspekte wie beispielsweise die persönlichen Hintergründe für Enriettas Verhalten in der Vergangenheit in Buenos Aires oder auch ihre spätere Zeit in Europa als Schriftstellerin, werden von der Autorin sehr vage oder überhaupt nicht beleuchtet, so dass ihre Biografie völlig nebulös bleibt. Sehr unbefriedigend empfand ich zudem, dass die mit Enrietta eng befreundeten Charaktere –ihr Anwalt Leuthard sowie ihre Ziehtochter Jana- die erstaunlichen und ungeheuerlichen Enthüllungen zu ihrer Vergangenheit kaum reflektieren und kommentieren.
Die Charaktere sind mit ihren sehr unterschiedlichen Hintergrundgeschichten recht lebendig und facettenreich angelegt. Obwohl wir im Laufe der Handlung viele Details aus ihrer Lebensgeschichte und bestimmte Aspekte ihrer Persönlichkeitsentwicklung erfahren, bleiben sie doch seltsam distanziert und unnahbar, was teilweise der Erzählperspektive geschuldet ist. Insbesondere ihre Verhaltensweisen und Beweggründe waren oft für mich nicht nachvollziehbar, so dass ich mit ihnen nie richtig warm geworden bin. Insgesamt hätte ich mir bei der Ausarbeitung der Charaktere und vor allem auch bei ihrem Verhältnis zueinander mehr psychologischen Tiefgang und subtilere Einblicke gewünscht.
Nach einem letzten unerwarteten Twist am Ende lässt die Autorin schließlich ihre Geschichte, die mich leider zunehmend weniger nicht erreichen und berühren konnte, mit dem obligatorischen Happy End ausklingen.
Schade, die Ausgangskonstellation für diesen Roman hatte eigentlich viel Potential gehabt, doch für meinen Geschmack hätte die Geschichte um Enriettas Vermächtnis und ihr dunkles Geheimnis etwas anders erzählt werden müssen!
FAZIT
Ein lebendig erzählter Roman über ein fragwürdiges Vermächtnis und die Folgen von dunklen Familiengeheimnissen und einer sorgsam gehütete Lebenslüge. Eine leider etwas farblos inszenierte Geschichte, die mich etwas enttäuscht zurücklässt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.03.2019

Etwas enttäuschender Roman vor historischem Hintergrund

Allee unserer Träume
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INHALT
Berlin in den Nachkriegsjahren: Die Stadt liegt in Trümmern, doch die Lebenslust der Menschen erwacht. Die junge Architektin Ilse hat eine Vision. Sie will die Stadt wieder aufbauen und Wohnungen ...

INHALT
Berlin in den Nachkriegsjahren: Die Stadt liegt in Trümmern, doch die Lebenslust der Menschen erwacht. Die junge Architektin Ilse hat eine Vision. Sie will die Stadt wieder aufbauen und Wohnungen auch für die einfachen Arbeiter schaffen. Der Wettbewerb für den Bau der Arbeiterpaläste in der Karl-Marx-Allee in Ostberlin ist ihre große Chance. Als einzige Frau will sie sich gegen ihre männlichen Kollegen durchsetzen. Und ihre Pläne werden tatsächlich ausgewählt. Aber ihr Ehemann erpresst Ilse und gibt die Entwürfe als seine eigenen aus. Ilse soll den Architekten nur zuarbeiten. Enttäuscht fasst sie einen Entschluss: Sie wird diese Ungerechtigkeit nicht hinnehmen, sondern um ein freies Leben und den richtigen Mann an ihrer Seite kämpfen.
(Quellen: Ullstein-Verlag)


MEINE MEINUNG
Im Mittelpunkt des interessanten historischen Romans „Allee unserer Träume” von den deutschen Autoren Ulrike Gerold und Wolfram Hänel steht nicht nur die bewegende Lebensgeschichte ihrer jungen Architektin Ilse, sondern auch die faszinierenden Hintergründe zum Bau der größten sozialistischen Prachtstraße der DDR - der Stalinallee, die später in Karl-Marx-Allee umbenannt wurde. Beim Bau ihrer “sozialistischen Hauptstadt” wollten die Machthaber der DDR nach dem Zweiten Weltkrieg mit diesem repräsentativen Vorzeigeprojekt in Berlin städtebauliche Akzente setzen und Arbeiterpaläste als Aushängeschild der sozialistischen Gesellschaft errichten.
In ihrer Geschichte verwebt das Autorenduo Gerold und Hänel sehr geschickt des fiktive Schicksal der jungen Architektin Ilse als Teil des zuständigen Architektenteams mit den unterschiedlichsten Arbeitsphasen des ehrgeizigen Bauprojekts vom Entwurf, der Planung bis hin zur Realisierung. Sehr fesselnd ist es mitzuerleben, wie die Hauptfigur als einzige Frau in der damals reinen Männerdomäne mit den namhaften Architekten konkurrieren, um Anerkennung und für die Umsetzung ihrer architektonischen Idealvorstellungen kämpfen muss. Ihr anfänglicher Enthusiasmus wird schnell gebremst, denn Ilse wird bald klar, dass sie sich bei ihren Entwürfen der Ideologie und den politischen Vorgaben der DDR-Größen unterordnen mussten und Prachtbauten ganz im Stil des sozialistischen Klassizismus der Sowjetunion schaffen sollten.
Wie die Autoren in ihrer vorangestellten Vorbemerkung betonen, sollte ihr Roman keine eigentliche Dokumentation des Baus der Karl-Marx-Allee werden. Daher haben sie sich auch etlicher fiktiver Freiheiten bei der Handlung, der Chronologie der Ereignisse aber auch der örtlichen Begebenheiten bedient. “Manchmal sind erfundene Geschichten schöner” - so ihr Credo. So wurden auch die bekannten Planer und Architekten der Stalinallee wie Hans Scharoun oder Hermann Henselmann durch erfundene Charaktere ersetzt. Dennoch lassen sie einige historische Persönlichkeiten wie beispielsweise den SED-Generalsekretär Ulbricht oder den berühmten Dramatiker Bertold Brecht in der Handlung auftauchen, um ihrer Geschichte mehr Authentizität zu verleihen. Leider ist es den Autoren aber nicht sehr gut gelungen, das “sozialistisch” geprägte Flair des Arbeiter-und Bauern-Staats und die unterschiedlichen Schauplätze anschaulich und lebendig einzufangen, so dass ich mich in die damalige Zeit nicht gut hineinversetzen konnte.
In die Haupthandlung sind recht unchronologisch immer wieder Kapitel mit Rückblenden in Ilses Vergangenheit eingeschoben, die uns die sympathische Protagonistin, ihre Jugend und Persönlichkeit näher bringen. Ihre lebendige Charakterisierung ist den Autoren recht gut gelungen. Sie wird als eine äußerst mutige, zielstrebige und starke Frau dargestellt, die trotz vieler Widerstände und Schicksalsschläge unbeirrt ihren Weg geht und für ihren Traum, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten und als Architektin zu arbeiten, gekämpft hat. Schade ist allerdings, dass es bei der Schilderung einiger Episoden in ihrem Leben neben einigen Längen auch unerklärliche Leerstellen gibt, so dass einige von Ilses Handlungen für mich zu vage oder nicht nachvollziehbar waren.

FAZIT
Ein interessanter historischer Roman über eine junge Architektin und ihren Traum von der größten sozialistischen Prachtstraße der DDR - abwechslungsreich und unterhaltsam geschrieben, aber mit zu wenig historischem “Flair” und einigen Längen im Mittelteil!

Veröffentlicht am 15.08.2018

Solider, etwas spannungsarmer Italienkrimi mit tollem mediterranen Flair

In Schönheit sterben
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INHALT
Der Münchner Rechtsanwalt Robert Lichtenwald hat seine Kanzlei endgültig verkauft, um in seinem renovierten Bauernhaus bei Morcone im Süden der Toskana endlich zur Ruhe zu kommen und das Leben zu ...

INHALT
Der Münchner Rechtsanwalt Robert Lichtenwald hat seine Kanzlei endgültig verkauft, um in seinem renovierten Bauernhaus bei Morcone im Süden der Toskana endlich zur Ruhe zu kommen und das Leben zu genießen. Doch dann wird in Rom die Leiche des reichen, exzentrischen Kunstsammlers Annibale Colasanti in seiner Wohnung aufgefunden und aus einer Vitrine soll ein antiker Kunstgegenstand von unschätzbarem Wert gestohlen worden sein. Parallel zu den Ermittlungen der Kultur-Carabinieri versucht die temperamentvolle Journalistin Giada Bianchi dem mysteriösen Verbrechen auf die Spur zu kommen und wittert hinter dem Raubmord eine Bombenstory. Für ihre Recherchen bittet sie ihren Freund Lichtenwald um tatkräftige Unterstützung bei den Nachforschungen. Hierbei stoßen sie auf die üblen Machenschaften der Kunstszene in Rom, erfahren einiges über die morbiden Geheimnisse der schönheitsverliebten Stadt und bringen sich schon bald in große Gefahr …

MEINE MEINUNG
„In Schönheit sterben“ von dem deutschen Autor Stefan Ulrich ist bereits der zweiten Band der Italien-Krimireihe mit dem etwas außergewöhnlichen Ermittlerpaar, dem ehemaligen deutschen Strafverteidiger Robert Lichtenwald und der quirligen italienischen Lokalreporterin Giada Bianchi. Ein Quereinstieg in die Krimireihe ist problemlos möglich, da jeder Band einen in sich abgeschlossenen Kriminalfall darstellt. Sehr schön stimmt bereits das hübsche Cover mit einem typischen Postkartenmotiv auf den Handlungsort ein und so führen die Nachforschungen im neuesten Fall die beiden Freunde diesmal in die pittoreske toskanische Maremma sowie ins glühend heiße Rom.
Lebendig und sehr anschaulich beschreibt Ulrich in vielen Szenen die toskanische Landschaft, die kleinen Orte, köstliche Speisen und südländische Lebensart und fängt so gekonnt das herrlich mediterrane Flair der malerischen Gegend ein. Recht schnell fühlt man sich in eine schöne Urlaubsstimmung hinein versetzt und merkt an vielen Details, dass der Autor als früherer Rom-Korrespondent der SZ die Schauplätze gut kennt.
Mit einem packenden Einstieg im Prolog wird recht schnell Spannung aufgebaut, die nachfolgende Handlung, in der das sympathische Laien-Ermittlerduo beginnt, den Hintergründen für den Raubmord am exzentrischen Kunstsammler Colasanti und dem verschwundenen, mysteriösen Kunstwerk auf die Spur zu kommen, entwickelt sich dann allerdings in einem eher gemächlichen Tempo. Oftmals tritt die Recherchearbeit der beiden und Aufklärung des Falls aber auch zugunsten von Roberts Privatleben und seinem interessanten, vielschichtigen Charakter in den Hintergrund, wodurch die Spannung leider etwas leidet. Sehr unterhaltsam und humorvoll sind einige Episoden beschrieben und bringen den Leser zum Schmunzeln - insbesondere Roberts Zitate-Schlagabtausch mit dem Philosophen oder sein außergewöhnliches Haustier.
Geschickt präsentiert uns der Autor im Rahmen der Nachforschungen, zahlreiche Hinweise auf mögliche Verdächtige in dem komplizierten Fall, die uns in verschiedenste Richtungen spekulieren lassen. Was hat es mit der seltsamen Partei der Schönheit oder der Bande von Grabräubern in der Maremma auf sich? Zugleich thematisiert Ulrich in seinem Kriminalfall die unterschiedlichen Spielarten um die Motive „Schein und Sein“ und absolute Schönheit. Im letzten Drittel zieht die Spannung dann aber enorm an und gewinnt immer mehr an Tempo. Schließlich laufen alle Fäden zusammen und die nicht mehr ganz überraschende, aber in sich schlüssige Auflösung des Falls gipfelt in einem packenden Showdown.
FAZIT
Insgesamt ein unterhaltsamer, aber etwas spannungsarmer Italienkrimi mit tollem mediterranen Flair und viel authentischem Lokalkolorit, der solide, kurzweilige Unterhaltung bietet!

Veröffentlicht am 02.07.2018

Solider, aber nicht ganz überzeugender Auftakt einer neuen Fantasy-YA-Trilogie

Children of Blood and Bone
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INHALT
Die siebzehnjährige Zélie erinnert sich gut an die Zeit, als Orïsha noch von Magie erfüllt war. Jeder Maji-Clan bezog eine andere Macht von den Göttern. Wasserhüter beherrschten die Gezeiten, Seher ...

INHALT
Die siebzehnjährige Zélie erinnert sich gut an die Zeit, als Orïsha noch von Magie erfüllt war. Jeder Maji-Clan bezog eine andere Macht von den Göttern. Wasserhüter beherrschten die Gezeiten, Seher konnten in die Zukunft blicken, und Seelenfänger wie Zélies Mutter hatten die Macht über Leben und Tod. Bis zu der Nacht, als der machthungrige König von Orïsha einen Weg fand, die Maji von ihren Kräften abzuschneiden, und sie alle töten ließ. Die Blutnacht beraubte Zélie ihrer Mutter und nahm einem ganzen Volk die Hoffnung. Jetzt hat Zélie die Chance, die Magie zurückzuholen, bevor sie für immer verschwindet. Mit Hilfe ihres Bruders, ihrer treuen Löwenesse und einer abtrünnigen Prinzessin begibt sie sich auf einen Weg, auf dem unzählige Gefahren lauern. Vor ihr liegen undurchdringliche Dschungel, glühende Wüsten und mystische Tempel. Und der Feind ist ihr immer auf den Fersen. Inan, der Kronprinz von Orïsha, wird alles daran setzen zu verhindern, dass die Magie je wiederkehrt. (Quelle FischerVerlage)
MEINE MEINUNG
„Children of Blood and Bone - Goldener Zorn“ ist der Debütroman der amerikanischen Autorin Tomi Adeyemi und zugleich Auftakt einer neuen Fantasy-Trilogie. Die Autorin hat für ihren Jugendroman eine faszinierende, ganz eigene Fantasywelt erdacht, die in einem westafrikanisch angehauchten Ambiente mit jeder Menge Magie und einer geheimnisvollen Götterwelt angesiedelt ist.
Die Besonderheiten der Fantasywelt mit ihren exotischen Mythen fand ich anfangs sehr fesselnd und vor allem originell. Die Autorin führt uns die sehr angespannte, intolerante Atmosphäre im Königreich anhand von Zélies Alltag gekonnt vor Augen. In verschiedenen Szenen zeichnet sie sehr anschaulich eine Welt der schwelenden Animositäten, ein Kampf ums tägliche Überleben und permanenter Unterdrückung der dunkelhäutigen, aber hellhaarigen Divînés und Maji durch eine Führungselite und die hellerhäutigen Adligen. Zélies Wunsch nach Veränderung der Machtverhältnisse und ihre Hoffnung auf Gleichberechtigung der Völker ist sehr nachvollziehbar. Adeyemis Anliegen, die Leserschaft auf die Diskriminierung von Menschen aufgrund rein äußerlicher Unterschiede zu sensibilisieren, ist ein überaus aktueller und sehr interessanter Ansatz für einen Roman.
Leider hat es die Autorin aber nicht geschafft, ihre originelle Ausgangsidee mit dem faszinierenden Setting in eine ebenso außergewöhnliche, mitreißende und schlüssige Geschichte umzusetzen. Die von ihr erschaffene Welt mit ihrer interessanten, magisch-mythischen Hintergrundgeschichte enthält einige logische Schwächen und Ungereimtheiten und wirkt insgesamt mit ihren etwas schwammigen Beschreibungen wenig ausgereift. Auch der Handlungsverlauf erscheint oftmals wenig einfallsreich, vorhersehbar und lässt einen raffinierten Spannungsaufbau vermissen. Der Autorin ist es hervorragend gelungen, uns mit temporeichen Passagen und actionreichen, blutigen Kampfszenen in Atem zu halten, doch finden sich leider auch immer wieder Längen, in denen die Spannung deutlich abflacht.
Die Autorin erzählt ihre Geschichte abwechselnd aus der Ich-Perspektive der Hauptfigur Zélie sowie der Prinzessin Amari und ihrem Bruder Kronprinz Inan, wodurch von Anfang an eine besondere Nähe zu den Figuren geschaffen und rasch Spannung aufgebaut wird. Einen besonders intensiven Einblick in die Gedanken und Gefühlswelt der Figuren erhält der Leser aus dieser Sichtweise dennoch nicht und kann daher einige charakterliche Entwicklungen und Motive für ihre überraschenden Handlungen nicht nachvollziehen. Eine einfühlsame, differenzierte Figurenzeichnung ist der Autorin vor allem bei ihren zwei starken Heldinnen Zélie und Amari gelungen, deren Weiterentwicklung und das Über-sich-Hinauswachsen im Kampf für das Gute sehr nachvollziehbar dargestellt wird. Insbesondere die Figur der besonnenen Prinzessin Amari mit ihren inneren Konflikten ist ein vielschichtiger, sympathischer Charakter, den ich bald in mein Herz geschlossen habe – ein gelungener Kontrast zur eher extrovertierten, rebellischen Zélie, die mit ihrer oft unüberlegten, naiven Art für jede Menge Probleme sorgt. Die männlichen Charaktere Prinz Inan und Zélies Bruder Tzain wirken mit ihren recht schwachen Persönlichkeiten hingegen blass und geben wenig Einblicke in ihr Innenleben. Gleich zwei Liebesgeschichten lässt die Autorin sich anbahnen, wobei die eine von ihnen doch sehr klischeehaft, konstruiert und unglaubwürdig auf mich wirkte.
Der mitreißende Schreibstil der Autorin ist für ein Jugendbuch recht einfach gehalten, lässt sich aber angenehm lesen. Sehr hilfreich wäre allerdings ein Glossar für die vielen fremden Begriffe gewesen, deren Bedeutung man sich im Laufe der Geschichte zusammenreimen muss.
Der erste Band der Trilogie endet schließlich in einem ziemlich rasanten Finale, das an Spannung und Dramatik kaum noch zu überbieten ist. Der fiese, vielversprechende Cliffhanger am Schluss lässt viele Fragen für die Nachfolgebände offen und macht neugierig auf eine Fortsetzung der Geschichte in dieser interessanten, atmosphärisch dichten Fantasy-Welt.
Man kann nur hoffen, dass es der Autorin nach diesem recht schwachen ersten Band noch gelingen wird, das enorme Potential von Setting und Ausgangsidee zu nutzen und ihren Ideenreichtum stimmiger und packender umzusetzen.
FAZIT
Ein solider, unterhaltsamer Auftakt einer neuen Fantasy-YA-Trilogie mit einem faszinierenden Setting, starken Frauenfiguren aber leider auch einigen Schwächen im Plot, der mich allerdings nicht völlig überzeugen konnte!

Veröffentlicht am 31.01.2021

Enttäuschender historischer Roman

Das letzte Licht des Tages
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INHALT
Eine grausame Zeit, ein schrecklicher Fehler und die Hoffnung auf Vergebung:
Frankreich 1940: Als Inés herausfindet, dass ihr Ehemann auf dem Weingut der Familie Flüchtlinge und Waffen für die Résistance ...

INHALT
Eine grausame Zeit, ein schrecklicher Fehler und die Hoffnung auf Vergebung:
Frankreich 1940: Als Inés herausfindet, dass ihr Ehemann auf dem Weingut der Familie Flüchtlinge und Waffen für die Résistance versteckt, ist auch sie gezwungen, eine Seite zu wählen. Inés schließt sich dem Widerstand an – und begeht einen schrecklichen Fehler, der das Leben aller auf dem Weingut für immer verändert.
Jahrzehnte später begleitet die junge Amerikanerin Liv ihre exzentrische Großmutter auf eine Reise nach Frankreich. Vom Weingut Chauveau fühlt Liv sich wie magisch angezogen – auch, weil sie spürt, dass ihre Großmutter nicht zufällig hierher wollte. Mithilfe des sympathischen Anwalts Julien Cohn beginnt Liv, die Geschichte des Weinguts zu erforschen. Ihre Recherchen führen sie zurück in die dunkelste Zeit des 2. Weltkriegs, zu einer Geschichte von Liebe und Verrat – und der Hoffnung auf Vergebung.
(Quelle: Knaur)

MEINE MEINUNG
Der historische Roman »Das letzte Licht des Tages« von der amerikanischen Bestseller-Autorin Kristin Harmel erzählt eine dramatische Familien- und tragische Liebesgeschichte im von den Deutschen besetzten Frankreich zur Zeit des 2. Weltkriegs. Angepriesen wird das Buch als ein großer historischer Roman über das 20. Jahrhundert mit einer gefühlvollen, wendungsreichen und atmosphärisch dichten Geschichte, die in der traditionsreichen Champagne angesiedelt ist.
Herausgekommen ist dabei ein überdramatisierter Historienschmöker, der mich leider nicht erreichen und berühren konnte. Enttäuschender Weise dient der historische Hintergrund mit einigen eingestreuten zeitgeschichtlichen Details leider eher nur als eine recht schablonenhafte Kulisse mit den typischen stereotypen Versatzstücken zu rein dramaturgischen Zwecken und war für meinen Geschmack viel zu reißerisch aufgezogen. Hier hatte ich mir doch eher eine sorgsam recherchierte, subtil erzählte und stimmige Hintergrundgeschichte für den während des 2. Weltkriegs spielenden Handlungsstrang erhofft.
Der Roman wird aus zwei unterschiedlichen Zeitebenen erzählt - zum einen aus der Gegenwart im Jahr 2019 und zum anderen in der Vergangenheit in den Jahren 1940 bis 1945. In einander abwechselnden Erzählsträngen erleben wir die Handlung aus den Perspektiven von Inès und Céline auf dem Weingut in der Champagne während des 2. Weltkriegs sowie aus Sicht der in New York lebenden, frisch geschiedenen Liv im Jahr 2019, die von ihrer hochbetagten Großmutter Edith in deren Heimat Frankreich geholt wird. In der in der Gegenwart angesiedelten Rahmenhandlung wird rasch klar, dass die Großmutter ihrer Enkelin Liv ein streng gehütetes Familiengeheimnis möchte und so tauchen wir gemeinsam mit der ahnungslosen Liv in Rückblenden allmählich in die verhängnisvollen Geschehnisse während des Zweiten Weltkrieg auf dem Weingut in der Champagne ein. Ganz nebenbei lässt die Autorin in den Plot auch noch viele interessante Details zur Champagnerherstellung einfließen. Die Autorin hat in ihre teilweise recht melodramatische Geschichte voller Sehnsucht, Enttäuschungen, Missgunst, Schmerz, großer Liebe, Verrat und Verlust rund um ihre zahlreichen Charaktere eine Vielzahl von Verwicklungen und tragischen Wendungen eingebaut, immer wieder gewürzt mit einigen historischen Details zur mutigen Arbeit der Résistance gegen die brutalen deutschen Nazi-Schergen. Äußerst mitreißend und fesselnd ist dies alles auf beiden Zeitebenen geschildert, aber leider auch sehr überzogen und unglaubwürdig.
Die Figuren sind mit ihren Geheimnissen zwar vielversprechend angelegt, aber in ihrer Ausarbeitung nicht besonders gut gelungen. Sie wirken insgesamt sehr eindimensional und agieren im Laufe der Handlung leider sehr naiv, vorhersehbar und klischeehaft, so dass ich mit ihnen absolut nicht warmgeworden bin. Insbesondere das Verhalten von Inès in einer Schlüsselszene war für mich absolut nicht nachvollziehbar.
Routiniert lässt die Autorin ihre Geschichte nach einem letzten unerwarteten Twist schließlich mit einem obligatorischen Happy End und der Auflösung des noch fehlenden Teilchens des tragischen Familiengeheimnisses enden.
Schade, die Ausgangskonstellation für diesen Roman hatte eigentlich einiges an Potential gehabt, doch die Umsetzung konnte mich leider überhaupt nicht begeistern und lässt mich sehr enttäuscht zurück!
FAZIT
Ein überdramatisierter Historienschmöker vor historischem Hintergrund mit einer tragischen Liebesgeschichte und recht eindimensionaler Figurenzeichnung, der mich leider nicht berühren konnte.

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