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Veröffentlicht am 22.08.2018

nicht nur Sherlock kann ermitteln

Arrowood - In den Gassen von London
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William Arrowood ist Privatdetektiv in den Gassen von London und steht, sehr zu seinem Verdruss, in Sherlock Holmes Schatten. Während Sherlock die gut bezahlten Aufträge absahnt, hilft Arrowood Jenen, ...

William Arrowood ist Privatdetektiv in den Gassen von London und steht, sehr zu seinem Verdruss, in Sherlock Holmes Schatten. Während Sherlock die gut bezahlten Aufträge absahnt, hilft Arrowood Jenen, die nicht so viel Geld zur Verfügung haben. Als sich eine junge Frau mit der
Bitte ihren verschollenen Bruder wiederzufinden an ihn wendet, kann der Detektiv nicht nein sagen – obwohl er weiß das dieser Fall der gefährlichste seiner bisherigen Karriere werden könnte und er seine Nase damit tief in die Geschäfte der gefürchtetsten Männern Londons steckt...
Mick Finlay hat mich mit seinem Detektivkrimi tief in das historische London entführt. Die Atmosphäre und Gepflogenheiten werden intensiv vermittelt und man kann sich gleich viel besser in die Geschichte hineindenken.
Erzählt wird der Fall aus der Sicht von Norman Barnett, er ist Arrowoods Assistent, ohne den der Detektiv wohl kaum einen Fall lösen würde, denn gefühlt erledigt Norman deutlich mehr Arbeit, während sein Chef seiner alten Liebe hinterhertrauert. Mir haben beide Charaktere sehr gut gefallen. Sie haben Ecken und Kanten und wirken sehr authentisch, wenn auch nicht immer sympathisch. Ein bisschen hat mich Arrowood dann tatsächlich doch an Mr. Holmes erinnert, auch wenn er zu gerne über ihn herzieht. Diese Sticheleien lockern die gesamte Story etwas auf und bringen immer mal wieder eine Portion Humor in die Ermittlungen.
Ich hätte gerne noch etwas mehr aus dem Leben der Protagonisten erfahren, persönlichere Aspekte. Hier bleibt die Story sehr auf den Fall fixiert und das Hintergrundwissen kommt fast ein bisschen zu kurz. Andererseits bleibt so der Spannungsbogen durchgehend aufrechterhalten und die Handlung entwickelt sich rasant weiter, sodass die Seiten nur so dahinfliegen.
Insgesamt ein sehr spannender und lesenswerter historischer Krimi. Ich bin gespannt auf weitere Fälle von Mr. Arrowood und Mr. Barnett.

Veröffentlicht am 21.08.2018

großartige Fantasy-Welt

Najaden - Das Siegel des Meeres
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Bei einem Angriff auf die Stadt werden Meliaés Eltern getötet, die 14-Jährige selbst wird gefangen genommen. Ihre Entführer Abu Sayaf und Amir Khayam, die Söhne des Sultans, sind auf der Suche nach einem ...

Bei einem Angriff auf die Stadt werden Meliaés Eltern getötet, die 14-Jährige selbst wird gefangen genommen. Ihre Entführer Abu Sayaf und Amir Khayam, die Söhne des Sultans, sind auf der Suche nach einem Siegel und glauben, das Mädchen kenne das Geheimnis. Doch das Volk der Najaden nimmt das junge Mädchen in Schutz, bis es alt genug ist sich den Sultanssöhnen entgegenzustellen.
Autorin Heike Knauber erschafft mit Najaden eine wahnsinnig vielschichtige und originelle Fantasywelt, die sich an die orientalische Mythologie anlehnt. Ich bin begeistert von den detailreichen, kreativen und abwechslungsreichen Schauplätzen und auch den Fabelwesen über und unter Wasser.
Doch diese komplexe Welt hat mir gleichzeitig auch den Einstieg etwas schwer gemacht und ich musste mich erstmal an die Namen und Orte gewöhnen, bis ich die Handlung wirklich genießen konnte. Gerade am Anfang enthält die Story einige Sprünge, die mich kurz stutzig gemacht haben und bei denen ich erstmal überlegen musste, ob ich etwas überlesen habe. Da hätte mir die ein oder andere ausführlichere Erklärung gut geholfen. Aber als das erstmal geschafft war, hat sich dieses Buch rasant entwickelt und blieb durchweg fesselnd und sehr atmosphärisch.

Veröffentlicht am 20.08.2018

würdiges Finale

Calamity
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David und seine Freundin Megan wollen den Prof nicht einfach aufgeben. Die Kräfte des Epics haben überhand gewonnen und ihr alter Mentor wütet nun durch die Stadt. Gemeinsam versuchen David und seine Freunde ...

David und seine Freundin Megan wollen den Prof nicht einfach aufgeben. Die Kräfte des Epics haben überhand gewonnen und ihr alter Mentor wütet nun durch die Stadt. Gemeinsam versuchen David und seine Freunde die jeweiligen Schwächen der Epics herauszufinden und sie so zu retten, oder zu besiegen.
Calamity bildet den Abschluss der Steelheart-Reihe von Brandon Sanderson, der mich einmal mehr mit seiner fantastischen Erzählkunst fesseln konnte. Natürlich trifft man die altbekannten Charaktere wieder an, mit denen man schon eine ganze Weile mitleiden und fiebern durfte. Doch ich finde sie sind mit der Reihe gewachsen. Besonders der anfangs etwas draufgängerische und vorlaute David ist erwachsener geworden. Er hat immer noch eine große Klappe, aber mittlerweile scheint da auch etwas dahinter zu sein ? Mir gefallen der Wortwitz, die charmanten Sprüche und die haarsträubenden Metaphern.
Zugegeben hatte ich anfangs etwas Schwierigkeiten wieder in die Story hineinzufinden. Es geht ziemlich rasant los und die vorherigen Bände waren dann dafür vielleicht doch ein bisschen zu lange her. Aber sobald die ersten paar holprigen Seiten geschafft waren, war ich wieder tief in der Geschichte gefangen, denn Story bleibt durchgehend spannend und actiongeladen, aber gleichzeitig eben auch immer ein bisschen humorvoll. Mit den Epics wird es wirklich nie langweilig und ich kann die Reihe jedem Sci-Fi- und Fantasy-Fan nur empfehlen.

Veröffentlicht am 24.07.2018

fesselnder historischer Schmöker

Das Salz der Erde
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Der Junge Michel de Fleury kehrt nach dem Tod seines Vaters nach Varennes zurück um dort das Kaufmannsgeschäft zu übernehmen. In der Stadt angekommen, ist Michel schockiert, wie altertümlich doch alles ...

Der Junge Michel de Fleury kehrt nach dem Tod seines Vaters nach Varennes zurück um dort das Kaufmannsgeschäft zu übernehmen. In der Stadt angekommen, ist Michel schockiert, wie altertümlich doch alles ist, wie korrupt und herunterkommen. In ihm wächst der Traum seine Heimatstadt in eine neue fortschrittlichere Zeit zu führen, von Bürgern geleitet und nicht mehr der Willkür von einzelnen Machthabern ausgeliefert. Natürlich sind nicht alle begeistert von dem jungen Quergeist und Michel werden etliche Steine in den Weg gelegt. Von Ritter Aristide, der einen langgehegten Groll gegen Michel hegt, geht eine immerwährende Bedrohung aus. Doch auch Bischof und die eigene Gilde stellen sich immer wieder gegen ihn und versuchen sein Geschäft zu sabotieren. Und auch die Liebe seines Lebens – Isabelle scheint unerreichbar zu sein.

Dieser dicke Wälzer ist viel zu detailreich und lang, um eine tiefere Inhaltsangabe zu verfassen, die nicht zu viel verrät. Daniel Wolf schafft einen tollen, gut recherchierten historischen Roman aus dem 12.Jh. Man erlebt knapp 30 Jahre von Michel de Fleury mit. Der Junge man hangelt sich von einem Höhepunkt zum nächsten. Immer wieder wirft ihm das Schicksal Steine in den Weg. Manchmal wurde es mir tatsächlich etwas zu lang und ich habe nur gehofft, dass nun endlich mal etwas gut geht zwischen Isabelle und ihm. Auf so vielen Seiten sind wohl ein paar längen unvermeidbar und trotzdem hat mich diese Geschichte gepackt. Es gibt wahnsinnig viele Personen und Handlungsstränge, sodass es immer abwechslungsreich bleibt und man auch mal die Sichtweise der Gegenspieler kennenlernen kann.
Die Hörbuchausgabe gelesen von Johannes Steck hätte ich noch Stunden weiterhören können. Der Sprecher spielt gekonnt mit den Stimmen und Charakteren und liest dabei angenehm ruhig. Was soll ich sagen - nach über 30 Stunden gespannten Hörens auf endlosen Autofahrten, bin ich nun total im Fleury Fieber. Band 2, „die Gabe des Himmels“ ist schon heruntergeladen.

Veröffentlicht am 12.05.2018

alte Märchen neu interpretiert

Ein wilder Schwan
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Was passiert eigentlich nach dem „und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende“? War Schneewittchens Ehe wirklich glücklich? Was treibt einen eigentlich dazu, eine alte verrückte Schachtel mit Lebkuchenhaus ...

Was passiert eigentlich nach dem „und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende“? War Schneewittchens Ehe wirklich glücklich? Was treibt einen eigentlich dazu, eine alte verrückte Schachtel mit Lebkuchenhaus zu werden? Und warum wünscht sich Rumpelstilzchen ein Kind? Michael Cunningham liefert Antworten auf all diese Fragen. In 11 Kapiteln erzählt er die altbekannten Märchen neu. Düster und desillusioniert. Keine der Märchenfiguren kommt wirklich gut dabei weg. All der schöne Glanz geht verloren.
Nicht jedes der neuerzählten Märchen konnte mich überzeugen. Manche waren nachvollziehbar, als könnte es sich wirklich so zugetragen haben. Hier haben mir die Figuren schon fast leid getan. Andere wiederum waren einfach zu viel des Guten. Zu viel fieses Schicksal. Zu viele böse Absichten. Aber man hatte ja schon als Kind so seine Lieblingsmärchen. Die Geschichten sind recht kurz, der Schreibstil angenehm zu lesen und untermalt werden die Abschnitte durch tolle Zeichnungen von Yuko Shimizu, die oft genauso düster sind, wie die Geschichten selbst. Ein faszinierendes Märchenbuch, der etwas anderen Art.