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Veröffentlicht am 08.12.2019

realitätsnaher Thriller mit schwachem Ende

Transfusion - Sie wollen dich nur heilen
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Was steckt hinter dem grausamen Fund von mehreren Kinderleichen in einem Frachtcontainer am Hamburger Hafen? Und warum haben die Leichen Stofftiere mit den Logo des Pharmakonzerns Astrada in den Händen? ...

Was steckt hinter dem grausamen Fund von mehreren Kinderleichen in einem Frachtcontainer am Hamburger Hafen? Und warum haben die Leichen Stofftiere mit den Logo des Pharmakonzerns Astrada in den Händen? Die Protagonistin Iliana Kornblum arbeitet als Wissenschaftlerin für Astrada und hat erfolgreich bei der Herstellung des Alzheimers Heilungsmittels "Bimini" mitgewirkt. Ihr an Alzheimer erkrankter Vater ist einer der Nutznießer des Wundermittels. Er kann wieder ein normales Leben führen, muss jedoch regelmäßig das Medikament einnehmen.

Als dann die Zusammenhänge zwischen den Leichenfunden und dem Treiben von Astrada ans Tageslicht kommen, steckt Iliana in einem Konflikt. Würde sie die Hintergründe der Produktion des Wundermittels bekannt machen, würde das Medikament nicht mehr produziert werden und ihr Vater würde wieder einen Rückfall erleiden.

In meinen Rezensionen gehe ich normalerweise nicht näher auf den Inhalt ein. Hier habe ich schon eine Ausnahme gemacht. Warum? Nun ja! Ich habe mich mit dem weiteren Verlauf schwergetan. Zu Beginn war die Geschichte noch spannend und doch ein wenig "realitätsnah" (wenn man das so nennen darf). Als ob das nicht reichen würde, spitzt sich die Geschichte noch weiter zu. Inhaltlich ist die Story immer noch spannend und fesselnd, aber es wird auch immer abstruser. Als dann das Finale ansteht, endet die Story abrupt mit einem Cliffhanger und macht einen Zeitsprung ins Jahr 2032. Hier erfährt dann der Leser was in den vergangenen 12 Jahren passiert ist. Dies geschieht in einem Interview zu Ehren einer Nobelpreisverleihung.

Der Autor Jens Lubbadeh hat für sein Werk einiges recherchiert. Rejuvenierung, Seneszenz und auch die "Horvath Uhr" (nach dem amerikanische Forscher Steve Horvath benannt) zur Bestimmung des biologischen Alters sind wissenschaftlich belegt. Auch die Namen der Pharmafirmen entsprechen bis auf den Firmennamen "Astrada" den bekannten Firmen auf dem Markt. Die Hintergründe sind fiktiv, aber passen gut zu den möglichen Verschwörungstheorien der Pharma-Gegner.

Das Buch ist spannend geschrieben und die Story durchläuft einem stetigen Spannungsaufbau, der zum Weiterlesen motiviert. Die Handlung ist realitätsnah und gut an die heutige Zeit sowie das Thema adaptiert. Was gut beginnt, endet jedoch ziemlich schwach. Hier hätte ich definitiv mehr erwartet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.04.2019

hin- und hergerissen

Der Junge
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Bei der Auswahl des Buches hat mich der Klappentext und das Cover angesprochen. Da wird von einem Geheimnis berichtet, welches zu wahren ist und die Frage in den Raum gestellt, wie weit die Protagonistin ...

Bei der Auswahl des Buches hat mich der Klappentext und das Cover angesprochen. Da wird von einem Geheimnis berichtet, welches zu wahren ist und die Frage in den Raum gestellt, wie weit die Protagonistin wohl gehen wird, um dieses zu schützen. Auch das „schwarz/ weiß“ gehaltene Cover mit der blutroten Jacke und den „Blutstreifen“ in der linken oberen Ecke verspricht einen spannenden Psychothriller.

Die Autorin Alex Dahl (halb Amerikanerin/ halb Norwegerin) lebt in Norwegen und ist eine entfernte Verwandte von Roald Dahl. Dieser ist ein bekannter Schriftsteller, der unter anderen für seine Kinder- und Jugendbücher bekannt geworden ist. „Charlie und die Schokoladenfabrik“ oder auch „Gremlins“ sind nur zwei Verfilmungen seiner Werke. Die Autorin hat einen Master in kreativen Schreiben und ist durch diverse Kurzgeschichten und die Novelle „Before I Leave You“ bekannt geworden. Das nun vorliegende Buch ist im amerikanischen Original „The Boy At The Door“ im Mai 2018 erschienen.

Klappentext:

Cecilia Wilborg führt ein Leben, von dem die meisten Menschen nur träumen können. Sie wohnt mit ihrem erfolgreichen Mann und den gemeinsamen Töchtern in einer friedlichen und wohlhabenden Kleinstadt in Norwegen. Doch eines Tages wird sie gebeten, sich um einen kleinen Jungen zu kümmern, der plötzlich in der örtlichen Schwimmhalle aufgetaucht ist. Keiner weiß, wo Tobias herkommt oder wer er ist. Dann wird eine tote Frau gefunden, die man für seine Mutter hält. Aber Tobias kommt auch Cecilia merkwürdig vertraut vor. Hat sie ein Geheimnis, von dem niemand etwas ahnt? Und wie weit ist sie bereit zu gehen, um es zu schützen?

Ich habe mich bei der Rezension sehr schwer getan und suche nach den richtigen Worten, meinen Eindruck zu Papier zu bringen.

Das Buch fängt interessant und spannend an und ich fragte mich sehr schnell: „Oh, man! Wo kommt der Junge bloß her und wie konnte dies so geschehen.“ Spätestens nach der Hälfte des Buches hatte ich den Eindruck, als würde es nie Enden. Irgendwie zieht sich das Buch seeeeeeehhhhr in die Länge. Habe recht lange daran gelesen, was eigentlich nicht meine Art ist.

Die Autorin hat ja einen Master in kreativem Schreiben. Es ist aber immer eine Ansichtssache, was kreativ ist und was zu sehr für Verwirrung sorgt?! Die einzelnen Kapitel sind „nur“ durchnummeriert und mit kleinen „Sternchen“ unterteilt. Das komplette Buch ist in der „Ich-Perspektive“ geschrieben. Zu Beginn ist das noch in Ordnung. Später wird die Geschichte auch aus der Perspektive von anderen Charakteren erzählt. Wenn man dann wieder die „Ich-Perspektive“ in Betracht zieht, benötigt man eine Weile sich zu orientieren und den richtigen Charakter zuzuordnen.

Die Geschichte selber ist gar nicht so schlecht. Zwei Protagonistinnen, die unterschiedlicher gar nicht aufgewachsen sein können. Die eine in gehobenen Verhältnissen und die andere (aufgrund eines Drogenkonsums) immer nahe am Abgrund. Während des Lesens erfährt der Leser „Puzzle- für Puzzleteil“ die tragische Geschichte die sich um den Jungen dreht.

Das Setting spielt hauptsächlich in Norwegen, Schweden und Polen. Passend zum „düsteren“ Hintergrund spielen viele Szenen im dunklen Herbst und im kalten, unwirschen Winter. Alles wirkt beklemmend und bedrückend, wie die ganze Geschichte selbst. Das passt zwar alles gut zusammen, aber irgendwie fehlt da der letzte Kick! Zum Ende hin kam dann noch mal Spannung auf und ich fieberte dem Ende entgegen. Sollte die Geschichte ein „gerechtes Ende“ finden?

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Geschichte als solches schon interessant zusammengesetzt ist. Die einzelnen Handlungsstränge um die beiden Protagonistinnen laufen zum Schluss zusammen und bilden dann einen spannenden Abschluss. Der Innenteil hingegen zieht sich sehr in die Länge. Selten habe ich für ein Buch so lange Zeit benötigt, wie für dieses.  An die Erzählweise in der Ich-Perspektive, musste ich mich erst gewöhnen. Es vergingen in einem neuen Abschnitt immer erst ein paar Sätze, bis ich die entsprechende Person identifizieren konnte.

Zum Schluss einer meiner Lieblingssätze. Dieser ist auch ein gutes Beispiel für die oft vorzufinden verschachtelten Sätze, die im Buch zu finden sind.

Ich will ihm von dieser Dunkelheit erzählen, von all den Nächten, die ich, starr vor Angst und Reue, wach gelegen habe; will ihm von dem Gefühl erzählen, immerzu auf einem hauchdünnen Glasboden über einen gewaltigen Abgrund zu laufen. Aber wie sollte ich das? - aus „Der Junge“ von Alex Dahl

Veröffentlicht am 11.11.2018

erschreckende packende Geschichte mit Verbesserungsbedarf

GLOBAL DAWN
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Mich hat die Beschreibung zu dem Buch und der Klappentext angesprochen und neugierig gemacht. Eine dytopische Zukunft Europas und folgend der ganzen Welt. Alles im Namen des Friedens und der Normalisierung. ...

Mich hat die Beschreibung zu dem Buch und der Klappentext angesprochen und neugierig gemacht. Eine dytopische Zukunft Europas und folgend der ganzen Welt. Alles im Namen des Friedens und der Normalisierung. Wer nicht mitmacht wird zum Feind des Systems, zum Abtrünnigen. So geht es auch Pavel, Max und deren Familien. Sie wählen die Freiheit und damit den Widerstand.

Nun denkt man, das man im Buch eine Geschichte des Widerstand gegen die Bestrebungen der „global Player“ findet. Dies ist aber nicht der Fall. Fans von „Hollywood Blogbuster“ Geschichten werden hier nicht bedient, auch wenn der ein oder andere Abschnitt daran denken lassen könnte.

Stattdessen handelt es sich um ein Buch mit „Tiefgang“. Liest man sich auf der Homepage des Autors den Abschnitt „About Me“ durch, bekommt man eine Ahnung, worum es dem ihm geht. Das Buch würde sich auch als Unterrichtslektüre in Soziologie, Politik, Psychologie oder Philosophie eignen.

Inhaltlich will ich nicht zu viel verraten. Die Geschichte beginnt mit einem Blick in die Zukunft. Dann geht es wieder in die Vergangenheit. Diese Sprünge finden häufiger statt, was dem Lesefluss gerade zu Beginn etwas schwierig gestaltet. Ich brauchte eine Weile, um mich daran zu gewöhnen und dann konnte ich es auch nicht mehr aus den Händen legen. Nachdem man es dann durch hat, könnte man es zur Seite legen oder noch mal „zwischen den Zeilen“ lesen.

Die Realitätsnähe zu manchmal erschreckend und regt zum Nachdenken an. Die Protagonisten schaffen die Flucht aus den neu entstandenen „United States of Europe“ und erleben dessen Expansion auf der Seite der Abtrünnigen. Es geht um Macht, Intrigen, Geld und den „wahren“ Glauben. Um sich die Bürger gefügig zu machen, nutzt man Psychopharmaka. So entstehen willenlose Soldaten, die in andere Länder einfallen.

Der Autor nutzt völlig neue Begrifflichkeiten wie „die Bürgenden“ anstatt „Bürger“. Leider erklärt er diese nicht näher und überlässt es damit dem Leser seine eigene Interpretation dazu zu finden. Ich hätte mir auch eine geopolitische Weltkarte gewünscht, um mir die Situation so schneller vor Augen halten zu können. So wäre es einfacher die Situation der einzelnen Staaten besser zu verstehen und warum welcher „Korridor“ für einzelnen Länder so wichtig gewesen wäre.

Ich kann das Buch denjenigen Lesern empfehlen, die nicht nur reine Unterhaltung bevorzugen, sondern sich auch gedanklich weiter mit dem Thema „Globalisierung“ und dessen Vor- und Nachteile auseinandersetzen wollen.

Veröffentlicht am 23.08.2018

ein Mitbringsel für Leute die es wirklich brauchen…..

Achtsam reisen
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Es handelt sich bei dem Buch um ein toll gestaltetes Buch mit freundlichen Illustrationen zu den einzelnen Themengebieten. Wenn ich jetzt noch schreiben: „das war es dann auch schon“, tue ich der Autorin ...

Es handelt sich bei dem Buch um ein toll gestaltetes Buch mit freundlichen Illustrationen zu den einzelnen Themengebieten. Wenn ich jetzt noch schreiben: „das war es dann auch schon“, tue ich der Autorin Sara Clemence ein wenig unrecht.

Vielleicht gehöre ich einfach nicht zu angesprochenen Interessengruppe. In dem Buch geht es um das „achtsame Reisen“ und das bewußte Verzichten auf technischen Schnickschnack, der einen ansonsten auf allen Wegen begleitet. Zurück zur Karte und dem Reisetagebuch, anstatt digitale Routenprogramm und Beiträgen in sozialen Netzwerken. Dies ist sicherlich alles richtig, aber ich denke mal, das man einfach einen persönlichen Mittelweg finden sollte.

Interessanter ist das „sich einleben“ in fremde Kulturen und Länder, das Abschalten und sich treiben lassen, Zeit nehmen und genießen…. Dies sollte man sich wirklich wieder bewußt machen. Viel zu sehr versucht man in einem zwei Wochen Urlaub alles mögliche einzuplanen und zu besuchen. Das es aber auch anders geht, wird im Buch in Erinnerung gerufen. Für manche Tipps muss man noch nicht einmal in den Urlaub fahren. Man kann sich auch so in ein Café setzen oder auf eine Parkbank und nur mal die Leute beobachten. Abschalten und das Leben auf sich wirken lassen.

Auf ein paar Seiten wird auch das Reisen mit Kindern in den Fokus genommen. Hier habe ich aber ehrlich gesagt nichts Neues für mich bzw. uns entdecken können.

Wie schon gesagt, vielleicht gehöre ich nicht zur richtigen Adressaten. Es ist ein tolles Buch für Leute, die genau diese Achtsamkeit verlernt haben: Workoholics, digitale Nerds, Reise-Muffel…… Vielleicht fällt ihnen noch der ein oder andere Bekannte ein, der von den Inhalten des Buches profitieren könnte.

Veröffentlicht am 23.08.2018

... bin hin und her gerissen

Familienboot
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Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde zu Verfügung gestellt bekommen. Mich hat vor allem die Idee mit dem einem Jahr Auszeit und die Segelreise mit den Kindern angesprochen. Als Familie mit 12-jährigen ...

Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde zu Verfügung gestellt bekommen. Mich hat vor allem die Idee mit dem einem Jahr Auszeit und die Segelreise mit den Kindern angesprochen. Als Familie mit 12-jährigen Zwillingen haben wir schon die ein oder andere Reise hinter uns gebracht. Ab uns zu haben wir uns auch schon Gedanken um eine Auswanderung oder Auszeit gemacht.

So habe ich mich sehr auf das Buch gefreut. Das Buch ist schön aufgemacht. Das Cover spricht nicht nur Erwachsene an, sondern auch Kinder. Unsere Jungs haben sich das Buch sofort geschnappt und durchgeblättert. Im Buch finden sich diverse Fotos von der Reise und vermitteln einen ersten Eindruck. Es hätten durchaus ein paar Fotos mehr sein können, aber viele Bilder entstehen im Kopf, wenn man sich das Buch durchliest.

Zu Beginn wird stellt Karen ihre Familie vor: Mutter Karen (50 Jahre), Vater John (59 Jahre), Finn (9 Jahre) und Lizzy (7 Jahre). Sie kommt aus Deutschland und lebt mit Ihren Mann und den Kindern in Australien. Beide haben sich beim Segeln kennengelernt und teilen sich das Hobby. Die Entscheidung einer einjährigen Auszeit war lange Vorweg geplant. Dies ist insbesondere wichtig, weil Finn unter dem Asperger Syndrom leidet.

Vor der großen knapp dreiwöchigen Atlantiküberquerung, fährt die Familie an der europäischen Küste entlang. So erfährt der Leser einiges über die besuchten Länder da immer wieder auch ein geschichtlicher und kultureller Abriss zu finden ist. Ich mag diese Art von Infos, da man sein Wissen um die einzelnen Länder dadurch erweitert.

Inhaltlich werden die Fahrten durch alle vier Familienmitglieder im Form von Tagebucheinträgen erzählt. Dies ist manchmal ein wenig verwirrend. Es ist immer aus der Perspektive des Erzählers berichtet. Dabei bleiben aber Informationen auf der Strecke: Leute tauchen z.B. auf, ohne näher beschrieben zu werden und fahren die ein oder andere Strecke mit. Die Einträge der Kinder sind halt altersgerecht und man bezieht halt nicht viel Infos daraus.

Fehlen tut definitiv eine Übersichtskarte des Reiseverlaufs und der einzelnen Ziele. Auch hätte ein Glossar mit Fachbegriffen einiges erleichtert. Das ein oder andere Foto mehr, hätte auch gut getan.

Die Frage, ob eine einjährige Auszeit mit Kindern auf einem Segelboot Sinn macht, bleibt jedem selber überlassen. Definitiv ist es nicht einfach und es hängt vom Alter und der unterschiedlichen schulischen Betreuung der Kinder ab.

Mich hat das Buch auf der einen Seite angesprochen, da ich mich vorher noch nie mit dem Segeln beschäftigt habe und nun verstehe, was dies bedeutet. Auf der anderen Seite fehlen wichtige Infos und die Erzählweise hätte besser und ausführlicher sein können. Es wirkt so, als habe die Autorin ihr Tagebuch eins zu eins übertragen, ohne es lesergerecht zu überarbeiten. Schade!