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EstherStu

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.09.2018

Fake in der Pfalz

Wie ich fälschte, log und Gutes tat
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In der Provinz der Oberpfalz ist dieser Roman von Thomas Klupp angesiedelt, genauer in Weiden. Und genauso provinziell wie es klingt ist es auch. Obwohl Weiden wie ein Vorzeigekaff daher kommt, brodelt ...

In der Provinz der Oberpfalz ist dieser Roman von Thomas Klupp angesiedelt, genauer in Weiden. Und genauso provinziell wie es klingt ist es auch. Obwohl Weiden wie ein Vorzeigekaff daher kommt, brodelt es unter der Oberfläche gewaltig. Lügen und Fassade sind bei allen Dorfbewohnern an der Tagesordnung. Mittendrin die Hauptfigur Benedict Jäger und seine Freunde. Sie stecken mitten in der Pubertät und interessieren sich weniger für die Schule als für Mädchen und Partys. Auch ihnen entfährt dafür die ein oder andere Schummelei.
Thomas Klupp ist mit diesem Buch eine wahnwitzige Satire auf das bayrische Dorfleben gelungen, bei dem man beim Lesen laut auflachen muss und bei vielen Figuren an lebende Vorbilder denkt. Besonders die Mutter von Benedict hat es mir dabei angetan, nach vorne Charitylady, aber in Wahrheit eine nach Anerkennung strotzende Mutter. Sehr lesenswert!

Veröffentlicht am 06.09.2018

Eine Frau voller Durchsetzungskraft

Manhattan Beach
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Die Geschichte dreht sich um Anna, die in den 40er Jahren in New York lebt. Als Arbeiterin in der Fabrik sorgt sie für ihre Familie, bis sie sich eines Tages entschließt, als erste Frau überhaupt als Taucherin ...

Die Geschichte dreht sich um Anna, die in den 40er Jahren in New York lebt. Als Arbeiterin in der Fabrik sorgt sie für ihre Familie, bis sie sich eines Tages entschließt, als erste Frau überhaupt als Taucherin im Hafen große Kriegsschiffe zu reparieren.
Dieses Buch strotzt nur so vor weiblicher Kraft und Durchsetzungsvermögen. Wie Anna sich in einer völlig männerdominierten Branche zu behaupten weiß, und dabei dennoch so zurückhaltend bleibt, ist bemerkenswert.
Hinzu kommt ein hervorragend recherchierter Rahmen. Der Beruf des Tauchers und Mechanikers wird historisch so gut beleuchtet, dass man glaubt, man sei dabei gewesen. Es macht das Buch sehr glaubwürdig und lebendig.
Insgesamt fand ich den Titel von Jennifer Egan sehr atmosphärisch. Das New York der 40er Jahre inmitten von Kriegswirren und nach schwierigen Zeiten der Börsencrashs wird hier auf faszinierende Weise zum Leben erweckt.

Veröffentlicht am 06.09.2018

Tolles Rundumpaket

Tel Aviv by Neni. Food. People. Stories.
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Über dieses Kochbuch habe ich mich wirklich gefreut. Man erhält hier ein tolles Rundumpaket aus Tel Aviv, eine Stadt, die ichleider noch nicht bereist habe, beim Blättern durch dieses Buch aber sofort ...

Über dieses Kochbuch habe ich mich wirklich gefreut. Man erhält hier ein tolles Rundumpaket aus Tel Aviv, eine Stadt, die ichleider noch nicht bereist habe, beim Blättern durch dieses Buch aber sofort Lust darauf bekomme.
Verfasst ist das Buch von Haya Molcho und ihren Söhnen, die gemeinsam das Restaurant "Neni" in Tel Aviv betreiben und sich auf levantinische und mediterrane Küche fokussieren.
Als Kochbuch enthält "Tel Aviv" natürlich in erster Linie Rezepte. Besonders schön fand ich, dass jedes Rezept mit einem großen Farbfoto ausgestattet ist, bei dem einem sofort das Wasser im Mund zusammen läuft, einfach wunderschön angerichtet, ohne überkandidelt zu wirken. Die Rezepte selbst sind recht gut nachkochbar. Was mich besonders gefreut hat war, dass sie kaum exotische Zutaten enthalten, die man wirklich überall bekommt.
Neben den Rezepten finden sich aber auch tolle Hintergrundstorys zur Stadt und ihren Einwohnern. So werden verschiedene Persönlichkeiten aus Tel Aviv zu Wort gelassen. Auch hier sind tolle Bilder eingefügt, die das ganze Buch zu einem wunderschönen Bildband ergänzen.
Sollte jemand einen Besuch in der Stadt planen, kann dieses Buch auch hervorragend als Reisevorbereitung genutzt werden. Aber auch für ganz einfache Fans der mediterranen Küche ist das Buch ein Gewinn.

Veröffentlicht am 02.08.2022

Vom Aufwachsen auf einer Insel

Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn
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Als begeisterte Sylt-Urlauberin habe ich mich auch auf diesen Titel der Autorin wieder sehr gefreut. Schon das Titelbild spricht mich an: es lässt vermuten, dass hier wieder authentische Erinnerungen einer ...

Als begeisterte Sylt-Urlauberin habe ich mich auch auf diesen Titel der Autorin wieder sehr gefreut. Schon das Titelbild spricht mich an: es lässt vermuten, dass hier wieder authentische Erinnerungen einer Sylter Jugend erzählt werden.
Und ich wurde nicht enttäuscht: die Autorin erzählt von einer leeren Insel, wie sie sie fast nicht mehr kannte, ohne Touristen, der Natur überlassen und ihren "echten" Insulanern. Der Anblick rührt die Autorin und lässt sie in Erinenrungen schwelgen an ihre eigene Jugend auf Sylt. Daran, dass diese Jugend war wie jede andere auch und doch total anders.
Als Leserin entdecke ich diese Insel, die für mich natürlich auch geprägt ist von teuren Boutiquen und Restaurants, noch einmal ganz anders. Man ist sehr nah dran an den Jugendlichen, die Schicksale gehen einem nah, aber die Sprache ist so liebevoll gewählt, dass man das Buch einfach nicht weglegen kann.

Veröffentlicht am 02.08.2022

Ungewöhnliches Treffen

Chopinhof-Blues
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Mich hat das Buch besonders neugierig gemacht, da in dieser Handlung so unterschiedliche Charaktere mit unterschiedlichen "Rucksäcken voller Erfahrung und Sorgen" aufeinandertreffen, die aber alle ihrerseits ...

Mich hat das Buch besonders neugierig gemacht, da in dieser Handlung so unterschiedliche Charaktere mit unterschiedlichen "Rucksäcken voller Erfahrung und Sorgen" aufeinandertreffen, die aber alle ihrerseits etwas zu erzählen haben. Und auch der Titel alleine lässt eine melancholische Geschichte vermuten.
Und ganz so kam es auch: der Roman ist absolut rührend geschrieben und man fühlt sich jedem Schicksal in diesem Buch sehr nah. Für mein Empfinden erzählt die Autorin hier aber nicht nur von "gescheiterten" Einzelschicksalen, sondern von einer ganzen Generation, die an einer offenen Welt und an der Unzahl ihrer Möglichkeiten zu zerbrechen droht. Ich als Teil dieser Generation habe mich beim Lesen total wiedergefunden, was den Roman noch authentischer gemacht hat und die Erzählung absolut glaubwürdig.
Über das "offene" Ende kann man hinwegsehen, in diesem Fall ist der Weg das Ziel.