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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.10.2018

Ein Sirup Buch

Die Frauen vom Savignyplatz
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Die Frauen vom Savignyplatz ist der vierte Roman von Joan Weng und spielt wieder im bereits aus den Vorgängern bekannten Umfeld. Diesmal begleiten wir Auguste Genzer auf ihrem Lebensweg. Auguste, die sich ...

Die Frauen vom Savignyplatz ist der vierte Roman von Joan Weng und spielt wieder im bereits aus den Vorgängern bekannten Umfeld. Diesmal begleiten wir Auguste Genzer auf ihrem Lebensweg. Auguste, die sich selbst Vicky nennt hat eigentlich ein vorgeplantes Leben an der Seite des Strumpffabrikanten Ebert vor sich, als sie Willi Genzer kennen und lieben lernt. Nachdem sie rasch von ihm schwanger wird, heiratet sie ihn und bekommt schnell noch weitere Kinder. Ihren Eltern gefällt das alles nicht und doch bemüht sich Vicky alles irgendwie am Laufen zu halten. Doch eines Tages verlässt Willi sie und sie muss ihr Leben neu organisieren. An ihrer Seite ihr Bruder Bambi und ihre Freundin Lisbeth. So wagt sie den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffnet einen Buchladen.

Joan Weng gelingt es hier ein Sirupbuch zu schreiben, um es mit Vickys Worten zu beschreiben. Ein Buch, das glücklich beim Lesen macht und für einige Stunden die Flucht aus dem eigenen Alltag ermöglicht.
Wer ihre anderen Romane kennt wird alte Bekannte wieder treffen, die hier am Rande wieder eine Rolle spielen.
Mir hat das Buch ausgesprochen viel Spaß gemacht. Die Figuren sind vielschichtig, jeder hat so seine Macken und Angewohnheiten. Einfach so wie du und ich. Die politische Lage ist durchaus Thema und zeigt wie sich der alltägliche Nationalismus immer mehr einschleicht und das Leben der einfachen Leute bestimmt. Und wie wichtig es ist immer wieder dagegen aufzustehen und sich nicht unterkriegen zu lassen.

Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung für dieses wirklich wunderbar geschriebene Buch!

Veröffentlicht am 20.10.2018

Toller Abschluss

Verliebt für eine Weihnachtsnacht
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Verliebt für eine Weihnachtsnacht ist der abschliessende Band der Manhattan in Love Reihe von Sarah Morgan. Hier begleiten wir Harriet, die nach dem Auszug ihrer Schwester Fliss versucht, ihr Leben in ...

Verliebt für eine Weihnachtsnacht ist der abschliessende Band der Manhattan in Love Reihe von Sarah Morgan. Hier begleiten wir Harriet, die nach dem Auszug ihrer Schwester Fliss versucht, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Dafür hat sie beschlossen, jeden Tag zwischen Thanksgiving und Weihnachten etwas zu tun, dass sie aus ihrer Komfortzone herausbringt. So beschliesst sie es einmal mit Online Dating zu probieren, aber nach drei Fehlschlägen und einem verstauchten Knöchel ist auch wieder genug damit. Doch genau durch diesen verstauchten Knöchel lernt sie Ethan kennen, der sie in der Notaufnahme behandelt. Bald trifft sie ihn wieder, ist er doch der Bruder einer Kundin und soll auf deren Hund aufpassen, während sie sich um familiäre Pflichten kümmert. Das das aber nicht so einfach ist und der Hund sich extrem unwohl bei Ethan fühlt, zieht Harriet bei ihm ein, um sich besser um Madi kümmern zu können.

Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen, Harriet und Ethan sind beide einfach sehr liebenswerte Charaktere, auch wenn es sich Ethan nicht leicht macht zu erkennen, dass Harriet die Richtige für ihn ist.

Schön fand ich als langjährige Sarah Morgan Leserin, dass es ein Wiedersehen mit der Familie O’Neal aus der Snow Crystal Serie gab. Der Ausflug von Ethan und Harriet in das Ressort hat mir richtig viel Spaß gemacht.

Alles in allem war es ein richtiges Wohlfühlbuch, ein paar Stunden romantische Auszeit. Für mich das stärkste Buch der Reihe um die Geschwister Knight.

Von daher eine absolute Lesempfehlung!

Veröffentlicht am 05.10.2018

Die Farge der Schuld

Deutsches Haus
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Das Deutsche Haus ist eine Gaststätte in Frankfurt, die von Evas Eltern betrieben wird. Hier leben die Bruhns zusammen und genießen das deutsche Wirtschaftswunder. Eva stellt ihren Verlobten zu Hause vor, ...

Das Deutsche Haus ist eine Gaststätte in Frankfurt, die von Evas Eltern betrieben wird. Hier leben die Bruhns zusammen und genießen das deutsche Wirtschaftswunder. Eva stellt ihren Verlobten zu Hause vor, als sie ein Anruf zur Arbeit ruft. Sie ist Übersetzerin für polnisch und soll eine Zeugenaussage übersetzen. Im ersten Moment versteht sie gar nicht um was es geht, doch nach und nach wird ihr klar, dass es hier um einen Überlebenden aus Auschwitz ging. Kurz darauf bekommt sie die Möglichkeit in den ersten Auschwitz-Prozessen zu übersetzen. Sowohl ihre Eltern als auch ihr Verlobter sind dagegen, dass sie die Arbeit annimmt. Aber Eva setzt ihren Willen durch und stellt fest, dass Schuld nicht etwas ist, was man nur bei anderen findet. Im Laufe des Prozesses wird klar, dass auch ihre Familie mit Auschwitz verbunden ist und Eva muss sich fragen, was ihr alles verschwiegen wurde.

Annette Hess gelingt es in ihrem ersten Buch, genau wie in ihren Fernsehserien Kudamm '56 und '59, deutsche Geschichte lebendig werden zu lassen. Die Auschwitz Prozesse waren Anfang der sechziger Jahre sehr umstritten, wollten die meisten Deutschen doch nicht mehr über die Zeit im dritten Reich sprechen. Auf der Anklagebank saßen 21 ehemalige SS-Mitglieder, die beschuldigt wurden an den Verbrechen in Auschwitz maßgeblich beteiligt gewesen zu sein. Im Laufe des Prozesse kamen viele Überlebende als Zeugen zu Wort, die das unaussprechliche Grauen in Auschwitz wiedergaben und die Angeklagten immer wieder belasteten. Hier kommt Eva ins Spiel, sie ist diejenige, die für die polnisch sprechenden Zeugen übersetzt und somit zu ihrer Stimme wird. Auch wenn es ihr schwerfällt die Geschichten zu wiederholen, ist es doch wichtig für sie, für die Zeugen zu sprechen.
In ihrer Familie trifft sie auf eine Wand des Schweigens, niemand will mit ihr über den Prozess sprechen.
Besonders berührt hat mich der Abschnitt, als Eva und das Gericht in Auschwitz selbst einen Ortstermin haben. Dort wird allen so richtig bewusst, welche Abscheulichkeiten sich dort wirklich abgespielt haben.

Über die Geschichte des Auschwitz-Prozesses hinaus erfahren wir viel über das Alltagsleben in den 60ern. Berufstätige Frauen waren nur akzeptiert, solange sie nicht verheiratet waren. Evas Verlobter schafft es sogar, dass sie beinahe ihre Stelle verliert, weil er nicht möchte, dass sie da arbeitet.
In der Umgebung des Deutschen Haus brennen immer wieder Kinderwägen, besonders in Häusern, in denen Gastarbeiter leben. Das Miteinander mit den ausländischen Nachbarn war damals wie heute nicht immer vorurteilsfrei.

Evas Entwicklung im Laufe des Buches hat mich sehr beeindruckt. Ist sie am Anfang noch sehr erpicht darauf, endlich den Heiratsantrag ihres Verlobten zu hören, wird sie im Laufe des Buches immer kritischer gegenüber dem, was andere von ihr als Frau erwarten.

In diesem Buch geht es vor allem um das Thema Schuld. Die Schuld der Täter, die Schuld derer, die zwar nichts getan haben, aber auch nichts gegen die Grausamkeiten unternommen haben und um die Schuld der Überlebenden. Derer, die das Lager als Insassen überlebt haben und die Schuld derer, die damals einfach zu klein waren um zu begreifen, was um sie herum geschah.
Das Buch gibt keine endgültige Antwort dazu, es wird ganz klar, dass jeder selbst eine Möglichkeit finden muss, mit seiner Schuld zu leben. Das gelingt den Protagonisten des Buche mal mehr und mal weniger gut. Die Angeklagten im Prozess sahen sich bis zum Schluss als nicht schuldig und zeigten keinerlei Reue.

Mich hat dieses Buch sehr beeindruckt, hier wird ein schwieriges Thema lesenswert aufbereitet. Von daher eine unbedingte Leseempfehlung von mir!

Veröffentlicht am 13.09.2018

Hyggelig

Hygge, Lykke und Lagom
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Hygge, Lykke und Lagom sind die skandinavischen Worte für das, was bei uns schlicht als Gemütlichkeit interpretiert wird. Und doch bezeichnet es mehr ein Lebensgefühl, für das es im Deutschen eigentlich ...

Hygge, Lykke und Lagom sind die skandinavischen Worte für das, was bei uns schlicht als Gemütlichkeit interpretiert wird. Und doch bezeichnet es mehr ein Lebensgefühl, für das es im Deutschen eigentlich gar kein Wort gibt.
Mit diesen Worten verbinden die meisten wohl Tee, eine warme Decke, ein Buch und Entspannung.
Das Buch dreht sich genau darum. Aufgeteilt ist es in drei Abschnitte, die sich jeweils mit Dänemark, Norwegen und Schweden beschäftigen. In jedem Abschnitt geht es um landestypische Eigenheiten, Rezepte und BAstelideen. Aufgepeppt wird das Ganze durch sehr schöne, stimmungsvolle Fotos.
Der Abschluss des Kapitels ist immer dem Thema Weihnachten gewidmet.

Mir hat das Buch recht gut gefallen, es ist ein wenig Alltagsflucht. Das passt natürlich gut zum Thema. Ein paar der Rezepte und Bastelideen werde ich wohl auch ausprobieren. Besonders die Bilder fangen das skandinavische Flair super ein und wecken die Lust, doch einmal eine Reise dorthin zu wagen.
Von mir daher eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.09.2018

Berührend!

Für immer und einen Herzschlag
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Nia und Jonny machen beide gerade eine schwere Zeit in ihrem Leben durch.

Nia hat ihren Zwillingsbruder Leo bei einem Unfall verloren, Jonny hat nach langer Krankheit endlich ein neues Herz bekommen.

Jonny ...

Nia und Jonny machen beide gerade eine schwere Zeit in ihrem Leben durch.

Nia hat ihren Zwillingsbruder Leo bei einem Unfall verloren, Jonny hat nach langer Krankheit endlich ein neues Herz bekommen.

Jonny macht sich auf die Suche nach seinem Spender, da er noch große Probleme hat, mit seinem neuen, geschenkten Leben zurecht zu kommen. Dabei trifft er auf Nia, und was erst dazu dienen sollte mehr über Leo herauszufinden, wird bald mehr.

Das Buch ist abwechselnd aus der Sicht Jonnys und Nias in der Ich-Form erzählt. So kommt man beiden Teenagern mit ihren Sorgen und Nöten sehr nahe.
Nia schafft es lange nicht den Tod ihres Bruders zu verarbeiten, da sie sich die Schuld daran gibt und kapselt sich immer mehr von ihrer Umwelt ab. Jonny bietet ihr da eine willkommene Abwechslung, da er Leo nicht kannte und an ihr interessiert ist.
Jonny wiederum ist es ganz klar bewusst, dass er Nia bezüglich ihres Bruders täuscht, hat aber bald zu viel Angst Nia wieder zu verlieren.

Mich hat das Buch sehr berührt, es sind auch mehrfach Tränen geflossen. Gerade an der Stelle, als Leo stirbt und Jonny sein Herz bekommt, wird es einem wieder einmal klar, wie nahe Leid und Freude doch manchmal liegen.

Trotz des schwierigen Themas gelingt es der Autorin jedoch auch die Normalität eines Teenagerlebens darzustellen. Obwohl beide ein ziemliches Päckchen zu tragen haben, machen sie sich Gedanken um Liebe und um ihr Aussehen bei einem Date. Hier wurde definitiv die richtige Mischung aus Tragik und Normalität gefunden.

Ich kann hier nur einen Leseempfehlung aussprechen für ein wirklich berührendes Buch zu einem schweren Thema.