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Veröffentlicht am 14.06.2017

Emotionale und ergreifende Mutter-Tochter-Geschichte

Du erinnerst mich an morgen
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"Du erinnerst mich an morgen" ist mein zweites Buch der Autorin Katie Marsh. Genauso wie ihr erster Roman fällt auch dieser wieder mit einer sehr bunten, hervorstechenden Cover-Gestaltung auf, was aber ...

"Du erinnerst mich an morgen" ist mein zweites Buch der Autorin Katie Marsh. Genauso wie ihr erster Roman fällt auch dieser wieder mit einer sehr bunten, hervorstechenden Cover-Gestaltung auf, was aber eigentlich nur Fassade ist. Denn sowohl "Die Liebe ist ein schlechter Verlierer", als auch "Du erinnerst mich an morgen" sind zwei Geschichten, die sehr viel emotionalen Ballast thematisieren und den Leser sehr berühren; in diesem Fall nicht nur durch eine beendete Liebesbeziehung, sondern vor allem durch eine gestörte und zerrüttete Mutter-Tochter-Beziehung.

Der Klappentext verrät schon einiges über die Geschichte an sich – nicht so viel, dass der Plot langweilig ist, aber genug, als dass man als Leser weiß, worauf man sich einlässt. Daher hatte ich schon mit einer bewegenden Handlung gerechnet, die mich schon relativ schnell am Anfang mitnehmen konnte. Vorneweg muss ich sagen, dass ich mich mit der Diagnose Alzheimer nicht besonders gut auskenne – wahrscheinlich genauso viel wie jeder andere auch, dessen Familien- und Freundekreis davon (bisher) nicht betroffen ist. Natürlich weiß ich, welche Krankheit es ist, wie sich Betroffene verhalten und dass sie nach dem jetzigen Stand der Medizin leider nicht heilbar ist. Klar war mir allerdings nicht, was es wirklich bedeutet, welche weiten Kreise so eine Umstellung zieht und wie sehr das nicht nur den Betroffenen selbst, sondern vor allem auch seine Angehörigen belastet.

Und damit meinte ich nicht nur das Offensichtliche, dass man als normal berufstätiger Mensch keine adäquate Betreuung für einen Alzheimer-Kranken ist und dass derjenige Sachen und Menschen vergisst. Sondern auch, dass man gemeinsame Erinnerungen nicht mehr zusammen teilen kann, dass man als Angehöriger beispielsweise mit der Schwester verwechselt wird, dass man rund um die Uhr zur Verfügung stehen muss, dass die Kranken oft verwirrt und panisch sind, sich gute und schlechte Tage ständig abwechseln, dass sie nicht mehr alleine auf die Straße gehen sollten, weil sie sich verlaufen und/oder sich verletzen können oder einfach nur ein leichtes Opfer für Kriminelle sind. Natürlich ist das alles nur ein winzig, winzig kleiner Teil von dem, was Betroffene sowie Familie und Freunde wirklich durchmachen und lässt sich von einem Außenstehenden auch nicht mal ansatzweise umfassend beurteilen.

Wie schlimm es wirklich ist, hat mir erst dieses Buch teilweise erzählen können. Mich hat das alles sehr nachdenklich zurückgelassen, hat mir gezeigt, wie leicht man Dinge einfach unterschätzt und wie oft man meint, sich vorstellen zu können, wie schlimm etwas sein muss, ohne auch nur den Hauch einer Ahnung davon zu haben. Ich denke, vor allem in diesem Punkt hat das Buch seinen Sinn und Zweck mehr als erfüllt. Nicht nur, dass Menschen sich mit dem Thema und dessen Auswirkungen befassen, vor allem Menschen, die eben keine Ahnung davon haben. Sondern es ist auch ein Buch für Menschen, die davon betroffen sind. Um ihnen und ihren Angehörige Mut zu machen, Wege und Möglichkeiten aufzuzeigen, ohne letztlich als die schlechte Tochter/der schlechte Sohn/der schlechte Ehemann/die schlechte Ehefrau/sonstiges dazustehen.

Die Charaktere haben es mir in diesem Buch nicht wirklich leicht gemacht – und das meine ich im positiven Sinne. Zoe, die Hautprotagonistin, habe ich zwar lange Zeit überhaupt nicht verstehen können, aber nach und nach ist sie mir sehr ans Herz gewachsen, weil zwischendrin immer wieder Erklärungen geliefert werden und manche Handlung dann eben doch verständlich ist. Ebenso mochte ich ihre Schwester Lilly, ihren Ex-Verlobter Jamie, ihre Mum Gina und ganz zum Schluss auch irgendwann ihren Dad Alistair. Ich habe mich mit allen irgendwie verbunden gefühlt, was mir die Situation und die Handlung des Buches nur noch näher gebracht hat, was mich noch mehr beührt und bewegt hat und weswegen ich jeden Schritt mit schmerzendem und weinendem Herzen begleitet habe. Ich habe mich für Gina gefreut, wenn sie kurzzeitig über der Krankheit stand und ihre wachen und hellen Momente hatte, aber auch für Zoe, die zwischendurch kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand und die zwischen allen Stühlen saß. Ein Buch ist eben auch nur dann ein gutes Buch, wenn man die Figuren verstehen kann, wenn man sie mag und ihr Schicksal mitleidet. Wenn man sich identifizieren kann, wenn man eben keinen Abstand von ihnen nimmt, sondern versteht und den Konsequenzen folgt.

Letztlich habe ich dann vor allem am Ende ein paar Tränen vergossen, weil ich gerade den Schluss einfach wunderschön umgesetzt fand. Ein paar Seiten vor dem Ende dachte ich noch, wie will man diese Geschichte noch in irgendeiner Art und Weise vernünftig und hoffnungsvoll beenden, wie bekommt die Autorin die Kurve, den Leser nicht bedrückt und ernüchtert zurückzulassen? Denn bei dieser Thematik war ein Happy End einfach absolut notwendig. Katie Marsh hat es dann auch wirklich geschafft, dass ich emotional reagiert habe und das Ende somit mehr als gelungen empfand. Denn ich konnte das Buch – widererwartend – mit einem guten Gefühl zuklappen.

Ebenso wie bei ihrem letzten Roman hat auch hier vor allem der Schreibstil der Autorin dazu beigetragen, dass ich das Buch mit einem positiven Eindruck beendet habe und im Gedächtnis behalte. Damit meine ich nicht nur, die Art, wie sie schreibt, so berührend und persönlich, sondern auch die Aufteilung der Geschichte – denn bei den Kapiteln wechseln sich die Gegenwart (meist aus Zoes Sicht) und die Vergangenheit (aus Ginas Sicht) ab. Toll fand ich das deshalb, weil ich nur mit den Gegenwartskapiteln sicher zu dem ein oder anderen Charakter überhaupt keine Beziehung hätte herstellen können.

Fazit
"Du erinnerst mich an morgen" ist ein sehr ergreifendes Buch mit einem sehr tragischen Thema. Sie schildert die Problematik dessen so persönlich und bewegend, dass ich mich informiert, berührt und unterhalten gleichzeitig gefühlt habe. Ich kann hierfür auf jeden Fall eine Leseempfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 24.11.2018

Toller, spannender Thriller mit einigen privaten Ermittlermomenten

Er will dein Herz (Ein Marina-Esposito-Thriller 7)
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"Er will dein Herz" ist mittlerweile der siebte Band der "Phil Brennan & Marina Esposito"-Reihe und mein fünftes Buch, das ich von dem Autoren-Duo lese. Tania Carver schreibt meiner Meinung nach immer ...

"Er will dein Herz" ist mittlerweile der siebte Band der "Phil Brennan & Marina Esposito"-Reihe und mein fünftes Buch, das ich von dem Autoren-Duo lese. Tania Carver schreibt meiner Meinung nach immer recht spannende und einnehmende Thriller, so dass ich nie widerstehen kann, wenn ein neuer Band erscheint. Auch die zwei anderen Bücher aus dieser Reihe liegen bereits auf meinem SuB und warten darauf, verschlungen zu werden. "Er will dein Herz" passt in diese Reihe ebenso gut rein, denn auch dieses Buch ist spannend und mitreißend geschrieben.

Wie bei den bereits erschienen Thrillern geht es bei "Er will dein Herz" sowohl um die Ermittlung in einem äußerst brisanten Fall, als auch um die private Beziehung zwischen Brennan und Esposito. Ich kann mich noch gut an die Entwicklungen aus dem letzten Band erinnern, weswegen es mich ausgesprochen interessiert hat, wie die beiden als Paar mit der drohenden Gefahr umgehen. Es bringt dem Leser an dieser Stelle natürlich Vorteile, wenn er den Vorgängerband gelesen hat und somit die Hintergründe rund um Fiona Welch kennt, aber es ist nicht unbedingt ein Muss. Ich denke, es wird auch so deutlich, dass Phil und Marina aufgrund eines alten Falls in privaten Schwierigkeiten stecken und damit nicht so gut umzugehen scheinen. Wer den vorherigen Band " Du sollst nicht leben" allerdings gelesen hat, wird feststellen, dass in der Zwischenzeit einiges passiert ist. Denn während die beiden am Ende vereinbart haben, alles gemeinsam durchzustehen, hat es in der Handlung vor diesem Band einen deutlichen Bruch zwischen den Hauptfiguren gegeben, der hier thematisiert wird.

Phil leidet meiner Meinung nach mehr darunter, verhält sich im Revier vollkommen atypisch und hat sich stellenweise kaum unter Kontrolle. Diese ganze Situation ist unglaublich schwer für ihn, was man als Leser absolut verstehen kann. Ich befand mich mehrfach in dem Zwiespalt, ihn trösten zu wollen oder ihm zu sagen, er soll sich endlich zusammenreißen. Er ist zwar nach wie vor ein guter Ermittler, gefährdet aber die Ermittlungsergebnisse und die Zusammenarbeit mit seinen Kollegen. Mir hat es wirklich furchtbar leid getan, ihm dabei zuzusehen, wie er sich Stück für Stück selbst zerstört, alles aufs Spiel setzt und riskiert, seinen Job zu verlieren.

Marina hat sich dagegen mehr unter Kontrolle und geht anders mit der Situation um. Zum einen muss sie sich natürlich weiterhin um ihre Tochter kümmern, aber zum anderen möchte sie sich auch vor Fiona zu schützen. Sie ist sehr gefasst und kontrolliert und trotzdem merkt man ihr an, dass sie die Situation belastet – spätestens als Phil und Marina das erste Mal aufeinandertreffen.

Dennoch steht nach wie vor der Fall im Vordergrund, auch wenn die privaten Probleme der Ermittler auf jeder Seite mitschwingen und die Gesamtsituation sehr komplex machen. Den Fall an sich fand ich ausgesprochen spannend, auch wenn er mir teilweise zu vorhersehbar war. Trotzdem sind die Umstände gut geschildert und kleinere Spannungsmomente gut inszeniert. Mir hat es zudem gefallen, dass Phil und Marina zusammenarbeiten müssen, obwohl sie sich privat aus dem Weg gehen. Für beide macht das den Umgang miteinander und die Ermittlung schwierig. Obwohl mich der Fall und die Ermittlung überzeugen konnten, hatte ich für das Ende einen größeren Knall erwartet und war über die Auflösung doch ein wenig ernüchtert. Dadurch, dass man ab einem gewissen Zeitpunkt eindeutig weiß, wer der Täter ist, hätte ich mir den ein oder anderen Überraschungseffekt am Ende auf jeden Fall gewünscht.

Wie immer hat mir der Schreibstil des Autoren-Duos besonders gut gefallen. Zum einen sind die Kapitel recht kurz gehalten, zum anderen springt die Handlung des Öfteren zwischen Personen und Orten hin und her. Diese temporeiche und dynamische Erzählung tut dem Fall und den Ermittlungen gut, auch wenn ich persönlich die Kapitel aus Sicht des Täters weggelassen hätte. Meiner Meinung nach ist das meist nur Füllmaterial, was ich in diesem Buch nicht gebraucht hätte.


Fazit
"Er will dein Herz" ist meiner Meinung nach ein spannender Thriller mit einem interessanten und außergewöhnlichen Fall. Die Mischung aus Ermittlung und privaten Problemen hat mir gut gefallen, denn mittlerweile habe ich Phil und Marina sehr liebgewonnen, weswegen ich mir natürlich gewünscht habe, dass sie ihre Eheprobleme in den Griff bekommen. Für mich persönlich ist dieses Buch wieder einmal ein guter Thriller, den ich empfehlen kann.

Veröffentlicht am 11.11.2018

Rikker & Graham

The Ivy Years - Solange wir schweigen
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Die ersten beiden Bände der "The Ivy Years"-Reihe ("Bevor wir fallen" und "Was wir verbergen") habe ich zum jeweiligen Erscheinungstermin geradezu verschlungen. Deswegen kam es dazu, dass ich den mir den ...

Die ersten beiden Bände der "The Ivy Years"-Reihe ("Bevor wir fallen" und "Was wir verbergen") habe ich zum jeweiligen Erscheinungstermin geradezu verschlungen. Deswegen kam es dazu, dass ich den mir den dritten Teil einfach so zugelegt habe, ohne vorher den Klappentext zu lesen – denn ich mochte die Harkness-College-Eishockey-Welt, die die Autorin geschaffen hat, von Anfang an ausgesprochen gerne. Demnach war ich auch sehr überrascht, als ich mitbekommen habe, dass in "Solange wir schweigen" ein homosexuelles Paar im Vordergrund steht. Ich habe damit gar keine Probleme, ich hatte es nur nicht erwartet. "Solange wir schweigen" wurde damit dann auch zu meiner ersten Gay Romance.

Auch bei diesem Buch stehen wieder das Harkness-College und die Eishockey-Mannschaft im Vordergrund. Nach wie vor gefällt mir diese Kulisse sehr gut, denn mit jedem Buch bekommt man einen besseren Einblick in die Teammitglieder, deren Studentenleben und den typischen Problemen, mit denen junge Erwachsene zu kämpfen haben – und in diesem Buch nun mal auch davon, womit homosexuelle Sportler sich beschäftigen müssen. Die Handlung dreht sich im Großen und Ganzen nämlich genau darum: Die Unterschiede zweier Männer, die sich zueinander hingezogen fühlen. Zwei Männer, von denen einer sich geoutet hat und jeden Tag damit umgehen muss, während der andere immer als hetero hingestellt wird und sich nicht traut, seine wahre Sexualität anzuerkennen (weder vor sich selbst und erst recht nicht vor anderen).

Damit werden zwei unterschiedliche Handlungsstränge geschaffen, die durch die beiden unterschiedlichen Perspektiven von Graham und Rikker verdeutlicht werden. John Rikker kämpft jeden Tag damit, Vorurteilen, Beschimpfungen und Seitenblicken aus dem Weg zu gehen oder sich ihnen selbstbewusst zu stellen, vor allem im Sport. Man merkt ihm an, dass er leidet und dass ihm das alles nicht besonders leicht fällt. Meiner Meinung nach hat die Autorin dies sehr einfühlsam dargestellt, ohne zu viel oder zu oft in die Klischee-Kiste zu greifen. Michael Graham möchte dagegen als hetero wahrgenommen werden, versinkt aber immer mehr in Selbsthass und in der Verleumdung seiner eigentlichen Sexualität. Von der Akzeptanz seiner Selbst ist Graham meilenweit entfernt.

Die Liebesgeschichte zwischen ihm und Rikker fand ich süß dargestellt. Sie hat mich persönlich nicht ganz so sehr mitreißen können wie die von Adam und Bridger, aber mich hat ihre Liebe in "Solange wir schweigen" überzeugen können. Die Geschichte und alle Gegebenheiten drumherum waren für mich sehr authentisch und einnehmend. Die Autorin hat meiner Meinung nach ein großartiges Fingerspitzengefühl bewiesen, an diese doch nicht einfache Thematik heranzugehen. Ich konnte beide Seiten gut verstehen, habe beide Charaktere sehr liebgewonnen und habe mich ausgesprochen gefreut, als Graham es geschafft hat, über seinen Schatten zu springen und sich selbst zu lieben.

Natürlich stechen in diesem Band – genau wie bei den vorherigen Teilen – nicht nur die Hauptfiguren hervor, die ich sehr liebgewonnen habe – sondern auch einige Nebencharaktere haben mir gut gefallen. Beispielsweise Grahams Freundin Bella ist ein absolutes Goldstück in der Geschichte. Auch die anderen "Guten" fand ich herzerwärmend, allen voran der Eishockey-Coach und Rikkers alte Freunde Ross und Skippy. Sie alle ergeben ein tolles Gesamtbild in einer wundervollen Liebesgeschichte und runden diese meiner Meinung nach fast perfekt ab.

Fazit
"Solange wir schweigen" ist der dritte Band der "The Ivy Years"-Reihe und hat mich ebenso überzeugen können, wie die beiden vorherigen Bände. Zwar wird der erste Teil weiterhin mein Reihen-Highlight bleiben, aber auch "Solange wir schweigen" ist ein schönes, süßes und unterhaltsames Buch, das den anderen Reihenteilen in nichts nachsteht. Wer mit Gay Romance allerdings überhaupt nichts anfangen kann, der sollte sicherlich die Finger von dem Buch lassen.

Veröffentlicht am 27.10.2018

Süße Liebesgeschichte.

When it's Real – Wahre Liebe überwindet alles
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Kennengelernt habe ich das Autorinnen-Duo bereits bei dem ersten Band der "Paper"-Reihe, der mich ehrlich gesagt nicht so vom Hocker gerissen hat, wie viele andere Leser. Er war okay, aber übermäßig begeistern ...

Kennengelernt habe ich das Autorinnen-Duo bereits bei dem ersten Band der "Paper"-Reihe, der mich ehrlich gesagt nicht so vom Hocker gerissen hat, wie viele andere Leser. Er war okay, aber übermäßig begeistern konnte mich die Geschichte bisher nicht. "When it's real – Wahre Liebe überwindet alles" schien dagegen ein bisschen anders aufgebaut zu sein, was mich dazu bewogen hat, Erin Watt eine zweite Chance zu geben – schließlich kann man bei Liebesromanen nicht so viel verkehrt machen. Auch wenn ich kein Fan von der "Paper"-Reihe bin, haben mich die Autorinnen mit "When it's real" auf jeden Fall von sich überzeugen können.

Die Geschichte ist meiner Meinung nach sehr süß und spannend aufgebaut. Mir war schon im Vorhinein bewusst, dass Erin Watt mit ihrem Buch das Rad nicht neu erfindet, aber mir hat gut gefallen, was sie aus ihrer Grundidee gemacht haben. Als Fan von Büchern über Musik und Rockstars hatten sie es zugegebenermaßen bei mir auch leicht. Positiv aufgefallen ist mir, wie der rote Fade (die Liebesgeschichte) mit dem schwierigen Musikbusiness kombiniert wurde – wie dies auch Menschen verändern kann, mit welchen alltäglichen Hürden sie kämpfen müssen und dass nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, nur weil man berühmt ist, Geld hat und die Musikwelt einen vergöttert.

Die Liebesgeschichte ist in jedem Fall ausgesprochen überzeugend und einnehmend geschrieben. Sie kommt zwar ohne Klischees nicht aus, aber alles in allem habe ich Vaughn und Oakley ihre Liebe und ihre Gefühle abgenommen und mir für sie ein Happy End gewünscht. Ich war überrascht, dass der Fokus eher auf der Schwierigkeit liegt, eine Beziehung zu führen, wenn man ein Promi ist, sowie auf der langsamen Annäherung zwischen Vaughn und Oakley, statt auf großen, überspitzen Dramen, die man mittlerweile in jedem "Young Adult"-Roman liest. Zudem ist es auch nicht so, dass Vaughn und Oakley irgendwann sagen, lass uns unsere Fake-Beziehung beenden und jetzt richtig zusammen sein. Es entsteht eine leichte, zarte und ehrliche Bindung zwischen den beiden, die mit jedem Date, jedem Zusammensein und jeder Unterhaltung wächst. Das war für mich als Leser sehr schön zu lesen und mitzuverfolgen.

Ich muss sagen, dass die Protagonisten es mir in der Geschichte aber auch leicht gemacht haben. Vaughn hat in ihrer Vergangenheit sehr gelitten und oft zurückstecken müssen. Ihr Schicksal hat sie wachsen lassen, weswegen sie in vielerlei Hinsicht viel reifer agiert, als andere in ihrem Alter. Ich habe es sehr bewundert, wie sie sich für ihre Familie aufopfert und ihre eigenen Träume zurückstellt, aber ich bin auch froh, dass Oakley ihr einen neuen Weg und eine glücklichere Zukunft zeigt. Denn Vaughn hat das meiner Meinung nach definitiv verdient. Aufgrund der Normalität, die sie für den Leser und auch für Oakley ausstrahlt, fiel es mir leicht, mich mit ihr zu identifizieren und ihre Sorgen, aber auch ihre Hoffnungen, zu verstehen. Teilweise wirkte sie mir zu oberflächlich ausgearbeitet, aber aufgrund ihrer lieben und einfühlsamen Art konnte ich meistens darüber hinwegsehen.

Oakley ist da in jeden Fall das genaue Gegenteil. Auch ihm hat das Leben nicht immer gut mitgespielt – wie man im Verlauf der Handlung erfährt –, weswegen er sich hin und wieder Aussetzer erlaubt, die wohl jeder junge Rockstar schon mal erlebt und auch ausgelebt hat. Seine Art ist am Anfang des Buches genauso wie man es erwartet: verzogen, frech und arrogant. Aber in ihm steckt viel mehr, was nicht nur der Leser nach und nach erkennt, sondern auch Vaughn. Er hat eine weiche, einsame und verletzliche Seite, die er in der Öffentlichkeit und allgemein vor keinem Dritten gerne zeigt. Vaughn ist in vielen Szenen als bodenständige Person genau die Richtige, um ihm den Kopf zu waschen, ihn zu trösten oder einfach nur um für ihn da zu sein.

Abgerundet wird das Buch meiner Meinung nach gut durch das Gesamtpaket. Mir gefällt das Cover unglaublich gut, gerade wenn man auch die Neuerscheinung "One Small Thing" daneben sieht. Besonders ansprechend fand ich aber die verschiedenen Beiträge aus Social-Media-Kanälen und Klatschmagazinen/-blogs, die man meist am Anfang eines Kapitels findet. Die sind zugegebenermaßen nicht außerordentlich interessant oder besonders, aber es macht deutlich, wie leicht gerade in der heutigen Zeit Promis Alltag eines jeden werden. Oakley und Vaughn taten mir stellenweise unglaublich leid, wie sie bei den Fans ins Kreuzfeuer geraten und sie auch keine Möglichkeiten haben, dem zu entkommen.

Fazit
"When it's real – Wahre Liebe überwindet alles" hat mir wesentlich besser gefallen, als der erste Band der "Paper"-Reihe. Die Gefühle und die Protagonisten wirken hier echt und authentisch. Die Liebesgeschichte an sich ist süß geschrieben und ich habe Vaughn und Oakley ihr Happy End mehr als gegönnt. Das Buch hat zwar leichte Schwächen, aber alles in allem ist "When it's real" ein gelungenes Werk der Autorinnen.

Veröffentlicht am 22.09.2018

Aufwühlend und bewegend.

Du wolltest es doch
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Aufgrund der aktuellen Stimmen wusste ich in etwa, was mit "Du wolltest es doch" auf mich zukommt. Ein schreckliches (bezogen auf das Thema, nicht auf das Buch an sich), aber gleichzeitig bewegendes Werk, ...

Aufgrund der aktuellen Stimmen wusste ich in etwa, was mit "Du wolltest es doch" auf mich zukommt. Ein schreckliches (bezogen auf das Thema, nicht auf das Buch an sich), aber gleichzeitig bewegendes Werk, das den Leser lange nach dem Beenden der Geschichte noch festhält und im Gedächtnis hängen bleibt. Solche Bücher liebe ich und deswegen habe ich mich sehr darauf gefreut, mein erstes Buch von Louise O'Neill zu lesen. Die Freude ist mir allerdings schnell vergangen – nicht, weil das Buch nicht gut war, sondern weil es jedem Mädchen und jeder Frau vor Augen führt, in welche Abgründe man geraten kann. Denn dies kann ganz schön erschreckend und zerstörerisch sein, was "Du wolltest es doch" meiner Meinung nach gut und eingehend erzählt.

Es gibt einiges, was mir an dieser Geschichte gefallen hat, doch trotzdem kam ich mit dem Stil des Buches nicht zurecht. Ich bin zwar durch die Geschichte geflogen und wurde davon regelrecht mitgerissen, aber der besondere Stil in "Du wolltest es doch" hat mich persönlich nicht angesprochen. Beispielsweise wurden oftmals die Gedanken der Protagonistin in Klammern gesetzt, was meinen Lesefluss gestört hat. Ich hätte es lieber gesehen, wenn man dies mit kursiver Schrift gelöst hätte, so wie das in vielen anderen Büchern auch der Fall ist. Zudem gibt es ein paar Begriffe, die im Zusammenhang mit den Geschehnissen in dieser Nacht stehen und immer wieder genannt werden; bestimmt 20 Mal im gesamten Buch, was mich zunehmend genervt hat. Ich empfand das als gewöhnungsbedürftig und ich bin mir bis heute nicht sicher, ob dies einfach der Stil der Autorin ist oder der des Buches.

Ansonsten hat mir "Du wolltest es doch" gut gefallen, weil es eine starke, einnehmende Geschichte erzählt, die wohl keinen kalt lässt. Alleine die Vorstellung, das gleiche zu erleben wie die Protagonistin Emma, dass all das solche Auswirkungen auf mein Leben, meine Familie, meine Freunde und meine Stadt hat, hat mir eine nicht enden wollende Gänsehaut beschert. Meiner Meinung nach hat die Autorin die Geschichte, deren Handlung und die Konsequenzen authentisch dargestellt, ohne bei der Tat an sich ins Detail zu gehen oder diese prominent in den Vordergrund zu stellen. Natürlich muss es nicht bei jedem genauso laufen, aber es kann. Und welche Auswirkungen dies haben kann, beschreibt Louise O'Neill sehr eingängig, aber auch beklemmend, erschreckend und stellenweise kaum aushaltbar.

Die Figur Emma steht dabei im Vordergrund und muss all das erleben, was dieser Roman in seiner Gesamtheit zu bieten hat. Schwierig war das für mich vor allen Dingen deshalb, weil ich am Anfang des Buches überhaupt nichts mit ihr anfangen konnte. Ich mochte ihre Art nicht, ihr Auftreten und ihr Verhalten ihren Freunden gegenüber empfand ich oft als respektlos und arrogant. Sie betont immer wieder ihre Schönheit und wie sehr die Jungs alle auf sie stehen, die behandelt ihre Freundinnen schlecht und hat auf mich eher den Eindruck einer verwöhnten Zicke gemacht und nicht wie eine liebende, einfühlsame Freundin, Schwester und Tochter. Das hat zwar bei weitem nicht dazu geführt, dass ich ihr gegönnt hätte, was da passiert ist, ich dachte, dass sie das alles verdient hat oder dass es ihre Schuld war, aber es hat mich ihr vorherigen Verhalten noch mehr in Frage stellen lassen. Trotz allem ist es einfach grausam, was ihr angetan wird und dass sie sich am Schluss dazu gezwungen sieht, so zu handeln, wie es das Ende des Buches erzählt.

Ich habe gelesen, dass die Botschaft des Buches in vielen Rezensionen infrage gestellt wird. Ich kann dieses Hinterfragen nicht nachvollziehen und sehe die Moral der Geschichte auch nicht darin, dass man aufgeben sollte. Denn Emma hat bis zum Schluss gekämpft, für sich und für ihre Familie. Sie hat all das ausgehalten. Den Tratsch, die Medien, den Rückhalt der Stadt mit den Vergewaltigern. Emma wollte einfach wieder ein normales Leben, sich in den Alltag integrieren und hoffen, dass die Stadt, die Medien, die Menschen vergessen. Ich kann diesen Wunsch absolut nachvollziehen, denn nachdem, wie sich ihre Eltern verhalten haben und ihr Bruder von jetzt auf gleich einfach verschwunden ist, hatte Emma niemanden mehr. Natürlich ist die Botschaft eines Buches auch immer Interpretationssache. Deswegen lautet für mich die Moral des Buches nicht "Emma hat aufgegeben", sondern "Ohne Rückhalt, ohne Menschen in deinem Leben, die dich unterstützen und jeden Weg mit dir gehen, bist du nichts." Ich bin nämlich der Meinung, dass Emma mit einer stärkeren Familie und einem stärkeren Rückhalt diesen Schritt niemals getan hätte.

Fazit
"Du wolltest es doch" ist ein sehr aufwühlendes Buch, das definitiv nichts für schwache Nerven ist, mich aber sehr berühren konnte. Mir hat gefallen, dass die Autorin die Tat an sich gar nicht in den Vordergrund rückt, sondern deren Bewältigung und die Konsequenzen, sowie die offensichtliche Kritik an den Medien und sozialen Netzwerken. Louise O'Neill hat es in jedem Fall geschafft, bei mir mehrere innere Konflikte auszulösen und mich intensiv mit dem Thema und dem Buch zu beschäftigen. Bis auf kleine Schönheitsfehler ist "Du wolltest es doch" ein gutes Buch, das ich empfehlen kann, das aber definitiv kein Unterhaltungswerk für zwischendurch ist.