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Veröffentlicht am 08.01.2017

Ein verrücktes, skurriles und unterhaltsames Abenteuer

Apocalypse Now Now. Schatten über Cape Town
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Eigentlich läuft für den 16-jährigen Baxter gerade alles rund. Sein kleines Pornobusiness an der Highschool boomt, die Eltern lassen ihn in Frieden, und er ist über beide Ohren in die zauberhafte Kleptomanin ...

Eigentlich läuft für den 16-jährigen Baxter gerade alles rund. Sein kleines Pornobusiness an der Highschool boomt, die Eltern lassen ihn in Frieden, und er ist über beide Ohren in die zauberhafte Kleptomanin Esmé verliebt. Doch als diese von einem wahnsinnigen Serienmörder entführt wird, laufen die Dinge aus dem Ruder. Zusammen mit dem Kopfgeldjäger Jackie Ronin macht Baxter sich auf die Suche nach ihr und entdeckt hinter dem gewöhnlichen Alltag von Kapstadt eine Schattenwelt der Ungeheuer (Zombie-Spinnen, Riesenkrähen, Zwergensöldner u.a.) und Magie.

Dieser Roman unterliegt dem Urban-Fantasy Genre. Vorweg muss ich euch darüber informieren, dass ich mit diesem verrückten und zugleich skurrilen Buch absolutes Neuland betreten habe.
Ein Vergleich zu anderen Büchern aus diesem Genre fällt mir daher nicht leicht und ich kann ebenso nicht eindeutig sagen, ob der Autor sich bei der Gestaltung der Ungeheuer etc. bei bereits vorhandenen Bildern anderer Autoren bedient hat. Für mich persönlich erschien alles in Charlie Humans erschaffenen Unterwelt neu, fremd und eigenartig, sowie super kreativ.

Kommen wir aber erst einmal zum Aufbau von „Apocalypse Now Now – Schatten über Cape Town“, welcher sich sehr vielschichtig und gerade zu Anfang ein wenig unübersichtlich gestaltet.
Zum einen gibt es natürlich die zentrale Handlung um Baxter Zevcenko, der nicht selten zur Selbstüberhöhung neigt und definitiv nicht auf den Mund gefallen ist. Er ist schlau, verrückt, gemein, brutal und zynisch. Unsympathisch könnte man meinen, aber irgendwie schafft es der Autor, dass man ihn trotzdem mag und es genießt gemeinsam ironisches Gedankenkarussell zu fahren.
Eingeleitet wird die Haupthandlung durch eine jeweilige passende Kapitelüberschrift, die bereits alleinstehenden Unterhaltungswert besitzt, wie u.a. folgende Exemplare: „Von der unerträglichen Zumutung, ein Herz zu haben“ oder „Einmal Hirnshake, bitte“. Bereits diese Überschriften geben einen Einblick auf die zu erwartende Sprache.

Manchmal gibt es zu Beginn dieser Kapitel einen kurzen Text, der kursiv gekennzeichnet ist. Am Anfang fragt man sich als Leser natürlich, in welche Gedankenwelt und in welche Erfahrungen wir hier abtauchen dürfen und hier sei gesagt, dass sich dieser Erzählstrang am Ende entschlüsseln wird und sicherlich auch eine Überraschung bereithält.

Des Weiteren gibt es zwischen den einzelnen Kapiteln kleine Texte. Diese sind u.a. Zeitungsartikel oder Auszüge aus einer Patientenakte, die ebenfalls später gewitzt in die Handlung eingebunden werden, so dass diese am Ende (jedenfalls teilweise) einen Sinn ergeben. Man kann sie als Hintergrundinformationen ansehen.
Und auch wenn mir einige dieser Texte noch jetzt ein Rätsel sind, so kann man sagen, dass darin sehr viel Kreativität und Einfallsreichtum Seitens des Autors steckt, der sich hier zu einhundert Prozent ausgetobt hat!

Vielschichtig oder auch das Adjektiv „vollgestopft“ trifft es ganz gut, wenn man diesen Roman in nur einem Wort zusammenfassen möchte. Der Inhalt, als auch der Schreibstil selbst sind so komplex, verrückt und voller Fantasie, dass ich am Ende erstmal meinen Drehwurm auskurieren musste.
Den Schreibstil fand ich absolut genial. Die Umschreibungen, Metaphern und ironischen Bemerkungen des Protagonisten sind zum niederknien und super unterhaltsam. Man hat das Gefühl (gerade zu Beginn) in jedem neuen Satz etwas neues zu entdecken, wenn es auch noch so nebensächlich erscheint. Dadurch entsteht aber auch der Eindruck einer überladenen Handlung, die die absolute Aufmerksamkeit seines Lesers einfordert.

Der Schreibstil gestattet einem einen gewissen Leseflow, der unterhaltsam ist. Gleichzeitig haben mich aber auch die vielen Namen, Abkürzungen von Personen und Gruppen in Baxters Umfeld leicht überfordert.
Ebenfalls sei hier auch gesagt, dass es hier keinen blumigen Inhalt gibt. Es geht teilweise brutal, dreckig und eklig zu. Hierbei unterstützt der Autor die Fantasie des Lesers, in dem er die Kulisse in der sich die Handlung abspielt sehr gut beschreibt. Diese Beschreibungen ufern jedoch nicht aus, sondern sind aufregend und spannend zu verfolgen.
So gibt es Sangoma, Elementargeister, Sprites und andere merkwürdige Kreaturen, denen man ich realen Leben lieber nicht begegnen möchte.

Auf die Handlung möchte ich kaum bis gar nicht eingehen, um hier nicht zu viel Vorweg zu nehmen. Ich finde der Klappentext ist hier durchaus gelungen und sagt genug über die Handlung des Buches aus.
Man erfährt zu Beginn von den Strukturen, in denen sich Baxter in der Highschool wiederfindet und wie er sein eigenes Netz gesponnen und sich mit dem Handel von Pornos einen Namen gemacht hat. Charlie Human gibt dem Leser damit genug Zeit in den Roman einzusteigen.
Die eigentliche (aufregende) Handlung setzt mit dem Verschwinden von Esmé ein. Baxter begibt sich auf die Suche nach ihr und der einzige, der ihm dabei helfen kann ist der paranormale Kopfgeldjäger Ronin. Plötzlich verändert sich alles…
Baxter, Kyle (sein bester Freund), Esmé, Ronin und viele andere Charaktere sind alle irgendwie verrückt, düster und alles andere als soziale Menschen, doch man findet sie dennoch irgendwie sympathisch.

Ich habe mich dazu entschieden diesem Urban-Fantasy Roman vier Papierblumen zu geben. Mir viel die Bewertung nicht ganz leicht, da ich hier keinen Vergleich ziehen kann. Ich fand den Roman aber gelungen, verrückt und super unterhaltsam.
Gerade Leser, die mit dem Genre vertraut sind werden sicherlich an „Apocalypse Now Now“ gefallen finden. Aber auch Neueinsteiger erwartet hier ein unterhaltsames Debüt, welches zwar vielschichtig und manchmal überladen wirkt, so dass es leicht verwirrend ist, aber man merkt dennoch, dass der Autor die Handlung bis ins kleinste Detail durchdacht hat und die begeistert bis zur letzten Seite. Klare Leseempfehlung für diesen verrückten Roman!

Nebeninformation:

„Apocalypse Now Now – Schatten über Cape Town“ kann als Einzelband gelesen werden. Die Handlung ist abgeschlossen.
Am 24 Mai 2017 erscheint jedoch „Kill Baxter. Showdown in Cape Town“ und ist der zweite Teil im Baxter-Universum.

Veröffentlicht am 30.10.2016

Der Wunsch nach grenzenloser Freiheit

Begin Again
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„Das war es. Wegen diesem Gefühl war ich hier. Einzig für diesen einen Augenblick, diesen Moment, in dem ich die Welt vergessen konnte und nichts - absolut nichts - als Freiheit verspürte.“ (S. 234)

Ein ...

„Das war es. Wegen diesem Gefühl war ich hier. Einzig für diesen einen Augenblick, diesen Moment, in dem ich die Welt vergessen konnte und nichts - absolut nichts - als Freiheit verspürte.“ (S. 234)

Ein neuer Name, eine neue Frisur und eine neue Stadt. Hundert Meilen von ihrer Vergangenheit entfernt will die junge Studentin Allie Harper noch einmal ganz von vorne beginnen. Alles, was ihr für den Neuanfang noch fehlt, ist ein WG-Zimmer. Als sie auf den unverschämt attraktiven Kaden White trifft, ist ihr klar: Dieser Kerl mit seiner mürrischen Art ist so ziemlich der Letzte, mit dem sie sich eine Wohnung teilen will.
Doch als alle Stricke reißen, bleibt Allie keine andere Wahl. Kaden, der eigentlich auf keinen Fall eine weibliche Mitbewohnerin haben wollte, stellt sofort Regeln fürs Zusammenleben auf: keine Gefühlsduselei und schon gar keinen Körperkontakt! Zunächst kein Problem, doch mit der Zeit kommen sich die beiden näher…

Sollte einem dieser New Adult – Roman in die Hände fallen, wenn man dieses Genre sowieso gerne liest, dann darf man sich nach den ersten gelesenen Seiten nicht wundern, wenn man sich plötzlich inmitten der Handlung wiederfindet. Nur ein kurzer Blick auf die erste Seite und man fühlt sich gleich wie zu Hause und versinkt in dem Roman.
Daraus ist wohl ersichtlich, dass mir der Schreibstil von Mona Kasten sehr gut gefallen hat. Er macht es seinem Leser sehr leicht, sich beim lesen sofort wohl zu fühlen.

Erzählt wird „begin again“ durch eine personale Ich – Erzählerin. Mit Allie konnte ich mich leicht identifizieren, schließlich teilt sie mit mir die Vorliebe für Duftkerzen und Lichterketten. Sie ist bereit für einen Neuanfang und will endlich die schlechten Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit hinter sich lassen. Dabei will sie einfach nur sie selbst sein und sehnt sich nach ihrer persönlichen Freiheit. Diese hat ihr zuvor ihre Mutter verwehrt.
Blöd nur, dass bereits zu Beginn ihres neuen Lebens ein größeres Hindernis auf sie wartet. Die Wohnungssuche gestalten sich schwieriger als gedacht und dann landet sie auch noch bei Kaden. Dieser macht nicht unbedingt Luftsprünge, als Allie sich als seine neue Mitbewohnerin vorstellt, aber das Geld kann er gut gebrauchen. Er knüpft ihren Einzug daher an gewisse Regeln…?

Die beiden scheinen ziemlich unterschiedlich zu sein, doch sowohl Kaden, als auch Allie sind verschlossen, was ihre Vergangenheit betrifft. Während Allie nicht gut auf ihre Mutter zu sprechen ist und panisch zusammenfährt, sobald diese sich telefonisch bei ihrer Tochter meldet, erhält Kaden keinerlei Unterstützung von seinem Vater und mit seinem Bruder gibt es ebenfalls Differenzen.
Diese Geheimnisse sorgen im Handlungsverlauf für eine gewisse Spannung, insbesondere als man erahnt, dass diese dunklen Stellen ebenso Auswirkungen auf die beiden haben könnten.

Während Allie einem sofort sympathisch ist, erscheint Kaden unnahbar, doch schnell wird klar: hinter der harten Schale verbirgt sich ein weicher Kern. Da ist es wohl wenig verwunderlich, dass man ihm als Leser schnell verfällt. Insbesondere bei seinen mürrischen und sarkastischen Kommentaren habe ich nicht nur einmal laut auflachen müssen. Ebenso brilliert Allie mit ihren kleineren Ausbrüchen, wo sie genau das nach außen trägt, was ihr gerade durch den Kopf geht.

Man erhält schnell einen Zugang zu den Charakteren, fühlt sich mit ihnen verbunden und verwächst mit der Handlung. Diese fand ich vom Ablauf gelungen und nachvollziehbar. Mir hat die natürliche Art gefallen, die „begin again“ für mich sehr realistisch und greifbar gemacht hat.
Zwar gibt es auch den ein oder anderen vorhersehbaren Moment, was ich persönlich aber – durch die daraus entstehenden Situationen – gerne in Kauf genommen habe.

Zwischen Allie und Kaden entstehen ehrliche, gereizte, humorvolle, als auch süße Lesemomente die mit Spannung und einem Knistern aufgeladen sind und mich die Geschichte einfach nur genießen haben lassen.

Man kann sich beim lesen fallen lassen und wird dabei vom echten Leben abgelenkt. Und ebenso, wie Allie mit dem Blick von einem Berg herunter plötzlich das Gefühl von Freiheit verspürt, hat mich dieser Roman daran erinnert, dass es mir beim lesen fast ebenso ergeht. Zumindest vergisst man die Welt um sich herum.

Dieser Roman lebt von seinen humorvollen, sarkastischen, als auch von seinen natürlichen Momenten. Vielleicht erzählt Mona Kasten mit „begin again“ nicht unbedingt eine neue Geschichte, aber sie konnte mich mit der Umsetzung voll und ganz überzeugen.
Sie erfüllt die typischen New Adult – Regeln, was den Aufbau der Handlung anbelangt, sorgt aber gleichzeitig auch für eine in sich stimmige Geschichte, die keine Langeweile aufkommen lässt und erreicht seinen Leser auf der Gefühlsebene.

Ich gebe diesem Roman daher gerne vier Papierblumen und empfehle dieses Buch insbesondere allen New Adult – Lesern, die gerne mal in eine liebevoll gestaltete Liebesgeschichte abtauchen möchten und freue mich selbst bereits auf den zweiten Teil („trust again“ ab 13.01.2017) der „Again-Reihe“.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Gefühl
Veröffentlicht am 15.09.2016

Welches Ereignis hat dein Leben geprägt?

Der Sommer, der uns trennte
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Middies Freund Nate wird vermisst. Man geht vom schlimmsten aus und Middies Gedanken wirbeln erbarmungslos durch ihren Kopf. Das darf nicht sein. Denn wenn es stimmt, bricht ihre Welt zusammen. Ihre Zukunft. ...

Middies Freund Nate wird vermisst. Man geht vom schlimmsten aus und Middies Gedanken wirbeln erbarmungslos durch ihren Kopf. Das darf nicht sein. Denn wenn es stimmt, bricht ihre Welt zusammen. Ihre Zukunft. Gemeinsam aufs College gehen, verloben, heiraten, all das würde es nie geben. Niemand scheint Middie in ihrem Schmerz zu verstehen. Bis auf Lee - Nates besten Freund, mit dem sie sich nie gut verstanden hat. Aber er ist der Einzige, an den sie sich anlehnen kann. Und plötzlich erwächst aus der gemeinsamen Sorge, etwas Neues…

Welches Ereignis hat dein Leben geprägt? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, wenn man gerade am Anfang seines Lebens steht und seine gesamte Zukunft noch vor sich hat. Doch die Antwort auf diese Frage ist Middies Schlüssel zu ihrer gemeinsamen Zukunft mit ihrem Freund Nate.
Weniger als ein Jahr bleiben ihr noch, um ihre Antwort in einem Aufsatz festzuhalten, den das Lewis & Clark College als Bewerbung fordert. Doch um diese Frage überhaupt beantworten zu können, muss sie zuerst herausfinden, wer sie überhaupt ist und was sie erreichen will.

Ihr Freund Nate ist da ganz anders und hat klare Pläne, in denen Middie einen festen Platz hat. Doch bis zum gemeinsamen Besuch am College bleibt noch ein ganzes Jahr. Nate hat sich dazu entschlossen diese Zeit im Ausland zu verbringen und eine Organisation in Honduras zu unterstützen. Er ist sehr reif für sein Alter und möchte etwas in der Welt bewirken. Zudem ist er sozial und umweltbewusst eingestellt und will später Medizin studieren. Nate ist der perfekte Schwiegersohn, den sich wohl jede Mutter für ihre Tochter wünscht.

"Zwischen Nate und mir war es nicht langweilig oder vorhersehbar; es war solide. Vertraut." (S. 37)

Doch kurz nach seiner Abreise wird Nate vermisst. Für Middie, die sich nun in ihrem letzten Schuljahr an der Highschool befindet, bricht eine Welt zusammen. Nates Pläne, waren auch ihre Pläne. Nun muss sie nicht nur mit dem Verlust ihres Freundes umgehen, sondern soll sich auch Gedanken um ihre Zukunft machen, die eigentlich bereits feststand. Und mit jedem neuen Tag wird ihr klar, dass Nates Träume nicht ihre sind.

An ihrer Seite hat sie dabei Lee. Er ist der beste Freund von Nate, aber ein ganz anderer Charakter. Er ist spontan, vorlaut und wild. Lee kommt aus zerrütteten Familienverhältnissen und besitzt eine „No Risk No Fun“ - Einstellung. Ihm ist es egal, wenn er anderen auf die Füße tritt, weil er es nicht darauf anlegt von anderen Menschen in seinem Umfeld gemocht zu werden. Nur die Freundschaft zu Nate ist ihm wichtig und auch er vermisst seinen besten Freund.

"Ich rufe dich an, wenn du mich brauchst." (S. 97)

Lee und Middie lernen sich besser kennen und unternehmen viel gemeinsam. Middie lernt dabei aber nicht nur den besten Freund ihres vermissten Freundes kennen, sondern auch sich selbst.

Der Schreibstil hat mich gut in die Geschichte hineinfinden lassen und mir dementsprechend auch ganz gut gefallen. An manchen Passagen wirkte er mir allerdings zu gewollt und kleinere Stellen wirken vielleicht auf den ein oder anderen Leser leicht verkitscht.

„Schneeflocken fielen wie Tränen, küssten das Glas.“ (S. 301)

Die Geschichte selbst ist sicherlich nicht neu und besitzt auch keine wahnsinnige Tiefe, so das sie einen sprachlos werden lässt. Dennoch wird man ein Teil von ihr und verfolgt die Handlung sehr gerne, weil sie keineswegs langweilig ist, sondern einen mit sich zieht. Man stellt sich hierbei einige Fragen bezüglich der Charaktere und deren Entwicklung, als auch zur Entwicklung der Handlung selbst. Welche Entscheidung trifft Middie für ihre Zukunft und was ist mit Nate?

Leider bekommt man nicht auf jede Frage eine Antwort (auf die eben genannten jedoch schon) und auch die Charakterentwicklung von Middie hat bei mir noch einiges offen gelassen. Ich habe mich am Ende sogar gefragt, ob sie überhaupt eine Entwicklung durchlebt hat. Ihr Verhalten kann man wohl am meisten diskutieren. Ich konnte mich besonders am Ende kaum noch mit ihr identifizieren und ihr Verhalten erschien mir manchmal zu egoistisch und halbherzig.
Auch die Handlung selbst hat mich leider nicht immer zu überzeugen gewusst. Manchmal erschien sie mir zu konstruiert und inszeniert, dabei möchte die Autorin hier eine Geschichte erzählen, wie Du und Ich sie morgen erleben könnten.

Dennoch mochte ich diesen Roman, der mich durchaus auch zu überraschen wusste und mich gerade in den Momenten zwischen Lee und Middie verzaubern konnte. Ich mochte die Dialoge zwischen den beiden und die daraus entstandene Atmosphäre.
Meiner Meinung nach ist „Der Sommer, der uns trennte“ daher ein gelungener Coming-of-Age-Roman, der zwar nicht unbedingt eine neue Geschichte erzählt, dafür aber bis zum Schluss undurchschaubar bleibt und seinen Leser gut unterhält.

Von mir bekommt dieser Jugendroman daher 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Absolut mein Typ!

Eigentlich bist du gar nicht mein Typ
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Besitzt du eine Bucket-List?
Entweder zu denkst jetzt: ‚Ja, klar! Das Leben ist viel zu kurz, um es nicht durchzuplanen!‘
Für dich ist es eine traurige Vorstellung, nicht all das gesehen oder getan zu ...

Besitzt du eine Bucket-List?
Entweder zu denkst jetzt: ‚Ja, klar! Das Leben ist viel zu kurz, um es nicht durchzuplanen!‘
Für dich ist es eine traurige Vorstellung, nicht all das gesehen oder getan zu haben, was du dir einst vorgenommen hast… Man hat nie barfuß im Regen getanzt oder ist mit einem Kamel durch eine Wüste geritten, wie man es sich immer schon erträumt hat.
Oder aber du denkst gerade: ‚Was ist denn eine „Bucket-List“? Ist das eine Liste mit Backrezepten?‘ Nein, keineswegs! Bei der Bucket-List handelt es sich um eine To-Do-Liste, mit all den Dingen, die man einmal in seinem Leben getan haben möchte, bevor ein bestimmter Zeitpunkt (zum Beispiel sein 40. Geburtstag) erreicht wird.

Abi hat keine solche Liste, aber sie findet eine. Diese gehört keinem geringeren, als ihrem Ex-Freund, der sie erst vor wenigen Wochen verlassen hat. Eingeleitet mit den Worten: „Wir müssen Reden.“ und der darauf folgenden Begründung:

„Ich glaube nicht, dass wir die gleichen Dinge vom Leben wollen.“ (S. 23)

Abi hingegen ist sich sicher, in Joseph ihren Traummann gefunden zu haben, mit dem sie den Sonnenuntergang in Portsmouth beobachten und alt werden will.

Sie ist am Boden zerstört und daher erscheint es ihr wie ein Geschenk vom Himmel, dass er ihr wenige Tage später eine Kiste mit ihren Sachen vor die Tür stellt. Klar, eigentlich bedeutet das: Jetzt ist es endgültig aus! Für Abi jedoch ist diese Kiste eine Schatztruhe, mit einem Stück Papier, auf dem genau steht, wie sie ihren Traummann zurückerobern kann. Arbeitet sie diese Punkte auf der Liste ab, wird Joseph erkennen, dass sie die perfekte Frau für ihn ist und alles wird gut. Das hört sich im ersten Moment doch gar nicht so schwer an, doch ein genauer Blick zeigt, dass man dummerweise ein sportbegeisterter Adrenalin Junkie sein muss, um dabei zumindest ein bisschen Spaß zu haben.
Surfen, mit dem Fahrrad an einem Tag um eine Insel radeln, Berge erklimmen und den höchsten Turm der Stadt besteigen? Alleine bei dem Gedanken spürt Abi, wie ihre Knie weich werden.

Abi ist eine sehr sympathische Protagonistin, mit der ich mich gut identifizieren konnte. Das hat es mir leicht gemacht, in den Roman hineinzufinden. Sie ist amüsant, bezeichnet sich selbst als unsportlich und investiert sehr viel Zeit für ihren Traumberuf, als Grafikdesignerin. Damit ist bereits ersichtlich, dass sie ein sehr kreativer Mensch ist, doch gleichzeitig denkt sie auch viel über mögliche Konsequenzen nach und fördert damit ihre Ängstlichkeit. Für den Leser ist das manchmal anstrengend mitzuverfolgen.

Einige Punkte auf Josephs Liste, sind natürlich nicht leicht zu erfüllen, aber mal ehrlich… Einmal gelernt ist es doch nicht so schwer mit einem Fahrrad zu fahren? Aus Abis Sicht, fühlt man sich jedoch auf dem Rad beinahe so, als würde man mit Skiern eine Schanze hinuntersausen. Beim lesen hat mich ihre Furcht in solchen Momenten leicht genervt und war für mich auch nicht unbedingt nachvollziehbar.
Aber (und das ist sehr positiv), Abi gibt trotz ihrer Angst nicht auf, sondern verfolgt ihr Ziel mit festem Blick. Dieser Wille konnte mich gleichzeitig auch wieder begeistern und hat mir die Protagonistin sympathisch werden lassen.
Deshalb hat es mir auch sehr viel Lesevergnügen bereitet, Abi bei ihren Aufgaben zu begleiten und ebenso ihre Entwicklung mitzuverfolgen. Und diese Veränderung ist von der Autorin realistisch aufgebaut, so dass man selbst auch noch etwas dabei lernen kann. Und ein Roman, der so etwas auslösen kann, der ist durchaus lesenswert!

Mit jeder Herausforderung, wächst Abi ein klein wenig über sich hinaus und mit jeder Herausforderung, wäre man selbst gerne an Abis Stelle. Wenn man aus diesen Erlebnissen so viel lernen kann, dann kann die Aufgabe nicht groß genug sein. Abi wird mutig, verlässt ihre Komfortzone und überwindet ihre Unsicherheit. Sie traut sich und gewinnt dadurch an Stärke und Charakter.
Was sie am Ende des Romans erkennt, mag vielleicht vorhersehbar sein, doch es bereitet dem Leser einfach super viel Spaß, Abi bis dorthin zu begleiten.

Aber nicht nur die Protagonistin ist mir ans Herz gewachsen. Es sind auch die Nebencharaktere, die den Roman so erfrischend erscheinen lassen. Mal abgesehen von Joseph, war mir insbesondere ihre beste Freundin Sian, sowie Ben und Giles, ein Arbeitskollege aus ihrem Büro sehr sympathisch.
Abi lernt sie im Verlauf der Handlung immer besser kennen, schließt überhaupt neue Freundschaften und entdeckt, dass die Welt viel mehr Personen für sie bereithält, als nur ihren „Traummann“ Joseph.

Die Handlung in „Eigentlich bist du gar nicht mein Typ“ besteht jedoch nicht nur aus der Erfüllung der Bucket-List, sondern ist dabei auch ziemlich spannend gestaltet! Hierauf möchte ich jedoch nur sehr wenig vorwegnehmen, aber so viel sei gesagt: Abi werden auch Steine in den Weg gelegt und sie hat so manche Hürde zu überwinden. Doch wer steckt dahinter? Verbunden ist das Ganze mit einem mulmigen Gefühl und einer inneren Wut, die sich beim lesen in einem aufbaut, weil man mit Abi mitfühlt und ihr gerne helfen möchte.

Erfrischend, romantisch, herzerwärmend und noch dazu spannend! Was will man mehr? Für mich ist dieser Roman die perfekte Sommerlektüre, mit einer leichten Geschichte, die dennoch ganz klar zu überzeugen weiß. Die Umsetzung ist meiner Meinung nach absolut gelungen.

Und zum Schluss enthält das Buch eine gelungene Message. Wir lernen, dass uns To-Do-Listen dabei helfen können neuen Schwung in unser Leben zu bringen und uns damit aus Löchern heraushelfen können, in die wir vielleicht fallen, wenn eine Beziehung in die Brüche geht. Wir sollten nicht immer die Fehler bei uns suchen, wenn es um das Thema ‚gescheiterte Beziehung‘ geht. Es liegt nicht nur an einem selbst, sondern zu einer Beziehung gehören schließlich immer zwei Menschen. Und wenn es nicht funktioniert hat, dann haben die beiden Puzzlestücke einfach nicht zusammengepasst.
Letztlich sollte man seinen eigenen Träumen folgen und genau das ist der Schlüssel zum Glück.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein ganz besonderer Buchclub

Die Bücherfreundinnen
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Alice, Miriam, Connie, Abigail und Sophie sind die besten Freundinnen und haben auf unterschiedlichen Wegen zusammengefunden. Sie plaudern, lachen, lesen und diskutieren gemeinsam in ihrem monatlich stattfindenden ...

Alice, Miriam, Connie, Abigail und Sophie sind die besten Freundinnen und haben auf unterschiedlichen Wegen zusammengefunden. Sie plaudern, lachen, lesen und diskutieren gemeinsam in ihrem monatlich stattfindenden Buchclub.
Doch eine fehlt – Lydia. Vor drei Jahren starb sie an Krebs. Ihr letzter Wunsch an die Freundinnen: Ihr Mann (Jon) sollte in den Club aufgenommen werden. Seitdem ist auch Jon bei jedem Treffen dabei.
Die Freundschaft hat allen dabei geholfen, mit dem schweren Verlust fertigwerden. Nur Alice ist nicht glücklich. Eine Dating – Katastrophe jagt die nächste. Kein Mann scheint richtig zu sein für die Innenarchitektin.
Ihre Freundinnen sind fest entschlossen, Alice zu ihrem Glück zu zwingen, denn sie ahnen, dass es näher liegt, als Alice sich eingestehen will.

Bei „Die Bücherfreundinnen“ handelt es sich um einen leichten und erfrischenden sommerlichen Roman, der mich durch seine natürliche und ungekünstelte Art überzeugt hat. Ich hatte durchgehend Freude beim Lesen und es gab keinen Moment, wo bei mir Langeweile aufkam.

Der Roman wird aus der Perspektive von Alice erzählt. Sie ist eine wirklich sehr sympathische Protagonistin, die immer sie selbst ist und sich nicht verstellt. Entweder man akzeptiert sie, so wie sie ist oder man lässt es halt bleiben. Sie vertritt klar ihre Meinung und ist dabei ehrlich.
Diese Ehrlichkeit wissen ihre Freundinnen durchaus zu schätzen. Daher suchen sie auch immer wieder ihren Rat auf.
Nur bei ihren eigenen Gefühlen steht sie auf dem Schlauch und beweist bei Beziehungen kein glückliches Händchen. Den daraus resultierenden Enttäuschungen versucht sie mit Humor zu entgegnen. Sie lässt sich nicht unterkriegen, doch seien wir ehrlich: Wird einem das Herz gebrochen, dann tut das verdammt nochmal weh!

Ich, als Leserin mochte Alice von Anbeginn des Buches. Genauso wie auch die anderen Charaktere, die für viel Abwechslung im Handlungsverlauf sorgen und der Geschichte realistische Lebendigkeit verleihen. Man wird selbst zu Alice, teilt die Sorgen der anderen und erfreut sich an den Gesprächen im Buchclub.

Zugegeben, auf den ersten Seiten bin ich mit den Namen noch ziemlich durcheinander gekommen und wusste noch nicht durch welche Charakterzüge sich Alice, Miriam, Connie, Sophie oder Abigail voneinander unterscheiden. Doch nach und nach lernt man sie sowohl kennen, als auch lieben.
Das Taschenbuch verfügt aber auch über einen Klappentext, wo sich eine kurze Auflistung zu Person, Alter und den entsprechenden Lebensumstände finden lässt. Diese hat mir sinnvollerweise dabei geholfen einen ersten Überblick zu gewinnen.

Der Aufbau des Romans selbst ist ebenfalls gelungen. Die Kapitel sind kurz und obwohl ich zu einem Tag Lesepause „gezwungen“ war, habe ich sofort wieder in die Geschichte hineingefunden.

Die Freundinnen treffen sich einmal im Monat zu einer gemütlichen Runde, wo sie das entsprechende Buch besprechen, auf das sie sich im Vorfeld geeinigt haben. Dabei kommen natürlich auch immer wieder private Sorgen, Ängste, Krisen und das Liebesleben zur Sprache.
Ausgiebige Gespräche, die Literaturkritik enthalten sind hier jedoch nicht zu finden. Dies würde aber auch nur zu einer überflüssigen Langatmigkeit im Handlungsverlauf führen. Stattdessen kommt man auf den Geschmack einen eigenen Buchclub zu gründen!?

Ein Gründungsmitglied des Buchclubs war Lydia. Sie ist jedoch vor drei Jahren verstorben. Zu Anfang des Romans schieben sich kurze Kapitel aus der Zeit ein, als Lydia noch lebte. Diese Kapitel sind durch kursive Schrift gekennzeichnet und vermitteln dem Leser die Lücke, die durch ihren Tod entstanden ist.
Es gibt damit nicht nur humorvolle und witzige Lesemomente, sondern auch traurige und nachdenkliche Augenblicke. Dialoge, die einen das Gesagte nochmals rekapitulieren lassen.

„Die Bücherfreundinnen“ erzählt vom Leben. Es besteht aus Höhen und Tiefen. Nicht selten erleidet man Rückschläge und es ist nicht immer leicht, sich danach wieder aufzuraffen. Alice und ihre Freund helfen und unterstützen sich und sprechen sich Mut zu. Geben sich einen Schubs in die richtige Richtung und weisen einander (leise) darauf hin, wenn jemand dabei ist einen Fehler zu begehen. Nichts wird hier überspitzt, sondern stattdessen wirkt der gesamte Roman echt. Ungekünstelt.

Die Freundschaft ist am Ende eines der wichtigsten Puzzleteile zum Glück.

Auch wenn der Leser schnell vermutet, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt, klebt man dennoch gespannt an den Seiten und fiebert mit der Protagonistin mit. Durch die Leichtigkeit in der Erzählweise eignet sich dieses Buch ideal für zwischendurch.

Mir hat „Die Bücherfreundinnen“ gezeigt, dass ein guter Roman nicht immer ein großes Feuerwerk haben muss, sondern einfach nur ein charmanter Schreibstil und eine Geschichte, die einfach in sich stimmig ist.