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Veröffentlicht am 30.10.2018

Fesselnde Geschichte

Sophies Tagebuch
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Die Lehrerin Erika zur Linde wird mitten im Unterricht von der Haushälterin ihres Vaters angerufen. Scheinbar geht es dem älteren Herren nicht gut. Doch als Erika im Haus ihres Vaters ankommt, muss sie ...

Die Lehrerin Erika zur Linde wird mitten im Unterricht von der Haushälterin ihres Vaters angerufen. Scheinbar geht es dem älteren Herren nicht gut. Doch als Erika im Haus ihres Vaters ankommt, muss sie zu ihrem Entsetzen feststellen, dass ihr Vater sich das Leben genommen hat. Vier Tage zuvor erreichte ihn ein Brief aus Amerika, der sehr mysteriös klang. Hängt der Selbstmord mit diesem Brief zusammen? Als Erika beim Durchstöbern des Nachlasses das Tagebuch ihrer Mutter findet, beginnt sie in diesem nach der Vergangenheit zu suchen. Dabei stösst sie auf eine Geschichte, die sie niemals vermutet hätte. Ihre Mutter lernte kurz nach ihrer Hochzeit mit Ulrich zur Linde vor dem zweiten Weltkrieg Dr. Auerbach kennen, einen Juden. Diesen soll sie in ihrem Haus versteckt haben. Doch was hat das alles mit dem Brief aus Amerika und ihrem Vater zu tun?
Meine Meinung
Bücher, die in der Zeit des zweiten Weltkrieges oder um diese Zeit herum spielen, finde ich immer sehr spannend und so war ich schnell neugierig auf die Geschichte hinter Sophies Tagebuch. Da dieses Buch sogar auf zwei Zeitebenen spielt, darf der Leser hier auch, zumindest ansatzweise, auch mehr über die Zeit des Berliner Mauerfalls erfahren. Zwei wichtige Ereignisse der deutschen Geschichte in einem Band werden hier also einfliessen.
Der Einstieg ist gleich sehr spannend, so dass man sehr schnell in die Geschichte hineinfindet. Der Schreibstil liest sich flüssig und die Sprache ist direkt und schnörkellos. Man hat hier den Eindruck, dass die Worte sehr sorgfältig gewählt wurden und nicht eines davon zuviel ist und trotzdem ist die Atmosphäre sehr dicht, als wäre man direkt bei den Ereignissen dabei.
Dieses Gefühl erhält man zum einen auch dadurch, dass man die Vergangenheit durch das Sophie zur Lindes Tagebuch erhält. Dieses bietet auch dem Leser einmal eine ganz andere Sicht auf die Ereignisse, denn Sophie ist naiv, jung und scheint gar nicht wirklich zu verstehen, was da wirklich um sie herum geschieht. Aber auch der Part in der Gegenwart, der in Berlin im Jahre 1989 spielt, ist sehr lebendig. Erika zur Linde ist auf den Spuren der Vergangenheit und genau wie der Leser hat auch Erika keine Ahnung, was in der Vergangenheit passiert ist und auch der mysteriöse Brief aus Amerika und der Fremde dahinter, macht neugierig. Nur nach und nach ergeben all die kleinen Puzzleteile ein Gesamtbild und immer wieder gab es Momente, die mich überrascht haben. Das Buch aus der Hand zu legen fiel hier gar nicht so leicht.
Aus unterschiedlichen Perspektiven führt ein dritter Person Erzähler durch die Ereignisse. Während das Tagebuch in der Ich-Form gehalten wird und Sophies Perspektive und Erlebnisse schildert, erfahren wir in der Gegenwart hauptsächlich aus Erikas Perspektive, was sich ereignet, aber auch Paul Singer, der fremde Briefschreiber bekommt seinen Part.
Die Charaktere der Geschichte lernt man so nach und nach kennen und die beiden wichtisten Figuren sind Sophie und ihre Tochter Erika. Sophie lernt man, da sie zur Zeit der Haupthandlung bereits verstorben ist, nur anhand ihres Tagebuches kennen. Doch das wirkt völlig frei und unverfälscht, so dass man sich einen sehr guten Eindruck von ihr machen kann. Allerdings war sie mir nicht immer sympathisch, sie ist durch und durch naiv und scheint sich in keinster Weise bewusst, was der Krieg, aber auch die Verfolgung der jüdischen Mitbürger um sie herum wirklich bedeutet. Manches Mal bracht sie mich zum Kopf schütteln, aber so nach und nach wird auch Sophie erwachsen. Erika zur Linde ist Französischlehrerin, dicke Brillengläser, langweiliger Kleidungsstil und auch sonst wirkt sie durch und durch unscheinbar. Doch während des Lesens des Tagebuches ihrer Mutter verändert sie sich immer mehr und scheint, auch aufgrund ihrer Nachforschungen, über sich hinauszuwachsen. Während um sie herum in Berlin sich alles immer mehr in Richtung Mauerfall bewegt, scheint sie dieses nur am Rande zu erleben, denn sie ist völlig in den vergangenen Ereignissen und mit der Suche nach der Wahrheit beschäftigt. Neben diesen beiden Frauen gibt es natürlich noch einige weitere Personen, die sehr interessant sind, wie z. B. Frau Spielrein oder Ulrich zur Linde, Dr. Auerbach oder Axmann. Jeder einzelne ist authentisch und auch wenn man einen Teil von ihnen nur anhand der Beschreibungen kennenlernt, kann man sie sich sehr gut vorstellen.
Mein Fazit
Diese Geschichte ist wirklich sehr interessant und spannend und ich bin hier tief versunken in der Vergangenheit. Ich habe gerade bei dieser Rezension wieder einmal das Gefühl, noch lange nicht auf alle Punkte eingegangen zu sein und doch möchte ich einfach nicht zu viel verraten. Wer Familienromane auf verschiedenen Zeitebenen und dazu noch interessante historische Ereignisse der deutschen Geschichte mag, wird hier auf jeden Fall auf seine Kosten kommen. Lediglich Sophie ging mir mit ihrer Art ein wenig auf die Nerven, doch sie verkörptert perfekt, wie es sein konnte, dass so viele behauptet haben, dass sie nicht ahnten, was um sie herum geschah. Sehr lesenswert!

Veröffentlicht am 18.10.2018

Überzeugender Reihenauftakt

Renegades - Gefährlicher Freund
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Bereits 10 Jahre ist es her, dass die damals erst sechsjährige Nova mit ansehen musste, wie ihre Familie von einem Mafiamitglied getötet wurde und das obwohl die Superhelden, die Renegades, versprochen ...

Bereits 10 Jahre ist es her, dass die damals erst sechsjährige Nova mit ansehen musste, wie ihre Familie von einem Mafiamitglied getötet wurde und das obwohl die Superhelden, die Renegades, versprochen hatten, auf die Familie aufzupassen. Ihr Onkel, Ace Anarcho, ein Anarchist, nahm sie damals bei sich auf und zog sie gemeinsam mit anderen Anarchisten groß. Heute wird die Stadt Gatlon von den Renegades, den Superhelden, überwacht und auch fast schon regiert, doch Nova gehört zur Gegenseite, denn als sie Hilfe brauchte, war kein Renegade in Sicht. Doch gemeinsam mit den anderen Anarchisten entwickelt Nova einen Plan und schleicht sich als Wunderkind bei den Renegades ein. Hier trifft sie auf Adrian, dem Sohn des Anführers Captain Chrom und seinem Partner und langsam kommen Nova Zweifel an ihrem Vorhaben.
Meine Meinung
Auch wenn das Cover nicht unbedingt meinen Geschmack trifft, machte es mich doch zumindest neugierig genug, den Klappentext in Augenschein zu nehmen und dieser versprach eine spannende Geschichte rund um Superhelden. Letzen Endes passt das Cover durchaus sehr gut zu dem Inhalt der Geschichte.
Der Einstieg fiel relativ leicht, denn der Prolog war schon gleich spannend und auch ein wenig schockierend, somit wurde man neugierig genug auf den weiteren Verlauf der Handlung, der zunächst einen großen Zeitsprung macht. Den Einstieg erleichterte auch das Personenverzeichnis zu Beginn ungemein, denn hier erfährt man die Namen, die Zugehörigkeit und die Eigenschaften der wichtigsten Charaktere, denn es sind durchaus schon einige Personen, die man hier kennenlernt.
Aber auch Marissa Meyers Schreibstil macht es dem Leser sehr leicht, sich in der Geschichte zurecht zu finden und regelrecht nach Gatlon City ziehen zu lassen. Sie schreibt insoweit bildlich, dass man sich gut vorstellen kann, was gerade passiert, ohne dabei ausschweifend zu werden und sich in Details zu verlieren. Die eigene Fantasie des Lesers wird mit angeregt und es macht Spaß und ist abwechslungsreich. Die 640 Seiten waren ganz schnell gelesen, denn das Buch wird zu einem wahren Pageturner. Sprachlich ist Marissa Meyer jung und modern, so dass die Geschichte auch perfekt für jüngere Leser geeignet ist.
Wie bereits erwähnt, ist schon der Prolog sehr spannend und auch wenn es danach einen Zeitsprung von zehn Jahren gibt, bleibt alles klar und verständlich. Die Handlung ist sehr abwechslungsreich, es gibt spannende Momente mit viel Action und Kampf, es gibt ruhigere Momente, in denen man mehr über die Protagonisten, aber auch über den ein oder anderen Nebencharakter erfährt und ganz nebenbei gibt es auch die ersten Anzeichen, dass sich hier eine Liebesgeschichte anbahnt. Es wird hier zu keiner Zeit langweilig und man möchte permanent wissen, wie es weitergeht oder was denn damals passiert ist. Hin und wieder bekommt man eine Auflösung, aber Marissa Meyer behält sich vor, noch genügend Fragen offen zu lassen, so dass man durchaus dem nächsten Band entgegen fiebert. Allein mit dem Ende hat sie mich absolut verblüfft, denn das habe
Gut gelungen finde ich, dass Marissa Meyer dem Leser wechselnde Perspektiven zeigt. Zum einen erfahren wir vieles durch Adrian über die Renegades und deren vorgehensweise, doch durch Nova erleben wir, wie die Anarchisten leben und wie diese wirklich sind. Auf keiner der beiden Seiten ist alles gut oder böse, schwaz oder weiß, nein, es gibt viele Facetten und da auf beiden Seiten auch viele Charaktere stehen, auch völlig unterschiedliche Persönlichkeiten. Dieser Rundumblick gibt dem Leser genügend Gelegenheit, sich selbst ein Bild nicht nur von den Personen sondern auch von den Handlungen dieser zu machen. Wiedergegeben wird das Ganze von einem personellen Erzähler in der dritten Person.
Protagonisten der Geschichte sind Nova, Anarchistin und Adrian, Renegade, sozusagen zwei Seiten der Medaille. Nova mochte ich gleich von Beginn an, was auch damit zusammenhängt, dass man gleich zu Beginn ihre Vergangenheit live miterlebt und davon berührt wird. Sie wächst bei den Anarchisten auf und verachtet die Renegades, schon aus dem Grund, weil sie ihr, als sie Hilfe brauchte, nicht kamen, trotz eines vorher gegebenen Versprechens. Doch schnell merkt auch Nova, dass nciht alles nur der Schein ist und beginnt über ihre eigenen Ziele nachzudenken. Ihre Entwicklung hat mir gefallen und war logisch. Adrian kam mir ein wenig wie der niedliche, etwas verhätschelte Sohn des Chefs vor, auch wenn er durchaus sehr nett ist, war er mir einfach noch zu brav. Doch auch Adrian hat schon früh seine Mutter verloren und ist auf der Suche nach ihrem Mörder. Ich kann mir gut vorstellen, dass noch einiges in ihm steckt, was wir schon ansatzweise sehen durften, denn auf alle Fälle ist er loyal, mutig und einfallsreich.
Aber auch die Nebencharaktere können sich sehen lassen, denn auch diese sind gut ausgearbeitet und werden dem Leser intensiv vorgestellt, bleiben aber trotzdem Nebencharaktere. Marissa Meyer bringt es genau auf den Punkt, das wichtigste der einzelnen Persönlichkeiten hervorzuheben. Ganz besonders interessant fand ich den zehnjährigen Max, der ebenso wie Adrian, als Adoptivsohn des Captains und dessen Partner aufwächst. Max ist etwas ganz besonderes und ich denke auch, dass er hier ebenfalls noch für weitere Überraschungen sorgen wird.
Mein Fazit
Spannend, abwechslungsreich, toll geschrieben und facettenreiche Superhelden. EIn Buch, das mir sehr gute Unterhaltung brachte und trotz seines Umfangs schnell durchgelesen war, weil ich permanent wissen wollte, wie es weitergeht. Man kann selber mit Vermutungen aufstellen, aber auch mitfiebern und die gesamte Mischung lassen diese Geschichte eine sehr gelungene Superheldenstory werden. Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 07.10.2018

Absolute Überraschung

I love you heißt noch lange nicht Ich liebe dich
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Lilly kommt aus gutem Hause und wird seit mehreren Jahren an renommierten Schauspielschulen unterrichtet, in denen sie als großes Talent gilt. Doch Lilly hat es gar nicht so leicht, denn ihr Vater ist ...

Lilly kommt aus gutem Hause und wird seit mehreren Jahren an renommierten Schauspielschulen unterrichtet, in denen sie als großes Talent gilt. Doch Lilly hat es gar nicht so leicht, denn ihr Vater ist Konsul und so heißt es für die Familie immer wieder umziehen. Dabei wurde beim letzten Umzug ihr Herz gebrochen, als sich von ihrer ersten großen Liebe Erik trennen musste. Jetzt wurde Lilly ausgewählt, für einen amerikanischen Blogbuster der Heldin ihre Stimme zu verleihen. Während der Synchronisation des Filmes lernt sie Ben kennen, der die männliche Hauptrolle spricht. Dieser ist nur wenig älter als Lilly, doch er kommt aus einer zerrütteten Familie und lebt allein in einer kleinen heruntergekommenen Wohnung. Aber auch Ben hat Sorgen und das nicht zu knapp und das verbirgt er hinter einen großen Portion Sarkasmus. Während der Aufnahmen versuchen Ben und Lilly sich mehr oder weniger aus dem Weg zu gehen, doch bei gemeinsam eingesprochenen Liebesszenen ist dies gar nicht so einfach.
Meine Meinung
Das auf den ersten Blick schlichte Cover verfehlt seine Wirkung nicht, denn es spricht trotzdem gleich an und macht neugierig und wenn man den Inhalt der Geschichte kennt, passt dieses Cover einfach großartig.
Auch die Geschichte rund um Lilly und Ben ist gleich von Beginn an fesselnd, denn man spürt schon auf den ersten Seiten, dass hinter Lilly eine ganze Menge mehr steckt, als das reiche Mädchen. Die beiden Autorinnen, die sich hinter dem Pseudonym Cleo Luchtenberg haben einen sehr flüssigen und gut zu lesenden Schreibstil, der auch für die Zielgruppe spannend zu lesen ist. Gerade ihre besondere Art, in der sie ihren beiden Protagonisten ihre Stimmen verleihen, lassen dieses Buch authentisch wirken. Mich konnte diese Geschichte auf jeden Fall mehr als positiv überraschen, denn erwartet hatte ich eine leichte Jugendliebesgeschichte mit Filmklischees und erhalten habe ich eine tiefgehende Geschichte, die nachdenken lässt.
Neben den beiden wechselnden Perspektiven zwischen Lilly und Ben erleben wir hier in diesem Buch auch noch etwas besonderes, nämlich den Blick hinter die Kulissen eines Films. Wir dürfen gemeinsam mit Lilly ein wenig des Drehbuches lesen und erleben neben der Hauptgeschichte auch noch ein wenig vom Blockbuster des Filmes. Das ganze hat auch etwas besonderes, denn man spürt, wie gerade Lilly auf der Suche nach sich selbst, immer mehr in ihrer Rolle der Payton aufgeht.
In Ich-Form erzählen die beiden Hauptcharaktere ihre Geschichte, zuerst geben sie einen Eindruck über ihr Leben, aber so nach und nach lassen sie den Leser auch ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben. Das lässt die Nähe zu den Charakteren wachsen und man konnte sich durchaus in beide Perspektiven hineinversetzen.
Die Charaktere sind es auch, die für mich dieser Geschichte ihren ganz besonderen Reiz ausmachten. Sie lassen eine Teenieliebesgeschichte zu etwas besonderem werden, in dem sie einfach sie selbst bleiben.
Lilly kommt aus reichem Hause, ihr Vater ist Konsul und das zwingt sie immer wieder dazu, mit ihrer Familie umzuziehen. Freundschaften aufzubauen und vor allem bestehen zu lassen, fällt ihr sehr schwer. Von Beginn an hat sie eine Zerbrechlichkeit und EInsamkeit an sich, bei der man sie gerne beschützen würde. Das spiegelt sich auch in Bens Gedanken, als er Lilly das erste Mal begegnet. Aber so nach und nach bekommt Lilly mehr selbstvertrauen und zeigt, wer hinter ihrer Fassade steckt.
Ben ist da ähnlich, zwar tritt er ganz anders auf als Lilly, doch auch er hat eine Hintergrundgeschichte. Seine Mutter leidet unter Depressionen und war immer wieder in Anstalten, den Kontakt zu ihr hat er abgebrochen. Sein Vater lebt mit neuer Frau und kleinem Bruder in einer kleinen Wohnung und ausser Phrasen hat er nur wenig für seinen Sohn zu geben. Das lässt Ben auf den ersten Blick nur so vor Sarkasmus strotzen und doch steckt auch hinter ihm viel mehr. Gemeinsam mit Lilly entdeckt auch er sich selber und die Entwicklung zwischen den beiden und jeder für sich, las sich absolut authentisch und überzeugend.
Mein Fazit
Ein wirklich tolles Jugendbuch, das mich völlig überraschen konnte, mit seiner tiefsinnigen und gefühlvollen Geschichte. Toll erzählt und auch jung und modern, so dass es hier auch absolut ansprechend auf die Zielgruppe wirken dürfte, fliegen die Seiten dieses Romans nur so dahin beim Lesen. Vor allem aber die beiden Protagonisten der Geschichte haben es mir angetan, denn sie waren einfach zwei wunderbare, authentische Charaktere. Lesetipp für Jugendliche und alle die, die gerne Jugendbücher lesen.

Veröffentlicht am 29.08.2018

Macht schlaflos

Das Morpheus-Gen
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Der junge Rechtsanwalt David Berger aus New York hat es geschafft, denn er arbeitet in einer der renommierten Kanzleien. Doch er macht hier viele Überstunden bis hin zu Nachtschichten und seine Freundin ...

Der junge Rechtsanwalt David Berger aus New York hat es geschafft, denn er arbeitet in einer der renommierten Kanzleien. Doch er macht hier viele Überstunden bis hin zu Nachtschichten und seine Freundin Sarah wird dies alles zu viel und verlässt ihn. David stürzt sich immer mehr in seine Arbeit und erhält von seinem besten Freund Alex eine neue Pille, die es auf dem Markt noch nicht gibt: Stay tuned, diese verspricht konzentriertes Wachsein und das über längere Zeit. Doch der eh schon unter Schlafstörungen leidende David kann plötzlich gar nicht mehr schlafen. Er will sich an Alex wenden, um mehr über die Firma herauszufinden, die die Pillen hergestellt hat. Aber dann erhält er die Nachricht, dass in seiner Wohnung die Leiche einer jungen Frau aufgefunden wurde. Sarah und auch Alex kommt unter mysteriösen Umständen ums Leben. David gerät in Verdacht und muss fliehen. Dabei bekommt er von Nina, die er in einem Labor kennenlernte, unerwartet Hilfe.
Meine Meinung
Das Cover sticht mit seinem Eulenauge auf jeden Fall heraus und macht auf den ersten Blick neugierig auf den Inhalt. Auch der Klappentext lädt dazu ein, einen genaueren Blick auf Tibor Rodes neuen Thriller zu werfen.
Der Einstieg fiel mir sehr leicht, denn der Prolog macht neugierig und verspricht hier einen clevere und spannende Geschichte. Der Schreibstil des Autors ist sehr fließend und geradlinig. Er verliert sich hier nicht in endlosen Ausschweifungen oder ellenlangen, wissenschaftlichen Erklärungen. Trotzdem kann er hier ganz geschickt Wissenschaft und auch ein wenig Fantasy miteinander verknüpfen und das so geschickt, dass man es sich auch so vorstellen könnte. Dabei erzählt er aber auch so locker, dass es auch immer mal wieder Momente gibt, die mich schmunzeln ließen.
Durch die kurzen Kapitel, die zusätzlich noch diverse Perspektivenwechsel beinhalten, treibt Rode den Leser immer rascher durch die Handlung. Ein Ereignis jagd das nächste und was noch recht langsam beginnt, nimmt immer mehr Tempo auf und je mehr sich die Situation für David zuspitzt, desto rasanter wird es. Verfolgungsjagden, Morde, Ermittlungen, aber auch ein wenig Mythos/Fantastik werden hier mit eingebaut, bzw. wird ein Mythos, der die Menschen schon lange begleitet, durch eine wirklich grandiose Idee des Autors erklärt. Ebenso werden historische Persönlichkeiten in kurzen Rückblenden eingebracht, welches mir einen Aha-Effekt einbrachte, natürlich mit einem Schmunzeln verbunden.
Durch den Blickwinkel des personellen Erzählers mit geringer auktorialer Funktion werden wir durch den Thriller geführt. Dieser lässt uns hautnah miterleben, was so alles im Leben des jungen Rechtsanwalts David geschieht. Doch dabei werden die Blickwinkel immer wieder gewechselt, so dass man deutlich mehr erfährt als der Protagonist David.
Die Charaktere des Thrillers werden soweit klar gezeichnet, dass sie für die Handlung vorstellbar werden. Man hätte dem ein oder anderen Charakter vielleicht noch ein wenig mehr Tiefe einhauchen können, wobei es meiner Meinung nach für einen solchen Thriller genau so passend erschien. David, der junge Anwalt und Protagonist des Thrillers, war mir soweit sympathisch, dass ich mit ihm mitfiebern konnte. Andere Figuren wirkten mysteriös, wie z. B. Nina, der ermittelnde Detective wie ein typischer Vertreter seines Berufes. Alles passte hier durchweg zusammen und gaben ein gelungenes Gesamtbild ab.
Mein Fazit
Tatsächlich war das Morpheus Gen mein erster Thriller des Autors Tobor Rode, wird aber definitiv nicht der letzte gewesen sein, denn der Autor erzählt fesselnd und mit klaren Bildern. Es war schon fast so, als würde ich einen Actionfilm verfolgen, denn es gibt hier von allem etwas, was einen spannenden Thriller ausmacht. Eine fiktive Geschichte wird, sogar mit historischen Personen, so clever aufgebaut, dass man Rode schon beinahe glauben könnte. Toll und rasant erzählter Thriller, den ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 01.06.2018

Weiß zu berühren

Summ, wenn du das Lied nicht kennst
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Südafrika im Jahre 1976, die neunjährige Robin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Johannesburg. Hier bekommt sie nur wenig mit von den Rebellionen und Aufständen gegen die Rassentrennung. Bis es eines ...

Südafrika im Jahre 1976, die neunjährige Robin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Johannesburg. Hier bekommt sie nur wenig mit von den Rebellionen und Aufständen gegen die Rassentrennung. Bis es eines Nachts zu einem schrecklichen Vorfall kommt. Ihre Eltern wollten zu einer Party, doch von dieser kommen sie nie mehr zurück. Plötzlich ist das Mädchen allein und hat nur noch ihre Tante Edith, bei der sie nun leben soll. Doch Edith liebt ihr freies Leben und ihren Beruf als Stewardess und kann sich kaum vorstellen, sich nun um ein kleines Mädchen kümmern zu müssen. Nicht weit von Robin entfernt lebt Beauty Mbali, eine verwitwete Lehrerin, die sich nun alleine um ihre Kinder kümmert. Beautys älteste Tochter Nomsa war bei den Studentenaufständen von Sowetho dabei und ist nun spurlos verschwunden. Beauty macht sich auf die Suche nach ihrer Tochter.
Meine Meinung

Wie auch die anderen Bücher aus dem Wunderraum Verlag ist auch dieses wieder ein optisches Highlight. Aber auch der Inhalt des Buches konnte mich sehr schnell fesseln, denn der Einstieg gelang mir hier sehr gut. Bianca Marais erzählt ihre Geschichte mit sehr berührenden Worten, der Schreibstil ist fesselnd und bildhaft, so dass ich hier die Begebenheiten der Zeiten der Apartheid sehr klar vor Augen hatte. Gerade mit solchen Momenten, als beschrieben wird, wie Beauty ihre Tochter zwischen all den verletzten Schülern suchte, brachte mich zum Schlucken und bereitete mir Gänsehaut. Denn auch wenn es sich bei Robin und Beauty um fiktive Charaktere handelte, waren die beschriebenen Ereignisse leider real.
Ich muss hier zugeben, dass ich zwar weiß, was damals in Südafrika passierte und das es auch lange Jahre dort schwere Kämpfe um die Gleichberechtigung gab, doch wirklich etwas über die Zeit habe ich bisher noch nicht gelesen. Dementsprechend stark konnte mich die Autorin auch mit ihrer Geschichte berühren.
Die Autorin nimmt sich zu Beginn sehr viel Zeit, ihre beiden Protagonistinnen und ihr Leben vorzustellen und das diese Beiden aufeinander treffen, dauert wesentlch länger, als der Klappentext es erscheinen lässt. Auch sonst ist die Geschichte eher ruhig erzählt, auch wenn die Ausschreitungen immer wieder zur Sprache kommen. Trotzdem kann der Leser sich sehr gut vorstellen, was passiert ist und wie die äußeren Umstände waren, denn das Erlebte wird hier schon geschildert, zwar geht es nicht in kleine, blutige Details, aber es genügte vollkommen, es nur zu erwähnen, um die schrecklichen Geschehnisse zu verdeutlichen. Aber auch sonst schafft es Bianca Marais zu erklären, wie es so weit überhaupt kommen konnte, gerade wenn sie die kleine Robin erzählen lässt.
Die beiden Protagonistinnen erzählen hier abwechselnd in der Ich-Perspektive vom Geschehen. Schnell kann man sich ein gutes Bild über die Beiden bilden. Robin ist lebhaft und wild und wäre so manches Mal gerne ein Junge, während ihre Zwillingsschwester Cat das genaue Gegenteil bildet. Sie ist empfindlich, bricht schneller in Tränen aus und ist auch sonst eher ängstlich. Doch es gibt auch ein Geheimnis um die Zwillinge, welches mich im ersten Moment völlig verblüfft hat, denn dieses Geheimnis habe ich absolut nicht vorausahnen können. Beauty ist eine beeindruckende Persönlichkeit, die ich von Beginn an mochte. Sie ist stark, gebildet und hartnäckig. Sie gibt nicht leicht auf und setzt alles daran, ihre Tochter wiederzufinden. Die Einheit, die Beauty und Robin dann bilden hat mir sehr gut gefallen. Ich mochte die Darstellung sehr, wie Beauty beginnt, auf das Denken der kleinen Robin mit einzuwirken, wie sie es schafft, darzustellen, dass halt doch nicht alle Menschen gleich sind. Das ein schwarzer Arbeiter in einer Miene kein Boy ist, sondern so genannt wird, auch wenn er schon lange kein “Junge” mehr ist.
Neben diesen Beiden gibt es noch eine kleine Hand voll weiterer Charaktere, die noch wichtig für die Entwicklung der Geschichte sind. Da wäre zum Einen Edith, Robins Tante, die völlig überfordert ist, mit der Situation, doch ich konnte sie durchaus verstehen. Zum Anderen gibt es Wilhelmina, die Sozialarbeiterin, die mich auch überrascht hat.
Mein Fazit

Mit Summ, wenn du das Lied nicht kennst, hat Bianca Marais einen sehr gefühlvollen Roman geschrieben, der mich fesseln und auch überzeugen konnte. Trotz des sehr ernsten, sehr schweren Themas der Diskriminierung, schaffte es die Autorin doch auch immer wieder, mich Lächeln zu lassen, vor allem bei bestimmten Handlungen der Protagonistin Robin. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt und das ich gerne weiterempfehle.