Profilbild von libri-amici

libri-amici

Lesejury Star
offline

libri-amici ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit libri-amici über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.10.2018

Auf den Spuren eines Familiengeheimnisses

Die vergessene Burg
0

Auf den Spuren eines Familiengeheimnisses

„Wenn man einmal von etwas gekostet hat, mag man den Geschmack nie wieder missen“

Ein Gedichtband von Heinrich Heine mit seinem „Lied der Loreley“ und ein Brief ...

Auf den Spuren eines Familiengeheimnisses

„Wenn man einmal von etwas gekostet hat, mag man den Geschmack nie wieder missen“

Ein Gedichtband von Heinrich Heine mit seinem „Lied der Loreley“ und ein Brief aus Deutschland bringen das ruhige, ereignislose Leben der jungen Engländerin Paula Cooper unvermittelt in Aufruhr. Paula ist seit zwölf Jahren die Gesellschafterin einer Verwandten, erduldet die vorgetäuschten Krankheiten und die emotionale Erpressung der einsamen Invalidin Harriet Farley, die Paula jegliche Freude missgönnt und ihr die Luft zu atmen nimmt. Erst als sie irrtümlich eines an sie gerichteten Briefes habhaft wird, erfährt sie von der Existenz eines Onkels, von dem sie bis zu diesem Zeitpunkt nichts wusste. Paula erwacht aus ihrer Resignation und ihre Wut auf das bewusste Verschweigen der Vergangenheit vermischt sich mit einer durch Heines Gedicht erwachten Sehnsucht, dieses schöne Land am Rhein kennenzulernen. Sie entspricht dem Herzenswunsch ihres schwer erkrankten Onkels und bricht zu einer Reise zu ihm nach Bonn auf, die ihre gesamte Existenz auf den Kopf stellen wird. Denn ihre Mutter Margaret hatte nicht nur strikt vermieden, über den längst verstorbenen Vater und dessen Bruder zu sprechen, sondern auch andere Dinge verheimlicht. Es handelt sich um Geheimnisse brisanten Inhalts, und Paula ist felsenfest entschlossen, ihnen auf den Grund zu gehen. In Deutschland macht sie die Bekanntschaft des englischen Fotografen Benjamin Trevor, der die junge Frau bei ihrer Suche nach Hinweisen zum Verbleib ihres Vaters unterstützt und sich gemeinsam mit ihr auf die Suche nach der Wahrheit macht. Paulas ehemals graues, tristes Leben in Harriet Farleys grauem Haus in Kings Langley, Hertfordshire, mutiert zu einem atemberaubenden Abenteuer, das ihr gesamtes Dasein in Frage stellt und ihr Leben vollständig und unwiderruflich verändert.

Die mir bislang unbekannte Autorin Susanne Goga hat mich zunächst mit dem eindrucksvollen Buchcover, dem vielversprechenden Klappentext und schließlich mit der interessanten Leseprobe dieser Neuerscheinung in den Bann gezogen. Es animiert dazu, „Die vergessene Burg“ zu lesen und der Rolle dieser verheißungsvollen Burg auf dem Cover auf den Grund gehen. Eine einleitende Internet-Recherche über die Ruine Ehrenfels verlieh dem Ganzen zusätzlichen Reiz.

Die Umsetzung dieser Geschichte ist der Autorin hervorragend gelungen. Susanne Gogas Schreibstil ist äußerst einnehmend, ihre wunderschöne bildhafte Sprache erweckte in mir unvermittelt den Wunsch, dieses Abenteuer selber erleben, das leuchtende Feuer der untergehenden Sonne mit der Ruine einer Burg über dem funkelnden Rhein mit eigenen Augen betrachten zu dürfen. Die detaillierten Beschreibungen bezogen mich als Leser vollständig in die Geschichte ein und die Worte der Autorin ließen sowohl ihre überzeugenden und ausgezeichnet charakterisierten Protagonisten und Nebenfiguren, als auch die wunderschöne Landschaft am Ufer des Rheins in meinem Kopf lebendig werden. Durch die Geheimniskrämerei von Paulas Mutter um ihren vor vielen Jahren spurlos verschwundenen Ehemann wird ein großer Spannungsfaktor ins Buch eingebracht, der sich mit dem Verlauf der Geschichte kontinuierlich erhöht und schließlich zu einem aufregenden Finale hinführt. Ich fand es höchst anregend, an Paulas Seite den Spuren des William Cooper zu folgen und Licht in die Ereignisse längst vergangener Tage zu bringen.

Mit Paula Cooper präsentiert Susanne Goga eine sympathische Protagonistin, die im Verlauf der Handlung eine große Veränderung durchläuft. Ihre ruhige, aufmerksame und warmherzige Art, ihr kluger Verstand, ihre unerbittliche Hartnäckigkeit und nicht zuletzt ihr Mut haben mich tief beeindruckt. Als männlicher Gegenpart erscheint Benjamin Trevor auf der Spielfläche, der zunächst durch seine ungehobelte Art und eine nachlässige Kleidung auffällt. Aus Paulas anfänglichen Antipathie entwickelt sich jedoch nach und nach respektvolle Anerkennung und schließlich tiefe Freundschaft, die dazu führt, dass der attraktive und gutherzige Fotograf sie bei ihren Recherchen unterstützt. Sehr gut gefallen hat mir die Tatsache, dass die Autorin stets auch die engen Familienangehörigen ihrer Protagonisten in die Geschichte einbringt und man als Leser durch deren Interaktionen und ihren Briefwechsel, der in kursiver Schrift dargestellt wird, nähere Details über die Vergangenheit erfährt. Meine favorisierte Nebenfigur war Paulas Onkel Rudolph „Rudy“ Frederick Cooper, der mir mit seiner exzentrischen und überschwänglich-herzlichen Art, seiner Großzügigkeit und seiner offen zur Schau gestellten Liebe zu seiner lange vermissten Nichte augenblicklich ans Herz gewachsen ist. Als meine persönlichen Antagonisten darf ich ganz eindeutig Paulas herzlose Mutter Margaret Cooper sowie deren Cousine Harriet Farley benennen, die Paula mehr als drei Jahrzehnte ihres Lebens stahlen, ihr jegliche Lebensfreude raubten und sie lebenslänglich emotional vernachlässigten und belogen.

Fazit: „Die vergessene Burg“ ist eine imposante Familiengeschichte mit einer Menge Emotionen, die mich vollständig in seinen Bann zog. Susanne Goga glänzt mit einem hervorragenden und zum Teil poetischen Schreibstil. Es ist ihr gelungen, mich vollends zu begeistern und mir mit dieser abenteuerlichen und spannungsgeladenen Geschichte allergrößtes Lesevergnügen zu bereiten.

Dies ist ein Geschenk, das du nie vergessen solltest. Dies ist ein Augenblick, der nie wiederkehrt. Behalte ihn. Bewahre ihn in deinem Herzen.“ (Paula und Rudolph beim Anblick des in der untergehenden Sonne funkelnden Rheins, Seite 86)

Veröffentlicht am 07.10.2018

Ich brauche keinen Märchenprinzen, der angeritten kommt, und mich rettet!

Braut wider Willen
0

Ich brauche keinen Märchenprinzen, der angeritten kommt, und mich rettet!

„Ich habe nichts dagegen, auf Hochzeiten zu gehen. Ich habe nur keine Lust, die Frau zu sein, die vor dem Altar an einen Bräutigam ...

Ich brauche keinen Märchenprinzen, der angeritten kommt, und mich rettet!

„Ich habe nichts dagegen, auf Hochzeiten zu gehen. Ich habe nur keine Lust, die Frau zu sein, die vor dem Altar an einen Bräutigam übergeben wird.“

Lucetta Plum ist eine wunderschöne und erfolgreiche Schauspielerin, der es an Verehrern nicht mangelt. Die Männer sehen in ihr eine zarte, zerbrechliche Schönheit, die es zu beschützen und zu verwöhnen gilt. Doch keiner ihrer Bewunderer macht sich die Mühe, hinter Lucettas hübsches Gesicht zu blicken, niemand weiß von ihrer überragenden Intelligenz und ihrer einzigartigen Gabe. Als ein abgewiesener langjähriger Verehrer zu drastischen Mitteln greift, um der Frau seines Herzens habhaft zu werden, ist die junge Frau gezwungen, unterzutauchen. Sie befolgt den Rat ihrer mütterlichen Freundin Abigail Hart und reist gemeinsam mit ihr zum Anwesen ihres Enkels Bram Haverstein nach Ravenwood. Die gut bewachte Burg mit einem Burggraben und wehrhaften Bediensteten soll das ideale Versteck für Lucetta darstellen. Doch nach der Flucht vor der hartnäckigen Verfolgung ihres Verehrers scheint Lucetta vom Regen in die Traufe zu kommen: sie wird mehrfach in den Burggraben geworfen, von Hunden angegriffen und mit einer Kanonenkugel beschossen. Doch entgegen der Meinung ihrer Mitmenschen besitzt Lucetta kein zart besaitetes Gemüt und ist durchaus in der Lage, auf sich selbst aufzupassen. Sie ist stolz auf ihre Unabhängigkeit, wird mit vielen Widrigkeiten fertig und besitzt einen unerschütterlichen Kampfgeist. Doch die Anziehungskraft des attraktiven, charmanten und ritterlichen Burgbesitzers schwächt die innere Abwehr der jungen Frau mehr und mehr…


Mit „Braut wider Willen“ führt Jen Turano die Reihe um drei Freundinnen aus den Vorgängerbänden fort und stellt diesmal Lucetta Plum ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Obgleich Hannah Peabody und Millie Longfellow einen kurzen Gastauftritt im Buch erhalten, konzentriert die Autorin sich voll und ganz auf die einzige noch unverheiratete Dame dieses Kleeblatts. Die Charakterisierung der intelligenten und tiefgründigen Schauspielerin sowie ihres männlichen Gegenparts Bram Harverstein ist hervorragend gelungen. Beide Protagonisten hüten einige Geheimnisse, die dem Leser erst nach und nach offenbart werden. Anhand von Nebenfiguren wie Lucettas Leibwächter Mr. Skukman oder dem zwielichtigen Hauspersonal wird die Vorliebe Jen Turanos für skurrile Charaktere deutlich. Angesichts der eingebauten Krimihandlung wird ein gewisser Spannungsbogen aufgebaut. Die Autorin bedient sich diesmal gleich zweier Antagonisten, die besagte Spannung bis zum aufregenden Finale aufrechterhalten.

In gewohnt locker-leichtem und äußerst humorvollem Schreibstil beschreibt Jen Turano das gesellschaftliche Leben in New York im Jahre 1882, den Wunsch intelligenter Frauen nach Bildung, Unabhängigkeit und Anerkennung und bringt Themen wie Vergebung und Versöhnung in ihre Geschichte ein. Der christliche Glaube nimmt ebenfalls einen kleinen Raum in diesem Buch ein, wird jedoch nur dezent angedeutet.

Fazit: „Braut wider Willen“ hat mir sehr gut gefallen und mir mit den unzähligen, vor Situationskomik triefenden Turbulenzen und amourösen Verwicklungen ein grandioses Lesevergnügen bereitet. Ich kann diese leichte, romantische Liebeskomödie aus der Feder der christlichen Bestsellerautorin Jen Turano uneingeschränkt weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 23.09.2018

Jesus, der Mann, der in kein Schema passt

Faszination Jesus
0

Jesus, der Mann, der in kein Schema passt

Im vorliegenden Buch, bei dem es sich um eine leicht überarbeitete und aktualisierte Version aus dem Jahr 2005 handelt, versuchen die beiden Autoren, den Vorurteilen ...

Jesus, der Mann, der in kein Schema passt

Im vorliegenden Buch, bei dem es sich um eine leicht überarbeitete und aktualisierte Version aus dem Jahr 2005 handelt, versuchen die beiden Autoren, den Vorurteilen und dem Halbwissen über Jesus entgegenzutreten. Der Hauptteil wurde von Dr. Roland Werner verfasst und beschäftigt sich mit der Frage danach, wer Jesus ist und was er mit uns zu tun hat. Der knapp über siebzig Seiten zählende Anhang wiederum stammt von Dr. Guido Baltes und behandelt Themen von theoretischem Interesse. Aufgrund der kleinen, eng beschriebenen Seiten und der großen Menge an theoretischem Inhalt stellte das Buch keine einfache Lektüre dar. Es ist den Autoren hervorragend gelungen, das Wissen über Jesus zusammenzutragen und sie bieten ihren Lesern eine unglaubliche Vielfalt an Informationen und Sichtweisen – dieses Buch zeugt von akribischer Recherche und höchst umfangreichem Hintergrundwissen. So geht Dr. Roland Werner beispielsweise auf die verschiedenen Jesusbilder ein, nimmt die Berichte römischer Geschichtsschreiber unter die Lupe, beleuchtet die Darstellung Jesu in den Evangelien, beschäftigt sich mit Aspekten seiner Lehre, seines Wirkens, seines Lebens und Sterbens. Er geht auf die Gleichnisse, die Wunder und Heilungen ein, schreibt über die Bedeutung des Fischsymbols ICHTHYS (Jesous Christos THeou Yios Soter) und über die grausamste Hinrichtungsart der Antike: das Kreuz und die Kreuzigung als Methode, wie man einen Menschen so brutal und langsam wie möglich zu Tode foltern kann.

„Wenn wir die Faszination, die vom Leben Jesu ausgeht, richtig verstehen wollen, kommen wir nicht an seinem Tod am Kreuz vorbei.“

„Die Menschwerdung Gottes, die Inkarnation, ist die Grundlage für Kreuz und Auferstehung.“


Im von Dr. Guido Baltes verfassten Anhang schreibt der Autor über die Quellen, die uns von Jesus berichten, die Überlieferungen, beginnend mit jenen durch Jesu Jünger nach seinem Tod. Dr. Baltes schließt auch die Geschichte des Saulus aus Tarsus mit ein, der als Sonderbevollmächtigter des Hohen Rates für die Verfolgung der christlichen Gemeinden unterwegs war und während dieser religionspolizeilichen Mission eine Begegnung mit dem auferstandenen Jesus hatte. Eine Begegnung, die sein Leben komplett verändert hat. Besonders die Informationen zu den Verfassern der Evangelien aus alten, historischen Quellen sowie den Evangelien selbst, die Handschriftenfunde, apokryphe Evangelien und dem lange währenden Kampf um die Schriftrollen aus Qumran als sensationellsten Fund antiker Handschriften alter Zeiten fand ich in hohem Maße interessant. Den Abschluss dieses informativen Anhangs bilden Aussagen außerbiblischer/nichtchristlicher Quellen und Hinweise auf Jesus, dem Tag seiner Kreuzigung, die Ereignisse am Pfingstfest 30n. Chr. Und das frühe Christentum.

Fazit: Obgleich die Lektüre „Faszination Jesus“ eine gewissen Aufwand an Zeit und hohe Konzentration erforderte, lieferte sie mir eine höchst anregende und äußerst informative Zusammenfassung der bekannten Fakten zu Jesus. Ich kann dieses Buch uneingeschränkt weiterempfehlen.







Veröffentlicht am 13.09.2018

Unser Respekt gegenüber Gottes Schöpfung

Schweineglück & Lebenslust
0

Unser Respekt gegenüber Gottes Schöpfung

„Gibt es eine biblisch „richtige“ Art der Haltung und Zucht von Nutztieren? Ich gehe ganz schlicht davon aus, dass alles, was Tiere ehrt und respektiert, richtig ...

Unser Respekt gegenüber Gottes Schöpfung

„Gibt es eine biblisch „richtige“ Art der Haltung und Zucht von Nutztieren? Ich gehe ganz schlicht davon aus, dass alles, was Tiere ehrt und respektiert, richtig ist und alles, was Tiere mit Maschinen und Gebrauchsgegenständen gleichsetzt, falsch ist.“ (Joel Salatin)

Der Amerikaner Joel Salatin ist nicht nur Öko-Farmer, Dozent und Buchautor, sondern auch bekennender Christ. Er wendet sich in seiner aktuellen Neuerscheinung in erster Linie an Christen und offenbart seiner Leserschaft damit sein Plädoyer gegen den gedankenlosen Umgang mit der Schöpfung. Auf knapp dreihundert Buchseiten äußert er seine Gedanken zu einem Landwirtschaftssystem, das Gottes Vorgaben in der Bibel entspricht. Seine Art, eine Farm zu betreiben, widerspricht den gängigen Vorstellungen der Nahrungsmittelindustrie und der Chemiekonzerne, deren Methoden er strikt ablehnt. In seinen Ausführungen erzählt er von seiner Art, Nutztiere zu halten, und seine Vorstellungen eines Bauernhofes und die Umsetzung dieser Visionen in seinem eigenen Betrieb haben mich fasziniert und zutiefst beeindruckt.

Joel Salatin veranschaulicht die schrecklichen Bedingungen, in denen Schweine und Hühner in industriellen Mastanlagen ihr kurzes Leben ertragen müssen. Im Gegensatz dazu zeigt er seinen völlig konträren Weg auf.

Als Christ ist es ihm ein großes Anliegen, auf die Aussagen über Tierrechte und Anweisungen zum Umgang mit Tieren in der Bibel hinzuweisen. Er schreibt über Gottes Ordnung, gentechnisch veränderte Organismen, gewährt hoch interessante Einblicke in die Welt der Tiere und Pflanzen und sogar kleinster, nicht mit freiem Auge sichtbarer Organismen. Salatin erläutert das Prinzip der Permakultur, kommt auf die Ernährung zu sprechen und plädiert für eine verantwortungsvolle Nutzung des Wassers. Auch die Vermarktung und die Zustände in Massentierhaltungseinrichtungen sind Themen dieses Buches. Der Autor warnt nachdrücklich vor Unkrautvernichtungsmittel, die für Mensch und Umwelt tödliche Gifte darstellen. In laufenden Berichten über seine Art und Weise, eine Farm zu betreiben, gewährt er viele Einblicke in den Alltag eines Öko-Farmers und begeisterte mich mit im Prinzip sehr einfachen, aber wirkungsvollen Methoden. Joel Salatin ist der Meinung, dass „unsere Einstellung gegenüber Tieren ein direkter Ausdruck unserer Haltung gegenüber anderen Menschen und Gott“ darstellt und erläutert seine Ansichten sehr ausführlich.

„Würde ich als Tier so leben wollen?“ Salatin stellt diese einfache Frage direkt und offen – und ehrlich gesagt hegte ich nach der Beschreibung der furchtbaren Zustände in Legebatterien und Massentierhaltungsstätten den Wunsch, die Öko-Farm dieses brillanten Mannes selber besichtigen zu dürfen, der einen vollkommen gegensätzlichen Weg eingeschlagen hat.

Fazit: „Schweinglück & Lebenslust“ war für mich persönlich eine sehr emotionale Lektüre. Aufgrund meiner lebhaften Vorstellungskraft konnte ich die im Buch beschriebenen drastischen Zustände und fürchterlichen Misshandlungen der Tiere beinahe hautnah miterleben, was mich das ganze Buch über stark belastete. Dennoch empfand ich den Wunsch, aus der Erstarrung aufzuwachen und meine Haltung zu verändern. Meiner Ohnmacht angesichts der riesigen Konzerne, die den Nutztieren unendliches Leid zufügen, steht nun eine kleine Hoffnung gegenüber: nämlich die Hoffnung, dass es auf dieser Welt weitere Menschen wie diesen amerikanischen Farmer gibt, die nicht mehr zusehen können, wie Gottes Schöpfung misshandelt und ausgenutzt wird. „Wann ist Essen kein Essen mehr? Und würde ich als Tier so leben wollen?“ Drastische Fakten und unbequeme, direkte Fragen, auf die der Autor wohl überlegte Antworten hat. Joel Salatin lebt seine Überzeugungen und Visionen – und hat großen Erfolg damit. Es bleibt zu hoffen, dass er Nachahmer findet und er viele Menschen mit seinem Buch erreicht, damit es endlich zu einem Umdenken kommt und ein bewusster und respektvoller Umgang mit unseren pflanzlichen und tierischen Ressourcen irgendwann zur Selbstverständlichkeit wird.



Veröffentlicht am 08.09.2018

Die Frauen von Ivy Cottage

Die Frauen von Ivy Cottage
0

Die Frauen von Ivy Cottage

„Was ist besser: eine echte, wunderschöne Rose, lange verblasst, aber niemals vergessen – oder ein verlockender Ersatz, der für immer zu halten verspricht?“

Julie Klassen ...

Die Frauen von Ivy Cottage

„Was ist besser: eine echte, wunderschöne Rose, lange verblasst, aber niemals vergessen – oder ein verlockender Ersatz, der für immer zu halten verspricht?“

Julie Klassen präsentiert mit „Die Frauen von Ivy Cottage“ den zweiten Band aus einer Reihe, dessen Handlung in Ivy Hill im England des Jahres 1820 spielt und den Leser mit einigen bekannten Figuren aus dem Vorgängerbuch konfrontiert.

In diesem Nachfolgeband konzentriert sie sich zum einen auf die Gastwirtin Jane Bell, eine junge Witwe adeliger Herkunft, die langsam aus ihrer tiefen Trauer um ihren verunglückten Ehemann John erwacht. Der Betrieb der Poststation, ihre Gäste, das Personal und auch ihre frisch verheiratete Schwiegermutter Thora, die bereits im ersten Band eine wichtige Rolle spielte, bewahren sie davor, Einsamkeit zu verspüren. Doch dennoch hat Jane bestimmte tragische Ereignisse in der Vergangenheit noch immer nicht überwunden.

Janes Freundin Mercy Grove ist die zweite Protagonistin dieses Buches. Die herzliche, jedoch eher unansehnliche Frau aus adeligem Hause empfindet das Unterrichten als ihre Berufung. Mercy machte ihre Leidenschaft zu ihrem Beruf, indem sie im Ivy Cottage eine Mädchenschule gründete. Es ist zudem ihr großes Bestreben, auch finanziell benachteiligten Kindern Schulbildung zu ermöglichen und ihre Vision einer Wohlfahrtsschule Wirklichkeit werden zu lassen.

Mit der verarmten Adeligen Rachel Ashford präsentiert Julie Klassen ihre dritte Hauptfigur – eine zurückhaltende und reservierte junge Engländerin, die sich mit ihrer veränderten Lebenssituation nach dem finanziellen Ruin ihres Vaters mittlerweile arrangiert hat. Sie lebt bei Mercy Grove und ihrer Tante Mathilda auf Ivy Cottage und der Plan, mit der umfangreichen Büchersammlung ihres verstorbenen Vaters eine Leihbibliothek zu gründen, nimmt immer mehr Gestalt an. Der bezaubernden jungen Frau mit dem blonden Haar und den wunderschönen großen blauen Augen wurde vor Jahren das Herz gebrochen, doch nun wirbt ein attraktiver, vermögender Mann um sie. Wird Rachel sich für ein neues Glück öffnen können, oder an ihrer unglücklichen Liebe festhalten?

Julie Klassen verwöhnt ihre Leser mit einem Nachfolgeband, der dem ersten Buch in nichts nachsteht. In behutsamen Schritten und mit einer wundervollen Erzählkunst ausgestattet stellt sie ihren Lesern die drei Hauptfiguren vor und gewährt nach und nach nähere Einblicke in deren Geschicke. Ihre große Liebe zu den Werken Jane Austens durchdringt jede Zeile dieses zauberhaften Romans aus der Feder einer Autorin, die es versteht, diese Epoche wieder auferstehen zu lassen. Das Eintauchen in die Zeit Jane Austens und in die Geschicke der drei adeligen Protagonistinnen hat mir allergrößtes Lesevergnügen bereitet. Ich empfinde es zudem als eine ganz besonders herausragende Fähigkeit Julie Klassens. Dass diese sich in ihren Büchern auch sehr intensiv ihren zahlreichen Nebenfiguren widmet, die allesamt liebevoll gezeichnet und wundervoll authentisch charakterisiert sind. Der christliche Glaube spielt auch in diesem Buch eine Rolle, wurde jedoch nur sehr dezent in die Handlung eingebracht.

„Die Frauen von Ivy Cottage“ war ein Lesevergnügen der ganz besonderen Art. Der Inhalt dieses Romans verheißt bereits eine höchst interessante Fortsetzung um die Geschicke der liebenswerten Bewohner von Ivy Hill. Wer ist beispielsweise die elfenhafte blonde Schönheit, mit der Joseph Kingsley gesichtet wurde? Und wie wird es mit Mercey Grove nach ihrer folgenschweren Entscheidung weitergehen? Darf Jane endlich ihr Glück an der Seite des geliebten Mannes finden? Man kann unschwer erkennen, dass ich förmlich darauf brenne, diese Fragen beantwortet zu sehen und ich blicke dem Erscheinungsdatum des nächsten Buches aus der Ivy-Hill-Reihe bereits voller Vorfreude und mit großer Erwartungshaltung entgegen.

„Die Frauen von Ivy Cottage“ ist ein Roman ganz nach meinem Geschmack, der mir durch den großartigen Schreibstil, die einfühlsame und detailverliebte Beschreibung der Handlung und die hervorragend ausgearbeiteten handelnden Figuren allergrößtes Lesevergnügen bereitet hat. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen und ich kann es als eines meiner heurigen Lesehighlights uneingeschränkt weiterempfehlen.