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Veröffentlicht am 05.12.2018

Freundschaft und Loyalität über alles

Indian Cowboy
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Ryan Black Hawk ist ein 16-jähriger Lakota-Indianer. Rauschgift und Alkohol spornen ihn an bei illegalen Autorennen. Die Frauen liegen ihm zu Füßen. Als zwei Freunde ihn zuhause "abstellen", vollgedröhnt ...

Ryan Black Hawk ist ein 16-jähriger Lakota-Indianer. Rauschgift und Alkohol spornen ihn an bei illegalen Autorennen. Die Frauen liegen ihm zu Füßen. Als zwei Freunde ihn zuhause "abstellen", vollgedröhnt wie er ist, versteht es sein Vater, ihm diese Angewohnheiten umgehend abzugewöhnen. Seine Freunde dagegen verunglücken tödlich. Ryan bemüht sich von Stund an, bei seinem Vater sein Gesicht wieder zu gewinnen. Alkohol und Rauschmittel rührt er niemals wieder an.

Er hilft auf der Pferderanch seines Vaters, soweit er kann. Doch es sieht schlecht aus. Seine Mutter wird krank, die Kosten für das Krankenhaus und die Medizin gehen bis an die Grenzen. Damit sein Vater die Pferde nicht verkaufen muss, verdingt er sich als Cowboy bei einem weißen Mann. Dort wird er ausgenutzt und über den Tisch gezogen.

Er teilt seinem Vater mit, dass er sich zum Erhalt der Ranch für seine Familie - Großmutter, Eltern, zwei Brüder und sich selbst - bei der US Army melden wird. Dieser warnt ihn, war er doch selbst in Vietnam und kann diese Kämpfe nicht vergessen. Doch er lässt sich nicht abhalten und verlässt das Reservat.

Ryan tritt 18-jährig in die Army ein. Er beginnt seine Grundausbildung in der Ellsworth Airforce Base der US Army. Er lernt einen wirklich guten Freund kennen und achten. Er ist richtig gut als Soldat und seine Vorgesetzten setzen auf ihn. Das passt den wenigsten, insbesondere weil er ein Indianer ist. Zuhause lässt er sich nur noch selten sehen.

Man lebt und bangt mit Ryan. Seine Großmutter, der Medizinmann und Ryan selbst haben die Gabe zu träumen. Ryan kann die Träume noch nicht deuten, doch die alten Indianer geben ihm Hilfestellung.

Die Autorin Brita Rose-Billert hat einen so tollen Abenteuerroman geschrieben, der spannend von der ersten bis zur letzten Seite ist. Sie zeigt die Probleme, die die Ureinwohner Amerikas mit den Weißen haben - und vor allem umgekehrt. Die Charaktere sind super herausgearbeitet. Ich bin jetzt schon ganz gespannt auf den nächsten Teil, denn dankenswerter Weise zeigt uns die Autorin, dass es einen zweiten Teil gibt. Sonst wäre ich auch ganz enttäuscht vom Ende.

"Indian Cowboy - Die Nacht der Wölfe" lässt sich flüssig lesen und hat das Zeug dazu, ganz groß rauszukommen.
Er ist ab dem Teenageralter bis zum Alter gut zu lesen. Er wird von mir mit der höchsten Benotung versehen.

Das Cover ist versehen mit einem jagenden Wolf im Schnee über der Fahne der Vereinigten Staaten von Amerika. Es wurde von Robert Billert entworfen.

Der Roman wurde veröffentlicht bei BoD Books on Demand, Norderstedt.

Veröffentlicht am 21.01.2020

Ein ganz tolles und spannendes Jugendbuch, das im Jahr 1973 spielt

Die Gefühle der Anderen
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Stellt euch vor, ihr könnt die Gefühle anderer Menschen empfinden. So ergeht es unserem 16-jährigen Freund Justin. Es ist ganz schlimm. Wenn jemand sich freut, geht es ja noch, dann freut Justin sich auch. ...

Stellt euch vor, ihr könnt die Gefühle anderer Menschen empfinden. So ergeht es unserem 16-jährigen Freund Justin. Es ist ganz schlimm. Wenn jemand sich freut, geht es ja noch, dann freut Justin sich auch. Aber wehe, der andere hat Angst! Und wenn derjenige aggressiv ist, wird Justin auch aggressiv. -

Seine Eltern und die Ärzte denken, er sei schwer erkrankt. Doch ein Aufenthalt in einer Nervenheilanstalt ändert nichts an seinen Empfindungen. Nach seiner Entlassung zieht die Familie im Oktober 1973 aus Dover in die Provinz. Hier sei der Junge nicht so vielen Einflüssen ausgesetzt, denken alle und setzen den Umzug als letzte Therapie ein.

Aber es stimmt. Justin fühlt nun mal, was andere fühlen. Er hat Angst vor der neuen Schule. Doch als er sich neben seinen neuen Banknachbarn setzt, merkt er, dass er diesen als seinen "Schild" benutzen kann. So sind die Einflüsse seiner Klassenkameraden nicht mehr ganz so schlimm....

Plötzlich geschehen an der Schule unerklärliche Dinge, ein Mädchen rennt schreiend weg und Justin bekommt eine geballte Ladung Angst zu spüren.

Mit seinem Banknachbarn Koryo, einem japanisch-chinesischen Jungen, entwickelt sich sehr schnell eine enge und tiefe Freundschaft. Seine Eltern freut dies sehr. Sie hätten nicht gedacht, dass Justin hier so schnell Fuss fasst. Gemeinsam mit Koryo macht sich Justin auf die Suche nach der Ursache der Vorkommnisse in der Schule. Sie entdecken ein 30 Jahre altes Geheimnis, das sie an ihrem Verstand zweifeln lässt.

Kann der Empath dabei helfen, dass wieder Ruhe in die Schule einkehrt? - Der Roman wird, je weiter man liest, immer spannender und spitzt sich bis zur Lösung des Geheimnisses absolut zu. Atemberaubend!

Galax Acheronian hat eine wunderbare bildliche Sprache. Ich kann während des Lesens hören, wie Blätter fallen und friere mit ihm auf dem Rad. Alle Gefühle, die Justin empfängt, empfängt der Leser ebenso.

Das Buch ist ein Jugenddrama, das Mystik und Fantasie genügend Platz lässt. Es ist aber auch für Erwachsene geeignet, die sich dazu nicht zu alt fühlen und ein wenig ihr Herz öffnen.

Veröffentlicht am 09.11.2018

Daran denkt wohl niemand, oder

Die ungleichen Gleichen
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Darüber macht sich niemand Gedanken, oder?


Zwei Fremde in einer fremden Umgebung - sie kennen niemanden, sie sind einsam. Das Schlimmste ist, sie sind zeitgleich in der Vergangenheit und an einem anderen ...

Darüber macht sich niemand Gedanken, oder?


Zwei Fremde in einer fremden Umgebung - sie kennen niemanden, sie sind einsam. Das Schlimmste ist, sie sind zeitgleich in der Vergangenheit und an einem anderen Ort. Sie können sich nicht trennen von ihrer Heimat. Doch sie müssen! Das Schicksal hat es genau so vorgesehen.

Dario ist ein Flüchtling aus einem Kriegsgebiet, in dem Amerikaner und Russen gegen Terroristen kämpfen. Er ist gegen den Willen seiner Großmutter, zu der er ein ganz tolles Verhältnis hat, nach Deutschland gekommen. Hier lernt er jetzt Deutsch und kann sich recht schnell verständigen. Allerdings ist er noch zu schüchtern, um auf Menschen zuzugehen. - Auch hat er den Kopf noch zu voll mit den Kriegsereignissen, die er erlebte und er weiß nicht, was mit seiner Familie zu Hause ist.



Ann-Kathrin kommt aus einer ländlichen Gegend in dieselbe Stadt, um zu studieren. Auch sie hat ein wunderbares Verhältnis zu ihrem Großvater, der bei ihr den nicht mehr vorhandenen Vater ersetzt. So unterhält sie sich in Gedanken oft mit ihm, wenn sie Rat braucht, aber oft schleicht er sich auch so in ihre Gedankenwelt.

Die beiden jungen Menschen fühlen sich noch ziemlich verloren in der Stadt. Doch sie lieben das gleiche Café und lernen sich kennen.

Andreas Lukas hat sich eines schweren Themas angenommen. Gerade in der heutigen Zeit wird sehr viel pauschalisiert und über einen Kamm geschoren. Junge Menschen sind damit vielleicht noch nicht so schnell bei der Hand. Das ließe hoffen.

Diese Geschichte kann genau so passieren, ist vielleicht auch genauso passiert. Wir wissen alle, wie sehr wir geprägt sind durch unsere Vergangenheit. Doch wie schlimm ist es, sich erst im Jetzt und kurz darauf in der Heimat zu befinden, sei es auch nur in Gedanken. Doch vielleicht gibt es eine Zukunft für die beiden Protagonisten. Ich hoffe auch, sie können mit den schlimmen Gedanken gemeinsam besser umgehen.

Der Autor Andreas Lukas hat eine ruhige Art, uns durch diesen Roman zu führen. Das heißt nicht, dass es an irgendeiner Stelle langweilig wird. Im Gegenteil, ich konnte kaum erwarten, wie es weiter geht. Seine Sprache ist stimmig und angenehm klar. Er beschreibt die beiden jungen Menschen und ihre Gefühle, als sei er dabei gewesen - was er im gewissen Sinne ja auch war.

Das Cover ist sehr ansprechend und bunt, die Profile der Menschen darauf passen zum Inhalt.

Ich danke dem Verlag Spica. Ich freue mich, dass ich dieses Buch lesen und rezensieren durfte.

Veröffentlicht am 03.11.2018

Ein erschütterndes Schicksal

Der Himmel gehört uns
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Es gibt Menschen, die haben das Glück und finden die einzige Person, die zu ihnen passt. So ergeht es Rob, er findet seine große Liebe Anna während des Studiums. Sie heiraten.

Die beiden können unterschiedlicher ...

Es gibt Menschen, die haben das Glück und finden die einzige Person, die zu ihnen passt. So ergeht es Rob, er findet seine große Liebe Anna während des Studiums. Sie heiraten.

Die beiden können unterschiedlicher nicht sein. Anna möchte alles geordnet und geplant haben, so auch in ihrem Beruf, sie ist nach dem Studium Wirtschaftsprüferin. Rob dagegen ist ein typischer Nerd (Computerfreak), der seine Träume für seine Programme noch ausleben muss. Doch auch er hat beruflich ganz großes Glück.

Alles scheint vollkommen. Anna und Rob sind nicht nur ein glückliches Ehepaar, sie sind auch die besten Freunde. Sie gehen durch dick und dünn, und ihre Liebe wird belohnt. Doch dann ziehen dunkle Wolken auf.

Erst dachte ich, ich werde jetzt eine zweite "Lovestory" lesen, doch weit gefehlt! Als Leser geht man durch ein Wechselbad der Gefühle. Ich möchte NIEMALS mit den beiden tauschen müssen!

Dieses Buch ist unbeschreiblich emotional aus der Sicht Robs in der Ich-Form geschrieben. Es lässt sich wunderbar lesen und man kann sich sehr gut in alles hineinversetzen. Die Handlung verlässt einen nicht, wenn man das Buch einmal aus der Hand legt. So ging es mir, ich nahm die Handlung mit in den nächsten Tag und konnte nicht erwarten, weiter zu lesen.

Es ist kaum vorstellbar, dass der Autor nicht alles genau so erlebt hat.

Luke Allnutt, gebürtiger Brite, lebt in Prag. Er hat ein hervorragendes Buch geschrieben und ich war sehr froh zu lesen, dass mit ihm und seiner Familie aktuell alles in Ordnung ist. Er bekommt vom mir die Höchstpunktzahl.

Das Buch erscheint im Verlag blanvalet, z.Z. broschiert und als e-Book. Es wurde übersetzt von Veronika Dünninger.

Veröffentlicht am 14.10.2018

Ein perfides Spiel um schuld

Bösland
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Bernhard Aichner beschreibt in seinem Roman "Bösland", dass ein kleiner Junge an seinem 10. Geburtstag 1984 seinen erhängten Vater auf dem Dachboden findet. Es ist sein verhasster Vater, der ihn immer ...

Bernhard Aichner beschreibt in seinem Roman "Bösland", dass ein kleiner Junge an seinem 10. Geburtstag 1984 seinen erhängten Vater auf dem Dachboden findet. Es ist sein verhasster Vater, der ihn immer dorthin ins Bösland zitierte und ihn aufs Schlimmste verprügelte, ob er nun etwas getan hatte oder nicht. Ben, der kleine Junge, ist fasziniert von seinem dort baumelnden Vater und - erleichtert, gar glücklich. Dann feiert er erst mal mit seinem Freund Kux, Sohn des angesehenen Dorfarztes, der gar nicht mit ihm, dem Sohn des Trinkers verkehren darf, seinen Geburtstag. Jetzt hat er ja einen doppelten Grund.

Als Ben 13 Jahre alt ist, wird er auf eben jenem Dachboden neben der Leiche eines Mädchens gefunden. Er ist blutbesudelt. Man nimmt ihn mit. Für ganz lange Zeit spricht er nicht. Er kommt in die Psychiatrie. Niemand besucht ihn. Irgendwie lebt er mit seiner Schuld, kann er sich doch an nichts erinnern.

Noch nach 30 Jahren gräbt er mit fachlicher Hilfe in seiner Vergangenheit. Er sucht die Stätte seiner Kindheit auf und findet seinen Freund Kux wieder. Alles läuft seinen Gang, bis ein weiterer Mord geschieht!

Bernhard Aichner versteht es, seine Leser mitzunehmen. Ein Teil seiner Kapitel sind Dialoge. Durch die Kürze der Kapitel hält er die Spannung sehr hoch. Es ist schon schlimm, wie viel Bosheit in einem kleinen Jungen steckt und sich anschließend weiterentwickeln kann.

Die Protagonisten sind sämtlich sehr gut beschrieben, ich kann mich in sie hineinversetzen. Andererseits muss ich mich schütteln vor der Abgebrühtheit mancher Menschen. Aber ich bin überzeugt, dass es genau solche gibt.

Dieses Buch macht von Anfang an neugierig und wird immer spannender. Ein guter Roman ist hier gelungen. Ich freu mich auf den nächsten.

Das Buch erscheint im Verlag btb.