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Ritja

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.12.2018

So direkt, unterhaltsam und nahbar wie selten

BECOMING
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Wenn Michelle Obama aus ihrem Leben erzählt, kann man schon erahnen, dass es sehr politisch und interessant wird. Das Hörbuch geht über 18 Stunden und spannt den Bogen von der Kindheit bis heute. Während ...

Wenn Michelle Obama aus ihrem Leben erzählt, kann man schon erahnen, dass es sehr politisch und interessant wird. Das Hörbuch geht über 18 Stunden und spannt den Bogen von der Kindheit bis heute. Während der Anfang für mich noch etwas schleppend war, wurde es ab den ersten eigenen Gehversuchen in ihrem Job als Anwältin immer spannender. Was mir sehr gut gefallen hat, war ihre Art zu erzählen. Mit viel Humor, einer guten Portion Ironie und Charme hat sie nicht nur von ihren Erfolgen und Spitzenleistungen erzählt, sondern auch von den Niederlagen. Das Michelle Obama klug ist, sollte jedem in den achten Jahren "Weißes Haus" aufgefallen sein. Sie denkt für viele mit, sie lenkt geschickt die familiären Abläufe und muss dafür auch ihre ganz persönlichen Ziele zurückschrauben bzw. neu sortieren. Sie spricht über ihre Schwächen genauso wie über ihre Stärken. Sie erzählt von ihrem Spagat die Kinder zu versorgen, dem Ehemann den Rücken frei zu halten und trotzdem arbeiten zu gehen. Sie ist häufig alleinerziehend, da Barack seine politische Karriere außerhalb von Chicago vorantreibt. Sie hat mich so manches Mal zum Schmunzeln gebracht, wenn sie von den unterschiedlichen Charakterzügen von ihr und Barack gesprochen hat. Seine Arbeitshöhle, sein Drang zum Rückzug und seine entspannte und positive Art das Leben so anzunehmen wie es ist und dann Michelles Art, die Ordnung und Strukturen liebt, die unglaublich fleißig und geradlinig ist und sehr gern heute weiß, was morgen kommt. Aber Michelle erzählt auch von den Eheproblemen, den Besuchen bei Eheberatern, um wieder die gemeinsame Mitte zu finden und ihre Liebe zu erhalten. Es war interessant zu hören, wie ein Wahlkampf geführt wird. Mit welchen medialen Mitteln mehr oder weniger fair gekämpft wird. Welche unfassbaren Mittel (Geld und Personal) dafür benötigt werden und wie sich das Leben der gesamten Familie verändert. Michelle Obama lässt nichts aus. Rassismus, Krankheit, Patriotismus, Wut, Tod und Trauer, aber auch Freude, die ganz große Liebe, der Glaube an Gott und sich selbst und die Politik werden zum Mittelpunkt dieser Geschichte. Es lohnt sich ihr zu folgen und einmal mehr hinter die Kulissen zu schauen und auch zu staunen. So direkt, unterhaltsam und nahbar wie selten. Michelle Obama war mir schon vorher sympathisch, aber nun schätze ich sie noch etwas mehr.

Veröffentlicht am 13.12.2018

Anpacken und Freiheit genießen

Aufgeräumt macht glücklich!
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Ich habe schon ein paar Bücher bzw. Artikel über Minimalismus gelesen und konnte mich damit mehr oder weniger gut damit identifizieren. Während das Buch von Lina Jachmann sehr auf das Schlüssellochprinzip ...

Ich habe schon ein paar Bücher bzw. Artikel über Minimalismus gelesen und konnte mich damit mehr oder weniger gut damit identifizieren. Während das Buch von Lina Jachmann sehr auf das Schlüssellochprinzip gesetzt hat, d.h. viele anschauliche Bilder von aufgeräumten Wohnungen und sympathischen Bewohnern kommt nun Francine Jay ohne Bilder dafür mit sehr viel Text daher. Beide Bücher haben mir gut gefallen und mich auch immer mehr darin bestärkt den Minimalismus in kleinen Schritten fortzuführen.

Francine gibt erstmal einen kleinen Überblick und baut die Motivation zum Minimalismus auf. Sie zeigt sehr deutlich die Vorteile von einer aufgeräumten und nicht überfrachteten Wohnung und was wir bei der Suche/dem Streben nach Dingen/Konsum an Lebenszeit verschwenden. Manchmal kam es mir vor, als würde sie den Leser einen Spiegel vorhalten. Jedoch macht sie es sehr behutsam und lässt dem Leser noch genug Freiraum, um Luft zu holen und das Gelesene zu verdauen. Sie bedrängt niemanden, sie pocht nicht auf ihren Standpunkt und sie bietet Alternativen an.

Was mir gut gefallen hat, dass sie nicht festlegt, dass Minimalismus mit einer Zahl verknüpft ist z.B. nur noch 100 Dinge besitzen o.ä.. Auch empfiehlt sie, dass man sich langsam herantasten soll und zeigt dafür auch Handlungsmöglichkeiten auf. Sie geht durch jeden Raum und erklärt, wie man am besten die (Minimalismus-)Methode anwendet und zeigt auf, dass auch schon das Ausmisten bzw. Entrümpeln kleinerer Fächer oder Schubladen ein Erfolg sind, wenn man dranbleibt und sie nicht wieder füllt.

Ich habe mich schon innerlich davon verabschiedet, dass die Einführung des Minimalismus in meinen Alltag ein schneller Prozess sein wird. Natürlich kann ich es radikal machen (wie der Finne Petri Luukkainen in seinem Leben und Film) und alles entsorgen, verkaufen und weggeben, aber das widerstrebt mir. Ich werde mich für die recht langsame, aber stetige Variante (und dabei hat mir auch das Buch geholfen) entscheiden.

Zuerst sichten, was kann wirklich direkt weg (kaputt, abgelaufen, noch nie im Leben benutzt) und dann nichts Neues hinzufügen, wenn es nicht notwendig erscheint (die Eins rein – Eins raus Methode). Den gewonnenen Platz genießen und dann schrittweise vorgehen. Vieles habe ich schon angepasst z.B. Kleiderschrank, Bad und kleinere Regale.

An meinen Bücherregalen scheitere ich noch etwas. Und wer meinen SUB sieht, weiß, das kann dauern, aber auch hier habe ich mir vorgenommen – im Jahr 2019 wird dieser einer Prüfung unterzogen und schrumpfen.

Minimalismus ist ein stetiger Prozess, der nie endet. Man muss fast schon Mut haben, sich dem Konsum, dem Marketing der Unternehmen und dem Druck der Gesellschaft entgegen zu stellen, aber ich glaube für den gewonnenen Freiraum und der Unabhängigkeit, die man erzielen kann, lohnt es sich.

Veröffentlicht am 02.12.2018

Sehr detailliert, sehr spannend und gut

Stieg Larssons Erbe
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Ein spannendes und sehr detailiertes Buch über die Recherchearbeit von Stieg Larsson. Man bekommt hier den Geschichtsunterricht in Buchform. Man muss sich etwas für Schweden, deren Politik und die Bücher ...


Ein spannendes und sehr detailiertes Buch über die Recherchearbeit von Stieg Larsson. Man bekommt hier den Geschichtsunterricht in Buchform. Man muss sich etwas für Schweden, deren Politik und die Bücher von Stieg Larsson interessieren, sonst wird es ein trockener und langer Weg durch das Buch.

Mir hat es (bis auf ein paar kleinere Längen) gut gefallen, weil ich die politischen Verknüpfungen und die vielen kleinen Gruppierungen noch nicht kannte. Ich hatte schon einiges von dem Olof Palme Mord gehört, aber diese Fülle an Details kannte ich noch nicht. Wenn man die Vergangenheit der schwedischen Politik kennenlernt, überrascht einen der aktuelle politische Kurs nicht mehr so sehr.

Einige Fakten hatte ich schon gehört oder gelesen (teilweise aus den Stieg Larsson Büchern), andere Details und vorallem die politischen Verbindungen waren mir neu. Ich habe einige Zeit gebraucht, um mich in der Geschichte zurechtzufinden, was an der Fülle an Informationen und den vielen Namen lag. Man braucht etwas Zeit und Ruhe für dieses Buch, es liest sich nicht nebenher, da man sonst schnell den Überblick verliert, aber es lohnt sich. Es ist spannend, was Stieg Larsson und später der Autor selbst alles herausgefunden haben. Man muss sich beim Lesen immer daran erinnern, dass es damals noch kein Internet, Whatsupp oder E-Mail gab (zumindest nicht für die breite Masse). Es wurden noch Briefe und Notizen geschrieben und Akten angelegt, Recherchearbeit fand noch in der Bibliothek und in den Archiven statt - mit anderen Worten alles ging etwas langsamer voran.

Es ist gut, es ist spannend und anstrengend, es ist voller Fakten und Informationen und es zeigt die andere Seite von Schweden.

Veröffentlicht am 29.11.2018

Adamsberg und der Zorn

Der Zorn der Einsiedlerin
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Wenn Fred Vargas ihrem Kommissar Adamsberg ins Rennen schickt, muss ich dabei sein. An Adamsberg scheiden sich die Geister. Entweder man mag ihn und seine ganz eigene Art zu ermitteln oder man hasst ihn, ...

Wenn Fred Vargas ihrem Kommissar Adamsberg ins Rennen schickt, muss ich dabei sein. An Adamsberg scheiden sich die Geister. Entweder man mag ihn und seine ganz eigene Art zu ermitteln oder man hasst ihn, weil der so anders ist und seine Fälle immer so verzwickt und langsam sind.

Wer mit Adamsberg ermittelt, muss die langsame und bedächtige Vorgehensweise mögen. Was anfangs einfach und logisch erscheint, wird mit jedem Satz komplizierter und verworrener und wenn man meint, man steckt nun endgültig fest, kommt Adamsberg der eine Gedanke, der die Ermittlungen wieder ins Rollen bringt. Es sind wieder viele Fakten, sehr viel Hintergrundwissen und einige Charaktere, die die Geschichte beeinflussen.

Aber nicht nur die Ermittlungen sind spannend und interessant, sondern auch der Konflikt zwischen Adamsberg und Danglard. Der Konflikt schwillt immer mehr an und zeigt eine neue Seite von dem Kommissar und seinem Stellvertreter. Die Unruhe und das Misstrauen der beiden ist so gut von Fred Vargas beschrieben, dass die Stimmung fast greifbar ist. Man muss jedoch die Geschichte zwischen Adamsberg und Danglard kennen, um den Konflikt wirklich zu verstehen.

Es ist kein einfacher Krimi und man muss etwas Geduld und Muße mitbringen, aber wenn man bereit ist, sich auf diese Geschichte einzulassen, wird man eine vielschichtige und spannende Geschichte hören.

Veröffentlicht am 21.11.2018

Einfach leben

Einfach leben
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Wer ehrlich zu sich selbst und noch kein Minimalist ist, muss sich beim Anblick seiner Wohnung, dem Inhalt seiner Schränke, den versteckten Ecken und Dachschrägen, dem Keller und Dachboden vielleicht doch ...

Wer ehrlich zu sich selbst und noch kein Minimalist ist, muss sich beim Anblick seiner Wohnung, dem Inhalt seiner Schränke, den versteckten Ecken und Dachschrägen, dem Keller und Dachboden vielleicht doch eingestehen, dass man etwas zu viel von jedem hat. Fängt man dann noch an, darüber nachzudenken, wann man die Sachen das letzte Mal benutzt hat, dann kann man schon ins Grübeln kommen. Und genau an diesem Punkt bin ich schon angekommen. Brauche ich tatsächlich so viele Sachen? Mag ich alles gleich gern und benutze ich diese Sachen auch stets und ständig? Hier muss ich ein "Nein" abgeben und mich selbst einmal fragen, warum habe ich es dann.

Ich hatte schon vor dem Buch angefangen auszumisten. Die Sachen wurden gespendet, verkauft oder entsorgt. Doch ich bin noch lange nicht an dem Punkt, wo die Menschen aus diesem Buch sind. Gut, ich muss zugeben, dass ich nicht jeden Minimalismusstil mitmachen kann und möchte, aber ich konnte mir viele gute Anregungen und Methoden abschauen und ich werde sicherlich einiges übernehmen, um noch etwas mehr Luft und Freiraum zu schaffen (und zwar für mich und nicht für etwas Neues).

Ich bin nicht der Meinung, dass man wie ein Asket leben muss, aber man sollte sich schon fragen, ob man stets den neusten Trend hinterher jagen muss oder man einfach mal reflektiert, ob nicht doch Langlebigkeit (bei Kleidung, Gebrauchsgegenstände usw.) und Ressourcenschonung vor neustem Trend gelten sollte. Mir gefällt neben dem selbstgeschaffenen Platz auch der Gedanke an die Umwelt und die Reduzierung des Mülls. Die Müllreduzierung versuche ich auch schon seit längerem und mit fast den gleichen Methoden wie die Homestory-Menschen umzusetzen. Die vielen Hinweise zum Selbermachen und die vielen Links zum Nachlesen fand ich sehr gut und hilfreich und während man im Netz den Pfaden und Verlinkungen folgt, stellt man fest, wie viele Menschen auch in der eigenen Region schon diese Ansätze leben oder versuchen umzusetzen.

Das Buch ist kurzweilig, gut zu lesen und informativ und wer schon immer gern mal durch das Schlüsselloch in andere Stuben geschauen wollte, kann es hier ganz offiziell tun. Man kann viele Anregungen mitnehmen und erhält auch Tipps, wie man am besten anfängt. Für Minimalisten ist dies Buch wahrscheinlich keine Lektüre, die neue Erkenntnisse bringt, aber unterhaltsam ist sie trotzdem.