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Veröffentlicht am 13.12.2018

Kein Geheimnis bei den Grays vorhanden

Das Geheimnis der Grays
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Das Geheimnis der Grays von Anne Meredith, erschienen im Klett-Cotta Verlag am 22.09.2018.

Adrian Gray lässt jedes Jahr zu Weihnachten seine ungeliebten Kinder auf dem Landgut King’s Polar zur Weihnachtsfeier ...

Das Geheimnis der Grays von Anne Meredith, erschienen im Klett-Cotta Verlag am 22.09.2018.

Adrian Gray lässt jedes Jahr zu Weihnachten seine ungeliebten Kinder auf dem Landgut King’s Polar zur Weihnachtsfeier antreten. Ehepartner sind sofern sie dem Familienoberhaupt genehm sind erlaubt, Kinder müssen anderweitig untergebracht werden. Adrian wird diesen Weihnachtsmorgen nicht mehr im Kreis seiner Familie begehen.

Die Autorin Anne Meredith ist besser unter Lucy Beatrice Malleson, Anthony Gilbert und J. Kilmeny Keith bekannt. Sie hat für 1933 wo dieser Krimi zuerst veröffentlicht wurde sicher ein besonderes Werk erstellt. Nach einer kurzen, mir zu kurzen, Vorstellung der Mitglieder der Familie und deren Lebensumstände treffen wir uns mit Adrian und seinem Mörder in der Bibliothek. Ja, man hat etwas dieses Cluedo Gefühl. Im Laufe des Buches erfahren wir etwas, nicht viel, über den Stand der Ermittlungen und welche Spuren zu diesen Schlüssen geführt haben. Gleichzeitig wissen wir wer der Mörder ist und was ihn dazu trieb Adrian zu töten. Dazu muss man sagen, dass keiner der Charaktere, ausser vielleicht der ermittelnde Beamte, einen sympathischen Zug hat. Die Vorstellung der Charaktere hatte für mich etwas von Speed-Dating und ich machte mir sogar Notizen zu den einzeln vorgestellten Leuten. Völlig überflüssig. Im Laufe der Geschichte findet man sich gut zurecht. Meredith liefert eine hervorragende Charakterstudie der einzelnen Charaktere ab, ohne zu sehr ins Detail zu gehen, übertreibt es dann aber teilweise mit den Beweggründen einzelner Personen. Der englische Titel, Portrait of a Murderer, ist hier wesentlich passender.

Erwartet hatte ich einen spannenden Krimi, bei dem ich mit rätseln kann, bekommen habe ich eine interessante Charakterstudie. Nicht wirklich ein Krimi der sich mit Agatha Christies Krimis messen könnte, aber sicher gute, solide Unterhaltung der die Zeit spiegelt in der er spielt.

Veröffentlicht am 03.12.2018

Gleichberechtigt überfordert

Neujahr
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Neujahr von Juli Zeh, erschienen im Luchterhand Literaturverlag am 10. September 2018

Henning ist ein emanzipierter Mann, der sich neben dem Beruf auch noch um die Kinder kümmert. Da er beruflich nicht ...

Neujahr von Juli Zeh, erschienen im Luchterhand Literaturverlag am 10. September 2018

Henning ist ein emanzipierter Mann, der sich neben dem Beruf auch noch um die Kinder kümmert. Da er beruflich nicht so zurückstecken kann, arbeitet er nun zum halben Gehalt fast noch mehr als er arbeiten würde, wäre er die Zeit im Büro. Dabei vernachlässigt er seine Bedürfnisse. Recht spontan hat er für seine Familie, seine Frau Theresa und zwei Kinder, ein preiswertes Haus auf Lanzarote für die Weihnachtstage und den Jahreswechsel gebucht. So richtig zufrieden ist die Familie mit dem Trip nicht und Henning, der sich für die ganze Zeit ein Rad geliehen hat entscheidet sich plötzlich am Neujahrsmorgen, nachdem der Silvesterabend eher ein Desaster gewesen ist und Theresa auch noch mit einem attraktiven Franzosen geflirtet hat, dazu eine bekannte Radtour zu machen. Untrainiert wie er eigentlich ist, vergisst er Ausrüstung und powert sich völlig aus. Da nimmt eine freundliche Bewohnerin des Dorfes wo er strandet ihn auf und bringt ihn zu ihrem Haus. Dort erinnert er sich zurück an einen Besuch in diesem Haus als er noch ein kleiner Junge gewesen ist.

Henning verdient weniger und glaubt deswegen, dass er mehr im privaten zur Familie beitragen muss, was er meint würde Theresa auch erwarten und lässt ihn das spüren. Trotzdem ist Theresa der Dreh- und Angelpunkt der Familie und Henning fühlt sich als Versager. Etwas was wir in der Literatur so noch nicht kennen. Wenn Frau sich wie Henning fühlt wird da ein Frauenroman draus, schlimmstenfalls mit Tipps aus der Cosmopolitan wie andere Frauen das bisschen Haushalt mit Kindern doch einfach mal zwischen zwei Meetings weglächeln.

Henning zweifelt nicht seine Aufgabe an, er zweifelt sich und seine Fähigkeiten an. Frauen haben Millionen Leidensgenossinnen in ihrem Fehlen die Perfektion zu erreichen. Henning versucht verzweifelt nicht zu scheitern und da überfällt ihn immer wieder dieses „Es“. Diese Panikattacken, die ihm den Schlaf und die Luft rauben, die organisch keine Ursache haben und die Theresa an irgendeinem Punkt nur noch auf den Keks gegangen sind. Er strampelt sich ab um diesmal das Ziel, welches er sich gesetzt hat zu erreichen, diesen Vulkanberg am ersten-ersten des neuen Jahres zu bezwingen.

Bis dahin gefiel mir die Geschichte eigentlich ganz gut. Juli Zeh zeichnet wieder virtuos die Charaktere der Protagonisten und eingedenk der anderen Geschichten, die ich von der Autorin gelesen hatte erwartete ich nun noch Einiges. Gekommen ist dann aber eine etwas gespenstische Geschichte aus der frühen Kindheit des Henning die zwar nett erzählt wurde, die mich aber nicht wirklich interessierte.
Mir kam es so vor als hätte Juli Zeh einfach mal ausprobieren wollen wohin die Geschichte eines überforderten Mannes führen wird und was seine Panikattacken wohl ausgelöst haben mag. Die Auflösung der Geschichte ist dann auch kein fünf Sterne Menü, sondern eher Burger King, schnell runter gewürgt, ohne wirklich zu wissen was man da vor sich hat, schnell verdaut aber nicht satt machend. Einzig der wie immer grandiose Schreibstil der Story hat mich bis zum Ende getragen. Kein Juli Zeh den man unbedingt gelesen haben müsste.

Veröffentlicht am 18.10.2018

Zu ausführlich aber trotzdem interessant

Bullshit Jobs
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Bullshit Jobs: Vom wahren Sinn der Arbeit von David Graeber, erschienen im Klett Cotta Verlag am 09.09.2018

1930 prophezeite John Maynard Keynes das die Technologie bis zum Ende des Jahrhunderts es ermöglicht, ...

Bullshit Jobs: Vom wahren Sinn der Arbeit von David Graeber, erschienen im Klett Cotta Verlag am 09.09.2018

1930 prophezeite John Maynard Keynes das die Technologie bis zum Ende des Jahrhunderts es ermöglicht, dass wir nur mehr 15 Stunden arbeiten müssen. Die Realität sieht anders aus. Heute arbeiten mehr Menschen mehr Stunden und am Ende stellen wir fest, dass in vielen Bereichen Menschen fehlen. Was ist da schiefgelaufen?

Dies fragt sich David Graeber mit einem Essay welchen er für die Zeitschrift Strike geschrieben hat. Er nennt seinen Artikel „Über das Phänomen der Bullshit-Jobs“. Der Artikel erregt Aufmerksamkeit, wird in verschiedene Sprachen übersetzt und viele Leute die der Überzeugung sind einen dieser Bullshit-Jobs zu haben tauschen sich mit dem Autor darüber aus was dann zu diesem Buch führte.

Die Kapitelüberschriften lauten:
Was ist ein Bullshit-Job?
Was für Typen von Bullshit-Jobs gibt es?
Warum bezeichnen sich die Inhaber von Bullshit-Jobs regelmäßig selbst als unglücklich?
Wie fühlt es sich an, einen Bullshit-Job zu haben?
Warum vermehren sich die Bullshit-Jobs?
Warum haben wir als Gesellschaft nichts gegen das Wachstum sinnloser Beschäftigung?
Welche politischen Auswirkungen haben die Bullshit-Jobs? Lässt sich an der Situation etwas ändern?

Jeder kennt sie, die Leute, die auf die Frage was sie beruflich machen einem eine Berufsbezeichnung entgegenschleudern und das war es dann. Irgendwie können sie nicht wirklich beschreiben womit sie ihre Arbeitszeit verbringen, oder es klingt so, als würden sie den ganzen Tag irgendwelche Formulare ausfüllen und nach dem Ausfüllen das Ganze abheften. Fast jeder hat schon mal Arbeiten für die Tonne gemacht die völlig unnötig gewesen sind. Oder den Kollegen, der irgendwie immer auf dem Sprung ist, wo man eigentlich gar nicht so richtig weiß was der eigentlich arbeitet, aber er sieht immer sehr beschäftigt aus. Hat dieser Mensch ein gutes Gehalt, möglichst noch Abitur und vielleicht sogar studiert oder arbeitet in einem Amt besteht durchaus die Möglichkeit, dass dieser Angestellte einen Bullshit-Job hat, der völlig überflüssig ist und wenn es ganz schlecht läuft sogar schädlich für die Mitmenschen ist.

Eigentlich ist es ein sehr interessantes Buch, aber mir als Laie ist es einfach zu lang und eintönig gewesen. Lange Schachtelsätze luden auch nicht gerade zum Lesen ein. Vielleicht hätte ich es auch nicht hintereinander weg lesen sollen sondern in kleinen Portionen oder nur mit Hilfe der Kapitel nur die Sachen raussuchen, die mich interessiert hätten. Insgesamt also ein interessantes Buch, dass nicht so ausführlich beschreibend besser dahergekommen wäre.

Veröffentlicht am 07.08.2018

Nicht so gut wie erwartet

Der Schatten
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Der Schatten von Melanie Raabe, erschienen im btb Verlag am 23. Juli 2018.

Norah Richter will neu durchstarten. Nachdem sie sich von ihrem langjährigen Freund getrennt hat, einen neuen Job braucht und ...

Der Schatten von Melanie Raabe, erschienen im btb Verlag am 23. Juli 2018.

Norah Richter will neu durchstarten. Nachdem sie sich von ihrem langjährigen Freund getrennt hat, einen neuen Job braucht und eigentlich Abstand zu allem sucht zieht sie von Berlin nach Wien. Sie streift durch das winterliche Wien und wird von einer Bettlerin angesprochen. „Du bringst den Tod“. Gefolgt wird dieser Satz von einer Prophezeiung die den Namen, das Datum und den Ort nennt wo Norah einen ihr bis dahin unbekannten Mann aus gutem Grund töten wird. Innerhalb von Tagen gerät Norahs bisheriges Leben völlig aus der Spur als ihre Vergangenheit sich plötzlich in ihre Zukunft einmischt.

Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut. Ich habe nicht mal den Klappentext gelesen, sondern mich sofort ins Vergnügen gestürzt endlich wieder einen Melanie Raabe Thriller lesen zu können. Leider kann dieses Buch nicht an die Spannung und Qualität der ersten beiden Bücher heranreichen.

Die Geschichte ist undurchsichtig, die Protagonistin eine Frau mit Ecken und Kanten die früher Drogen genommen hat und die eigentlich ein Alkoholproblem hat, welches aber im Buch nicht thematisiert wird. Vermutlich soll damit verschleiert werden wie vorhersagbar der ganze Plot ist. Einzig ein kleiner Twist am Ende des Endes konnte mich überraschen. Die durchweg düstere Stimmung des Buches verbunden mit dem flüssigen Schreibstil der Autorin trugen mich durch das Buch. Leider bleiben die meisten Personen in dieser Geschichte einfach unbeseelt und oberflächlich. So als würden sie auf einem Regal sitzen und immer wieder einfach für eine Szene ins Spiel gebracht.

Die Idee ist gut, leider ist viel zu offensichtlich was sich abspielt und so plätschert die Geschichte vor sich hin und so reißt das Ende dann die Geschichte nicht mehr wirklich raus.

Veröffentlicht am 24.07.2018

Gute Idee, bei der Umsetzung hapert es etwas

Der Reiniger
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Der Reiniger von Inger G. Madsen, gelesen von Ulrike Folkerts, erschienen als ungekürzte Lesung im Steinbach sprechende Bücher Verlag am 1. Juli 2018.

Ein Gefängniswärter nimmt sich das Leben und da Polizei ...

Der Reiniger von Inger G. Madsen, gelesen von Ulrike Folkerts, erschienen als ungekürzte Lesung im Steinbach sprechende Bücher Verlag am 1. Juli 2018.

Ein Gefängniswärter nimmt sich das Leben und da Polizei vor Ort ist wird Roland Benito hinzugezogen. Er soll klären ob die Polizei das Leben des Mannes hätte retten können. Bertram, ein Junge der sich mit einer Gruppe Gleichgesinnter zusammengetan hat und Auftragseinbrüche begeht klaut in der Gaststätte wo seine Mutter als Kellnerin arbeitet eine kostbare Jacke. Darin befindet sich ein USB Stick der dank Hilfe eines Kumpels auf eine versteckte und passwortgeschützte Seite führt. Zuerst stehen dort drei Namen. Am nächsten Morgen ist ein Video hinzugekommen. Es zeigt den Sprung des Gefängniswärters.

Der Autorin ist eine durchaus spannende Geschichte mit interessanten Charakteren gelungen. Der Erzählstil ist flüssig und leicht verständlich, einige Wendungen sind überraschend, am Ende bleiben mir aber zu viele Fragen unbeantwortet. Da es mein erstes Buch der Autorin gewesen ist, kann ich sagen, dass man in die Geschichte gut reinkommt ohne die Vorgänger gelesen haben zu müssen.

Am Anfang wird man mit sehr vielen Namen bombardiert, ich fühlte mich sogar genötigt einen Teil der Geschichte nochmals zu hören und habe alle diese Namen aufgeschrieben. Der Personenkreis der dann aber für die Geschichte wesentlich gewesen ist, hat sich auf wenige Personen beschränkt. Da hätte man vielen Leuten einfach keinen Namen geben müssen.

Zu Beginn gefiel mir der Vortrag von Ulrike Folkerts noch nicht so gut, aber im laufe des Buchs hat sie sich eingelesen und ich würde jederzeit wieder ein Hörbuch mit ihr als Sprecherin kaufen.

Insgesamt eine gute Idee die man besser hätte umsetzen können da zu viele Fragen offenbleiben.