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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.01.2019

Interessante Kommissarin

Doggerland. Fehltritt (Ein Doggerland-Krimi 1)
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Fehltritt - welche ein passender Titel für dieses Buch! Denn nicht nur Kommissarin Karen Eiken Hornby, fast fünfzig, realisiert gleich auf der allerersten Seite des Krimis einen für sie besonders unangenehmen ...



Fehltritt - welche ein passender Titel für dieses Buch! Denn nicht nur Kommissarin Karen Eiken Hornby, fast fünfzig, realisiert gleich auf der allerersten Seite des Krimis einen für sie besonders unangenehmen Fehltritt. Wacht sie doch am Morgen nach dem großen Austernfest betrunken neben ihrem arroganten Chef in einem Hotelzimmer auf. Diese Szene und die anschließende ,,Flucht" aus dem Hotelzimmer liest sich äußerst witzig und amüsant. Endlich mal ein Krimi, der nicht mit einem grausamen und blutigen Prolog beginnt.
Auf ihrer Fahrt nach Hause erkennt Karen beim Vorbeifahren Susanne Smeed, die Ex-Frau ihres Chefs, wie sie gerade von einem morgendlichen Bad im Meer ins Haus zurückgeht.
Noch am selben Tag wird Susanne Smeed brutal in ihrem Haus erschlagen. Zu den Verdächtigen zählen in erster Linie natürlich ihr Ex-Mann. So soll nun Karen den Fall übernehmen. Dies ist zwar äußerst unangenehm, da sie nun gegen ihren eigenen Chef ermitteln muss und eigentlich nur sie selbst ihm - zumindest für die Nacht - ein Alibi geben
kann. Andererseits kann Karen ihren männlichen Kollegen nun endlich beweisen, was sie kann. Ihre Recherchen führen sie in die Kindheit und Jugend des Mordopfers. Susanne kam in einer Art Aussteiger-Kommune zur Welt. Ist der Täter in diesem Umfeld zu suchen? Auch in der Vergangenheit spielten Fehltritte diverser Personen eine große Rolle und wirken bis heute nach. Die ausführliche Schilderung dieser Verwicklungen nimmt dem Krimi leider etwas Spannung und Dynamik.

Die Handlung spielt hauptsächlich auf der fiktiven Inselgruppe Doggerland, zwischen Großbritannien, den Niederlanden und Dänemark gelegen. Geprägt durch die verschiedenen Nationen, die sich dort ansiedelten, die Insellage und das raue Nordseeklima entsteht so eine ganz eigene, noch unverbrauchte, jedoch deutlich skandinavisch geprägte Atmosphäre.
Besonders gut gefallen hat mir Kommissarin Karen Eiken Hornby in ihrer sehr direkten und kompromisslosen Art. Erst nach und nach erfährt man von ihrer schweren Bürde, was den Krimi noch einmal menschlicher und interessanter wirken lässt.

Veröffentlicht am 03.01.2019

Ein echter Neuhaus-Schmöker

Muttertag (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 9)
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Als im Wohnhaus einer stillgelegten Fabrik die stark verweste Leiche des ehemaligen Betreibers des Werks, Theodor Reifenrath, gefunden wird, stellen Kriminalhauptkommissarin Pia Sander und ihre Kollegen ...


Als im Wohnhaus einer stillgelegten Fabrik die stark verweste Leiche des ehemaligen Betreibers des Werks, Theodor Reifenrath, gefunden wird, stellen Kriminalhauptkommissarin Pia Sander und ihre Kollegen bald fest, dass der alte Mann keines natürlichen Todes gestorben ist. Außerdem finden sie den Hund halb verhungert, eingesperrt in einem Hundezwinger, obwohl Reifenrath den Hund immer bei sich im Haus hatte. Im Hundezwinger finden sie durch einen Zufall Knochen: menschliche Knochen! Drei Frauenleichen wurden unter dem Hundezwinger verscharrt. Sind sie die Opfer Theo Reifenraths geworden? Der alte Mann lebte seit dem Selbstmord seiner Frau Rita vor zwanzig Jahren sehr zurückgezogen. War er ein Serienmörder? Schon vor zwanzig Jahren gab es einige Zweifel daran, dass sich seine Frau wirklich selbst umgebracht haben könnte. Doch ihre Leiche wurde bisher nicht gefunden.
Bei ihren Ermittlungen stößt die Polizei auf immer weitere, ausnahmslos weibliche Opfer, die alle am Muttertag verschwanden. Bald sind Pia und ihre Kollegen überzeugt, dass der Täter noch lebt und weitere Opfer sucht. Und der nächste Muttertag naht!
Wie bei der Pia Sander/ Oliver von Bodenstein-Reihe üblich, gibt es zahlreiche private Verwicklungen, wie z.B. die Beziehung zwischen Pias Schwester Kim und ihrer Chefin Kriminaldirektorin Nicola Engel. Für Neueinsteiger könnte dies etwas unübersichtlich wirken, für treue Leser der Reihe ist es eine interessante Nebenhandlung.
Insgesamt ist dieser Fall allerdings etwas überfrachtet mit zahllosen Opfern und ebenso zahlreichen Verdächtigen, sodass man zwischendurch fast den Überblick verliert. Immer wieder landen die Ermittlungen in einer Sackgasse und es treten neue Verdächtige auf, was teilweise der Spannung etwas abträglich ist. Gegen Ende gibt es allerdings eine deutliche Wendung, was zu viel Dynamik und purer Action führt.
Ein geschickt konstruierter Fall, für den man zwischendurch allerdings etwas Geduld und langen Atem aufbringen muss. Für Neuhaus-Fans allerdings unbedingt empfehlenswert!

Veröffentlicht am 05.12.2018

Der traurige Kommissar

Commissaris van Leeuwen und der Engel des Todes
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Commissaris Bruno van Leeuwen trauert. Vor einiger Zeit ist seine Frau gestorben, mit der ihn eine tiefe, innige Beziehung verband. Doch verlassen hatte sie ihn im Grunde schon vor Jahren, als sie an ...


Commissaris Bruno van Leeuwen trauert. Vor einiger Zeit ist seine Frau gestorben, mit der ihn eine tiefe, innige Beziehung verband. Doch verlassen hatte sie ihn im Grunde schon vor Jahren, als sie an Demenz erkrankte und sich an immer weniger erinnern und ihn am Ende nicht einmal mehr erkennen konnte.
Da van Leeuwen zu Hause nicht schlafen kann, spaziert er des Nachts durch Amsterdam oder findet hin und wieder für ein paar wenige Stunden Schlaf – in der Bahnhofshalle. Bei einem seiner Gänge findet er einen jungen Mann tot in einer Gasse. Obwohl nichts auf einen gewaltsamen Tod hindeutet, beschleicht van Leeuwen ein Verdacht, der sich bei der von ihm angeordneten Autopsie auch bestätigt. Der junge Mann wurde mit einer Plastiktüte erstickt! Die Nachforschungen ergeben, dass der Mann als Lehrer mit sehr schwierigen Schülern gearbeitet hat und vor kurzem ein Film ins Internet gestellt wurde, der ihn in einer kompromittierenden Situation zeigt. Seine Lebensgefährtin gibt an, dass er schwer depressiv und suizidgefährdet gewesen sei. Hat er womöglich seinen eigenen Mörder angeheuert?
Als kurz darauf eine weitere Tote gefunden wird, eine schwer krebskranke Frau, ebenso mit einer Plastiktüte erstickt, weiß van Leeuwen, dass er es mit einem Serienmörder zu tun hat.
Die Sprache ist ungewöhnlich poetisch für einen Krimi. Selbst ein Besuch des Kommissars in der Pathologie wird anschaulich, aber eher lyrisch und metaphernreich als gruselig geschildert. Die Gedankengänge van Leeuwens oder so mancher Dialog scheinen teils philosophischer Natur zu sein. Unaufdringliche Vor- oder Rückblenden steigern zum Ende hin Dynamik und Spannung des ansonsten eher ruhigeren Krimis.
Die Reihe um Bruno van Leeuwen startete schon 2007, wurde aber neu aufgelegt, was sich meiner Meinung nach auf jeden Fall gelohnt hat!

Veröffentlicht am 27.11.2018

Potential für Folgebände

Der Schmetterling
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Kriminalinspektor Johan Rokka kehrt nach zwanzig Jahren von Stockholm in seine Heimatstadt Hudiksvall in Nordschweden zurück. Die Gründe dafür bleiben zunächst unklar. Erst nach und nach wird angedeutet, ...

Kriminalinspektor Johan Rokka kehrt nach zwanzig Jahren von Stockholm in seine Heimatstadt Hudiksvall in Nordschweden zurück. Die Gründe dafür bleiben zunächst unklar. Erst nach und nach wird angedeutet, dass Johan etwas aus seiner Vergangenheit so stark beschäftigt, dass ihn dies zur Rückkehr bewogen hat. Mit seiner direkten Art macht er sich zu Beginn bei den Kollegen und seiner Chefin nicht unbedingt beliebt. Allerdings trifft er auch auf viele alte Bekannte und ehemalige Freunde und Schulkameraden, mit denen er gerne mal einen trinken geht.
Noch vor seinem eigentlichen Amtsantritt muss er den Dienst beginnen. Henna, die Frau des Fußballstars Mans Sandin wird an Heilig Abend in ihrem Haus vor den Augen der beiden Kinder erschossen. Der Täter war als Weihnachtsmann verkleidet. War Mans Sandin selbst der Täter? Oder galt der Anschlag womöglich ihm? Dass Sandin auch ein alter Bekannter Johan Rokkas ist, gestaltet seine Ermittlungen nicht unbedingt einfacher.
Düster und kalt wie die Jahreszeit ist auch die Atmosphäre des Romans. Durch die verschiedenen Schauplätze (z.B. Florenz) und wechselnden Perspektiven wird dennoch genug Spannung und Dynamik aufgebaut. Lediglich das Ende wirkt etwas hastig.
Johan Rokka ist noch etwas undurchsichtig, durchaus sympathisch, aber mit Ecken und Kanten. Ihn möchte man gerne noch in weiteren Fällen erleben. Auch seine Kollegen zeigen Charakter, allen voran die etwas spröde Janna Weissmann. Sie ist eine interessante und etwas geheimnisvolle Figur, von der man gern noch mehr erfahren will.
Ein spannender und unterhaltsamer Krimi mit genügend Potential für weitere Folgen.

Veröffentlicht am 15.10.2018

Starker Beginn, dann leider zäh

Alchimie einer Mordnacht
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Christian Stern, unehelicher Sohn des Bischofs von Regensburg und aufgewachsen bei wenig liebevollen Zieheltern, ist ehrgeizig und wissensdurstig. Nach dem Studium in Würzburg kommt der 25-Jährige im ...



Christian Stern, unehelicher Sohn des Bischofs von Regensburg und aufgewachsen bei wenig liebevollen Zieheltern, ist ehrgeizig und wissensdurstig. Nach dem Studium in Würzburg kommt der 25-Jährige im Winter 1599 nach Prag, um dort am Hof des kauzigen Kaisers Rudolf II sein Glück zu suchen. Doch schon in der ersten Nacht findet er die Leiche eines jungen Mädchens. Der erst 16-jährige Magdalena Kroll wurde die Kehle durchgeschnitten und sie war, wie sich bald herausstellen soll, die Geliebte des Kaisers! Obwohl Christian Stern den Leichenfund sofort bei der Stadtwache meldet, gerät in Verdacht und wird zunächst eingekerkert. Doch bald zieht er die Aufmerksamkeit des Kaisers auf sich. Er vermutet in Stern eine Art Heilsbringer, den er in seinen Träumen vorhersehen hat. Und er beauftragt Christian Stern damit, den Mord an der jungen Magdalena Kroll aufzuklären.
Sterns rascher Aufstieg am Hof bringt ihm natürlich auch Neid und Missgunst ein. Außerdem zieht ihn schon bald Caterina Sardo in ihren Bann, was aber äußerst gefährlich ist, da sie die Geliebte des Kaisers Rudolf und die Mutter seiner Kinder ist. Dazu kommen die Intrigen und Machtspiele skrupelloser Höflinge, sodass Christian Stern schon bald um sein eigenes Leben fürchten muss.
Der Roman beginnt stark. Lebendig, sehr anschaulich und stellenweise sogar witzig erzählt Stern von seiner Ankunft in einer heruntergekommenen Herberge in Prag, einem Saufgelage mit einem Soldaten und dem Leichenfund. Auch Sterns Rückblicke in seine Kindheit und Jugend gestalten sich originell und unterhaltsam. Je länger Stern sich dann allerdings in Prag aufhält und in die Ränkespiele des Hofs verwoben wird, desto zäher gestaltet sich leider auch die Lektüre. So wie für Christian Stern selbst ist es auch für den Leser fast unmöglich, Schein und Sein, Freund und Feind auseinanderzuhalten. Dabei wird einem zwar die Figur des jungen Gelehrten Stern mit all ihren menschlichen Schwächen und in ihrer Widersprüchlichkeit durchaus sympathisch. Dennoch geht die Darstellung der Verwicklungen auf Kosten der Spannung und der Lesegenuss wird deutlich getrübt.
Schade, denn die Idee und der Schauplatz des ,,historischen Kriminalromans" klangen sehr vielversprechend.