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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.01.2019

Die Autorin zeigt eindrucksvoll, wie tückisch der erste Eindruck sein kann

The Couple Next Door
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Allgemein:

Endlich mal einen Abend ausgelassen sein. Nach Monaten voller Windeln, Spielzeug, Schlafentzug und Babygeschrei gleich nebenan mit den befreundeten Nachbarn zu Abendessen. Da ist doch nichts ...

Allgemein:

Endlich mal einen Abend ausgelassen sein. Nach Monaten voller Windeln, Spielzeug, Schlafentzug und Babygeschrei gleich nebenan mit den befreundeten Nachbarn zu Abendessen. Da ist doch nichts dabei, oder? So dachten es sich die jungen Eltern als sie mit dem Babyphone bewaffnet zur Nachbarstür gingen. Ihr Kind liegt schließlich schlafend im eigenen Teil des Reihenhauses. Doch als sie zurück kommen steht die Haustür offen, ihr Kind ist weg. Wer würde ihnen so etwas antun? Diese und andere Fragen wirft Shari Lapena in ihrem ersten Thriller auf. In Deutschland erschien das Buch 2017 bei Bastei Lübbe und inzwischen legte die Autorin mit ihrem zweiten Bestseller „A Stranger in the House“ nach.

Mein Bild:

Der Thriller fiel mir 2017 bei der Lesejury auf. Aber nicht durch das regnerisch, verschwommene Cover, nein, tatsächlich hat es mir der Klappentext angetan. Erschreckend und fasziniert zugleich über die Idee, dass ein Kind verschwindet, weil seine Eltern es mit Absicht allein ließen. Irgendwie erinnerte es mich an das Verschwinden der kleinen Maddie aus England. Damals standen die Eltern sehr im Fokus der Öffentlichkeit. Maddie wurde bis heute nicht gefunden.

Auf 348 Seiten bzw. 37 Kapiteln geht es nun darum, die kleine Cora zu finden und den Täter am besten gleich mit. Die Autorin beschreibt Situationen schnelllebig und realitätsnah, arbeitet aber auch mit Klischees, vor allem bei den Darstellern der Geschichte: Die sexy Nachbarin, die von ihrem Ehemann gelangweilt ist, die depressive Mutter Anne und der immer unter Druck stehende Vater Marco. Ich konnte mich ziemlich gut in die Personen hineinversetzen und sie waren ziemlich einfach auseinander zu halten trotz eines flotten Wechsels in der personalen Erzählweise.

Anne und Marco Conti, die Eltern der kleinen Cora, sind kein überglückliches junges Elternpaar. Das stand schon auf den ersten Seiten fest. Sie haben mit der Elternschaft zu kämpfen, gerade Anne leidet unter Depressionen und tat mir wahnsinnig leid. Dass das Muttersein nicht nur das Glück auf Erden bedeutet, wird innerhalb der Geschichte intensiv erläutert. Dennoch hätte ich Anne einige Male schütteln können, wie naiv sie eigentlich ist. Von einer Ende 20 - Jährigen hätte ich tatsächlich mehr erwartet. Es dauerte gefühlt ewig bis sie aufsteht und kämpft.
Deswegen mochte ich ihren Mann Marco zu Beginn lieber als sie. Er versucht nach dem ersten Schock, einen kühlen Kopf zu bewahren, obwohl die Liebe zu seiner Tochter so verzweifelnd greifbar war. Er wird unentwegt damit konfrontiert, dass er es niemanden recht machen kann. Zeitweise hätte ich ihn gern in Schutz genommen, zumindest bis er mir zu berechnend wurde.

Tja, und dann tauchte Detective Rasbach auf. Ein Ermittler wie ich ihn mir nur vorstellen kann. Strategisch, analytisch, gefasst, nie emotional, nur leider ohne den passenden Hut. Bei seiner Charakterisierung fällt stark auf, dass seine Vergangenheit und sein Äußeres keine Rolle spielt. Das war für mich auch nicht schlimm, denn es geht um die Contis, die zu meinen Erstaunen sofort auf der Verdächtigenliste stehen. Leider ging Rasbach seine Überlegungen zu oft durch. Meine Güte, so vergesslich bin ich nun auch wieder nicht. Ich meine, seine Vorgehensweise glich einer Rechenaufgabe, die er oft wiederholte, Zahlen je nach Erkenntnis austauschte, um dann auf das vermeintlich richtige Ergebnis zu kommen.
Das Ergebnis konnte nur richtig sein, ich verstand ihn, wirklich. Doch mein Herz wollte ihm nicht glauben, egal wie gut dieser Detective war, wie toll ich seine Befragungen oder seine Taktiken fand, emotional ließ ich das nicht zu.

Es fesselte mich wirklich, ich schwankte und rätselte bis ca. zur Mitte des Buches, änderte bis dato einige Male meine Meinung über den Contis, um dann nur zu sagen: „Das kann jetzt doch nicht wahr sein.“ Ich wusste, wer Coras Entführung zu verschulden hatte. Doch Stück die Geschichte bekam einen noch größeren Rahmen und es warteten bis zum Schluss teils logische, teils unerwartete Wendungen auf mich.

Emotional aufgewühlt und gespannt hoffte ich bis zum Ende, dass die kleine Cora wieder gesund nach Hause kommt. Ohne zu spoilern sage ich es mal so, Shari Lapena hat jedem das Ende verpasst, das er auch verdient hat.

Fazit:

Ein aufwühlender und spannender Thriller um die Suche nach einem vermissten Baby, dessen Eltern verdächtigt werden. Tiefgründig mit Plot Twists aufbereitet, jedoch mit Klischees in der Charakteristika gepflastert.

Veröffentlicht am 08.12.2018

Ein Hauch weihnachtlichen New Yorker Geschmacks

New York Christmas
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Allgemein:

„NewYork Christmas“ erschien 2015 beim Hölker Verlag und wurde durch das kreative Duett Lars Wentrup und Lisa Nieschlag gestaltet, während die Fotografin Julia Cawley New York mit ihrer Kamera ...

Allgemein:

„NewYork Christmas“ erschien 2015 beim Hölker Verlag und wurde durch das kreative Duett Lars Wentrup und Lisa Nieschlag gestaltet, während die Fotografin Julia Cawley New York mit ihrer Kamera festhielt. Zum Schluss stand ein durchgehend illustrierter Band mit Geschichten, Liedern und vor allem amerikanischen Koch- und Backrezepten, die extra für den europäischen Gaumen abgewandelt wurden. Andere Bücher in diesem Format sind „White Christmas“ und „New York Christmas– Baking“, die ebenfalls beim Hölker Verlag erschienen sind.

Mein Bild:

Ich bevorzugte bisher eher die klassischen Koch- und Backbücher nach den gewöhnlichen Kategorien wie „italienisch“, „mit Schokolade“ oder „nach Hausfrauenart“. Einfach damit ich ungefähr weiß, was dahinter steckt und ich gezielt nach Rezepten suchen kann. Tja, und dann bekam ich „New York Christmas“ geschenkt. Ein riesiges Buch, etwas schwer und so hübsch gestaltet, dass man es kaum in der Küche liegen lassen kann, schließlich könnte ein Fleck alles zerstören. Aber ich fand die Inhaltsangabe auf Anhieb sehr übersichtlich. Von süß bis deftig, von Vorspeisen bis zum Hauptgericht, alles ist dabei. Und alles klang sehr, sehr lecker und war gefühlt durch und durch durchdesigned.

Doch nicht nur das. Beim Durchblättern stieß ich sofort auf Erinnerungenan die namensgebende Stadt. Die Fotografien fangen New York im Winter mit dem Trubel oder selbst der seltenen Stille sehr gut ein. Es wirkt unbefangen, nicht gestellt, und so ehrlich wie Momentaufnahmen des Lebens sein können. Das gefällt mir sehr gut daran. Im heftigen Gegenzug stehen die Fotografien der Gerichte, die Lisa Nieschlag und Lars Wentrup in Deutschland aufnahmen. Mein erster Gedanke „Gott,sieht das lecker aus“, mein Zweiter „Na, ob das so aussieht, wenn ich das mache.“

Gesagt, getan und für euch getestet: „Snowcaps“. Die kleinen Gebäckkugeln trafen auf meinen Schokoholicgeschmack. Das Rezept warin wenigen Absätzen erklärt, die Zutatenliste kompakt und machbar. Zum Schluss sahen die „Snowcaps“ dem Bild auf der Doppelseite des Rezeptes sehr ähnlich. Der beschriebene Aufbau zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch. Bis auf das Ingwerpulver fiel mir keine wirklich exotische Zutat auf, so dass ich davon ausgehe, dass man alles im Supermarkt um die Ecke finden kann. Sehr gut mitgedacht, denn ganz ehrlich, wen schrecken endlos lange Zutatenlisten und eine umfangreiche Anleitung des Rezeptes nicht ab? Zu den typischen Portionsangaben gesellte sich allerdings keine Zubereitungszeit. Meines Erachtens gehört das dazu. Warum diese Angabe hier keinen Platz fand, weiß ich nicht. Ich habe beim Durchlesen der Arbeitsschritte grob zusammenzählen müssen, wie lange ich wohlbrauche. Ja, ich fand das nervig.

Absolut genial waren die Einführungen in das jeweilige Rezept, die alle sehr verschieden waren. Einmal ging es um die Herkunft einer Zutat, einander Mal um Abwandlungen oder Toppings, weiter ging es mit typischen amerikanischen Ritualen oder Tipps wie die Gerichte länger haltbarbleiben können. Zusätzlich ermunterte man den Leser sich einfach was zu trauen, sich vor den Probieren nicht zu scheuen. Mega abwechslungsreich!

Doch das Buch dreht sich nicht nur um Rezepte, sondern auch um Geschichten. So zumindest der Titel. Leider beinhaltet das Buch nur 3 Kurzgeschichten. Allesamt sind sie wunderschön, zeigen förmlich den Geist der Weihnacht und ließen mich inne halten beim Gedanken, worum es an Weihnachten wirklich geht. Jedoch hätte ich mir mehr davon gewünscht. Darüber haben selbst die 2 abgedruckten Weihnachtslieder nicht hinweg geholfen.

Abschließend sei gesagt, das Buch ist trotzdem gelungen und etwas ganz anderes. Die Aufmachung täuscht, denn dahinter befinden sich keine Luxus- und Profirezepte, sondern einfache, lecker Dinge, die sich jeder zutrauen kann.

Fazit:

Ein Geschenk für Städtetrippler & Lesemuffel mit einfachen, aber guten Geschmack und einer Vorliebe für Weihnachten.

Veröffentlicht am 18.11.2018

Farbenfrohe Settings, mutige Protagonisten und ein Fingerzeig auf sensible Nasen

Die Duftapotheke (2). Das Rätsel der schwarzen Blume
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Allgemein:
Ein weiteres Abenteuer rund um die Duftapotheke, deren Inhalte so gar nichts mit dem handelsüblichen Parfüm zu tun haben, erschien im September diesen Jahres beim Arenaverlag. Die Autorin Anna ...

Allgemein:
Ein weiteres Abenteuer rund um die Duftapotheke, deren Inhalte so gar nichts mit dem handelsüblichen Parfüm zu tun haben, erschien im September diesen Jahres beim Arenaverlag. Die Autorin Anna Ruhe schickt die Dreizehnjährigen Luzie und Mats, sowie Luzies fünfjährigen Bruder Benno nach Holland. Denn das Meteorpulver, die geheime Zutat, die den Düften ihre magische Wirkung verleiht, ist verschwunden. Noch dazu möchte Luzie Mats helfen, seinen Vater von einem „Ewigen Duft“ zu befreien. Es erwartet sie eine Reise voller Erinnerungen an den vorherigen Duftapotheker Daan de Bruijn und eine Bewährungsprobe ihrer Freundschaft..

Mein Bild:
Ich habe das Buchpaket fast ehrfürchtig ausgepackt, denn das Cover ist erneut mit so viel Liebe gestaltet. Meine Freude kennt bei solchen Buchdeckeln kaum Grenzen. Die Illustratorin Claudia Carls bleibt ihrer Grundlage treu, so dass der zweite Band in seiner farbenfrohen Gestalt zum Ersten passt und genauso schimmert. Auch die schwarz/weiß – Zeichnungen im Inneren des Buches sind wahre Kunst. Blumen ranken sich um einzelne Seiten, ebenso wie handgeschriebene Briefe und Szenen aus der Geschichte. Ich bin nach wie vor hin und weg!

Und da war ich wieder für kurze Zeit in der Villa Evie, in der die Familie Alvenstein ihr Leben gestaltet, aber nur die Kinder und Nachbarin Hanne von der darin versteckten Duftapotheke wissen. Anna Ruhes Schreibstil ist unverändert leicht, humorvoll und manchmal sogar dramatisch, so dass ich der Altersempfehlung des Verlages von 10 Jahren nur zustimmen kann. Luzie Alvenstein führt mich mit ihrer Ich-Perspektive durch die Geschichte und ist an den bisherigen Erlebnissen definitiv gewachsen.
Denn ihr ist nun bewusst, dass sie selbst Dinge verändern kann. Jedoch zweifelt Luzie an ihrer Begabung eine gute Duftapothekerin zu werden. Eine ganz und gar menschliche Eigenschaft, denn wer zweifelt nicht einmal an sich selbst? Und trotzdem ist beim Lesen von Anfang an sichtbar, dass Luzies Näschen mehr wahrnimmt als der Otto-Normalverbraucher.

Und genau hier kommen meine liebsten Beschreibungen ins Spiel. Ich ließ mich entführen in würzige, blumige oder erinnerungsschwangere Duftnoten, die förmlich vor mich hin wabberten. Langweilig wurde mir diese Thematik nie, denn neue Düfte mit anderen Wirkungsweisen gesellten sich dazu.

Doch nicht nur neue Düfte, nein, auch einige Settings und Protagonisten waren neu, die den Plot abwechslungsreich gestalteten und einige Überraschungen bereit hielten. Das bedeutete aber auch, dass sich nicht viel in der Duftapotheke selbst abspielte und daher fehlte mir das wunderbare heimelige Gefühl, dass diese Location ausstrahlt. Mir halfen das von den Kindern besuchte Gewächshaus in Größe eines botanischen Garten und der schwimmende Garten in Form eines Hausbootes nur teilweise darüber hinweg.

Frei nach dem Motto „Nicht ist so wie es scheint“ erkennen Luzie, Mats und Benno, dass nicht alles berechenbar ist und Konsequenzen folgen können. Das gefiel mir gut, schließlich sind die Drei noch Kinder. Apopo. Mir fiel übrigens auf, dass erst einige Wochen seit dem Einzug in die Villa Evie und dem damit verbundenen Abenteuer vergangen waren und es im jetzigen Buch kein einziges Wort zum Thema „Schule“ aufkommt. Ich meine, der Sommer war vorbei, der Herbst hat begonnen, Luzie und Benno müssen ja irgendwo zur Schule gehen und normalerweise beschäftigt es doch Kinder, wenn sie auf eine neue Schule gehen müssen. Oder? Wurde dieser Blickwinkel vergessen? Für die jungen Leser unter uns ist das sicherlich halb so wild, für mich dennoch ein Manko.

Nichtsdestotrotz liebte ich die detektivischen Herausforderungen, die Luzie, Mats und Benno gemeinsam meisterten. Mit einem Augenmerk auf Benno, der so Zucker ist, dass man ihn knuddeln möchte. Spielerisch geht er jede Situation an, kein Wunder, er ist ja erst 5 Jahre alt. Soll er Stift und Papier holen, bringt er eben Buntstifte und Malblock, ist doch logisch. Ich hatte so viel zu schmunzeln.

Doch nicht nur Benno war ein Highlight, ebenso einer der neuen Nebendarsteller, Friedrich Blüm. Seine Beschreibung erinnerte mich an den älteren Herrn aus dem Pixarfilm „Oben“. Weiterhin widmete sich die Autorin ausgiebig dem, ich nenne es mal, Zentrum des Bösen. Die sogenannten „Ewigen“ sind von ihrer kühlen und altertümlichen Art her sehr gelungen und würdige Gegner im Kampf um die Zukunft der Duftapotheke.

Alles im allem reißt „Das Rätsel der schwarzen Blume“ vor allem nach den ersten 100 Seiten mit (und auch die Blume spielt dann erst wirklich eine Rolle) und endet mit einem runden Abschluss ohne Cliffhanger. Eine Storyline, die in Bewegung bleibt, logisch aufgebaut ist und kleine Rückblenden zum 1. Band zeigt. Ich empfehle trotzdem „Die Duftapotheke – Ein Geheimnis liegt in der Luft“ vorab zu lesen.

Fazit:
Für kleine Detektive und große Detailliebhaber! Ein 2. Band, der sich nicht auf der vorherigen Geschichte ausruht und mit neuen Inhalten glänzt. Lasst euch von tollen Plottwists überraschen! Auch wenn mir lieb gewonnene Aspekte des 1. Bandes fehlten.

Veröffentlicht am 03.10.2018

Ruby & Bancroft – sexy and very funny

STAY
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Allgemein:

„Stay“ läutet den Beginn einer neuen Trilogie der amerikanischen Bestsellerautorin Helena Hunting ein. Die Reihe befasst sich mit dem Liebesleben der drei gut betuchten „Mills“- Brothers, wobei ...

Allgemein:

„Stay“ läutet den Beginn einer neuen Trilogie der amerikanischen Bestsellerautorin Helena Hunting ein. Die Reihe befasst sich mit dem Liebesleben der drei gut betuchten „Mills“- Brothers, wobei sich jeder Band einem der Brüder vorknöpft und daher auch unabhängig voneinander gelesen werden kann. LYX veröffentlichte den 1. Teil im September 2018 und inhaltlich dreht es sich auf den knapp 400 Seiten um Ruby, die sich auf einer Party bei einem gute aussehenden, aber kränklich wirkenden, Typen ansteckt. Daraufhin kann die hauptberufliche Schauspielerin nicht zu einem Casting erscheinen und gerät in Geldnot. Doch der Tiersitterjob bei dem reichen Bancroft Mills könnte zur Rettung werden. Wäre er nur nicht derjenige, der sie dezent auf der Party angehustet hat...

Mein Bild:

Ich bin durch den Blogger-Newsletter von Lübbe auf das Buch aufmerksam geworden. Irgendwie fand ich die Idee wahnwitzig eine Geschichte so aufzuziehen, dass die Protagonistin von einem heißen Kerl geküsst und angehustet wird, sie am nächsten Tag erkrankt, einen Job nicht bekommt und ihn dann als zukünftigen Arbeitgeber wieder trifft. In mir stieg die Frage auf, kann man so etwas ernst nehmen? Meine Antwort lautet einfach nur „Nein, aber man kann es mit Humor nehmen“!

Gerade am Anfang des Lesens habe ich mich teilweise gekugelt vor lachen. Helena Hunting hat einen wirklich lockeren Stil, der sich super lesen lässt, ohne dass der rote Faden verloren geht. Die Seiten flogen nur so dahin, obwohl ich Ruby am Anfang nicht so mochte. Sie ist Mitte 20, versucht sich nicht aus dem Reichtum ihrer Familie heraus zu definieren und will es allein schaffen. Klingt super, ist aber heuchlerisch, denn so ganz allein kann sie ihren Unterhalt doch nicht bestreiten und mir kam es so vor, als wäre sie ohne die Hilfe ihrer Freunde wirklich aufgeschmissen. Ein Dank an ihre beste Freundin Amy, so eine Freundin kann man sich nur wünschen.

Auch an Rubys Humor musste ich mich erst mal gewöhnen. Trocken und sexistisch, jedoch immer ein Fünkchen Wahrheit dabei. Sie nimmt trotz ihrer guten Erziehung wirklich kein Blatt vorm Mund und die Gedanken ihrer Ich-Perspektive lässt manchmal die Augen rollen. Erst recht als sie auf die männliche Seite der Geschichte trifft: Bancroft Mills, ein Mann wie aus dem Bilderbuch, lebhaft in einem Penthouse. Zu perfekt um wahr zu sein, selbst aus seiner Ich-Perspektive heraus. Ein Klischee, selbst für Ruby, die meine Gedanken in Worte packt. Wieso haben privilegierte Menschen oft Nachnamen als Vornamen? Ab dem Zeitpunkt wurden wir dann doch Freundinnen.

Es beginnt ein sexy Spielchen zwischen den Beiden, die versuchen vernünftig zu bleiben. Schließlich arbeitet Ruby für „Bane“ bzw. passt es beiden eigentlich gerade nicht so in den Kram eine Affäre zu beginnen. Ich liebte ihre Dialoge und die Art wie sie sich langsam kennenlernten. Egal, ob sie sich am Körper des anderen ergötzten oder tatsächlich ein alltagstaugliches Niveau erreichten, immer wieder gab es einfühlsame und sehr witzige Stellen, die ich nicht vergessen werde.
Apopo, nicht schnell vergessen. Die Tiere, die Bancroft besitzt sind ebenso einzigartig wie ungewöhnlich. Doch das werde ich hier garantiert nicht spoilern.

Eine Zeit lang dachte ich wirklich, dass es ganz klar ist, was noch passiert und wie. Es konnte einfach nur in die eine Richtung mit ganz viel Liebe und Sex gehen. Aber nö, die Autorin dachte sich dann doch das ein oder andere kleine Drama aus. Doch nicht ohne Grund, denn ich finde, genau das hat Ruby und Bane darin bestärkt sich selbst und ihre Beziehung zu entwickeln.
Letztendlich ist das Leben kein Ponyhof, nicht mal bei den Reichen und Schönen. Den 2. Band „Keep“ werde ich mir nicht entgehen lassen.

Fazit:

Eine Geschichte, mit der man schneller warm wird als man es sich vorstellen kann. Sehr sexy und einfühlsam mit einem großen Spaßfaktor beim Lesen.

Veröffentlicht am 03.09.2018

Tauche in eine Fortsetzung voller Magie, Märchen und der Verführung des Orients

Die Bibliothek der flüsternden Schatten - Bücherkönig
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Allgemein:

„Bücherkönig“ ist der 2. Band der Trilogie um „Die Bibliothek der flüsternden Schatten“ des Autors Akram El-Bahay. Veröffentlicht wurde der Fantasyroman, ebenso wie der 1. Band „Bücherstadt“, ...

Allgemein:

„Bücherkönig“ ist der 2. Band der Trilogie um „Die Bibliothek der flüsternden Schatten“ des Autors Akram El-Bahay. Veröffentlicht wurde der Fantasyroman, ebenso wie der 1. Band „Bücherstadt“, bei Bastei Lübbe. Innerhalb der Geschichte trifft der Leser erneut auf Sam, nicht mehr ganz Dieb, aber auch nicht mehr ganz Wächter der unterirdischen Bibliothek. Ihm ist die Flucht aus dem Herzen der Bücherstadt gelungen, doch er ist nicht mehr allein. Fabelwesen, die es eigentlich nicht geben sollte, begleiten ihn. Entflohen aus ihren Buchgefängnissen sehnen sie sich nach der Identität, die ihnen genommen wurde. Doch wie kann ihnen geholfen werden? Sam stürzt sich mit der Gelehrtentochter Kani in das nächste Abenteuer, ohne zu wissen, welche Geheimnisse noch auf sie warten.


Mein Bild:

Der 1. Band „Bücherstadt“ war für mich ausbaufähig und ich habe mir dreimal überlegt, ob ich weiterlesen möchte. Doch das Setting und der Schreibstil des Autors sind nun mal der Hammer, von daher habe ich dem 2. Band eine Chance gegeben und ich wurde nicht enttäuscht.

Das Cover passt super zum ersten Buch. Ein sich langsam öffnendes Buch mit einer Art Freske darauf. Dieses Mal umspielt nicht Gold, sondern Silber die Schrift. Der Autor ließ übrigens durchblicken, dass die Gesichter einem Gemälde Paramythias (die Bibliothek um die es sich dreht) entstammen. Man muss schon genau hinschauen, um die Unterschiede der Gesichter zu erkennen, aber das Cover passt nach wie vor wunderbar zur Geschichte.

Der Beginn setzt dort an, wo der letzte Teil endete. Es gibt zeitlich keinen Sprung und ich war sofort wieder drin. Selbst denjenigen Lesern, bei denen der 1. Band schon ein wenig zurück liegt sollte es leicht fallen wieder rein zu kommen. Warum? Durch sehr gut verpackte Rückblenden. Diese lesen sich wie eine Erinnerung, eine Anmerkung, so ganz nebenbei ohne nervig zu werden. Das ist eine Kunst, die man beherrschen muss. Genau an diesem Punkt überlege ich schon, ob man die Bände einzeln lesen könnte. Meine Antwort lautet „Jein“. An sich ist auch dieser Teil der Geschichte ein in sich abgeschlossenes Abenteuer, dass aber die Voraussetzung für den weiteren Verlauf darstellt. Ähnlich wie bei Band 1. Man müsste es wohl einfach probieren.

Die Handlung selbst wird endlich aus mehreren Perspektiven erzählt. Darüber bin ich so glücklich.
Denn die personale Perspektive des Protagonisten Samir ist nach wie vor nicht meins. Er wirkt jünger als Mitte 20, ist unsicher und zweifelt an allem, und das als „ehemaliger“ Dieb mit einer Portion Sarkasmus. Der Selbstfindungstrip, indem er sich nach wie vor befindet, ist noch nicht vorbei.
Doch mit Kanis Perspektive kommt endlich Schwung und vor allem Führung in die Geschichte. Sie ist der Antrieb und hat das letzte Wort, und Samir würde schließlich alles für sie tun. Die intelligente, schöne Gelehrtentochter legt endlich die Entwicklung hin, die ich im letzten Buch nicht sah. Sie wächst nach den Schicksalsschlägen in Paramythia über sich hinaus und im Verlauf der Geschichte stellen sie und der Leser gemeinsam fest, das in ihr Fähigkeiten schlummern, die ihr Leben verändern werden.
Die Dritte Perspektive im Bunde ist die der Wüstenhexe, die Gegenspielerin. Eine zweigeteilte Persönlichkeit voller Magie, altem Wissen und zeitweise sehr gefährlich Charakterzügen. Ich mag sie nicht, doch gerade das hat mir eigentlich gefallen.

Inhaltlich fiel mir schnell auf, dass der Autor das Ziel bzw. das Ende des Buch früh festlegte. Die Frage war nur, ob das gesteckte Ziel so erreicht werden kann. Denn der Weg dorthin ist voller Stolpersteine, Highlights, Spannungsbögen und einem Verfolger, dem das Rascheln von Papier anhaftet. Apopo, diesen, ich nenne ihn mal Bösewicht, empfand ich zeitweise störend. Er unterbrach jeden Fortschritt, jedoch ohne Erfolg. Ich finde, dann hätte man das Kerlchen auch weglassen können.

Aufregend fand ich die Bildung zweier Handlungsstränge im Verlauf der Geschichte, da sich Sam und Kanis Wege kurzzeitig trennen. Sie verlässt den Stadtstaat Mythia, die dahinterliegende Mauer (die mich sehr an die Mauer aus Game of Thrones erinnerte) und öffnete mir damit eine Welt voller Sand, Beduinen und sternenklarer Nächte. Nicht zu vergessen, die auffälligen Reisekameraden, die ihren Büchern entflohen sind. Ich bin immer noch sehr erstaunt darüber, was für Wesen aus Akram El-Bahays Gedanken entsprungen sind.
Samir hingegen wanderte durch die Bücherstadt oder durch die bildgewaltige, oberhalb liegende Stadt Mythia. Begleitet von Wasserwesen, leuchtenden Büchern, sowie der alte schrulligen Umm und dem Bibliothekar Jacobus. Beide sind absolut umwerfend und benehmen sich teilweise wie Kinder im Süßwarenladen oder geben die passenden Spitzen, wenn Samir mal wieder nicht vorwärts kommt. Ich habe gern darüber gelacht und ebenso über die Rätsel der Bücherstadt gegrübelt, die so Märchen zum Leben erweckte.

Die Handlungsstränge werden schlussendlich wieder zusammengeführt und so reihte sich ein Detail an das andere, eine Erkenntnis an die andere. Manchmal hatte ich die Lösung schneller vor Augen als die Protagonisten, aber das machte nichts, denn einen Aha-Effekt gab es immer.
Das Ende hatte es noch einmal in sich. Ein Showdown, bei denen weitere Geheimnisse gelüftet werden und ein Blick auf den nächsten Band geworfen wird, der vielleicht noch einen drauf setzen könnte. Zum Beispiel mit Sams bisher stockender Charakterentwicklung.

Fazit:

„Bücherkönig“ übertrifft meine Erwartungen mit mehr Perspektive und noch mehr Vielfalt an Charakteren und orientalischen Setting. Dafür hat der Protagonist noch einiges zu lernen. Wer Band 1 geschafft hat, sollte definitiv weiterlesen.

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