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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.02.2019

Mitreißender 2. Teil der Gutshof-Saga

Gut Greifenau - Nachtfeuer
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Der zweite Teil dieser Familiensaga beleuchtet die Zeit des 1. Weltkriegs von 1914 bis 1918. Während die beiden ältesten Söhne im Krieg kämpfen, ist der jüngste (Alexander) aufgrund einer Beinverletzung ...

Der zweite Teil dieser Familiensaga beleuchtet die Zeit des 1. Weltkriegs von 1914 bis 1918. Während die beiden ältesten Söhne im Krieg kämpfen, ist der jüngste (Alexander) aufgrund einer Beinverletzung zunächst kriegsuntauglich. Doch irgendwann bricht der Wahnsinn des Krieges auch über ihn herein… Katharina, die jüngste Tochter des Gutes, soll nach wie vor mit dem kaiserlichen Vewandten Ludwig verheiratet werden, um gesellschaftlich aufzusteigen. Sie selbst jedoch kennt Ludwig bereits von seiner schlechtesten Seite und schmiedet Pläne, um dieser Hochzeit zu entgehen…

Auch diesmal ist Gut Greifenau wieder Schauplatz vieler Intrigen, Irrungen & Wirrungen. Mit ihrer bildlichen Sprache schafft es die Autorin, den Leser sofort mitten ins Geschehen zu ziehen. Sie weckt Sympathien und Antipathien – allerdings werden bei einigen Figuren auch Klischees gut bedient. Nicht bei allen der recht vielen Haupt- und Nebenfiguren gelingt es ihr, eine Differenzierung im Charakter zu schaffen. Denn gerade in Kriegszeiten ist kaum jemand nur gut oder nur böse, nur Opfer oder nur Täter.

Wie immer hat mich die Geschichte mitgerissen und ich habe jede Minute der gut 17 Stunden Hörbuch genossen. Nun freue ich mich auf den Abschlussband, der ja bereits für Anfang März angekündigt und meines Wissens als Kindle-Edition bei Amazon bereits erhältlich ist, und bin gespannt, ob die jungen Leute von Gut Greifenau ihr Glück finden werden.

Veröffentlicht am 02.02.2019

Wer vertraut, verliert...

Roter Rabe
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Mit dem 4. Teil der Max-Heller-Reihe sind wir in den 1950er Jahren angekommen. Die DDR steckt in den Kinderschuhen, die Mächte drum herum versuchen nach wie vor, ihren Einfluss geltend zu machen. Kriminalkommissar ...

Mit dem 4. Teil der Max-Heller-Reihe sind wir in den 1950er Jahren angekommen. Die DDR steckt in den Kinderschuhen, die Mächte drum herum versuchen nach wie vor, ihren Einfluss geltend zu machen. Kriminalkommissar Max Heller hat es nicht leicht zwischen den Geheimdienstspitzeln verschiedener Länder. Und mit dem (angeblichen) Selbstmord zweier Zeugen Jehovas im Gefängnis beginnt für ihn ein Katz-und-Maus-Spiel, in dessen Mittelpunkt „der Rabe“ rückt, ein berüchtigter Agent, von dem nur Gerüchte im Umlauf sind und dessen wahre Identität und Nationalität niemand kennt.

Man sieht also – es ist keine einfache Krimikost, die dem Leser hier geboten wird, sondern eher ein Agententhriller. Man muss schon mitdenken und wird hineingerissen in einen Strudel aus Lügen, Intrigen und Machtspielen. Frank Goldammer ist es gelungen, den Leser nicht nur als Beobachter in den Kalten Krieg zu führen, sondern ihn quasi mitten hinein zu schubsen. Irgendwann wusste auch ich beim Lesen nicht mehr – wem kann man vertrauen? Kann man überhaupt jemandem vertrauen im Dresden des Jahres 1951?
In einer Nebenhandlung wird die private Geschichte der Familie Heller weitererzählt – diesmal allerdings sehr fokussiert auf Heller und seine Frau. Es geht vorrangig darum, dass sie ein Besuchervisum für den Westen bekommen hat und den ausgereisten Sohn besucht, während Heller Zweifel kommen, ob seine Frau überhaupt wieder in den Osten zurückkehrt.

Leider wird in diesem Teil kaum auf Hellers anderen Sohn eingegangen, der sich zum systemtreuen SED’ler gemausert hat und wohl eine große Karriere beim MfS anstrebt. Im letzten Band waren da Konflikte zwischen Vater und Sohn offenbar geworden und ich hatte mich darauf gefreut zu lesen, wie es zwischen den beiden weitergeht. Schade, dass das diesmal so gar kein Thema war… jetzt hoffe ich, dass es im nächsten Band wieder mehr in den Mittelpunkt rückt.

Insgesamt habe ich auch diesen Band wieder sehr genossen – wenn auch nicht ganz so sehr, wie das Vorgängerbuch. Ich werde aber auf jeden Fall die Reihe weiterverfolgen und freue mich schon auf ein neues Krimiabenteuer mit Max Heller.

Veröffentlicht am 16.01.2019

Die Lüge in der Lüge in der Lüge

Der Verrat
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Also ich muss sagen, den Plot dieses spannenden Familienromans fand ich richtig klasse. Es ist ja eine Geschichte um Schuld, Sühne und Vergebung. Aber neben diesen hauptsächlichen Emotionen sind da noch ...

Also ich muss sagen, den Plot dieses spannenden Familienromans fand ich richtig klasse. Es ist ja eine Geschichte um Schuld, Sühne und Vergebung. Aber neben diesen hauptsächlichen Emotionen sind da noch so viele andere Gefühle im Spiel, dass man richtig mitgenommen ist von dem Strudel. Um nur einiges aufzuzählen, wären da Hass, Wut, Liebe, Freundschaft, Respekt(losigkeit), Missgunst, Vertrauen (oder eben auch nicht)…und eine Menge Lügen. Die Verknüpfung ist der Autorin aus meiner Sicht wirklich gut gelungen. Auch das Setting (das Weingut Graven an der Saar) hat mich angesprochen. Besonders interessant fand ich diesen krassen Gegensatz zwischen der idyllischen Kulisse und den dramatischen Ereignissen auf dem Gut.

Da jede der Figuren ihren Anteil an der angespannten Atmosphäre des Romans hat, ist es wahrscheinlich auch nicht verwunderlich, dass ich mit keiner so richtig warm geworden bin. Von den drei Schwestern war mir Birgit noch die Sympathischste – aber sie spielte eine vergleichsweise kleine Rolle und hatte fast ausschließlich einen vermittelnden Part zwischen den beiden zerstrittenen Schwestern Pia und Nane (Ariane). Margot war auch so ne Person für sich… sie war mir sehr unsympathisch, obwohl ich ihre Beweggründe ein Stück weit nachvollziehen konnte, als ich gelesen habe, wie sie aufgewachsen ist.

Dadurch, dass ich für keine der Personen wirklich Sympathie empfinden konnte, war das Lesen eher so, als würde man von außen auf die Situation schauen – wie bei einem Theaterstück. Aber ich empfand das hier nicht als störend, ganz im Gegenteil. Sonst hätte mich dieser Strudel von Emotionen viel zu sehr mitgenommen.

Es war für mich ein interessanter, vielschichtiger Spannungsroman, der zeigt, wie dramatisch es sein kann, wenn eine Kette von Lügen eine Eigendynamik entwickelt.

Veröffentlicht am 26.12.2018

Niedliche weihnachtliche Geschichte

Die Liebe kommt auf Samtpfoten
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Dieses Buch hat mich in der Vorweihnachtszeit gut unterhalten. Es hat alles, was ein Unterhaltungsroman braucht – eine Liebesgeschichte, ein paar Verwicklungen, ein bisschen Neuschnee und als i-Tüpfelchen ...

Dieses Buch hat mich in der Vorweihnachtszeit gut unterhalten. Es hat alles, was ein Unterhaltungsroman braucht – eine Liebesgeschichte, ein paar Verwicklungen, ein bisschen Neuschnee und als i-Tüpfelchen eine kleine, süße und offenbar sehr clevere Katze. Als Samtpfoten-Fan kam mir das Buch daher gerade recht für die Weihnachtszeit. Kaila ist der Star des Buches und konnte mich mit ihrer erhabenen, kätzischen Art auch wirklich überzeugen. Die aus ihrer Sicht geschriebenen Szenen sorgten immer wieder für ein Schmunzeln und in vielen Szenen konnte ich eigene Katzenerfahrungen wiederfinden.

Über fast die ganze Länge des Buches konnte mich die Geschichte wirklich überzeugen. Nur auf den letzten 20 Seiten hat es mich leider ein wenig enttäuscht – das Ende war mir irgendwie zu abrupt und zu dramatisch aufgezogen. Im Gegenzug konnte ich mir nicht vorstellen, dass die Protagonisten mit einer solchen persönlichen Katastrophe so locker umgehen, wie es am Ende des Romans geschildert wurde. Irgendwie kam mir das Ende deshalb nicht „rund“ vor und das ist auch der Grund für den Abzug eines Sterns.

Trotzdem halte ich diese süße Story für gute Unterhaltung zum Fest – deshalb 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.12.2018

Eine dramatische Dreiecksgeschichte

Piccola Sicilia
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Piccola Sicilia ist anders als andere Kriegsromane. Es erzählt den 2. Weltkrieg aus einer Perspektive, die den meisten Deutschen völlig unbekannt sein dürfte: aus der Sicht der Juden von Tunis. Es ist ...

Piccola Sicilia ist anders als andere Kriegsromane. Es erzählt den 2. Weltkrieg aus einer Perspektive, die den meisten Deutschen völlig unbekannt sein dürfte: aus der Sicht der Juden von Tunis. Es ist eine dramatische Geschichte, die zeigt, wie Menschen sich verändern mit dem, was sie erleben (müssen).

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. Einmal in der jetzigen Zeit, als die Enkelin von Moritz Reincke versucht, Informationen über ihren verschollenen Großvater zu sammeln. Der viel größere Teil ist aber Moritz‘ Geschichte – wie er als Fotograf nach Tunis kam und dort eine Familie zu seinem Schicksal wurde.

Hauptpersonen sind neben Moritz auch Victor, ein junger Pianist, und dessen Adoptiv-Schwester Yasmina. Während ich die Taten und Ansichten von Moritz gut nachvollziehen konnte, blieb mir Yasmina in ihrer leidenschaflichen Zuneigung zu ihrem Bruder (die an Fanatismus grenzte) ein wenig fremd. Es mag ihr südliches Temperament sein, das ich als spröde Nordeuropäerin nicht immer ganz nachvollziehen konnte.

Dennoch – das Buch erzählt eine dramatische und tragische Geschichte, wie sie nur ein Krieg schreiben kann. Und sie ist gerade deshalb besonders lesenswert.