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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.10.2016

Hooligans

Hool
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Heiko Kolbe zieht zu Beginn des Buches mit seinen Kumpels los zu einer Schlägerei gegen eine andere Gruppe, 15 gegen 15. Bei diesem Match geht es brutal zu, die Aggressionen werden schon deutlich. Heiko ...

Heiko Kolbe zieht zu Beginn des Buches mit seinen Kumpels los zu einer Schlägerei gegen eine andere Gruppe, 15 gegen 15. Bei diesem Match geht es brutal zu, die Aggressionen werden schon deutlich. Heiko ist ein Hool, ein Hooligan. Für ihn und seine Kumpels geht es nach den Spielen von Hannover 96 erst so richtig los, wenn es zur sogenannten dritten Halbzeit kommt. Dann treffen sie auf die gegnerischen Hools in der Stadt.

Für Heiko sind diese Kumpel seine Familie; sein Onkel Alex hat ihn schon früh in die Szene eingeführt. Doch so nach und nach steigen immer mehr aus und wechseln in ein bürgerliches Leben, nicht so Heiko. Wir erfahren vom Leben in dieser Parallelgesellschaft. Ton und Umgang sind rau, die Sprache eine ganz eigene, sehr aggressive. Der Blick in diese Welt zeigt eine voller Gewalt, aber auch Loyalität und Ehrgefühl. Zartbesaitete Leser werden diesem Roman sicherlich nicht viel abgewinnen können, doch ich fand die Einblicke faszinierend und erhellend.

Veröffentlicht am 19.10.2016

Toller Reihenauftakt

Sieben minus eins
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Ein 15jähriges Mädchen ist verschwunden und es ist nicht das erste junge Mädchen, das vermisst wird. Sam Berger ist sich sicher, dass die Fälle zusammen hängen. Außerdem scheint der Täter ihn persönlich ...

Ein 15jähriges Mädchen ist verschwunden und es ist nicht das erste junge Mädchen, das vermisst wird. Sam Berger ist sich sicher, dass die Fälle zusammen hängen. Außerdem scheint der Täter ihn persönlich zu kennen. Sam Berger macht gerne Alleingänge und nimmt es mit dem Gesetz nicht so genau und gerade das bringt ihn oft in Schwierigkeiten.
Die Geschichte ist sehr spannend mit vielen unerwarteten Wendungen, darum möchte ich nicht weiter auf den Inhalt eingehen. Den Schreibstil finde ich typisch skandinavisch und wer sich in Stockholm ein wenig auskennt, erkennt viel wieder. Nach und nach erfährt der Leser mehr aus der Vergangenheit der Protagonisten und die Vermutungen werden konkreter, aber die Lösung lässt sich dennoch nicht so einfach erraten. Das Buch endet mit einem "Knalleffekt" und lässt auf das baldige Erscheinen der Fortsetzung hoffen.
Aktuelle Ereignisse werden angesprochen, Thesen aufgestellt und wieder verworfen - Hochspannung ist garantiert.

Veröffentlicht am 19.09.2016

Historischer Krimi Dresden 1944/45

Der Angstmann
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Dresden, November 1944. Kommissar Heller ermittelt im Fall einer bestialisch in einem Bootshaus ermordeten Frau. Seinem Vorgesetzten Klepp ist er ein Dorn im Auge, weil er kein Parteimitglied ist und aufgrund ...

Dresden, November 1944. Kommissar Heller ermittelt im Fall einer bestialisch in einem Bootshaus ermordeten Frau. Seinem Vorgesetzten Klepp ist er ein Dorn im Auge, weil er kein Parteimitglied ist und aufgrund einer Verletzung im Ersten Weltkrieg auch nicht zum Frontdienst einberufen wurde. Die schnelle Lösung des Vorgesetzten, dass es der jüdische Ex-Mann der Frau war, mag Heller nicht glauben. Und richtig, kurze Zeit später gibt es eine zweite Frauenleiche. Doch die Ermittlungen sind nicht einfach, offiziell gibt es keine Pathologen mehr im Krankenhaus, das sichtlich überlastet ist mit den Flüchtlingen aus Schlesien. Doch Heller lässt sich nicht von seinen Ermittlungen abbringen und findet doch noch einen Arzt, der die Leichen für ihn untersucht. Der zweite Teil des Buches spielt direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges; Dresden ist nun unter russischer Besatzung. Diese Zweiteilung hat mir sehr gefallen, weil der Leser so nebenbei auch viel über den Alltag am Ende des Krieges, aber auch direkt nach dem Krieg erfährt. Diese Informationen sind gut in die Geschichte des Falles eingebunden. Allerdings leidet manchmal der Krimiaspekt ein wenig unter den Beschreibungen des Alltags mit seinen Entbehrungen. Heller setzt sich auch in Zeiten des Krieges für die Menschlichkeit ein; auch hier zählt jedes Menschenleben und die bestialischen Morde sind nicht mit den Kriegsopfern zu vergleichen. Das Ende kam für mich nicht ganz unerwartet, passt aber zum Aufbau der Geschichte. Ich bin gespannt, ob es weitere Fälle geben wird.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Suche nach dem Mörder innerhalb einer Therapiegruppe

Die Schande der Lebenden
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Eine Gruppe von Süchtigen trifft sich jeden Montag bei Therapeut Tony de Silva. Die Süchte sind unterschiedlicher Natur, die Gruppe bunt zusammen gewürfelt. Ein Anästhesist, eine reiche geschiedene Frau, ...

Eine Gruppe von Süchtigen trifft sich jeden Montag bei Therapeut Tony de Silva. Die Süchte sind unterschiedlicher Natur, die Gruppe bunt zusammen gewürfelt. Ein Anästhesist, eine reiche geschiedene Frau, die ihrem Mann hinterhertrauert, eine Verkäuferin, eine gescheiterte Studentin und ein junger Mann, dessen Leben ein wahres Lügengerüst ist.

Alles, was in der Gruppe besprochen wird, bleibt in der Gruppe. Und so bleibt es auch, als einer von ihnen ermordet aufgefunden wird und die Polizei den Täter innerhalb der Gruppe vermutet.

Aus welchen Gründen geschah der Mord? Wer war es? Jeder hat etwas zu verbergen. Ich lag mit meiner Vermutung zwar schon recht früh richtig, aber die Beweggründe haben sich erst ganz am Ende erschlossen.

Mark Billingham erzählt die Geschichte aus der Sicht der Gruppenteilnehmer und der Polizistin, die den Fall untersucht. Neben den wechselnden Perspektiven gibt es zwei Zeitebenen, die Vergangenheit und die Gegenwart, die sich langsam annähern. Dann gibt es noch eine andere Perspektive, die man erst am Ende versteht.

Der Autor erzählt viel von den Therapiesitzungen und dem Verhalten innerhalb der Gruppe, die Geschichten der Einzelnen nehmen viel Raum ein und das Buch ist nicht so „actionlastig“, was mir allerdings gefiel. Eher ruhiger erzählt, dennoch bleibt die Spannung aufrecht. Ein guter Blick in die menschliche Psyche.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Reise in die Normandie

Wiedersehen in Barfleur
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Charlotte hat Kunstgeschichte studiert und arbeitet nun als Kuratorin in einem Kölner Museum. Sie lebt mit ihrem Partner Gregor zusammen, doch in der Wohnung fühlt sie sich nicht so wohl und auch die Beziehung ...

Charlotte hat Kunstgeschichte studiert und arbeitet nun als Kuratorin in einem Kölner Museum. Sie lebt mit ihrem Partner Gregor zusammen, doch in der Wohnung fühlt sie sich nicht so wohl und auch die Beziehung zu Gregor war schon mal besser. Da erhält sie auf einmal eine Nachricht von ihrer Cousine Sophie. Der Kontakt ist vor Jahren abgebrochen, aber plötzlich holt Charlotte die Vergangenheit wieder ein. Sophie schickt ihr ein Foto, auf dem ihr vor 15 Jahren verschollenener Vater sein könnte. Seit damals war sie nicht mehr in dem kleinen Ferienhäuschen in Barfleur, aber sie hat viele schöne Erinnerungen an die Zeit und so beschließt sie spontan, der Sache auf den Grund zu gehen und fährt in die Normandie. Dort wird sie auf mehr als eine Art mit der Vergangenheit konfrontiert.
Ein zweiter Erzählstrang spielt ab dem Jahr 1933, vorrangig aber in den Jahren 1940-1942.

Den Autorinnen ist eine schöne Sommerlektüre gelungen, die jedoch keinesfalls zu kitschig ist, sondern auch ernste Themen anspricht, wenn es um die Zeit der Besatzung in der Normandie geht und das Verhältnis zwischen Franzosen und Deutschen, um das Leben zwischen Kollaboration und Résistance. Informationen über das Werk von Paul Signac und weiterer Künstler, die Architektur von Le Havre und immer wieder Barfleur, sein Leuchtturm, die Bunker, die in Wohnhäuser umgewandelt wurden etc. sowie das französische Essen werden gekonnt in die Geschichte eingebunden. Auch die vielen französischen Begriffe und (Halb-)Sätze lassen das Buch authentischer wirken und vermitteln ein tolles Frankreichflair. Ich habe auf jeden Fall Lust auf einen Urlaub in der Normandie bekommen und habe den salzigen Geruch des Meeres in der Nase gehabt.
Über eine Fortsetzung der Geschichte würde ich mich freuen, denn es gibt noch so einiges, was weiter erzählt werden könnte.