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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.03.2019

ein dünnes Buch, das sehr zum Nachdenken anregt

Agathe
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Der Erzähler, ein älterer Herr,von Beruf Psychiater, steht kurz vor dem Ruhestand. Noch ein halbes Jahr muss er arbeiten und jeden Tag zählt er die Therapiestunden, die noch fehlen, bevor er endlich erlöst ...

Der Erzähler, ein älterer Herr,von Beruf Psychiater, steht kurz vor dem Ruhestand. Noch ein halbes Jahr muss er arbeiten und jeden Tag zählt er die Therapiestunden, die noch fehlen, bevor er endlich erlöst wird. Doch dann vereinbart seine Sprechstundenhilfe gegen seinen Willen einen Termin mit einer neuen Patientin und langsam ändert diese sein Leben.
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Der Erzähler war mir direkt zu Beginn furchtbar unsympathisch. Er ist alt, seine Patienten und ihre Probleme scheinen ihm egal. Doch nach und nach erfährt man mehr über sein Leben. Er ist eigentlich ziemlich verloren und alleine. Er hat das ganze Leben gearbeitet, nie viel getan und jetzt weiß er nicht, wie er die Tage im Ruhestand füllen soll. Er traut sich nicht so Recht aus seinen geregelten Bahnen auszubrechen, hat Angst, was seine Mitmenschen denken. Agathe scheint ihn durcheinander zu bringen und er wird sich erstmals der Leere in seinem Leben bewusst. Er fragt sich, was er mit all der Zeit im Ruhestand anfangen soll und rekapituliert sein vergangenes Leben.

Der Schreibstil hat es geschafft, mich mitzunehmen und trotz dem holprigen (da unsympathischer Erzähler) Anfang doch noch zu begeistern. Am Ende waren auch alle gar nicht mehr so unsympathisch, eher sehr menschlich. Jeder der erwähnten Charaktere trägt seine eigenen Probleme mit sich herum, manche größer als andere und dennoch geht jeder auf seine Weise damit um. Auch die Entwicklung des Erzählers fand ich sehr schön und das Ende durchaus gelungen. Die Autorin schafft es trotz des sehr dünnen Büchleins, elementare Fragen zu stellen und den Leser zum Nachdenken anzuregen. Oft habe ich mich in den Charakteren erkannt und habe beim Lesen inne gehalten um darüber nachzudenken. Das Buch liest sich zwar sehr zügig, aber dennoch ist es kein Buch, dass man mal eben so liest. Es klingt nach und man macht sich noch lange Gedanken.

Veröffentlicht am 19.01.2019

das Dominium

Die Eiskriegerin
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An ihrem 8. Geburtstag verliert Myra auf tragische Weise ihre Familie. Nach einigen schweren Jahren wird sie von Acrab gerettet und wächst an seiner Seite zu einer furchtlosen und starken Kriegerin heran. ...

An ihrem 8. Geburtstag verliert Myra auf tragische Weise ihre Familie. Nach einigen schweren Jahren wird sie von Acrab gerettet und wächst an seiner Seite zu einer furchtlosen und starken Kriegerin heran. Sie glaubt, die Vergangenheit hinter sich gelassen zu haben, doch als ein neuer Krieger zu ihrer Armee stößt, ist alles wieder da. Zweifel, Trauer und Wut kehren zurück. So macht sie sich auf den Weg um herauszufinden, was damals vor zehn Jahren wirklich geschehen ist. Auf ihrem Weg in die Vergangenheit trifft sie unweigerlich andere Menschen und obwohl es ihr schwer fällt, anderen zu vertrauen findet sie zwei Gefährten, die sie auf ihrer Suche begleiten: Marjane, ein Sklavenmädchen, und Kyllen, ein Magier.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, er ist flüssig und hat an den richtigen Stellen ausreichend Details. Die Geschichte wird recht schnell vorangetrieben, man hat dennoch nicht das Gefühl gehetzt zu werden. Die Geschichte an sich finde ich sehr interessant und schön gestaltet. Die drei Hauptcharaktere, aber auch die Nebencharaktere, sind toll beschrieben, genauso wie die Umgebung. Auch die Welt, das Dorminium, war gut durchdacht und hatte hin und wieder deutliche Parallelen zur realen Welt finde ich. Bei komplett neuen Welten finde ich jedoch eine Karte immer recht hilfreich, ohne diese fand ich manche Beschreibungen und Ortsangaben etwas verwirrend.

Myra ist nicht unbedingt der sympathischste Charakter, sie ist oft sehr schroff zu ihren Mitmenschen und möchte nichts von sich preisgeben. Das finde ich jedoch mit Blick auf ihre Vergangenheit nicht weiter schlimm. Was mich jedoch gerade am Anfang des Buches enorm gestört hat war das "ich bin super schlau und finde eine Lösung für ausweglose Situationen"-Gehabe. An gefühlt jeder etwas komplizierten Stelle, die zunächst als unlösbar erschien, kam die Phrase "Es sei denn..." und schwupps, Problem gelöst. Nach dem 3. Mal war das nur noch nervig, hat sich jedoch glücklicherweise ab der Hälfte gelegt.

Ebenfalls irritierend fand ich den Besitzanspruch der männlichen Charaktere in Myras Vergangenheit und ihre Annahme desselbigen. Immer wieder las ich "Sie gehört mir" und auch von Myra kam sehr oft "Ich gehöre ihm". Ich kann verstehen, dass man jemandem Treue schwört, dennoch kam es hier schon stellenweise sehr nah an das Leben eines Sklaven, das sie ja eigentlich ablehnt. Die Auflösung am Ende des Buches hat sich immer mal wieder angedeutet. Auf der einen Seite finde ich das gut, auf der anderen werde ich auch gerne nochmal überrascht am Ende eines Buches.

Alles in allem klingt das jetzt nach sehr viel Kritik, das Buch hat mir dennoch gut gefallen. Nur Begeisterungsstürme konnte es eben leider nicht auslösen. Den 2. Teil werde ich trotzdem lesen.

Veröffentlicht am 11.12.2018

Ein netter Jugendroman

Nevermore
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Am Anfang des Buches war ich kurz davor abzubrechen. Die Handlungen und Gedanken der Charaktere konnte ich absolut nicht nachvollziehen. Sie sind überzogen und unrealistisch, selbst für pubertierende Jugendliche. ...

Am Anfang des Buches war ich kurz davor abzubrechen. Die Handlungen und Gedanken der Charaktere konnte ich absolut nicht nachvollziehen. Sie sind überzogen und unrealistisch, selbst für pubertierende Jugendliche. Nach den ersten Kapiteln wird es jedoch zum Glück besser. Den Hauptcharakter Isobel finde ich zwar nach wie vor immer noch sehr nervig und ihre Reaktionen auch etwas unnötig, aber einige der anderen Charaktere sind zum Glück wesentlich interessanter. Auch die Story wird im mittleren Teil spannend und es hat Spaß gemacht weiter zu lesen. Die Idee, dass sich Traum und Wirklichkeit vermischen ist nicht neu, jedoch hat Kelly Creagh es hier gut umgesetzt mMn. Die Verbindung zu Edgar Allen Poe, die immer wieder angedeutet wird, konnte ich nicht so ganz nachvollziehen, hier hätte ich mir etwas mehr Informationen gewünscht.

Die Sprache finde ich einfach und dem Buch angemessen, aber dennoch nicht langweilig. Trotz dem etwas holprigen Anfang hab ich das Buch am Ende doch ganz gerne gemocht. Lediglich das doch sehr offene Ende hat mich etwas gestört. Ich hätte mir hier einen klareren Abschluss oder eine Fortsetzung gewünscht.

Fazit: Ein gelungenes Jugendbuch mit einigen Startschwieigkeiten, das leicht zu lesen ist. Für alle die eine schöne leichte Geschichte suchen durchaus empfehlenswert, für alle, die etwas anspruchsvoller sind, eher nicht.

Veröffentlicht am 04.03.2024

Trial of the Sunqueen

Trial of the Sun Queen
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Vor 12 Jahren wurde Lor zusammen mit ihren Geschwistern ins Gefängnis des Aurorakönigs gebracht. In diesen 12 Jahren hat sich ihr hass auf den König und alles wofür er steht nur verstärkt und sie schwört, ...

Vor 12 Jahren wurde Lor zusammen mit ihren Geschwistern ins Gefängnis des Aurorakönigs gebracht. In diesen 12 Jahren hat sich ihr hass auf den König und alles wofür er steht nur verstärkt und sie schwört, ihn für alles zahlen zu lassen, sollte sie jemals aus dem Gefängnis entkommen. Eines Tages, Lor wurde mal wieder in Einzelhaft verbannt, kommt es im gefängnis zu einem Aufstand und in diesem Tumult wird Lor entführt. Als sie aufwacht, findet sie sich am Hof des - natürlich äußerst attraktiven - Sonnenkönigs aus dem rivalisierenden Nachbarreich wieder, wo sie mit neun anderen Tributen um die Hand des Königs und damit um den Thron kämpfen soll. Doch um die Prüfungen zu überstehen, muss sie sich nicht nur als Mensch gegen die High-Fae durchsetzen, sondern auch den Intrigen-Dschungel und die Politik am Hof überstehen.

Die Grundidee der Geschichte mag ich, auch wenn das Setting recht klassisch ist. Auch die Welt bietet Potential interessant zu werden, die High-Fae und die politischen Intrigen und größeren Mächte, die hier am Werk sind, sind spannend und geheimnisvoll. Allerdings fand ich den Schreibstil immer wieder relativ schwach und Nisha J. Tuli hat es meiner Meinung nach nicht geschafft, die welt vor meinem inneren Auge aufleben zu lassen. Alles wirkt recht oberflächlich und man erfährt nicht wirklich, warum Lor im gefängnis ist und was es mit ihrer Vergangenheit auf sich hat, noch wird die Welt wirklich erklärt. So weiß ich z. B. auch am Ende von Band 1 immer noch nicht, warum Menschen unter den High-Fae leben oder was die einzelnen Gebiete sind, die hin und wieder erwähnt werden.

Die Charaktere sind allesamt etwas nervig und klischeehaft, v.a. Lor fand ich größtenteils einfach nur unsympathisch und bin mit ihr nicht warm geworden. Aber auch die anderen Charaktere fand ich relativ oberflächlich und die Beziehungen (seien es romantische oder freundschaftliche) haben sich für mich nicht echt angefühlt. Die Sexszenen fand ich sprachlich ziemlich klischeehaft übertrieben und hätte ich für meinen Geschmack nicht gebraucht, da sie für mich auch nicht wirklich zum Erzählstil des restlichen Buches passten. Am Ende geht dann auch alles sehr schnell und der Umschwung von "der Sonnenkönig ist so unglaublich heiß" zu "ich hasse dich" war mir irgendwie zu rasant erzählt.

Das Hörbuch war allerdings wirklich gut gesprochen und hat mir die Lektüre wesentlich angenehmer gemacht. Ob ich die Reihe weiterverfolge, weiß ich allerdings noch nicht.

Veröffentlicht am 19.01.2024

Maali

Die sieben Monde des Maali Almeida
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Gerade stand Maali Almeida auf einem Balkon und jetzt wacht er plötzlich im Zwischenreich auf, glaubt zunächst noch an einen Drogentrip oder wirren Traum. Doch schon bald holt ihn die Gewissheit ein, er ...

Gerade stand Maali Almeida auf einem Balkon und jetzt wacht er plötzlich im Zwischenreich auf, glaubt zunächst noch an einen Drogentrip oder wirren Traum. Doch schon bald holt ihn die Gewissheit ein, er ist tatsächlich tot. Sieben Monde, also sieben Tage hat er Zeit um seinen Tod aufzuklären und die brisanten Fotos, die er unter dem Bett versteckt hat, zu den richtigen Leuten zu bringen.

Maali ist ein junger schwuler Kriegsfotograf im Sri Lanka der 90er Jahre. Das Land ist gebeutelt vom Bürgerkrieg, es herrscht Korruption und Gewalt, Menschen verschwinden spurlos, ermordet, zerstückelt und irgendwo entsorgt. Mit seinem Roman "Die sieben Monde des Maali Almeida" gibt Shehan Karunatilaka einen Einblick in das Leben und die politischen wie gesellschaftlichen Probleme in Sri Lanka. Die Kultur ist tief verwoben mit der mythologischen Welt und dem lokalen Aberglauben an Götter und Geister. Und genau diese erwarten Maali auch im Jenseits, sei es als Helfer und Beschützer oder als Verführer.

Ich habe mir mit diesem Buch wirklich schwer getan, denn die Übergänge zwischen Geisterreich und Realität sind fließend, das eine funktioniert hier nicht ohne das andere. Die Szenen, die Karunatilaka beschreibt sind grausam und düster, die Realität des Bürgerkrieges wird nicht beschönigt oder verheimlicht. Dem gegenüber steht die mythologische Ebene in der Maali einerseits auf den Winden reisen kann und sich wundert, wie bürokratisch das Jenseits abläuft oder dass auch Tiere sprechende und denkende Geister werden, in der andererseits aber auch Gefahren lauern und die Frustration, wenn er nicht mit seinen Freunden im Diesseits kommunizieren kann.

Beim Lesen kam mir immer wieder unweigerlich der Gedanke, das was ich hier lese ist wichtig, die Schilderungen des Bürgerkriegs und die Folgen für die Menschen, das alles darf nicht vergessen werden. Doch gleichzeitig blieb mir das Geschehen auch fremd, der Erzählstil und das literarische Wirrwar aus Geisterwelt, Mordaufklärung und Szenen aus Maalis persönlicher Vergangenheit haben es mir schwer gemacht, mich auf die Handlung einzulassen.

Die Auszeichnung mit dem Booker Prize ist berechtigt und die Wichtigkeit und der fundierte Überblick über die Geschichte Sri Lankas, die Karunatilaka mit diesem Buch gibt kann (und will) ich nicht bestreiten. Dennoch hat mir persönlich die erzählerische Umsetzung nicht zu 100% gefallen. Das sollte jedoch niemanden von der Lektüre abhalten.