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Veröffentlicht am 08.08.2019

»Bücher berühren die Seele«

Das Glück hat viele Seiten
1

In ihr Heimatdorf in der Eifel wollte Hannah auf keinen Fall zurückkehren! Dieses Leben hat sie vor langer Zeit hinter sich gelassen – bis ihr Tante Marlies ihren Buchladen vererbt. Mit dem Geschäftsmann ...

In ihr Heimatdorf in der Eifel wollte Hannah auf keinen Fall zurückkehren! Dieses Leben hat sie vor langer Zeit hinter sich gelassen – bis ihr Tante Marlies ihren Buchladen vererbt. Mit dem Geschäftsmann Ben findet sich zum Glück schnell ein Käufer und Hannah ist die Verantwortung los. Doch der regionale Buchclub, bestehend aus vier taffen, älteren Damen, ist entsetzt von dem bevorstehenden Verkauf.
Wird es Hannah gelingen, den Buchladen zurückzuerobern? Und welche Pläne hat der attraktive Ben mit dem Geschäft?

Mit einem wunderbar flüssigen Schreibstil lockt Ella Zeiss in die Gedankenwelt der Hautprotagonistin Hannah. Schnell findet sich der Leser in der chronologischen Handlung zurecht und fiebert den nächsten Ereignissen entgegen. Leider bewahrt sich die junge Frau ein naives Verhalten, welches ihre Versuche, den Buchladen zurückzugewinnen, leicht kindisch wirken lässt. Zwar sorgen in diesem Rahmen einige Szenen für Schmunzler, doch Hannah als Person sorgt mindestens genauso für ein Kopfschütteln. Innerhalb des Romans findet kein charakterliches Voranschreiten der Protagonistin statt, im Gegenteil; immer wieder begeht sie dieselben Fehler, ohne daraus zu lernen.

Zwischen Hannah und dem Geschäftsmann Ben sprühen nur allzu bald die Funken. Hin- und hergerissen zwischen der aufkeimenden Leidenschaft und Bens Zielen für den Buchladen, liefern sich beide kreative Machtkämpfe. Somit nimmt Ben den Part des Gegenspielers ein, der trotz seiner Pläne und seines Sturkopfes dennoch mehr Sympathien wecken kann als Hannah. Sein Verhalten wirkt authentischer als Hannahs, doch leider bleiben die Hintergründe beider Protagonisten recht vage.

Gut gelungen ist die Atmosphäre innerhalb des Dorfes: Voller Tatendrang halten die Bewohner zusammen und vermitteln ein Gemeinschaftsgefühl, das berührt. Auch die Damen des Buchclubs tragen, trotz fragwürdiger Verschwörungen, zu diesem Gefühl bei. Vor diesem Hintergrund versöhnt vor allem das Ende des Romans, das mit einer unerwarteten Überraschung aufwarten kann.

Ella Zeiss hat somit einen leichten, unterhaltsamen Roman für Bibliophile geschaffen. Eine kleine Hommage an die Magie der Bücher, die Menschen zusammenbringt. Dennoch schaffte es die Hauptprotagonistin nicht immer, mich zu überzeugen; ihre Magie blieb leider blass.

  • Einzelne Kategorien
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  • Geschichte
  • Lesespaß
  • Figuren
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 03.02.2019

Viele Geheimnisse wiegen schwer...

Das kleine Theater am Meer
1

Mit 33 Jahren wagt Faye einen Sprung ins kalte Wasser: Nach der Trennung ihres Freundes und dem Abschluss ihres Studiums nimmt sie kurzerhand das Angebot ihrer Schulfreundin Charlotte an, ein paar Tage ...

Mit 33 Jahren wagt Faye einen Sprung ins kalte Wasser: Nach der Trennung ihres Freundes und dem Abschluss ihres Studiums nimmt sie kurzerhand das Angebot ihrer Schulfreundin Charlotte an, ein paar Tage auf Sardinien zu verbringen. Doch was wie ein Urlaub beginnt, entwickelt sich bald zu einem Job, der sich in Fayes Herz schleicht. Sie soll das Theater der kleinen Stadt Deriu renovieren, nicht wissend, dass die Bewohner davon alles andere als begeistert sind. Denn jeder von ihnen scheint ein Geheimnis zu haben, das er um jeden Preis bewahren will…

"Das kleine Theater am Meer" erweckt zuerst den Eindruck einer leichten Sommerlektüre. Doch wer denkt, dass sich dieser Roman in die Kategorie "Liebesroman" einordnen lässt, liegt weit daneben! Abwechselnd aus den Sichten von Faye und ihren Eltern erzählt, begleitet man die Protagonisten entweder in das sonnige Sardinien oder das windige West Dorset. Wer anfangs noch lieber bei Faye in Sardinien geblieben wäre, fängt bald an, der Nebenhandlung entgegenzufiebern.

Auf Sardinien wird Faye als Innenarchitektin damit beauftragt, ein altes Theater zu restaurieren. Dort trifft sie nicht nur auf den launischen Besitzer Alessandro und dessen zurückhaltende Schwester Marisa, sondern auch auf den ehemaligen Schauspieler Pasquale, der schrullige Angewohnheiten zu pflegen scheint. Wenig verwunderlich trifft Faye auf Probleme, was sowohl die Renovierung als auch Alessandro anbelangt.
Der eigentlich interessantere Handlungsstrang findet allerdings in West Dorset statt. Sehr überraschend erfährt Faye, dass ihre Eltern beschlossen haben, sich nach Jahrzehnten der Ehe zu trennen. In wechselnden Kapiteln erfährt der Leser, wie es zum Auseinanderleben von Ade und Molly kam. Missverständnisse, Geheimnisse und auch eine gesunde Portion Egoismus haben dazu beigetragen, dass beide entschlossen sind, von nun an getrennte Wege zu gehen. Für mich einmal ein erfrischend neuer Ansatz, denn viele Romane bieten lediglich eine Perspektive: Das Kennenlernen und anschließende Zusammenkommen eines Paares; nicht jedoch, wie es ist, Jahrzehnte zusammen zu verbringen, nur um irgendwann festzustellen, dass man vom Partner ein ganz falsches Bild hat.

Somit ist die Gesamthandlung glaubwürdig, auch wenn sich einige Verhaltensweisen der Charaktere hinterfragen lassen. Diese werden zwar in einem recht übereilten Schluss aufgeklärt und wirken im Kontext auch logisch, doch zufrieden ist der Leser damit trotzdem nicht. Hatte man zuvor einen recht ausführlichen und etwas langsameren Mittelteil, so wird im Schluss alles rasant aufgelöst. Ein Ereignis folgt auf das andere, alte Geheimnisse kommen verstaubt ans Tageslicht und dann ist die letzte Seite auch schon gelesen.
Auch der angehauchte Theaterumbau hätte meiner Meinung nach mehr Ausführlichkeit verdient, denn was eigentlich als Haupthandlung wahrgenommen wird, läuft mehr oder weniger still im Hintergrund ab.

Allerdings werden die Schwachstellen der Handlung von einem leichten und sehr bildlichen Schreibstil abgeschwächt. Die wunderschönen, landschaftlichen Beschreibungen der Autorin lassen ein südländisches Flair vor dem inneren Auge entstehen und nebenbei lernt man auch noch jede Menge über sardische Gerichte. Durchaus angemessen für eine schöne Sommerlektüre, die nicht in dieses Raster passen mag.

"Das kleine Theater am Meer" mag keine typische, seichte Sommerlektüre sein, doch mit ganz neuen Handlungsperspektiven und zauberhaften Beschreibungen entführt sie dennoch in das malerische Deriu. Rätselhafte Charaktere tragen dabei schwer an ihren Geheimnissen und lüften diese in einem abrupten Ende, das etwas mehr Ausführlichkeit vertragen hätte. Für Leser, die auf der Suche nach guter Unterhaltung sind, ein solider Roman mit gut ausgearbeiteten Charakteren, die (beinahe) zu schnell ans Herz wachsen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.08.2018

Liebe gegen die Strenge der indischen Tradition?

Die englische Fotografin
0

Als junge Fotografin ist Eliza versucht, sich in Großbritannien der 30er Jahre einen Namen zu machen. Dank ihres Bekannten Clifford erhält sie die Chance, die Familie des Maharadscha in Indien zu porträtieren. ...

Als junge Fotografin ist Eliza versucht, sich in Großbritannien der 30er Jahre einen Namen zu machen. Dank ihres Bekannten Clifford erhält sie die Chance, die Familie des Maharadscha in Indien zu porträtieren. Doch nur allzu bald stellt Eliza fest, dass innerhalb des Palastes nichts so ist wie es scheint. Intrigen und Eifersucht durchziehen das Palastleben wie ein Netz, das auch die junge Fotografin zu umschlingen droht – vor allem als sie sich in den Bruder des Fürsten verliebt…

Dinah Jefferies Roman „Die Englische Fotografin“ entführt in die farbenprächtige, indische Kultur, lässt zwei vollkommen unterschiedliche Welten aufeinanderprallen und würzt das Ganze mit spannenden Intrigen und gefühlsbetonten Momenten.
Eliza, ihre Hauptprotagonistin, wagt sich als alleinstehende Frau in das kunterbunte Palastleben und sieht sich mit einigen Problemen konfrontiert. Nicht nur droht ihre kaum verarbeitete Vergangenheit in Indien hochzukommen; auch ihre persönliche Entwicklung wird gefordert. Sehr sympathisch geht die Protagonistin auf ihre Mitmenschen ein und bildet sich ihre ganz eigene Meinung über die indische Bevölkerung. Zwar scheint eine gewisse Naivität vorhanden zu sein, die dennoch nicht störend wirkt.
Neben Eliza wirkt Jay, der Bruder des Fürsten, manchmal etwas blass. Anfangs mit Überheblichkeit ausgezeichnet, kann man ihn dennoch als freundlich empfinden, auch wenn er seine Ziele stets vor Augen hat. Dennoch ist er nicht immer greifbar.
Die Nebencharaktere erfüllen ihre zugedachten Rollen gut. Schon bald offenbart sich ein Gegenspieler, welcher die Fäden in der Hand hält und der Protagonistin das Leben schwer macht. Weitere Nebencharaktere fungieren als Freunde und mehr oder weniger zuverlässige Konstanten, welche Eliza (teils) Halt und Unterstützung anbieten.

Als Eliza mit dem Leben in Indien konfrontiert wird, welches sie für die britische Krone zu porträtieren hat, sieht sie sich einigen Widerständen gegenüber. Einerseits die ungezähmte Wildheit Indiens mit seinen wundervollen Menschen und andererseits der Glaube an die unerbittliche Unterwerfung der Frau, welche für sie nur schwer zu begreifen ist. Im Verlauf des Buches lehnt sie die Oberherrschaft der Briten über Indien immer mehr ab, welche vor allem von Clifford vertreten wird. Neben den politischen Zerwürfnissen hat die junge Frau auch mit ungebetenen Gefühlen für Jay zu kämpfen, die sie gegen Ende in ein tiefes Loch stürzen lassen.
Inhaltlich eine glaubwürdige Handlung, auch wenn der vierte Teil in meinen Augen zu schnell abgehandelt wird. Probleme, die zuvor als unüberwindbar betrachten wurden, werden blitzschnell aus dem Weg geräumt, um einem zu erahnenden Ende Platz zu machen. Einige Entwicklungen, charakterlich wie auch vom Verlauf her, verliefen einfach zu rasch. Somit wird dem zuvor sorgfältig aufgebauten Zauber Indiens einen Teil seiner Magie geraubt, was manchen Leser enttäuschen könnte.

Dennoch schafft es Jefferies, den Leser in die wundervoll farbenprächtige Welt Indiens zu locken. Der flüssige Schreibstil garantiert einen tollen Lesefluss, auch wenn man zu anfangs etwas Zeit benötigt, um die ganzen (Orts-)Namen in Erinnerung zu behalten. Als etwas störend können auch die schnellen Kapitel- und Handlungssprünge zu anfangs empfunden werden, was jedoch im Verlauf des Buches besser wird. Sehr schön wird im ersten und zweiten Teil in die Handlung eingeführt, sodass man im dritten Teil eine Spannung spürt, die wie die Ruhe vor dem Sturm wirkt, welcher im vierten Teil losbricht.

Alles in allem ein gelungener Roman für warme Sommertage, der die Sehnsucht nach Indien weckt! Man kann die Gerüche von Ingwer und Kardamom beinahe riechen, sieht sich allerdings auch mit der harten, strengen Kultur Indiens konfrontiert. Eine schöne Liebesgeschichte mit gerissenen Intrigen, die zwar Einiges, aber nicht alles erahnen lassen. Einziges Manko ist das zu rasche Ende, das noch einige Sätze mehr verdient hätte.

Für Leser, die sich nach fernen Ländern sehnen und eine unterhaltsame Liebesgeschichte mit Konfrontationen genießen möchten.

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  • Charaktere
  • Gefühl
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 02.10.2017

Nicht alles, was glitzert, ist Gold...

The Promise - Der goldene Hof
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Titel: „The Promise – Der Goldene Hof“
Autor: Richelle Mead
Verlag: ONE ein Imprint der Bastei Lübbe AG (29. September 2017), 592 Seiten à 18,00 €
Erster Teil der Reihe „The Glittering Court“; Zweiter ...

Titel: „The Promise – Der Goldene Hof“
Autor: Richelle Mead
Verlag: ONE ein Imprint der Bastei Lübbe AG (29. September 2017), 592 Seiten à 18,00 €
Erster Teil der Reihe „The Glittering Court“; Zweiter Band „The Midnight Jewel“

Klapptext

Der Goldene Hof verspricht auserwählten Mädchen ein völlig neues Leben. Nicht nur, dass sie lernen, sich in vornehmen Kreisen zu bewegen, sie werden auch auf eine glamouröse Zukunft im aufstrebenden Nachbarland Adoria vorbereitet.
Die junge Adelige Elizabeth scheint bereits ein solches Leben zu führen. Doch nach dem Tod ihrer Eltern fühlt sie sich wie in einem Gefängnis, aus dem sie nur noch fliehen will. Als Elizabeth dann den charmanten Cedric Thorn vom Goldenen Hof kennenlernt, weckt er einen waghalsigen Plan in ihr: Sie muss es irgendwie nach Adoria schaffen. Und kurze Zeit später tritt sie unter falschem Namen die Ausbildung am Goldenen Hof an -

Cover

Auf den ersten Blick hat mich das märchenhaft gestaltete Cover überzeugt! Die schönen Blautöne des Hintergrunds werden durch ein goldenes Funkeln durchbrochen, welches perfekt zum Titel des Romans passt. Abgerundet wird dieses Design durch die Rückansicht einer jungen Frau, welche durch die Goldelemente etwas Magisches bekommt.

Einschätzung

Von Beginn an wird der Leser mit der taffen Adeligen Elizabeth konfrontiert, welche ihre eigenen Pläne schmiedet und nur ungern den Anweisungen ihrer Großmutter folgt. Dazu verdammt, einen unbekannten Cousin zu heiraten, entscheidet sich Elizabeth für die Flucht und versucht ihr Glück in einer vollkommen fremden Welt. Dabei muss sie nicht nur verbergen, wer sie wirklich ist, sondern auch mit der Rivalität am „Goldenen Hof“ zurechtkommen… und mit ihren unerwarteten Gefühlen, die alles zerstören könnten.
Unterstützung findet sie bei ihren Freundinnen Tamsin und Mira, die jedoch selbst mit einigen Problemen zu kämpfen haben und vor Geheimnissen nur so strotzen.

Dank Richelle Meads flüssigem Schreibstil und einer taffen Hauptprotagonistin findet man als Leser sehr schnell in die Geschichte. Die Seiten fliegen in rasantem Tempo vorbei, auch wenn die Handlung am Anfang eher dahinplätschert. Trotz ihres ehemals vorhandenen Reichtums wirkt die Adelige Elizabeth nicht überheblich und zeigt Verletzlichkeit, wenn es um ihre Lieben geht, die sie aufgrund der Hoffnung auf eine selbstbestimmte Zukunft hinter sich gelassen hat.
Die Idee des „Goldenen Hofes“ ist in der Tat nicht neu, doch gekonnt versetzt Mead den Leser in eine Welt des Aufbaus, in der Siedler mit bloßen Händen ihr Leben gestalten.

Am „Goldenen Hof“ angekommen, stürzt sich Elizabeth / Adelaide in ein Versteckspiel der riskanten Art und konkurriert mit den anderen Mädchen, welche ebenfalls eine gute Partie machen wollen. Zu diesen zählt vor allem Tamsin, eine Freundin Adelaides und voller Ehrgeiz. Während Tamsin im ersten Teil des Romans noch ein präsenter Charakter ist, so wird sie als Figur im weiteren Verlauf immer blasser. Dieses Phänomen lässt sich auch bei Mira beobachten, welche als mysteriöse Figur viel Potenzial bietet, das jedoch (aufgrund des zweiten Bandes) nicht ausgeschöpft wird.
Vielmehr sind es die Nebencharaktere, welche im Gedächtnis bleiben und zu Spekulationen anregen, obwohl hierbei immer wieder die Frage aufkommt, welche Rolle ebenjene Nebencharaktere einnehmen. Insgesamt bleiben die Figuren so eher unausgereift und weisen an manchen Stellen eine Naivität auf, die schon sehr verwundert.

Empfindet man das „Dahinplätschern“ der Handlung auf den ersten Seiten noch als angemessen, so fragt man sich spätestens nach dem Mittelteil, wo denn die Spannung bleibt. Mead schneidet viele, verschiedene Handlungsstränge an, die allerdings erst auf den letzten Seiten des Romans abgehandelt werden – und das in einer Zielstrebigkeit, die vermuten lässt, dass das Buch schnell beendet werden musste. Auch die bereits erwähnte Spannung baut sich erst auf den letzten Seiten auf, konnte mich allerdings nicht ganz überzeugen und wird viel zu rasch abgehandelt. Für jedes Problem steht auf einmal eine Lösung vor der Tür, die im Gesamtkontext zwar glaubhaft wirkt, auf die Hauptprotagonistin aber ein eher schlechtes Licht wirft.
So gesehen mag die Handlung zwar schlüssig sein, wirkt in meinen Augen an manchen Stellen aber nicht rund und zu konstruiert.

Als Jugendbuch mag „The Promise“ einen guten Dienst ableisten, das kurzweiliges Lesevergnügen verspricht und durchaus unterhalten kann. Mit Elizabeth führt Mead eine Hauptprotagonistin ein, die sich erstaunlich wandelt und gegen Ende Sympathien gewinnen kann. Auch die Gestaltung der landschaftlichen Verhältnisse in Adoria versetzen einen in die Zeit der Siedler und malen einem wunderbare Bilder in den Kopf, was das setting realistisch macht.
Doch trotz dieser Pluspunkte wirkt es auf mich so, als wolle mit aller Macht ein glitzerndes Happy End herbeigezogen werden, damit im nächsten Band die Geschichte von Mira beginnen kann.

„The Promise“ ist in der Tat kein schlechter Roman und konnte mich teilweise gut unterhalten, aber er verschenkt doch viel Potenzial. Wer sich als Leser daran nicht stört, darf nur zu gerne in die Welt von Elizabeth eintauchen – und wer weiß, vielleicht fällt Band zwei ja stärker aus!

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  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Gefühl
  • Handlung
Veröffentlicht am 11.09.2017

Die Vergangenheit wirft lange Schatten…

In tiefen Schluchten
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Eckdaten
Titel: In tiefen Schluchten
Autor: Anne Chaplet:
Verlag: KiWi-Taschenbuch (17. August 2017), à 320 Seiten
Preis: Taschenbuch für 9,99 €
Erster Teil der Reihe rund um Victoria „Tori“ Godon

Klapptext
In ...

Eckdaten
Titel: In tiefen Schluchten
Autor: Anne Chaplet:
Verlag: KiWi-Taschenbuch (17. August 2017), à 320 Seiten
Preis: Taschenbuch für 9,99 €
Erster Teil der Reihe rund um Victoria „Tori“ Godon

Klapptext
In der wilden, elementaren Landschaft des Vivarais am Fuße der Cevennen wohnen Rebellen und Eigenbrötler, Aussteiger und Propheten. Und seit einigen Jahren auch Tori Godon, ehemalige Anwältin, 42 Jahre alt, frisch verwitwet und auf der Suche nach einer neuen Aufgabe. Als ein holländischer Höhlenforscher, der sich bei ihrer Freundin einquartiert hat, verschwindet, ist Tori beunruhigt. Als der alte Didier Thibon, der ihr von sagenhaften Schätzen und Schmugglerverstecken in den Höhlen erzählte, tot aufgefunden wird, ist Tori alarmiert. Und als sie auf der Suche nach dem Holländer auf dem Karstplateau in eine Felsspalte stürzt, ist plötzlich auch ihr Leben in Gefahr. Wie hängen die Aktivitäten des Holländers mit den Hugenotten zusammen, die in dieser Region einst Zuflucht fanden? Und was hat das alles mit der Geschichte des Dorfes zu tun?

Cover
Ein Einblick in die ungestüme Landschaft des Vivarais, ein altes Dorf, welches sich an die Berghänge schmiegt und dunkle Wolken, die sich darüber aufbauschen…
Das landschaftlich schöne Cover lädt direkt dazu ein, nach Frankreich zu reisen und Tori bei ihren Recherchen zu begleiten. So gesehen passt es perfekt zur Handlung des Buches und ist definitiv ein Blickfang.

Einschätzung
Wer mit „In tiefen Schluchten“ von Anne Chaplet einen herkömmlichen Kriminalroman erwartet, wird überrascht werden – denn dieser Roman ist alles andere als gewöhnlich. Manch einer mag von dem Fehlen der typischen, kriminalistischen Elemente enttäuscht sein, dafür kann „In tiefen Schluchten“ mit einer ganz eigenen Spannung aufwarten.

Tori Godon, ehemals Patentanwältin und Zugezogene in Belleville, erforscht die hugenottischen Wurzeln ihres Ehemannes Carl und stößt bei der Dorfgemeinschaft auf misstrauische Vorsicht. Ihre Nachforschungen rühren nicht nur an der Skepsis der verschrobenen Dorfbewohner, sondern bringen auch einige Steine der Vergangenheit ins Rollen, die lieber liegen geblieben wären…

Für manch einen mag der Einstieg etwas schwer fallen, denn die bildlichen, landschaftlichen Beschreibungen der Autorin bringen die Handlung nur langsam voran. Sehr ausführlich wird Toris Leben in Belleville geschildert und man fühlt sich sofort in dieses malerische Dörfchen mit seinen eigenbrötlerischen Bewohnern versetzt. Dank des malerischen Schreibstils ist dieser Roman definitiv allen Frankreichfans zu empfehlen, die einen Einblick in die wilde Landschaft des Vivarais erhalten möchten.
Allerdings sind es diese ausholenden Ausführungen, welche nach einiger Zeit zur Langatmigkeit führen. Fast das komplette erste Drittel zieht sich dahin, ohne dass der erwartete Krimi eintritt.
Es ist nicht die übliche Kriminalistik, die man „In tiefen Schluchten“ erwarten darf. Hier liegt der Fokus definitiv auf der Geschichte des Dorfes und einer Familienfehde, die seit hunderten von Jahren schwelt. Zwar finden Ermittlungen statt, doch die französische Polizei bemüht sich, diese auf eine Bahn zu lenken, welche weiterhin Frieden in der Dorfgemeinschaft gewährleistet.

Etwas Spannung kommt erst etwa in der Mitte des Buches auf und steigert sich zum Schluss hin. Dabei sollte angemerkt werden, dass einige Handlungselemente zwar eingestreut, aber nie ganz aufgelöst werden (Funktion der Bärenskulptur, ihre „Visionen“, …). Wer sich an diesen offenen Fragen nicht stört, darf den Roman mit interessanten, historischen Fakten getrost weiterverfolgen und sich an den landschaftlichen Metaphern erfreuen.
Auch die Charaktere rund um Tori erscheinen sympathisch, obwohl man während des Lesens immer wieder vermutet, dass der ein oder andere Dorfbewohner Dreck am Stecken hat. Mit July hat die Hauptprotagonistin einen liebenswerten Hund zur Seite gestellt bekommen, welchen man sofort ins Herz schließt. Ebenso der lesende Metzger kann Sympathien wecken, während der plötzlich auf der Bildfläche erscheinende Jan eher blass bleibt.

Schlussendlich hat Anne Chaplet mit „In tiefen Schluchten“ einen soliden Roman geschaffen, den ich allerdings eher als solchen bezeichnen möchte. Ein überragend malerischer Schreibstil und fesselnde, historische Fakten entführen den Leser nur zu schnell nach Frankreich!
Zwar mögen einige, kleinere Unstimmigkeiten ins Auge fallen und der Kriminal-Anteil eher vergeblich gesucht werden, doch wer sich daran nicht stört, kann bei diesem Buch getrost ins Regal greifen.
Daher vergebe ich 3,5 von 5 Sternen.