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Veröffentlicht am 03.12.2020

Mein Lesehighlight 2020

Trümmermädchen
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Der Roman „Trümmermädchen“ von Lilly Bernstein spielt in Köln und spannt einen zeitlichen Bogen von 1941 bis 1948.
Die kleine Anna lebt mit ihrer Tante Marie beim Bäcker Matthias. Die kleine Familie führt ...


Der Roman „Trümmermädchen“ von Lilly Bernstein spielt in Köln und spannt einen zeitlichen Bogen von 1941 bis 1948.
Die kleine Anna lebt mit ihrer Tante Marie beim Bäcker Matthias. Die kleine Familie führt ein beschauliches Leben, Matthias führt seine Bäckerei mit großer Leidenschaft. Umso größer ist die Trauer, als Matthias in den Kriegsdienst eingezogen wird.
Bei der Bombardierung Kölns wird auch die Bäckerei, mit Ausnahme des Ofens, fast vollständig zerstört. Anna und Marie überleben die Bombardierung und leben fortan in den Trümmern. Die ersten Nachkriegswinter sind sehr entbehrungsreich. Nahrungsmittel sind knapp und die eisige Winterkälte tut ihr Übriges dazu.
Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen. Ich konnte mir die Figuren Marie und Anna sehr gut vorstellen und habe richtig mitgefiebert bei ihrem Überlebenskampf. Die Stimmung in der Trümmerwelt, die Kälte, die Boshaftigkeit mancher Menschen, das zwiespältige Verhältnis zur britischen Besetzungsmacht. Und immer die Spannung, was aus der jüdischen Familie geworden ist, die in der Wohnung über Matthias´ Backstube gelebt hat, hat mich durch das ganze Buch getragen.
Ich muss nicht lange überlegen. Das ist mein Lesehighlight des Jahres 2020. Ich vergebe diesem wunderbaren historischen Roman 5 Sterne mit einer Leseempfehlung für alle, die gerne geschichtliche Romane aus dem 20. Jahrhundert lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.09.2019

Die Zeit des Kaiserreichs und des ersten Weltkriegs erlebt von Menschen an der Charité

Die Charité: Aufbruch und Entscheidung
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In diesem zweiten Band um das Berliner Krankenhaus Charité erzählt die Autorin die Geschichte von Dr. Rahel Hirsch, einer jungen, jüdischen Ärztin und Barbara Schubert, einer jungen Frau, die in der Wäscherei ...

In diesem zweiten Band um das Berliner Krankenhaus Charité erzählt die Autorin die Geschichte von Dr. Rahel Hirsch, einer jungen, jüdischen Ärztin und Barbara Schubert, einer jungen Frau, die in der Wäscherei der Charité arbeitet. Die Handlung spielt von 1903 bis 1919 mit einem Epilog von 1938, der verrät, wie es Rahel später ergangen ist.
Im deutschen Kaiserreich sind die Frauen noch lange nicht mit den Männern gleichberechtigt. Frauen, die Medizin studieren wollten, mussten dazu nach Zürich gehen. Nach und nach kamen deutsche Universitäten nach und ließen Frauen zum Studium zu. Nicht so in Berlin. So ist Dr. Rahel Hirsch lange Zeit die einzige Frau und muss sich in der Männerdomäne durchsetzen. Sie wurde lange Zeit nicht einmal für ihre Arbeit bezahlt und musste von ihrer Mutter unterstützt werden. Ihr Fleiß und ihre Zielstrebigkeit führten sie dennoch zum Erfolg.
Die junge Barbara Schubert wohnt bei ihrer Tante, die sich als Näherin durchschlägt. Barbara findet Arbeit in der Wäscherei und lernt durch einen traurigen Zufall Dr. Rahel Hirsch kennen. Die völlig unterschiedlichen Frauen freunden sich an und bestärken sich gegenseitig in ihren verschiedenen Lebenswelten.
Die politischen Entwicklungen in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg und während des Krieges sind sehr dezent und dennoch klar und anschaulich in die Handlung eingewoben. Ich fühlte mich nie belehrt, habe aber dennoch viel von der Alltagswelt der einfachen Bevölkerung , wie derjenigen unter Medizinerkreisen mitbekommen. Liebesgeschichten, die in diesem Roman auch vorkommen, sind nicht aufdringlich und doch so, dass man mit den Protagonisten mitfühlen kann.
Ich habe bereits den ersten Charité Band von Ulrike Schweikert, Die Charité: Hoffnung und Schicksal, sehr gerne gelesen. Dieser zweite Band gefällt mir ebenso sehr. Er kann völlig unabhängig vom ersten Band gelesen werden, weil er zu einer anderen Zeit und von anderen Protagonisten handelt.
Von mir erhält dieser Roman eine Leseempfehlung mit 5 Sternen.

Veröffentlicht am 19.08.2019

Sara Linton in großer Gefahr

Die letzte Witwe
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Mit „Die letzte Witwe“ hat Karin Slaughter den 9. Band der beliebten Serie um Will Trent und Dr. Sara Linton veröffentlicht. Im Hinblick auf die Entwicklung des Privatlebens der Protagonisten, empfliehlt ...

Mit „Die letzte Witwe“ hat Karin Slaughter den 9. Band der beliebten Serie um Will Trent und Dr. Sara Linton veröffentlicht. Im Hinblick auf die Entwicklung des Privatlebens der Protagonisten, empfliehlt es sich, die Reihenfolge der Bände einzuhalten. Da aber jeder einen in sich abgeschlossenen Fall beinhaltet, kann jeder Teil auch für sich gelesen werden.
Will und Sara verbringen einen Sonntag bei Saras Familie, als die verschlafene Stimmung plötzlich unterbrochen wird durch zwei Explosionen, die vom benachbarten Universitätscampus zu stammen scheinen. Sara und Will machen sich unverzüglich auf, um Hilfe anzubieten. Unterwegs wird ihre Hilfsbereitschaft jedoch schon bei einem Autounfall benötigt. Doch irgendetwas ist nicht so, wie man es erwarten würde. Sara wird vor Wills Augen von Kriminellen entführt, die möglicherweise mit den Explosionen zu tun hatten.
Sehr schnell geht es in diesem Thriller zur Sache, so dass man schon nach wenigen Seiten voll in der Geschichte drin ist. Der flüssige Schreibstil und die emotionale Nähe, die ich sowohl an Will als auch an Sara in diesem Band verspürt habe, hat mir das Lesen sehr leicht gemacht. Ich habe das Buch immer wieder gerne zur Hand genommen. Thematisch geht es im weitesten Sinne um die Verknüpfung von Rechtsextremismus und Terrorismus.
Ein kleines bisschen mühsam fand ich anfangs, dass die wirklich gleiche Handlung jeweils aus Wills und aus Saras Perspektive erzählt wurde. Deshalb ging es mir in der ersten Hälfte manchmal etwas zu langsam. In der zweiten Hälfte hatte ich den Pageturner, den ich von Karin Slaughter mittlerweile gewohnt bin. Für mich war das eine sehr schöne Fortsetzung einer mir liebgewonnenen Serie, die mich nicht nur spannend unterhalten, sondern auch zum Nachdenken gebracht hat.
Von mir erhält dieses Buch 5 Sterne mit einer Leseempfehlung auch für Neulinge in der Serie.

Veröffentlicht am 12.08.2019

Jäger und Gejagte

Der Blütenjäger
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„Der Blütenjäger“ ist der 4. Band der Autorin Catherine Shepherd um die Ermittlerin Laura Kern. Der Thriller spielt auf zwei Zeitebenen. In der Gegenwart ermittelt Laura Kern an einem Fall, der Gänsehaut ...

„Der Blütenjäger“ ist der 4. Band der Autorin Catherine Shepherd um die Ermittlerin Laura Kern. Der Thriller spielt auf zwei Zeitebenen. In der Gegenwart ermittelt Laura Kern an einem Fall, der Gänsehaut bereitet. Es werden mehrere junge Frauen gefunden, die in Abendgarderobe im Wald erschossen aufgefunden wurden. Ihre festliche Kleidung lässt Jagdunfälle sehr schnell ausschließen. Neben den Leichen liegt jeweils ein recht aktuelles Foto der Toten, aufgenommen in einer Diskothek sowie eine Blume.
In einem anderen Erzählstrang, der vor 20 Jahren spielt, erfahren wir vom tragischen Tod der sechsjährigen Emma, die an ihrem Geburtstag im Wald erschossen wird. Als Tatverdächtiger gilt ihr achtjähriger Bruder.
Verbindendes Element der beiden Handlungen ist die Psychologin Dr. Niemeyer, die beim Mord an Emma deren traumatisierten Bruder behandelt und versucht, dass dieser seine Erinnerung an das tragische Unglück wieder erlangt. In der Gegenwart fungiert Dr. Niemeyer als psychologische Beraterin, die versucht ein Profil des Täters zu erstellen.
Die Autorin lässt wohldosiert Informationen aus Laura Kerns Privatleben einfließen und gibt Hinweise, weshalb Laura in manchen Situationen besonders empfindlich reagiert. Sie hat als Kind traumatische Erfahrungen erleben müssen. Es ist für das Verständnis nicht nötig, dass man die vorhergehenden Bände gelesen hat. Aber wie immer bei Serien, empfiehlt es sich für den vollen Lesegenuss, die Reihenfolge einzuhalten.
Ich habe den Thriller als ungekürzte Lesung gehört. Die Sprecherin Beate Rysopp versteht es trefflich die Spannung hoch zu halten ohne dass ihre Stimme jemals aufdringlich wirkt. Ich werde auf jeden Fall wieder Hörbucher hören, die sie eingelesen hat.
Von der Handlung her möchte ich nicht mehr ausführen. Es ist Catherine Shepherd einmal mehr gelungen, mich mit einer gänzlich neuartigen Geschichte, in ihren Bann zu ziehen. Ich habe schon sehr viele Thriller gelesen und inzwischen bin ich recht anspruchsvoll geworden, weil sich manche doch in der Handlung ähneln, so dass die Lösung vorhersehbar ist. Das ist hier ganz und gar nicht der Fall.
Mir hat dieser Thriller sehr gut gefallen und ich empfehle ihn mit 5 Sternen.

Veröffentlicht am 04.02.2019

Dresden zu Beginn der Fünfziger Jahre

Roter Rabe. Ein Fall für Max Heller
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Der 4. Band der Serie um den Dresdner Polizisten Max Heller beginnt im Jahre 1951 mit einer Urlaubsreise an die Ostsee. Max verbringt mit seiner Frau Karin und seiner Pflegetochter Anni ein paar schöne ...

Der 4. Band der Serie um den Dresdner Polizisten Max Heller beginnt im Jahre 1951 mit einer Urlaubsreise an die Ostsee. Max verbringt mit seiner Frau Karin und seiner Pflegetochter Anni ein paar schöne Ferientage, unmittelbar bevor Karin eine weit aufregendere Reise antritt. Sie fährt nach Westdeutschland, wo sie ihren Sohn Erwin besucht, den sie schon viele Jahre nicht mehr gesehen hat. Max und Töchterchen Anni bleiben in Dresden bei Frau Marquardt, die zunehmend an Altersdemenz leidet.
Unglücklicherweise wird Max ausgerechnet während dieser Zeit mit einem sehr komplizierten Fall betraut. Es kommt zu zahlreichen Todesfällen, die auf den ersten Blick wie tragische Unglücksfälle oder Selbstmorde wirken. Heller ermittelt mit seinen Kollegen Werner Oldenbusch und Peter Salbach. Hinweise führen das Ermittlerteam in Richtung Spionage. Es soll ein „Amerikaner“ im Spiel sein, der für den Westen spionieren soll.
Die Handlung ist sehr komplex, die Aufklärung der Todesfälle geht, der Zeit geschuldet recht gemächlich vor sich. Es erscheinen Hinweise in Zeitungen, die Heller einiges Kopfzerbrechen bereiten. Ich fand es sehr spannend, den Ermittlungen zu folgen, obwohl es mir einiges an Konzentration abverlangte. Ich habe das Buch als Hörbuch gehört, wunderbar eingelesen von Heikko Deutschmann. Ich denke, dass ich die Max Heller Bände in Zukunft eher als Buch genießen werde, weil die Handlung doch recht kompliziert ist. Ich musste sehr vieles mehrfach hören, bis ich es wirklich verstanden hatte.
Die einzelnen Ermittlungsstränge führen am Ende zusammen, wobei einiges auch noch etwas unklar bleibt und vielleicht im nächsten Fall nochmal aufgegriffen wird.
Sehr gut gefallen mir die meisten der Figuren. Sie sind sehr lebensnah beschrieben und man bekommt Familie Heller richtig gern. Auch die Protagonisten bei der Polizei, Werner Oldenbusch und Peter Salbach sind sehr glaubwürdig charakterisiert. Man spürt ihre Erwartungen und Ängste der Menschen angesichts des im Raume stehenden Kalten Krieges sehr gut.
Mit hat das Hörbuch sehr gut gefallen. Die Handlung war durchwegs spannend. Das Buch ist abgerundet und macht Lust auf den nächsten Band. Von mir eine Empfehlung mit 5 Sternen.