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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2019

Eine Autobiografie des Erfolgs und eine unbedingte Leseempfehlung

Womit ich nie gerechnet habe
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In die Hand genommen habe ich dieses Buch nur wegen der lokalen Bezüge (Pustebär in der Heidelberger Hauptstraße, sowohl Drogerie Werner als auch dm-Markt vertreten in der Region). Biografien gehören nicht ...

In die Hand genommen habe ich dieses Buch nur wegen der lokalen Bezüge (Pustebär in der Heidelberger Hauptstraße, sowohl Drogerie Werner als auch dm-Markt vertreten in der Region). Biografien gehören nicht unbedingt zu meinem bevorzugten Lesestoff.

Dass die dm-Kette sich durch eine besondere Unternehmensethik auszeichnet, davon hatte ich gehört. Worin sich diese Besonderheit ausdrückt, war mir bisher nicht klar. Dass hier der Mensch im Mittelpunkt stehen soll, fand ich ziemlich unglaubwürdig, denn es nicht das, was ich tagtäglich in "meinem" Unternehmen wahrnehme.
Berührt hat mich die Autobiografie des Herrn Werner auf verschiedenen Ebenen: Zum einen sehr persönlich wie z.B. in seinem kurzen Abriss der Ursachen des Zusanmmenbruchs des Schleckerimperiums, einmal aus unternehmerischer Sicht (keine Bankenkrise und daher keine Rettung der Arbeitsplätze), aber auch die Schilderung der Arbeitssituation der "Schlecker-Frauen". Ich hatte erst neulich eine ehemalige Schlecker-Angestellte kennengelernt, die nach Jahren immer noch traumatisiert durch einen Überfall (die bekannte Situation, dass nur eine Person sich in der Filiale befindet, hat in mehreren Fällen zu Raubüberfällen eingeladen), ohne Unterstützung durch das Unternehmen oder sonstige Hilfe.
Zweitens hat mich sehr beeindruckt, dass es anscheinend doch in der Wirtschaft und der Wissenschaft Menschen gibt, die in großen Entwürfen denken, auch auf die Gefahr hin, als Spinner abgetan zu werden.
Selbst gebeutelt von "Optimierungen" und "Umstrukturierungen" fand ich es sehr spannend zu lesen, wie Veränderung bei dm stattfindet.
Ich würde gern wissen, wie die von dm entwickelte Kultur sich in der Praxis darstellt, wieviel davon tatsächlich in der Filiale spürbar gelebt wird.

Gefallen hat mir ein Zitat von Herrn Werner, das ich in Wikipedia gefunden habe:
„Hartz IV verstößt gegen mehrere Artikel im Grundgesetz: Zwangsarbeit ist verboten, die freie Berufswahl garantiert, ebenso Niederlassungs- und Wohnungsfreiheit, diese Rechte schränkt Hartz IV ein, wie im offenen Strafvollzug eben. Zudem wird immer verschwiegen, dass der Hartz-IV-Empfänger weniger Transferzahlungen erhält als ein Mitglied der Mittel- und Oberschicht: Wenn Sie zweimal im Monat mit Ihrer Frau in die hochsubventionierte Oper gehen, erhalten Sie von der Gemeinschaft höhere Transferleistungen als die meisten Hartz-IV-Empfänger. Nachdem das Verfassungsgericht anerkannt hat, dass die Regelsätze ein menschenwürdiges Leben ermöglichen müssen, ist es nur noch ein kleiner Schritt in Richtung Grundeinkommen.“

Sein Buch "Ein Grund für die Zukunft: das Grundeinkommen" liegt schon bereit und wird als nächstes gelesen.

Veröffentlicht am 20.04.2019

Zeitlos

Der begrabene Riese
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Axl und Beatrice, die sich rührend umeinander sorgen, werden wegen ihrer Alters von ihrer Dorfgemeinschaft an den Rand gedrängt und ausgegrenzt. Allen Dorfbewohnern ist gemein, dass ihnen die Erinnerungen ...

Axl und Beatrice, die sich rührend umeinander sorgen, werden wegen ihrer Alters von ihrer Dorfgemeinschaft an den Rand gedrängt und ausgegrenzt. Allen Dorfbewohnern ist gemein, dass ihnen die Erinnerungen abhanden kommen, so auch Axl und Beatrice. Doch diesen beiden ist dies bewusst, und Erinnerungsfetzen bringen sie dazu, sich auf die Reise zu ihrem Sohn zu machen, der schon vor langer Zeit das Dorf und seine Eltern verlassen hat. Es folgt eine Reise, die sie mit unerwarteten Gefährten zusammenbringt, alle auf einer besonderen Mission, und die sie einem nicht vorhersehbaren Ende entgegenführt.
Die Figuren sind so angelegt, dass sie dem Leser ans Herz wachsen. Der über allem liegende Nebel des Vergessens und die Zerrissenheit des Landes sind immer gegenwärtig und schaffen eine besondere Atmosphäre in dieser berührenden, bedrückenden und zum Nachdenken bringenden Geschichte.
Großartig!

Veröffentlicht am 17.03.2019

Eine Rarität in Vinyl

Murder Swing
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Er brennt für seltene Schallplatten, die er aufspürt, für die eigene Sammlung und zum Verkaufen. Aus einer Laune heraus hat er sich vor Jahren Visitenkarten zugelegt, die ihn als "Vinyl-Detektiv" bezeichen, ...

Er brennt für seltene Schallplatten, die er aufspürt, für die eigene Sammlung und zum Verkaufen. Aus einer Laune heraus hat er sich vor Jahren Visitenkarten zugelegt, die ihn als "Vinyl-Detektiv" bezeichen, mit Namen und Adresse, und diese bei Konzerten und in Clubs verteilt. So ist es nicht verwunderlich, dass ihn eine mysteriöse Kundin namens Nevada kontaktiert und ihn mit der Suche nach einer raren Schallplatte beauftragt. Verwunderlich ist eher die Höhe des ihm zugesagten Honorars. Damit beginnt eine wilde Jagd, die eine Serie von obskuren und grausamen Ereignisse auslöst.

Der "Vinyl-Detektiv" , der als Ich-Erzähler bis zum Schluss namenlos bleibt, kommentiert seine Umgebung gelassen und mit viel Humor, er liebt seine zwei Katzen, hat neben seiner Leidenschaft für Jazzmusik eine ebensolche für guten Kaffee, und er versteht es, aus den im Überfluss verfügbaren Tomaten (fast ein running gag wie auch die Treppenstürze seines Freundes Tinkler) eine grandiose Pastasauce zu zaubern. Das alles klingt nun nicht unbedingt nach einem Thriller, und dieser Eindruck wird auch durch die lässige Erzählweise unterstützt, aber spätestens mit dem Auftreten von Heinz und Heidi, den "arischen Zwillingen" wird dieser trügerische Eindruck weggewischt, es wird richtig gemein.

"Murder Swing" (im Original 2016 unter dem Titel Written in Dead Wax erschienen) ist der erste Band einer Reihe. Ich hoffe sehr, dass auch die Folgebände ins Deutsche übersetzt werden und bald zu haben sind.
Für mich war "Murder Swing" ein sehr spezieller Thriller, den ich mit großem Vernügen gelesen habe.

Veröffentlicht am 14.02.2019

Wem gehört das Wasser?

Fremde Wasser
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Da ich davon ausgehe, dass der Autor hier wieder so gründlich recherchiert hat, wie man dies normalerweise von ihm gewohnt ist, bin ich ziemlich entsetzt. Unglaublich, welche Geschäftsinteressen da ganz ...

Da ich davon ausgehe, dass der Autor hier wieder so gründlich recherchiert hat, wie man dies normalerweise von ihm gewohnt ist, bin ich ziemlich entsetzt. Unglaublich, welche Geschäftsinteressen da ganz im Verborgenen durchgesetzt werden, und das mit dem vermeintlichen "Gemeingut" Wasser.
Über den Unterschied zwischen Gebrauchswert und Tauschwert habe ich auch schon lange nicht mehr nachgedacht....

Veröffentlicht am 07.02.2019

Trist ist die Gestaltung des Covers...

Animal Triste
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leider, sprachlich hat mich der Roman völlig überzeugt, und die erzählte Geschichte hat mich angerührt.
Animal triste hat lange Zeit zu meinen Lieblingsromanen gehört.

leider, sprachlich hat mich der Roman völlig überzeugt, und die erzählte Geschichte hat mich angerührt.
Animal triste hat lange Zeit zu meinen Lieblingsromanen gehört.