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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.02.2019

Dieses Buch macht Mut

Die Frau, die frei sein wollte
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Die 17jährige Selma ist glücklich mit ihrem Verlobten Ismet und freut sich auf die baldige Heirat. Doch eines Tages passiert etwas Schreckliches. Sie wird von Orhan entführt, verliert dadurch ihre Ehre ...

Die 17jährige Selma ist glücklich mit ihrem Verlobten Ismet und freut sich auf die baldige Heirat. Doch eines Tages passiert etwas Schreckliches. Sie wird von Orhan entführt, verliert dadurch ihre Ehre und muss von nun an bei ihm bleiben. Aber Selma lässt sich nicht unterkriegen.


Hera Lind war mir bisher nur von ihren Unterhaltungsromanen bekannt. Dieses Buch unterscheidet sich sehr davon. Die Autorin hat ein sehr ernstes Thema aufgegriffen und erzählt uns die grausame und wahre Geschichte einer jungen Türkin. Schonungslos und schockierend. Einfach unvorstellbar!  


Das Buch liest sich zwar leicht, lässt den Leser aber nur als Beobachter an der Geschichte teilhaben. Die Autorin hält uns mit ihrem fast nüchternen Schreibstil auf Distanz und das ist gut so, denn mehr würde man wohl nicht ertragen. Der Gedanke daran, dass es sich um eine reale Begebenheit handelt, ist schon schlimm genug und kaum auszuhalten. Interessant sind vor allem die Ausführungen, was Religion und Gebräuche betrifft, denn obwohl Selma in einer eher modern denkenden Familie aufgewachsen ist, wird sich hier dann doch wieder auf "alte Traditionen" besonnen. Was für eine Scheinheiligkeit! Für Selma ist dies der Beginn eines jahrelangen Martyriums, bei dem sie kaum Hilfe aus der Familie bekommt. Sie wird ständig psychisch und physisch gebrochen und lebt in permanenter Angst. Umso erstaunlicher ist ihre Kraft und Willensstärke. Wieviel Mut muss eine Frau haben, dies auszuhalten? In all seiner Grausamkeit gibt uns die Geschichte aber auch ein wenig Hoffnung. Denn Selma hat sich befreit und ich hoffe, dass sie jetzt ein Leben ohne Angst führen kann.

Veröffentlicht am 31.01.2019

Spannend und extrem schockierend

Ich weiß, wo sie ist
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Francines Tochter Autumn ist seit 10 Jahren spurlos verschwunden. Da taucht eines Tages die Nachricht auf: "Ich weiß, wo sie ist". Und dann taucht Lena auf. Sie behauptet, die Verfasserin des Briefes ...

Francines Tochter Autumn ist seit 10 Jahren spurlos verschwunden. Da taucht eines Tages die Nachricht auf: "Ich weiß, wo sie ist". Und dann taucht Lena auf. Sie behauptet, die Verfasserin des Briefes zu sein. Francine glaubt zuerst an einen bösen Scherz, aber Lena weiß Dinge über Autumn, die nur jemand kennen kann, der sie wirklich kennt.

"Ich weiß, wo sie ist" ist keine leichte Kost. Für eine Mutter ist es wohl der größte Albtraum, wenn das eigene Kind verschwindet. Wenn dann noch Dinge passieren, die so schrecklich sind, wie in diesem Buch, mag man erst fast gar nicht weiterlesen. Aber der Autor S B Caves schreibt mit einer solchen Intensität, dass man einfach nicht anders kann und sich dem Grauen stellen muss. Gut, dass es einige Abschnitte gibt, die nicht unbedingt realistisch erscheinen, so hat der Leser die Chance sich vom Gelesen zu distanzieren und einigermaßen unbeschadet wieder in die Realität zurück zu finden. Spannung ist reichlich vorhanden und die offenen Enden lassen auf eine Fortsetzung hoffen. Ich sehe viel Potential in diesem Autor und freue mich schon auf weitere Bücher von ihm.

Veröffentlicht am 06.01.2019

Gewohnt spannend

Der Verfolger
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Vor fünf Jahren hat der Psychiater Starks seine Identität gewechselt, um seinem Mörder zu entkommen. Jetzt ist "Rumpelstilzchen" wieder da und fordert, dass er einen Menschen tötet, sonst wird er selbst ...

Vor fünf Jahren hat der Psychiater Starks seine Identität gewechselt, um seinem Mörder zu entkommen. Jetzt ist "Rumpelstilzchen" wieder da und fordert, dass er einen Menschen tötet, sonst wird er selbst sterben. 


John Katzenbach ist ein Garant für spannende Psychothriller. Mit seinem neuesten Buch "Der Verfolger" hat er mich nicht enttäuscht, auch wenn er mit diesem Roman nicht ganz an seine Höchstleistung anschließt. In gewohnter Manier schreibt der Autor zwar hier wieder sehr fesselnd und sorgt dafür, dass man Seite um Seite nur so verschlingt. Auch wenn man den ersten Teil (Der Patient) nicht kennt, findet man sich in diesem Band relativ schnell zurecht, denn der Autor nimmt immer wieder Bezug auf den Vorgängerroman und liefert Erklärungen dazu. Das erste Drittel des Buches ist deshalb etwas langsamer, als gewohnt, es dauert, bis der Thriller so richtig in Schwung kommt, aber dann hechtet man nur so durch das Buch. Katzenbach bringt nicht nur Starks an seine Grenzen, auch wir Leser werden gefordert und ständig in die Irre geführt. Es gibt immer wieder neue Wendungen, die sich dann aber ebenso schnell wieder in Luft auflösen. Der absolut unerwartete Schluss hat mich sehr überrascht und mich wieder etwas versöhnt. Ein solides Buch für Fans von Psychothrillern.

Veröffentlicht am 03.01.2019

Der Mordfall Böhringer

Der Münchner Parkhausmord
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Am Münchner Parkhaus in der Baaderstraße fahre ich oft mit dem Fahrrad vorbei. Immer, wenn ich die triste Fassade sehe, muss ich dabei an den spektakulären Mordfall denken, der sich 2006 dort ereignete.


Die ...

Am Münchner Parkhaus in der Baaderstraße fahre ich oft mit dem Fahrrad vorbei. Immer, wenn ich die triste Fassade sehe, muss ich dabei an den spektakulären Mordfall denken, der sich 2006 dort ereignete.


Die schwerreiche Millionärin Charlotte Böhringer wurde an der Tür ihres Penthouses, hoch oben auf dem Parkhaus, erschlagen aufgefunden. Nach einem umfangeichen Indizienprozess wurde ihr Neffe, Bence Toth, als, des Mordes, für schuldig erklärt und zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Bence Toth bestreitet bis heute die Tat.


Daniel Reinhard hat diesen Fall in seinem Sachbuch neu aufgerollt. Seine gründliche Recherche ist sachlich und objektiv. Er nimmt zwar Stellung zu den einzelnen Punkten und bildet sich ein eigenes Urteil, lässt aber dem Leser selbst die letzte Meinung. 


Stück für Stück wird der Fall vorgelegt. Das ist manchmal schwierig zu lesen, kommt etwas zäh daher. Denn der Autor hat sich die einzelnen Begebenheiten und die Indizien noch einmal gründlich vorgenommen und sie für den Leser sehr genau durchleuchtet. Er lässt beide Seiten zu Wort kommen, hat  am Ende eine eindeutige Meinung, kommt aber auch zu keinem eindeutigen Ergebnis. In letzter Gewissheit wird wohl nie zu klären sein, ob Bence Toth seine Tante wirklich umgebracht hat.


Der Schreibstil ist sehr klar und schnörkellos. Man kann Reinhards Argumentation gut nachvollziehen und verstehen. Ich bin hin und hergerissen und froh darüber, dass ich nicht darüber entscheiden musste.

Veröffentlicht am 03.01.2019

Spannend

Doggerland. Fehltritt (Ein Doggerland-Krimi 1)
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Kommissarin Karen Eiken Hornby ermittelt in einem brutalen Mordfall. Beim Mordopfer handelt es sich um die Ex-Frau ihres arroganten Chefs, der sofort als Verdächtiger gehandelt wird. Und Hornby hat zu ...

Kommissarin Karen Eiken Hornby ermittelt in einem brutalen Mordfall. Beim Mordopfer handelt es sich um die Ex-Frau ihres arroganten Chefs, der sofort als Verdächtiger gehandelt wird. Und Hornby hat zu allem Übel auch noch in betrunkenen Zustand die Nacht mit ihm verbracht. 

Das Krimidebüt von Maria Adolfsson spielt auf einer Inselgruppe, die sich das Meer schon längst geholt hat. "Doggerland" wurde sehr gut beschrieben, fast ein wenig zu gut, so dass man sich die raue Gegend gut vorstellen kann. Die Autorin legt ihren Schwerpunkt, im Gegensatz zu anderen skandinavischen Krimis, auf die Befragung der Zeugen. Das bringt einige Längen, die leider etwas von der Spannung nehmen. Dennoch hat mir das Buch sehr gut gefallen, denn die Geschichte ist gut und der Schreibstil angenehm zu lesen. Die Protagonisten sind detailliert und lebendig, der Fall ist spannend und das Ende kam für mich überraschend und weist auf kommende Fälle hin. Ich werde den nächsten auf jeden Fall lesen.