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Veröffentlicht am 23.02.2019

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Der Turm der blauen Pferde
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Rupert von Schleewitz bewegt sich in erlesenen Kreisen, da kann man ein von, auch wenn es nur ein Namensbestandteil ist, ganz gut gebrauchen. Mit den Mitarbeitern seiner Detektei hat er es sich zur Aufgabe ...

Rupert von Schleewitz bewegt sich in erlesenen Kreisen, da kann man ein von, auch wenn es nur ein Namensbestandteil ist, ganz gut gebrauchen. Mit den Mitarbeitern seiner Detektei hat er es sich zur Aufgabe gemacht, nach verschwundenen Kunstwerken zu suchen und deren Weg in der Welt darzustellen. Der neue Auftrag ist besonders brisant. Einem Gönner ist „Der Turm der blauen Pferde“, gemalt von Franz Marc und verschwunden nach dem zweiten Weltkrieg, angeboten worden. Rupert, Klara und Max sollen nun herausfinden, wo das Bild nach seinem Verschwinden versteckt war, durch welche Hände es gegangen ist und alles Weitere, wodurch die Echtheit bestätigt werden könnte.

Schon während der Lektüre wird man neugierig, inwieweit der Ansatz zu diesem Buch der Phantasie des Autors entsprungen ist. Durch eine einfache Recherche kann man in Erfahrung bringen, dass das bekannte Bild des berühmten und leider viel zu früh im ersten Weltkrieg dahingerafften Malers tatsächlich nicht auffindbar ist. Daraus lässt sich wie der Autor zeigt eine spannende Geschichte ersinnen. Die Detektive selbst angefixt von der Möglichkeit, das echte Bild vor sich zu haben, machen sich alsbald auf die Suche nach der Wahrheit. Diese gebärdet sich allerdings widerspenstiger als erwartet. So einfach lässt sich nicht klären, wieso das Bild dem reichen Industriellen angeboten wurde.

Hat man ein gewisses Interesse an der Kunstwelt des frühen letzten Jahrhunderts, wird man diesem Plot sicherlich so einiges abgewinnen können. Was könnte es Fesselnderes geben als die Herkunft eines wieder aufgetauchten Schatzes zu klären. Zwar geraten manche Handlungen der Detektive etwas hölzern und nicht immer wird die Motivation für einige Aktionen klar, aber insgesamt wurde eine tolle Idee mit intelligenten Twists bereichert. Als Start einer neuen Reihe ist dieser Roman sehr gelungen. Er entführt in die Welt der Kunst, in der es sicher noch etliche Geheimnisse zu entdecken gibt. Und wenn man durch die Lektüre seinen Horizont erweitert, vielleicht das Werk eines Künstlers für sich entdeckt, so hat das eigene Leben eine kleine neue Facette erhalten.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Wieder gut machen

Sündengräber
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Manchmal geschieht einfach ein Mord nach dem anderen und dann kommen auch noch dramatische Entwicklungen im so sicher geglaubten privaten Umfeld hinzu. Alex Recht und Fredrika Bergman müssen in mehreren ...

Manchmal geschieht einfach ein Mord nach dem anderen und dann kommen auch noch dramatische Entwicklungen im so sicher geglaubten privaten Umfeld hinzu. Alex Recht und Fredrika Bergman müssen in mehreren Fällen ermitteln, die keinen Zusammenhang erkennen lassen. Ein Mann wird am Kamin sitzend erschossen, eine Frau wird tot auf einem Tennisplatz gefunden, ein Rentner liegt tot in seiner Wohnung. Und der Bestatter, der damals auch die Beerdigung von Rechts verstorbener Frau betreut hatte, behauptet steif und fest, seinem Bruder und dessen Familie sei etwas passiert, er habe die neue Stelle in Australien nicht angetreten.

So viele Tote in so kurzer Zeit, da drängt sich der Gedanke an eine Serie auf. Doch es ist kein Zusammenhang festzustellen. Die Opfer kannten sich nicht, es gab auch keine gemeinsamen Bekannten. Oder doch? Jedenfalls finden Recht und Bergman heraus, dass die Tochter des ersten Opfers selbst eines unnatürlichen Todes gestorben ist. Und es lassen sich Hinweise finden, dass gerade der Vater nicht genug getan hat, um sein Kind vor dem übergriffigen Ehemann zu retten. Das ist jedenfalls die Meinung des Bruders, der seitdem nicht mehr viel mit seinem Vater zu tun hatte. Ein erster Verdächtiger also, aber kann er auch der Täter sein? Das wäre wohl doch zu einfach.

Sollte dies wirklich der letzte Fall von Alex Recht und Fredrika Bergman sein, werden wir dieses Ermittler-Team vermissen. Am Schluss dieses ausgesprochen spannenden Kriminalromans wird es richtig dramatisch und die Ereignisse überschlagen sich. Auch wenn die Nachforschungen zu Beginn häufiger in eine Sackgasse führen, wie gerade der junge Kollege Ivan lernen muss, so kommt doch nach und nach ein Baustein zum anderen. Und eben jener Ivan zeichnet sich durch Ideenreichtum und Hartnäckigkeit aus, was zu neuen Ansätzen führt. Beim Lesen findet man etliche Anspielungen auf vorherige Fälle. Hat man diese vor längerer Zeit gelesen, kommt schon der Gedanke auf, sich die Reihe nochmal in näherem zeitlichen Zusammenhang zu Gemüte zu führen. Dies kann Menschen, die Recht und Bergman neu entdecken, wohl empfohlen werden, einige Zusammenhänge dürften dann noch klarer werden. Liegt die Lektüre der vorherigen Bände schon länger zurück, erinnert man sich vage, doch irgendwie nicht genau genug. Dennoch ist dieser Roman packend wie nicht viele andere. Der Autorin ist einfach eine intelligente Konstruktion eines Falles gelungen, mit der sie zu fesseln versteht.

Veröffentlicht am 09.02.2019

Selma und Luise

Was man von hier aus sehen kann
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Für Luise ist Selma so etwas wie ein Leitstern. Selma ist die Seele im Haus, die alles zusammenhält. Luises Eltern gelingt das mit dem Zusammenhalten nicht so. Ihr Vater verlässt die Mutter und beginnt ...

Für Luise ist Selma so etwas wie ein Leitstern. Selma ist die Seele im Haus, die alles zusammenhält. Luises Eltern gelingt das mit dem Zusammenhalten nicht so. Ihr Vater verlässt die Mutter und beginnt zunächst mit einer Psychotherapie. Als der Therapeut ihm empfehlt, einen Hund anzuschaffen als ausgelagerter Schmerz sozusagen, kommt Alaska ins Haus. Irgendwann ist auch Luises Mutter nicht mehr so richtig da. Doch Selma ist da. Und auch Luises Schulfreund Martin, mit dem sie so toll Zug fahren kann, so genau kennen sie die Strecke, dass sie aufsagen können, was in jedem Moment beim Blick aus dem Fenster zu sehen ist. Wenn aber Selma von einem Okapi träumt, stirbt jemand im Dorf.

Luise erzählt die Geschichte eines Dorfes im Westerwald. Etwas speziell sind viele der Bewohner, aber eigentlich haben sie alle etwas Sympathisches. Wie es so ist in Dörfern, es gibt nichts was es nicht gibt. Nur gestorben wird manchmal viel zu früh. So ist Selma schon verwitwet seit ihr Sohn noch ein Kind war. Vielleicht ist Luises Vater deshalb ein wenig eigen geraten. Für ihn scheint es leichter zu fliehen als zu bleiben. Und Luise ist halt die Tochter ihres Vaters, wenn sie mal eine Verstockung hat, die das Leben nicht leichter macht. Zum Glück träumt Selma nicht allzu oft von einem Okapi, wenn es aber soweit ist, wird es schwer im Dorf.

Eine heimelige Stimmung verschafft dieses mit Gefühl von Sandra Hüller gelesene Hörbuch. Selma und Luise tragen dieses Buch. Manchmal überspringt es eine Generation und Großeltern und Enkel haben eine ganz besondere Beziehung und so ist es auch bei Selma und Luise. Wenn die Eltern mal nicht weiterwissen, kann Luise immer zu Selma kommen. Wobei auch Selma ihr Leben hat. Vieles zwischen den Menschen im Dorf lebt vom Unausgesprochenen, das dem Leben einen eigenen Schmelz verleiht. Ein Buch wie man es sich wünscht, warm, authentisch und mit einer Art Erdbeben.

Veröffentlicht am 03.02.2019

Weißkohl

Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden
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Ein junger Postbote erfährt, dass er unheilbar krank ist und nur noch kurze Zeit zu leben hat. Nach dem ersten Schock, beginnt er sich die Frage zu stellen, was er mit der verbleibenden Zeit anfangen soll. ...

Ein junger Postbote erfährt, dass er unheilbar krank ist und nur noch kurze Zeit zu leben hat. Nach dem ersten Schock, beginnt er sich die Frage zu stellen, was er mit der verbleibenden Zeit anfangen soll. Plötzlich erscheint ihm eine Person, die genauso aussieht wie er. Der Fremde behauptet, er sei der Teufel und er könne dem Postboten für jedes Ding, dass von der Welt verschwindet, einen Tag mehr Leben verschaffen. Wer würde sich nicht darauf einlassen, schließlich gibt es genug Dinge, auf die die Welt locker verzichten kann, Quallen zum Beispiel. Doch der Teufel entscheidet, was verschwindet.

Mit seinem überraschenden kleinen Debütroman, einfühlsam gelesen von Jan Katzenberger, greift der Autor nachdenklich stimmende Themen auf. Zum einen halt, wie man reagiert, wenn man nur noch kurze Zeit zu leben hat. Wie nutzt man seine Zeit? Zum anderen, wie es wäre, wenn Dinge von der Welt verschwinden. Und natürlich auch, wie lange macht man es mit, um das eigene Leben zu verlängern, die Welt ärmer zu machen. Leider kann der Erkrankte die nutzlosen Dinge nicht selbst auswählen. Vielleicht wäre das auch zu einfach. Schließlich gibt es vermutlich reichlich Sandkörner, von denen keines ist wie das andere. So verschwinden zunächst die Telefone, was möglicherweise nicht so schlecht ist. Wenn man sich das Straßenbild so anschaut, so verstecken sich doch viele hinter ihren kleinen Computern und haben den Blick für die Welt verloren. Was aber wenn es um Dinge geht, die man wirklich vermissen würde? Mit jedem Ding, das verschwinden soll, taucht der Briefträger tiefer in sein bisheriges Leben ein, beginnt zu reflektieren, wie es bisher gelaufen ist, was er hätte besser machen können oder auch was er gut gemacht hat. Die Beziehung zu seinen Eltern, zu seiner ehemaligen Freundin. Mit viel Ruhm hat er sich nicht bekleckert, doch hat er auch kein Übel in die Welt gebracht. Allerdings wie wichtig ist ein kleines Menschenleben im Lauf der Zeit? Ist es wert, dass dafür die Katzen von der Welt verschwinden?

Ein schmales Bändchen, das berührt und anregt, in sich zu kehren und zu überdenken, was man selbst mit dem Rest seines Lebens anfangen möchte, auch wenn man zum Glück nicht weiß, wie viel Zeit noch bleibt.

Veröffentlicht am 31.01.2019

Die Klinge

Nevernight - Das Spiel
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Nur um eine Möglichkeit zu haben, ihre Erzfeinde zu töten, begibt Mia Corvere in die Sklaverei. Sie will an den großen Spielen teilnehmen, in denen dem Sieger in die unmittelbare Nähe von Kardinal Duomo ...

Nur um eine Möglichkeit zu haben, ihre Erzfeinde zu töten, begibt Mia Corvere in die Sklaverei. Sie will an den großen Spielen teilnehmen, in denen dem Sieger in die unmittelbare Nähe von Kardinal Duomo und Konsul Scaeva gelangt. Das wären zwei auf einen Streich und Mia wäre endlich frei. Doch bevor sie ihren großen Kampf antreten kann, muss Mia durch die harte Schule der Sklaverei gehen und mehrere kleine Kämpfe bestehen. Dabei stellt sie fest, dass unter den Sklaven Menschen sind, denen sie nur Gutes wünschen würde. Sie wird es nicht verhindern können, gegen eben diese lieb gewonnenen Menschen anzutreten.

Die Geschichte geht weiter in diesem zweiten Band der Trilogie um Mia Corvere. Neben einigen ausufernden Schlacht- und Kampfszenen, während derer das Blut nur so spritzt, erfährt Mia auch mehr von ihren Eltern, ihrer Vergangenheit und sie beginnt über Herrn Freundlich, ihren Schatten, der keine Katze ist, nachzusinnen. Ist sie trotz ihrer Jugend schon abgebrüht und herzlos, eine kaltblütige Mörderin geworden? Ihr höchstes Ziel bleibt jedoch die Rache an den Mördern ihrer Familie und dazu muss sie einfach den Kampf suchen.

Die Geschmäcker sind häufig unterschiedlich und häufig empfindet man auch einen zweiten Band als Vorbereitung zum Finale eher als nicht ganz so spannend. Dieser zweite Band kann jedoch als eine Steigerung zum ersten empfunden werden. Obwohl auch hier ein deutliches Gewicht auf schon sehr deutlichen Kampfszenen liegt, erfährt man mehr zu Mias Hintergrund und es gibt einige Offenbarungen, mit denen vorher nicht zu rechnen war. Dadurch bekommt die Handlung einen besonderen Dreh und man fragt sich, wie Mia im noch folgenden dritten Band zum einen zu ihrer Rache kommen will, zum anderen aber die Informationen verarbeitet, die ihr eigenes Denken eigentlich verändern müssten. Mit diesem zweiten Band gewinnt die Handlung an Tiefe und die Neugier auf das Finale ist geweckt.