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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.02.2019

Lachen und Weinen

Mein Jahr mit Dir
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Als mir das Buch das erste Mal begegnete, dachte ich nicht, dass ich diesen Roman lesen werde. Zu jung erschien mir dieser Studenten-Roman. Nachdem ich später nochmals drüber stolperte, nahm ich mir die ...

Als mir das Buch das erste Mal begegnete, dachte ich nicht, dass ich diesen Roman lesen werde. Zu jung erschien mir dieser Studenten-Roman. Nachdem ich später nochmals drüber stolperte, nahm ich mir die Leseprobe vor - und war begeistert! Die erfrischenden Dialoge im altehrwürdigen Oxford überzeugten mich. Die Lektüre eignet sich durchaus für Leser, die der Studentenzeit schon lange entwachsen sind.

Kaum in Oxford angekommen, läuft Ella Durran Jamie Davenport über den Weg. Sie weiss noch nicht, dass sie ihn bald schon wieder sehen wird - als Dozent in ihrem Literaturkurs. Jamies Ruf eilt ihm voraus und doch ist da etwas, was Ella an Jamie fasziniert. Neben ihrem Studium und ihren neuen Freunden Charlie und Maggie ist immer Zeit für Jamie, eine lockere Beziehung entsteht. Doch Ella merkt, dass Jamie ihr etwas verschweigt.

Als Jamie sein Geheimnis endlich lüftet, wird es nach all den witzigen Szenen trauriger. Dadurch war plötzlich vieles nicht mehr wie zuvor - die lustig-spassige Studentenstory wird plötzlich unerwartet emotional. Die zentrale Geschichte einer amerikanischen Studentin an einer englischen Uni wird nun nebensächlich. Alles was vorher wichtig war, ist es jetzt nicht mehr. So tritt im zweiten Teil vieles, was vorher den Roman ausgemacht hat, in den Hintergrund.

Der Grund für diesen abrupten Stilwechsel liegt wahrscheinlich darin, dass die Autorin den Auftrag hatte, aus einem Drehbuch einen Roman zu schreiben - normal läuft es umgekehrt und ich denke, genau das ist hier das Problem. Wenn man ein Drehbuch in einen Roman konvertiert, geht der natürliche Flow einer Geschichte, die erzählt werden will, verloren. Die schwarz-weisse Drehbuch-Dramatik wurde in "Mein Jahr mit dir" nicht geglättet.

Wenn der Sprachwitz im zweiten Teil nicht verloren gegangen wäre, Ellas Studien und Job nicht in den Hintergrund getreten wären, wäre es ein tolles Buch. Vielleicht sogar ein Highlight, so ist aber irgendwie der Wurm drin.

Denn nach der Lektüre weiss ich noch immer nicht, was Ella genau in ihrem Politikjob machte, weshalb sie pausenlos telefonisch erreichbar sein musste und bedaure, dass die Professorin, weswegen Ella ihr Oxfordjahr angetreten hat, im späteren Verlauf nicht mehr auftauchte. Das alles blieb leider extrem oberflächlich. Schade, denn das war ja ursprünglich das Interessante an der Story. Ich vermisste vor allem die amüsanten, schlagfertigen, mit historischen Bezügen verzierten Wortgefechte, in denen sich besonders Charlie hervor tat.

Aber alles in allem hat mir "Mein Jahr mit dir" gut gefallen. Das Setting in Oxford konnte man bildlich miterleben, die Zitate zur Kapiteleinleitung wurden sehr passend ausgewählt. Auch die Aufarbeitung von Familienbeziehungen sind positiv zu werten. Alleine schon für die tollen Dialoge lohnte sich für mich das Lesen von "Mein Jahr mit dir".

Fazit: Ein lebendiger Roman, der einem zum Lachen und zum Weinen bringt.
4 Punkte.

Veröffentlicht am 15.01.2019

Toller Auftakt

Die Schokoladenvilla
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Ich mag Schokolade nicht nur zum Essen, sondern auch zum Lesen - so war es keine Frage, dass ich mir "Die Schokoladenvilla" gönne.

In einer Villa oberhalb von Stuttgart lebt die junge Judith zusammen ...

Ich mag Schokolade nicht nur zum Essen, sondern auch zum Lesen - so war es keine Frage, dass ich mir "Die Schokoladenvilla" gönne.

In einer Villa oberhalb von Stuttgart lebt die junge Judith zusammen mit ihrem Vater, ihren zwei kleinen Brüder und einigen Bediensteten. Ihr Vater ist streng und meistens hält er sich in seinem Büro unten in Stuttgart in der Schokoladenfabrik auf. Die beiden Lausbuben nutzen die Abwesenheit des Vaters aus und stellen so einiges an. Judith hingegen liebt es, neue Rezepte zu entwickeln und ist oft in der Fabrik und dem dazugehörigen Laden anzutreffen. Als ihr Vater eines Tages beschliesst, dass Judith heiraten muss, hat er die Rechnung ohne Judith gemacht.

Ihre Mutter Helene bekommt von all dem nichts mit. Aufgrund einer Depression ist sie am Gardasee zur Kur. Sie lernt viele interessante Menschen kennen und merkt, wie unglücklich sie zuhause war und was sie stattdessen wirklich gerne machen würde. Auch Helenes Ideen passen nicht mit denen ihres Mannes überein.

"Die Schokoladenvilla" erzählt von zwei Frauen, die ihren eigenen Weg gehen möchten und sich nichts mehr vorschreiben lassen wollen. Dass dies viel Ärger mit sich bringt, überrascht nicht.

Die spannende Geschichte um Judith und ihre Freunde nimmt einen von der ersten Seite an gefangen. In einem angenehmen Schreibstil schildert die Autorin lebendig die damalige Zeit und lässt ganz viel Historie wie nebenbei einfliessen. Nicht unbedingt geschichtliche Daten, sondern vielmehr die aktuellen Errungenschaften und Erfindungen, die teilweise erstaunen. Oder würdet ihr Ananassorbet mit dem Jahr 1903 in Verbindung bringen?

So hat fast jede Figur im Roman etwas Spezielles an sich, das damals entweder typisch oder neu war. Väter, die Ehen für ihre Kinder arrangieren, um sich gesellschaftlich zu positionieren; Bedienstete, die unzufrieden waren mit Arbeitsbedingungen und damit unterschiedlich umgehen; Söhne, Töchter und Mütter, die sich nicht länger dem Diktat des Vaters oder Ehemannes unterwerfen; neue Maschinen und Apparate, neue Techniken; Gesundheitsdienste und vieles mehr.

Sehr gelungen fand ich die Verbindung der beiden Schauplätze. Auf der einen Seite das geschäftige, traditionspflegende und eher trübe Stuttgart, auf der anderen Seite das sonnige, freigeistige Riva am Gardasee, wo man gesellschaftliche Konventionen den Bach runter schickt.

Mir gefiel, dass nicht nur Judiths Familie, sondern auch ihre Angestellten sowie Handwerker aus der Stadt und weitere Charaktere in der Geschichte ihren Platz inne hatten. Quasi einmal quer durch die gesamte Bevölkerungsschicht, und jeder wurde von der Autorin sorgfältig mit einer glaubhaften Persönlichkeit ausgestattet.

Das einzige Unglaubwürdige für mich war, dass Helene den Brief von Judith nicht sofort liest. Erst recht nicht, wenn der gleichzeitig angekommene Brief vom Ehemann Neuigkeiten über die Tochter verrät - da will man doch als Mutter wissen, wie die Tochter die Situation aus ihrer Sicht schildert.

Bis auf diese Szene gefiel mir dieser historische Schmöker sehr gut und jedesmal, wenn ich nun am Bahnhof an einem Snack-Automaten vorbeikomme, denke ich an den Schokolade-Automaten in Stuttgart und wünsche, der würde stattdessen auf dem Perron stehen.

Maria Nikolai hat mit der "Schokoladenvilla" einen historischen Schauplatz mit Leben gefüllt und lässt den Leser in eine facettenreiche Geschichte eintauchen.

Fazit: Toller Auftakt der Trilogie - ich bin gespannt, was uns in den zwei Folgebänden erwartet.
4 Punkte.

Veröffentlicht am 11.01.2019

Stimmiges Debüt

Tödliche Sonate
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Das Cover ist mega schön und passt perfekt zu diesem Krimi, der in der Musikwelt von Rom spielt.

Eine Agenturinhaberin wird ermordet, sie hatte Geld und war ein Biest. Familie, Angestellte, von ihr betreute ...

Das Cover ist mega schön und passt perfekt zu diesem Krimi, der in der Musikwelt von Rom spielt.

Eine Agenturinhaberin wird ermordet, sie hatte Geld und war ein Biest. Familie, Angestellte, von ihr betreute Künstler - alle waren von ihr in der einen oder anderen Weise schon beleidigt oder hintergangen worden. Verdächtige gäbe es also genug. Die Polizei um Commissario Di Bernardo stochert lange im Dunkeln, denn ein ausreichendes Mordmotiv scheint niemand zu haben und durch einige weitere Angriffe dauert es, bis Di Bernardo alle Puzzlesteine beisammen hat.

Die Idee zum Krimi gefällt mir gut, ich mag die Kombination von klassischer Musik und Krimi sehr gerne, auch Geschichten, die in Rom spielen. Eine perfekte Kombination! Erzählt wird der Kriminalroman in drei Ebenen: es gibt einen Vergangenheitsteil, der von Stradivaris legendärer Geige berichtet; einen Teil, in dem der/die Mörder/in zu Wort kommt; und schlussendlich der Gegenwartsteil mit dem aktuellen Geschehen.

Leider erfährt man bis über die Mitte hinweg nicht, was die im Vergangenheitsteil beschriebene Geige im aktuellen Mordfall für eine Rolle spielt. Auch war mir bald klar, wer der/die Mörder/in ist. Das ist per se nicht schlimm, aber es fehlte vielleicht ein wenig an Spannung und Würze, obwohl immer wieder etwas passiert. Der Fall zog sich für mich in die Länge, weil man einfach nicht weiss, wie diese Geige ins Geschehen hineinpasst. Ich konnte, genau wie der Commissario, den Fall für ein paar Stunden vergessen und das Buch weglegen ohne das Gefühl zu haben, ich müsse dringend weiter lesen. Ansonsten fühlte ich mich wohl im ersten Krimi von Natasha Korsakova und wurde gut unterhalten.

Vielleicht könnte die Autorin dem Commissario in einem allfälligen zweiten Band neue Kleidung kaufen, damit er nicht immer ans Joggen und Abnehmen denken muss und sich vollumfänglich seiner Familie, seinem Job, Fussballmatches und gutem Essen widmen kann.

Fazit: Stimmiges Debüt, das man mit Wein und klassischer Musik im Hintergrund in aller Ruhe geniessen kann.
4 Punkte.

Veröffentlicht am 10.01.2019

Ein ziemlich friedlicher Krimi

Tante Dimity und der Fremde im Schnee
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Eine durch und durch adventliche Geschichte, in der Loris Spürsinn gefragt ist. Unterstützung dabei bekommt sie von einem katholischen Priester. Aber auch Tante Dimity kommt zu Wort und den üblichen Verdächtigen ...

Eine durch und durch adventliche Geschichte, in der Loris Spürsinn gefragt ist. Unterstützung dabei bekommt sie von einem katholischen Priester. Aber auch Tante Dimity kommt zu Wort und den üblichen Verdächtigen aus Finch darf man beim Krippenspiel zuschauen. Ein ziemlich friedlicher Krimi für die Weihnachtstage.

Veröffentlicht am 10.01.2019

Gemütliches Krimivergnügen

Todesklang und Chorgesang
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Ein kleines Dorf in Cornwall: ein kleiner Lebensmittelladen, eine Kirche, eine Schule mit nur 2 Lehrern. Hier wohnt Bee, seit dem Unfalltod ihres Mannes, alleine in einem hübschen Cotttage. Sie häkelt ...

Ein kleines Dorf in Cornwall: ein kleiner Lebensmittelladen, eine Kirche, eine Schule mit nur 2 Lehrern. Hier wohnt Bee, seit dem Unfalltod ihres Mannes, alleine in einem hübschen Cotttage. Sie häkelt gerne und singt im Dorfchor mit. Am Tag nach einer hitzigen Chorporbe ist der Chorleiter Peter tot. Böse auf ihn war fast das ganze Dorf, war er doch ein recht arroganter Mensch. Aber auch an seinem früheren Wohnort Oxford hat Peter sich Feinde gemacht. Trotz seiner Unbeliebtheit setzt sich Bee in den Kopf, den Mörder zu finden. Eine schwierige und nicht ungefährliche Sache, auf die sich Bee einlässt. Doch an der Seite des Gerichtsmediziners Dr. Strong fühlt sie sich wohl dabei.

Viele dunkle Geheimnisse durchziehen diesen Cosy-Krimi, der mit viel Lokalkolorit aufwartet. Ich mochte die farbenfrohe Bee, die die Gepflogenheiten der Dorfbewohner gut kennt, obwohl sie noch nicht so lange im Dorf wohnt.

Auch die anderen Charaktere, insbesondere die Chormitglieder, lernt man gut kennen. Die Autorin beschreibt das Alltagsleben bildlich, dass man sich das fiktiven South Pendrick gut vorstellen kann.

Die geheimnisvolle Geschichte ist gut durchdacht, kurzweilig und flüssig zu lesen. Durch viele unerwartete Wendungen rätselt man bis zum Schluss mit. Wer Krimis, die in kleinen Siedlungen spielen, Musik und Pflanzen mag, der sollte hier zugreifen.

Fazit: Gemütliches und gelungenes Krimivergnügen!
4 Punkte.