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Veröffentlicht am 29.03.2019

„Im Grunde sind wir mutterseelenallein“ -

Katzenzungen
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- eine schmerzliche Erkenntnis am Ende einer Reise guter Freundinnen!
Alljährlich zelebrieren drei Frauen eine gemeinsame „Mädelsfahrt“, als Ausdruck ihrer seit Schulzeiten bestehenden Freundschaft. ...

- eine schmerzliche Erkenntnis am Ende einer Reise guter Freundinnen!
Alljährlich zelebrieren drei Frauen eine gemeinsame „Mädelsfahrt“, als Ausdruck ihrer seit Schulzeiten bestehenden Freundschaft. Doch diesmal läuft etwas anders. Was relativ harmonisch und mit guten Vorsätzen beginnt, steuert auf eine Katastrophe zu…
Durchaus echt und für jeden nachvollziehbar entwickeln hier zwei Autorinnen die Geschichte um Dodo, Claire und Nora, drei recht unterschiedliche Freundinnen aus Pinneberg. Abwechselnd geben sie die Perspektive jeder einzelnen der Beteiligten wieder und rollen nach und nach deren Lebensweg, Gefühle und Geheimnisse auf, so dass sich für uns schließlich ein detailliertes Bild ergibt. Was der Leser auf diese Art stückweise erfährt, bleibt den jeweils anderen Freundinnen allerdings verborgen, bis es am Ende zu einem Eklat kommt.
Sehr geschickt nutzt das Autorinnen-Duo Martina Borger und Maria Elisabeth Straub das Stilmittel der inneren Monologe und Gedanken der einzelnen Frauen, um die Sichtweise auf andere Personen und Geschehnisse wie durch ein Kaleidoskop zu zeigen und zu verändern. Dabei schreiben sie spannend, zu keinem Zeitpunkt kommt Langeweile auf. Treffsicher legen sie Schwachpunkte frei und stellen Fragen wie: Bedeutet Freundschaft, dass jede sich ganz auf die andere einlässt, sich ihr vorbehaltlos anvertrauen kann? Oder hat Nora recht mit ihrer Meinung “Kennt überhaupt irgend jemand einen anderen Menschen wirklich? Und vor allem: Kennen wir uns selber?“

Veröffentlicht am 29.03.2019

Fantasy + Gesellschaftskritik

Spiegelkind
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Ein traumatisches Erlebnis wirbelt das bislang beschauliche Leben der 15jährigen Juliane durcheinander. Es ist ihr unbegreiflich, wie ihre geliebte Mutter von einem Tag auf den anderen spurlos verschwinden ...

Ein traumatisches Erlebnis wirbelt das bislang beschauliche Leben der 15jährigen Juliane durcheinander. Es ist ihr unbegreiflich, wie ihre geliebte Mutter von einem Tag auf den anderen spurlos verschwinden kann; sie stellt unbequeme Fragen und versucht, auf eigene Faust nachzuforschen. Zum erstenmal beschäftigt sie sich ernsthaft mit den Bedingungen und Regeln der Gesellschaft, die sie umgibt, und stößt dabei auf die Frage nach dem Wesen von Pheen. Hier kommt ihr die etwas rätselhafte, unangepasste neue Mitschülerin Ksü zu Hilfe, die vom wirklichen Leben viel mehr versteht als Juli und sie in die Magie der Quadren, ganz besonderer Bilder, einführt …
Alina Bronsky lässt ihre jugendlichen Leser eintauchen in eine ganz spezielle soziale Gesellschaftsordnung, die von scharfen Ab- und Ausgrenzungen geprägt ist: Ein krasses Nebeneinander (wenn auch in getrennten Stadtteilen) von Reich und Arm in der Stadt, benachteiligten Freaks und chancenreichen Normalen, wobei die Natur von den Menschen ganz zurückgedrängt worden ist. Die junge Autorin schreibt äußerst spannend und sehr eindringlich von Julis verzweifelter Suche nach ihrer Mutter und der gleichzeitigen Suche nach Antwort auf ihre Fragen - nach ihrer eigenen Herkunft. Besonders gut gefällt mir, wie spielend und unterhaltsam es Bronsky in „Spiegelkind“ gelingt, Fantasy mit Gesellschaftskritik zu verbinden.

Veröffentlicht am 07.03.2019

Packender Serienstart

Vanitas - Schwarz wie Erde
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Im wahren Sinn des Wortes kommuniziert Caro mit Robert, ihrem Verbindungsmann beim LKA, durch die Blume. Lebenswichtige Botschaften oder Warnungen erreichen sie per Blumensprache. Nur ungern gibt sie auf ...

Im wahren Sinn des Wortes kommuniziert Caro mit Robert, ihrem Verbindungsmann beim LKA, durch die Blume. Lebenswichtige Botschaften oder Warnungen erreichen sie per Blumensprache. Nur ungern gibt sie auf Roberts Drängen hin ihr zurückgezogenes Leben in Wien auf, um in München eine Undercoverrolle anzunehmen.Was zunächst recht harmloser Natur zu sein scheint, erweist sich jedoch sehr bald als todbringend und gefährlich…
Sehr eindringlich versteht es Ursula Poznanski, die allgegenwärtige Angst ihrer Protagonistin wiederzugeben. Da die Autorin Caro selbst erzählen lässt, ist der Leser gewissermaßen dicht am Geschehen und hautnah mit Caro verbunden, obwohl er zunächst nicht viel über sie erfährt, nicht einmal ihren wirklichen Namen. Packend schildert Poznanski die Situationen und Gefahren, in denen sich ihre Heldin bewähren muss. Das Thema „Vanitas“, das bereits effektvoll das Buchcover ziert, durchzieht den Roman in vielen Facetten: Lüge, Vergänglichkeit, leerer Schein, Tod.
Nach und nach hebt Poznanski ein wenig den Schleier an, der über Caros Vergangenheit liegt, gestattet dem Leser einen kurzen Blick - nur um weitere drängende Fragen offen zu lassen. Kein Wunder, denn „Vanitas“ ist als Serie angelegt. Und so endet dieser Roman denn auch konsequenterweise mit einer mysteriösen Blumenbotschaft, und der Leser muss einstweilen seine eigenen Schlüsse ziehen…

Veröffentlicht am 05.03.2019

Konflikte

Frau im Dunkeln
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Ein Autounfall und eine mysteriöse Stichwunde bilden den Auftakt zu Elena Ferrantes neu aufgelegtem Roman „Frau im Dunkeln“. Die Erklärung der Protagonistin, ihre Verletzung durch eine unsinnige Tat selbst ...

Ein Autounfall und eine mysteriöse Stichwunde bilden den Auftakt zu Elena Ferrantes neu aufgelegtem Roman „Frau im Dunkeln“. Die Erklärung der Protagonistin, ihre Verletzung durch eine unsinnige Tat selbst provoziert zu haben, wirft einige Fragen auf.
Wir lernen Leda während eines Urlaubsaufenthaltes an der kalabrischen Küste kennen; eine beruflich erfolgreiche Frau im mittleren Alter, geschieden, deren zwei Töchter im Ausland studieren. Sie macht den Eindruck einer selbstbewussten, zufriedenen Frau. Am Strand hat Leda die Möglichkeit, täglich eine neapolitanische Großfamilie zu beobachten, wobei sie besondere Sympathie für eine blutjunge Mutter und deren kleine Tochter entwickelt, die einen sehr intensiven Kontakt zueinander pflegen. Dabei werden in Leda zahlreiche Erinnerungen an ihre eigene Vergangenheit geweckt.
In schlichter, aber sehr bildhafter Sprache beschreibt Ferrante den Zwiespalt in Ledas Empfindungen: auf der einen Seite das wunderbare Gefühl der innigen Verbindung zu solch einem kleinen Wesen, auf der anderen jedoch der weitgehende Verzicht auf eigene Wünsche und das schreckliche Gefühl, die Situation werde sich nie ändern. Durchaus stimmig und gänzlich ungeschönt schildert die Autorin den Anspruch an das vorbildliche Ausfüllen der Mutterrolle und dem Scheitern an der banalen Realität, dem Überfordertsein. Der Konflikt Ledas, sich für Karriere oder Kinder entscheiden zu müssen, ist recht eindrücklich dargestellt und gut nachvollziehbar; denn noch immer ist es für viele Frauen problematisch, Beruf und Familie zu vereinen. Schöne, aber auch viele negative Erinnerungen bestürmen Leda, Gewissensbisse lösen sich mit trotziger Selbstbehauptung ab, und schließlich lässt sie sich zu einer Tat hinreißen, die sie am Ende selbst als sinnlos bezeichnet.
Obwohl das Buch bereits im Jahr 2006 erstmalig erschienen ist, wird ihm erst heute mehr Beachtung geschenkt, nach dem großen Erfolg der später geschriebenen „Neapel-Saga“. Viele Themen, die in diesem Roman in knapper Form und stark verdichtet behandelt werden, greift Ferrante in ihrer Tetralogie wieder auf und gibt ihnen mehr Raum.
„Frau im Dunkeln“ geht unter die Haut; es ist ein sehr empfehlenswertes Buch: anspruchsvoll, gut nachvollziehbar und abolut ehrlich!

Veröffentlicht am 26.02.2019

Ein Wunsch und seine Folgen

Das Wunschbüro der Lilith Faramay
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Der mächtige, aber etwas undurchsichtige Dschinnenfürst Samir Abadin Hanadi der Dritte höchstpersönlich erzählt die Geschichte einer „Kollegin“, der Dschinna Lilith. Die Magierin hat ihr Wunschbüro für ...

Der mächtige, aber etwas undurchsichtige Dschinnenfürst Samir Abadin Hanadi der Dritte höchstpersönlich erzählt die Geschichte einer „Kollegin“, der Dschinna Lilith. Die Magierin hat ihr Wunschbüro für Zauberei, mit der sie eine „schnelle Lösung Ihrer Probleme“ verspricht, derzeit in dem Ort Hintermondheim, in dem auch der 14jährige Rupert mit seinem Vormund lebt. Da Hartmut von Klauberstein seinem Schützling allerdings das Leben zur Hölle macht, beschließt Rupert eines Tages, die Dschinna aufzusuchen. Ob sie ihn von dem bösen Vormund befreien kann? Doch jeder Mensch hat nur einen einzigen Wunsch frei und der hat seinen Preis…
Spannend und humorvoll zugleich präsentiert Jutta Ehmke diese phantasievolle Geschichte für Kinder ab 10 Jahren. Ihr Stil ist dem Lesealter angepasst; sie bedient sich einer gepflegten Sprache, die sich frisch und zeitgemäß liest. Geschickt verpackt die Autorin die Themen Eigennutz und Gemeinwohl in eine zauberhafte Erzählung. Warmherzig behandelt sie das Problem unbedachter Wünsche und deren möglicher Folgen. Immer wieder gibt es auch unerwartete Wendungen in der Geschichte, die den jungen Leser überraschen.
Wer auf der Suche nach einem spannenden, magischen Kinderbuch ist, trifft mit dem „Wunschbüro der Lilith Faramay“ sicher eine gute Wahl.