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Veröffentlicht am 15.03.2019

Andachten für Naturliebhaber

Hüttenzeit
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In seinem neuen Andachtsbuch „Hüttenzeit” nimmt Autor Daniel Zindel seine Leser mit auf die Alm - und darüber hinaus. Jedes Kapitel widmet sich einem anderen Aspekt des Lebens in der Bergen und selbst ...

In seinem neuen Andachtsbuch „Hüttenzeit” nimmt Autor Daniel Zindel seine Leser mit auf die Alm - und darüber hinaus. Jedes Kapitel widmet sich einem anderen Aspekt des Lebens in der Bergen und selbst wenn man sich weit von den Alpen entfernt aufhält bleibt vieles nachvollziehbar denn schließlich bleibt Natur ja Natur, egal wo man ist. Die Abschnitte sind dabei so angeordnet, dass sie sich über das Jahr verteilen, beginnend mit dem Neujahrsmorgen und endend im tiefsten Winter. So entsteht ein geschlossenes Bild, eine runde Reise für den Leser.

Da sich das Buch nicht, wie manche andere Andachtsbücher, einem konkreten Thema verschrieben hat sondern vielmehr einem konkreten Ort kommt hier eine bunte Bandbreite an Themen zur Sprache. Manches betrifft den Autor selbst, manches ist eher als Rat für den Leser gemeint. Dabei legt Daniel Zindel sprachlich und stilistisch eine erstaunliche Vielfalt an den Tag: So besteht zum Beispiel ein Kapitel aus einem Gesprächsteil eines Telefongesprächs, an anderen Stellen wird der Text anderweitig aufgelockert und generell wird einem beim Lesen nicht langweilig.

Die tiefsinnigen Gedanken aus dem Bergleben wurden u.a. mit tollen Bildern aber auch immer mit Gebeten kombiniert. Diese sollen einen Anstoß geben und vielleicht auch da helfen, wo man nicht wirklich weiß, wie man die Dinge in Worte gewanden soll. Gerade aufgrund dieser geistigen Tiefe lässt sich das Buch jedoch schwer als „großer Happen“ verdauen. Vielmehr empfiehlt es sich, das Buch Stück für Stück zu lesen – vielleicht ein Kapitel am Tag, es geht aber auch weniger.

In „Hüttenzeit“ werden sich vor allem naturverbundene Leser wiederfinden und so könnte es sein, dass einem absoluten Stadtmensch vielleicht doch einiges fremd bleibt, wenn er dieses Buch liest. Trotzdem würde ich es an erwachsene Leser aller Hintergründe empfehlen, denn in dem, wovon Daniel Zindel schreibt, ist sicher für jeden etwas mit dabei.

Veröffentlicht am 23.05.2018

Ein Lichtblick in der Dunkelheit

Die leise Erweckung
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Wir schreiben das Jahr 2017 nach Christus. Ganz Nordafrika befindet sich auf der Flucht und will zu uns. Ganz Nordafrika? Nein - doch das ist das, was viele dieser Tage schreien, anstelle sich die Zeit ...

Wir schreiben das Jahr 2017 nach Christus. Ganz Nordafrika befindet sich auf der Flucht und will zu uns. Ganz Nordafrika? Nein - doch das ist das, was viele dieser Tage schreien, anstelle sich die Zeit zu nehmen, um die Leute, die da kommen, näher kennen zu lernen. Doch das will dieses Buch ändern - mit 52 Geschichten von und über Flüchtlinge, die nicht nur eine weite Reise hinter sich haben, sondern dabei auch zu Gott fanden. Unter dem Herausgeber Theo Volland haben sich mehrere Autoren vereint und bei SCM Hänssler berührende Texte aus allen Ländern des Herrn zusammengetragen.

Worum geht es?

Zentrales Thema ist die Flüchtlingskrise und die vielen jungen und älteren Menschen, die in Deutschland oder durch deutsche Missionare Gott und Jesus neu begegnen. Viele davon sind oder waren gläubige Muslime, die jedoch durch die Taten des IS begonnen haben, an ihrem Glauben zu zweifeln. Die Tatsache, dass Jesus auch in ihrem Glauben als Prophet eine wichtige Rolle spielt macht es ihnen einfacher, sich mit dem Christentum auseinander zu setzen und selbst wenn darauf keine Bekehrung folgt, so doch ein Umdenken und eine neue Perspektive auf die Welt.

Die verschiedenen Schicksale, die in diesem Buch beleuchtet werden, sind nur ein Bruchteil von dem, was sich gerade "da draußen in der Welt" abspielt und trotzdem gehen sie nicht weniger ans Herz. Den Flüchtigen stehen zum Glück in vielen Fällen tolle Menschen zur Seite, die nicht nur ihren Glauben mit ihnen teilen sondern auch ganz praktisch helfen: Mit Deutschkursen, Behördengängen, Unterstützung bei Arztbesuchen oder einfach nur gemeinsamen Nachmittagen voller Spiel und Spaß.

Graphische und rhetorische Gestaltung

Das Cover ist vermutlich nicht jedermanns Sache - es wirkt ein bisschen esoterisch und wird vermutlich den einen oder anderen potentiellen Leser abschrecken. Mir persönlich jedoch gefällt es sehr gut. Das fröhliche Gelb-Orange steht für das, was das Buch auch zum Ausdruck bringt: Einen Lichtblick im Dunkeln, einen Funken Hoffnung.

Da hier viele unterschiedliche Autoren zusammenkommen lässt sich über Stil und Rhetorik nicht viel sagen. Die meisten Texte sind recht simpel gehalten, erzählen einfach nur und packen den Leser allein durch ihren Inhalt. Die Geschichten sind alle recht kurz, so dass man auch mal schnell "nebenbei" einen der Texte lesen kann, die am Ende jeweils durch ein Zitat oder einen Bibelvers ergänzt werden. Insgesamt sind die Geschichten in fünf Abschnitte unterteilt, die das Buch inhaltlich strukturieren.

Erzählt wird, je nach Text, meist aus der Ich-Perspektive, manchmal aber auch aus der dritten Person. Leider ist bei der Ich-Perspektive nie klar, wer die Person ist: Ob männlich oder weiblich, jung oder alt. Prinzipiell soll das wahrscheinlich keine Rolle spielen, aber wenn dann das "Ich" allein mit einer Gruppe muslimischer Männer spricht, stellt man sich natürlich schon die Frage, wer da spricht. An manchen Stellen ergibt sich der Sprecher aus dem Text, an anderen Stellen bleibt es offen - da ist definitiv Verbesserungspotential sollte es zu einer zweiten Auflage kommen. (Name und Wohnort dürfen gern anonym bleiben, Herkunft wäre vielleicht interessant - einfach um dem Leser eine Orientierung zu bieten.) Im Widerspruch dazu steht, dass sich hinten eine Liste von einigen der Autoren befindet - ziemlich zwecklos, denn man weiß trotzdem nicht, wer was geschrieben hat und dann hätte man die Liste auch weglassen können.

Meine Meinung

Ich bin nur mit wenig Vorwissen an das Thema herangegangen und habe, vor allem über die Beziehungen zwischen Christentum und Islam, viel Neues gelernt. Mich hat vor allem fasziniert, wie offen die Meisten auf das Thema Jesus reagiert haben - und was für Wunder heute noch mitten unter uns passieren. Verblüffend und wunderbar!

Fazit

Insgesamt hat mich das Buch überzeugt, auch wenn es (formal) noch Luft nach oben gibt. Die Geschichten sind sehr bewegend und machen Mut dazu, sich selbst entsprechend zu engagieren. Außerdem werfen sie ein komplett anderes Licht auf die Lage, als es in den Medien vermittelt wird. Denn allen voran sind die Geflüchteten Menschen die ihre Heimat verloren haben und hier dringend unsere Hilfe brauchen. Vielleicht öffnet dieses Buch dem einen oder anderen Leser die Augen - und ansonsten bestärkt es zumindest die, die bereits auf dem richtigen Weg sind.

Veröffentlicht am 01.09.2023

Eine christliche Perspektive auf die Verhaltenspsychologie

Ist das Gott oder bin das ich?
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Wenn es eine Buchsparte gibt, deren Verkaufszahlen in den letzten Jahren überproportional gestiegen sind, dann ist das wahrscheinlich die der psychologischen Selbsthilfebücher. Dabei ist besonders das ...

Wenn es eine Buchsparte gibt, deren Verkaufszahlen in den letzten Jahren überproportional gestiegen sind, dann ist das wahrscheinlich die der psychologischen Selbsthilfebücher. Dabei ist besonders das Interesse daran, wie man dem inneren Kind „Heimat schenken“ kann o.ä. groß, doch meist geschieht all das vor einem klinischen Hintergrund. Christiane Sautters neues Buch bietet dagegen allen, für die, deren Persönlichkeit auch der Glaube eine wichtige Rolle spielt, eine christliche Alternative in diesem Gebiet.

Während der erste Teil von „Ist das Gott oder bin das ich?“ eher an ein Hoffnungs-Mut-mach-Buch erinnert als an eine tatsächliche Entscheidungshilfe, arbeitet sich die Autorin mit ihren Leserinnen und Lesern Stück für Stück tiefer vor und geht den eigenen Verhaltensmustern auf den Grund. Psychologische Theorien werden dabei mit Beispielen unterlegt und schließlich auch immer wieder in Fragen aufgegriffen, die bei der eigenen Reflexion über die Themen helfen sollen. Im zweiten und dritten Teil gewinnt das Buch entsprechend deutlich an Fahrt und Kraft. An einigen Stellen wären sicher ein paar Praxistipps nicht verkehrt gewesen oder Beispiele, wie hier ein „gesundes“ Verhalten aussehen würde, aber insgesamt entsteht trotzdem ein guter erster Einblick in die Thematik.

Glaube und Gott spielen dabei zunächst eher unterschwellig eine Rolle. Die dabei verwendeten Beispiele überzeugen nicht immer, ebnen aber christlichen Leser, die bisher noch nicht mit ähnlichen Büchern vertraut sind, den Weg in die Thematik. Deutlich besser gefallen hat mir jedoch der v.a. im zweiten und dritten Teil des Buches verwendete Ansatz der Autorin, Verhaltensmuster in biblischen Geschichten aufzuzeigen, um bestimmte Phänomene zu erklären - wodurch man aber auch die biblischen Texte ganz anders und besser versteht. Davon hätte ich mir mehr gewünscht! Auch Einblicke, wie psychologische Verhaltensmuster unsere Beziehung zu Gott beeinflussen, wären sicher spannend gewesen.

Vor allem ab dem zweiten Teil liest sich das Buch sehr angenehm und unterhaltsam und ist insofern definitiv eine Empfehlung wert. Gerade Christen, die sich mit traditionellen Büchern dieser Art eher schwertun, sei „Ist das Gott oder bin das ich?“ deshalb sehr ans Herz gelegt.

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Veröffentlicht am 27.09.2021

Wenn ein Mensch kurze Zeit lebt...

Manchmal sucht sich das Leben harte Wege. SPIEGEL-BESTSELLER. Wahre Geschichten, die berühren und Zuversicht geben. Von der Suche nach neuem Lebensmut: Wie Sie eine Lebenskrise meistern und Schicksalsschläge überwinden
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Wenn ein Mensch kurze Zeit lebt, sagt die Welt, dass er zu früh geht. Wenn ein Mensch lange Zeit lebt, sagt die Welt, es ist Zeit, dass er geht. (Frei nach den Puhdys)

Immer wieder werden Menschen ...

Wenn ein Mensch kurze Zeit lebt, sagt die Welt, dass er zu früh geht. Wenn ein Mensch lange Zeit lebt, sagt die Welt, es ist Zeit, dass er geht. (Frei nach den Puhdys)

Immer wieder werden Menschen viel zu früh aus dem Leben gerissen. Liebe Freunde, Angehörige, Kinder. Das Abschiednehmen von ihnen ist schwer, doch auch ein Gehen später im Leben ist oft nicht leichter. Verluste hinterlassen tiefe Spuren im Leben der Hinterbliebenen, die ganz unterschiedlich mit ihrer Trauer umgehen. Wie, das erfährt man in Katharina Afflerbachs neuem Buch "Manchmal sucht sich das Leben schwere Wege".

Die Schicksale, die Leser:innen hier begegnen, sind wirklich alles andere als leicht. Verwaiste Eltern und Geschwister, verlorene Freunde. Der Tod und der Abschied von lieben Menschen ist ein Thema, mit dem sich jeder früher oder später auseinandersetzen muss. Wie dieses "gehen lassen" erlebt wird und was sich dahinter für Geschichten verbergen, erfährt man hier auf ganz unterschiedliche Weise, doch eines haben die Berichte gemeinsam: Sie sind unglaublich persönlich und sehr verletzlich. Die Menschen, die sich für dieses Buch geöffnet haben, mussten nicht nur sehr stark sein, sondern waren auch noch so mutig, ihre Geschichten zu teilen. Das ist nicht selbstverständlich.

Katharina Afflerbach setzt sich mit diesen Schicksalen sehr behutsam auseinander. Lebhaft erzählt sie von den verschiedenen Menschen und den Begegnungen mit ihnen und statt wie ein Protokoll liest sich ihr Buch eher so, als ob man selbst mit ihnen dort gewesen wäre. Doch nicht nur Berichte hat sie zusammengetragen - am Ende kann man als Leser auch mit einigen Strategien zum Umgang mit Trauer und Trauernden aus dem Buch gehen.

Vielleicht liegt es daran, dass ich ein ziemlicher Kopfmensch bin oder dass ich bisher (zum Glück) nur eine handvoll Trauererfahrungen machen musste - keine davon so herzzerreißend wie die im Buch beschriebenen - aber an einigen Stellen habe ich gemerkt, wie ich an meine "Empathie-Grenzen" gestoßen bin. Leiden und Schmerz sind etwas, das man nie vollständig nachvollziehen, sondern immer nur an eigenen Erfahrungen abgleichen kann und so konnte ich zwar an vielen Stellen das Leid der Menschen anerkennen, aber selbst kaum mit ihnen empfinden, weil mir vergleichbare Erfahrungen fehlen. Vermutlich sind das die beiden Arten, auf die sich dieses Buch erleben lässt: In einem "vorher", das einen traurig teilhaben lässt und einem "nachher", in dem man den Schmerzen ganz anders nachvollziehen kann.

Insgesamt sind die "schweren Wege" keine leichte Lektüre und man muss sich als Leser bewusst darauf einlassen, diese Wege mit den vorgestellten Menschen zu gehen. Das braucht Zeit und Geduld. Wer dieses Buch lesen möchte, sollte sich außerdem darauf einstellen, fast automatisch viel zu reflektieren und eigene Trauererfahrungen und Verluste neu zu betrachten. Wer jedoch dazu bereit ist, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen.

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Veröffentlicht am 13.09.2021

Die Suche nach der Schönheit

Der perfekte Kreis
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Seit ich "Offene See" gelesen habe, schätze ich Benjamin Myers Erzählstil sehr und wurde auch in "Der perfekte Kreis" nicht enttäuscht. Mit viel Liebe zum Detail berichtet er von zwei einzigartigen, ...

Seit ich "Offene See" gelesen habe, schätze ich Benjamin Myers Erzählstil sehr und wurde auch in "Der perfekte Kreis" nicht enttäuscht. Mit viel Liebe zum Detail berichtet er von zwei einzigartigen, unterschiedlichen und doch ganz ähnlichen Figuren, die sich irgendwie gefunden haben und zusammen ein Stückchen Welt verändern - oder besser: ein Stückchen Acker. Mal hier, mal dort. Jede Woche des Sommers an einem anderen Platz. Doch auch wenn der Leser viel über die Motivation der beiden erfährt und Einblicke in ihre Vergangenheit und Gegenwart erhält, bleiben sie doch fern. Man versteht sie, aber man kennt sie nicht, möchte gern mehr erfahren. Zumindest mir hat im Verlauf des Buches eine Entwicklung innerhalb ihrer Charaktere gefehlt, sie sind am Ende immer noch dieselben wie am Anfang und auch wenn dahinter eine gewisse Philosophie stecken mag (die vielleicht beim dritten oder vierten Lesen besonders deutlich wird), wirkt das Buch auf den ersten Blick eher wie eine lang geratene Kurzgeschichte als wie ein Roman. Der Spannungsbogen basiert allein auf den sich entwickelnden Kornbildern, für die der Leser viel Fantasie braucht - weshalb man auch hier möglicherweise nicht übermäßig mitgerissen wird.
Optisch ist das Buch sehr edel und auch die Idee mit dem goldenen Schweif gefällt mir gut, allerdings scheint das Stahlgrau des Einbands nicht wirklich zum Inhalt des Buches zu passen - ein Grün oder Braun, ein Erd- oder naturverbundener Farbton hätte hier besser gepasst. Die Gestaltung lässt bereits darauf schließen, dass das Buch vor allem ein Thema hat: Schönheit. Und in der Auseinandersetzung mit dieser Frage, mit der Motivation der Figuren, hat mich die Geschichte überzeugt.
Insgesamt ist "Der perfekte Kreis" wohl eher etwas für Liebhaber von Myers. Für Leser, die sich gern für einen Moment in eine andere Zeit versetzen lassen möchten, Tagträumer, Ästheten ... nicht für Leute auf der Suche nach einem überragend spannenden oder emotionalen Roman. "Der perfekte Kreis" überzeugt durch seine Stille und Präzision und ist für mich deshalb trotzdem eine Empfehlung wert - für alle, die gewillt sind, sich darauf einzulassen.

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