Profilbild von strickleserl

strickleserl

Lesejury Star
offline

strickleserl ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit strickleserl über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.04.2019

Eine Familie wächst heran

Worauf wir hoffen
0

Rafik und Laila stammen aus Indien. Sie haben in Kalifornien ein neues Zuhause gefunden, und hier wachsen ihre drei Kinder heran. Obwohl sie in einem neuen Land leben, sind ihre althergebrachten Traditionen ...

Rafik und Laila stammen aus Indien. Sie haben in Kalifornien ein neues Zuhause gefunden, und hier wachsen ihre drei Kinder heran. Obwohl sie in einem neuen Land leben, sind ihre althergebrachten Traditionen ein fester Bestandteil ihres Lebens. Als Schiiten treffen sie sich oft mit anderen Gläubigen, und ihre Kinder sind von Anfang an eingebettet im Glauben ihrer Eltern.

Die Kinder haben keinen Bezug zur Heimat ihrer Eltern. Sie sehen sich als Amerikaner. Die Eltern verbieten ihnen vieles; zu groß ist ihre Angst vor fremden Einflüssen. Jedes der drei Kinder geht damit anders um. Am schwersten trifft es den sensiblen Jüngsten. Als Jugendlicher verlässt er sein Elternhaus, weil sein Lebensstil und die strengen Vorstellungen seines Vaters zu einem Bruch führen.

Drei Jahre später heiratet seine älteste Schwester und er ist zur Hochzeit eingeladen. Alle sind bemüht die oberflächliche Harmonie nicht zu zerstören, aber im Laufe der Feier wird so manches Familiengeheimnis offenbart.

Das Buch beginnt mit der Wiederkehr des verlorenen Sohnes zur Hochzeit. Dieses Fest zieht sich als Rahmen durch das Buch. Nach und nach werden verschiedene Ereignisse aus der Vergangenheit aufgerollt. Am Anfang ist das beim Lesen verwirrend, denn ohne erkennbare Überleitung springt das Geschehen oft mehrere Jahre zurück und dann wieder vor. So ist es manchmal schwer zu wissen, wie alt die Kinder jeweils waren, und in welcher Reihenfolge die Ereignisse geschehen sind.

Bald sind aber alle fünf Familienmitglieder, mitsamt ihren nahen Freunden, dem Leser vertraut. Die Perspektive wechselt zwischen den einzelnen Familienmitgliedern, sodass der Leser versteht warum der Einzelne so gehandelt hat. Wichtige Themen werden angesprochen, z.B. wie es für muslimische Familien in Amerika war nach den Anschlägen im Jahr 2001, oder wie Eltern vom Wunsch bewegt werden ihren Kindern auf eine gute Weise ihre Religion zu vermitteln.

Während es einige „coming of age“ Bücher eines Einzelnen gibt, entdeckt der Leser hier, wie eine Familie reift und heranwächst, Fehler reflektiert und bereut, und sich um Verständigung und Heilung bemüht. Zart und doch tiefsinnig geschrieben, fühlt sich das Ende des Buchs an, wie die Verabschiedung von guten Freunden.

Fazit: Ein Familienroman über die Schwierigkeit als Einwanderungsfamilie Traditionen zu bewahren und sich gleichzeitig auf eine neue Kultur einzulassen. Empfehlenswert für Liebhaber von Familiengeschichten und fremden Kulturen.

Veröffentlicht am 31.03.2019

Es ist wichtig zu unterscheiden

Okkult belastet oder psychisch krank
0

Pastor Michael Großklaus bringt in diesem kurzen Handbuch sein umfangreiches psychologisches und theologisches Fachwissen ein. Auch seine praktischen Erfahrungen in der Seelsorge kommen ihm zugute. Mit ...

Pastor Michael Großklaus bringt in diesem kurzen Handbuch sein umfangreiches psychologisches und theologisches Fachwissen ein. Auch seine praktischen Erfahrungen in der Seelsorge kommen ihm zugute. Mit diesem Buch möchte er Gemeinden einen Leitfaden geben, um bei Hilfesuchenden zwischen Dämonisierung und psychischer Erkrankung zu unterscheiden.

Im ersten Teil geht es um den momentanen Kenntnisstand der Psychologie. Neben Hinweisen zur Diagnose, geht der Autor auf wissenschaftliche Ansätze ein. Die Forschung steht vor der Aufgabe übernatürliche Phänomene zu erklären, denn man kann nicht leugnen, dass es sie gibt.

Im zweiten, ausführlichsten Teil untersucht der Autor den biblischen und kirchengeschichtlichen Befund. Er nennt die Bibelstellen im Alten und Neuen Testament, die Dämonen erwähnen, und kommt zu dem Schluss, dass nach biblischem Verständnis Menschen eher dämonisiert sind, und nicht besessen. Der Unterschied ist, dass ein Mensch vielleicht einen oder mehrere Dämonen beherbergt, jedoch nicht völlig unter ihrer Kontrolle ist. Das wäre für einen Christen sowieso nicht möglich, denn in ihm wohnt der Heilige Geist. Nach der biblischen Betrachtung, untersucht er den Umgang der Kirche mit dem Dämonenglauben. Er stellt fest, dass bis heute Exorzismus in der katholischen Kirche eine Rolle spielt, in der evangelischen Kirche jedoch nicht. Daneben gibt es einige Freikirchen, vor allem pfingstlerische und charismatische, die die Austreibung von Dämonen praktizieren.

Im dritten Teil geht es um den praktischen Umgang mit Hilfesuchenden. Dem Autor ist es ein Anliegen nicht bei jeder Störung einen Dämon als Ursache zu vermuten. Auch Christen können unter psychische Erkrankungen leiden. Außerdem nimmt der Autor dem Leser die Angst vor Filmen und Gegenständen mit magischen Inhalten. Auch wenn manche Christen davor warnen, der Gartenzwerg des Nachbarn oder ein Harry Potter Film führen nicht zu einer dämonischen Belastung. Das wäre nur der Fall, wenn man an die Macht von diesem Gegenstand oder Film glauben würde.

In der Praxis klärt er mit dem Ratsuchenden zunächst ab, ob eine körperliche oder seelische Ursache vorliegt. In wenigen Fällen ist tatsächlich ein Dämon der Verursacher des Problems. Wichtig ist ihm, dass die Austreibung weder laut noch spektakulär sein muss. Weder Gott noch Dämonen sind schwerhörig, meint der Autor.

Er betont immer wieder, dass Gott den Teufel besiegt hat. Wir sollten den Fokus auf Gott richten, nicht auf den Teufel. „Mein Alltag in den unterschiedlichen Aufgaben und Diensten besteht selten im Austreiben von Dämonen. Auch mein Verkündigungsdienst betonte und betont nie den Durcheinanderbringer, sondern den Auferstandenen. Wo immer wir uns zu sehr auf die Finsternis fokussieren, wird es ungesund. Wir predigen Jesus Christus – dennoch gibt es diesen Dienst der Befreiung.“ Diese Ausgewogenheit, mit dem Fokus auf Gott, ist die große Stärke dieses Buchs.

Da das Buch relativ kurz ist, gibt es nur wenige praktische Beispiele aus dem Dienst des Autors. Auch wenn es ihm vermutlich darum geht, die Austreibung von Dämonen nicht zu etwas Spektakulärem zu erheben, wird sich der Leser vielleicht mehr Beispiele und Richtlinien zum Umgang mit dämonischer Belastung wünschen.

Positiv hervorzuheben ist der nüchterne Schreibstil dieses Buchs. Durch eine Vielzahl an Fachbegriffen, richtet es sich wohl eher an Theologen und Psychologen, als an Laien.

Fazit: Ein kurzer und hilfreicher Leitfaden zur Unterscheidung zwischen okkulter Belastung und psychischer Erkrankung, der vor allem Fachkräfte interessieren dürfte.

Veröffentlicht am 16.03.2019

Die unschuldigen Opfer blutiger Kriege

Die große Heuchelei
0

Der 79jährige Autor dieses fesselnden Buches hat die Hälfte seines Berufslebens der Politik gewidmet, die andere Hälfte dem Journalismus. Dabei liegt ihm der Mittlere Osten besonders am Herzen. Er reist ...

Der 79jährige Autor dieses fesselnden Buches hat die Hälfte seines Berufslebens der Politik gewidmet, die andere Hälfte dem Journalismus. Dabei liegt ihm der Mittlere Osten besonders am Herzen. Er reist gerne in die Länder, die anderen meide, weil sie zu gefährlich sind. Er möchte selbst sehen, ob die Berichterstattung stimmt. Und er führt viele Gespräche mit den Beteiligten von allen Seiten der Konflikte.

Mit seinem Buch „Inside ISIS“ ist er bekannt geworden. In diesem umfassenderen Buch widmet er sich den bekanntesten Kriegsgebieten der Gegenwart. Der Schwerpunkt liegt auf Konflikte im Nahen und Mittleren Osten. Dabei wirbt er stark um Verständnis für den Islam, den er als eine friedliche Religion sieht.

Für ihn steht fest, der Westen beteiligt sich an diese Konflikte nicht, um wichtige Werte und Menschenleben zu schützen, sondern um seine eigene Interessen zu sichern. Die meisten Kriege entspringen, seiner Ansicht nach, der Geld- und Machtgier der westlichen Nationen. Dabei spielen die Vereinigte Staaten die größte Rolle. Die Wahrheit über die unschuldigen Opfer wird oft verschwiegen. Auch die Medien berichten meistens nur einseitig. Jürgen Todenhöfer plädiert dafür, dass sich die westlichen Nationen nicht mehr in die Konflikte des Mittleren Ostens einmischen, und dass sie diese Kriege auch nicht mehr mit Waffenlieferungen unterstützen.

Von Anfang an ist dieses Buch spannend geschrieben, wie ein Thriller. Eindrücklich beschreibt der Autor zerstörte Städte, verstümmelte Menschen in Krankenhäusern, verzweifelte Eltern, die um ein totes Kind trauern und atemberaubende Gefahren an der Front. Der Blick in Städte und Länder, über die kaum berichtet wird, ist sehr interessant. So reist der Autor z.B. in den Norden Jemens zu den Houthis, oder er besucht ein verlassenes Dorf in Myanmar.

In der Mitte des Buchs bricht die Spannung ab. In einem viel zu langen Teil erklärt der Autor, warum wir dem Islam, seiner Meinung nach, viel zu verdanken haben. Wenn es auch nicht offen ausgesprochen wird, hat der Leser den Eindruck der Autor ist selbst zum Islam konvertiert. Das Christentum und die Bibel werden angegriffen. Dabei benutzt der Autor Argumente, die für den Islam typisch sind, aber nicht zu halten sind. Bibelverse werden aus dem Zusammenhang gerissen. Die blutigen Kreuzzüge der Vergangenheit werden z.B. der angeblich vollkommen friedlichen Ausbreitung des Islams gegenübergestellt. Es ist sehr schade, dass hier Ideologie die Fakten überdeckt, denn das raubt leider dem Rest dieses wichtigen Buches die Glaubwürdigkeit. Die Kapitel über den Islam lesen sich wie eine Propagandabroschüre.

Es ist lobenswert, dass der Autor Initiativen in Kriegsgebieten unterstützt. Beeindruckend ist auch, welche hochrangige Persönlichkeiten er kennt, und an welche wichtige Verhandlungen er maßgeblich beteiligt war. Darauf müsste aber nicht so oft hingewiesen werden.

Fazit: Trotz dieser zwei Kritikpunkte ein sehr empfehlenswertes Buch, dem ich gerne fünf Sterne gegeben hätte. Wer den Mittleren Osten kennt und schätzt, weiß wie akkurat die Beschreibungen des Autors sind. Sein Anliegen Menschenleben zu schützen ist wichtig, und ich hoffe, seine Stimme wird gehört.

Veröffentlicht am 27.02.2019

Wie Schweres sich im Rückblick als Segen erweist

Segensspuren in meinem Leben
0

In diesem Buch berichten 39 Frauen über schwere Zeiten in ihrem Leben. Die Probleme sind so unterschiedlich, wie die Frauen, die darüber schreiben. Einige Frauen berichten von Krankheiten, die ins Leben ...

In diesem Buch berichten 39 Frauen über schwere Zeiten in ihrem Leben. Die Probleme sind so unterschiedlich, wie die Frauen, die darüber schreiben. Einige Frauen berichten von Krankheiten, die ins Leben einbrechen. Dabei geht es aber nicht nur um körperliche Leiden, sondern auch um Depressionen, Süchte und Psychosen. Einige der Schreiberinnen hatten einen bewegten Weg auf der Suche nach der richtigen Arbeitsstelle oder Wohnung. Andere kämpfen mit Kinderlosigkeit, einer schwierigen Ehe oder dem Tod einer geliebten Person. Es gibt auch Frauen, die im Ausland Erfahrungen mit Gott gemacht haben. Allen Berichten gemeinsam ist der Glaube, dass Gott durch schwere Zeiten trägt. Und gerade das Schwere erweist sich im Rückblick oft als Segen.

Das Cover ist ansprechend gestaltet und lädt zum Verweilen ein. Die Kurzgeschichten sind perfekt für Zwischendurch, z.B. in der U-Bahn oder im Wartezimmer. Manchmal ist aber gerade das schade, denn beim Lesen wünscht man sich mehr über den einen oder anderen Lebensweg zu erfahren. Durch die Kürze erscheinen die Lösungen manchmal vielleicht zu einfach, aber das liegt wohl daran, dass ein langer Weg nur kurz zusammengefasst wiedergegeben wird.

Die Frauen, die hier berichten, erleben Gott auf unterschiedliche Weise. Dadurch, und weil die geschilderten Probleme so unterschiedlich sind, ist für jeden Leser etwas dabei. Das Buch lädt dazu ein Gott in schweren Zeiten zu vertrauen, aber auch die Augen für die Not anderer zu öffnen. Beeindruckend ist die Offenheit mit der die Frauen über Probleme berichten, die oft verborgen bleiben, wie eine Sexsucht oder psychische Erkrankung. Gerade diese Offenheit ist eine Bereicherung für den Leser, der ähnliches erlebt.

Fazit: Ein ansprechendes Buch mit inspirierenden, wahren Kurzgeschichten.

Veröffentlicht am 06.02.2019

Südstaaten Liebesnovelle

Im Schatten der Magnolien
0

In dem amerikanischen Bundesstaat Georgia lebt die junge Frau, Emily, mit ihrer Familie auf einer Baumwollplantage. Der Bürgerkrieg ist vorbei und die Menschen in den Südstaaten leiden unter den Folgen. ...

In dem amerikanischen Bundesstaat Georgia lebt die junge Frau, Emily, mit ihrer Familie auf einer Baumwollplantage. Der Bürgerkrieg ist vorbei und die Menschen in den Südstaaten leiden unter den Folgen. Emily hat ihren Bruder im Krieg verloren. Auch ihr Kindheitsfreund, Thomas, hat gekämpft, und er leidet sehr unter seinen Erinnerungen.

Wegen der Niederlage der Südstaaten sind die Sklaven nun frei. Emily unterstützt sie, indem sie ihnen das Lesen beibringt. Die befreiten Sklaven sind auf der Plantage geblieben, und arbeiten nun gegen Lohn. Viele Bürger im Süden sind unzufrieden mit der Freiheit der Schwarzen. Sie sehen sie, nach wie vor, als minderwertig an. Besonders erschreckend sind die gewalttätigen Umtriebe des Klu-Klux-Klans. Menschen werden getötet. Plantagen werden niedergebrannt.

Emily setzt sich trotz ihrer Angst für ihre schwarzen Freunde ein. Dabei fühlt sie sich oft ziemlich allein. Sowohl ihre Familie, als auch Thomas, scheinen ihr Engagement für die Freigelassenen nicht zu verstehen. Dazu kommt, dass ihre Eltern möchten, dass sie Thomas heiratet. Dabei schlägt ihr Herz für einen anderen, aber es ist eine hoffnungslose Liebe.

Diese Kurzgeschichte ist spannend geschrieben, vor allem das Ende ist dramatisch und überraschend. Emily findet in ihrem Glauben Halt. Die kurzen Hinweise auf die Kraft des Glaubens sind genau richtig, um als Leser ermutigt zu werden. Die Geschichte enthält sehr viele Hinweise auf historische Begebenheiten, und macht in einer knappen und nüchternen Weise die brisante Problematik dieser Nachkriegsjahre deutlich. Wer die Bücher von Elizabeth Musser kennt, wird vielleicht ein wenig enttäuscht sein von dieser Geschichte. Da sie sehr kurz ist, werden die Charaktere nicht so lebendig, wie in ihren anderen Romanen. Die Erzählweise wirkt etwas knapp und nüchtern, wenn man längere Romane gewohnt ist.

Fazit: Eine sehr schöne und empfehlenswerte Geschichte für Liebhaber von historischen Liebesromanen. Schnell gelesen, gibt diese Geschichte einen eindrücklichen Einblick in eine wenig bekannte Zeit in den Südstaaten der Vereinigten Staaten.