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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.03.2019

Kulinarischer Roadtrip durch Frankreich

Frankreich, wir kommen!
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Wäre es nicht ein Traum, einfach seine sieben Sachen zu packen und dann mit einem kleinen Foodtruck durch Frankreich zu fahren bis zum Meer. Aus diesem Traum hat die Autorin Brigitte Guggisberg eine charmante ...

Wäre es nicht ein Traum, einfach seine sieben Sachen zu packen und dann mit einem kleinen Foodtruck durch Frankreich zu fahren bis zum Meer. Aus diesem Traum hat die Autorin Brigitte Guggisberg eine charmante Geschichte gemacht, die einem nicht nur immer wieder das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt ,sondern die einen auch blendend unterhält.

Die etwas unsichere Betty, die im badischen Efringen-Kirchen den Gasthof "Sonne" ihres verstorbenen Vaters weiterführt, ist eine großartige Köchin, bleibt aber in ihrem Dorf deutlich unter ihren Möglichkeiten. Der Zufall führt sie mit der gescheiterten Studentin Iva zusammen, die von ihrem Vater einen klapprigen Food Truck zur Verfügung gestellt bekommt, mit dem die beiden Frauen schließlich ein Abenteuer wagen. Gemeinsam möchten sie bis nach Monaco fahren, um dort den großen Street Food Wettbewerb zu gewinnen. Diese Reise verändert beide Frauen, lässt sie reifen und selbstbewusster werden. Sie dabei zu beobachten macht großen Spaß. Dabei ist das Buch aus der Perspektive von Betty geschrieben, so dass man sich sehr gut in die Protagonistin hineinversetzten kann.

Die Autorin hat einen flüssigen Schreibstil, immer wieder gibt es Situationskomik und Begebenheiten die mit einem Augenzwinkern erzählt werden,und darüberhinaus möchte man sich die köstlichen Kochideen sofort notieren,um sie nachzukochen. Zum Glück gibt es am Ende des Buches sogar ein paar leckere Rezepte mit denen dieser Wunsch noch besser umgesetzt werden kann.

Dieses Buch weckt in mir die Lust auf einen Frankreichurlaub, ist ein fröhliches Wohlfühlbuch, dass viel zu schnell ausgelesen war.

Veröffentlicht am 24.03.2019

spannender Pageturner

Sündenkammer: Thriller
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"Sündenkammer" ist der neueste Thriller aus der Feder der deutschen Autorin Catherine Shepherd und gehört in die Serie der um Kommissar Oliver Bergmann entstandenen Regionalkrimis, die in der kleinen Stadt ...

"Sündenkammer" ist der neueste Thriller aus der Feder der deutschen Autorin Catherine Shepherd und gehört in die Serie der um Kommissar Oliver Bergmann entstandenen Regionalkrimis, die in der kleinen Stadt Zons bei Dormagen spielen.

Für mich ist es das erste Buch dieser Reihe und das erste Buch der Autorin. Das wird aber sicher nicht so bleiben, denn dieser Thriller hat sich sehr schnell zum Pageturner mit Suchtgefahr entwickelt und konnte mich bis zum Schluss fesseln.

Den Reiz des Buches machen sicherlich auch die beiden Zeitebenen aus, in denen die Handlung angesiedelt ist.

In der Gegenwartsebene wird Kommissar Bergmann zu einem Tatort im Wald gerufen, wo eine Frau offensichtlich bei lebendigem Leib auf einem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Der Mord scheint einer Hexenverbrennung nachempfunden zu sein und soll nicht der einzige Mord dieser Art bleiben.

Die 2. Zeitebene geht zurück in das Jahr 1500 ebenfalls in Zons wo Bastian Mühlenberg, Stadtsoldat bei der Stadtwache dem Tod eines Knaben nachgehen muss, der offensichtlich vergiftet vor den Stadttoren aufgefunden wird. Die Tätersuche führt Bastian und seinen Kollegen ins nahe gelegene Franziskanerkloster.

Beide Zeitebenen hängen natürlich irgendwie zusammen aber der Zusammenhang wird dem Leser erst nach und nach klar. Überhaupt versteht es die Autorin hervorragend falsche Fährten zu legen und den Leser in die Irre zu führen. Am Ende ist man überrascht und begeistert wie sich die Handlungsstränge schließlich entflechten. Die Protagonisten sind durchweg sympatisch und auch wenn man die bisher erschienen Bücher dieser Reihe noch nicht kennt, kann man der Handlung problemlos folgen. Wenn die Zeitebenen wechseln hat Frau Shepherd geschickt das eine oder andere Mal einen Cliffhanger eingebaut, so dass man das Buch nur schwer zur Seite legen kann.

Ich habe mich hervorragend unterhalten gefühlt und empfehle diese kurzweilige Lektüre gerne weiter.

Veröffentlicht am 04.03.2019

Auf der Suche nach Verbindung

Auf dem Wasser treiben
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Theresa Prammer beschreibt in ihrem im Ullstein Verlag erschienenen Roman "Auf dem Wasser treiben" eine Familie, die aus dem Lot geraten ist. Alle Familienmitglieder leiden auch Jahre später noch darunter, ...

Theresa Prammer beschreibt in ihrem im Ullstein Verlag erschienenen Roman "Auf dem Wasser treiben" eine Familie, die aus dem Lot geraten ist. Alle Familienmitglieder leiden auch Jahre später noch darunter, dass der Vater eines Tages die Familie verlässt und für immer verschwindet.

Dabei schien das Familienglück perfekt zu sein. Das Ehepaar liebte sich aufrichtig. John war seine Kindern immer ein guter Vater. Doch dann an einem schönen Sommertag rutscht der jüngste Sohn bei einem Ausflug an den Fluss unglücklich aus und wäre fast ertrunken. In der Nacht darauf verschwindet der Vater.

Die Geschichte springt ins Erwachsenenleben der Familie. Es gibt einen neuen Mann im Leben der Mutter Hannah. Die Kinder haben alle einen Beruf ergriffen. Alles scheint sich eingespielt zu haben. John ist verstorben,und die Familienmitgliedet haben sich mit seiner Abwesenheit abgefunden. Bei der Geburtstagsfeier zu Hannah's 55zigsten Geburtstag brechen plötzlich alte Wunden wieder auf. Jedes Familienmitglied fühlt sich noch immer verletzt und hat den Weggang von John vielleicht verdrängt aber nicht verarbeitet. Das zeigt sich in Schuldgefühlen, dem Unvermögen eine glückliche Beziehung zu führen, der Flucht in andere Welten, Ängsten und der Sprachlosigkeit gegenüber anderen Menschen.

Als Leser fühlt man mit den Protagonisten mit, begreift aber nicht, warum sie nicht miteinander sprechen. Die Geheimnisse werden erst nach und nach aufgelöst und diese Last, die von der Seele genommen wird, bewirkt auch wieder ein besseres Verständnis untereinander. Das hat Frau Prammer wirklich großartig beschrieben.

Veröffentlicht am 26.02.2019

Brillianter Frauenroman

Die Liebe im Ernstfall
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Mit ihrem Buch "Die Liebe im Ernstfall", erschienen im Diogenes Verlag, verbindet die Autorin Daniela Krien die Lebensgeschichten von 5 Frauen miteinander, deren Lebenswege sich auf unterschiedlichste ...

Mit ihrem Buch "Die Liebe im Ernstfall", erschienen im Diogenes Verlag, verbindet die Autorin Daniela Krien die Lebensgeschichten von 5 Frauen miteinander, deren Lebenswege sich auf unterschiedlichste Arten gekreuzt haben. Wie eigenständige Kurzgeschichten kommen die Kapitel daher, die jeweils mit den Namen einer jeden Frau überschrieben sind, und mit jeder einzelnen Geschichte vervollständigt sich das Bild auch von den anderen Frauen.

Der Roman hat mich von Anfang an begeistert. Wie der Titel schon vermuten lässt, ist das Buch kein locker leichter Roman zum Thema Liebe. Im Ernstfall, das wird schnell klar, bleibt man am Ende alleine. Im Klappentext heißt es: "Als Kinder und Jugendliche erlebten sie den Fall der Mauer, und wo vorher Grenzen und Beschränkungen waren, ist nun die Freiheit. Doch Freiheit müssen sie erkennen, ist nur eine andere Form von Zwang, der Zwang zu wählen." Das mag so sein, ich fand aber, dass die beschriebenen Biografien auch durchaus zu Frauen aus dem Westen passen könnten, die ohne Prägung der DDR aufgewachsen sind.

Der Schreibstil der Autorin ist brilliant, analytisch auf den Punkt gebracht, oft mit trockenem Humor versehen. Die Charktere sehr authentisch.

Paula , der Buchhändlerin ist schnell klar, dass ihr Mann Ludger, der stets bemüht ist seinen ökologischen Fußabdruck möglichst klein zu halten und seine Mitmenschen diesbezüglich auch ständig missionieren muss, vielleicht doch nicht ganz ihrem Bild vom perfekten Mann entspricht.Trotzdem redet sie sich ihn schön. " Kein Mensch war, wie man ihn haben wollte. Paula hoffte, dass die Zeit die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit schließen würde."

Judith, die Ärtztin versucht immer wieder über Datingportale den Richtigen zu finden. Sie kommunziert mit diesen fremden Männern, muss ihr Leben immer wieder von vorn erzählen und wartet auf ihre Antwort. "Das Warten ist schlimm. Selbst einen Mann, den sie nicht will, will sie spätestens dann, wenn er sie warten lässt."

Auch das Cover finde ich sehr gut gewählt. Eine Frau auf einem Sprungbrett, kurz davor ins kühle Nass zu springen. Sie scheint zu zögern, Die Liebe ist ein Sprung ins kalte Wasser? Kann man es wagen? Ist sie es wert?

Ich habe die Lektüre sehr genossen und kann das Buch nur unbedingt empfehlen.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Toller schwedischer Politthriller, erschreckend real

Der Patriot
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Dunkle Wolken ziehen auf über Stockholm. Das Cover dieses Thrillers könnte passender nicht sein. Pascal Engman ist mit seinem Debüt ein wahnsinnig spannender und erschreckend realer Thriller geglückt. ...

Dunkle Wolken ziehen auf über Stockholm. Das Cover dieses Thrillers könnte passender nicht sein. Pascal Engman ist mit seinem Debüt ein wahnsinnig spannender und erschreckend realer Thriller geglückt. Man merkt der Story an, dass er sich in dem Metier über das er schreibt sehr gut auskennt. Der 1986 in Schweden geborene Autor war selbst Journalist und hat sich nach massiven Morddrohungen aus dem Buisiness zurückgezogen.

Auch in Engman's Thriller müssenStockholms Zeitungsredakteure zunehmend mit Morddrohungen leben,nachdem Schweden für immer mehr Flüchtlinge eine Zuflucht bietet. Eine rechtsradikale Gruppe hat sich auf die Fahnen geschrieben die sogenannte "Lügenpresse" mundtot zu machen und beginnt Journalisten zu ermorden. Die Täter fühlen sich als Patrioten und Helden, weil sie das edle Ziel haben mit ihrer selbsternannten Stadtguerilla Schweden an die schwedischen Bürger zurückzugeben. Die Rechtfertigungen für das sinnlose Morden sind nur schwer zu ertragen und selbst gut integrierte Ausländer werden nur aufgrund ihrer Herkunft dazu missbraucht den Hass in weiten Teilen der Bevölkerung zu schüren.

Ein 2. Handlungsstrang führt nach Südamerika, nach Chile, wo der Schwede August Novak nach einiger Zeit in der Fremdenlegion nun als Leibwächter für einen russischen Waffenhändler arbeitet. Dieser hat auch Kontakte zur Drogenmaffia. Das Leben in dem kleinen Dorf Vallenar wird zunehmend gefährlicher. Um sein Leben zu schützen ist August schließlich gezwungen nach Schweden zurückzukehren.

Der Handlungsteil, der in Chile spielt ist für die Gesamtgeschichte nicht wirklich relevant, bringt dem Leser aber die Person August Novak näher.

Ich fand das Buch sehr angenehm zu lesen, äußerst fesselnd aber auch brutal. Von Pascal Engman wird man sicher noch hören. Dieses Erstlingswerk hat mir jedenfalls richtig gut gefallen.