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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.07.2019

einfach perfekt!

Kurt
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Lena hat alles, was man zum Leben braucht. Job, Haus, Mann und Kind. Okay, das Kind ist von ihrem Freund und dessen Ex, aber es ist ja dennoch ein tolles Kind. Bis eines Tages einfach gar nichts mehr ist ...

Lena hat alles, was man zum Leben braucht. Job, Haus, Mann und Kind. Okay, das Kind ist von ihrem Freund und dessen Ex, aber es ist ja dennoch ein tolles Kind. Bis eines Tages einfach gar nichts mehr ist wie zuvor und sie herausfinden muss, dass es leider keine Universalrezepte gibt. Weder für Kuchen noch für die ultimative Form von Trauer...

Auf dieses Buch bin ich durch eine Empfehlung aufmerksam geworden und ehrlich gesagt bin ich froh, darauf gehört zu haben.

Die Geschichte um die 1,5 Kurts (der kleine Kurt und sein Vater haben den selben Namen, warum auch immer) beginnt eigentlich recht charmant. Auch, wenn hier schon das ein oder andere Problem durchblitzt.
Sarah Kuttner erzählt unheimlich warmherzig, liebevoll und mit viel Humor vom gemeinsamen Leben der drei. Aber eben auch davon, dass es für Lena manchmal gar nicht so einfach ist, ihren Platz in diesem Konstrukt zu finden. Wer in einer mittlerweile so gängigen Patchwork-Familie aufgewachsen ist, wird hier vielleicht schon das ein oder andere Thema wiedererkennen.
Diesen Teil fand ich extrem einnehmend, und dies aus zweierlei Gründen. Zum einen hat sie einen für meinen Geschmack sehr guten Humor, der mir deshalb gut gefallen hat, weil er einfach, pointiert und nicht gezwungen wirkt. Sie verpackt ihren Witz eher in Nebensätze. Und nicht selten habe ich herzhaft lachen müssen.
Zum anderen ist ihre Geschichte einfach bodenständig. Wir erleben hier kein Fantasiekonstrukt einer hochtrabenden Liebe, die nach Jahrzehnten noch so rosarot wie am ersten Tag ist, oder uns erzählt, was der perfekte Mann alles für einen macht. Nein! Sie spielt mit den ganz normalen und alltäglichen Eigenschaften sowie gleichzeitig auch Unzulänglichkeiten, die uns und unsere Partner ausmachen und wegen denen wir sie noch mehr lieben! Ok, manchmal muss man vielleicht sagen „trotz denen wir sie lieben“, aber nun gut ;) Ich denke spätestens hier findet man sich früher oder später wieder, vielleicht auch mit dem ein oder anderen Augenzwinkern. Auf jeden Fall hatte sie eben wegen dieser Bodenständig- und Ehrlichkeit meine Sympathie bereits nach ein paar Seiten.

Nach ein paar Kapiteln kommt dann der große Umschwung und die zu Beginn leichte und humoristische Geschichte nimmt eine dramatische Wendung.
Wir begegnen einem Verlust, den niemand erleben sollte, der aber dennoch leider vorkommt.
Von jetzt auf gleich ist es mit der Leichtigkeit vorbei. Und auch diese Emotionen kamen bei mir so gekonnt an, dass ein paar Mal die Tränchen gekullert sind.
Sarah Kuttner beschreibt hierbei nicht nur die Hilflosigkeit und Ohnmacht, sondern bezieht auch die unterschiedlichen Arten der Trauer ein. Und auch hier lebt die Story ein Stück weit von der Empathie der Leser, der regelmäßig ins Überlegen kommt, wie er mit bestimmten Situationen umgehen würde. Zumindest ging es mir so.

Man könnte vielleicht kritisieren, dass die Geschichte in Summe eher oberflächlich bleibt - also was manche Charaktere und Details betrifft. Immerhin hat das Ganze nur knapp 240 Seiten.
Aber die Autorin sagt mit wenig so dermaßen viel, dass mir absolut nichts gefehlt hat.
Im Gegenteil! Für mich war „Kurt“ einfach nur perfekt. Schlicht und dennoch so tiefgründig wie wenig andere Bücher. Das wird definitiv nicht mein letztes Buch von ihr gewesen sein.

Veröffentlicht am 02.07.2019

ich liebe, liebe, LIEBE es!

Das Labyrinth des Fauns
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Obwohl ich bereits seit Jahren sowohl die Reckless- als auch die Tintenreihe im Schrank stehen habe, muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich zuvor noch kein Buch von Cornelia Funke gelesen habe. ...

Obwohl ich bereits seit Jahren sowohl die Reckless- als auch die Tintenreihe im Schrank stehen habe, muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich zuvor noch kein Buch von Cornelia Funke gelesen habe. Natürlich nicht, weil ich nicht möchte, aber irgendwie fehlt immer die Zeit. Ihr kennt das ja...
Als ich jedoch erfuhr, dass sie sich diesem Projekt, also das Buch zum Film "Pan´s Labyrinth" zu schreiben, widmet, war ich sofort Feuer und Flamme. Ich liebe den Film von Guillermo del Toro, somit musste ich natürlich sehen, was Frau Funke daraus macht - und ob ich bald die anderen Bücher nachholen muss ;)

Sie selbst sagt über das Buch, dass sie an der Geschichte nichts geändert, sondern nur Zwischenspiele eingefügt habe. Ja, diese Zwischenkapitel gab es natürlich zuvor so nicht, aber nein, sie hat die Geschichte, zumindest für mich, doch sehr verändert! Denn diese Interludes machen die Geschichte noch runder, noch lesenswerter und alles in allem einfach noch besser! Der Kern bleibt im Wesentlichen unberührt, aber das Drumherum ist einfach nur gelungen, Hut ab!

Auf die Geschichte selbst möchte ich nicht so sehr eingehen. Viele von euch werden den Film vermutlich kennen und allen anderen muss ich sagen: unbedingt nachholen! Am besten inklusive diesem Buch! Ich habe selten eine Geschichte gesehen/gelesen, die mich so bewegt hat, wie die der kleinen Ofelia in ihrem dunklen, dunklen Märchen.
Und genauso würde ich das Ganze vermutlich für die, die die Story eben nicht kennen bezeichnen - als Geschichte über Licht und Schatten, die in Aufmachung und Stil zwar märchenhaft anmutet, jedoch durch die vorherrschende Dunkelheit und gelegentlich Brutalität vielleicht doch eher etwas für älteres Publikum ist.
Unterstützt wird diese "Klassifizierung" noch durch die vorherrschende Stimmung. Das Buch ist, abgesehen von kleinen Hoffnungsschimmern, düster, melancholisch und voller böser Vorahnung. Natürlich lockern die oben erwähnten Zwischenspiele das Ganze etwas auf, aber selbst diese sind zumeist eher traurig/schön. Genauso wie die enthaltenen Illustrationen. Sie passen perfekt und untermalen die Atmosphäre noch zusätzlich.

Cornelia Funke hat es mit ihrem bild- und sprachgewaltigen sowie zauberhaften Meisterwerk voller Magie, Schmerz, Liebe und Tod geschafft, mich komplett in diese Welt eintauchen zu lassen. Es war mir nicht mehr möglich, das Buch aus der Hand zu legen. Sie hat Unmengen an Herzblut in dieses Projekt investiert und das spürt man! Für mich ein klares Highlight!

Veröffentlicht am 03.05.2019

Einfach nur lesenswert!

Junge ohne Namen
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„Junge ohne Namen“ erzählt die Geschichte des Flüchtlingsjungen „I“.
Obwohl... Genau genommen gibt es ja keine Geschichte. Denn keiner der darin enthaltenen Kinder hat noch sein sogenanntes Lebensbuch ...

„Junge ohne Namen“ erzählt die Geschichte des Flüchtlingsjungen „I“.
Obwohl... Genau genommen gibt es ja keine Geschichte. Denn keiner der darin enthaltenen Kinder hat noch sein sogenanntes Lebensbuch - also keinen Pass, Geburtsurkunde oder sonstige Dokumente, mit denen man belegen könnte wer man ist oder wo man herkommt. Kein Lebensbuch, keine Geschichte.
Und noch genauer genommen ist dies nicht die Geschichte von I oder seinen Freunden E, V, O oder L! Sondern die von ganz vielen Flüchlingskindern weltweit. Kindern ohne Zuhause, Papiere, genügend Nahrung und schlimmstenfalls - auch ohne Eltern.
Und gerade dieser Aspekt macht dieses Buch so lesenswert. Vor allem wenn man sieht, mit wie wenig sich diese Kinder ein Stück Glück schaffen, inmitten von Hunger, Dreck und Hoffnungslosigkeit.

Sie schaffen sich ihre eigene kleine Familie, passen aufeinander auf und stehen füreinander ein.
Es macht einem beim Lesen traurig und froh zugleich zu sehen, dass sie in ihrer Einsamkeit nicht gänzlich alleine sind, obwohl sie so alleine sind...
Die komplette Geschichte war für mich von der ersten bis zur letzten Seite beklemmend, sowohl durch die Themen die aufgegriffen werden, als auch dem Wissen, dass es sich hierbei um traurige Wahrheit handelt. Zusätzlich unterstützt wird diese Stimmung noch durch den Schreibstil, den Steve Tasane recht schnörkellos und kindhaft gehalten hat. Sowohl Wortwahl, Ausdrucksweise als auch die Geschehnisse an sich bleiben schlicht, schmucklos - ja geradezu minimalistisch in ihrer Schilderung.
Klar könnte man sagen, dass man sich mehr Input wünscht. Für diese Art der Geschichte war das nach meinem Geschmack jedoch absolut nicht nötig. Für mich trifft diese Umsetzung zu Hundert Prozent das Thema - ein (Über-) Leben voller Entbehrungen, in der Kinder Hunger leiden und trotzdem voller Phantasie  leidenschaftlich mit Blättern spielen.

Einfach nur lesenswert!

Veröffentlicht am 26.03.2019

versunken in eine andere (Niemals-) Welt

Niemalswelt
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Seit des plötzlichen und vor allem ungeklärten Todes ihrer großen Liebe im letzten Jahr, hatte Bee keinen Kontakt mehr zu ihrer gemeinsamen Clique von damals.
Doch heute ist sie soweit. Heute will sie ...

Seit des plötzlichen und vor allem ungeklärten Todes ihrer großen Liebe im letzten Jahr, hatte Bee keinen Kontakt mehr zu ihrer gemeinsamen Clique von damals.
Doch heute ist sie soweit. Heute will sie zu ihnen, um endlich herauszufinden, was damals wirklich geschah. Denn sie weiß, dass jeder von ihnen Geheimnisse hat.
Es könnte alles so einfach sein, wenn sie sich nicht plötzlich in der Niemalswelt wiederfinden würden, gefangen zwischen Leben und Tod. Mit dem Wissen, dass nur einer von ihnen überleben wird und sie alles gemeinsam entscheiden müssen, wer das letztendlich sein wird…

Als dieses Buch angekündigt wurde, war ich sofort Feuer und Flamme. Deklariert als eine Mischung aus Psycho-Thriller, Coming-of-Age und Mystery, konnte es meine Neugier sofort wecken. Und ich kann offenen Herzens sagen, dass ich nicht enttäuscht wurde.
Jede der drei Genres ist zur Genüge vorhanden, und zusammen ergeben sie ein wirklich rundes Konstrukt, das mich von der ersten bis zur letzten Seite perfekt unterhalten hat.

Zum einen haben wir das Konstrukt der fünf Personen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Die heilige Bee, der nerdige Cannon, der sensible Kip, die wütende Whitley und die intellektuelle Marta, die zusammen eine wirklich gelungene Mischung ergeben. Sie sorgen für eine gelungene Prise Humor und Unterhaltung, jedoch aber auch Stoff zum Nachdenken, denn sie haben auch alle ihre Eigenheiten und Schattenseiten. Und glaubt mir: gefangen in der Ewigkeit mit dem Wissen, dass nur einer entkommen wird, bringt nicht gerade die besten Eigenschaften der Menschen zu Tage.
Und dann ist da ja auch noch der Wächter. Der sie führen und ihnen beistehen soll. Und ja, der sie natürlich auch regelmäßig daran erinnert, dass eine Abstimmung bevorsteht, bevor der jeweilige Tag in Manier von „Täglich grüßt das Murmeltier“ wieder von vorne beginnt. Ach ja… Was könnte ich alles lesen, wenn ich mich in einer Zeitschleife befände… Die Tatsache, dass dieser Wächter eine Mischung aus den fünf Charakteren darstellt, sorgt letztlich auch für den ein oder anderen Schmunzler ;)

Zum anderen hat die Autorin eine wirklich faszinierende Atmosphäre geschaffen - voller Überraschungen, Abwechslung und vielen Emotionen. Beklemmung, Mut- und Trostlosigkeit, gepaart mit dem bereits erwähnten Humor treffen auf Paranoia und eine unerträgliche Einöde und lassen so ein dunkles, bedrohliches Setting entstehen, in dem die Jagd auf die Lösung des Rätsels und das Aufdecken dunkler Geheimnisse richtig, richtig Spaß macht.

Für mich ist „Niemalswelt“ ein absolutes Highlight, das mich komplett in eine andere (Niemals-) Welt versinken ließ.
Hut ab, ich geh jetzt auf die Suche nach anderen Büchern der Autorin!

Veröffentlicht am 07.03.2019

ein tolles und warmherziges Kinderbuch, das deutlich mehr kann, als nur eine süße Geschichte zu sein

Sonne, Moon und Sterne
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Der 11-jährigen Gustav -nur der liebe Gott kann sich daran erinnern, wie sie zu diesem Namen kam- stehen nicht nur bald die nächsten Sommerferien bevor, sondern auch der 12. Geburtstag. Eigentlich ist ...

Der 11-jährigen Gustav -nur der liebe Gott kann sich daran erinnern, wie sie zu diesem Namen kam- stehen nicht nur bald die nächsten Sommerferien bevor, sondern auch der 12. Geburtstag. Eigentlich ist das schön – sollte man zumindest meinen. Doch in diesem Jahr ist irgendwie alles anders. Aber vielleicht kann ja der „schrullige“ Neue in der Klasse, Moon, mit seiner Glitzerleggins ja etwas daran ändern??

Wie ihr wisst, lese ich in der Regel ja eher weniger Kinderbücher, aber dieses habe ich wärmstens empfohlen bekommen und die Klappe klang so süß, da konnte ich einfach nicht „Nein“ sagen…
Für mich klang Gustavs Geschichte nach einer niedlichen Sommerlektüre voller Emotionen und den Tücken des Erwachsenwerdens. Hierzu muss ich jedoch sagen, dass diese Beschreibung „Sonne, Moon und Sterne“ nur mitnichten gerecht wird.

Zum einen ist dieses Buch keine reine witzige Sommer- und Teeniegeschichte. Ich meine klar beschäftigen wir uns mit nervigen, pubertierenden Schwestern, besten Freundinnen, die plötzlich Jungs interessant finden (IIIIEEEHHH) und Eltern in der Erwachsenenpubertät.
Hinzu kommt ein in die Jahre gekommener Hund, der eigentlich Gustavs einziger Rückhalt ist, bis eben da der Neue auftaucht. Klingt süß? Isses auch!
Zum anderen schafft die Autorin es eben auch, sehr ernste Themen einfließen zu lassen. Depressionen, Andersartigkeit und ja, leider auch das Thema Tod begegnet Gustav und somit auch uns. Was lockerflockig begann hat für mich damit geendet, dass ich mit Schniefnase und Heulaugen ins Bett gegangen bin, wobei nicht mal mein Mann sich mehr getraut hat nachzufragen. Und das will echt was heißen!
Natürlich muss man im Gegenzug auch sagen, dass es sich natürlich dennoch um ein Kinderbuch handelt. Da darf man sich nicht wundern, dass sowohl Eltern, als auch Geschwister für mich als Erwachsene überzeichnet und stereotyp wirken. Andererseits meine ich mich zu erinnern, dass ich das in Gustavs Alter auch so ähnlich empfunden habe. Hand aufs Herz, wer fand seine Geschwister nicht anstrengend und meganervig? ;) Und auch das Thema Depression wird nicht soooo vertieft und an ein oder zwei Stellen auch ein bisschen „weichgezeichnet“, sodass ein Kind das auch gut lesen kann.

Was mir persönlich zudem sehr gut gefallen hat, ist das Thema „Hundeliebe“. Gustav redet mit Sand über jede Herzensangelegenheit. Und wenn es ihr schlecht geht, ist so eine Hundeschmuseeinheit ihr Balsam für die Seele. Jetzt bin ich schon mein Leben lang immer ein „Hundemensch“ gewesen, dementsprechend groß war mein Einfühlungsvermögen und meine Erinnerungen an unseren geliebten Hund, der uns leider vor ein paar Jahren verlassen hat. Für mich steht außer Frage, dass sie die besten Seelentröster der Welt sind, insofern hat mich ihre gemeinsame Geschichte schon besonders berührt.

Für mich ist „Sonne, Moon und Sterne“ ein wirklich tolles und warmherziges Kinderbuch, das eben mehr kann, als nur eine süße Geschichte zu sein. Da kann man für meinen Geschmack auch als Erwachsener gerne zugreifen!