Profilbild von Ronjalein

Ronjalein

aktives Lesejury-Mitglied
offline

Ronjalein ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Ronjalein über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.04.2019

Die dunkle Seite Manchesters

Dreckiger Schnee
1

Manchesters dunkle Seite ist der Schauplatz von Joseph Knox' Debütroman "Dreckiger Schnee".
Dort betreibt der charismatische Zain Carver einen florierenden Drogenring. Mit Hilfe seiner "Sirenen". Junge ...

Manchesters dunkle Seite ist der Schauplatz von Joseph Knox' Debütroman "Dreckiger Schnee".
Dort betreibt der charismatische Zain Carver einen florierenden Drogenring. Mit Hilfe seiner "Sirenen". Junge Frauen, die er als Kuriere einsetzt. Der Polizei ist es bisher nicht gelungen Carver zu überführen, denn offenbar hat der einen Informanten dort.
Den zu finden, ist die Aufgabe von Detective Aidan Waits. Der wurde dabei erwischt, als er Drogen aus der Reservatenkammer stehlen wollte. Um der Kündigung und einer Anklage zu entgehen, lässt er sich darauf ein, undercover in Carvers Umfeld zu ermitteln. Zusätzlich bekommt er von dem hochrangigen Politiker Rossiter den Auftrag, dessen minderjährige Tochter Isabelle zu überwachen, die offenbar eine enge Beziehung zu Carver pflegt. Offiziell suspendiert und als korrupter Polizist gebrandmarkt, taucht Aidan Waits ab, in die Unterwelt.

Das Buch selbst, kommt in einem schlichten, edlen Cover daher. Dazu noch ein Foto des gutaussehenden Autors im Einband. Optisch also schon mal sehr gelungen
Aber auch der Inhalt muss sich nicht verstecken. Sind die ersten Seiten noch reichlich verwirrend und scheinbar zusammenhanglos, war ich doch schnell in der packenden Handlung gefangen.
Auf rasante und dynamische Art, nimmt Joseph Knox den Leser mit in das nächtliche Manchester. Knox zeichnet eine düstere und trostlose Umgebung, voller Gleichgültigkeit, Gewalt, Drogen und gescheiterter Existenzen. Und der kaputteste von allen, scheint Aidan selbst zu sein.
Korrupte Polizisten, ein undurchsichtiger Politiker, rivalisierende Drogendealer und vor allem die Sirenen, denen Aidan viel zu nahe kommt. Je mehr Aidan sich in diesem Netz verfängt, desto mehr nähert er sich dem Abgrund. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verwischen immer mehr und es ist nicht immer ganz auszumachen, auf welcher Seite der Grenze der Detective gerade steht.

Aidan, als Erzähler, hat es mühelos geschafft, mich in seinen Bann zu ziehen. Er verkörpert eindeutig nicht den strahlenden Helden. Er ist selten nüchtern, kommt ohne Speed nicht aus und führt ein einsames Leben. Bei jedem Scheitern habe ich mit ihm gelitten. Und er scheitert oft in diesem Thriller. Aber genau das, macht ihn für mich zu einem so "starken" Protagonisten. Jemanden, den man nicht so schnell vergisst. Nicht immer leichte Kost, aber dennoch der beste Thriller, den ich seit langer Zeit gelesen habe.
Joseph Knox hat einen Fan mehr.

Veröffentlicht am 02.04.2019

Lahme Gäule müssen sich beweisen

Slow Horses
1

Jackson Lambs Einheit residiert im "Slough House", einer unscheinbaren, heruntergekommenen Nebenstelle des MI5. Als gescheiterte Agenten, aus dem Regent's Park, der Hauptstelle, dorthin abgeschoben, erledigen ...

Jackson Lambs Einheit residiert im "Slough House", einer unscheinbaren, heruntergekommenen Nebenstelle des MI5. Als gescheiterte Agenten, aus dem Regent's Park, der Hauptstelle, dorthin abgeschoben, erledigen sie dort stumpfsinnige Arbeiten. Von den Kollegen abfällig als "Slow Horses", lahme Gäule, bezeichnet, wird von ihnen eigentlich nur noch erwartet, dass sie frustriert aufgeben und kündigen.
Und frustriert sind sie. Im "Slough House" bleibt jeder für sich. Privates und sogar Unterhaltungen, werden auf ein Minimum beschränkt.

Das ändert sich, als ein junger Pakistani von einer rechten Gruppierung entführt wird und live im Internet enthauptet werden soll.
Unerwartet sind die "Slow Horses" Hauptakteure in dem Entführungsfall und müssen beweisen, dass sie das "Agentenhandwerk" noch nicht verlernt haben. Vor allem müssen sie lernen, angeführt von Jackson Lamb, als Team zu agieren.
Und Lamb, übergewichtig, ungepflegt und ungehobelt, ist dabei wohl der unsympathischste Chef, den man sich vorstellen kann.

Das Buch beginnt rasant mit dem Einsatz, der River Cartwright zu Fall und zu den "Slow Horses" gebracht hat.
Danach schlägt das Buch eine langsamere Gangart an. Mick Herron nimmt sich viel Zeit, "Slough House" und seine "Bewohner" vorzustellen. Und auch bis der Fall ein richter Fall wird, dauert es ein bisschen. Erst im letzten Drittel nimmt das Tempo wieder zu. Gelangweilt habe ich mich aber trotzdem zu keiner Zeit. Denn Herron scheibt mit viel Sinn für Ironie. Diese Ironie bringt er auch in seine wirklich großartigen Dialoge ein, die mir an diesem Buch fast am besten gefallen haben.
Außerdem führt der Autor seine Leser des öfteren in die Irre, legt falsche Spuren aus und hat ein super Gespür für Cliffhanger.

Leser, die temporeiche, actiongeladene Spionage-Thriller bevorzugen, sind hier vermutlich falsch. Aber alle anderen sollten zugreifen.

Veröffentlicht am 02.04.2019

Jeder braucht Freunde

Unverfrorene Freunde
1

Der Meeresbiologe Klemens Pütz erforscht seit fast drei Jahrzehnten das Leben der Pinguine. In diesem Buch gewährt er uns nun, in Zusammenarbeit mit der Autorin und Journalistin Dunja Batarilo, spannende ...

Der Meeresbiologe Klemens Pütz erforscht seit fast drei Jahrzehnten das Leben der Pinguine. In diesem Buch gewährt er uns nun, in Zusammenarbeit mit der Autorin und Journalistin Dunja Batarilo, spannende Einblicke in sein Leben unter Pinguinen.

Klemens Pütz verbringt die Hälfte des Jahres auf der Südhalbkugel. Vor allem als Forscher, aber auch als Expeditionsleiter auf Kreuzfahrtschiffen, um den Touristen die Antarktis und ihre Bewohner näher zu bringen.
Besonders letzteres kommt diesem Buch wohl zugute. Auf wirklich amüsante, leichte und spannende Art nimmt er die Leser mit, auf eine aufregende Reise zu den Pinguinen.
Es gibt lustige Anekdoten aus dem Leben eines Pinguinforschers, ein paar private Einblicke und natürlich jede Menge Wissenswertes über die verschiedenen Pinguinarten. Von der Paarung bis hin zur Aufzucht des Nachwuchses, über ihre Lebensräume, ihre Evolution und ihre Nahrungsgewohnheiten.
Dazu gibt es Fotos aus dem Privatarchiv des Autors.
Alles ist leicht und verständlich erklärt.
Aber es werden auch ernste Themen angesprochen. Die Gefahren, denen die Pinguine aussgesetzt sind, nehmen einen großen Teil des Buches ein.
Klimawandel, Ölteppiche, Plastikmüll und Überfischung.
Allerdings bleiben auch bereits umgesetzte Schutzmaßnahmen, nicht unerwähnt.

Klemens Pütz schafft es mit seinem Buch, den Leser zu unterhalten, Wissen zu vermitteln und gleichzeitig auf den Schutz aufmerksam zu machen, den seine "unverfrorenen Freunde" dringend benötigen.
Das Vorwort zu diesem Buch hat der Autor "Pinguine brauchen Freunde" genannt
und es wird ziemlich schnell ersichtlich, wer ihr größter Freund ist. Man merkt ihm einfach an, wie gerne er seine Pinguine und wieviel Spaß er an seiner Arbeit hat.

Ein Buch das zum Nach- und Umdenken anregt.

Veröffentlicht am 02.04.2019

Wissen ist Macht

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
1

„Wissen ist Macht – Und so etwas wie unwichtige Daten gibt es nicht!“

Diese Daten zu sammeln ist Aufgabe des Nationalen Sicherheits-Amtes, das NSA.

Es ist das Jahr 1942 und in Weimar entwickelt das NSA ...

„Wissen ist Macht – Und so etwas wie unwichtige Daten gibt es nicht!“

Diese Daten zu sammeln ist Aufgabe des Nationalen Sicherheits-Amtes, das NSA.

Es ist das Jahr 1942 und in Weimar entwickelt das NSA immer neue Programme um die gesammelten Daten ihrer Bürger zu analysieren. Und Möglichkeiten Daten zu sammeln gibt es genug. Bargeld wurde abgeschafft, jeder hat eine Bürgernummer und ein Volkstelephon mit dem man Nachrichten verschicken kann und Zugriff auf das „Deutsche Forum“ im Weltnetz hat.
Doch das NSA kämpft um seine Existenz, denn es steht in Konkurrenz zum Reichssicherheits-Hauptamt in Berlin, das von der Reichsführung favorisiert wird. Ein Programm, das anhand des Lebensmittelverbrauches versteckte Juden aufspürt, soll den Fortbestand des Amtes sichern. Andere Programme folgen.

Die Programmstrickerin Helene Bodenkamp und der Analyst Eugen Lettke arbeiten zusammen an diesen Programmen.
Andreas Eschbach erzählt die Geschichte der beiden von Kindheit an und man erlebt den Aufstieg der Nationalsozialisten praktisch durch ihre Augen.

Helene, Tochter überzeugter Anhänger Hitlers, entdeckt schon früh ihre Vorliebe für Komputer. Sie ist schüchtern, unsicher, ein bisschen naiv aber eine überaus talentierte Programmstickerin und weckt deshalb schon früh das Interesse des NSA. Erst als sie ihren Geliebten, ein Deserteur der sich vor den Nazis versteckt, durch ihre Programme in Gefahr bringt, erkennt sie, an was sie da in Wirklichkeit mitarbeitet.

Eugen Lettke, Sohn eines Kriegshelden und mit Arier-Status AAA, ist beim NSA um dem Kriegsdienst zu entgehen. Er entdeckt schnell, wie er die Möglichkeiten dieses Amtes für seine eigenen Interessen nutzen lassen. Hauptsächlich um sich an den vier Frauen zu rächen, die in vor langer Zeit einmal gedemütigt haben.

Beide Charaktere sind gut gelungen, wenn auch manchmal zu sterotyp. Auf der einen Seite etwas zu gut und zu naiv, auf der anderen Seite wiederum zu böse.

Die Frage „Was wäre, wenn es im Dritten Reich schon Computer gegeben hätte, das Internet, E-Mails, Mobiltelefone und soziale Medien - und deren totale Überwachung?“
beantwortet der Autor in diesem Roman auf bemerkenswerte Weise. Reale Geschichte wird mit Fiktion gemischt. Moderne Begriffe werden nationalsozialistisch eingedeutscht. Das Internet wird zum Weltnetz, Computer werden zu Komputern, Programme werden „gestrickt“. Übrigens nur von Frauen, den Programmieren ist Frauenarbeit. Das passende Lehrbuch dazu hat einen rosafarbenen Einband und erklärt das Programmieren mit Hilfe von Koch- und Backrezepten. Am Frauenbild der Nazis, hat Eschbach also nicht gerüttelt.
Erschreckend ist das Buch allemal. Die Gräueltaten und Schrecken der Nazis sind natürlich bekannt, aber durch diese technischen Möglichkeiten, wird das Ganze noch sehr viel bedrohlicher. Und natürlich zieht man zwangsläufig die Parallelen ins „Heute“.

Insgesamt ein wirklich gut gemachter Roman, der trotz seiner fast 800 Seiten, zu keinem Zeitpunkt langweilig war. Auf jeden Fall ein Buch, das ich nicht so schnell vergessen werde.

Veröffentlicht am 02.04.2019

Untote in China

Das Erbe des Schattenkaisers
1

In China treiben immer mehr „Untote“ ihr Unwesen. Ein westliches Team aus Wissenschaftlern, darunter der deutsche Rick Roth, wird nach China geschickt, um der Ursache dieses Phänomens auf den Grund zu ...

In China treiben immer mehr „Untote“ ihr Unwesen. Ein westliches Team aus Wissenschaftlern, darunter der deutsche Rick Roth, wird nach China geschickt, um der Ursache dieses Phänomens auf den Grund zu gehen. Dort angekommen, kommen die Wissenschaftler einer Verschwörung auf die Spur, die bis in die Ming-Dynastie zurückreicht und merken sehr bald, dass diese „wandelnden Toten“ nicht ihr einziges Problem sind.

Ein Teil der Handlung spielt im alten China, was nach und nach zur Aufklärung des Rätsels beiträgt.

Für mich besticht besticht dieser Thriller einmal durch seine Charaktere. Nicht nur der Protagonist Rick besitzt einen wunderbaren Humor, auch seine Mitstreiter müssen sich in dieser Hinsicht nicht verstecken. Die Dialoge zeugen ebenfalls von einer anständigen Portion Witz und haben mir wirklich Spaß gemacht.
Da stört es kaum, dass es den Figuren ein bisschen an Tiefe fehlt.

Zum anderen, ist der Roman gut geschrieben, die Handlung ist spannend, originell, rasant und zu keiner Zeit langweilig. Kurz, er hat alles was einen guten Thriller ausmacht.

"Das Erbe des Schattenkaisers" von Adrian Canis ist nach "Die Lourdes-Formel", der 2. Roman um den sympathischen Wissenschaftler Rick Roth.
Und auch wenn es ein paar Anspielungen auf den 1. Roman gibt, kann man diesen hier unbesorgt lesen, ohne den Vorgängerroman zu kennen. Mir war er auch völlig unbekannt. Ein Umstand, den ich noch ändern werde.

Also, wer noch auf der Suche nach spannendem, humorvollen "Material" zum Lesen ist, sollte hier fündig werden.