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Veröffentlicht am 07.04.2019

Ein Buch mit einer wichtigen Botschaft

On The Come Up
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Angie Thomas hat sich durch ihr Debüt "The Hate U Give" einen Namen gemacht, indem sie ungeschönt darstellt, was für Folgen Rassismus tagtäglich für Afroamerikaner haben kann. Mit ihrem neuen Werk "On ...

Angie Thomas hat sich durch ihr Debüt "The Hate U Give" einen Namen gemacht, indem sie ungeschönt darstellt, was für Folgen Rassismus tagtäglich für Afroamerikaner haben kann. Mit ihrem neuen Werk "On the Come Up" legt sie einen nach und befasst sich erneut mit der Kluft, die sich lediglich aufgrund unterschiedlicher Hautfarben zwischen verschiedenen Menschen auftun kann.
Dieses Mal handelt die Geschichte von der 16-jährigen Bri, die in der Unterschicht aufgewachsen ist und schon früh lernen musste, dass das Leben kein Zuckerschlecken ist. Ihr Vater wurde erschossen, als sie noch ein Kind gewesen war und ihre Mutter litt jahrelang unter einer Drogensucht, die sie erst vor einigen Jahren in den Griff bekommen hat. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Bruder lebt die kleine Familie am Existenzminimum und muss sich tagtäglich mit grosser Anstrengung durch den Tag schlagen.

Bri ist früh klar geworden, dass nicht nur sie, sondern auch ihre Familie ein besseres Leben verdient haben. Und um ihnen das zu ermöglichen, verfolgt sie den Traum, eine berühmte Rapperin zu werden. Damit ihr das gelingt, tritt sie an Rap-Battles auf, wo sie bald einmal durch einen ihrer selbstgeschriebenen Texte entdeckt wird. Bri wittert ihre Chance, endlich der Unterschicht und all den Problemen, die daraus resultieren, zu entkommen und geht einen Deal mit dem ehemaligen Manager ihres Vaters ein. Um sich einen Namen zu machen, veröffentlicht Bri einen Rap-Song, der nicht nur durch seine Melodie, sondern vor allem durch seinen provokativen Text eine grosse Welle schlägt, die die Teenagerin vermutlich nicht hätte voraussehen können.

"Du hast deine Stimme schon für uns erhobem Breezy. Und ist nicht deine Schuld, wenn andere Lete das nicht kapieren. Also [...] warum nicht den Song verwenden, um ein bisschen Wirbel zu machen?" S. 313

Angetrieben wird das Ganze durch eine grosse Ungerechtigkeit, die die schwarze Bevölkerung seit Jahren aufgrund ihrer Hautfarbe über sich ergehen lassen müssen. Es geht also um Rassismus. Und Bri trifft mit ihrem Text einen Nerv, der letztendlich an ihrer Schule zu einem Tumult führt. Ausgelöst durch ihr Lied, gerät Bri schnell einmal ins Zentrum der Aufmerksamkeit und wird als Sündenbock für den Tumult verantwortlich gemacht. Doch bald stellt sich heraus, dass das Problem sehr viel schwerwiegender und tiefgreifender ist, als bloss ein Liedtext. Und genau das ist es, was Bri den Leuten von Anfang an klar machen wollte.

"All die Leute benutzen mich als faule Ausrede, anstatt sich zu fragen, was die wirklichen Probleme sind." S. 391

Den Ansatz, den Angie Thomas dieses Mal gewählt hat, um auf das Thema Rassismus und Diskriminierung aufmerksam zu machen, hat mir viel besser gefallen, als in "The Hate U Give". Während ich in ihrem Debüt kritisiert habe, dass ich stellenweise den Eindruck hatte, das umgekehrter Rassismus und Gewalt gegen Weisse gutgeheissen wird, wird in "On the Come Up" auf ganz anderem Wege versucht, die Stimme zu erheben: Durch Musik. Die Botschaft, die vermittelt wird, bleibt dabei die gleiche. Immer wieder lässt die Autorin Alltagsbeispiele einfliessen, wie Rassismus (vor allem in den USA) zum Ausdruck kommen kann und hat damit mehrmals Mitgefühl für Bri und ihre Familie geweckt. Ich fand ihren Mut bewundernswert, denn trotz all der Kritik und negativen Presse, hat sie sich nicht unterkriegen lassen und versucht mit ihrer Musik etwas zu verändern. Und das ist ihr auch gelungen.

Ein Kritikpunkt den ich trotz allem erwähnen muss, ist der Schreibstil, der vermutlich durch die Übersetzung leiden musste. Diese Mischung aus englischem Slang und deutschen Sätzen wirkt stellenweise etwas seltsam und nicht immer authentisch. Schade fand ich ausserdem, dass den Liedtexten keine deutsche Übersetzung beigelegt wurde, denn das wäre für das Verständnis der Bedeutung des Textes für mich hilfreich gewesen.

Fazit:
Alles in allem ein wichtiges Buch, das sich dem Thema Rassismus widmet und aufzeigt, wie man auch gewaltfrei seine Stimme erheben kann. Und das ist verdammt wichtig, um etwas zu verändern. Hass kann nicht mit Hass bekämpft werden und Angie Thomas ist es dieses Mal sehr gut gelungen, dies aufzuzeigen. Von mir gibt es für Buch aufgrund kleinerer Schwächen 4 Sterne.

Veröffentlicht am 07.04.2019

Ein umfangreiches psychologisches Werk

Gesund durch Meditation
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Wenn ihr Jon Kabat-Zinn hört und euch denkt: "Moment mal, den Namen kenne ich doch irgendwoher?", dann liegt ihr damit vermutlich richtig. Zinn gilt sozusagen als Vater der Achtsamkeitsbewegung, der sich ...

Wenn ihr Jon Kabat-Zinn hört und euch denkt: "Moment mal, den Namen kenne ich doch irgendwoher?", dann liegt ihr damit vermutlich richtig. Zinn gilt sozusagen als Vater der Achtsamkeitsbewegung, der sich durch sein MBSR-Programm einen Namen gemacht hat. Er ist mir während meines Psychologie-Studiums immer wieder in verschiedenen Vorlesungen und Seminaren begegnet und deshalb war es für mich klar, dass ich eines Tages eines seiner Werke lesen muss. Und das ist nun endlich passiert. "Gesund durch Meditation" ist keine tatsächliche Neuerscheinung, sondern lediglich eine neue Ausgabe der deutschsprachigen Übersetzung, die erstmals 1990 erschienen ist.

Ich habe in den vergangenen Monaten immer wieder verschiedene Bücher zum Thema Selbsthilfe gelesen, die auch achtsamkeitsbasierte Ansätze enthielten. Im Gegensatz zu diesen anderen Büchern, erscheint Zinns Werk auf Anhieb sehr professionell. Gleich auf der ersten Seite wird davor gewarnt, dass das Buch keine psychotherapeutische Behandlung ersetzt - anders als die vielen Selbsthilfebüchern, die genau dies versprechen (und nicht halten können).

Ein Blick in das Inhaltsverzeichnis zeigt dem Leser, was ihn auf den rund 464 Seiten erwartet. Das Buch ist in fünf Teile unterteilt:
Teil I - Die Übung der Achtsamkeit
Teil II - Paradigmenwechsel: Die neue Sicht von Gesundheit und Krankheit
Teil III - Stress
Teil IV - Achtsamkeit in der Praxis: Das Annehmen der ganzen Katastrophe
Teil V: Der Weg der Achtsamkeit

Nach dem Lesen muss ich sagen, dass ich vor allem den ersten Teil empfehlenswert finde, denn dort sind die praxisrelevanten Übungen zum Thema Achtsamkeit enthalten, deren Sinn und Zweck ausführlich erläutert werden. Der ganze Rest würde ich als "Kompaktes Wissen eines ganzen Psychologie-Studiums" zusammenfassen :D Zinn verrät darin die Entwicklung der Psychologie als Wissenschaft, erläutert den gegenseitigen Einfluss von der Psyche auf den Körper oder erklärt, was Stress für einen Einfluss auf unser Leben haben kann. Alles was er berichtet, ist wissenschaftlich fundiert und/oder basiert auf verschiedenen Theorien, die noch heute in im psychologischen Berufsalltag praktiziert werden. Fast alles, das Zinn hier so ausführlich beschreibt, war mir bereits bekannt - zum Glück, muss ich sagen, denn sonst hätte ich in meinem Studium wohl nicht genügend aufgepasst. Für mich war das Buch deshalb eine gute Auffrischung von bereits bestehendem Wissen, auch wenn ich mir vielleicht etwas anderes unter dem Buch vorgestellt hätte. Das Thema Achtsamkeit kommt in meinen Augen etwas zu kurz, aber vielleicht gibt es über das Thema auch gar nicht viel mehr zu erzählen, denn das Wichtige ist vermutlich einfach das regelmässige Umsetzen der verschiedenen Übungen, in die Zinn einen Einblick gibt.

Für Menschen, die sich einen Überblick über das weite Feld der Psychologie verschaffen wollen, kann ich das Buch auf jeden Fall empfehlen. Allerdings ist es stellenweise nicht ganz so leichte Kost und vielleicht auch eher als Nachschlagewerk zu empfehlen, wenn man sich zu einem Bereich etwas genauer informieren will.
Insgesamt hätte das Buch in meinen Augen vielleicht etwas kompakter ausfallen können, denn hier und da holt Zinn in seinen Erläuterungen sehr weit aus. Aber immerhin hat er alles was er schreibt, gut recherchiert.

Fazit:
Ein sehr umfangreiches Buch über verschiedene Erkenntnisse und Befunde aus dem weiten Feld der Psychologie, das hier von Jon-Kabat Zinn zusammengetragen wurde. Sein Wissen ist gut recherchiert und mit entsprechenden Quellen untermauert worden, doch der Titel des Buches ist etwas irreführend, da Meditation bzw. Achtsamkeit nur einen kleinen Teil des Buches ausmachen und der Grossteil des Buches eine bunte Mischung aus psychologischen Theorien darstellt, die ausführlich erläutert werden. Insgesamt wirkt es auf mich so, als hätte Zinn sein ganzes psychologisches Wissen in dieses eine Buch packen wollen :D Eine etwas kompaktere Version hätte das Lesen aber vermutlich etwas leichter gestaltet. Von mir gibt es aufgrund dieser kleineren Kritikpunkte 4 Sterne für das Buch, das jeder kennen sollte, der sich für Meditation interessiert.

Veröffentlicht am 23.03.2019

Herrlich amüsant und skurril

Per Anhalter durch die Galaxis
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Die Story beginnt noch relativ harmlos. Man lernt den Protagonisten Arthur Dent kennen, der eines Tages erfährt, dass sein Haus abgerissen werden soll. Was bis dahin noch ganz normal klingt, ändert sich ...

Die Story beginnt noch relativ harmlos. Man lernt den Protagonisten Arthur Dent kennen, der eines Tages erfährt, dass sein Haus abgerissen werden soll. Was bis dahin noch ganz normal klingt, ändert sich sogleich, als Arthur den Grund für den Abriss erfährt: Nicht nur sein Haus, sondern die gesamte Erde muss gesprengt werden, weil an ihrer Stelle eine Umgehungsstrasse durch das Universum gebaut werden soll. Und warum eine Umgehungsstrasse, fragt ihr euch vielleicht? Na: "Es ist eine Umgehungsstrasse. Und Umgehungsstrassen baut man eben." Also, alles klar soweit. Verständlicherweise hält Arthur von diesem Plan nicht so viel, denn als Erdenbewohner hängt er sehr an seinem Planeten. Als er seine Kritik zu dem Projekt äussern möchte, wird er jedoch freundlich darauf hingewiesen, dass die Pläne seit neun Monaten im Planungsbüro gelegen hatten und man deshalb genügend Zeit gehabt hätte, Protest gegen die Umgehungsstrasse einzulegen. Blöd nur, dass die Pläne irgendwo zuunterst in einem Aktenschrank in einem dunklen Keller mit einem kaputten Licht und einer kaputten Treppe in einem unbenutzten Klo mit der Aufschrift "Vorsicht, bissiger Leopard" versteckt waren. Aber sie waren nun mal da. Und nun ist es zu spät, Einspruch einzulegen.

Bevor Arthur sich jedoch seinem Schicksal hingeben muss, erfährt er, dass sein bester Freund Ford Prefect gar kein Mensch ist, sondern ein Ausserirdischer. Und zu seinem Glück, nimmt Ford Arthur mit, um per Anhalter durch die Galaxis zu reisen, so dass er haarscharf dem Tod entgeht, der ihn bei der Sprengung der Erde erwartet hätte. Ab diesem Zeitpunkt beginnt das eigentliche Abenteuer, denn nach ihrer Flucht auf der Erde werden sie in das Raumschiff "Herz aus Gold" geschleust, wo Arthur und Ford auf die restlichen Hauptcharaktere aus der Geschichte treffen. Das sind: Zaphod Beeblebrox, Halbcousin von Ford und zeitweise Präsident der Galaxis, Tricia McMillan und Marvin, ein depressiver Roboter. Wer denkt, dass der Anfang schon ulkig klingt, der sei vorgewarnt. Alles was Arthur bis zu seiner Ankunft ins Raumschiff erlebt hat, war im Vergleich noch absolut harmlos. Denn was die Hauptcharaktere bei ihrer Reise durch die Galaxis erleben, lässt sich gar nicht so richtig zusammenfassen. Jedes Mal, wenn man denkt, dass es nicht noch ulkiger und seltsamer werden kann, legt der Autor noch einen drauf. Er nimmt weder seine eigene Geschichte, noch seine Charaktere ernst und genau das macht "Per Anhalter durch die Galaxis" so herrlich amüsant. Ich war überrascht, wie viel Blödsinn (im positiven Sinn) sich ein einziger Mensch ausdenken kann und habe mich gleichzeitig auch gefragt, welche lustigen Pillen man einwerfen muss, um solche Einfälle zu haben :D. Die Story an und für sich ist total unsinnig - aber genau das will sie auch sein. Mich konnte sie weniger durch die Handlung, sondern immer wieder durch einzelne witzige Zitate und Sprüche überzeugen. Allen voran war Marvin, der depressive Roboter, einer meiner liebsten Charaktere.

Das Hörbuch wird von Christian Ulmen vorgelesen, der seine Sache wirklich gut macht. Er haucht jedem einzelnen Charakter eine eigene Interpretation ein, was es mir als Hörerin leicht gemacht, der Geschichte zu folgen und zu wissen, wer gerade spricht. (Ein Interpretation hat mich ja ein klein wenig an Marc-Uwe Klings Känguru erinnert, das hat gleich ein paar Sympathiepunkte bei mir eingebracht :D).

Trotz all der Lobeshymnen, kann ich dem Buch allerdings nicht die ganze Punktzahl vergeben. Grund dafür ist, dass ich vor allem im zweiten Teil ein wenig das Interesse für den eigentlichen Plot verloren habe. Die Handlung bleibt zwar bis zum Schluss skurril, aber irgendwann habe ich mich an die Art des Humors so gewöhnt, dass sie nicht mehr den gleichen Effekt bei mir ausüben konnten, wie die erste Hälfte des Buches. Ich hatte mir stellenweise ja fast ein bisschen mehr Ernsthaftigkeit herbeigewünscht, die der Geschichte einen stärkeren roten Faden verliehen hätten. Aber das ist Kritik auf hohem Niveau.

Fazit:
Eine ulkige, urkomische und skurrile Geschichte, die ich auf diese Art und Weise noch kein zweites Mal gelesen habe. Es ist erstaunlich, wie viel Unsinn sich Douglas Adams ausdenken konnte. Ich liebe den britischen Humor, bei dem der Autor weder seine Charaktere, noch die Handlung so richtig ernst nimmt. Das Buch ist ein Klassiker, der vor allem mit seinen sehr bekannten und erinnerungswürdigen Zitaten punktet, die mir teilweise schon vor dem Hören des Hörbuchs bekannt waren - und das spricht für das Buch! Nichtdestotrotz haben sich bei mir im zweiten Teil "Abnutzungserscheinungen" bemerkbar gemacht, was den Humor angeht. Die Skurrilität konnte bei mir irgendwann nicht mehr die gleiche Wirkung wie am Anfang erzielen, so dass ich mir ein bisschen einen roten Faden herbeigewünscht hätte. Insgesamt aber ein fantastisches und sehr amüsantes Buch, das jeder einmal gelesen oder gehört haben muss.

Veröffentlicht am 28.02.2019

Eine bittersüsse Liebesgeschichte

Wer fliegen will, muss schwimmen lernen
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Um dieses Buch bin ich schon lange auf Goodreads herumgeschlichen. Ursprünglich ist die Hardcover Ausgabe beim cbj Verlag unter dem Titel "Unsere verlorene Herzen" schon einmal vor einiger Zeit erschienen, ...

Um dieses Buch bin ich schon lange auf Goodreads herumgeschlichen. Ursprünglich ist die Hardcover Ausgabe beim cbj Verlag unter dem Titel "Unsere verlorene Herzen" schon einmal vor einiger Zeit erschienen, für die Taschenbuch-Ausgabe hat mich sich aber scheinbar für einen Wechsel zum Blanvalet Verlag entschieden.

Die Geschichte handelt von den beiden Jugendlichen Henry und Grace. Grace ist neu an Henrys Schule, hinkt, trägt weite Jungs-Klamotten und schafft es trotz allem, Henrys Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die beiden kommen sich näher, als sie gemeinsam für die Schülerzeitung arbeiten sollen, doch statt zu schreiben, sind sie viel zu sehr mit sich und der neu aufkeimenden Beziehung beschäftigt. Man kann es zumindest Henry nicht verübeln, denn die erste Liebe ist etwas ganz besonderes.
Obwohl die anfängliche Zeit sehr harmonisch verläuft, stellt sich bald heraus, dass Grace ein dunkles Geheimnis mit sich trägt, das mitunter auch ein Grund dafür ist, wie sie ihr Leben inzwischen lebt. Nachdem Henry diese Erkenntnis gewinnt, wird die junge Liebe auf eine harte Probe gestellt und er muss sich fragen, ob Grace überhaupt jemals für eine (neue) Beziehung bereit sein wird.

An dieser Stelle möchte ich nicht mehr verraten, denn herauszufinden, was Grace in ihrer Vergangenheit erlebt hat und vor allem welchen Einfluss dieses Erlebnis auf ihre Gegenwart hat, ist etwas, das mich nicht nur überrascht, sondern auch schockiert hat.
Doch die Geschichte ist nicht so düster, wie es nun vielleicht klingen mag, denn die anfängliche Verliebtheits-Phase der beiden Jugendlichen ist zuckersüss und hat mein Herz für einen Moment erwärmt. Die Autorin schafft es auf sehr glaubhafte Weise darzustellen, wie die erste Liebe sich anfühlen kann.
Positiv hervorheben möchte ich auch den lockeren Schreibstil der Autorin, der nicht nur perfekt zur Altersgruppe der Protagonisten passt und damit sehr authentisch wirkt, sondern auch mit massenhaft popkulturellen Anspielungen gefüllt ist, die mich zum Schmunzeln gebracht haben.

Fazit:
Bei "Wer fliegen will, muss schwimmen lernen" handelt es sich um eine bittersüsse Geschichte über die erste Liebe eines jungen Mannes, der aber bald erkennen muss, dass nicht alles so ist, wie es den Anschein macht. Durch den locker leichten Schreibstil der Autorin macht es Spass das Buch zu lesen, man sollte jedoch nicht mit der Erwartung an zu viel Tiefgründigkeit an die Geschichte herangehen. Ich habe mich dennoch gut unterhalten gefühlt und kann das Buch mit 4 Sternen als einen kurzweiligen Contemporary Roman für Zwischendurch sehr empfehlen.

Veröffentlicht am 09.01.2019

Ein interessanter Reihenauftakt

Die Krone der Dunkelheit
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Der Hype um "Die Krone der Dunkelheit" im Herbst ist auch mir nicht entgangen und ich bin gerade dadurch auf das neuste Buch von Laura Kneidl aufmerksam geworden. Nicht nur das wunderschöne Cover, sondern ...

Der Hype um "Die Krone der Dunkelheit" im Herbst ist auch mir nicht entgangen und ich bin gerade dadurch auf das neuste Buch von Laura Kneidl aufmerksam geworden. Nicht nur das wunderschöne Cover, sondern auch die packende Inhaltsangabe haben mich neugierig auf das Buch gemacht.

Soweit ich weiss, handelt es sich hierbei um den ersten High Fantasy Roman der Autorin, deshalb war ich sehr gespannt, was für ein Worldbuilding sie sich ausgedacht hat. Das Buch ist am Anfang mit einer Karte ausgestattet, die dem Leser einen Überblick über die Welt geben soll, in der die Geschichte spielt. So etwas finde ich immer sehr hilfreich, wirkt aber bei der Printversion vermutlich viel besser, weil man auch während dem Lesen hin und her blättern kann, um sich zu orientieren, wo sich die einzelnen Charaktere gerade befinden. Bei einem Ebook funktioniert das leider nicht ganz so einfach, deshalb habe ich die Karte nur ein einziges Mal, vor dem Lesen, studiert. Trotzdem eine schöne Idee, bei der ich mir gewünscht hätte, das Buch auch einmal "in Echt" in den Händen zu halten. Ungefähr in der Mitte des Ebooks sind dann noch einmal ein paar Illustrationen enthalten, die zeigen, wie die wichtigsten Charaktere aus der Geschichte aussehen. Das fand ich eine sehr tolle Idee. Ich weiss nicht, ob die Illustrationen in der Printversion farbig sind, aber ich könnte mir vorstellen, dass auch sie im "Original" besser als Schwarz/Weiss auf einem eReader aussehen.

Die Story selbst wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, wobei sich die verschiedenen Charaktere zu Beginn noch fast alle an unterschiedlichen Orten befinden. Oftmals habe ich bei häufigen Orts- und Perspektivenwechsel Mühe damit, einen Überblick zu behalten, wer genau wer ist, aber in diesem Buch ist es mir erstaunlich einfach gefallen, in die Welt hineinzutauchen und mich darin mitsamt den verschiedenen Wesen und Protagonisten zurechtzufinden. Hilfreich war dabei vermutlich der Umstand, dass Kneidl ein sehr gemächliches Erzähltempo an den Tag gelegt hat, das es einem vereinfacht, die Charaktere und deren Verbindungen untereinander nach und nach zu erfahren. Gleichzeitig ist das Erzähltempo aber auch etwas, das ich als Kritikpunkt anfügen muss, denn vor allem in der ersten Hälfte des Buches zieht sich die Geschichte stellenweise schon sehr in die Länge und für meinen Geschmack hätten einzelne Erzählstränge etwas kompakter erzählt werden können und das Buch hätte um gut mindestens 100 Seiten gekürzt werden können, ohne das relevante Informationen verlorengegangen wären.

Was die Charaktere angeht, hat die Autorin eine grosse Vielfalt bewiesen. Auf der einen Seite haben wir Prinzessin Freya, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, ihren verschollenen Bruder Talon ausfindig zu machen. Mit Hilfe von Magie (die in ihrem Land eigentlich strengstens untersagt ist) kann sich den Aufenthaltsort ihres Bruders herausfinden, doch zu ihrem Leidwesen, befindet sich der sich ausgerechnet im Land der Fae, die den Menschen nicht sehr wohlgesinnt sind und wo sich auch andere gefährliche Wesen aufhalten. Sie beschliesst deshalb den Wächter Larkin aus dem Gefängnis zu befreien und mit seiner Hilfe zu ihrem Bruder zu gelangen.
Auf der anderen Seite haben wir Ceylan, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, als erste weibliche Novizin bei den Wächtern aufgenommen zu werden, deren Aufgabe es unter anderem ist, auf einer Mauer die Grenzen zweier Ländern zu schützen. Sie hat es vor allem ihrer Dickköpfigkeit und ihrem leichtsinnigen Mut zu verdanken, dass sie es tatsächlich schafft, ihr Ziel zu erreichen und eine Novizin zu werden. Bei einer Aufnahmezeremonie lernt sie den Fae-Prinzen Kheeran kennen, der kurze Zeit später wieder in sein Königreich zurückkehrt um sich auf die bevorstehende Krönung vorzubereiten. Für diesen Anlass reisen viele Gäste heran, darunter auch ein böswilliger Halbling, der es sich zum Ziel gemacht hat, den Fae-Prinzen noch vor seiner Krönung umzubringen.
Das sind nur einige ausgewählte Charaktere, die man im Laufe der Geschichte kennenlernt, es würde den Rahmen sprengen, auch noch die vielen Nebencharaktere zu erwähnen, die ebenfalls im Buch vorkommen.

Positiv fand ich, dass Laura Kneidl versucht, in ihrem Buch Diversity einzubauen. Ein Thema ist dabei Homosexualität, das in der Welt der Fae sehr offen gelebt wird. Schade fand ich, dass es aber lediglich bei dieser Andeutung blieb, denn an einer Stelle berichtet Prinz Kheeran zwar, dass er schon das Bett mit einer weiblichen und einem männlichen Fae geteilt hat und sehr viele Fae homosexuelle Beziehungen eingehen, aber er selbst gehört - natürlich und leider - nicht dazu. Stattdessen greift Kneidl lieber auf das altbewährte Mittel einer "klassischen" Mann-Frau-Konstellation zurück und deutet eine potentielle Liebesbeziehung zwischen Kheeran und Ceylan an, die vermutlich im weiteren Verlauf noch eine Rolle spielen könnte. Sehr schade, dass die Autorin an dieser Stelle eine Gelegenheit für Diversity bei einem wichtigen Protagonisten auslässt, für die sie selbst die perfekte Vorlage geliefert hat. Für mich muss Diversity nicht auf Biegen und Brechen in jedes Buch eingebaut werden, aber hier hat es mich nach der Erläuterung der sehr offen gelebten Sexualität der Fae schon fast irritiert, dass Kheeran sich selbst als eindeutig heterosexuell einordnet.

Obwohl das Buch seine Längen aufweist, konnte es mich dennoch durchweg gut unterhalten und es war nie so, dass ich das Gefühl hatte, ich müsste mich zum Weiterlesen zwingen. Trotzdem war ich überrascht, wie wenig man am Ende eigentlich über die Hintergründe des Worldbuildings erfährt, wenn man bedenkt, dass das Buch über 600 Seiten lang ist. Ich hätte mir hier mehr Hintergrundinformationen zu dem bestehenden Konflikt zwischen den Menschen und den Fae gewünscht. Die Fae selbst werden noch einmal zwischen Seelie und Unseelie unterschieden, wobei mir bis zuletzt nicht ganz klar war, was denn den Unterschied überhaupt ausmacht - das wäre für mich als Leserin vor allem deshalb noch wichtig gewesen zu erfahren, weil man dadurch die Beweggründe des Bösewichts hätte verstehen können, der den Mord an Kheeran in Auftrag gegeben hat.
Das Worldbuilding von Kneidl erinnert zudem teilweise an andere High Fantasy Romane, wobei es vermutlich bei der Masse an Büchern auch schwierig ist, das Rad neu zu erfinden. Aber gerade bei der Erwähnung der Mauer, die durch die Wächter beschützt wird, ist mir die Ähnlichkeit zu Game of Thrones schon sehr ins Auge gestochen und auf mich hat die Idee deshalb ein bisschen abgekupfert gewirkt.

Eine weitere Kleinigkeit, die ich schade fand, war die Einführung des Piraten Elroy, der in meinen Augen etwas stiefmütterlich behandelt wurde und dadurch auch widersprüchlich beschrieben wurde. Elroy ist ein Charakter, der sofort mein Interesse wecken konnte und über den ich gerne mehr erfahren hätte. Er ist einer der wenigen, der Freya zu Beginn ihrer Reise - trotz Verkleidung - sofort als Prinzessin erkennt und sie darauf anspricht. Das deutet für mich darauf hin, dass er nicht auf den Kopf gefallen ist. Freya und Larkin gehen mit ihm kurze Zeit später einen Deal ein, damit Elroy sie mit seinem Schiff und seiner Crew ins Land der Fae bringt. Der Deal basiert allerdings auf einer wenig durchdachten und sehr schlechten Lüge von Larkin und Freya, die Elroy aber weder bemerkt, noch irgendwie hinterfragt. Stattdessen geht er den Deal gutgläubig ein, bringt Freya und Larkin problemlos zu ihrem Wunschort und verabschiedet sich dann für den ganzen Rest der Geschichte. Dadurch, dass Elroy zuvor aber als sehr cleverer und gerissener Charakter eingeführt wurde, hat mich diese Leichtgläubigkeit sehr irritiert. Ich nehme an, dass es in den Folgebänden ein Wiedersehen mit ihm geben wird und die Lüge von Larkin noch ein Nachspiel haben wird, aber für mich hat es durch die Art und Weise wie Elroy eingeführt wurde, überhaupt keinen Sinn gemacht. Für mich hat der Ablauf des Deals total konstruiert und unglaubwürdig gewirkt, denn Elroy hat im Gegenzug für seine Hilfe gefordert, dass Larkin das bestgehütete Geheimnis der Wächter preisgibt, wogegen sich Larkin anfangs auch noch lautstark gewehrt hat. Kurze Zeit später hatte er nach einem Gespräch mit Freya dann einen kompletten Sinneswandel und das Geheimnis ohne zu Zögern preiszugeben - das hätte Elroy doch misstrauisch machen müssen. Das hätte man sicher irgendwie besser lösen können. Und trotzdem hoffe ich natürlich sehr, dass wir noch mehr von Elroy sehen werden.

Nachdem man die Gelegenheit hat, alle Charaktere einzeln besser kennenzulernen, gelingt es der Autorin am Ende auf eine sehr geschickte Art und Weise die einzelnen Erzählstränge zu einem Ganzen zusammenzuführen. Auslöser dafür ist vor allem auch ein Plot Twist, den ich nicht habe kommen sehen und der mich deshalb positiv überrascht hat. Am Ende des Buches erwartet den Leser schliesslich ein (vorübergehender) Showdown, der die Handlung ein ganzes Stück voranbringt und mich sehr neugierig auf die Fortsetzung gemacht hat.

Fazit:
Laura Kneidl hat mit "Die Krone der Dunkelheit" einen interessanten Auftakt für eine High Fantasy Trilogie geliefert, in dem sie sich vor allem auf die Einführung der verschiedenen Charaktere und Orte ihres Worldbuilding fokussiert. Das Erzähltempo ist sehr gemächlich und führt dazu, dass das Buch stellenweise seine Längen aufweist, allerdings nie so, dass ich das Interesse an der Story verloren hätte. Dennoch hätte das Buch vermutlich etwas kompakter und temporeicher erzählt werden können. Durch vielschichtige Charaktere und einem spannenden Showdown am Ende des Buches hat mich die Autorin für ihren Fantasyroman begeistern können und ich bin gespannt, wie die Geschichte von Freya, Kheeran und Co. weitergehen wird, nachdem die Grundsteine nun gelegt wurden. Von mir gibt es für das Buch aufgrund einiger Schwächen 4 Sterne.