Profilbild von jamjam

jamjam

Lesejury Star
offline

jamjam ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit jamjam über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.04.2019

Wiedersehen in Lichterhaven

Strandkörbchen und Wellenfunkeln
0

„Alles, was ihr seid und tut, kommt von Herzen. (…) Der Kopf ist wichtig, um die Fakten im Auge zu behalten, aber wenn es um die wirklich wichtigen Dinge im Leben geht, muss das Herz den Ton angeben.“ ...

„Alles, was ihr seid und tut, kommt von Herzen. (…) Der Kopf ist wichtig, um die Fakten im Auge zu behalten, aber wenn es um die wirklich wichtigen Dinge im Leben geht, muss das Herz den Ton angeben.“ – Seite 258

Als Lars einen schwerverletzt ausgesetzten Welpen findet, führt ihn sein Weg zu Tierärztin Luisa. Luisa, mit der ihn eine gemeinsame Vergangenheit verbindet, in der er sie schwer enttäuscht hat. Bei der Pflege der kleinen Hündin kommen sich die beiden gefährlich nahe… Zu nahe für Lars, der zu keiner Bindung bereit ist.

Dies war mein zweiter Ausflug nach Lichterhaven und es war sehr schön für mich, alte Bekannte wiederzusehen. Petra Schier schafft so liebenswürdige Protagonisten mit Ecken und Kanten, dass sie einen mit deren Erlebnissen einfach gefangen nimmt.
Luisa stammt aus einer großen Familie, bei der Nachmittagskaffeerunden mit gegenseitigen liebevollen Kabbeleien und absoluter Zusammenhalt an der Tagesordnung stehen. Und als diese glauben, Lars würde sie wieder verletzten, nehmen sie ihn auch schon mal ins Gebet. Sehr unterhaltsam und auch berührend!
Im krassen Gegensatz dazu steht Lars liebloser Vater, der seiner Mutter die letzte Kraft geraubt hat. Das hat ihn stark geprägt und er ist sich sicher, so wie sein Vater keine Liebe empfinden zu können…
Was Petra Schiers Hunderomane auszeichnet, sind die immer wieder kursiv eingeblendeten Gedanken der Vierbeiner. Da Jolie ja noch ein kleines Hundemädchen ist, waren ihre Gedanken dementsprechend niedlich! Es zog mich noch einmal besonders in die Geschichte, auch ihre ängstlichen Gefühle zu lesen, da sie schlecht behandelt wurde, bevor Lars sie fand.
„Strandkörbchen und Wellenfunkeln“ ist ein rundum gelungener Roman, der den Leser an die Nordsee führt, ihn im Strandkorb picknicken lässt, sein Herz für Tiere aufheulen lässt und voller romantischer aber auch pikanter Szenen fesselt!

Veröffentlicht am 10.04.2019

... hilft Evelyn einfach nach!

Wo die Liebe nicht von selbst hinfällt
0

Nach 8 Monaten kehrt Janas Ex Leonard aus Peru zurück. Und sie hat es sich in den Kopf gesetzt, ihm zu zeigen, was sich in der Zwischenzeit in ihrem Leben getan hat und dass sie ihm keine Sekunde nachtrauert…
Blöd ...

Nach 8 Monaten kehrt Janas Ex Leonard aus Peru zurück. Und sie hat es sich in den Kopf gesetzt, ihm zu zeigen, was sich in der Zwischenzeit in ihrem Leben getan hat und dass sie ihm keine Sekunde nachtrauert…
Blöd nur, dass sie nicht viel vorzuweisen hat, Job gekündigt, kein Partner in Sicht… Da wird schnell mal die frühere Liebe Jörg angeheuert, um den aktuellen Freund zu mimen.
Und dann ist da ja auch noch Evelyn, die Möchte-gern-Autorin, die das Ganze als Romanvorlage verwenden will. Damit etwas Schwung in die Geschichte kommt, beginnt sie, ein wenig an den Fäden zu ziehen…

Maria Resco hat mit „Wo die Liebe von selbst nicht hinfällt“ einen schwungvollen, lustigen Liebesroman geschrieben, der mit immer wieder neuen Wendungen überrascht. Ihre Protagonisten sind durch die Bank eigenständige Persönlichkeiten mit ihren Ecken und Kanten – und dafür umso liebenswerter. Es ist eine Runde individueller Freunde, die sich lieben und necken wie im echten Leben. Dabei kommt auch die Situationskomik nicht zu kurz. Da wird schon mal Wein aufs Gegenüber geschüttet oder in Vollverkleidung das Freibad aufgesucht, um die Freunde auszuspionieren… Geschickt spielt die Autorin dabei mit den Sympathien und hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gut unterhalten!
Vor allem Evelyn hat es mir angetan. Da ihre eigene Phantasie begrenzt ist, stenografiert sie schon mal belauschte Gespräche mit und legt hier und da ein Schäufchen nach, um für ein paar Verstrickungen zu sorgen. Alles natürlich nur für ihr eigenes Buch! Na, ob das gut ausgeht…

Eine tolle Grundidee, leicht und unterhaltsam umgesetzt, könnte sofort als Filmvorlage herhalten!

Veröffentlicht am 30.03.2019

Zwei Personen, ein Ziel, unterschiedliche Wege und viele Arten sie zu gehen

Zum Glück gibt es Umwege
0

Nach einem tragischen Verlust landet Zoe bei ihrer Freundin in Frankreich – und spontan sowie völlig unvorbereitet auf dem Jakobsweg. Dort begegnet ihr Martin, der seinen von ihm erfundenen Lastkarren ...

Nach einem tragischen Verlust landet Zoe bei ihrer Freundin in Frankreich – und spontan sowie völlig unvorbereitet auf dem Jakobsweg. Dort begegnet ihr Martin, der seinen von ihm erfundenen Lastkarren einem Härtetest unterziehen will, genau geplant und koordiniert.

„Manche Dinge sollen einfach geschehen. Schicksal, Bestimmung; Karma… nenn es, wie du willst. Das Universum hat einen Plan – wir sind nur nicht schlau genug, ihn zu durchschauen.“ – Seite 125

Immer wieder verlieren sie sich aus den Augen, laufen voreinander davon oder werden durch persönliche Rückschläge getrennt… und dennoch prallen sie immer wieder aufeinander, sei es körperlich oder durch völlig unterschiedliche Meinungen. Um voneinander zu lernen und zu wachsen…

So wunderbar, traurig, lehrreich und unterhaltsam die Begegnungen von Martin und Zoe sind, der eigentliche Star des Romans ist der Jakobsweg selber mit all seinen Facetten Pilgern mit ihren so unterschiedlichen Beweggründen. Wir treffen auf Pilgern light, mit Rucksacktransport und Taxifahrten, verwanzte Schlafsäle und Luxusherbergen, Partyvolk,… Jeder geht den Camino auf seine Weise. Und immer wieder dürfen wir auch auf andere treffen, ein Stück weit mit ihnen gehen, um sie wiederzutreffen oder aus den Augen zu verlieren. Die so gegensätzlichen Pilger haben mir das Lesen sehr versüßt und zeigen alle Bandbreiten des Lebens.

„Ich dachte, ich lern auf diesem Weg vielleicht was über mich. Bis jetzt hab ich nur gelernt, dass ich Wandern hasse.“ – Seite 138

Der Roman ist abwechselnd aus Zoes und Martins Perspektive geschrieben, was ihn locker und leicht lesbar macht. Dennoch hat er eine große Botschaft und auch wir Leser dürfen die eine oder andere Lektion mitnehmen!

Zwei Personen, ein Ziel, unterschiedliche Wege und viele Arten sie zu gehen – und ein großartiger Pilgerroman!

Veröffentlicht am 25.03.2019

Eine außergewöhnliche Familiengeschichte, die mich sehr bewegt hat

Worauf wir hoffen
0

„Ich werde immer hoffen, dass du glücklich und gesund bist und dass es dir gut geht. Ich werde beten, dass du dein Versprechen hältst. Und dass du dich, wo auch immer du sein wirst, zu Hause fühlst.“ Seite ...

„Ich werde immer hoffen, dass du glücklich und gesund bist und dass es dir gut geht. Ich werde beten, dass du dein Versprechen hältst. Und dass du dich, wo auch immer du sein wirst, zu Hause fühlst.“ Seite 350

Bei Hadias Hochzeit sieht sie endlich ihren Bruder Amer wieder, der vor Jahren nach einem Streit von zu Hause weggelaufen ist. Von diesem Zeitpunkt ausgehend erfahren wir in vielen Zeitsprüngen die Familiengeschichte.

Zu Beginn hatte ich mit eben diesen Sprüngen und wechselnden Perspektiven sehr zu kämpfen, brauchte immer etwas, um mich im jeweiligen Erzählstrang zurechtzufinden. Doch von Seite zu Seite hat mich Fatima Farheen Mirzas Geschichte immer mehr in Beschlag genommen. Sie erzählt uns von der arrangierten Ehe von Laila und Rafik, deren Leben als Einwanderer in Amerika, die Auswirkungen von 9/11 auf ihren Alltag. Und vor allem vom Leben ihrer drei Kinder, die Musterschülerin Hadia, ihrer Schwester Huda und der kleine Bruder Amer, der immer wieder gegen den Vater rebelliert.

Müsste ich es mit einem Satz beschreiben, würde ich wohl sagen, es geht in diesem Buch vor allem um die Liebe. Aber nicht im herkömmlichen romantischen Sinne, sondern um die Liebe von Eltern zu ihren Kindern, Geschwistern untereinander und guten Freunden.
Um Zusammenleben in jeder Form, große und kleine falsche Entscheidungen, die in einer Katastrophe enden können, das Leben mit der Schuld, mit dem besten Vorsatz das Schlechteste gemacht zu haben.

Mich hat „Worauf wir hoffen“ zutiefst berührt. Egal ob es muslimische Regeln sind, christliche Sitten und Gebräuche, oder … Wir lehren unseren Kindern Richtlinien, um ihnen einen Leitfaden für ein gutes Leben zu geben. Aber in einer sich rasch ändernden Zeit weiß man nicht, welche Regeln morgen noch hilfreich sind. Wir können nur hoffen, dass wir die richtigen Grundsätze zeigen und unsere Kinder die Hoffnung nie verlieren, wenn sie es nicht sind…

Dieses Buch hat mich sehr zum Nachdenken angeregt. Ich habe es oft zur Seite gelegt und mir Gedanken über Kindererziehung, Rivalität unter Geschwistern, Traditionen, und Zusammenhalt gemacht.

Ein außergewöhnliches Buch, das ich unter Tränen beendet habe!

Veröffentlicht am 21.03.2019

Prädikat: Lesenswert! Und sollte eines der Stücke mal in der Nähe aufgeführt wer

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«
0

„Wenn ich gar keine Frau hätte, wäre ich dann trotzdem ständig im Unrecht?“
Pos 707 von 1448

Martin Schörle hat zwei sehr unterschiedliche Theaterstücke geschrieben, die in diesem kleinen Buch vereint ...

„Wenn ich gar keine Frau hätte, wäre ich dann trotzdem ständig im Unrecht?“
Pos 707 von 1448

Martin Schörle hat zwei sehr unterschiedliche Theaterstücke geschrieben, die in diesem kleinen Buch vereint sind.
In „Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten“ erzählt er von einem nicht ganz normalen Tag im Arbeitsleben von Herrn Fredenbeck. Während seine Kollegen Karneval feiern, klärt er den Zuseher über die Vorzüge unterschiedlicher Radiergummis auf, beschreibt Annährungsversuche an die nette Kollegin und lässt uns auch an seinen ganz speziellen Urlaubsvergnügungen teilhaben.

Überall entspannte, urlaubsgebräunte, gut gelaunte Menschen. Ich bitte Sie, das ist doch nicht lebensnah. – Pos 125 von 1448

Wenn ihm all die Erholung zuviel wird, eröffnet er einfach in der Bahnhofstoilette seine Amtsstube und sperrt diese für Stunden.

In „Einladung zum Klassentreffen“ dürfen wir ein Gespräch zwischen ehemaligen Klassenkameraden verfolgen. Carsten erreicht Mariana auf dem Heimweg im Zug. Das Telefonat beginnt ganz harmlos mit der Einladung zum Klassentreffen. Doch im Verlauf der Konversation erinnern sie sich melancholisch an früher und alte Gefühle flammen wieder auf. Doch nicht nur wir, auch die Mitfahrenden im Zug, werden unfreiwillig Zeugen dieses doch sehr intimen Gespräches.

Für mich war es im ersten Moment sehr ungewöhnlich, ein Theaterstück „nur“ zu lesen. Doch Fredenbeck spricht bei seinen Erlebnissen und Erinnerungen den Leser/Zuseher oft direkt an, was besonders unterhaltsam ist und mir den Einstieg sehr erleichtert. Er ist sehr spitzfindig und schnell in seinen Pointen. Auf der Bühne aufgeführt würde man wohl bei jedem Mal Zusehen etwas Neues entdecken, so viele Ereignisse und Anspielungen sind auf engstem Raum gesät.

Im Gegensatz dazu war das zweite Stück emotional, von Wehmut und Verletzlichkeit durchzogen. Sehr sanft…
Ich kann nicht sagen, welches mir besser gefallen hat, beide haben mich auf ganz spezielle Weise in ihren Bann gezogen!

Prädikat: Lesenswert! Und sollte eines der Stücke mal in der Nähe aufgeführt werden, ich säße im Publikum!