Wurzeln finden...
Der Wind nimmt uns mitMit den Romanen "Immer wieder im Sommer" und "Zwischen dir und mir das Meer" hat die deutsche Autorin Katharina Herzog sich in die Herzen vieler Leserinnen geschrieben und die Bestseller-Liste erklommen. ...
Mit den Romanen "Immer wieder im Sommer" und "Zwischen dir und mir das Meer" hat die deutsche Autorin Katharina Herzog sich in die Herzen vieler Leserinnen geschrieben und die Bestseller-Liste erklommen. Nun legt sie ihren neuen Sommerroman "Der Wind nimmt uns mit" vor, der auf der kleinen Kanarischen Insel La Gomera spielt.
Maya bindet sich weder an Orte noch an Menschen. Obwohl die Reisebloggerin erst 32 ist, hat sie schon fast die ganze Welt gesehen. Nur an einen Ort möchte sie niemals: Nach La Gomera. Dort wohnt ihre Adoptivmutter Karoline. Dass Karoline nicht ihre leibliche Mutter ist, hat Maya vor Jahren durch einen Zufall erfahren, und bis heute hat sie ihr nicht verziehen. Doch dann wird Maya schwanger, und Tobi, der Mann, mit dem sie eine flüchtige Affäre hatte, hält sich ausgerechnet auf der Kanareninsel auf. Nur widerwillig fliegt Maya dorthin, zu den Aussteigern und Künstlern, zu ihrer Mutter. Sie ahnt nicht, dass es die wichtigste Reise ihres Lebens sein wird.
Das geschmackvoll gestaltete Cover ist in warmen Farbtönen gehalten, spiegelt die reizvolle natürliche Vielfalt von La Gomera und macht auf die zugrundeliegende Geschichte neugierig. Auch der schwungvolle Titel weckt die Lust, sich auf ein exotisches Lese-Abenteuer an einem ungewöhnlichen Ort einzulassen.
Das Geschehen wird in zwei verschiedenen Zeitsträngen erzählt, die in der Gegenwart und in der Vergangenheit spielen und aus der Sicht von Maya und Karoline, den zwei Protagonistinnen, geschildert werden. Sprachlich gesehen gibt es nichts an diesem Roman auszusetzen, Dank des flüssigen, lockeren Stils fällt der Einstieg in diesen Roman von Katharina Herzog leicht und man kann mühelos in ihre Geschichte eintauchen. Mit ihren großartigen Landschaftsbeschreibungen ist es Katharina Herzog gelungen, ihr einmalig schönes Setting auf der Kanarischen Insel einzufangen. Auch die esoterisch angehauchten Hippies, die sich auf der urwüchsigen Insel angesiedelt haben, wirken nicht überzeichnet, sondern sind wie aus dem echten Leben gegriffen und agieren weitgehend authentisch.
Trotzdem hat mich der Roman nicht vollständig überzeugen können, was an den charakterlich schwierigen Protagonisten liegt. Vor allem die 32jährige Reisebloggerin Maya hat ihren Platz in der Welt noch nicht gefunden, geht jeder dauerhaften Bindung aus dem Weg und wirkt für ihr Alter extrem unreif. Sexuelle Selbstbestimmung hin oder her - für meinen persönlichen Geschmack ist ihre fatale Neigung zu One Night Stands auf ihren exotischen Trips nicht nur leichtsinnig, sondern auch extrem gefährlich.
Gegen diese innerlich zerrissene Figur, die mehr an einem launischen Teenager als an eine erwachsene Frau erinnert, wirkt Karoline, die ruhige, sanfte Adoptiv-Mutter von Maya, weitaus sympathischer. Als junge Studentin hat sie die Insel La Gomera auf einer Reise mit ihren Eltern kennen- und lieben gelernt; später ist sie wieder dorthin zurückgekehrt und hat eine psychologische Praxis eröffnet. Karoline ist ein nachdenklicher Mensch und reflektiert ihr eigenes Verhalten; sie hängt an ihrem einzigen Kind und gibt sich die Schuld an einem verhängnisvollen Vorfall, der weit in die Gegenwart weist.
Leider ist die zugrunde liegende Geschichte viel zu simpel und vorhersehbar gestrickt, und die Erzählung kann nicht mit überraschenden Wendungen punkten, sondern plätschert unaufgeregt vor sich dahin. Für mein Empfinden fehlt dem neuen Sommer-Roman von Katharina Herzog die nötige Tiefe, er dümpelt an der Oberfläche herum und lässt viele (logische) Fragen unbeantwortet. Aus diesem Grunde kann ich nur eine eingeschränkte Lese-Empfehlung aussprechen.