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Veröffentlicht am 01.05.2019

40 Jahre Die Unendliche Geschichte

Die unendliche Geschichte
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Erst einmal möchte ich mich ganz herzlich beim Team des Thienemann Verlages bedanken, das mir ein Rezensionsexemplar der Unendlichen Geschichte in der neuesten Ausgabe zum 40. Jahrestag überlassen hat.

Warum ...

Erst einmal möchte ich mich ganz herzlich beim Team des Thienemann Verlages bedanken, das mir ein Rezensionsexemplar der Unendlichen Geschichte in der neuesten Ausgabe zum 40. Jahrestag überlassen hat.

Warum das Re-Read?
Gelesen habe ich die Unendliche Geschichte komplett nur einmal als Kind, ziemlich bald nachdem die erste Ausgabe veröffentlicht wurde, bzw. wurde sie mir vorgelesen. Als das dreiteilige Hörspiel Anfang der 80er dann auf dem Markt kam, haben wir als Kinder dieses inhaliert. Seitdem ist es ein ständiger Begleiter und ich kann so gut wie alle Szenen schon synchron mitsprechen.

Als meine Kinder langsam in das richtige Alter für einen Ausflug nach Phantásien kamen, war es das erste Mal, dass ich das Buch von 1979 wieder in den Händen gehalten hatte. Die Geschichte habe ich aber nur lückenhaft mitbekommen, da ich durch den Wechsel mit meinem Mann immer nur Bruchstücke vorgelesen habe. Und der Wunsch, das Buch mal wieder ganz alleine und in einem Rutsch zu lesen hatte sich ab dem Zeitpunkt unterschwellig in meinem Bauch eingenistet.

Rezension der anderen Art
Ich denke, es gibt genügend Rezensionen und vor allem detaillierte Buchbesprechungen zu “Die Unendliche Geschichte”. Ich werde deswegen hier keine standardmäßige Rezension schreiben, sondern eher auf meine Gefühle beim Lesen eingehen. Ich gehe davon aus, dass der Inhalt und der Verlauf der Unendlichen Geschichte meinen Lesern hier bekannt ist. Trotzdem möchte ich darauf hinweisen, dass meine Ausführungen hier bestimmt Spoiler enthalten werden.

Mir ist klar, dass ich nicht auf Alles eingehen kann, aber ich hoffe, Euch ein Stückchen meiner Leseerfahrung näher zu bringen zu können.

Solltet Ihr die Unendliche Geschichte nicht kennen, dann empfehle ich Euch ganz dringend dies nachzuholen, und vielleicht erst dann meine Meinung hier zu lesen.

Die Ausgabe 2019
Die neue Ausgabe ist wunderschön gestaltet. Für die gesamten Illustrationen zeichnet sich Eva Schöffman-Davidov verantwortlich.

Klassischerweise hat das Buch, wie auch schon die erste Ausgabe 1979, einen roten Leineneinband, das den Kupfereinband des Buches in der Geschichte nachahmen soll. Der Vorsatz ist abwechselnd verziert mit einer roten und dunkeltürkisen Ornament-Zeichnung. Jedes Kapitel beginnt mit einer zweifarbigen Zeichnung der Initiale.

Besonders schön ist der Schutzumschlag. Er ist durchgehend schwarz mit filigranen weißen und goldenen Zeichnungen. In der Mitte ist das Amulett AURYN zu sehen, in deren Mitte “Michael Ende” und “Die Unendliche Geschichte” in Versalien gesetzt wurde. Die zwei Schlangen des Amuletts sind sehr detailreich gezeichnet. Jede Ecke zieren geometrische Formen und Ornamente, die über die gesamte Fläche weiter auslaufen. Das Cover haut mich wirklich um und ich bin richtig begeistert!

Erst bei dieser Ausgabe ist mir tatsächlich aufgefallen, dass das Buch genau 26 Kapitel besitzt und jedes Kapitel mit dem Buchstaben entsprechend der alphabetischen Reihenfolge beginnt. Und auch in dieser Ausgabe wird die Schriftfarbe zweifarbig gedruckt, je nachdem aus welcher Perspektive der Abschnitt erzählt wird.

Was mir leider fehlt sind die ganzseitigen Zeichnungen an jedem Kapitelanfang. In der Ausgabe 1979 wurden die Zeichnungen der Initialen über eine ganze Seite ausgestreckt.

Trotzdem sieht man, dass diese neue Auflage, 40 Jahre nach der Erstausgabe dieses wunderbaren Buches mit sehr viel Herzblut und Hingabe gestaltet und produziert wurde und ein würdiges Geburtstagsgeschenk an Michael Endes Gedenken ist.

Die Charaktere
Ich kann natürlich nicht alle Charaktere auflisten. Deswegen möchte ich nur über die Figuren schreiben, die wichtig sind und mich besonders berührt haben.

Bastian Balthasar Bux
Ich mochte Bastian noch nie. Weder beim Hörspiel noch beim Lesen damals. Das hat sich beim Re-Read auch nicht geändert. Er ist egoistisch, eigensinnig und bockig. Schon alleine, wie er sich ständig am Anfang selber herunter macht, er sei dick und unbeliebt. Das hat mich immer schon enorm gestört. Jetzt verstehe ich aber, warum Michael Ende den Jungen so stark unsympathisch zeichnen musste. Auch seine Entwicklung geht erst mal in die negative Richtung. Er wird immer dreister und unverschämter, bis er Atréju tatsächlich den Kampf ansagt und ihn verletzt. Aber mir gefällt besonders gut, dass Bastian einsichtig wird, dass er durch das Vergessen seiner Erinnerungen an die Menschenwelt am Ende gezwungen ist über sich und den wahren Wunsch nachzudenken und tatsächlich selber darauf kommt, dass er dem Vater das Wasser des Lebens mitbringen möchte, also seine Erkenntnis über seinen wahren Wunsch, endlich selber lieben zu können.

Atréju
Im Gegensatz zu Bastian war ich schon als Kind verliebt in Atréju. Ein selbständiger kleiner Junge, der sein Leben und Lenken nicht auf sich bezogen hat, sondern immer das große Ganze im Blick hatte. Er ist uneigennützig und legt sein Leben in die Hände von Bastian. Und er bleibt sich seiner Linie treu, auch bis zum Schluß als er für Bastian einsteht und seine angefangenen Geschichten in Phantásien zu beenden. Er ist also genau das Gegenteil von dem, was ich über Bastian empfinde. Aber das ist von Michael Ende auch bewusst so eingesetzt worden, denn Atréju ist in Wahrheit Bastian, bzw. Atréju ist das, was sich Bastian immer gewünscht hat zu sein.

Fuchur
Manchmal ist mir Fuchur mit seinem “Glück haben”-Gefasel richtig auf den Keks gegangen. Aber ich glaube, Fuchur ist dazu da dem Leser zu vermitteln, Situationen einfach anzunehmen und weiterzumachen, ohne groß darüber nach zu denken. Das Schicksal wird deinen Weg schon lenken.

Gmork
Die Begegnung zwischen Atréju und Gmork bereitet mir immer Gänsehaut. Gmork ist böse und gefährlich. Aber ich empfand ihn schon immer für was Besonderes, denn er ist weder Phantásier noch Mensch. Die Unterhaltung zwischen den Beiden hat so viel geballte Kritik und ist für mich eine Schlüsselszene. Sie zeigt, dass die beiden Welten, Phantásien und die Menschenwelt zusammengehören und voneinander abhängig sind.

Uyujála
Wie ihr alleine schon am Namen meines Blogs “TheUjulala” erkennen könnt, ist die Unendliche Geschichte ein sehr wichtiger Bestandteil in meinem literarischen Leben, damals wie heute. Michael Ende hat die Figur des Südlichen Orakels zwar anders geschrieben, aber die Begegnung mit der Uyulála ist für mich eines der schönsten und poetischsten Zwiegespräche im gesamten Roman. Nur eine Stimme allein schon ist ihr Körper. Dieser Aspekt hat mich auch schon als Kind so sehr begeistert, dass ich ihn nur mehr als passend als Namen für meinen Bücherblog empfand.

Zeitlos und trotzdem immer noch aktuell
Die Geschichte um Atréju und Bastian ist nicht nur einfach ein Abenteuer, es ist zeitlos und noch viel mehr. Es ist die Suche nach dem wirklich wahren Wunsch, aber nicht nach oberflächlichen Wünschen die uns augenscheinlich Freude machen sollen wie schöner, stärker und mächtiger zu werden. Sondern der Wunsch lieben und lieben zu können.

“Es gab in der Welt tausend und tausend Formen der Freude, aber im Grunde waren sie alle eine einzige, die Freude lieben zu können. Beides war ein und dasselbe.”

Michael Ende “Die Unendliche Geschichte”, S. 463 (Gebundene Ausgabe © 2019 Thienemann-Esslinger Verlag GmbH, Stuttgart)

Es ist von Michael Ende ein Appell an die Menschheit gegen Egoismus und für mehr Liebe und Aufmerksamkeit zueinander. Der Weg dahin, um dieses Glück und diesen Wunsch zu erreichen, ist unerheblich, denn

“[..] jeder Weg, der dorthin führt, war am Ende der richtige.”

Michael Ende “Die Unendliche Geschichte”, S. 436 (Gebundene Ausgabe © 2019 Thienemann-Esslinger Verlag GmbH, Stuttgart)

Diesen Weg können wir aber nur beschreiten, wenn wir unsere Phantasie bewahren und ihr Glauben schenken, denn ohne Phantasie wird die Menschheit sterben und nicht mehr in der Lage sein können zu Lieben und Liebe zu schenken. Ohne Phantasie werden wir alle zu Lügen, denn dann belügen wir uns selbst.

“Deshalb hassen und fürchten die Menschen Phantásien und alles, was von hier kommt. Sie wollen es vernichten. Und sie wissen nicht, dass sie gerade damit die Flut von Lügen vermehren, die sich ununterbrochen in die Menschenwelt ergießt - diesen Strom aus unkenntlich gewordenen Wesen Phantásiens, die dort das Scheindasein lebender Leichname führen müssen und die Seelen der Menschen mit ihrem Modergeruch vergiften. [..].”

Michael Ende “Die Unendliche Geschichte”, S. 158 (Gebundene Ausgabe © 2019 Thienemann-Esslinger Verlag GmbH, Stuttgart)

In diesem Gespräch mit Gmork, dem Werwolf, schleudert uns Ende seine Kritik an die Gesellschaft, an die machtbesessene und verlogene Menschenwelt entgegen. Trotzdem die Geschichte vor 40 Jahren entstanden ist, hat sie heute nichts an Aktualität verloren. Nein, ich behaupte sogar, sie ist inzwischen noch brandaktueller geworden!

Welche ist Deine Kernbotschaft?
Gerade weil Michael Ende sich geweigert hat über die Kernbotschaft der unendlichen Geschichten eine Aussage zu machen, zeigt mir das, dass jeder für sich seine Kernbotschaft aus diesem Roman ziehen muss. Denn darum geht es ja, mit seiner eigenen Phantasie seine Ziele und Wünsche zu verwirklichen. Jeder soll sich seine eigene Phantasie bewahren und jeder muss seinen eigenen Weg finden. Aber es besteht auch die Gefahr, sich in der Phantasie zu verlieren. Nein, die richtige Balance zwischen Phantasie und Realität ist wichtig.

Diese Geschichte strotzt nur so vor Botschaften, such Dir die Botschaft aus, die Du im Moment brauchst und es ist Dir frei, diese für dich zu interpretieren!

Immer unendlich
Ach, es gibt noch so viel über dieses Buch zu erzählen. Natürlich habe ich bei Artaxs Abschied in den Sümpfen der Traurigkeit Rotz und Wasser geheult. Genauso wie in dem Moment, als Bastian zurückkehrt zu seinem Vater, und dieser weint, als Bastian ihm seine ganze Geschichte erzählt. Aber das alles würde nur noch den Rahmen hier sprengen.

Ich kann Euch nur sehr innig ans Herz legen, die Unendliche Geschichte zu lesen, wenn ihr sie noch nicht kennen solltet. Und wenn ihr sie doch schon kennt, dann lest sie noch mal, denn jeder Ausflug nach Phantásien ist ein Ausflug in ein Reich voller Zauber, Magie und zu deinem wahren inneren Ich.

DER Klassiker und Ursprung der deutschen Fantasy-Literatur. Voll geballt mit Fantasy, Kritik - berührend und zeitlos seit 40 Jahren.

Veröffentlicht am 31.03.2019

Machtlos verfallen dem Zorn der Engel

Zorn der Engel
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Dieses Buch habe ich von Marah Woolf als Vorab-Rezensionsexemplar im Rahmen ihrer Aktion “Buchengel” erhalten. Ich möchte hervorheben, dass diese Rezension meine ganz eigene und persönliche Meinung ist. ...

Dieses Buch habe ich von Marah Woolf als Vorab-Rezensionsexemplar im Rahmen ihrer Aktion “Buchengel” erhalten. Ich möchte hervorheben, dass diese Rezension meine ganz eigene und persönliche Meinung ist. Und vor allem bei diesem Titel möchte ich betonen: Ja, ich habe es tatsächlich so empfunden!


Marah Woolf hat mir mit diesem Buch endgültig mal wieder mein schlagendes Herz aus der Brust gerissen und in klitzekleine Fetzen zerrissen. Nach Fanny und nach dem 7. FederLeicht Band ist dieses Buch für mich eines der aufreibensten Geschichten von ihr. Sie hat mich hier nicht nur einen Abgrund hinab gestoßen - nein, sie hat mich am langen Arm darüber zappeln lassen und genüsslich langsam einen Finger nach dem anderen gelöst. Ich leide mit Moon, ich kämpfe mit Moon, ich liebe mit Moon und ich falle mit Moon in den tiefen Abgrund und erleide mit ihr gemeinsam den Zusammenbruch. Dieses Buch habe ich atemlos in einem Zug durchgelesen. Marah hat es geschafft mich mit diesen Zeilen so zu fesseln, dass ich wie ein Junkie an ihrer Feder hänge.

“Du bist in meinem Plan nicht vorgekommen“, sagt er leise ohne auf mein Geständnis einzugehen". „Eigentlich bin ich davon ausgegangen, in Venedig keine Schlüsselträgerin zu finden.“


Marah Woolf, “Zorn der Engel (Angelussaga 2)”, S. 201 (Special Edition © 2019 Marah Woolf in Selbstpublikation)

Wenn man denkt, der Plottwist am Ende vom 1. Buch der Angelussaga wäre ganz schön heftig und unerwartet, dann wird er hier definitiv eines Besseren belehrt. Im “Zorn der Engel” bin ich am Ende einfach nicht mehr in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Ich bin total aufgewühlt - total fertig - dem Nervenzusammenbruch so nahe wie Moon selber. What the hell hat Marah sich dabei nur gedacht???


„Langsam atme ich ein und aus. In meinem Leben bin ich von fast jedem Menschen und jedem Engel, dem ich vertraut habe, verraten oder im Stich gelassen worden. Das hat heute und hier ein Ende. Wie alle Welt werde ich zukünftig nur noch an eins denken. An mich.“

Marah Woolf, “Zorn der Engel (Angelussaga 2)”, S. 423 (Special Edition © 2019 Marah Woolf in Selbstpublikation)

Es ist mir einfach unmöglich dieses Buch wie gewohnt in einer „ordentlichen“ Rezension zu besprechen, und deswegen verzichte ich hier an dieser Stelle tatsächlich auf meine üblichen Kategorien.


Fazit:

“Marah! Wie kannst du nur!” - möchte man am Ende nur noch in die Seiten schreien! Diese Geschichte hat mich zerstört und mit zerrissenem Herzen zurückgelassen!

Veröffentlicht am 17.06.2018

Das gefühlvollste Band der Saga und der würdigste Abschied

FederLeicht 7. Wie ein Funke von Glück
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Ich bin so aufgewühlt, so mitgerissen und unendlich traurig. Und es erschüttert mich, mit diesem Band endgültig Abschied von liebgewonnenen Charakteren nehmen zu müssen. Mir ist der bockige Elf und seine ...

Ich bin so aufgewühlt, so mitgerissen und unendlich traurig. Und es erschüttert mich, mit diesem Band endgültig Abschied von liebgewonnenen Charakteren nehmen zu müssen. Mir ist der bockige Elf und seine Freunde so sehr ans Herz gewachsen, dass ich lange Angst vor diesem Finale hatte, und mir fällt der Abschied noch immer so wahnsinnig schwer, vor allem weil ich Cayden jetzt schon so stark vermisse. Aber die Elfenwelt muss ja noch vor dem bösen Damian de Winter gerettet werden und Eliza und Cassians Beziehung sollte endliche eine Chance bekommen, oder? Trotzdem bin ich von diesem Buch so emotional ergriffen, dass ich lange Zeit kein anderes Buch mehr in die Hand nehmen konnte. Diese Saga begleitet mich nun schon seit 2015, und es fällt mir schwer zu glauben, dass es jetzt vorbei ist.

Coverbild
Auch dieses Cover ist von Carolin Liepins passend zur ganzen Reihe gestaltet. Ich mag ihre Gestaltung sehr. Sie sind sehr grafiklastig, was ich persönlich immer sehr viel lieber mag.

Handlung

Nachdem Eliza es misslungen ist, den Stab des Nangur aus Damians Fängen zu klauen, muss die Magische Welt sich einen anderen Plan ausdenken. Der Heilige Baum friert immer weiter ein und die Magische Welt stirbt immer mehr. Nur die Zerstörung aller drei magischen Siegel und der Niedergang von Damian kann dem Einhalt gebieten. Aber der flieht in das Verbotene Königreich und die Reise dahin, um sich das letztes Siegel zu holen und Damian zu besiegen stellt Eliza und Cassian vor ihre härteste Probe.

Buchlayout / Haptik
Dieses Buch ist mit Abstand aus dieser Saga das mit den meisten Seiten. Wie gewohnt ist es aber in recht angenehme Kapitellängen eingeteilt und jedes Kapitel wird auch hier mit einer hübschen und filigranen Ornament-Zeichnung und der Kapitelnummer eingeleitet.

Idee / Plot

Es ist nicht ganz leicht hier den Plot aufzuzeichnen, ohne zu spoilern. Und das möchte ich gerne vermeiden, denn gerade die zweite Hälfte des Buches lebt davon, die Idee dahinter als Leser erst mal nicht zu kennen.

Ich kann nur soweit sagen, dass es in jeglicher Hinsicht das große Finalband ist. Es passieren so viele Dinge, es ist absolut emotional, so ergreifend. Hier gibt es so viele Aspekte, die in diesem Band mitschwingen. Zum Beispiel, ob und wie weit man selber ein Opfer erbringen kann und muss, um das Wohl einer ganzen Bevölkerung zu retten. Und es müssen einige Opfer erbracht werden, die auch so ergreifend und erschütternd sind, dass ich es kaum in Worte fassen kann.

Emotionen / Protagonisten

Oh mein Gott, habe ich mit Eliza mitgelitten. Es hat mich total geflasht, geschüttelt und so viel habe ich wohl schon lange nicht mehr in einem Buch geweint. Eliza ist so toll! Sie ist so tough, sie kämpft, und sie wirkt so reflektiert aber auch verletzlich. Sie will eigentlich nichts mehr, als endlich in Frieden leben und die Beziehung mit Cassian irgendwie klären. Aber das Bestehen der ganzen Magischen Welt lastet auf ihren Schultern.

„Ich wischte die Schale mit dem Brei, die sie mir hinschob vom Tisch. Sie zerschellte auf dem Boden. Am Rande bekam ich mit, wie Sophie aufkeuchte. Ihr Mitleid brauchte ich nicht. Raven dachte doch auch nur darüber nach, wie ich ihrem Volk am Nützlichsten sein konnte.“

Marah Woolf, „Federleicht - Wie ein Funke von Glück (Band7)“ Pos. Pos. 4343 (eBook Testbuch © 2018 Marah Woolf)

Cassian macht in diesem Band eine tolle Entwicklung durch. Ich finde ihn so toll, und so unglaublich reif. Im Vergleich zu allen Bänden hat Cassian sich wirklich weiterentwickelt. Er hat begriffen, dass er Eliza nicht ständig bevormunden darf und ihr die nöitge Freiheit geben muss, selber Entscheidungen zu treffen. Und dann sind seine Handlungen auch plötzlich so unfassbar und lassen mich erschüttern!

»Pass auf dein Herz auf«, sagte Cassian anstelle der erwarteten Vorwürfe. »Es gehört eigentlich mir.«

Marah Woolf, „Federleicht - Wie ein Funke von Glück (Band7)“ Pos. Pos. 3389 (eBook Testbuch © 2018 Marah Woolf)

Ja es ist auch das von Marah bekannte Beziehungs-Ping-Pong. Und ja auch im 7. Band ist dies nur allgegenwärtig. Aber es hat hier ein ganz neues Niveau erreicht und mir ab der Hälfte wirklich einige Herzaussetzer beschert. Und es ist auch wirklich zum verzweifeln mit den beiden - aber warum, kann ich leider an dieser Stelle nicht verraten.

Alle Charaktere haben in diesem Buch ihren Auftritt und darf sich noch mal präsentieren. Es sind alle dabei und ich kann hier kaum alle einzeln ausführen. Aber ich kann Euch nur raten das Buch nur mit Taschentücher in greifbarer Nähe zu lesen.

Handlungsaufbau / Spannungsbogen

Die Geschichte steht unter steter Spannung. Schon am Anfang beginnt das Gefühlschaos mit Eliza und Cassian. Denn Eliza hat Cassian in seine Schranken gewiesen, und Cassian lässt ihr nun die Freiheit, die sie eingefordert hat. Doch man merkt schnell, dass beide mit dieser Situation nicht glücklich sind. Die Spannung steigert sich bis zur Mitte, bei dem ein aufregender Kampf der ganzen Magierwelt einen den Atem rauben lässt. Zum Schluß wird es noch mal so aufreibend und herzzereissend. Marah peitscht die Dramatik immer wieder in die Höhe, bis sie zum Ende noch mal einen nervenaufreibenden Höhepunkt erreicht, der einen nicht ohne Tränen zurück lässt.

Szenerie / Setting

Neben der uns bekannten menschlichen Welt bei Eliza zu Hause, der Verbotene Wald und der Heilige Baum, entführt uns Marah diesmal auch in ein ganz neues Reich, das Verbotene Königreich. Wie immer beschreibt Marah die Umgebung so knapp wie möglich und so ausführlich wie nötig, um Platz für seiner eigene Phantasie zu lassen, und trotzdem den richtigen Eindruck von der Umwelt zu bekommen.

Sprache / Schreibstil

Marahs Sprache ist wie gewohnt unheimlich flüssig, flott und einfach berauschend. Sie hält sich nicht mit ausführlichen Umschreibungen auf sondern kann einem lockerflockig in das Gefühlschaos stürzen. Schön ist vor allem ihre facettenreicher Schreibstil. Hier ist er nicht so jugendlich frech wie zum Beispiel in Götterfunke, aber dennoch so einfühlsam und direkt.

FAZIT

Eines für mich das emotionalste Buch voller Überraschungen und tränenreichen Momente. Ein Auf und Ab der Gefühle und ein für sehr schwerer Abschied von der Elfenwelt. Das absolute beste und würdigste Finalband einer Fantasy-Reihe.

Noch ein Wort zum Schluß

Eines noch möchte ich erwähnen. Ich bin ein ausgesprochener Marah Woolf Fan und darf inzwischen auch einige Werke testlesen. So hatte ich auch die Ehre bei diesem Buch vorab dabei sein zu dürfen. Natürlich kann ich hier nicht mehr so unvoreingenommen sein, denn wir Testleser waren mit Marah mitten im Geschehen und haben inzwischen eine sehr tiefe Beziehung zu den Protas aufgebaut, dass es schwer fällt dies alles rein objektiv zu betrachten.

Liebe Marah, ich danke Dir aus ganzem Herzen für diese unglaubliche Reihe, für diese Gefühlsachterbahn und für all die schönen und auch traurigen Momente, die wir mit Cassian und Eliza und all ihren Freunden erleben durften.

Veröffentlicht am 30.03.2018

Aufreibende Achterbahn der Gefühle – fulminanter aber würdiger Abschied aus der Götterwelt

GötterFunke 3. Verlasse mich nicht
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Was soll ich sagen. Ich bin verfallen. Verfallen allen griechischen Göttern, die Marahs Feder entsprungen sind. Auf dieses Buch habe ich sehnsüchtig gewartet und meine Geduld wurde belohnt. Und zwar mehr ...

Was soll ich sagen. Ich bin verfallen. Verfallen allen griechischen Göttern, die Marahs Feder entsprungen sind. Auf dieses Buch habe ich sehnsüchtig gewartet und meine Geduld wurde belohnt. Und zwar mehr als reichlich! Ihr seht, ich bin hin und weg und noch ganz in der Götterwelt gefangen. Als waschechter Marah Woolf Fan war das 3. Band der GötterFunke Trilogie natürlich Pflichtlektüre für mich und bedeutete für mich den 2. Abschied von meinen Lieblingscharakteren. Zuerst Cassian aus FederLeicht und nun Cayden. Es reißt mir gerade ein tiefes Loch in mein Leserherz. Dieses Trilogie-Finale war wieder so emotional, so aufreibend und spannend, ein fulminantes Ende einer fantastischen Reise in die griechische Mythologie.

Und glaubt mir, es ist verdammt schwer, spoilerfrei eine Rezension über dieses Trilogie-Finale zu schreiben. Aber ich will mein Bestes geben. Und ja, es ist eine doch recht voreingenommene Rezension, aber ich versuche so objektiv wie möglich meine Meinung zu dem Buch widerzuspiegeln.

Coverbild
Die leidige Cover-Frage. Es wird für Verlage immer wichtig sein, wie ein Cover ankommt – ist es ja eines der wichtigsten Außenwerbungsmerkmale eines Buches. Im Grunde habe ich mich daran gewöhnt. Anfangs war ich sehr skeptisch. Zumal das abgebildete Frauengesicht für mich einfach nicht Jess ist. Aber, eines muss man lassen, alle 3 Bücher so im Regal sehen schon toll aus! Das Perlmuttpapier des Schutzumschlages wirkt wertvoll und besonders. Die Cover der Trilogie sind auf jeden Fall ein besonderer Eyecatcher in den Buchhandlungen!

Handlung
Caydens sehnlichster Wunsch ist in Erfüllung gegangen, er ist endlich sterblich geworden. Doch Jess‘ Herz ist mal wieder gebrochen, und Cayden hat ihr Vertrauen endgültig verspielt. Aber dem nicht genug, lassen die Götter Jess nicht in Ruhe. Agrios fehlt nur noch der Ehrenstab, um die Macht im Olymp übernehmen zu können. Nur Jess ist es durch ihre Diafani-Fähigkeit möglich noch zwischen Mytikas und der menschlichen Welt zu wechseln. Aber sie kann keinem mehr trauen, es hat sich ein Verräter in Zeus engsten Kreis gemischt und plötzlich sind alle verdächtig.

Buchlayout / Haptik
Auch dieses Buch ist genauso reichlich ausgeschmückt wie seine beiden Vorgänger. Neben dem edlen Perlmuttpapier des Schutzumschlages ist auch hier in den Innenklappen ein Lageplan aufgezeichnet, diesmal von Mytikas. Jedes Kapitel ist mit einer hübschen Ranke verziert. Im Anschluss gibt es wieder ein ausführliches Glossar über die Götter und ein Stammbaum. Und natürlich nicht zu vergessen das Backrezept Heras Zitronenkuchen!

Idee / Plot
So hat sich Prometheus wohl die Erfüllung seines Wunsches nicht vorgestellt. Zum Einen wurde er aus dem Kreis der Götter verbannt da er nun ein Mensch ist – das war Bedingung des Wettstreits. Und zum Anderen wendet sich Jess mit gebrochenen Herzen von ihm ab, aus Angst noch einmal verletzt und enttäuscht zu werden, so wie ihre Mutter.

Zeus, der mächtigste Gott aller olympischen Götter, entmachtet und geflüchtet in eine amerikanische Kleinstadt. Haleluja, wer hätte das geglaubt? Kein Wunder, dass Zeus schlecht drauf ist und so schnell wie möglich seine Macht wieder erlangen möchte. Denn Gaia und Agrios möchten natürlich die Chance auf die Machtergreifung nicht verpassen. Und plötzlich tummeln sich im verschlafenen Monterey lauter göttliche Gestalten, die für die Einwohner nicht eigentümlicher sein könnten. Jess will eigentlich nichts mehr mit den Göttern zu tun haben, aber sie lassen sie nicht in Ruhe.

Besonders spannend wird der Plot auch dadurch, dass es einen Verräter gibt, und man als Leser sich in Spekulationen ergeht, die einem bis zum Schluß den Verstand rauben. Den Verstand raubt einem auch der emotionale Eiertanz zwischen Cayden und Jess. Der am Ende noch mal durch eine harte Prüfung durchgehen muss.

Emotionen / Protagonisten
Oh Gott, wie habe ich mit Jess mitgelitten! Ich finde sie so stark, so tough und so emotional! Es kostet sie enorm viel Energie sich von Cayden fern zu halten, aber der Wunsch nach Geborgenheit und sich endlich fallen lassen zu können ist so präsent! Caydens Verrat lastet schwer auf ihr und sie tut sich schwer damit, Vertrauen zu ihm aufzubauen. Doch im Grunde ihres Herzens weiß sie genau, dass sie ihn liebt. Ich finde sie einen unheimlich tollen Charakter! Aber manchmal möchte ich sie schon gerne schütteln, damit sie endlich auf ihr Herz hört.

Cayden tut mir wirklich leid. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Das menschliche Leben ist für ihn nichts wert, ohne Jess an seiner Seite. Und immer, wenn Jess etwas tut, was ihm nicht passt, ist er da. Er hat Angst um sie und er ist tierisch sauer auf sie und diejenigen, die sie in Gefahr gebracht haben. Er ist so toll und einfach nur zum dahinschmachten. Er liebt Jess, schafft es aber nicht diese „drei Worte“ zu sagen und würde alles tun, nur damit sie glücklich ist. Und wenn das bedeuten würde, dass er sie mit einem anderen gehen lassen müsste. Und er bemüht sich so wahnsinnig liebevoll, wieder ihr Vertrauen zu gewinnen.

»Du hast was?« Langsam drehte er sich zu mir um. Seine Augen konnten immer noch Funken sprühen.
Ich wackelte mit den Händen. »Alles noch dran«, erklärte ich. »Dieser Hund war wirklich kein ernst zu nehmender Gegner.«
Für ungefähr eine Sekunde dachte ich, er würde sich beruhigen, dann fiel sein Blick auf meine blutgetränkte Hose. Wenigstens wurde der Fleck nicht mehr größer. Leise fluchend drehte er sich zu Herakles um und rammte ihn ohne Vorwarnung die Faust direkt ins Gesicht.“

Marah Woolf, „Götterfunke.Verlasse mich nicht“, S. 211 (Gebundene Ausgabe © 2018 Dressler Verlag GmbH)

Auf die anderen Charktere kann ich hier an dieser Stelle nicht eingehen, das würde einfach den Rahmen dieser Rezension sprengen. Nur eines ist anzumerken, Marah hat es geschafft so viele tolle neue Personen auf der Bühne erscheinen zu lassen, und jeder hat seinen eigenen Charakter! Ich sage nur Hades, Äneas, Aphrodite,… aber lasst Euch selber überraschen!

Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Es ist ein Auf und Ab der Gefühle und der Spannung. Gleich zu Beginn bekommt man eine so heftige Gefühlsdusche, dass es einem den Boden wegzieht. Nach langsamen aufrappeln baut sich die Spannung aber immer wieder auf. Die Gefühlsachterbahn geht auf und ab, man möchte Jess schütteln, Cayden ohrfeigen, Apoll anschmachten, und endlich wissen, wer der Verräter ist. Die Frage danach und die geschickt eingeflochtenen Überlegungen und Anmerkungen dazu, treibt Marah bis zum Schluß an, und man kann das Buch nicht aus der Hand legen. Jeder aus Zeus engen Götterkreis ist bei mir schon in Verdacht gezogen worden.

Und dann natürlich das Hin und Her zwischen Jess und Cayden. Wer das schon in den ersten Bänden nicht so gut fand, wird hier auch nicht glücklich. Ich bin auf meine vollen Kosten gekommen. Zumal Marah dann auch noch einige Wendungen und Entscheidungen eingebaut hat, die dem ganzen noch mal eine enorme Würze verliehen haben. Ja, kurz hatte ich auch das Gefühl, dass dieser Eiertanz auch ein Tick zu viel war.

Emotional hat mich dieses Band enorm berührt. Vor allem das Ende hat es noch mal ganz schön in sich. Aber mehr kann ich hier nicht verraten. Ich habe nur noch Rotz und Wasser geheult.

Szenerie / Setting
Besonders gelungen finde ich die Verflechtung der menschlichen Umgebung und die griechische Mythologie. Mytikas wird von Marah so ausreichend genug beschrieben, dass man dennoch seiner eigenen Phantasie freien Lauf geben kann. Auch finde ich es toll, wie Marah die Geschichten und Sagen der einzelnen Götter geschickt einbaut, so dass man schon ein bisschen was von den Zusammenhängen versteht, das Buch aber nicht überladen wird. So bekommt man richtig Lust, sich mehr mit der griechische Mythologie zu befassen.

Auch diese sozialkritischen Spitzen haben mir sehr gut gefallen und lassen einen schon nachdenklich werden. Gaias Hass den Menschen gegenüber, die ihre Erde zerstören, kann man sogar richtig nachvollziehen. Oder, dass die Menschen und Götter sich ähnlicher sind, als man glauben möchte.

»Wir mussten in diese Büchse nichts hineintun«, erklärte Zeus weiter. »Missgunst, Hass, Neid, Eifersucht, Gier und Selbstsucht – all diese Laster gab es schon immer. Sie sind nicht nur den Menschen vorbehalten. Du findest sie ebenso unter den Titanen und Göttern. Diese Laster wird es so lange geben, bis jeder einzelne – Mensch oder Gott – bereit ist, sie in sich selbst zu bekämpfen. [..]«“

Marah Woolf, „Götterfunke.Verlasse mich nicht“, S. 217 (Gebundene Ausgabe © 2018 Dressler Verlag GmbH)

Sprache / Schreibstil
Wer Marah kennt, weiß, dass sie einen rasanten Schreibstil hat mit viel Witz und Charme. Viele kleine Spitzen, jugendlich und frech. Das macht das ganze Buch in sich so flott. Sie hat aber auch kein Problem uns direkt in das emotionale Ping-Pong zu schleudern – und ZACK sitze ich da und flenne wie ein kleines Mädchen. Es ist einfach nur berauschend. Keine Längen und keine ausgedehnten Erklärungen und genug Platz für die eigene Phantasie. Ich will kein Buch mehr von Marah missen.

Warum sollte ich mich nicht bewegen? Ich fühlte mich so wohl wie seit Langem nicht mehr. Ganz im Gegenteil und gar ausgeschlafen und entspannt. Noch einmal rekelte ich mich genüsslich.
»Ich habe gesagt, nicht bewegen.« er klang nicht im Mindesten entspannt. »Ich bin auch nur ein Mensch.«“

Marah Woolf, „Götterfunke.Verlasse mich nicht“, S. 296 (Gebundene Ausgabe © 2018 Dressler Verlag GmbH)

Veröffentlicht am 26.09.2017

Fulminante Fortsetzung mit Herzprickel- und Emotionspingpong-Garantie

GötterFunke 2. Hasse mich nicht
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Hach, was soll ich sagen? Ich bin hin und weg und von dem Ende mal richtig geplättet. Dieses Buch durfte ich in einer ganz intensiven Vorab-Leserunde mit Marah Woolf und der besten Lesegruppe der Welt ...

Hach, was soll ich sagen? Ich bin hin und weg und von dem Ende mal richtig geplättet. Dieses Buch durfte ich in einer ganz intensiven Vorab-Leserunde mit Marah Woolf und der besten Lesegruppe der Welt lesen. Es wird wahrscheinlich schwer, eine komplett unvoreingenommene Rezension zu erstellen. Aber dieses Buch war für mich ein unglaubliches Erlebnis. Man sollte allerdings unbedingt vorher das erste Band "GötterFunke. Liebe mich nicht" (nochmal) lesen. Denn schon beim Reread sind mir wieder viele Dinge aufgefallen, die mir beim 1. Lesen durchgerutscht sind. Ich möchte auch den Mädels aus der Lesegruppe danken für diesen grandiosen Austausch zwischen uns und auch mit Marah. Das war eine tolle Erfahrung und ich freue mich schon sehr auf die nächste Runde. Ich danke außerdem dem Dressler Verlag, dass er uns die Rezensionsexemplare schon vor dem Erscheinungstermin zukommen lassen hat.

Coverbild
Nein, auch dieses Cover gefällt mir nicht. Auch aus den gleichen Gesichtspunkten wie beim 1. Band. Die Schrift ist mir zu unruhig und großflächig über das gesamte Bild angeordnet. Das Mädchen ist mir zu alt und hier mit den geschlossenen Augen viel zu stark geschminkt. Ich kann sie einfach nicht mit Jess in Verbindung bringen. Dennoch ist es in der Buchhandlung bestimmt ein absoluter Hingucker. Ich denke, der Verlag hat alleine mit der kontroversen Diskussion über die Cover dieser Reihe einen klugen Marketing-Schachzug geführt!

Handlung
Jess kehrt aus dem Ferien-Camp wieder und ist nicht nur mit ihrer eigentlich besten Freundin Robyn zerstritten, sondern bleibt auch mit gebrochenen Herzen zurück. Um so schlimmer ist es, dass Cayden plötzlich in der Klasse sitzt und sie ihm ständig über den Weg läuft - obwohl sie ihn ja eigentlich vergessen will. Zu allem Unglück tauchen auch Zeus und die anderen Götter auf. Robyn macht ihr auf der Schule das Leben schwer, doch zumindest scheint es in Jess’ Familie wieder bergauf zu gehen. Doch es ist nicht einfach, wenn die Götter ständig um sie herum sind und sie immer wieder für ihre Belange benutzen wollen. Aber zum Glück hat Jess ihre guten Freunde Josh und Leah, und der neue Mitschüler Mateo scheint sehr nett zu sein und Jess von den Göttern abzulenken.

Buchlayout / Haptik
Besonders hervorheben muss ich hier auch, wie im ersten Band, die besondere Aufmachung des Buches. Auch hier besteht der Schutzumschlag aus dem haptisch edlen Perlmuttpapier. Die Schrift ist im Blindprägedruck hervorgehoben. In den Innenklappen befindet sich auch wieder ein Lageplan, diesmal von Monterey - Jess' Heimatstadt. Hinter der Leseprobe zum 3. Band wurde ein Stammbaum der Götter abgedruckt, in dem nun auch Agrios verzeichnet ist. Die Kapitel werden immer mit einer Illustration einer wunderschönen Blattranke eingeleitet und haben eine angenehme Länge. Vor jedem Kapitel darf Hermes wieder seine Aufzeichnungen wiedergeben. Alles in Allem ein Buch, dem man anmerkt, dass die Autorin und der Verlag viel Liebe ins Detail gesteckt haben.

Idee / Plot
Das 2. Band schließt direkt an das Erste an. Jess versucht die Götter und die Erlebnisse im Camp zu vergessen, doch sie hat kaum Zeit zu verschnaufen. Da im ersten Band der 1. Versuch für Prometheus gescheitert ist, möchte man natürlich wissen, wie es nun weitergeht. Dabei bangt man, welches Mädchen Athene nun wählen wird. Alleine diese Situation macht die ganze Idee sehr spannend. Zumal Agrios, Zeus’ Widersacher, immer noch die göttliche Macht an sich reißen möchte. Plötzlich geht es nicht mehr nur um die Wette, sondern für die Götter steht viel mehr auf dem Spiel. Dabei wird ganz deutlich, dass die Götter ziemlich egoistisch sind und für sie ein Menschenleben nicht so viel zählt. Jess wird unweigerlich als Diafani in diesen Komplott gegen ihren Willen eingespannt. Es gefällt mir extrem gut, dass Marah Woolf nicht nur einfach den 2. Versuch der Wette beschreibt, sondern die Geschichte viel weiter treibt und viele interessante Aspekte mit einbringt, die man zunächst nicht erwartet hat.

Emotionen / Protagonisten
Das schlimme ist ja, dass man als Leser weiß, was die Götter für ein Spiel mit Jess treiben (zumindest die Wette), und was Jess für Gefühle hat. Und es gibt einige Stellen, an denen ich Jess und Cayden mal wieder kräftig geschüttelt hätte.

Zurück in ihre Familie mit der Alkoholikerin als Mutter und ihrer jüngeren Schwester Phoebe, muss Jess wieder die Verantwortung übernehmen. Ihr Herz hat sie an Cayden verloren, zwingt sich aber ihm nicht hinzugeben, da sie ihre Eltern als Vorbild hat: eine Mutter, die bei jeder Enttäuschung sofort wieder das Saufen anfängt. Ich finde sie oft sehr tough und berührend, wie sie mit sich und ihren Gefühlen zu ihrer Mutter, Cayden und all den anderen kämpft, und Angst davor hat, doch wieder nur enttäuscht zu werden.

Cayden ist mir am Anfang zu „brav“. Kaum wollte ich meckern, dass mir da zu wenig Emotions-Ping-Pong bei ihm vorkommt - so wie ich ihn aus dem 1. Band kennengelernt habe - treibt Marah Cayden wieder stark an. Und plötzlich beginnt der extreme Zwiespalt zwischen seiner Wette, seinem Gelöbnis Zeus gegenüber und seinen Gefühlen zu Jess. Und wieder beginnt das Auf und Ab zwischen Cayden und Jess, ... oh meine Güte, prickelnder und emotionaler, dass es einem unter die Haut geht! Aaaaarrgghhhhh!!!

Der neue Schüler Mateo scheint ein netter und normaler Typ zu sein und er bemüht sich um Jess und gibt ihr sowas wie ein bisschen Normalität in ihr Leben. Ich finde ihn gut dargestellt und er gibt Cayden gegenüber noch mal einen starken Kontrast.

Zu erwähnen sind natürlich auch Athene, Apoll, Leah und Josh. Leider kommt mir Apoll zu wenig vor. Die Gott-Geschwister tauchen mehr in Hermes Aufzeichnungen auf und treten allgemein mehr in den Hintergrund. Die Schlange Robyn hätte ich mehrfach ungespitzt in den Boden rammen können. Leah finde ich großartig, und freue mich auch, dass sie immer noch für Jess als Freundin da sein kann. Hach und Kalchas ist auch wieder mit von der Partie, darüber habe ich mich sehr gefreut.

Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Eine Geschichte voller spannender Momente und Wendungen. Marah Woolf fällt gleich mit der Tür ins Haus und schon im 1. Kapitel geht es weiter mit den Göttern und der Wette. Die Handlung wird sofort vorangetrieben und die Spannung baut sich immer weiter auf. Es gibt sehr bewegende Momente, die mich stark berührt haben. Bis die Geschichte in einem so fulminanten Showdown mündet, in dem alles geballt passiert, so dass man mit dem Lesen gar nicht mehr hinterherkommt! Das Buch klebt an den Händen und man möchte das letzte Kapitel immer nur noch mal und noch mal lesen. Mein Herz ist stehen geblieben!

Szenerie / Setting
Die kleine Stadt an der Küste kann ich mir wunderbar vorstellen. Marah beschreibt die Umgebung mit dem Nötigsten, holt aber nicht zu weit aus. Trotzdem ist mir alles präsent und gut vorstellbar. Und auch wenn es das typische Highschool-Setting ist - welches wir in diesem Genre nur allzuoft begegnen - finde ich, dass Marah Woolf hier eine sehr gute ausgewogene Geschichte erzählt und uns dabei mit langatmigen Schulalltag verschont hat.

Sprache / Schreibstil
Marah wie man sie kennt und liebt. Kurz, knackig, ohne große Kapriolen, sondern oft direkt auf den Punkt. Jugendlich frisch, mit einigen flotten Sprüchen und sehr netten Dialogen. Manchmal wirken mir die Sätze doch etwas zu kurz, aber das tut der Geschichte insgesamt keinen Abbruch. Das Buch ist ein absoluter pageturner.

„» Ich wüsste nicht, was dich das angeht«, erwiderte ich und stocherte nach dem Türschloss.
»Natürlich tut es das.« Er packte meine Hand und entriss mir den Schlüssel.
»Na gut.« Ich lehnte mich an die Hauswand. »Wir haben uns am Strand im Sand gewälzt und danach war ich ziemlich schmutzig.«
Die Tür sprang krachend auf.

S. 124 Marah Woolf „GötterFunke. Hasse mich nicht“ (Band 2) (Gebundene Ausgabe, © 2017 Dressler Verlag GmbH)


FAZIT
Voreingenommenes ein fulminantes Highlight in 2017 für mich, unvoreingenommen eine grandiose Fortsetzung des ersten Bandes. Marah hat es mal wieder verstanden aus dem Plot viel mehr rauszuholen, mir einige Herzaussetzer zu verpassen und mich in das Gefühlspingpong ihrer Protagonisten hinein zu ziehen. Auch wie beim ersten Band, muss man Marahs Stil und diesen Eiertanz mögen, dann wird man mehr als nur überrascht! Mädels, zieht euch warm an!

Die Fortsetzung legt noch mal eine enorme Schippe drauf und zieht einen weiter in die Gefühlswelt von Jess und Cayden. Absolut lohnenswert und ein Pageturner, wie man sich ihn wünscht von Marah Woolf.