Profilbild von nirak03

nirak03

Lesejury Star
offline

nirak03 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit nirak03 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.12.2016

Eine starke Frau, in einer von Männern beherrschten Welt

Die Frauenburg
0

Loretta wächst als unbedarftes Mädchen auf der Burg Blieskastel auf. Sie hat sich dem Willen des Vaters zu fügen. Dieser, hoch verschuldet, verheiratet die Tochter mit dem Erben von Starkenburg-Sponheim. ...

Loretta wächst als unbedarftes Mädchen auf der Burg Blieskastel auf. Sie hat sich dem Willen des Vaters zu fügen. Dieser, hoch verschuldet, verheiratet die Tochter mit dem Erben von Starkenburg-Sponheim. Loretta fügt sich unglücklich in ihr Schicksal. Ihr zukünftiger Gemahl ist keine Schönheit und schnell wird Loretta klar, ihre Ehe wird nicht glücklich werden. Trotz Schwierigkeiten bekommt sie drei Kinder von ihrem Gemahl, dann stirbt dieser früh und Loretta übernimmt die Aufgabe, das Erbe für ihren ältesten Sohn Johann zu sichern. Als Regentin im 14. Jahrhundert hatte sie es nicht leicht. Eine Frau, die es den Männern gleichtun wollte, das konnte unmöglich funktionieren. Aber Loretta beweist es allen. Zudem steht ihr der Kurfürst Balduin von Trier zu Seite. Loretta und er stehen sich näher als es nach außen scheint. Auch für die junge Frau scheint es so etwas wie Liebe zu geben. Doch dann schmiedet sie ungeheure Pläne, eine Burg will sie bauen und damit die Ländereien sichern. Kann das funktionieren?

Marita Spang erzählt hier die Lebensgeschichte der Gräfin Loretta von Starkenburg-Sponheim. Diese Frau ist historisch belegt und gilt als eine der wenigen Frauen im ausgehenden Mittelalter die ihre Ländereien selbst regierten. Loretta tat dies, bis zu dem Tag, an dem ihr Sohn mündig wurde. Erst dann übergab sie die Grafschaft in seine Hände. Ihr größter Sieg war wohl, der Bau einer eigenen Burg. Die Frauenburg. War es schon ungewöhnlich als Frau zu regieren, so war der Bau einer eigenen Burg wohl noch ungewöhnlicher. Die Autorin hat es geschafft, hier ein nachvollziehbares Bild dieser Frau zu zeichnen. Loretta wirkt so lebendig und echt. Es macht einfach Spaß hier zu lesen.

Gekonnt hat Spang historische Details mit einer fiktiven Geschichte verwoben, sodass ein glaubwürdiges Gesamtbild entstanden ist. Ihr Erzählstil ist dabei der Zeit durchaus angepasst. Natürlich gut lesbar für die Leserschaft von heute, aber immer wieder mit Floskeln der Zeit verwoben, die für einen authentischen Text sorgen.

Das Leben von Loretta war wohl kein einfaches und jeder hätte ihr bestimmt ein bisschen Glück gewünscht. So hat die Autorin ihr hier eine Liebschaft gestattet. Ob es die tatsächlich auch gegeben hat, sei dahin gestellt, schön zu lesen war sie in jedem Fall. Diese Liebesgeschichte fügt sich zudem wunderbar in die gesamte Geschichte ein.

Ein ausführliches Nachwort beschließt die Frauenburg. Hier werden Fiktion und Wahrheit getrennt und ein paar interessante Details schließen sich an. Auch zwei Karten sind vorhanden, sodass sich der Leser einen schönen Überblick verschaffen kann. Ein Personenregister zu Beginn sorgt dafür, dass auch bei den Protagonisten die Übersicht nicht abhandenkommt. Ich mag solche Details sehr gern in historischen Romanen.

„Die Frauenburg“ ist ein toller, unterhaltsamer Roman über eine starke Frau im 14. Jahrhundert. Sie ist lebendig und echt, gefühlvoll und dramatisch. Kurzum, ein rundherum gelungener historischer Roman, der mir sehr gut gefallen hat. Gerne mehr davon!!!

Veröffentlicht am 10.11.2016

Tolle Geschichte, berührend erzählt

Als der Himmel zerriss
0

Irland steht vor der großen Hungersnot, als Emily hier auf eine neue Heimat hofft. Sie hat ein großes Anwesen geerbt und will es gemeinsam mit ihrem Vater bewirtschaften. Ihnen zur Seite steht der Verwalter ...

Irland steht vor der großen Hungersnot, als Emily hier auf eine neue Heimat hofft. Sie hat ein großes Anwesen geerbt und will es gemeinsam mit ihrem Vater bewirtschaften. Ihnen zur Seite steht der Verwalter Ronald aus England, aber dieser hat so seine eigenen Pläne. Auch die Pächter sind nicht unbedingt gut, auf die neuen Herren zu sprechen. Es kommt zur Katastrophe und Emily sieht sich gezwungen, Irland wieder zu verlassen. Nun hofft sie auf einen Neuanfang in Australien, aber die Gedanken und auch ihr Herz sind in Irland geblieben.

„Als der Himmel zerriss“ ist eine Liebesgeschichte, die mit sehr viel Gefühl erzählt wird. Aber nicht nur die Liebe zwischen Mann und Frau ist hier Bestandteil, sondern auch die Liebe zu einem Land. Irland. Gerade in der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte es dieses Land besonders schwer. Die große Hungersnot, die über mehrere Jahre anhielt, hat weite Teile der Bevölkerung dezimiert. Rapp hat dieses Schicksal der Menschen gut in eine fiktive Handlung gebettet. Das Entsetzten ist deutlich spürbar, aber auch dass die Menschen die Hoffnung auf ein besseres Leben nie aufgegeben haben. Gerade am Schicksal von Emily wird dies deutlich. Auch wenn sie ein Mädchen ist, welches ja eigentlich aus einem besser betuchten Haushalt stammt, erfährt sie doch was es bedeutet alles zu verlieren. Am eigenen Leib lernt sie Armut und Elend kennen. Darüber hinaus verliebt sie sich in einen Mann, der sogar nicht zu ihr zu passen scheint. Sie müssen beide erst lernen, ihr Schicksal anzunehmen und ihr Leben gemeinsam zu meistern. Der Autorin ist es wunderbar gelungen von dem Leben der jungen Frau und den Menschen, die ihren Weg kreuzten, zu erzählen.
Den christlichen Glauben hat Frau Rapp geschickt mit einfließen lassen. Sie erzählt davon, wie groß der Hass zwischen den Katholiken und Protestanten war und außerdem davon, dass es noch andere Glaubensrichtungen gab. Es macht traurig zu lesen, wie sich die Menschen das Leben unnötig schwer gemacht haben, nur weil jeder den Glauben an Gott anders ausgelegt und ausgelebt hat.

Der erste Teil der Geschichte spielt in Irland in den Jahren ab 1845. Der Leser lernt die Menschen kennen, ihre Sorgen und Ängste. Versucht zu verstehen, was sie antreibt. Es macht traurig und betroffen zu lesen, wie die Reichen und Mächtigen mit ihren Pächtern umgegangen sind. Für Emiliy ist es ein Schock zu erleben, dass sie ja genau dieser Schicht angehört. Sie versucht dagegen anzugehen. Mir hat gut gefallen, wie Emily sich ihrem Schicksal stellt und den Kampf aufnimmt.

Im zweiten Teil lebt die Protagonistin dann in Australien, überwiegend in Van-Diemens-Land. Hier lebt sie so ein ganz anderes Leben und wächst an ihrem Schicksal. Mir hat gut gefallen, wie Emily ihr Leben lebt und mit ihren Aufgaben wächst. Sie ist sich dabei stets treu geblieben und hat ihren Glauben nicht verloren.

„Als der Himmel zerriss“ ist eine ergreifende Lebens- und Liebesgeschichte. Sie erzählt von der Liebe zu Irland, von dem Glauben an Gott und der Hoffnung der Menschen. Davon niemals aufzugeben, denn jeder hat eine zweite Chance verdient, sie zu sehen und zu ergreifen ist eine andere Sache. Mir hat dieses Buch viel Freude bereitet, ich war gern mit Emily unterwegs. Habe mit ihr gelitten und geliebt, gehofft und gebangt. Tolle Geschichte!

Veröffentlicht am 04.11.2016

Wieder spannende Unterhaltung

Kalte Havel
0

Toni Sanftleben ermittelt wieder. Doch diesmal ist der Fall sehr brisant. Ein junger Mann wird erschossen an der Havel aufgefunden und sein bester Freund ist spurlos verschwunden. Dieser Freund ist der ...

Toni Sanftleben ermittelt wieder. Doch diesmal ist der Fall sehr brisant. Ein junger Mann wird erschossen an der Havel aufgefunden und sein bester Freund ist spurlos verschwunden. Dieser Freund ist der Sohn der Staatsanwältin Caren Winter und Toni ist mit ihr befreundet. Die Uhr tickt gegen sie. Wo ist der Junge? Lebt er noch? Und vor allem wer hat den zweiten Jungen erschossen und warum? Die Ermittlungen führen den Hauptkommissar an etwas ungewöhnliche Schauplätze, unter anderem zu den Beelitzer Heilstätten. Diese Ruinen scheinen aber gar nicht leer zu sein. Was ist hier nur los?

Dies ist der zweite Fall für Hauptkommissar Toni Sanftleben. Einmal mehr zeigt er, wie strukturiert er ermitteln kann oder vielleicht auch eben nicht. Bei Toni kommt eben auch immer seine menschliche Seite zum Tragen. Gerade die Bekanntschaft mit Caren Winter macht die Geschichte etwas heikel, aber Toni wäre nicht Toni, würde er es nicht doch schaffen, den Fall zu lösen.

Tim Pieper hat die Spuren gut gelegt und versteckt, es dauert schon eine Weile, bis der Leser dahinter kommt, wer hier getötet hat und warum. Die Zusammenhänge sind gut verschleiert worden. Erst so nach und nach klären sie sich. Es macht einfach Spaß hier zu lesen und zu ermitteln.

Auch wenn dies der zweite Fall ist, kann man ihn auch einzeln lesen. Die eigentliche Tat und ihre Hintergründe werden aufgedeckt. Das Privatleben von Sanftleben, steht diesmal auch nicht zu sehr im Vordergrund. Natürlich erfährt der Leser auch, wie es in dem Leben von Toni privat weitergeht. Ein bisschen was von seiner Familie wird preisgegeben, denn auch hier entwickeln die Dinge sich ja weiter. Aber eben mehr so nebenbei. Sicherlich versteht man den Hauptkommissar besser, kennt der Leser seine Vorgeschichte, aber kleine Rückblenden sorgen auch hier für genügend Wissen, um klarzukommen.

Mir hat auch dieser zweite Fall mit Toni Sanftleben gut gefallen, vielleicht sogar noch eine Spur besser wie der Vorgänger „Dunkle Havel“. „Kalte Havel“ ist spannend zu lesen, lebt von seinen Protagonisten und führt den Leser zudem an ungewöhnliche Schauplätze.

Veröffentlicht am 29.10.2016

Judah Ben Hur, eine Geschichte die auch heute noch bewegt

Ben Hur
0

Eine Inhaltsangabe mach ich hier nicht, die Geschichte von Ben Hur dürfte wohl bestens bekannt sein. Allerdings ist das vorliegende Buch nicht von dem Originalverfasser Lew Wallace, sondern von seiner ...

Eine Inhaltsangabe mach ich hier nicht, die Geschichte von Ben Hur dürfte wohl bestens bekannt sein. Allerdings ist das vorliegende Buch nicht von dem Originalverfasser Lew Wallace, sondern von seiner Ur-Ur-Enkelin Carol Wallace neu bearbeitet worden. Wallace hat versucht, die Geschichte nach heutigen Maßstäben zu schreiben und somit heutigen Lesern schmackhaft zu machen. Ich finde, das ist ihr großartig gelungen. Ich habe diese Version von Ben Hur regelrecht verschlungen. Viel in der Geschichte entdecken können und das Handeln der Protagonisten auch endlich mal richtig nachvollziehen können. Leider fehlt mir der Vergleich zum Original von Lew Wallace. Ich kenne, wie vermutlich die meisten, auch nur die Filme von Ben Hur. Ich finde aber, der Autorin ist es wunderbar gelungen, hier ihre Geschichte von Ben Hur zu erzählen. Sie hat Judah Ben Hur, Esther und Messala zum Leben erweckt. Ihnen ein Gesicht gegeben und entführt die Leser gut 2000 Jahre zurück.

Der Leser kann förmlich eintauchen in die Zeit um die Geburt Christi. Er ist mit dabei, als das Jesuskind geboren wird, geht dann seinen weiteren Weg mit Judah und begleitet ihn bis zur Kreuzigung. Bleibt darüber hinaus noch ein wenig bei der Familie von Judah Ben Hur und kann in Gedanken den Weg weiter beschreiten.

Auch die christliche Sichtweise ist hier wunderbar herausgearbeitet und fügt sich in den Handlungsverlauf klasse ein. Wirkt dabei nicht überzogen oder aufdringlich. Es passt einfach.

Bei den Beschreibungen der großen Ereignisse des Romans hat man förmlich das Gefühl dabei zu sein. Egal ob jetzt die Seeschlacht oder dann dieses tolle Wagenrennen. Hier kann man die Tiere und die Menschen förmlich spüren. Hört sie rufen und die Fahrer antreiben. Spürt das trommeln der Hufe der Pferde. Man wird regelrecht mitgerissen vom Geschehen.

Kurzum diese Neuauflage ist eine gelungene Auflage. Und führt somit wohl den Siegeszug dieses großartigen Romans weiter. In einem umfangreichen Nachwort erfährt der Leser noch einige Details, zum Autor selbst und zu der Entstehungsgeschichte von Ben Hur und seinem Siegeszug. Es ist ein interessantes Nachwort.
Mir hat die Geschichte von Judah Ben Hur und seiner Familie gut gefallen, sie kann mit jedem Film mithalten. Unbedingt lesen!!!

Veröffentlicht am 16.10.2016

Ostfriesland-Krimi mit Humor

Weil sie böse sind. Ostfrieslandkrimi
0

Im ostfriesischen Norddeich lebt der Shantysänger Johnny Hansen und Jeanette Maros soll mit ihm ein Interview machen. Doch daraus wird nichts, der Sänger liegt nämlich Tod in seinem Pool. Auch wurde am ...

Im ostfriesischen Norddeich lebt der Shantysänger Johnny Hansen und Jeanette Maros soll mit ihm ein Interview machen. Doch daraus wird nichts, der Sänger liegt nämlich Tod in seinem Pool. Auch wurde am Strand eine weitere Leiche gefunden. Was ist hier nur los? fragt sich Daniel Beekmann. Die Neugier der Journalistin ist ebenfalls geweckt. Sie hatte sich eigentlich drauf gefreut, ihre Arbeit mit dem Privaten zu verbinden. Ihre Freunde Paulina und Daniel wollte sie schon seit langem mal wieder besuchen, aber nicht unbedingt so. Zu allem Überfluss taucht dann auch noch Tante Betty auf und es dauert nicht lange, da steckt die alte Dame auch schon in Schwierigkeiten.

„Weil sie böse sind“ ist bereits der dritte Ostfriesland-Krimi mit der Journalistin Jeanette Maros und ihrer Tante Betty, allerdings kann man die Fälle sehr gut einzeln lesen. Vorkenntnisse sind hier nicht von Nöten. Ich habe die Vorgänger nicht gelesen und fühlte mich trotzdem wunderbar unterhalten. Die Autorin schafft es, mit ihrem lockern, humorvollen Erzählstil den Leser zu begeistern.

Zunächst wird ein bisschen aus dem Leben von Jeanette erzählt, ein bisschen wird Norddeich vorgestellt. Man lernt einige Bewohner kennen und hat einfach nicht das Gefühl einen Krimi zu lesen, wären da nicht die Leichen, die hin wieder einfach so auftauchen. Sicherlich wird der versierte Krimileser schnell einen Verdacht haben, wer hier mordet, aber ob der auch stimmt? Die Autorin hat ihre Spuren jedenfalls gut gelegt und die Spannung steigt von Seite zu Seite. Zumal nicht nur dieser Mord die Menschen in Atem hält, auch die Bewohner des kleinen Städtchens an der Nordsee haben da noch so ein paar Probleme, die geklärt werden wollen.

Die immer wieder eingestreuten Redewendungen im Plattdeutschen sorgen dann auch schnell für das richtige Nordseegefühl. Zudem ist die Journalistin Jeanette ein sympathischer Charakter, es macht Spaß mit ihr auf die Jagd nach dem Mörder zu gehen. Auch die Bewohner des kleinen Norddeichs werden gut dargestellt und fließen geschickt in die Geschichte mit ein. Sie sorgen für die richtige Stimmung und erzählen aus dem Leben an der Küste.

„Weil sie böse sind“ ist gut aufgebaut, mit ordentlich Humor gewürzt und spannend sowie unterhaltsam zu lesen. Ich hatte einiges an Lesevergnügen und würde jederzeit wieder zu solch einem Ostfriesland-Krimi dieser Autorin greifen.