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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.06.2019

Ein spannender, historischer Liebesgeschichtenkrimi

Das bretonische Mädchen
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Ein guter historischer Roman beinhaltet eine Liebesgeschichte und historische Hintergründe. Beides finden wir hier in „Das bretonische Mädchen“ von Birgit Constant, sogar noch mehr, da das Buch neben dem ...

Ein guter historischer Roman beinhaltet eine Liebesgeschichte und historische Hintergründe. Beides finden wir hier in „Das bretonische Mädchen“ von Birgit Constant, sogar noch mehr, da das Buch neben dem Strang der Liebesgeschichte auch einen Strang Krimi beinhaltet. Gekonnt werden historische Elemente mit Romantik und Mord vereinbart.

Roger leidet darunter, dass sein Vater ihm die gebührende Anerkennung verweigert. Ständig steht er im Schatten seines älteren Bruders William. Sogar als dieser durch einen tragischen Unfall ums Leben kommt, und eigentlich Roger in der Erbfolge an der Reihe ist, demütigt ihn sein Vater weiter.

Als er Gwennaol, dem bretonischen Mädchen begegnet, findet er Hoffnung auf Anerkennung und Liebe. Doch stattdessen beginnen sich in Wilburgfos, dem Lehnen seines Vaters, die Dinge zu überschlagen. Menschen sterben, werden ermordet. Wer steckt dahinter? Geht es um Rogers Erbfolge, die ihm jemand missgönnt? Sind größere Mächte hier im Spiel? Hat das Auftauchen von Gwennaol etwas damit zu tun? Wem kann Roger noch vertrauen?

Wie bei jedem historischen Roman muss sich der Leser zu Beginn mit den Figuren vertraut machen. Hier hilft das Personenverzeichnis am Ende des Buches. Gerade auf den ersten Seiten scheinen die vielen Figuren den Leser zu überforden. Doch nach einigen Seiten wird diese Fülle an Haupt- und Nebenprotagonisten überschaubar. Grundsätzlich liest sich der Roman leicht und flüssig, unterbrochen von fremdsprachigen Ausdrücken oder Sätzen, die ebenfalls am Ende übersetzt werden.

Von den komplizierten historischen Hintergründen der damaligen Zeit erfährt der Leser das Wichtigste, etwas vereinfacht dargestellt und nur mit den nötigsten Jahreszahlen versehen. Mir gefällt diese Herangehensweise sehr, da ich mich nicht im Geschichtsunterricht wiederfinden möchte, aber trotzdem neues auf interessante Weise erfahre.

Die damalige Zeit war nicht nur in der gut beschriebenen Lebensweise und Struktur der Bevölkerungsschichten, sondern auch in der Rechtssprechung eine völlig andere Welt als heute. Hier darf der Leser an manchen, wenigen Stellen nicht zart besaitet sein, doch diese Stellen halten sich sehr in Grenzen.

Am Ende werden die Stränge anschaulich und nachvollziehbar zusammengeführt. Zu dem einen oder anderen Protagonisten hätte ich mir persönlich noch ein oder zwei Worte gewünscht, dies stört aber nicht wirklich.

Ein wirklich empfehlenswerter „historischer Liebesgeschichtenkrimi“.

Veröffentlicht am 30.05.2019

Resümee der Weltsituation

Aufwachen!
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„Aufwachen!“ so scheint uns nicht nur der Autor Friedrich Orter entgegenzurufen.

Das eher kleine, handliche Büchlein im Umfang von 108 Seiten ist eine gute Zusammenfassung der Kriegsschauplätze mit Stand ...

„Aufwachen!“ so scheint uns nicht nur der Autor Friedrich Orter entgegenzurufen.

Das eher kleine, handliche Büchlein im Umfang von 108 Seiten ist eine gute Zusammenfassung der Kriegsschauplätze mit Stand 2016. Der Autor listet diese nicht etwa auf, er bringt sie in Zusammenhang, erläutert seine Gedanken dazu.

Der Schreibstil ist flüssig und der Leser kann den Ausführungen sehr gut folgen. Einzig eine Lösung des oder der Probleme finden wir auch hier nicht. Trotzdem ist es interessant einmal so direkt vor Augen geführt zu bekommen, wo wir eigentlich stehen. „Aufwachen!“ einen besseren Titel könnte dieses Büchlein nicht tragen. Hoffen wir, dass wenigstens ein paar Leser, oder noch besser Politiker, aufwachen.

Veröffentlicht am 13.05.2019

Lektüre zum Träumen, ohne Anspruch auf Tiefe

Die Kirschen der Madame Richard
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Miriam entschließt sich völlig spontan während eines Urlaubs in Frankreich zu einem Hauskauf. Sie wird Besitzerin nicht nur eines alten Hauses, sondern auch eines großen, verwilderten Gartens mit über ...

Miriam entschließt sich völlig spontan während eines Urlaubs in Frankreich zu einem Hauskauf. Sie wird Besitzerin nicht nur eines alten Hauses, sondern auch eines großen, verwilderten Gartens mit über 50 Kirschbäumen. Von der Ernte dieser Kirschen will sie leben. Miriam ist einerseits eine sehr eigenständige, beinahe 50jährige Frau, andererseits in manchen Dingen eher unentschlossen. Alles was ihr Gefühlsleben betrifft versucht sie zu schützen. Sich nicht neuerlich verletzen zu lassen. Wird sie durch ihre Vorsicht die Liebe verpassen, wenn sie an die Türe klopft? Wie sieht das mit der vielen harten Arbeit im Kirschgarten aus? Schafft sie das alles allein? Bekommt sie Hilfe? Wie stehen die Einheimischen zu dieser verrückten Deutschen, die sich so einfach ohne Vorkenntnisse einen Kirschgarten kauft? Fragen, die im Laufe des Buches eine Antwort bekommen werden.

Ein paar Dorfbewohner kann Miriam von Beginn an für sich gewinnen. Da ist die flippige Paula in der Bäckerei, der Hotelbesitzer, der sich gleichzeitig als Bürgermeister herausstellt, Micheline, die Nachbarin oberhalb von Miriam und ihr Nachbar von gegenüber, der gutaussehende Philippe.

Wie Miriam sehr bald entdeckt, wissen in dem kleinen Dorf alle über alles Bescheid. Je länger sie dort lebt, desto mehr werden ihr Verknüpfungen zugetragen. Jeder Bewohner hat eine Verbindung zu einem anderen, der wieder zum nächsten usw. Die Netzwerkstruktur ist gewachsen und fest. Wird Miriam als Fremde hier einen Platz finden?

„Die Kirschen der Madame Richard“ von Tania Schlie ist ein sommerlicher Roman, der sehr gut gelungene Landschaftsbeschreibungen beinhaltet. Auch Stimmung und Flair der Orte, der Fester, der Situationen lassen den Leser ins Geschehen eintauchen. Er liest sich flüssig und leicht, wie eine Sommerbrise. Die einzelnen Kapitel tragen Überschriften, manchmal findet man vor einem neuen Kapitel auch einen Auszug aus dem Kirschtagebuch des Vorbesitzers von Miriams Haus. Nett gemacht, wenn für mich auch etwas überflüssig.

Wer hier Tiefgang oder anspruchsvolle Botschaft erwartet, wird wahrscheinlich etwas enttäuscht sein. Doch für den abendlichen Ausklang, zum Abschalten, oder einfach Genießen und Eintauchen eine mehr als passende Lektüre.

Veröffentlicht am 19.04.2019

Reise durch 13 Länder bis zu sich selbst

Weltnah
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Aus einer unbedeutenden Idee geboren, entwickelt sich die Reise von Jakob Horvat zu einer 402 Tage dauernden Reise durch 13 Länder. In seinem Buch „Weltnah“ schildert er seine wichtigsten Stationen und ...

Aus einer unbedeutenden Idee geboren, entwickelt sich die Reise von Jakob Horvat zu einer 402 Tage dauernden Reise durch 13 Länder. In seinem Buch „Weltnah“ schildert er seine wichtigsten Stationen und gibt mitunter sehr persönliche Einblicke.

Wer hier aber einen Reisebericht mit detaillierter Routen- und Landschaftsbeschreibung erwartet, wird enttäuscht werden. Im Vordergrund steht die Reise zu sich selbst. Wird die Reise fruchtbar sein?

Jakob Horvat versucht sich für Neues zu öffnen, sein ICH kennenzulernen, sich immer wieder seinen Ängsten zu stellen und in unbekannte Situationen zu gehen. Manche Erfahrungen sind in meinen Augen grenzwertig, andere werden aus Naivität oder Unvorsichtigkeit beinahe lebensgefährlich.

Doch langsam und stetig bewegt sich der Autor vorwärts. Nicht nur mental, sondern auch reisetechnisch. Wählt er schon mal das Flugzeug, so bewegt er sich immer wieder auch per Anhalter, Bus oder Boot fort. Abschnittweise wird Jakob Horvat von Freunden auf seiner Reise begleitet.

Das Cover zeigt mehrere Eindrücke der Reise. Der feste, raue Einband liegt gut in den Händen und wirkt sehr edel. Mittig finden wir viele Farbfotos mit Erklärungen. Die gesamte Route wird mittels einer Karte zu Beginn und am Ende dargestellt.

Gut gefallen hat mir, dass zu Beginn jedes Kapitels der Reiseabschnitt auf einer Karte dargestellt wird. Als Abschluss der Kapitel gibt es eine Seite mit Ratschlägen, wie der Leser ebenfalls erste Schritte zu sich unternehmen kann, ohne sich auf eine lange Reisen begeben zu müssen. Dazwischen finden wir auch QR-Codes, die Videos der Reise zeigen – sofern man eine App zum Öffnen hat. Durch das gesamte Buch ziehen sich immer wieder Zitate, Ratschläge und Weisheiten die der Autor auf den Weg mitbekommen hat. Oftmals sind sie leider nicht übersetzt worden.

Löst man sich von der Erwartung einen Reisebericht vor sich zu haben, ist dieses Buch wirklich empfehlenswert und interessant. Die wenigsten Leser werden je selbst so eine Reise durch die Welt unternehmen.

Veröffentlicht am 01.04.2019

Von der siechenden Alten zur lebensfrohen Reisenden

Der Weg ist das Glück
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„Der Weg ist das Glück“ ist nicht nur der Titel dieses Buches, sondern könnte auch als Kernaussage der Geschichte stehen.

Seit dem Tod ihres Ehemannes lebt Evie Gallagher in einem Seniorenheim. Doch ...

„Der Weg ist das Glück“ ist nicht nur der Titel dieses Buches, sondern könnte auch als Kernaussage der Geschichte stehen.

Seit dem Tod ihres Ehemannes lebt Evie Gallagher in einem Seniorenheim. Doch glücklich ist sie hier nicht. Mit ihren 75 Jahren fühlt sie wie das Heim ihr täglich mehr Leben aussaugt. Einem plötzlichen Entschluss folgend, will sie sich einen Ausflug gönnen und verschwindet heimlich nach Dublin. Doch ihre Reise geht weiter. Sie kommt nach Frankreich, kauft sich ein Wohnmobil, zieht durch das Land und verliebt sich neu.

Zeitgleich wird die Geschichte ihres Sohnes Brendan erzählt. Er will seine Mutter suchen um sie nach Hause zurückzubringen. Während er mit seiner Frau auf den Spuren von Evie durch Frankreich reist, werden auch seine Ehe- und sonstigen Probleme beleuchtet.

Findet Evie ein neues Glück in Frankreich? Kann Brendan seine Mutter zurückbringen, seine Probleme lösen, oder selbst einen neuen Weg finden?

Evie ist mir schnell ans Herz gewachsen. Ihren Charakter finde ich nachvollziehbar. Bei Evie kann ich eine Entwicklung feststellen, wogegen mir Brendan bis zur letzten Seite eher Bauchschmerzen bereitete. Er ist der Typ Mann, der sich nicht von seiner Mutter gelöst hat und sogar einen massiven Ehestress in Kauf nimmt, weil er seine Mutter so überdimensional über seine Frau stellt. Seine Entwicklung ist eher bescheiden, ihm spielen eher die Umstände glücklich in die Hand.

Der Schreibstil ist wunderbar flüssig zu lesen. Wenn von der Reise durch Frankreich so bildhaft erzählt wird, entwickelt sich rasch eine Sehnsucht nach Ferne, Urlaub, Abenteuer. Aber am Stärksten war die Entwicklung der siechenden Alten im Heim zu der lebensfrohen Reisenden, die ihr Glück gefunden zu haben scheint. Weniger von Brendan, mehr von Evie und für mich wäre der Roman perfekt gewesen. Aber das ist eben auch nur eine persönliche Einstellung zu diesem Typ Mann.

Mein Fazit ist, dass ich schöne, kurzweilige Stunden hatte. Interessant ist dieses Buch für jene Leser, die einen Charakter mit Entwicklung und Tiefe vor eine Geschichte mit einem einzigen, geradlinigen Handlungsstrang stellen.